Kriegstraumata und sonstige Traumata können über bis zu vier Generationen, schwerste Traumata sogar über bis zu sieben Generationen hinweg übertragen und in diesem Sinne "vererbt" werden. Deshalb ist Deutschland, wie zahlreiche andere Länder der Welt, durch die vorangegangenen großen Kriege auch nach Jahrzehnten des Friedens noch immer ein kriegstraumatisiertes Land.
An den Traumafolgen früherer Kriege leiden nicht nur Menschen, die Krieg DIREKT miterlebt haben und deshalb durch eigenes Erleben direkt kriegstraumatisiert sind. Vielmehr sind so gut wie immer auch diejenigen betroffen und INDIREKT kriegstraumatisiert, die traumatisierte Eltern und/oder Bezugspersonen haben oder in insgesamt kriegstraumatisierten Gesellschaften leben.
Kriegsenkel und deren Nachkommen, die nie direkt von Krieg betroffen waren, weisen vielfach typische Symptome von transgenerationaler Kriegstraumatisierung auf. Sie wissen und glauben jedoch oft nicht, dass sie kriegstraumatisiert sein könnten. Für ihre körperlichen und psychischen Beschwerden bringen Familie, Gesellschaft, Ärzte und sonstige Therapeuten oft wenig Verständnis auf.
Deshalb werden dem Leser in den Praxisteilen des Buches konkrete Methoden bzw. Verfahren an die Hand gegeben, mit denen jeder für sich selbst und für Klienten mit einfachen Mitteln herausfinden oder überprüfen lassen kann, ob transgenerationale Kriegstraumatisierung oder sonstige Arten von Traumatisierung vorliegen. Die genannten Verfahren werden in leicht verständlicher, eingängiger Form mit Beispielen und eigenen Erfahrungsberichten beschrieben, so dass sich das vorliegende Buch für Einsteiger in dieses wichtige und oft unterschätzte Thema hervorragend eignet.
Das Buch richtet sich insbesondere auch an Angehörige der Gesundheits- und Pflegeberufe, an deren Ausbilder sowie an alle, die selbst direkt und/oder indirekt mit Kriegstrauma zu tun haben. Es führt strukturiert in die Themenbereiche "Trauma", "Kriegstrauma", "ererbtes Kriegstrauma", "Arbeit mit Träumen", "systemische Aufstellung", "kinesiologischer Muskeltest", "Hypnosetherapie", "Yager-Therapie" und "intuitive Verfahren" ein und eignet sich gut als Schulungsmaterial.
Die Autorin ist auf den Bereich „transgenerationale Traumatherapie“ spezialisiert und wendet alle genannten Verfahren im Rahmen von Psychotherapie selbst an.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Ziele, Leitfragen, Definitionen
- 2.1 Ziele und Leitfragen
- 2.2 Definitionen
- 3 Was ist ,,transgenerationale Kriegstraumatisierung“?
- 4 Fallbeschreibung
- 5 Prüfverfahren zur Erkennung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung
- 5.1 Medizinische Abklärung: Cortisol, ACTH/Nebennierenrinde, Mitochondriopathie
- 5.2 Psychotherapeutisches Gespräch, Trigger suchen, transgenerationale Traumatherapie
- 5.3 Transgenerationale Kriegsträume erkennen und analysieren
- 5.3.1 Grundlagen der Traumarbeit
- 5.3.2 Was sagen Träume über transgenerationale Kriegstraumatisierung aus?
- 5.3.3 Arbeit mit Träumen bei Verdacht auf transgenerationale Kriegstraumatisierung
- 5.4 Systemische Aufstellung
- 5.4.1 Grundlagen der systemischen Aufstellungsarbeit
- 5.4.2 Aufstellung von Kriegstraumatisierung für meine ehemalige Probandin
- 5.4.3 Kriegsbezogene Träume aufstellen lassen
- 5.5 Kinesiologischer Muskeltest
- 5.6 Hypnose, hypnotische Trance
- 5.6.1 Ideomotorische Körpersignale
- 5.6.2 Einzelne innere Bilder und kurze Bildsequenzen
- 5.6.3 Hypnotische Regression (Rückführung)
- 5.7 Yager-Therapie
- 5.8 Intuitive Verfahren (Einhandrute/Tensor, Pendel)
- 6 Reflexion und Schlussbemerkungen
- 7 Literaturverzeichnis
- 8 Informationen zum Buch und zur Autorin
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Leitfaden hat zum Ziel, ein tieferes Verständnis für transgenerationale Kriegstraumatisierung zu fördern und konkrete Prüfverfahren aufzuzeigen, die bei Verdacht auf diese Form der Traumatisierung eingesetzt werden können. Er soll sowohl Fachkräften als auch Betroffenen Anhaltspunkte bieten, um transgenerationale Kriegstraumatisierung zu erkennen und zielgerichtete Unterstützung zu ermöglichen.
- Grundlagen von Trauma, Kriegstrauma und transgenerationaler Traumatherapie
- Definition und Charakteristika von transgenerationaler Kriegstraumatisierung
- Prüfverfahren zur Erkennung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung
- Analyse von Kriegsträumen als Indikator für transgenerationale Traumatisierung
- Einsatz systemischer Aufstellungen zur Erforschung von Kriegstraumatisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Leitfadens erläutert die Relevanz des Themas transgenerationale Kriegstraumatisierung und die Herausforderungen bei der Diagnose. Im zweiten Kapitel werden die Ziele und Leitfragen des Leitfadens sowie Definitionen relevanter Begriffe vorgestellt. Das dritte Kapitel widmet sich der Definition von transgenerationaler Kriegstraumatisierung. Das vierte Kapitel präsentiert eine Fallbeschreibung, die als Grundlage für die weiteren Ausführungen dient.
Das fünfte Kapitel steht im Mittelpunkt des Leitfadens und stellt verschiedene Prüfverfahren zur Erkennung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung vor. Es werden medizinische Abklärungen, psychotherapeutische Gespräche, Traumdeutung, systemische Aufstellungen, kinesiologische Muskeltests, Hypnose, Yager-Therapie und intuitive Verfahren erläutert.
Schlüsselwörter
Transgenerationale Kriegstraumatisierung, Kriegstrauma, Traumatherapie, Prüfverfahren, Traumdeutung, Systemische Aufstellung, Hypnose, Yager-Therapie, Intuitive Verfahren, Cortisol, ACTH, Mitochondriopathie, Trigger, Epigenetik, Stresssymptome, Kriegsträume.
- Quote paper
- Dr. Ilona Hündgen (Author), 2020, Prüfverfahren zur Feststellung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/903613