Kriegstraumata und sonstige Traumata können über bis zu vier Generationen, schwerste Traumata sogar über bis zu sieben Generationen hinweg übertragen und in diesem Sinne "vererbt" werden. Deshalb ist Deutschland, wie zahlreiche andere Länder der Welt, durch die vorangegangenen großen Kriege auch nach Jahrzehnten des Friedens noch immer ein kriegstraumatisiertes Land.
An den Traumafolgen früherer Kriege leiden nicht nur Menschen, die Krieg DIREKT miterlebt haben und deshalb durch eigenes Erleben direkt kriegstraumatisiert sind. Vielmehr sind so gut wie immer auch diejenigen betroffen und INDIREKT kriegstraumatisiert, die traumatisierte Eltern und/oder Bezugspersonen haben oder in insgesamt kriegstraumatisierten Gesellschaften leben.
Kriegsenkel und deren Nachkommen, die nie direkt von Krieg betroffen waren, weisen vielfach typische Symptome von transgenerationaler Kriegstraumatisierung auf. Sie wissen und glauben jedoch oft nicht, dass sie kriegstraumatisiert sein könnten. Für ihre körperlichen und psychischen Beschwerden bringen Familie, Gesellschaft, Ärzte und sonstige Therapeuten oft wenig Verständnis auf.
Deshalb werden dem Leser in den Praxisteilen des Buches konkrete Methoden bzw. Verfahren an die Hand gegeben, mit denen jeder für sich selbst und für Klienten mit einfachen Mitteln herausfinden oder überprüfen lassen kann, ob transgenerationale Kriegstraumatisierung oder sonstige Arten von Traumatisierung vorliegen. Die genannten Verfahren werden in leicht verständlicher, eingängiger Form mit Beispielen und eigenen Erfahrungsberichten beschrieben, so dass sich das vorliegende Buch für Einsteiger in dieses wichtige und oft unterschätzte Thema hervorragend eignet.
Das Buch richtet sich insbesondere auch an Angehörige der Gesundheits- und Pflegeberufe, an deren Ausbilder sowie an alle, die selbst direkt und/oder indirekt mit Kriegstrauma zu tun haben. Es führt strukturiert in die Themenbereiche "Trauma", "Kriegstrauma", "ererbtes Kriegstrauma", "Arbeit mit Träumen", "systemische Aufstellung", "kinesiologischer Muskeltest", "Hypnosetherapie", "Yager-Therapie" und "intuitive Verfahren" ein und eignet sich gut als Schulungsmaterial.
Die Autorin ist auf den Bereich „transgenerationale Traumatherapie“ spezialisiert und wendet alle genannten Verfahren im Rahmen von Psychotherapie selbst an.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Ziele, Leitfragen, Definitionen
2.1 Ziele und Leitfragen
2.2 Definitionen
3 Was ist „transgenerationale Kriegstraumatisierung“?
4 Fallbeschreibung
5 Prüfverfahren zur Erkennung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung
5.1 Medizinische Abklärung: Cortisol, ACTH/Nebennierenrinde, Mitochondriopathie
5.2 Psychotherapeutisches Gespräch, Trigger suchen, transgenerationale Traumatherapie
5.3 Transgenerationale Kriegsträume erkennen und analysieren
5.3.1 Grundlagen der Traumarbeit
5.3.2 Was sagen Träume über transgenerationale Kriegstraumatisierung aus?
5.3.3 Arbeit mit Träumen bei Verdacht auf transgenerationale Kriegstraumatisierung
5.4 Systemische Aufstellung
5.4.1 Grundlagen der systemischen Aufstellungsarbeit
5.4.2 Aufstellung von Kriegstraumatisierung für meine ehemalige Probandin
5.4.3 Kriegsbezogene Träume aufstellen lassen
5.5 Kinesiologischer Muskeltest
5.6 Hypnose, hypnotische Trance
5.6.1 Ideomotorische Körpersignale
5.6.2 Einzelne innere Bilder und kurze Bildsequenzen
5.6.3 Hypnotische Regression (Rückführung)
5.7 Yager-Therapie
5.8 Intuitive Verfahren (Einhandrute/Tensor, Pendel)
6 Reflexion und Schlussbemerkungen
7 Literaturverzeichnis
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung durch Dr. Ilona Hündgen unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die in diesem Leitfaden enthaltenen Informationen können die Beratung durch einen Arzt nicht ersetzen. Sie sind keine medizinischen Anweisungen.
Die Information dient der Vermittlung von Wissen und kann die individuelle Betreuung bei einem Sprechstundenbesuch nicht ersetzen.
Die Umsetzung der hier vermittelten Informationen sollte deshalb immer mit einem qualifizierten Therapeuten abgesprochen werden.
Die Anwendung der Informationen erfolgt auf eigene Gefahr und auf eigene Verantwortung.
1 Einleitung
Transgenerationale Kriegstraumatisierung wird oft nicht erkannt - vor allem dann nicht, wenn die betroffenen Nachfahren in Friedenszeiten geboren wurden und nie selbst mit Krieg in Berührung kamen (Hündgen 2020).
In therapeutischen und gesundheitsbezogenen Berufen ist die Aus- und Weiterbildung im Bereich der transgenerationalen Kriegstraumatisierung in der Regel unzureichend oder gar nicht vorhanden. Dies gilt insbesondere auch für Ärzte, Psychotherapeuten und Helfer in der Gesundheits- und Krankenpflege. Sogar in expliziten Traumatherapiekursen hat man eher Glück, wenn man mit diesem Thema überhaupt konfrontiert wird.
Wenn jemand transgenerationale Kriegstraumatisierung oder andere Formen der transgenerationalen Traumatisierung bei sich selbst oder bei einem Klienten vermutet, ist oft unklar, was getan werden kann, um transgenerationale Traumatisierung tatsächlich so festzustellen, dass anschließend zielgenau therapiert werden kann.
Die Diagnose von transgenerationaler Kriegstraumatisierung und transgenerationaler Traumatisierung im allgemeinen ist deshalb besonders schwierig, weil transgenerational traumatisierte Menschen das Ursprungstrauma nicht selbst erlebt, sondern Traumata von einer anderen Person durch Interaktion und/oder auch durch Vererbung epigenetischer Dispositionen indirekt übernommen haben.
Die vorliegende Publikation soll deshalb aufzeigen, welche Schritte unternommen werden können, wenn Verdacht auf indirekt-transgenerationale Kriegstraumatisierung besteht, bzw. welche Prüfverfahren es gibt, mit deren Hilfe sich ein Verdacht auf transgenerationale Kriegstraumatisierung erhärten oder vielleicht sogar sicher bestätigen lässt.
Die vorliegende Publikation bezieht sich unmittelbar auf meine Facharbeit „Sensibilisierung für typische Aspekte von transgenerationaler Kriegstraumatisierung im Rahmen von Traumatherapie bei Flüchtlingen“ (Hündgen 2020), kann aber auch ohne die dort gelieferten Hintergrundinformationen separat gelesen werden. Weitere Grundlagen zur transgenerationalen Kriegstraumatisierung finden Sie u.a. in meinen beiden YouTube-Videos Hündgen 2020-2 und Hündgen 2020-4.
Die Facharbeit Hündgen 2020 beschreibt eine Einzelfallstudie, in der für ein ehemaliges Kriegs- und Flüchtlingskind (= Probandin meiner Studie) unter Berücksichtigung der Fachliteratur typische Aspekte bzw. Merkmale einer möglichen transgenerationalen Kriegstraumatisierung erarbeitet wurden. Hierzu wurden von mir in der Facharbeit Hypothesen aufgestellt.
Jedoch glaubte meine ehemalige Probandin auch nach der Fertigstellung und Besprechung dieser Facharbeit noch immer nicht, dass sie möglicherweise direkt und/oder indirekt kriegstraumatisiert ist. Sie führte ihre für mich auffällige Stress- und Traumasymptomatik auf andere Ursachen zurück und begründete ihre Position hauptsächlich damit, dass es ihrer analytischen Psychotherapeutin nicht gelungen war, sie mit Kriegstraumareizen zu triggern.
Deshalb kam ich auf die Idee, meiner ehemaligen Probandin mit dem vorliegenden Leitfaden zusätzliche Prüfverfahren zur Testung des möglichen Vorliegens einer transgenerationalen Kriegstraumatisierung an die Hand zu geben und sie auf diese Weise zum erneuten Nachforschen und Überprüfen ihrer Position anzuregen.
Zudem wollte ich mit der vorliegenden Publikation meine Ergebnisse in Hündgen 2020 erneut auf den Prüfstand stellen und weitere Diskussionen ermöglichen.
Entsprechend geht der vorliegende Leitfaden über die Hypothesen, die in Hündgen 2020 aufgestellt wurden, hinaus. Er beinhaltet in Kapitel 5 eine Auswahl konkreter Prüfverfahren, mittels derer zusätzliche Anhaltspunkte für das Vorliegen einer transgenerationalen Kriegstraumatisierung gefunden und weitere Hypothesen für das Vorliegen von transgenerationaler Kriegstraumatisierung entwickelt werden können.
Anhand der in diesem Leitfaden genannten Prüfmethoden kann jeder für sich zumindest mit subjektiver Gewissheit individuell selbst herausfinden oder aber von Experten der jeweiligen Methoden herausfinden lassen, ob sie oder er transgenerational kriegstraumatisiert ist.
Bitte beachten Sie, dass die in diesem Leitfaden enthaltenen Informationen eine Beratung durch einen Arzt nicht ersetzen können. Sie stellen keine medizinischen Anweisungen und keine Empfehlungen dar.
Die Information in diesem Leitfaden dient der Vermittlung von Wissen und kann die individuelle Betreuung bei einem Sprechstundenbesuch nicht ersetzen.
Die Verwendung der hier gegebenen Informationen sollte immer vorab mit einem qualifizierten Therapeuten abgesprochen werden.
Bitte suchen Sie, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob sie an einer ernstzunehmenden Erkrankung gemäß ICD-10 leiden, zunächst einen Arzt auf, und lassen Sie sich dort beraten.
Sollten Sie die in dieser Publikation gegebenen Informationen für sich selbst nutzen, erfolgt dies grundsätzlich auf eigene Gefahr und auf eigene Verantwortung.
2 Ziele, Leitfragen, Definitionen
2.1 Ziele und Leitfragen
Die vorliegende Publikation soll zum einen, wie bereits die Facharbeit Hündgen 2020, allgemein für transgenerationale Kriegstraumatisierung und deren Diagnose- und Therapiemöglichkeit sensibilisieren.
Vor allem aber soll die vorliegende Publikation über unterschiedliche Techniken informieren, mit denen sich transgenerationalen Kriegstraumatisierung feststellen lässt.
Ausgewählte Prüfverfahren sollen auf ihre Nützlichkeit für das Erkennen von transgenerationaler Kriegstraumatisierung hin beurteilt und für den vorliegenden Leitfaden so nutzbar gemacht werden, dass jeder Leser diejenigen Methoden für sich selbst auswählen kann, die ihm individuell am meisten zusagen.
Der Leser ist eingeladen, sich von der Wirksamkeit der jeweiligen Prüfverfahren zu überzeugen und mit Hilfe dieser Verfahren für sich selbst herauszufinden oder von Experten für die jeweiligen Verfahren herausfinden zu lassen, ob eventuell transgenerationale Kriegstraumatisierung vorliegen könnte.
Der vorliegende Leitfaden ist NICHT dazu gedacht, traumatherapeutisches Handwerkszeug zu liefern. Bitte suchen Sie bei Verdacht auf krankheitswertiges Trauma gemäß der ICD-10, insbesondere auch bei akuten Traumazuständen und bei Verdacht auf eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), unbedingt Ihren Hausarzt und/oder einen qualifizierten Traumatherapeuten auf.
Die wichtigsten Leitfragen der vorliegenden Publikation sind: Mit welchen Methoden/Verfahren lässt sich (allgemein) prüfen, ob bei einem Menschen transgenerationale Kriegstraumatisierung vorliegt? Was leisten die einzelnen Prüfmethoden in Bezug auf die Erkennung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung? Welche der genannten Prüfmethoden könnten meiner ehemaligen Probandin (s. Hündgen 2020) möglicherweise in Bezug auf die Feststellung einer transgenerationalen Kriegstraumatisierung weiterhelfen? Welche Therapien könnten sich für meine Probandin anschließen?
2.2 Definitionen
„ Direkte Kriegstraumatisierung“ ist das Entstehen bzw. Vorliegen von Psychotraumata durch direktes Erleben von kriegsbezogenen Ereignissen bei einer Person, die als direkt Betroffener oder als anwesender, direkter Zeuge (z.B. Augenzeuge) eigene sinnliche Wahrnehmungen vom ursprünglich traumatisierenden Geschehen hat und die, falls Erinnerung an das Geschehen besteht, diese Wahrnehmung als selbst (mit)erlebtes Geschehen bekunden kann (vgl. juraschema.de 2020; educalingo.com 2020; Siegismund 2009, S. 4; Wikipedia: Zeuge; Baer 2000).
„ Transgenerationale Kriegstraumatisierung“ ist demgegenüber, als eine Unterform der transgenerationalen Traumatisierung, immer indirekt (vgl. Wolf 2018-2, Feuervogel). Bei der transgenerationalen Kriegstraumatisierung sind die traumatisierten Nachkommen weder direkt betroffen noch direkte Zeugen. Sie haben keine eigenen Wahrnehmungen vom ursprünglichen traumatisierenden Ereignis - das ja nicht ihnen, sondern ihren Vorfahren widerfahren war – und können die Vorfälle deshalb weder erinnern noch als selbst (mit)erlebtes Geschehen bekunden.
Transgenerationale Kriegstraumatisierung kann, wie jede Form der transgenerationalen Traumatisierung (Richter 1963, Richter 1972), im Rahmen von Erziehung und Sozialisation in konkreter Interaktion1 und epigenetisch von den Vorfahren erworben werden. Hierbei können die Vorfahren direkt und/oder indirekt kriegstraumatisiert sein.
Epigenetische Forschungsarbeiten (Bauer 2013, Lingrön 2015, Lipton 2016, Huber 2017, Döll, 2017, Spork 2017, Henn 2017, Kegel 2018, Lehnert 2018, Schickedanz 2012, S. 71-76, Wikipedia: Epigenetik) zeigen, dass traumatische Verletzungen auch über die Gene an Folgegenerationen weitergegeben werden können. Hierbei bleibt das Genom als solches unverändert. Die epigenetischen Kontrollmechanismen bestimmen nicht die DNA-Sequenzen und somit nicht die grundlegende Programmierung durch die Gene, sondern die Lesbarkeit der vorhandenen Gene. Die Vererbung erfolgt auf molekularer Ebene in Form von DNA-Methylierung, einer Modifikation von Histonen und/oder im beschleunigten Abbau von Telomeren. Epigenetische Veränderungen beeinflussen nur den Phänotypen, nicht den Genotypen eines Menschen.
Kriegsbedingte Stress- und Hungererlebnisse der Vorfahren können sich – eigentlich zum Schutz der Nachfahren – epigenetisch z.B. so in den Genen der Nachfahren niederschlagen, dass die Nachfahren kleiner und somit bei Nahrungsmangel überlebensfähiger sind, eine bessere Fett- und Zuckerverwertung haben und durch einen dauerhaft höheren Cortisolspiegel zumindest mittelfristig stressresistenter und aufmerksamer für Gefahren sind (s. Lauff 2017). In Friedenszeiten kann dies jedoch für die Nachfahren von Nachteil sein: bei den Nachfahren können bereits bei normaler Ernährung durch die bessere Fett- und Zuckerverwertung Übergewichtsprobleme entstehen, und ein ererbter höherer Cortisolspiegel kann durch chronische vegetative Übererregung zahlreiche psychosomatische Krankheitsfolgen haben.
3 Was ist „transgenerationale Kriegstraumatisierung“?
Ein „Trauma“ ist ein „vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltbild“ verursacht (Fischer 2009, S. 84).
Trauma geht mit einem Verlust von Sicherheit, Kontrolle und Vertrauen bzw. mit intensiver Haltlosigkeit und Ohnmacht einher. Das traumatische Ereignis liegt außerhalb der normalen menschlichen Erfahrung und übersteigt die subjektiven Bewältigungskompetenzen. Meist ist das traumatische Erleben mit intensiven Gefühlen von Angst und Entsetzen verbunden. Jedoch können in der Traumasituation auch Gefühlslosigkeit und Erstarrung vorherrschen. Gefühle werden dann erst später wieder wahrnehmbar. Das Sicherheitsgerüst des betroffenen Menschen ist erschüttert. Es besteht das subjektive Erleben der Gefahr zu sterben oder schwer verletzt zu werden. Zudem ist bei Trauma die Hirnphysiologie hin zur Stressphysiologie verändert (s. Hündgen 2020-2, Hündgen 2020-4).
Üblicherweise denkt man bei „Kriegstrauma“ zuerst an im Krieg erlebte Schocktraumen (vgl. Sautter, S. 133 ff.). Jedoch können auch objektiv harmlose Ereignisse z.B. von Kindern subjektiv als lebensgefährlich erlebt werden und schwere Traumata auslösen (s. Seite 1; vgl. Charf 2019). So kann ein harmloser spielender kleiner Welpe, der an einem Kleinkind hochspringt, von dem Kind als lebensbedrohlich empfunden werden und ein schweres Trauma verursachen. Ob und wie ein Ereignis traumatisiert, entscheidet sich in der Person (Vulnerabilitäten, Resilienzen, Ressourcen) und nur sekundär durch die Ereignisfaktoren. Entscheidend ist das subjektive Erleben, nicht die Art des Ereignisses, das der Traumatisierung zugrundeliegt.
In meiner Studie Hündgen 2020 zeigte sich, dass meine Probandin Frau A. in der Kindheit zahlreichen objektiv gefährlichen direkten täglichen Kriegsbedrohungen ausgesetzt war (Sirenengeheul, Detonationen, Flucht). Jedoch war die Mutter von Frau A., was bindungstechnisch entscheidend ist, bei Gefahren angeblich immer verfügbar. Dadurch blieben Frau A. vermutlich extreme Traumatisierungen erspart.
Ursachen von direkter Kriegstraumatisierung können z.B. sein:
Abb. 1: Ursachen direkter Kriegstraumatisierung
Meine Probandin war nach Angaben ihrer Eltern weder jemals direkt mit einem einzelnen drastischen Kriegsereignis konfrontiert noch wurden bei ihr bisher direkte Traumafolgestörungen wie zum Beispiel eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder Anpassungsstörungen diagnostiziert. Deshalb hielt und hält sich Frau A. noch immer für „nicht kriegstraumatisiert“.
Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) brechen jedoch nicht selten erst im Alter aus (vgl. Schrader 2013), wenn mehr Ruhe ins Leben eingetreten ist und Unterdrückungsmechanismen des Verstandes schlechter funktionieren. Da PTBS zudem chronifizieren kann, sollte im Fall einer PTBS-Diagnose schnellstmöglich mit Traumatherapie begonnen werden. Kindheitstraumata wirken lebenslänglich, und Zeit allein heilt die entstandenen Wunden nicht (Schickedanz 2012, S. 71).
Dass bei meiner ehemaligen Probandin bisher keine PTBS diagnostiziert wurde, schließt das Vorhandensein von direkter und/oder indirekt-transgeneratiionaler Kriegstraumatisierung nicht aus.
In meiner Studie Hündgen 2020 vermute ich, dass meine Probandin vermutlich direkt und auch indirekt-transgenerational durch Kriegstrauma belastet ist.
„Transgenerationale Kriegstraumatisierung“ ist indirekte Traumatisierung über Generationen hinweg im Kontext von Krieg (vgl. Kapitel 2.2).
Mögliche Ursachen von indirekt -transgenerationaler Kriegstraumatisierung sind in der nachfolgenden Grafik genannt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Ursachen von transgenerationaler Kriegstraumatisierung
Kriegstraumata können, wie jede Form der Traumatisierung, über mehrere Generationen hinweg übertragen werden.
Ein direktes Kriegstrauma oder direktes sonstiges Trauma tritt in einer Generation 1 auf, indem eine Person, in der nachfolgenden Grafik P1, das Trauma direkt am eigenen Leib oder als direkter Zeuge erlebt (Hündgen 2020).
Diese direkt betroffene Person kann dann das Trauma durch Interaktion und/oder auch epigenetisch auf die Nachfolgegenerationen übertragen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Transgenerationale Übertragung von Kriegstraumata
Die betroffenen Nachkommen der Generationen G2, G3, G4 usw. sind dann indirekt traumatisiert, weil sie das Ursprungstrauma nicht direkt selbst erlebt haben.
Bei indirekt-transgenerationalen Traumata hat man es mit Entwicklungs-, Bindungs- und Beziehungstraumata zu tun (Bowlby, Ainsworth, Barwinski; Sänger 2013, S. 145), bei denen bei den Nachfahren aufgrund der Kriegstraumatisierung der Vorfahren zahlreiche Mikrotraumen über lange Zeiträume hinweg akkumulieren (sequenziell-kumulative Traumatisierung; Charf 2019).
Wiederholte frühe traumatische Stresserfahrungen können die Stress-Reaktionssysteme von Grund auf, wahrscheinlich auch epigenetisch durch Ausschalten des Glucocorticoid-Rezeptor-Gens, verändern (Huber 2012, S. 10; Sautter 2016, S. 65 f.; Schubbe 2006, S. 47-51). Durch Dauerproduktion von Stresshormonen, vor allem von Cortisol, und durch eine dadurch dauerhaft gesteigerte elektrische Reizbarkeit von Schaltkreisen im limbischen System (Huber 2015, S. 13, Hüther 2002, Sautter 2016, S. 22 ff., 113 ff., 133 ff.) kann es zu einer „ständigen Alarmschaltung“ bzw. zu dauerhafter Übererregung (Hyperarousal) kommen. Daraus können direkte Traumafolgestörungen wie PTBS, komplexe PTBS, Depression und Anpassungsstörungen sowie komorbide Traumafolgestörungen und Komplikationen wie Ängste, Dissoziation, psychosomatisch-vegetative Symptome aller Arten, Immunabwehrschwäche, instabile Blutzucker-Stoffwechsellagen, Übergewicht, Gedächtnisstörungen und Süchte resultieren (s. Abb. 3; vgl. vor allem Schickedanz 2012, S. 74f.; s. Boon 2013, Hüther 1997, Hanswille 2014, S. 33-40). Die Bildung neuer Nervenzellen und Synapsen (Neurogenese, Synaptogenese) sowie die Integration beider Großhirnhälften können vermindert sein. Hält der traumatische Stress zu lange an, können verminderte Stressresistenzen lebenslänglich erhalten bleiben und weitervererbt werden.
Trauma kann gemäß ICD-10 die folgenden primären Traumafolgestörungen zur Folge haben:
- F43.0: Akute Belastungsreaktion (ABR; nicht pathologisch)
- F43.1: Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- F43.2: Anpassungsstörungen
- F43.8: Sonstige Reaktionen auf schwere Belastungen
- F43.9: Reaktionen auf schwere Belastung, nicht näher bezeichnet
- F 62.0: Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung (= komplexe PTBS).
Primäre Traumafolgestörungen können kombiniert mit sekundären und sonstigen Traumafolgestörungen auftreten:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Traumafolgestörungen, modif. nach: Lode 2016, S. 4
Kinder, die kriegstraumatisierten, psychisch kranken, ängstlichen, gestressten, ambivalenten, überforderten, sich schuldig fühlenden, aus Angst überfürsorglichen, emotional überforderten, hilflos-verunsicherten, verzweifelten, suizidalen und/oder aber auch harten, narzisstischen, ablehnenden, distanzierten, lieblosen, unempathischen, abweisenden, egozentrischen, wenig Körperkontakt gebenden, vernachlässigenden und/oder misshandelnden Personen ausgesetzt sind, können dauerhaft u.a. in grundlegenden Regulierungsprozessen, im Urvertrauen (Sautter 2016, S. 19) sowie in Bindung und Identität (Ruppert, Wiegand-Grefe 2013, S. 160) beschädigt werden (vgl. Abb. 4). Wird im ersten Lebensjahr durch fehlende oder unsichere Liebe und Zuwendung der Eltern zu wenig Oxytocin (Bindungshormon) produziert, kann die Bindungsfähigkeit der Kinder irreversibel beeinträchtigt sein. Durch die Notwendigkeit, ständig aufpassen und sich auch vor Bezugspersonen schützen zu müssen, können Fremd- und Objektwahrnehmung optimiert und die Selbstwahrnehmung vermindert sein (Sautter 2016, S. 140).
Babys und kleine Kinder passen sich den Eltern grundsätzlich an, das ist ihre grundlegende Überlegensstrategie. Sie können zudem Belastungen der Eltern stellvertretend übernehmen (Hündgen 2020, Rauwald 2013, Sänger 2013). Im Mutterleib sind Babys hormonell an die Mutter gekoppelt: Ihr Stoffwechsel funktioniert in vollständiger Resonanz mit dem der Mutter (Broughton 2016, S. 41f.). Bei Angst, Panik und Stress der Mutter werden in der Amygdala des Babys vergleichbare Prozesse wie bei der Mutter ausgelöst (ebenda). Deshalb erleben Babys in der Schwangerschaft alle Emotionen der Mutter, wie z.B. Ängste, aber auch Ambivalenzen, Verwirrungen, Verletzungen und Traumatisierungen, unmittelbar mit. Erst Monate nach der Geburt lernen Babys, zwischen sich selbst und der Mutter zu unterscheiden. Ist die Bezugsperson traumabedingt in der eigenen Regulationsfähigkeit eingeschränkt, kann sie sich selbst nicht beruhigen – und somit auch nicht das Nervensystem des Kindes. Sehr kleine Kinder können Kriegstraumaprozesse nicht kognitiv verarbeiten, sondern wehren sie z.B. durch Spaltung ab (Barwinski 2013, S. 110). Sie erinnern sich später an nichts und fühlen nichts (Bode, Weichs 2019). Viele denken deshalb später, ihnen sei „nichts passiert“. Babys und sehr kleine Kinder sind mit am gefährdetsten und am leichtesten traumatisierbar.
Traumatisierung ist bereits ab dem Zeitpunkt der Empfängnis möglich und häufig:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Kumulation von Traumata
Bei einem Bindungstrauma werden das Bindungssystem und das Verteidigungs- bzw. Abwehrsystem gleichzeitig aktiviert (s. Huber 2017-2, S. 6). So kann es dazu kommen, dass Liebe und Ablehnung gleichzeitig anwesend sind (Ambivalenz). Kinder, die wenig feinfühlig und/oder ambivalent behandelt, abgewertet, abgelehnt werden und/oder aber Elternteile bedroht und hilflos erleben, passen sich oft an, suchen die Schuld bei sich selbst, geben eigenständige Exploration auf, sind misserfolgsängstlich und werten sich selbst ab. Sie fordern ihr Leben lang die Zuneigung und Beachtung ein, die sie in der Kindheit nicht erhalten haben.
Abgewiesene Bindungswünsche können bindungssuchendes Verhalten verstärken (Wikipedia: Bindungstheorie), so dass bei regelmäßiger Abweisung, z.B. durch Feindseligkeit, Unsicherheit und/oder Stress der Eltern, ein destruktiver Kreislauf entstehen kann (Brisch 2012, S. 113-119). Starke Abweisung der Eltern kann beim Kind um so stärkeres Klammern und emotional-psychischen Stress bewirken. Starkes Klammern und Idealisieren von Elternteilen sollte deshalb immer auch hinsichtlich einer möglichen ambivalenten oder sonstwie verstrickten Bindungsproblematik näher untersucht werden (Radebold 2010, S. 134 f.; Barwinski 2013, S. 110 f.). Zu einer gesunden Eltern-Kind-Beziehung gehört auch, Fehler der Eltern sachlich zu sehen und anzuerkennen. Idealisierung kann demgegenüber u.a. auf Abwehr unbewusster Vorwürfe hinweisen (ebenda).
Bei transgenerationaler Kriegstraumatisierung können sich traumatische innere Haltungen, Einstellungen, Glaubenssätze und Emotionen der Eltern und Bezugspersonen in sichtbarem Verhalten, in verbaler Kommunikation, in Körpersprache, aber auch in Schweigen niederschlagen und die Kinder traumatisieren. Emotionen und somit auch Traumatisierungen und Stress der Eltern können von empathischen Kindern unmittelbar über Spiegelneuronen gefühlt werden (Bauer 2006).
Bei transgenerationaler Kriegstraumatisierung wird das vom primären, direkt betroffenen Traumaopfer ursprünglich erlebte Trauma nicht vom transgenerational traumatisierten Nachfahren durch eigenes Erleben über die Sinnesorgane wahrgenommen und nicht über die übliche Informationsverarbeitung im Gedächtnis, auch nicht im Traumagedächtnis (s. Schubbe, S. 47 ff.), niedergelegt: „Anders als bei den primären Traumaopfern gibt es ja keinen direkten Input von den Sinnesorganen, der vom Gehirn im Gedächtnis abgelegt werden könnte“, es gibt „nur die Vorstellungen davon“ (Daniels 2006 und 2015). Innere Repräsentationen von traumatischen Kriegserlebnissen der Vorfahren entstehen in den Köpfen der Nachfahren auf der neurologischen Ebene durch kreatives Bilden aller Arten von sinnlichen, bildlichen und abstrakten Vorstellungen z.B. zu Sachverhalten, die gesagt und/oder durch Medien vermittelt werden, oder wenn die Eltern in Bezug auf kriegsbezogene Familiengeheimnissen schweigen. Nur auf diese Weise können Traumata „ansteckend“ sein (Wolf 2018, Krans 2010). Auch über vererbungsbiologisch-epigenetische Mechanismen (s. Kap. 2.2) werden keine konkreten Erinnerungen von Kriegserlebnissen der Vorfahren an die Nachfahren vererbt (Lauff 2017).
Offenbar können Traumaerzählungen ebenso wie Vorstellungen von traumatischen Inhalten, die ohne jeden visuellen und/oder verbalen äußeren Input kreativ selbst produziert werden, auf ähnliche Weise wie reales Traumaerleben im Gedächtnis, auch im Traumagedächtnis, abgespeichert werden, weil sich die Hirnregionen für reale und für nur vorgestellte visuelle Eindrücke stark überlappen (Daniels). Für das Gehirn ist es deshalb auf bestimmten Verarbeitungsebenen gleichgültig, ob die Bilder über das Auge und über visuelle Nerven oder aber nur durch die Vorstellungskraft entstanden sind. Beide Arten von Vorstellungen können „als visuelle Intrusionen zu Belastungen führen“ (ebenda).
Wenn kriegstraumatisierte Eltern über ihre Vergangenheit schweigen, können Kinder zu dem nicht Greifbaren eigene Vorstellungen produzieren, die dann im Gehirn wie reale Ereignisse abgespeichert werden und als Eltern-Introjekte ihr Eigenleben führen. Ein „Eltern-Introjekt“ ist eine - oft als traumatisch erlebte - psychische Repräsentanz eines realen Elternteils im psychischen System des Kindes. Diese virtuelle Eltern-Instanz in der kindlichen Psyche spiegelt das Erleben der Eltern durch das Kind wider und stellt nicht die realen Eltern dar (vgl. Langlotz 2018). Kinder in traumatisierenden Eltern-Beziehungen können eine pathologische Bindung an Täter und Opfer und entsprechend ganz unterschiedliche pathologisch-traumatische Eltern-Introjekte entwickeln (vgl. Huber 2017, S. 12).
Um Identifizierungen mit Traumatisierungen aufzudecken, ist oft professionelle Hilfe erforderlich, da in Familien mit kriegstraumatisierten Eltern und Vorfahren vielfach mehrere oder alle Personen belastet und Teil des Problems sind. Beratung und Therapie können häufig wirkungsvoll zur Bewusstmachung der zumeist unterbewussten Prozesse beitragen (Quindeau 2013). Bei transgenerationaler Traumatisierung könnte u.a. über systemisch-bindungsorientierte Traumatherapie (z.B. Hanswille 2014, Schlippe 2016, Boon 2013, Schwing 2018, Reddemann 2015, 2005, 2007-2; Drexler 2017, Butollo, Massing 2006, Alexander 2017) in Kombination mit tiefenpsychologischen – auch hypnotherapeutischen (z.B. Kossak 2004, Yager 2018) - Ansätzen, Arbeit mit inneren Selbstanteilen und inneren Kindern (Sautter 2016, 141 ff.) und Körperarbeit (Levine, Grüber 2018, Moore 2009, Rosenberg 2018) nachgedacht werden.
4 Fallbeschreibung
Die Probandin meiner Studie Hündgen 2020 ist volljährig und stammt aus einem Kriegsland. In ihrem Heimatland war Frau A. täglich direkt lebensgefährlichen potentiellen Bedrohungen (fast täglichen Geräuschen von Alarmsirenen und fernen Bombendetonationen, nächtlichen Aufenthalten im schützenden Keller, Flucht) ausgesetzt. In der Kindheit floh meine Probandin mit ihrer Mutter und mehreren Geschwistern nach Deutschland. Die Familie lebt seit langer Zeit in Deutschland.
Beide Eltern meiner Probandin sind schwer kriegstraumatisiert2 und leiden unter Traumafolgestörungen (PTBS, Depression). Dies ließ mich vermuten, dass die psychosomatischen Reaktionen bei meiner Probandin auch durch indirekt-transgenerationale Kriegstraumatisierung verursacht oder zumindest mitverursacht gewesen sein könnten.
Frau A. leidet nach ihrer eigenen Aussage insbesondere an Selbstbewusstseinsproblemen, an Prüfungs- und allgemein an Versagensangst, an einer diagnostizierten Arbeitsstörung und bei Belastung an zahlreichen psychosomatischen Symptomen (s. Hündgen 2020).
Da meine Probandin entgegen meinen Vermutungen angab, aus ihrer Sicht weder direkt noch indirekt-transgenerational kriegstraumatisiert zu sein, hatte ich die Idee zu dem vorliegenden Leitfaden. Mit diesem Leitfaden kann meine Probandin nun eine mögliche transgenerationale Kriegstraumatisierung mit erweiterten Mitteln selbst überprüfen oder aber von Spezialisten für die jeweiligen Verfahren überprüfen lassen.
Der vorliegende Leitfaden soll nicht nur meiner Probandin, sondern allen Menschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden oder sich für „transgenerationale Kriegstraumatisierung“ interessieren, die Möglichkeit geben, sich in dieses Thema einzuarbeiten.
5 Prüfverfahren zur Erkennung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung
In diesem Kapitel stelle ich einige ausgewählte Verfahren vor, mittels derer jeder für sich selbst prüfen oder von Experten für die jeweiligen Verfahren prüfen lassen kann, ob möglicherweise transgenerationale Kriegstraumatisierung vorliegt.
Es gibt zahlreiche weitere Verfahren, mit denen sich transgenerationale Kriegstraumatisierung feststellen lässt. Die nachfolgend genannten Prüfverfahren sind einfach anwendbar, sicher und wirkungsvoll. Zudem habe ich mit ihnen gute Erfahrungen gemacht. Deshalb kann ich die Auseinandersetzung mit diesen Prüfverfahren jedem empfehlen, der schnell und dennoch tiefgehend weitere Informationen zu transgenerationaler Kriegstraumatisierung benötigt.
Hypnosetherapie, Yager-Therapie, Rückführung, Arbeit mit Träumen und systemische Aufstellung habe ich über längere Zeiträume hinweg bei mir selbst und bei Klienten angewendet. Deshalb sind in die Beschreibung dieser Verfahren zahlreiche persönliche Erfahrungen mit eingeflossen.
Die genannten Verfahren sind unterschiedlich leicht erlernbar. Die Anwendung benötigt einige Erfahrung und bei krankheitswertigen Störungen grundsätzlich eine Heilerlaubnis und nachweisbare Fortbildungen in der jeweils angewendeten Methode.
Bei der Arbeit mit Träumen ist immer zunächst der Anwender selbst gefragt. Das Erinnern und Aufschreiben von Träumen (s. Kap. 5.3) kann nur vom Anwender selbst durchgeführt werden, denn jeder kann nur für sich selbst träumen und auch nur selbst seine Träume aufschreiben. Für die Analyse des Geträumten könnten später Personen, die Erfahrung in der Interpretation von Träumen haben, mit hinzugezogen werden. Ich selbst habe jahrelang meine eigenen Träume aufgeschrieben und ausgewertet und empfand es als sehr bereichernd, in der Bedeutung unklare Träume im Rahmen von systemischen Aufstellungen aufzustellen. Personen aus dem Familien- und Freundeskreis können bei der Traumarbeit hilfreich sein. Man muss kein Experte sein, um zu Träumen Feedback zu geben.
Andere Verfahren wie z.B. der kinesiologische Muskeltest (s. Kap. 5.5) sowie intuitive Verfahren wie z.B. der Umgang mit einem Tensor oder Pendel (s. Kap. 5.8) erfordern einige Übung. Das Pendeln wird von vielen Menschen autodidaktisch erlernt.
Systemische Aufstellungen (s. Kap. 5.4) dürfen nach geltendem Recht jederzeit, auch in Gruppen, durchgeführt werden, solange die Aufstellungen beraterischen und nicht therapeutischen Zielen dienen. Arbeiten Sie deshalb nie in systemischen Aufstellungen mit Trauma klienten und mit erkrankten Menschen, wenn Sie keine Heilerlaubnis besitzen.
Verfahren wie z.B. Regression in Hypnose erfordern viel Erfahrung und besser auch Ausbildung. Für therapeutische Regression und Hypnose therapie wird eine Heilerlaubnis benötigt.
Bitte konsultieren Sie bei Verdacht auf krankheitswertige Erkrankungen im Sinne der ICD-10 und bei Traumatisierungen unbedingt einen Arzt, bevor Sie eines der nachfolgend genannten Verfahren anwenden oder bei sich anwenden lassen.
Vor der Anwendung von Hypnose und Trance sind zudem Risikofaktoren wie z.B. Gefäß- und Herzerkrankungen sowie hoher Blutdruck vorab auszuschließen.
5.1 Medizinische Abklärung: Cortisol, ACTH/Nebennierenrinde, Mitochondriopathie
Das Anti-Stress-Hormon Cortisol ist nichts anderes als körpereigenes aktives Cortison, das in der Nebennierenrinde gebildet wird (Studien und Texte zu Cortisol und Trauma: Meewisse 2007, Young 2019, MedicalXpress 2019, Lucas-Thompson 2013, Heitland 2020).
Im zentralen Nervensystem steigert Cortisol die Aufmerksamkeit, die Informationsverarbeitung und die Merkfähigkeit (Wikipedia: Cortisol). Es macht aktiv, wach, konzentriert und leistungsfähig. In anspruchsvollen Leistungs- und Stresssituationen werden zunächst die Stresshormone Noradrenalin und Adrenalin und dann Cortisol freigesetzt. Gemeinsam regeln sie die für Leistungserbringung sowie die für Kampf und Flucht erforderlichen Körperfunktionen hoch (Erhöhung der Herzfrequenz, des Blutdrucks und der Atemfrequenz, bessere Durchblutung der Muskeln, Erhöhung des Blutzuckerspiegels zur Bereitstellung von mehr Energie, Schwitzen usw.). Dies sind wichtige aktivierende Funktionen des Organismus.
Stress erzeugt Entzündungen im Körper. Um diese Entzündungen und mögliche schädliche Stressfolgen zu hemmen, wird bei Stress vermehrt Cortisol ausgeschüttet. Cortisol hat also eine hilfreiche Schutzfunktion für den Körper. Im Umkehrschluss kann ein erhöhter Cortisolwert auf Stresszustände hinweisen.
Cortisol reguliert zudem zusammen mit seinem Gegenspieler Insulin den Blutzuckerspiegel, indem es bei Stress schnell Zucker bereitstellt und dadurch den Blutzuckerspiegel anhebt. Ein chronisch erhöhter Cortisonspiegel kann deshalb zu hohen Blutzuckerspiegeln und früher oder später zu diabetischen Stoffwechsellagen führen (s. NetDoktor.de: Cortisol).
Die rasche Hochregulierbarkeit des Sympathikus bei gleichzeitiger Herunterregelung bzw. Blockierung von Funktionen des Parasympathikus u.a. durch Cortisol war in Urzeiten immer dann ein sinnvoller und wichtiger Mechanismus, wenn in gefährlichen oder anstrengenden Situationen Kampf, Flucht oder besondere körperliche und/oder geistige Leistungen erforderlich waren. Auch heutzutage können solche Leistungs-, Kampf- und Fluchtmechanismen situativ wichtig sein.
Das Problem in der heutigen Leistungsgesellschaft besteht jedoch darin, dass die meisten Menschen heutzutage nahezu kontinuierlich unter Anspannung stehen. Da wir uns zudem oft viel zu wenig bewegen, ist der Körper bei vielen Menschen kaum noch in der Lage, die stressbedingt pausenlos vom Körper bereitgestellte Energie hinreichend wieder abzubauen und das Stresssystem wieder auf ein normales Niveau herunterzuregeln. Jedoch kann kein System auf Dauer unbeschadet auf Hochtouren laufen.
Ein chronisch erhöhter Cortisonspiegel erschöpft die Nebennieren und kann eine Vielzahl von körperlichen und psychischen Erkrankungen verursachen, z.B. Beeinträchtigungen des Immunsystems (häufige Erkältungen und Infektionen), Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Fettleibigkeit, Verdauungsprobleme, Schilddrüsenprobleme, Schlafstörungen, Gedächtnis-, Denk- und Konzentrationsstörungen, Angstzustände und Depression.
Traumata verursachen dauerhaft negativen Stress (Distress). Bei Traumata und bei sonstigen Stresserkrankungen kann der Cortisolwert, je nach Art der Traumatisierung und Erkrankung, temporär oder dauerhaft erhöht oder erniedrigt sein (vgl. Brennecke 2020). Bei Flüchtlingen ist die Ausschüttung des Hormons Cortisol oft erhöht, wenn die Ankunft im Zielland noch nicht lange zurückliegt. Menschen mit Migrationshintergrund, die dauerhaft in der Bundesrepublik leben, weisen demgegenüber häufig einen erniedrigten Cortisolspiegel auf (Mewes 2017). Wie es aufgrund von Trauma und Stress zu problematisch niedrigen Cortisolwerten kommen kann, wird weiter unten erläutert.
Wenn das Leben eines Menschen bei sequenziell-kumulativer Traumatisierung aus einer Aneinanderreihung von Krisen besteht oder sich ein Mensch zumindest subjektiv ständig gehetzt und unter Stress fühlt, setzt der Körper zur Stressbewältigung zunächst vermehrt Cortisol frei. Ein chronisch erhöhter Cortisol-Spiegel kann dann, wie zuvor bereits dargestellt, alle Arten auch schwerwiegender Gesundheitsbeeinträchtigungen nach sich ziehen.
Bei traumabedingtem Stress kann der Produktionsprozess von Stresshormonen zwischen der Hypophyse, dem Hypothalamus und der Nebennierenrinde (HHN-Achse) kurzfristig, mittelfristig oder auch dauerhaft gestört sein. Die HHN-Hormonachse wird über ein negatives Rückkopplungssystem gesteuert. In gesundem Zustand wird die Nebennierenrinde in Stresssituationen durch vermehrte Produktion von Adrenalin und infolgedessen auch ACTH (Adrenocorticotropin) zur Steigerung der Cortisolproduktion angeregt. Hierbeit kontrolliert und begrenzt der Hypothalamus normalerweise die Menge des von der Nebenniere produzierten Cortisols im Blut.
Ist dieses vom Hypothalamus gesteuerte Kontrollsystem durch chronischen Distress, z.B. durch massive Schocktraumen (s. traumatisches fight, flight, freeze) und/oder durch kumulative Traumatisierung fehlreguliert, können dauerhaft hohe Cortisolspiegel ohne Bindung an die gesunde Tagesrhythmik entstehen. Dadurch ist der Körper auch in Lebensphasen, die eigentlich in Ruhe und Entspannung verlaufen sollten und in denen vorrangig der Parasympathikus aktiv sein sollte, sympathikusgesteuert in ständiger Alarmbereitschaft. Dies kann auf Dauer eine Überforderung des Organismus bis hin zum vollständigen Zusammenbruch zur Folge haben.
In Traumakontexten kann ein dauerhaft hoher ACTH- und Cortisolwert eine mögliche chronische stressbedingte Überforderung des menschlichen Hormon- und Energiesystems anzeigen. Dauert der Stress dann noch weiter an, können die Nebennieren erschöpfen. Dadurch kann die Cortisolproduktion unter das gesunde Niveau sinken. Chronisch erniedrigte Cortisol-Konzentrationen im Blut (Hypokortisolismus) können somit anzeigen, dass der HHN-Cortisol-Regelkreis durch längere Überforderung der beteiligten Komponenten massiv beschädigt oder ganz zusammengebrochen ist. Die Nebenniere ist dann nicht mehr in der Lage, Stressfolgen durch Produktion von Cortisol auszugleichen. Dies kann u.a. mit Erschöpfung, Leistungsabfall, Schwäche, Übelkeit und niedrigem Blutdruck einhergehen. Der betroffene Mensch ist nicht mehr belastbar und nicht mehr leistungsfähig.
Auch Mitochondriopathien können durch chronischen Stress und Trauma erworben werden. Mitochondrien sind gleichsam die Kraftwerke in jeder einzelnen Zelle. Bei hohen Adrenalin-, ACTH- und Cortisolwerten läuft die Energieproduktion über die Mitochondrien auf Hochtouren – wie bei einem Automotor, bei dem jemand ständig auf dem Gas steht, ohne jemals zu fahren, also ohne Umsetzung in kinetische Energie. Der Motor wird einen solchen Dauerbetrieb nicht lange aushalten und nach einiger Zeit einbrennen. Ebenso könnte man diese Situation mit der eines 100-Meter-Läufers vergleichen, der startbereit mit extrem angespannten Muskeln und in höchster Konzentration auf der Startlinie steht, ohne dass jemals ein Startschuss erfolgt. Der Läufer wird diesen Zustand nicht lange aushalten und schnell so erschöpft sein, dass er zumindest an demselben Tag nicht wieder starten kann.
In vergleichbarer Weise brennen auf Dauer die Mitochondrien aus und werden beschädigt, wenn die von den Mitochondrien zu viel produzierte Energie nicht vom Körper verwertet wird. Eine vorwiegend sitzende, bewegungsarme Lebensweise bei gleichzeitiger Überernährung kann diese Fehlentwicklung einer überhöhten, überflüssigen Energieproduktion in den Mitochondrien noch darüber hinaus begünstigen.
Eine stress- und traumabedingt chronisch erhöhte Cortisolproduktion kann sich negativ auf alle kognitiven und neuronalen Funktionen auswirken, indem sie Nervengewebe dauerhaft überstimuliert und dadurch langfristig zerstört. Dies kann alle Arten von Nervenerkrankungen bis hin zu Demenz zur Folge haben. Kriegstraumatisierte Menschen, die beispielsweise den ersten und/oder zweiten Weltkrieg miterlebt haben, sind im Alter nicht selten von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und von Alzheimer-Demenz betroffen.
Da Cortisol die Produktion des Nerven-Wachstumsfaktors BDNF (brain-derived neurotrophic factor) hemmt, kann bei chronischer Überproduktion von Cortisol zudem die Neurogenese, also die Produktion neuer Nervenzellen im Gehirn, beeinträchtigt sein (vgl. Heitland 2020, s. dort weiterführende Literaturangaben).
Aus diesen Gründen sollten Traumafolgestörungen schnellstmöglich ärztlich und/oder psychotherapeutisch behandelt werden.
Sowohl den Cortisolwert als auch Nebennierenwerte (vor allem den ACTH-Wert) kann man im Labor über Blutproben messen lassen. Hierzu können Ärzte Verschreibungen ausstellen, so dass die entsprechenden Laborleistungen für den Patienten kostenfrei sind. Will man z.B. den Cortisol- und ACTH-Wert untersuchen lassen, reicht es aus, „Cortisol“ und „ACTH“ auf den Überweisungsschein schreiben zu lassen:
Entweder lässt man die Blutprobe zur Testung des Cortisol- und ACTH-Wertes mit einer Verschreibung des Hausarztes direkt im Labor entnehmen, oder der Hausarzt entnimmt die Blutprobe selbst und schickt diese an ein kooperierendes Labor. Die normale Labordiagnostik umfasst die Messung des Cortisolwertes nicht.
Traumabedingt veränderte zu hohe oder zu niedrige Cortisol- und Nebennierenwerte belegen objektiv, dass eine organische Erkrankung, z.B. eine Nebennierenschwäche, vorliegt. Weitere, spezifischere Laboruntersuchungen können sich bei Bedarf anschließen. Die Untersuchung des Cortisolwertes kann z.B. für die Beantragung von Krankenkassenleistungen wichtig sein. Die Kassen zahlen bestimmte Medikamente und Therapien nur, wenn die jeweiligen Erkrankungen ärztlich bestätigt sind. Zudem lässt sich Arbeitsunfähigkeit durch den Nachweis organischer Faktoren besser begründen bzw. nachweisen.
Ein zu hoher oder zu niedriger Cortisolwert kann (muss nicht!) auf mögliche Traumata hinweisen. So könnte ein veränderter Cortisolwert bei meiner ehemaligen Probandin (s. Hündgen 2020) z.B. eine mögliche direkte und/oder indirekte Kriegstraumatisierung anzeigen. Jedoch könnte er bei meiner ehemalige Probandin ebenso mit später in Deutschland entstandenen Traumata, mit sonstigen bisher unbekannten Traumatisierungen oder mit ganz anderen Erkrankungen in Zusammenhang stehen.
Wenn bereits sicher ist, dass die Eltern und sonstige Mitglieder der Familie einer betroffenen Person kriegstraumatisiert sind und dass die betroffene Person, wie z.B. meine ehemalige Probandin, zudem auch direkt Krieg miterlebt hat, könnten veränderte Cortisolwerte durchaus Kriegstraumatisierung anzeigen oder zumindest mit anzeigen.
Mit den nachfolgend genannten Prüfmethoden können meine ehemalige Probandin und jeder Leser für sich selbst explorieren oder von Experten für die jeweiligen Verfahren zumindest mit subjektiver Gewissheit überprüfen lassen, ob bei ihnen vielleicht transgenerationale Kriegstraumatisierung vorliegt.
5.2 Psychotherapeutisches Gespräch, Trigger suchen, transgenerationale Traumatherapie
Im Falle einer transgenerationalen Kriegstraumatisierung kann eine transgenerational-systemische Traumatherapie bei der Aufarbeitung generationsübergreifender Themen unterstützen und somit eine Therapieoption sein (Hündgen 2020).
Den Weg zu einer transgenerationalen Traumatherapie finden in der Regel jedoch nur solche kriegstraumatisierten Patienten, bei denen so klare Hinweise auf transgenerationale Kriegstraumatisierung vorliegen, dass die Betroffenen und ihre Behandler vom Vorhandensein einer transgenerationalen Kriegstraumatisierung überzeugt sind. Wer nicht davon ausgeht, dass er transgenerational kriegstraumatisiert ist, besucht oftmals keine oder nur eine normale Psychotherapie wie z.B. eine Verhaltenstherapie, eine Gesprächspsychotherapie oder eine analytische Therapie.
Meine ehemalige Probandin (s. Hündgen 2020) besuchte damals seit einigen Jahren eine analytische Psychotherapie. Angeregt durch meine kriegstraumabezogenen Überlegungen versuchte die analytische Therapeutin, in therapeutischen Gesprächen zu überprüfen, ob meine ehemalige Probandin in Bezug auf Kriegsthemen der Kindheit triggerbar war und entsprechend reagierte. Überprüft wurden eine mögliche direkte und eine transgenerational-indirekte Kriegstraumatisierung. Meine Probandin reagierte jedoch in keiner Form auf die Provokationsversuche der Therapeutin (keine Betroffenheit, kein Weinen, keine emotionale Veränderung, keine Erinnerungen). Seitdem glauben meine Probandin und ihre Therapeutin, dass meine Probandin nicht kriegstraumatisiert sei.
Wenn ein Klient nicht auf Triggerversuche reagiert, bedeutet dies meines Erachtens jedoch keineswegs notwendig, dass keine Kriegstraumatisierung vorliegt. Zum einen könnten von der Therapeutin unwirksame Trigger gewählt worden sein. Zum anderen könnten bei meiner Probandin potentielle Kriegstraumatisierungen so stark verdrängt und innere Anteile so weit abgespalten sein, dass die gesetzten Trigger zumindest in der damaligen Situation (noch) nicht wirkten.
Meine ehemalige Probandin könnte zudem noch zu jung für eine Aufarbeitung einer möglichen direkten und/oder transgenerationalen Kriegstraumatisierung sein. Die Sichtbarmachung und Auflösung von Traumata lässt sich durch nichts erzwingen. Sie findet immer zur rechten Zeit und oft erst in späteren Lebensaltern, in denen mehr Ruhe und Entspannung in das Leben eintritt, statt. In den besonders aktiven Lebensphasen, in denen es vor allem darum geht, die Anforderungen des Berufs- und Familienlebens zu bewältigen, gelingt die unbewusste Unterdrückung von bestehenden Traumatisierungen oftmals über Jahrzehnte hinweg. Dies muss jedoch keineswegs bedeuten, dass keine Traumatisierungen vorliegen.
Wer, wie meine ehemalige Probandin, schwer kriegstraumatisierte Eltern hat und ausgerechnet in den ersten Lebensjahren eine pathologische, durch Krieg bestimmte Realität direkt erlebt hat, ist so gut wie immer direkt und indirekt-transgenerational kriegstraumatisiert.
Traumata können bereits während der gesamten Schwangerschaft entstehen (s. Hündgen 2020). Wenn kriegstraumatisierte Eltern als maßgebliche Bezugspersonen der Kinder nicht angemessen für ihre Kinder sorgen können (ebenda), wird dies nahezu zwangsläufig traumatische Auswirkungen auf die Kinder haben. Wenn dann auch noch eine mehrwöchige lebensgefährliche Flucht und nach der Flucht im sicheren Zielland Folgetraumatisierungen auftreten, ist die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer sequenziell-kumulativen direkten und indirekt-transgenerationalen Kriegstraumatisierung groß.
Entsprechend ergaben zwei systemische Aufstellungen für meine damalige Probandin zu einer möglichen Kriegstraumatisierung positive Befunde sowohl in Bezug auf direkte als auch auf indirekt-transgenerationale Kriegstraumatisierung (s. Kap. 5.4).
Trigger im Rahmen von psychotherapeutischen Gesprächen zu suchen, kann eine hilfreiche Methode zum Aufsuchen einer vermuteten Kriegstraumatisierung sein. Wenn kriegstraumaspezifische Trigger wirken, kann dies als mögliches Indiz für Kriegstraumatisierung gewertet werden. Nur sollte man sich dessen bewusst sein, dass umgekehrt die momentane Wirkungslosigkeit von Triggern nicht die Freiheit von Kriegstraumatisierung beweist (s.o.).
Durch psychotherapeutische Gespräche können Hinweise auf eine mögliche transgenerationale Traumatisierung bzw. Kriegstraumatisierung ermittelt werden. Jedoch lässt sich das Unterbewusstsein, wie oben dargestellt, nicht zwingen, traumatisierte psychische Anteile offenzulegen und deren Probleme preiszugeben. Widerstände des Klienten gegen aufdeckende Therapie, die dem Schutz vor erneuter psychischer Verletzung, z.B. durch Retraumatisierung, dienen, sind unbedingt zu beachten und zu respektieren. Solange jemand nicht bereit ist, sich mit seiner Symptomatik und Situation auseinanderzusetzen, und nicht selbst Initiative zeigt, werden therapeutische Gespräche nichts bringen, und tiefenpsychologische Therapien werden erst recht nicht erfolgreich sein.
5.3 Transgenerationale Kriegsträume erkennen und analysieren
Träume, insbesondere regelmäßige Träume von kriegsbezogenen Situationen können auf eine transgenerationale Kriegstraumatisierung hinweisen, gerade wenn die betroffene, träumende Person, z.B. als Kriegsenkel, nie selbst mit Krieg zu tun hatte.
Wenn indirekt-transgenerational kriegstraumatisierte Menschen von kriegsbezogenen Situationen träumen, träumen sie nicht von den ursprünglichen Traumasituationen, denen die ursprünglich-direkt traumatisierten Personen, z.B. Großväter in Kämpfen an der Front im zweiten Weltkrieg, ausgesetzt waren. Dies liegt daran, dass indirekt bzw. sekundär transgenerational Traumatisierte die ursprünglich traumatisierenden Situationen nicht selbst miterlebt haben. Sie besitzen keine Gedächtnisinhalte zu diesen Ereignissen und können deshalb die Erlebnisse der ursprünglich traumatisierten Person nicht erinnern (s. Kap. 3). So habe ich selbst z.B. noch nie direkt vom Tod meines Großvater geträumt, der als junger Mann in Stalingrad gefallen war. Ich habe nie jemals von Krieg in Russland und von meinem Großvater direkt geträumt, obwohl ich alte Bilder von ihm kenne.
Möglicherweise habe ich aber mehrfach eigene Versionen von seinem Tod geträumt: so kam ich beispielsweise zweimal, vielleicht stellvertretend für meinen Großvater, im Traum durch Giftgas ums Leben, das von Flugzeugen, die sich mir näherten, aus der Höhe abgeworfen worden war. Zudem träumte ich während mehrerer Jahre regelmäßig von Flugzeugen, die mich in unterschiedlichen Versionen immer wieder verfolgten und bedrohten und manchmal Bomben in die Gärten neben dem Haus meiner Eltern warfen. Dort detonierten die Bomben und zerstörten vieles. Nach einigen Jahren begannen sich meine Flugzeug-Träume allmählich zu verändern: die Kampfflugzeuge kamen zwar immer noch bedrohlich nah an mich heran und verfolgten mich. Jedoch verwandelten sich sich zunehmend in meiner Nähe, indem sie z.B. zu kleinen fliegenden Spielfiguren, Libellen oder Schmetterlingen wurden. Wenige Monate später endete diese Art von Träumen ganz. Hatten diese Träume vielleicht einen wahren Kern? Ist mein Großvater in Russland vielleicht durch Bomben und Giftgas gestorben? Oder stand die geträumte Bedrohung durch Flugzeuge und Bomben für die Kriegsbedrohung insgesamt? Leider ist nichts Näheres über den Tod meines Großvaters bekannt.
In einem anderen Traum vollzog ich einen Rollenwechsel und erlebte stellvertretend mögliche Kriegserfahrungen eines in meiner Kindheit ca. 70-jährigen Reitlehrers, der, wenn man der Logik des Traums folgt, möglicherweise im Nationalsozialismus Mittäter gewesen sein könnte: Ich ging im Traum an dem Reitlehrer vorbei, der auf dem Pferdehof, auf dem wir als Kinder ständig waren, aus einem Raum heraus den Reitunterricht unten in der Reithalle betrachtete. Plötzlich wurde ich wie von unsichtbarer Hand zu einem Spiegel in einem Nebenraum (WC) geführt. Ich schaute in den Spiegel und erblickte in dem Spiegel nicht mein Gesicht, sondern das Gesicht dieses Reitlehrers. Ich war plötzlich selbst dieser Reitlehrer, ging zurück in den Hauptraum, setzte mich auf die Bank und blickte in die Reithalle. In der Reithalle sah ich jedoch diesmal keine Reiter, sondern ein Fließband, in dem Konservendosen abgefüllt und an einer Stelle durch ein Gerät verschlossen wurden. Intuitiv wusste ich, dass jedesmal, wenn eine Dose durch das Stanzgerät verschlossen wurde, ein Mensch starb. So erlebte ich in meiner eigenen, aktuellen Symbolik (Pferdehof, Reithalle, Fließband, Dosenproduktion) eine wie auch immer beschaffene mögliche Involvierung des Reitlehrers in die Vernichtungsmaschinerie des Dritten Reiches mit. Dass es sich um dieses Thema handelte, wusste ich nach dem Aufwachen intuitiv. Ich träumte damals mögliche Kriegsthemen meiner eigenen Vorfahren sowie auch Themen einiger anderer Menschen, die ich kannte.
Um die eigenen Kinder kriegszutraumatisieren, brauchen die Eltern und engen Bezugspersonen kriegsbezogene Handlungen nicht notwendig selbst direkt miterlebt zu haben. Vielmehr können auch die Eltern bereits indirekt -transgenerational traumatisiert sein. Kriegstraumatisierungen können über bis zu vier Generationen (manche Experten sprechen von bis zu 7 Generationen) hinweg weitergegeben werden (Hündgen 2020). An traumatisierenden Ereignissen, die vor mehreren Generationen stattgefunden haben, können somit zahlreiche Nachfolgegenerationen leiden.
Hat eine Person nicht nur kriegstraumatisierte Eltern und Bezugspersonen, sondern Krieg auch direkt miterlebt, ist bei dieser Person zwischen der möglichen direkten Kriegstraumatisierung und der möglichen indirekt -transgenerationalen Kriegstraumatisierung zu unterscheiden.
Bei indirekt-transgenerationaler Traumatisierung ist die Berücksichtigung systemischer Faktoren unabdingbar und wesentlich, weil transgenerationales Trauma immer im System und durch das jeweilige System (Familiensystem, Betreuungssystem, Bildungssystem usw.) geschieht. Entsprechend bietet sich hier vielfach systemische Therapie bzw. Familientherapie an. Schwere einzelne Schocktraumen entstehen demgegenüber oft nicht im Zusammenspiel miteinander vertrauter Menschen, sondern durch äußere Umstände (z.B. Unfälle, Naturkatastrophen, Gewalttaten unbekannter Aggressoren, Krieg). Bei Schocktraumen geht es oft mehr nur um die Verarbeitung des Geschehens in der betroffenen Einzelperson. Die beteiligten Verursacher und/oder Mitverursacher sind vielfach gar nicht bekannt. Zur Verarbeitung solcher Geschehnisse bietet sich in vielen Fällen schwerpunktmäßig Einzeltherapie an.
Jedoch sollten bei jeder Therapie systemische Faktoren mitberücksichtigt werden - spätestens dann, wenn es darum geht herauszufinden, wie die betroffene Person in ihrem sozialen Umfeld Unterstützung finden kann.
Auch für die Art der Traumatisierung bzw. Kriegstraumatisierung (direkt oder indirekt-transgenerational) kann es Hinweise in Träumen geben. Finden die belastenden kriegsbezogenen Träume z.B. häufig bei Menschen aus dem engen Umfeld, beispielsweise bei den Eltern, statt, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass beim Träumenden indirekt-transgenerationale Kriegstraumatisierung vorliegt oder andere Formen von transgenerationaler Traumatisierung existieren.
Wenn Kinder kriegstraumatisierter Eltern oder Bezugspersonen ständig von Bedrohungs- und Kriegsthemen in Zusammenhang mit den Eltern oder sonstigen engen Bezugspersonen träumen, aber keinen Krieg direkt miterlebt haben, ist die Wahrscheinlichkeit einer indi- rekt-transgenerationalen Kriegstraumatisierung groß.
Wenn es Träume gibt, in denen enge Bezugspersonen bedroht werden, könnte dies bedeuten, dass auch diese Bezugspersonen kriegstraumatisiert oder sonstwie traumatisiert sind.
Wer Bedrohungen durch Kriege selbst oder als Zeuge direkt (mit)erlebt hat und deshalb direkt kriegstraumatisiert ist, wird demgegenüber in Albträumen tendenziell häufiger von den Situationen träumen, die er direkt selbst erlebt hat, um diese Situationen zu verarbeiten.
Bei allen Arten von Kriegstraumatisierung sind neben krankheitswertigen Traumafolgestörungen gemäß ICD-10 alle Arten von stressbedingten gesundheitlichen Problemen möglich (s. Kapitel 3). Die Entstehung und Verarbeitung aller Arten von Traumata ist bei jedem Menschen individuell (ebenda).
Wer lernt, sich an seine Träume zu erinnern und die Träume regelmäßig aufzuschreiben, kann mit einiger Übung - zumindest mit subjektiver Gewissheit - eigene transgenerationale Kriegstraumata und Belastungen mit der Zeit immer besser erkennen, eigene Hypothesen darüber aufstellen, sich mit der Familie und mit Freunden darüber austauschen und seine Kenntnisse durch systemische Aufstellungen und Psychotherapien ausbauen.
5.3.1 Grundlagen der Traumarbeit
Träume sind Produktionen des Unterbewusstseins. Wie alle Vorstellungen des Menschen entstehen sie im Gehirn. Zum Ursprung von Träumen gibt es zahlreiche Hypothesen. Letztendlich weiß niemand so ganz genau, wie Träume entstehen und woher sie kommen. Manche vermuten, dass Träume auch aus früheren Leben und aus anderen Existenzebenen stammen könnten. Sicher ist, dass in Träumen Erfahrungen und auch Traumata des Träumenden symbolisch in der Bildersprache der Seele verarbeitet werden.
Wer Träume erinnern und aufschreiben möchte, kann lernen, Träume aus dem Traumbewusstsein in das Wachbewusstsein zu befördern und dann auf das erlebte Traumgeschehen zu reflektieren. Diese Fähigkeit bildet die Grundlage jeder Form von Traumarbeit.
Viele Menschen können sich nicht oder nur selten an ihre Träume erinnern oder nehmen ihre Träume nicht ernst. Sie glauben, Träume seien ein Wirrwarr an zumeist sinnlosen Produktionen des Unterbewusstseins, zu dem es sich nicht hinzusehen lohnt. Bei anderen Menschen sind Träume angstbehaftet. Die Angst verhindert dann ein genaueres Hinsehen. Beides kann kombiniert vorkommen: die Betroffenen lehnen Träume und die Arbeit mit Träumen als nutzlos und sinnlos ab, weil sie letztendlich Angst davor haben, mit eigenen wichtigen, möglicherweise als bedrängend empfundenen psychischen Themen konfrontiert zu werden. So werden wertvolle Chancen vertan, über sich selbst zu lernen.
Wer jedoch genauer hinsieht, kann aus Träumen viel über sich selbst, über die eigene Seelenlage und über innere Konflikte und Traumata erfahren, und zwar direkt und aus erster Hand. Sind die Träume z.B. ruhig, friedlich und erfreulich? Oder sind sie eher extrem, turbulent, kämpferisch, bedrohlich? Was wird genau geträumt (Traumsubjekte, Traumhandlungen)? Handelt es sich um eigene Themen oder um fremde?
Immer wiederkehrende Traumhandlungen können in der Traumanalyse Aufschluss über tief im Unterbewusstsein verwurzelte Themen und Traumata geben, die gerade aufgelöst werden möchten. Dieselben Albträume können sich in den unterschiedlichsten Varianten repetitiv so oft wiederholen, bis das zugrundeliegende eigentliche psychische Problem erkannt und aufgelöst ist.
Es ist die Aufgabe der therapeutischen Traumanalyse und Traumarbeit, Träume in der Therapie aufzuarbeiten und für das Leben des Träumenden nutzbar zu machen. Traumanaly sten, die psychotherapeutisch geschult sind, erkennen auf den erste Blick möglicherweise mehr als der Laie und können gute Hinweise geben. Jedoch liegt die letztendliche Interpretationshoheit immer beim Klienten, denn nur der Klient hat die Träume selbst erlebt, kennt die Gefühlslage in den Träumen genau und hat oftmals schon im Traum oder aber direkt nach dem Aufwachen intuitives Wissen über die Bedeutung seiner Träume.
Der Therapeut wird in der Traumarbeit grundsätzlich nur unterstützend tätig, stellt Fragen, gibt Feedbacks, schlägt die Bildung von Hypothesen vor. Ein kompetenter Traumanalyst wird seinen Klienten niemals seine eigenen Sichtweisen überstülpen. Manche ausgebildeten Traumanalysten stützen sich weniger auf eigene Traumerfahrungen als auf angelesenes Buchwissen und auf Inhalte von besuchten Seminaren oder Ausbildungen. Nacherzähltes Wissen ohne eigenen traumbezogenen Erfahrungshintergrund und ohne ausreichende Berücksichtigung der Individualität aller Traumprozesse bringt bei der Traumanalyse wenig.
Alles, was geträumt wird bzw. im Traum vorkommt, kann Hinweise auf die jeweilige aktuelle seelische Situation des Träumenden liefern. Jedes einzelne Traumelement ist Teil des psychischen Systems des Träumenden. Es repräsentiert innerpsychische Anteile des Träumenden und kann deshalb bei der Traumanalyse als einzelnes Element, im Zusammenspiel mit anderen Traumelementen und im Kontext des gesamten Traums interpretiert werden.
Da alles Geträumte grundsätzlich individuell ist, können Traumsymbole bei unterschiedlichen Träumenden ganz verschiedene Bedeutung haben. Bücher mit generalisierenden Interpretationen zu Traumsymbolen sind deshalb wenig aussagekräftig.
Träume können auch dann konfliktlösend wirken, wenn man sich ihrer im Wachzustand nicht bewusst wird und die Träume nicht analysiert. Allein das Auftreten der Träume weist darauf hin, dass sich gerade innere Prozesse in Form bestimmter Traumthemen zeigen. Diese inneren Prozesse werden durch das Traumerleben als solches verändert. Jeder Traum ist Arbeit an einem zugrundeliegenden Thema oder Problem und bewirkt Veränderung. Zu jedem Traum lässt sich ein Thema und/oder Problem finden, das in diesem Traum bearbeitet und im günstigsten Fall abschließend verarbeitet wurde.
Das Ausmaß und die Intensität der Veränderungen und Problemlösungen in Träumen können ganz unterschiedlich sein. So können sich einfache und komplexe seelische Problemen in einem einzigen Traum auflösen. Dass sich komplexe Probleme in einem einzigen Traum auflösen, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Häufiger treten bestimmte Themen so lange, oft jahrelang, in unterschiedlichsten Variationen in Träumen auf, bis das Problem möglicherweise irgendwann endgültig gelöst ist. Dass ein seelisches Problem endgültig gelöst ist, ist daran erkennbar, dass zu dem jeweiligen Thema oder Problem keine Träume mehr auftreten. Dann können neue Traumthemen auftauchen.
Um die aktuellen Traumthemen und deren jeweiligen innerpsychischen Bearbeitungsstand zu erkennen, kann jeder für sich seine Träume über mehrere Jahre hinweg beobachten, alle Träume systematisch gleich nach dem Aufwachen aufschreiben, auf die erlebten Trauminhalte reflektieren, Trauminhalte mit realen Erlebnissen in Verbindung bringen und dies alles im Zusammenhang interpretieren. Dadurch lassen sich im Erfolgsfall weitreichende Erkenntnisse über die eigene Psyche erlangen.
Manche Menschen träumen Lösungen für verfahrene oder ausweglose Situationen des realen Lebens. Wissenschaftler sollen Lösungen für wissenschaftliche Problemstellungen und Künstler kreative Phänomene zunächst geträumt und danach erfolgreich umgesetzt haben. Auf dieselbe Weise lassen sich Lösungen für Alltagsprobleme, zum Bestehen von Prüfungen oder eben zur Bewusstmachung und Auflösung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung träumen.
Im Traum können Personen erscheinen, die den Träumenden auf ein Problem hinweisen und den Träumenden auffordern, sich um Lösungen für Probleme zu kümmern. Man kann sich darauf programmieren, solchen Personen im Traum zu begegnen. Zudem können Heilungssituationen geträumt werden, die Gesundheit und Kraft geben. Es gibt nichts, das nicht geträumt und im Traum bearbeitet werden kann.
Träume können auch Lösungen für Situationen im realen Leben ankündigen. So hatte ich beispielsweise das Bestehen meiner Heilpraktikerprüfung im Rahmen einer eigenständigen Traumsymbolik vorab geträumt. In solchen Fällen kann es sich um Wahrträume handeln. Es gibt Menschen, die regelmäßig Dinge so träumen, wie sie anschließend wirklich stattfinden. Ob es sich bei Träumen um Wahrträume handelt, lässt sich daran beurteilen, ob und wie genau das Geträumte in der Realität später tatsächlich eintritt.
[...]
1 „Interaktion“ als Verknüpfung von psychischen Systemen und Interaktionssystemen
2 Frau A. ist der Ansicht, dass ihre gesamte Familie schwer kriegstraumatisiert ist.
- Citation du texte
- Dr. Ilona Hündgen (Auteur), 2020, Prüfverfahren zur Feststellung von transgenerationaler Kriegstraumatisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/903613
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