Im Rahmen dieser Arbeit wird die Beantwortung der folgenden Forschungsfrage angestrebt: Ist das Zertifizierungsprogramm Green Destination (GD) geeignet, um die Naturparks (NRPs) in Deutschland durch die Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung und der Destinationsqualität dabei zu unterstützen, sich als nachhaltige Reiseziele zu etablieren? Daraus ergeben sich folgende Unterfragen: Welchen Beitrag kann GD zu der Verbesserung der Qualität einer Destination und ihrer Nachhaltigkeitsleistung, insbesondere in den Bereichen Klimaschutz, touristisches Angebot und Stakeholderbeteiligung leisten? Kann eine Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung und der Destinationsqualität den NRPs helfen, als nachhaltige Tourismusdestinationen wahrgenommen zu werden?
Der Begriff Etablierung bezieht sich in diesem Kontext auf die Vergrößerung und Verbesserung des nachhaltigen Tourismusangebotes und der Kommunikation des Nachhaltigkeitsengagements nach Außen, mit dem Ergebnis, dass die NRPs am Markt als potentielle, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete, attraktive Urlaubsdestinationen wahrgenommen und in Betracht gezogen werden. Die Nachhaltigkeitsleistung kann mithilfe von Nachhaltigkeitskriterien und -indikatoren messbar gemacht werden, welche in Kapitel 2.3 näher beschrieben werden. Mögliche Verbesserungen der Nachhaltigkeitsleistung, Destinationsqualität und Außenwahrnehmung der NRPs durch eine Zertifizierung mit GD werden in der vorliegenden Arbeit beispielhaft an den Bereichen des touristischen Angebotes, der Stakeholderbeteiligung und des Klimaschutzes untersucht. Diese Bereiche wurden vor dem Hintergrund der Klimaschutz- und Vernetzungsziele des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) geförderten Katzensprung-Projektes ausgewählt.
Abstract
The bachelor thesis „Sustainability certifications for German nature parks as a contribution to their establishment as sustainable tourism destinations. A study based on the example of the Green Destinations certification” examines the question, if sustainability certification schemes for destinations are suitable for supporting the nature parks in Germany in establishing themselves as sustainable destinations by improving their sustainability performance and destination quality. The research focuses in particular on the areas of climate protection, tourism services and stakeholder participation. In addition to the available scientific literature, expert interviews were conducted with tourism representatives from destinations already participating in the GD program, as well as experts in the field of destination certifications and the umbrella association of the German nature parks (VDN). The results were compared with the theoretical findings to determine the potential impact of GD on the nature parks and its suitability for the above-mentioned targets. Findings indicate, that while GD cannot be expected to have a significant impact on the sustainability performance, the destination quality and visibility of the nature parks as sustainable tourism destinations can be improved. Also, it appears that certification systems are perceived more as tourism marketing tools rather being than valued for their internal improvement potential. However, the findings of the research lead the author to recommend participating in the certification program due to the overall positive impact, growing importance of sustainability and the nature parks’ aspiration to be role models to other destinations.
Key words: Nature parks, sustainability certification, sustainability performance, destination, marketing
Inhaltsverzeichnis
Abstract ii
Abkürzungsverzeichnis. v
Abbildungsverzeichnis. vi
Tabellenverzeichnis. vi
1. Einleitung. 1
2. Nachhaltigkeit und Zertifizierungen für touristische Destinationen. 4
2.1 Nachhaltiger Tourismus. 4
2.2 Nachhaltigkeit in touristischen Destinationen. 5
2.3 Die Messung und Umsetzung von Nachhaltigkeit in Destinationen. 7
2.4 Zertifizierungen für Destinationen. 8
3. Naturparke in Deutschland. 12
3.1 Entstehung und Aufgaben der Naturparke. 12
3.2 Der Naturpark als Tourismusdestination. 13
3.3 Engagement und Förderung von nachhaltigem Tourismus bis heute. 14
3.4 Inhalte und Effekte der Qualitätsoffensive Naturparke. 15
4. Das Zertifizierungsprogramm Green Destinations. 17
4.1 Entstehung und Inhalte des Green Destinations Standards. 17
4.2 Angebot und Zielgruppe. 18
4.3 Der Zertifizierungsprozess. 19
4.4 Teilnehmende Destinationen in Deutschland. 20
4.5 Vergleich Green Destinations und Qualitätsoffensive Naturparke. 21
5. Zwischenergebnisse zur Eignung von Green Destinations für die Naturparke. 23
5.1 Potentielle Auswirkungen auf die Qualität und Nachhaltigkeitsleistung. 23
5.2 Potentielle Auswirkungen auf die Außenwahrnehmung. 24
6. Empirische Erhebung: Experteninterviews. 26
6.1 Befragungsmethodik und teilnehmende Personen. 26
6.2 Datenerhebung. 28
6.3 Datenaufbereitung und -auswertung. 29
7. Ergebnisse der Experteninterviews. 31
7.1 Situation der Naturparke. 32
7.2 Qualitätsoffensive Naturparke. 33
7.3 Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsleistung. 34
7.4 Auswirkungen auf die Destinationsqualität 35
7.5 Weitere Auswirkungen auf interne Destinationsbereiche. 36
7.6 Auswirkungen auf die Außenwahrnehmung. 38
7.7 Beurteilung einer Zertifizierung für die Naturparke. 40
8. Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse. 43
8.1 Zusammenfassung der Experteninterviewergebnisse. 43
8.2 Zusammenfassende Betrachtung und Empfehlung für die Naturparke. 45
8.3 Einschränkungen der Untersuchung. 50
9. Fazit & Ausblick. 52
10. Literaturverzeichnis. 54
Anhang. 60
Anlage A: Interviewleitfäden. 60
Anlage B: Anschreiben und Informationstext 65
Anlage C: Einwilligungserklärungen. 67
Anlage D: Interviewtranskriptionen. 69
D.1 Transkriptionsregeln. 69
D.2 Transkriptionen der Experteninterviews. 69
D.3 Auswertungstabelle. 99
Abkürzungsverzeichnis
BFN Bundesamt für Naturschutz
BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales
BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
DMO Destinationsmanagementorganisation
DMOs Destinationsmanagementorganisationen
DTV Deutscher Tourismusverband e.V.
ECEAT European Centre for Eco and Agro Tourism
EMAS Eco-Management and Audit Scheme
ETIS European Tourism Indicator System
EUCC Coastal & Marine Union
FUR Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.
GD Green Destinations
GSTC Global Sustainable Tourism Council
NRP Naturpark
NRPs Naturparke
Qualitätsoffensive Qualitätsoffensive Naturparke
SDGs Sustainable Development Goals
UNEP United Nations Environmental Program
UNWTO World Tourism Organization
VDN Verband Deutscher Naturparke
WCED Weltkommission für Umwelt und Entwicklung
ZENAT Zentrums für Nachhaltigen Tourismus
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Naturparke in Deutschland. 13
Abbildung 2: Der Zertifizierungsprozess. 20
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht der Haupt- und Unterkategorien. 31
Tabelle D.1: Auswertungstabelle. 99
1. Einleitung
Urlaub in Deutschland boomt und klimaschonendes Reisen gewinnt zunehmend an öffentlicher Aufmerksamkeit. Es besteht jedoch, sowohl auf Kunden- als auch auf Anbieterseite, nach wie vor eine Kluft zwischen dem Wunsch, nachhaltigere Reiseangebote wahrzunehmen bzw. bereitzustellen und der Umsetzung dieses Wunsches (Kreilkamp, Krampitz & Maas-Deipenbrock, 2017). Auch die Naturparke (NRPs) in Deutschland sind durch ihren Status als Schutzgebiete und ihr vielfältiges Angebot geradezu prädestiniert als nachhaltige, klimaschonende Reiseziele (Porzelt, 2012).
Oftmals jedoch wird das vorhandene nachhaltige Tourismusangebot von den regionalen Destinationsmanagementorganisationen (DMOs) und den NRPs selbst zu schwach eingeschätzt und nicht erfolgreich vermarktet. Potentielle Gäste, welche an nachhaltigen, klimaschonenden Angeboten interessiert sind, finden diese zumeist nicht, ohne explizit durch Kennzeichnungen oder Hervorhebungen z.B. im Internet darauf hingewiesen zu werden. So wählen sie zum Teil besser vermarktete „grüne“ Reiseziele im Ausland, statt klimaschonend in einem NRP Urlaub zu machen (Naturparke Deutschland, o.J.; Kreilkamp, Krampitz & Maas-Deipenbrock, 2017). In den letzten Jahren wurden bereits zahlreiche Projekte zur Verbesserung und Vermarktung des nachhaltigen touristischen Angebotes der NRPs durchgeführt. Mit der Qualitätsoffensive Naturparke (von hier an nur Qualitätsoffensive) verfügen die NRPs sogar über ein eigenes Qualitätsmanagementtool. Es besteht jedoch weiterhin ein großer Handlungsbedarf, da viele NRPs ihr touristisches Potential nicht ausschöpfen und gerade von der jüngeren Zielgruppe kaum als (nachhaltiges) Urlaubsziel wahrgenommen werden (Porzelt, 2012). Auch ist laut Kreilkamp, Krampitz und Maas-Deipenbrock (2017) eine bessere Beratung zu nachhaltigem Tourismus und eine deutlichere Markierung nachhaltiger Angebote durch die Endkunden erwünscht und gerade bei der jüngeren Zielgruppe (hier unter 20-Jährige) von besonderem Interesse.
Eine Hilfestellung zur Orientierung bieten Nachhaltigkeitssiegel und -zertifizierungen für den Tourismus, deren Zahl seit Jahren beständig steigt. Dass auch in der deutschen Tourismusforschung ein aktuelles Interesse an Nachhaltigkeitskriterien, Zertifizierungssystemen im Tourismus und der nachhaltigeren Entwicklung von Destinationen besteht, ist an zahlreichen Studien und Projekten zu dieser Thematik erkennbar, welche in den letzten Jahren durchgeführt wurden. Ein Beispiel dafür sind die Studie „Zertifizierungssysteme für nachhaltigen Tourismus in Deutschland“ des Zentrums für Nachhaltigen Tourismus (ZENAT) von 2016, die sich mit der Bestandsaufnahme und Bewertung von Zertifizierungssystemen auseinandersetzt (Strasdas, Balàš & Zeppenfeld, 2016), sowie die Studie „Anforderungen an Unternehmenszertifizierungen für nachhaltigen Tourismus in Deutschland“ der Verbraucher Initiative e. V., welche die Qualität der einzelnen Zertifizierungssysteme analysiert (Die Verbraucher Initiative e.V. & ZENAT, 2017). Weiterhin sprechen Projekte wie der 2016 veröffentlichte Praxisleitfaden „Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus“ des Deutschen Tourismusverbandes e.V. (DTV) und eine daran anschließende Studie über die aktuellen Bestrebungen zur Nachhaltigkeit in deutschen Tourismusdestinationen (DTV, 2017a) für die Relevanz des Themas.
Hervorgehend aus der Zusammenarbeit des Kölner Tourismusberatungsunternehmens COMPASS GmbH mit den deutschen NRPs im Rahmen eines Projektes für klimaschonendes Reisen, „Katzensprung – Kleine Wege. Große Erlebnisse“, entstand der Gedanke, ob es für die NRPs sinnvoll wäre, mit einer Nachhaltigkeitszertifizierung zukünftig noch einen Schritt weiter zu gehen. Ein möglicher Schritt bestünde darin, die Nachhaltigkeitsleistung der NRPs durch ein internationales Nachhaltigkeitszertifikat extern bestätigen zu lassen, um ihre Außenwahrnehmung als nachhaltige Destinationen „in der Nähe“ zu stärken. Die Überlegung, ob die NRPs auch intern von einer Zertifizierung profitieren könnten, gab den Anstoß für die vorliegende Bachelorarbeit. Die Organisation Green Destinations (GD) wurde mit ihrem Zertifizierungsangebot u.a. aus dem Grund für diese Untersuchung ausgewählt, da sie eine der bisher nur zwei durch den Global Sustainable Tourism Council (GSTC) akkreditierten Zertifizierungsstellen für Destinationen ist.
Im Rahmen dieser Arbeit wird die Beantwortung der folgenden Forschungsfrage angestrebt: Ist das Zertifizierungsprogramm GD geeignet, um die NRPs in Deutschland durch die Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung und der Destinationsqualität dabei zu unterstützen, sich als nachhaltige Reiseziele zu etablieren?
Daraus ergeben sich folgende Unterfragen:
· Welchen Beitrag kann GD zu der Verbesserung der Qualität einer Destination und ihrer Nachhaltigkeitsleistung, insbesondere in den Bereichen Klimaschutz, touristisches Angebot und Stakeholderbeteiligung leisten?
· Kann eine Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung und der Destinationsqualität den NRPs helfen, als nachhaltige Tourismusdestinationen wahrgenommen zu werden?
Der Begriff Etablierung bezieht sich in diesem Kontext auf die Vergrößerung und Verbesserung des nachhaltigen Tourismusangebotes und der Kommunikation des Nachhaltigkeitsengagements nach Außen, mit dem Ergebnis, dass die NRPs am Markt als potentielle, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete, attraktive Urlaubsdestinationen wahrgenommen und in Betracht gezogen werden. Die Nachhaltigkeitsleistung kann mithilfe von Nachhaltigkeitskriterien und -indikatoren messbar gemacht werden, welche in Kapitel 2.3 näher beschrieben werden. Mögliche Verbesserungen der Nachhaltigkeitsleistung, Destinationsqualität und Außenwahrnehmung der NRPs durch eine Zertifizierung mit GD werden in der vorliegenden Arbeit beispielhaft an den Bereichen des touristischen Angebotes, der Stakeholderbeteiligung und des Klimaschutzes untersucht. Diese Bereiche wurden vor dem Hintergrund der Klimaschutz- und Vernetzungsziele des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) geförderten Katzensprung-Projektes ausgewählt (Naturparke Deutschland, o.J.). Eine umfassendere Untersuchung würde den Rahmen der Bachelorarbeit überschreiten.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden zunächst durch eine Literaturanalyse erste theoretische Erkenntnisse über den Bedarf der NRPs für eine Zertifizierung, die potentiellen Auswirkungen, sowie über die Eignung von GD erlangt, um damit eine Basis für den empirischen Teil der Arbeit zu schaffen. Im zweiten Schritt werden die theoretisch erlangten Erkenntnisse um Erfahrungen aus der Praxis ergänzt, getroffene Annahmen bestätigt oder widerlegt und neue Perspektiven eingebracht (Oehlrich, 2015). Dies geschieht mit Hilfe von leitfadengestützten Experteninterviews mit Tourismusbeauftragen aus Destinationen, welche bereits am GD-Programm teilgenommen haben, sowie Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Destinationszertifizierungen und dem Verband Deutscher Naturparke (VDN), welche zu ihren Einschätzungen befragt wurden. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich somit um eine qualitative Forschung.
Um den Einstieg in die Thematik zu erleichtern, findet nach einer allgemeinen Einführung eine theoretische Auseinandersetzung mit den Themen Nachhaltigkeit und Zertifizierungen für touristische Destinationen statt. In Kapitel 3 wird das Thema „NRPs als nachhaltige Tourismusdestinationen“ behandelt. Dazu wird zuerst auf die NRPs, anschließend auf die Qualitätsoffensive eingegangen. Das Zertifizierungsprogramm GD und der GD-Standard wird in Kapitel 4 vorgestellt. Nach einem Blick auf den Zertifizierungsprozess werden bereits teilnehmende Destinationen in Deutschland als Beispiele herangezogen und ein kurzer Vergleich des GD-Programmes mit der Qualitätsoffensive durchgeführt. In Kapitel 5 werden die Zwischenergebnisse der vorangegangenen theoretischen Auseinandersetzung zusammengefasst. Damit kommt der theoretische Teil hier zum Abschluss. Der empirische Teil der Arbeit beginnt in Kapitel 6 mit der Vorstellung der Untersuchungsmethode Experteninterviews und einem Einblick in die Datenerhebung und -auswertung. Die Auswertungsergebnisse der Experteninterviews werden in Kapitel 7 präsentiert, und anschließend in Kapitel 8 zusammengefasst, diskutiert und in Bezug zu den Zwischenergebnissen aus der Literaturrecherche gesetzt. Aus dieser Zusammenführung werden schließlich Schlussfolgerungen hinsichtlich der Vorteilhaftigkeit einer Zertifizierung mit GD gezogen. Auch werden hier die Einschränkungen der Untersuchung erwähnt. Ausblickend werden im letzten Kapitel Hinweise für weiterführende Untersuchungen und erkennbare Maßnahmen zur Förderung des nachhaltigen Tourismus in den NRPs und weiteren touristischen Destinationen gegeben und ein abschließendes Fazit gezogen.
2. Nachhaltigkeit und Zertifizierungen für touristische Destinationen
In diesem Kapitel werden die Grundlagen des nachhaltigen Tourismus vorgestellt und die Bedeutung von Nachhaltigkeit in touristischen Destinationen näher erläutert. Dabei wird insbesondere auf die Umsetzung und Messung von Nachhaltigkeit in Destinationen eingegangen und ein Überblick über die Möglichkeiten und Gründe für die Zertifizierung von Destinationen gegeben.
2.1 Nachhaltiger Tourismus
Um das Konzept des nachhaltigen Tourismus zu erläutern, bedarf es zunächst einer Erklärung des Grundprinzips, auf dem er basiert: dem der Nachhaltigkeit bzw. der nachhaltigen Entwicklung (Strasdas & Rein, 2017). Der Begriff nachhaltige Entwicklung wurde erstmals im Jahr 1987 im Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED) als „ development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs .” (WCED, 1987, S. 41) definiert und ist bis heute die am weitesten verbreitete Definition (Obst, 2016). Dabei sind die ökonomische („wirtschaftlich sinnvolle“), ökologische („umweltverträgliche“) und soziale („sozialverantwortliche“) Dimension der Nachhaltigkeit, welche miteinander in Wechselwirkung stehen, von zentraler Bedeutung. Weitere Aspekte, welche der ursprünglichen Definition oftmals hinzugefügt werden, sind zum einen die institutionelle Nachhaltigkeit, welche notwendig ist, um nachhaltige Entwicklung überhaupt umsetzen zu können, zum anderen das Vorhandensein von absoluten Grenzen der Tragfähigkeit der Erde für die Sicherstellung der menschlichen Lebensgrundlagen. Diese Aspekte geben den Rahmen für eine nachhaltige Entwicklung vor (Strasdas & Rein, 2017).
Durch die Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Jahr 1992 in Rio de Janeiro, erlangte die nachhaltige Entwicklung eine größere Bedeutung in der internationalen Politik. Maßgeblich für die globale Umsetzung von Nachhaltigkeit, sind aktuell die von den Vereinten Nationen 2015 verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs), in denen auch der Tourismus explizit genannt wird (Strasdas & Rein, 2017).
Mit diesen Nachhaltigkeitszielen als Leitlinien für alle Beteiligten, wird mit der Agenda-2030 angestrebt, jeglichen Tourismus weltweit umweltverträglich, sozialverantwortlich und wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten und zukünftigen Generationen durch ihn genügend Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten (Hamele, 2017). Damit nennt Hamele (2017) schon die wichtigsten Punkte der Definition von nachhaltigem Tourismus. Sie enthält im Wesentlichen die gleichen Nachhaltigkeitskomponenten wie das Konzept der nachhaltigen Entwicklung (Strasdas & Rein, 2017) und verdeutlicht, dass nachhaltiger Tourismus ein facettenreiches Konzept ist und je nach Perspektive unterschiedliche Aspekte und Schwerpunkte relevant sind (Obst, 2016). Eine Definition des Forum Umwelt & Entwicklung aus dem Jahr 1999 lautet folgendermaßen: „Nachhaltiger Tourismus muss soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllen. Er ist langfristig, d.h. in Bezug auf heutige wie auf zukünftige Generationen, ethisch und sozial gerecht und kulturell angepasst, ökologisch tragfähig, sowie wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig.“ (Forum Umwelt & Entwicklung, 1999, S.7). Eine weitere Definition stammt von dem United Nations Environmental Program (UNEP) und der World Tourism Organization (UNWTO) (UNEP & UNWTO, 2005, S.12), welche nachhaltigen Tourismus als „ Tourism that takes full account of its current and future economic, social and environmental impacts, addressing the needs of visitors, the industry, the environment and host communities “ definieren.
Während das Forum Umwelt & Entwicklung (1999) die Erfüllung von Verträglichkeitskriterien hervorhebt, betonen UNEP und UNWTO die Verantwortung aller am Tourismus Beteiligten für seine Auswirkungen, sowie die Erfüllung der Bedürfnisse aller Anspruchsgruppen (Stakeholder). Diese drei Aspekte sind für diese Arbeit, zusätzlich zu der zukunftsorientierten Ausrichtung beider Definitionen, relevant. Von UNEP und UNWTO (2005) wird zudem verdeutlicht, dass nachhaltiger Tourismus nicht als eine spezielle Art von Tourismus zu verstehen ist, sondern als zu erreichendes Ziel für jede Art von Tourismus, auf das kontinuierlich hingearbeitet werden muss.
Als Teil dieser Entwicklung, ist laut Hamele (2017) die Förderung und glaubwürdige Darstellung einer entsprechend hohen Umwelt- und Sozialverträglichkeit durch unabhängige Zertifizierungen notwendig. Durch diese können die Nachhaltigkeitsbestrebungen zu einem Wettbewerbsvorteil werden und somit aktiv genutzt und weiter gefördert werden.
Für touristische Destinationen nimmt nachhaltiges Wirtschaften und Handeln einen besonderen Stellenwert ein. Warum dies so ist und was Nachhaltigkeit in Destinationen bedeutet, wird im folgenden Kapitel beschrieben.
2.2 Nachhaltigkeit in touristischen Destinationen
Die touristische Entwicklung in Destinationen wurde lange in erster Linie als Chance für stetiges Wirtschaftswachstum gesehen, jedoch ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen für Menschen und Umwelt zu nehmen. Destinationen werden dabei von Bieger und Beritelli (2013, S.54) als geografische Räume definiert, welche von Gästen (oder einem Gästesegment) als Reiseziel ausgewählt werden und sämtliche für den Aufenthalt notwendigen Einrichtungen für Beherbergung, Verpflegung und Unterhaltung enthalten. Dies können beispielsweise Orte, Regionen oder auch Länder sein.
Heute orientieren sich weltweit viele, jedoch längst nicht alle, Destinationen zunehmend am Konzept der nachhaltigen Entwicklung. Unter dem Leitbild des nachhaltigen Tourismus verfolgen sie das Ziel, eine tragfähige Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit auf der eine Seite und ökologischer, sozialer und kultureller Verantwortlichkeit und Verträglichkeit der touristischen Entwicklung auf der anderen Seite zu ermöglichen (Beyer & Frommhold, 2017).
Eine attraktive Natur- bzw. Kulturlandschaft sowie eine intakte Tier- und Pflanzenwelt spielen laut Steinecke und Herntrei (2017) für nahezu alle Destinationen eine herausragende Rolle und bilden die gemeinsame Wirtschaftsgrundlage der touristischen Leistungsträgerinnen und Leistungsträger. Das „Produkt“, welches eine Destination zu bieten hat, besteht dabei aus dem ursprünglichen und dem abgeleiteten Angebot.
Das ursprüngliche Angebot lässt sich untergliedern in das natürliche Angebot, zu dem Landschaft, Topographie, Fauna, Klima, Wetter und Naturdenkmäler zählen, sowie das sozio-kulturelle Angebot, welches Kultur, Tradition, Brauchtum, Sprache, Mentalität, Gastfreundschaft und Denkmäler beinhaltet. Auch die allgemeine Infrastruktur einer Destination zählt dazu. Unter dem abgeleiteten Angebot werden die touristische Infrastruktur, spezielle touristische Angebote und die Organisations- und Verwaltungseinrichtungen für den Tourismus verstanden (Freyer, 2011).
Die extreme Standortgebundenheit des touristischen Angebotes und das steigende Umweltbewusstsein der Gäste tragen dazu bei, die Umsetzung von Nachhaltigkeit bzw. die Förderung nachhaltigen Wirtschaftens zu einer der Kernaufgaben des Destinationsmanagements werden zu lassen, um im Interesse aller Beteiligten die gemeinsame Wirtschaftsgrundlage langfristig zu erhalten (Steinecke & Herntrei, 2017).
Zudem stellt der Tourismus laut Freyer (2011) nur einen Teilaspekt neben weiteren Funktionen einer Destination dar, wie der als Wirtschaftsstandort, politischer Verwaltungseinheit und als Lebensraum der Bevölkerung. Aus diesem Grund trägt eine DMO neben dem strategischen und operativen Management und der Koordination von Leistungsträgerinnen und Leistungsträgern und des touristischen Angebotes auch die Verantwortung für die Einbeziehung der weiteren Anspruchsgruppen innerhalb der Destination (Steinecke & Herntrei, 2017). Da die gemeinsamen Handlungsmöglichkeiten weitaus größer sind, ist eine gute Kooperation und die Mitarbeit aller am Tourismus Beteiligten essentiell, um auf der Destinationsebene die Grundvoraussetzungen für einen nachhaltigen Tourismus und dessen Umsetzung zu schaffen (Beyer & Frommhold, 2017).
Welche konkreten Möglichkeiten zur Umsetzung von Nachhaltigkeit in Destinationen bestehen und welche Hilfsmittel den Destinationen zur Unterstützung, sowie zur Messung und Kontrolle ihrer Nachhaltigkeitsleistung zur Verfügung stehen, werden im folgenden Kapitel näher beschrieben.
2.3 Die Messung und Umsetzung von Nachhaltigkeit in Destinationen
Zur Umsetzung von Nachhaltigkeit innerhalb der Destination hat eine DMO die Möglichkeit, Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen zu ergreifen. Die nachhaltige Gestaltung der eigenen Geschäftsstelle, sowie die Sensibilisierung und Motivation der Leistungsträgerinnen und Leistungsträgern für nachhaltige Praktiken, wie den bewussten Umgang mit den natürlichen Ressourcen können auf der betrieblichen Ebene erfolgen (Steinecke & Herntrei, 2017). In einer Befragung von 134 deutschen DMOs wurden die Positionierung als nachhaltige Reiseregion, Bildungsmaßnahmen zur Nachhaltigkeit und die Einführung von Monitoringsystemen zur Erfolgskontrolle von Nachhaltigkeitsinitiativen, als prioritäre Handlungsfelder bei der nachhaltigen Tourismusentwicklung gesehen (Beyer & Frommhold, 2017). Im Verkehrssektor sollte sich die DMO gemeinsam mit den zuständigen Behörden und den Leistungsträgerinnen und Leistungsträgern für die Verkehrsvermeidung bei der Hin- und Rückreise und am Urlaubsort und eine Verlagerung auf emissionsarme Verkehrsmittel einsetzen. Des Weiteren erfordern effektive Umweltschutzmaßnahmen oftmals eine gute Zusammenarbeit zwischen DMOs und Umweltschutzinitiativen und -verbänden. Sie umfassen z.B. die Erstellung von Leitbildern auf lokaler und regionaler Ebene, Raum- und Umweltverträglichkeitsprüfungen, die Festlegung von Betten-Obergrenzen oder Flächen- und Bebauungsplanungen (Steinecke & Herntrei, 2017).
Für die Erfüllung ihrer Aufgaben stehen den DMOs mittlerweile zahlreiche Leitfäden und Handbücher unterstützend zur Verfügung. Auch Kriterien- und Indikatorensets, sowie Standards für die Messung und Umsetzung von Nachhaltigkeit in Destinationen sind frei verfügbar, welche im Folgenden näher beschrieben werden.
- Quote paper
- Charlotte Eggert (Author), 2019, Deutsche Naturparks als nachhaltige Tourimusdestinationen. Wie hilfreich ist die Nachhaltigkeitszertifizierung Green Destinations?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/900002
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