Annie Ernaux' Autobiographie "Erinnerung eines Mädchens" kann für eine Untersuchung transformatorischer Bildungsprozesse in Erzählungen fruchtbar gemacht werden. Dies wird in dieser Arbeit anhand der psychoanalytischen Theorien Lacans versucht.
Anfänglich erscheint es höchst ungewöhnlich und komplex, eine Bildungstheorie auf einen Roman anzuwenden. Das Befassen mit Lacans Schriften lehrt jedoch, dass Eigenheit und Komplexität nicht immer Hindernisse sein müssen, wenn man nur genau und vor allem ausdauernd liest. Mit Sätzen wie "das Unbewusste ist wie eine Sprache strukturiert" kombiniert Jacques Lacan (1901-1981) strukturale Linguistik mit Psychoanalyse. In seinen für ihn charakteristischen Seminaren kommentiert und verfeinert er die Psychoanalyse Sigmund Freuds.
In der ersten Hälfte dieser Hausarbeit sollen hauptsächlich Theorien Lacans, aber auch die Theorie Transformatorischer Bildungsprozesse sowie das Konzept der Dreifachen Mimesis Paul Ricoeurs dargestellt werden. Anhand der Theorie Transforma-torischer Bildungsprozesse sollen in der zweiten Hälfte Bildungsprozesse im autobiographischen Roman "Erinnerung eines Mädchens" von Annie Ernaux unter Einbezug von Lacans Theorien untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Theoretischer Teil: Lacans Lehre und Bildung
- Einleitung
- Romane und Bildungsprozesse
- Ricoeur: Dreifache Mimesis
- Transformatorische Bildung
- Lacan: Das Imaginäre, das Symbolische und das Reale
- Lacan: Das Spiegelstadium und das Subjekt
- Lacan: Das Begehren (désir)
- Lacan: Signifikantentheorie
- Lacan: Das Phantasma
- Die Bedeutung Lacans Theorien für Transformatorische Bildungsprozesse
- Empirischer Teil: Das Mädchen von 1958
- Einführung und Zusammenfassung des Romans
- "Formulierung ohne Widerspruch" - Der Personenwechsel
- "Sie ist ich, ich bin sie" - Der Personenwechsel als Figur des Welt- und Selbstverhältnisses
- Die "Liebesnacht" - Der Geschlechtswechsel
- "Es sind keine fünf Minuten vergangen" - Der Geschlechtswechsel als Figur des Welt- und Selbstverhältnisses
- "Mon historie c'est l'histoire d'un amor" - Der Weg zwischen Liebesnacht und Schreiben
- Das "von der Koppel entlaufene Fohlen" - Transformatorische Bildungsprozesse in der Ferienkolonie
- "Die Zerstörung aller Interpretationen" - Die Wirklichkeit der Vergangenheit und die Unwirklichkeit der Gegenwart
- "Ich bin es, die die Bilder zusammenbringt" - Dreifache Mimesis in "Erinnerung eines Mädchens"
- "Ich könnte am Ende meines Buches sterben" - Transformatorische Bildungsprozesse im Verfassen des Romans
- Fazit und Zusammenfassung
- Transformatorische Bildung in dieser Hausarbeit
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Transformatorische Bildungsprozesse anhand des autobiographischen Romans „Erinnerung eines Mädchens“ von Annie Ernaux, indem sie Lacans Theorien zur Sprache und zum Subjekt heranzieht. Dabei werden insbesondere die Konzepte des Imaginären, des Symbolischen und des Realen sowie die Rolle des Spiegelstadiums und des Begehrens beleuchtet.
- Transformatorische Bildungsprozesse in autobiographischen Romanen
- Lacans Theorien zur Sprache, Subjekt und Bildung
- Die Dreifache Mimesis nach Paul Ricoeur
- Die Konstruktion von Identität und Weltverhältnis in der Literatur
- Die Bedeutung von Erinnerung und Schreiben für Bildungsprozesse
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit widmet sich der theoretischen Grundlage. Er erläutert Lacans Theorien und ihre Relevanz für das Verständnis von Bildungsprozessen, insbesondere im Hinblick auf die Transformation von Welt- und Selbstverhältnis. Hier wird auch die Bedeutung der dreifachen Mimesis nach Ricoeur für die Analyse von autobiographischen Texten dargestellt.
Im zweiten Teil wird der Roman "Erinnerung eines Mädchens" von Annie Ernaux untersucht. Die einzelnen Kapitel beleuchten die zentralen Themen des Romans, wie z.B. die Rolle von Erinnerung und Schreiben im Bildungsprozess, die Konstruktion von Identität und das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart. Dabei werden die Konzepte und Theorien des ersten Teils auf den Roman angewendet, um die Bildungsprozesse der Protagonistin zu analysieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Transformatorische Bildung, Lacansche Psychoanalyse, autobiographische Romane, Erinnerung, Schreiben, Identität, Geschlechterrollen und Weltverhältnis. Im Zentrum steht die Analyse des Romans "Erinnerung eines Mädchens" von Annie Ernaux im Hinblick auf die Bildungsprozesse der Protagonistin. Die Arbeit integriert die Konzepte des Imaginären, des Symbolischen und des Realen sowie die Rolle des Spiegelstadiums und des Begehrens aus Lacans Werk.
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- Tim Emmerich (Autor), 2019, Transformatorische Bildungsprozesse in Annie Ernaux' "Erinnerung eines Mädchens", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/902733