In dieser Arbeit wird die anhaltende bildungspolitische Diskussion zur „Ausbildungsreife“ der nachwachsenden Generation, die mit mangelnden schulischen Kenntnissen und Einstellungen zu Arbeit und Lernen begründet wird, näher untersucht.
Seit Jahren wird im traditionellen Sektor der dualen Berufsausbildung die mangelnde bzw. fehlende „Ausbildungsreife“ für die Nichtbesetzung von betrieblichen Ausbildungsplätzen und die damit verbundene Jugendarbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. Konstatiert wird, flankiert durch die PISA-Studien, den allgemeinbildenden Schulen, dem Elternhaus und dem sozialen Umfeld der Jugendlichen die Verantwortung für die erheblichen Kompetenzdefizite. Die Frage, ob die Jugendlichen nicht selbst verantwortlich für ihr Scheitern sind wird immer wieder in die Diskussion eingebracht. Das mangelnde Passungsverhältnis zwischen dem Angebot an Ausbildungsstellen und der Bewerberzahl blieb dagegen lange Zeit unbeachtet.
Aus diesem Dilemma entwickelte sich als Lösungsansatz das sogenannte Übergangssystem heraus. Den dort aufgelaufenen Schülerinnen und Schüler wurde ein breites Set von Defiziten attribuiert. Mangelnde Kulturtechniken, Lernschwächen, fehlende Sozialkompetenzen, schlechte Schulnoten, unzureichende Arbeitsmotivation und Engagement oder Pünktlichkeit wurden den Jugendlichen zugeschrieben. Die mangelnde „Ausbildungsreife“ Jugendlicher beherrscht seit Mitte der 1990er Jahre den bildungspolitischen Diskurs.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausbildungsreife
- Vorbemerkung
- Berufsbildungsgesetz/Handwerksordnung
- „Ausbildungsreife“ - Versuch einer Definition
- Bundesinstitut für Berufsbildung
- „Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs“
- Allianz für Aus- und Weiterbildung
- Feststellung der „Ausbildungsreife“
- Diagnostisches Instrument zur Feststellung der „Ausbildungsreife“
- Einschätzung des diagnostischen Instrumentes
- Sicht der Wirtschaft
- Sicht der Gewerkschaften
- Zwischenfazit
- Die neue Generation „Z“
- Jugendkulturen
- Lebenswelten und Werteorientierung
- Schule und Lernen
- Berufliche Orientierung
- Übergang Schule – Beruf
- Die biografische Lage der Jugendlichen
- Entwicklungsaufgaben
- Berufsorientierung als Identitätsmanagement
- Differenzierung benachteiligte Jugendliche
- Typus 1: Marktbenachteiligung
- Typus 2: Schulische Überforderung und Leistungsmisserfolg
- Typus 3: Außerschulische Überforderung und Lebensprobleme
- Typus 4: Sinn- und Identitätssuche
- Typus 5: Jugendliche mit Multiproblemlagen
- Typus 6: Protest- und Autonomiebeweise
- Typus 7: Migrationshintergrund
- Übergangssystem
- Bildungsgänge und Fördermaßnahmen
- Durchlässigkeit und Übergangsquoten
- Betriebliche Einstiegsqualifizierung
- Vorzeitige Lösung von Ausbildungsverträgen/Ausbildungsabbrüche
- Vorzeitige Vertragslösung versus Ausbildungsabbrüche
- Gründe für vorzeitige Vertragslösungen bzw. Ausbildungsabbrüche
- Betriebliches Ausbildungspersonal
- Ausbilderinnen und Ausbilder
- Situation des Ausbildungspersonals in den Betrieben
- Veränderte Rolle
- Berufspädagogische Professionalisierung
- Anforderungen an die Professionalität des Bildungspersonals
- Konkrete Anforderungen an die betrieblichen Bildungsakteure
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit den Hintergründen der Ausbildungsreifediskussion und den daraus resultierenden Anforderungen an die Berufsausbildung. Dabei werden die aktuellen Herausforderungen in der Berufsbildung, insbesondere die Anforderungen an die Qualifikation der Ausbilderinnen und Ausbilder, im Fokus der Arbeit stehen.
- Die Entwicklung des Begriffs der „Ausbildungsreife“ und seine Bedeutung in der heutigen Gesellschaft
- Die Herausforderungen des Übergangs von Schule in den Beruf und die damit verbundenen Problemfelder
- Die Rolle von Jugendkulturen und Lebenswelten im Kontext der Ausbildungsreifediskussion
- Die Bedeutung der betrieblichen Ausbildungspersonal und die Anforderungen an ihre Professionalität
- Die Bedeutung von Fördermaßnahmen und Bildungsgängen für den erfolgreichen Übergang in die Berufsausbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beleuchtet zunächst die historischen Wurzeln und die aktuelle Bedeutung des Begriffs der „Ausbildungsreife“. Sie analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Rolle verschiedener Institutionen in der Ausbildungsreifediskussion. Anschließend werden die Lebenswelten und Werteorientierungen der jungen Generation „Z“ im Kontext der Berufswahl beleuchtet. Es wird untersucht, welche Auswirkungen diese auf den Übergang von Schule in den Beruf haben. Darüber hinaus werden die Herausforderungen bei der Berufsorientierung und die Bedeutung von Fördermaßnahmen für den erfolgreichen Übergang in die Berufsausbildung beleuchtet. Die Arbeit geht schließlich auf die veränderte Rolle und die steigenden Anforderungen an das betriebliche Ausbildungspersonal ein.
Schlüsselwörter
Ausbildungsreife, Berufsbildung, Jugendkulturen, Lebenswelten, Berufsorientierung, Übergang Schule – Beruf, betriebliche Ausbildungspersonal, Professionalität, Fördermaßnahmen, Bildungsgänge
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- Volker Freudenberger (Author), 2016, "Ausbildungsreife". Anforderungen an die Berufsausbildung der nachwachsenden Generation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/899968