Der Glaube an Vampire findet sich in fast allen Kulturen der Erde, jedoch nur in jenen, die Bestattungen in Erde vornehmen und nicht wie z.B. in Skandinavien, wo es ausschließlich nur Feuerbestattungen gibt. Unterschieden werden in dem verschiedenen Glauben nur die Formen des Wiedergängers, die in einem späteren Teil noch erläutert werden sollen. Das Gemeinsame scheint einerseits eine große Faszination bezüglich der Kraftübertragung durch Zerstörung und andererseits die Furcht zu sein, die vor einem eventuellen Angriff eines Vampirs vorherrscht. Die Figur des Wiedergängers erscheint somit zwiespältig. Dem Reiz auf der einen Seite, stehen die Abneigung und der Respekt auf der anderen Seite gegenüber. Diese Ambivalenz scheint ein großes Interesse, welches zeitlos zutage tritt, auszumachen.
Der unterschiedlichen Darstellung des Vampirs tritt schließlich in der Romantik ein neuer Aspekt hinzu, der Moment der Erotik. In seinem Werk „Carmilla“, welches 1872 erschienen ist, versteht es Joseph Sheridan Le Fanu diese anhand der Protagonistinnen detailgenau herauszuarbeiten und sie zum Teil dominant in den Vordergrund zu stellen. Die Frage besteht nun darin, inwieweit es sich in Le Fanus Werk um eine charakteristische Vampir- Erzählung handelt oder ob die erotisch konnotierte Beziehung der Protagonistinnen nicht dezidiert eine psychologisch abgestufte Verführung einer gleichgeschlechtlichen Liebe darstellt? Nach einer Einführung in das Phänomen des Vampirismus und der Übertragung auf Le Fanus Werk, findet eine Erläuterung der Hauptakteurinnen in „Carmilla“ statt. Abschließend soll, nach einem Blick auf die Rolle und den Umgang mit der Erotik in der Erzählung, diese Frage erörtert werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Erscheinung des Vampirs
2.1 Definition und Formen
2.2 Auftreten, Merkmale und Umgebung
3. Das Werk: Carmilla
3.1 Der weibliche Vampir Carmilla
3.2 Das “Opfer“ Laura
4. Die Erotik des weiblichen Vampirs
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Jedermann weiß, wo wir uns in der Politik befinden, in
der Dichtung sind wir beim Alp und bei den Vampiren.“
Charles Nodier, 1820[1]
Treffend formuliert Charles Nodier das allumfassend wirkende Interesse zahlreicher romantischer Dichter und Erzähler an dem Motiv des Vampirismus. In der phantastischen Literatur erscheint dieses als häufig verwendeter Stoff, der als Mythos jedoch im Volksglauben bis in die Antike verfolgbar erscheint. Auch wenn die Produktion verschiedener Vampirdarstellungen eine Hochkonjunktur in der Phantastik erfährt, betritt er die Bühne ab 1730/80. Das Phänomen des Wiedergängers bleibt bis in die Gegenwart hinein ein beliebtes Darstellungsthema und scheint an Faszination kaum verloren zu haben. Das Genre der Präsentation hat sich partiell verändert und erweitert und breitet sich heutzutage zusätzlich im Medium des Films aus.
Der Glaube an Vampire[2] findet sich in fast allen Kulturen der Erde, jedoch nur in jenen, die Bestattungen in Erde vornehmen und nicht wie z.B. in Skandinavien, wo es ausschließlich nur Feuerbestattungen gibt. Unterschieden werden in dem verschiedenen Glauben nur die Formen des Wiedergängers, die in einem späteren Teil noch erläutert werden sollen. Das Gemeinsame scheint einerseits eine große Faszination bezüglich der Kraftübertragung durch Zerstörung und andererseits die Furcht zu sein, die vor einem eventuellen Angriff eines Vampirs vorherrscht. Die Figur des Wiedergängers erscheint somit zwiespältig. Dem Reiz auf der einen Seite, stehen die Abneigung und der Respekt auf der anderen Seite gegenüber. Diese Ambivalenz scheint ein großes Interesse, welches zeitlos zutage tritt, auszumachen.
Der unterschiedlichen Darstellung des Vampirs tritt schließlich in der Romantik ein neuer Aspekt hinzu, der Moment der Erotik. In seinem Werk „Carmilla“, welches 1872 erschienen ist, versteht es Joseph Sheridan Le Fanu diese anhand der Protagonistinnen detailgenau herauszuarbeiten und sie zum Teil dominant in den Vordergrund zu stellen. Die Frage besteht nun darin, inwieweit es sich in Le Fanus Werk um eine charakteristische Vampir- Erzählung handelt oder ob die erotisch konnotierte Beziehung der Protagonistinnen nicht dezidiert eine psychologisch abgestufte Verführung einer gleichgeschlechtlichen Liebe darstellt? Nach einer Einführung in das Phänomen des Vampirismus und der Übertragung auf Le Fanus Werk, findet eine Erläuterung der Hauptakteurinnen in „Carmilla“ statt. Abschließend soll, nach einem Blick auf die Rolle und den Umgang mit der Erotik in der Erzählung, diese Frage erörtert werden.
2. Die Erscheinung des Vampirs
Die meisten der Erzählungen die sich im Verlaufe des 19. Jahrhunderts mit dem Thema Vampirismus auseinandergesetzt haben, thematisieren auch in verschiedenerlei Form die literarische Figur aus der abergläubischen Vergangenheit. Dabei ist der Schauplatz des Erzählens häufig in ost- oder südeuropäischen Ländern angesiedelt und verweist somit auf die vorerst slawische Heimat des Volksmythos.[3] Oftmals sind die Texte zusätzlich mit wissenschaftlichen Erläuterungen versehen, die etwa über das Wesen und die Gestalt des blutrünstigen Wiedergängers informieren oder deren Vernichtungsmöglichkeiten aufzeigen. Im Allgemeinen sind die Verfasser jedoch vorrangig auf die Authentizität der echten Volksliteratur, des echten Volksglaubens aus.[4] Neben diesem Phänomen kommt eine zweite, zeitgemäße Ausdruckvariante mit der Vampirismusliteratur zum Vorschein. In Europa kristallisiert sich die Schreckensliteratur im 19. Jahrhundert hauptsächlich als Demonstration der politischen Ereignisse und Resignation heraus. Wiederkehrend in einer Zeit von allgemeinen Kriegen, Naturentfremdung und der gescheiterten Revolution und des Völkermords.[5]
Von Voltaire um 1770 erstmalig verwendet als Allegorie für das “Aussaugen“, der Herren des Geldes gegenüber dem Volk, geht der Vampirismus als Gegensatz der Vereinigung von der herrschenden und bürgerlichen Klasse, als Sozialmetapher in die Geschichte ein und wird fortwährend diesbezüglich häufig betrachtet oder verwendet. Auf Grund der Flexibilität des Begriffs Vampirismus, der für unterschiedlichste Darstellungen gebraucht werden kann, wie z.B. auch für die des rachsüchtigen Aristokraten oder als Sinnbild einer lüsternen Weiblichkeit[6], mag eine genaue Interpretation des jeweiligen Werkes unter Vorsicht vorgenommen werden.
2.1 Definition und Formen
Da es keine eindeutige Herkunft des Wortes Vampir gibt wird häufig von einem türkischen Ursprung des Vampirismus ausgegangen, dieses wird in vielen Berichten, Märchen und auch Sagen angeführt.[7]
Volkskundlich betrachtet gilt als Vampir, ein wiederkehrender Toter, der den Lebenden das Blut aussaugt.[8] Es handelt sich demzufolge um einen untoten Menschen, kein Dämon oder Teufel, der zum eigenen Nutzen, nämlich zur Verlängerung des eigenen “Lebens“, Blut saugt. Er ist ein im Tod Lebender, nicht tot, aber auch nicht lebendig, der leiblich aus dem Grab tritt um sich zu nähren. Als Untoter, der die Grenzen zwischen Leben und Tod nicht respektiert, kennt der Vampir auch keine nationalen Grenzen. Die stärkste Konzentration von denen Vampiren findet sich jedoch in Transsylvanien. Als ambivalentes Geschöpf, jagt er seinen Opfern einerseits Angst ein, fügt ihnen jedoch auf der anderen Seite Lust zu. So gilt der Biss des Vampirs als rein sexuelle Komponente.[9]
Neben dem Phänomen des Vampirs gibt es weitere Erscheinungsformen, die den Blutsauger mitdefinieren und in seinem Wesen, durch den alten Vampirglauben, bestimmen. Als Vorläufer des Vampirs gelten die Lamien. Dem griechischen Volksglauben nach, sind dies gespenstische Frauen oder Hexen, die den Kindern das Blut rauben, nach dem sie sie angelockt haben. Die ebenfalls weiblich konnotierten Empusen gelten als überaus verwandlungsfähige Spukgeister, die sich an jungen frischen Männern vergehen oder ebenfalls Kinder töten und ihnen das Blut aussaugen. Als dämonische Nachtvögel oder Menschen in Vogelgestalt sind die Striges bekannt, die nachts umherfliegen, Kinder aus der Wiege rauben und diese zerfleischen, sowie ihr Blut aussaugen. Der Glaube an gespenstige Tote die wiederauferstehen findet sich im 8. Jahrhundert, in dem die Kirche die Meinung manifestiert, dass Unverwesbarkeit als Strafe für Exkommunizierte gelte.[10] Im Zuge des Hexenwahns wurden auch diese als Menschenfresser und Vampire verdächtigt und bestraft.[11] Als Grundvoraussetzung für die Entstehung des Vampirglaubens gilt die mythologische Grundlage der Vorstellung vom Blut als Lebensträger. Der Genuss von Blut muss allen menschlichen Wesen untersagt sein, da allein Gott, dem Schöpfer selbst, die Entscheidung über Leben und Sterben unterliegt. Demzufolge stellt sich der Vampir, mit seinem kontinuierlichen Blutdurst und seiner Todsnähe, wider zu Gott. Der Blutsauger maßt sich durch seinen Blutkonsum eine Verfügungsgewalt über das Leben und den Tod anderer an, die von jeher allein Gott obliegt. Derart ist der Vampir vollständig gegensätzlich zum göttlichen Schöpfungsakt.[12]
[...]
[1] Sturm, Dieter: Literarischer Bericht. In: Von denen Vampiren oder Menschensaugern. Dichtungen und
Dokumente. Hrsg. von dems. und Klaus Völker. 4. Aufl. Frankfurt a. M. 2003, S. 541
[2] Hinweis: Im Folgenden wird vornehmlich die männliche Form des Vampirs gebraucht. Diese steht in dieser
Arbeit jedoch ebenso für den weiblichen Vampir.
[3] Pütz, Susanne: Vampire und ihre Opfer. Der Blutsauger als literarische Figur. Bielefeld 1992. S. 77
[4] Vgl. Sturm, Dieter. a. a. O. S. 539
[5] Sturm, Dieter: Historischer Bericht. In: Von denen Vampiren oder Menschensaugern. Dichtungen und
Dokumente. Hrsg. von dems. und Klaus Völker. 4. Aufl. Frankfurt a. M. 2003. S. 506
[6] Brittnacher, Hans Richard: Ästhetik des Horrors. Gespenster, Vampire, Monster, Teufel und künstliche
Menschen in der phantastischen Literatur. Frankfurt a. M. 1994. S. 125
7 Vgl. Sturm, Dieter. Historischer Bericht. a. a. O. S. 506f.
[8] Vgl. ebd.
[9] Zondergeld, Rein A., Wiedenstried, Holger E.: Lexikon der phantastischen Literatur. Göttingen 1997. S. 419f.
[10] Vgl. Sturm, Dieter. Historischer Bericht. a. a. O. S. 508
[11] Vgl. ebd. a. a. O. S. 510
[12] Vgl. Brittnacher, Hans Richard. a. a. O. S. 129f.
- Citation du texte
- Christopher Bauch (Auteur), 2007, Zu: Joseph Sheridan Le Fanu - Carmilla, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90368
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