Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Methode des handlungs- und produktionsorientiertem Literaturunterricht. In vielen Untersuchungen der letzten Zeit ist erkannt worden, dass der klassische analytische Literaturunterricht vielen Schülern nicht gerecht wird. Die Schüler empfinden den Unterricht oft als wenig ansprechend und die behandelten literarischen Texte langweilig und irrelevant für ihren Alltag. Dies betrifft besonders die Schülergruppe der langsamen Lerner, die infolgedessen schnell als schwach oder gar unbegabt klassifiziert werden, und dadurch noch mehr die Lust am Lesen verlieren. Gerade bei den heutigen Schülergenerationen, die oft buchfern und unter der Dominanz des Fernsehers aufwachsen, scheint der Literaturunterricht sogar eine Antipathie gegenüber dem Lesen zu erzeugen.
Der handlungs- und produktionsorientierte Unterricht, der das Thema dieser Arbeit sein soll, versucht diese Problematik zu lösen. Er nimmt in der aktuellen Didaktik eine zentrale Stellung ein. Die Schüler sollen dabei im Unterricht in ihrer Fantasie, ihren Gefühlen und ihrer Sinnlichkeit angesprochen werden. Die Literatur soll nicht nur mithilfe der analytisch reflexiven Form begegnet werden, sondern auch durch Emotion und Kreativität des einzelnen Schülers.
Um sich dem handlungs- und produktionsorientiertem Literaturunterricht zu nähern, werden in der Arbeit zuerst dessen Methoden und Ziele erläutert. Anhand einiger wichtiger Vertreter (Haas, Spinner, Menzel, Waldmann) soll im Anschluss die didaktische Diskussion über einzelne beispielhafte Verfahrensweisen besprochen werden. Abschließend wird die kritische Betrachtung der Lehrmethode behandelt, welche auch Gegenstand einiger Kontroversen ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung:
2. Begriffsklärung:
3. Geschichtliche Entwicklung:
4. Vertreter des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts:
5. Ziele des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts:
6. Handlungs- und produktionsorientierte Verfahrensweisen:
7. Kritik an handlungs- und produktionsorientierten Verfahren:
8. Zusammenfassung:
9. Literaturverzeichnis:
1. Einleitung
In vielen Untersuchungen der letzten Zeit ist erkannt worden, dass der klassische analytische Literaturunterricht vielen Schülern nicht gerecht wird. Die Schüler empfinden den Unterricht oft als wenig ansprechend und die behandelten literarischen Texte langweilig und irrelevant für ihren Alltag. Dies betrifft besonders die Schülergruppe der langsamen Lerner, die infolgedessen schnell als schwach oder gar unbegabt klassifiziert werden, und dadurch noch mehr die Lust am Lesen verlieren.
Gerade bei den heutigen Schülergenerationen, die oft buchfern und unter der Dominanz des Fernsehers aufwachsen, scheint der Literaturunterricht sogar eine Antipathie gegenüber dem Lesen zu erzeugen. Der handlungs- und produktionsorientierte Unterricht, der das Thema dieser Arbeit sein soll, versucht diese Problematik zu lösen. Er nimmt in der aktuellen Didaktik eine zentrale Stellung ein. Die Schüler sollen dabei im Unterricht in ihrer Fantasie, ihren Gefühlen und ihrer Sinnlichkeit angesprochen werden. Die Literatur soll nicht nur mithilfe der analytisch reflexiven Form begegnet werden, sondern auch durch Emotion und Kreativität des einzelnen Schülers.
Um sich dem handlungs- und produktionsorientiertem Literaturunterricht zu nähern, wird in der vorliegenden Arbeit zuerst dessen Methoden und Ziele erläutert.
Anhand einiger wichtiger Vertreter (Haas, Spinner, Menzel, Waldmann) soll im Anschluss die didaktische Diskussion über einzelne beispielhafte Verfahrensweisen besprochen werden.
Abschließend wird die kritische Betrachtung der Lehrmethode behandelt, da der handlungs- und produktionsorientierten Unterricht auch Gegenstand einiger Kontroversen ist, und auch seine Anhänger bei dessen Verteidigung ganz unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
2. Begriffsklärung
Um die Diskussion über den handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht verstehen zu können, muss man sich zunächst mit dem Begriff beschäftigen. Dazu ist vor allem wichtig zu wissen, was sich hinter ihm überhaupt versteckt.
Es handelt sich beim handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht an erster Stelle um ein didaktisch methodisches Unterrichtskonzept, das unterschiedliche Methoden zur Unterrichtsgestaltung anbietet und nicht nur um ein festes didaktisches Modell. So bietet er eine Reihe von verwendbaren Möglichkeiten mit deren Hilfe handlungs- und produktionsorientiert gearbeitet werden kann, ohne den Lehrenden in ein festes Unterrichtskonzept zu drängen.1
Außerdem kann unter dem Begriff auch der Literaturunterricht gemeint sein, der sich vom klassischen Unterricht abgrenzt, da sich hier die Schülerinnen und Schüler nicht nur lesend und analysierend mit einem Text beschäftigen lassen, sondern auch werden sie in literarischen und anderen ästhetischen Ausdrucksformen tätig.
Der Sammelbegriff “handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht” umfasst eigentlich drei Komponenten: Produktionsorientierung, Handlungsorientierung und auch das kreative Schreiben.
Produktionsorientierung hat als Schwerpunkt schreibende Arbeitsformen. Die Schüler setzen sich schreibend mit Literatur auseinander.
Das kreative Schreiben zählt zur Produktionsorientierung, indem der Unterschied darin besteht, dass die Produktivität das Zentrum beim kreativen Schreiben und die Entwicklung der eigenen Kreativität zu den literarischen Formen ist. Beim normalen produktionsorientierten Unterricht ist dagegen die Aufmerksamkeit das Zentrum des literarischen Textes.
Handlungsorientierung beschreibt als Schwerpunkt Inszenierungen von Literatur, sei es szenischer, grafischer, musikalischer, vortragender, spielerischer oder ähnlicher Art.
Der Begriff Handlungsorientierung rückt also die Selbsttätigkeit der Schüler in den Mittelpunkt, während die Produktionsorientierung vor allem die Produktivität der Schüler, wenn auch nur kognitiv zum Teil fordert.2
Der Begriff der Handlungsorientierung ist in der pädagogischen Literatur noch nicht eindeutig definiert, daher ist ein Zitat von Hilbert Meyers zu geben, auch wenn es noch keine abstrakte Idee gibt, was mit "handlungs- und produktionsorientiertem Unterricht" überhaupt gemeint sein könnte.
"Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer und den Schülern vereinbarten Handlungsprodukte die Organisation des Unterrichtsprozesses leiten, so daß Kopf- und Handarbeit der Schüler in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander gebracht werden können."3
Somit kann der handlungs- und produktionsorientierte Literaturunterricht nicht auf ein einheitliches Ergebnis abzielen, sondern vielmehr versuchen, die unterschiedlichen Begabungen der Schüler zu berücksichtigen.
Die Abschaffung der Trennung von Kopf - und Handarbeit ist sehr wichtig für einen handlungs- und produktionsorientierten Unterricht, wie Hilbert Meyer oben betont hat. Ebenso ist es wichtig, die Theorie von der Praxis zu isolieren.
Anstelle eines analytischen Vorgehens soll die Schülerinnen und Schüler ermöglicht werden, durch aktive Auseinandersetzung mit den einzelnen Themen eine Verbindung zwischen Schule und Leben zu schaffen, damit die Schule und Leben enger zusammenzubringen können.
3. Geschichtliche Entwicklung
Schon in der Zeit der Aufklärung gab es so etwas wie handlungs- und produktionsorientierten Unterricht. An Schulen und Gymnasien wurde geübt, klassische literarische Muster nachzuahmen. Diese Reproduktion der alten Meister und ihre Stile wurden etwa bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts geübt. Mit Beginn der Reformpädagogik im 20. Jahrhundert rückte die eigene Produktivität der Schüler in die Vorderseite, allerdings war sie mehr auf persönliche Erlebnisse als auf literarische Texte bezogen4 Während der Zeit des Nationalsozialismus und noch danach geriet der produktive Umgang mit Literatur in das Problem des Verrufs, da sie als etwas Heiliges angesehen wurde.5
Es stand eine Erinnerung auf die Ästhetik, indem die Dichtung nur von den begabten Dichtern durchgeführt werden konnte. Solche Entwicklungen wurden nicht gefragt. Die Schüler sollten nicht zur Selbständigkeit sondern zu Gefolgschaft und Unterordnung erzogen werden.
In den 60er und 70er Jahren beschäftigen viele Didaktiker wieder aktiv mit der Literatur.
In den 70er wurde die Entwicklung auch wieder stärker beachtet und als sinnvolle Ergänzung eines analytischen Literaturunterrichts angesehen.6
Die Didaktiker dieser Zeit forderten wieder mehr Kreativität für den Umgang mit Literatur in der Schule. Ende der 70er Jahre gab es in Deutschland wieder zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema „Handlungs- und Produktionsorientierung im Literaturunterricht“ bzw. zum Thema „Kreativität“.7 Diese Veröffentlichungen waren mit verschiedenen Begrifflichkeiten und Vorstellungen mit dem handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht verbunden. Und bis in den 80er Jahren wurden erstmals praktisch und theoretisch fundierte Modelle des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts ausgearbeitet.
Das Konzept des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts hat den Literaturunterricht seit den 1980er Jahren zunehmend beeinflusst. Für die Klassiker der Pädagogik war es wichtig, dass die Voraussetzung ist, die Bildung von Kopf, Herz und Hand zu entfalten, und dass dieses anspruchsvolle Ziel nicht erreicht werden kann, wenn die Schüler sich mit anderem als Büchern, Papier und Stiften beschäftigen.8
In diesem Zusammenhang, wo in den letzten Jahren häufiger diese Formel des Lernens mit Kopf, Herz und Hand stammt, sind vor allem Johann Amos Comenius (1592-1670), Jean Jacques Rousseau (1712-1778) oder Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) zu nennen.
Der Reformpädagoge Johannes Langermann (1848-1923) war der erste, der den Begriff “Handelnder Unterricht” verwendet hat und forderte, und das Lernen aus dem Spielen zu entwickeln.9
In der Richtung der Literaturunterricht ist Haas 1971 als einer der ersten Fachdidaktiker zu betrachten, die das produktive Verfahren vorschlug.10 “Produktivität” oder “kreative Produktion” waren die Ausdrücke jener Zeit, die dem traditionellen Literaturunterricht kritisch widersprochen haben. 1981 verwendete Spinner den Begriff des Operierens, womit er Schüler zu eigenen Produktionen anregen.
In den 1980er Jahren hatten die Veröffentlichungen von Waldmann und Haas einen starken Einfluss auf den Literaturunterricht.
Anhand der individuellen Gestaltung sollten sich die Schüler mit den Texten intensiv und emotional beschäftigen, um ihn schließlich besser verstehen zu können.11
4. Vertreter des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts
Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht wird von mehreren Didaktikern unter individueller Schwerpunkte und Verwendung unterschiedlicher Termini ausgearbeitet.
Gerhard Haas:
Der Begriff “handlungs- und produktionsorientierter Unterricht” ist von Haas geprägt worden.12 Der Didaktiker zieht vor allem die langsamen Lerner und nicht analytisch begabten Schüler in Betracht und fordert eine sinnlich individuelle Aneignung von Literatur.
Durch vielfältige Gestaltungsformen (sprachlich, bildnerisch, musikalisch) möchte er jedem Schüler einen individuellen Zugang zum Text ermöglichen, was gleichzeitig die Lust am Lesen anregt. Außerdem fordert er, ein intensiv lebendiger Kontakt zu literarischen Texten ermöglicht werden zu sollen. Mit dieser Einstellung ist er weit von einer Literaturdidaktik, die es nur um den literarischen Text geht.13
Kaspar H. Spinner:
Spinner verwendet den Begriff "produktiven Verfahren" und betont ihren Beitrag zu den Wahrnehmungssensibilisierung und Identitätsentwicklung.
Er konzentriert sich damit besonders auf die Entwicklung der inneren Fantasie. Sein didaktischer Ansatz gibt einen Überblick über Identität, Imagination und Kognition.14
Wolfgang Menzel
Menzel spricht von “operativen Verfahren”, die ein Experiment des Umgangs mit Elemente des Textes anbieten und zu Beobachtungen bezüglich der formalen und inhaltlichen Gesichtspunkte anregen. Somit stehen Produktionsorientiertes Vorgehen und Textanalyse in enger Verbindung zueinander.15
Günter Waldmann
Waldmann hat Publikationen zu den handlungs- und produktionsorientierte Verfahren veröffentlicht, die sich besonders mit spielerischem Umgang der Literatur beschäftigen und auch mit den produktionsorientierten Umgang mit Lyrik, Erzähltexten, Dramen und autobiografischen Texten behandeln. 1998 veröffentlichte er schließlich ein Buch, in dem sein Ansatz von Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht zusammenfassend dargestellt wird. Waldmann glaubt, dass poetische Strukturen durch produktives Arbeiten entwickelt werden können. Somit stehen Produktion und Analyse in einem engen Zusammenhang.16
5. Ziele des Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterrichts
Das Ziel von handlungsorientiertem Literaturunterricht besteht vor allem darin, die Lust am Lesen und an Literatur bei den Schülern zu wecken und zu fördern. Die Ziele des Lernens sind hier mit emotionaler Art. Gefühle wie Lust, Freude oder Spaß sollen mit Literatur umgehen werden. Die Erkenntnisprozesse finden nebenbei statt, indem sie nicht obligatorisches Ziel sind.17
Sie leiten sich zunächst einmal von dem allgemeinen Ziel von Literaturunterricht ab. Diese hängt grundsätzlich vom Adressaten ab, der in der Regel später nicht Literaturwissenschaftler wird, sondern es handelt sich dabei um Schüler, die nach der Schule als Arbeiter, Techniker, Handwerker, Verkäufer, Angestellte usw.18
Vielmehr geht es zunächst darum, die Lust am Lesen und am Umgang mit Literatur zu wecken, Menschen in einen langen Kontakt mit Literatur zu bringen, sie anzuregen, mit Literatur zu leben, sie zu genießen, mit ihr auf eine so unkomplizierte Lebensweise umzugehen.
Der Literaturunterricht muss vor allem Menschen in eine Welt der Fantasie von Literatur bringen und der Inhalt der Texte erfahrbar machen.19 Und um die Wege zur Literatur zu zeigen und das Interesse der Menschen zu wecken, ist der handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht ein Vorschlag der Lösung dieses Ziels zu finden.
Der Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht wurde vor allem geschafft, für die langsamen Lerner, für diejenigen, die von Literatur so fern sind. Die Basis ist es, sich dafür dem jeweiligen Text individuell und zunächst wie spielerisch zu nähern, mit ihm umzugehen. Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht kann also vor allem helfen, den Einstieg in Texte bzw. überhaupt in den Bereich Literatur zu erleichtern. Allerdings ist der handlungs- und produktionsorientierte Literaturunterricht nicht als die einzelne Lösung, sondern als Ergänzung des herkömmlichen Unterrichts.
Neben dem produktiven Umgang mit Literatur muss das Hören, das gemeinsame Lesen und Erleben, das Vorlesen, das Darstellen, das gemeinsame Besprechen, Erörtern und Diskutieren, das Interpretieren und Analysieren literarischer Texte stehen.20
Es kann wie folgt die übergeordneten Ziele genannt werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
1 Vgl. Waldmann, 2006, S. 96
2 Vgl. Waldmann, 1999, S. 46.
3 Vgl. Meyer, 1987, S. 214.
4 Vgl. Waldmann 1999, S. 44.
5 Vgl. ebd., S. 44.
6 Vgl. Paefgen, 1999, S. 126.
7 Vgl. ebd., S. 45.
8 Vgl. Jank, Werner/ Meyer, Hilbert, 1994, S. 346.
9 Vgl. ebd., S. 349.
10 Vgl. Menzel, Wolfgang, 2000, S. 3-6.
11 Vgl. ebd. S. 3.
12 Vgl. Haas, G./ Menzel, W. / Spinner, K. H., 2000, S. 15.
13 Vgl. Waldmann 1999, S. 53.
14 Vgl. Haas, G./ Menzel, W. / Spinner, K. H., 2000, S. 15.
15 Vgl. Haas, G. / Menzel, W./ Spinner, K. H, 2000, S. 15.
16 Vgl. Waldmann, G, 1980.
17 vgl. Paefgen, 1999, S. 127.
18 vgl. Haas, 1997, S. 22.
19 vgl. Haas, 1997, S. 22.
20 vgl. Waldmann, 1999, S. 41.
- Citar trabajo
- Salah Eddine Chtioui (Autor), 2020, Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht. Methode, Ziele und Kritik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/903525
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