Diese Arbeit untersucht, welche Maßnahmen der obrigkeitlichen Pestbekämpfung Nürnbergs Parallelen zu der Pestpolitik Venedigs aufweisen und wie es zu solchen Nachahmungen gekommen ist. Dabei wird danach gefragt, auf welchem Weg und dank welcher sozialen Gruppen bestimmte Pestabwehrmaßnehmen aus Venedig in der Form kultureller Transferleistungen in die Reichsstadt gekommen sein könnten und wie sie dort umgesetzt wurden, sodass Nürnberg eine Vorreiterrolle einnehmen konnte. Diese Forschungsfrage schränkt den Fokus mit Ausnahme des Rochuskults auf "staatliche" Hygiene- und Isolierungsmaßnahmen ein, die besonders wegen des epidemischen Charakters der Pest eine zentrale Rolle in der weiteren Pestbekämpfung der Neuzeit.
"Der wirtschaftliche Austausch mit der Serenissima beeinflusste überdies die soziale Entwicklung an der Pegnitz. Er hatte Auswirkungen auf den Aufstieg einzelner Familien, auf die vermögensbezogene Verschiebung unter den Geschlechtern, die Verflechtung von Kaufmannschaft und Stadtregiment und damit auf dessen politisches Agieren." Mit diesen Worten fasst Bettina Pfotenhauer die Auswirkungen zusammen, die auf die Reichsstadt Nürnberg und das dort regierende Fernhandelspatriziat durch den Austausch mit Venedig einwirkten.
Gleichzeitig verband beide Städte ein Schicksal, das gerade bevölkerungsreiche Handelsmetropolen Europas bis ins 18. Jahrhundert vor große Herausforderungen stellte. Die Pest lenkte in regelmäßigen Abständen das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen in beiden Städten und stellte eine existentielle Bedrohung für ihre öffentliche Ordnung und Wirtschaft dar. Vor diesem Hintergrund ist der Forschungsstand bemerkenswert, dass beide Städte, Nürnberg für das südliche Reichsgebiet und Venedig für die Städte Norditaliens, die Rolle eines Vorreiters in der politisch gelenkten Pestbekämpfung einnahmen. Vor ihren eigentlichen Kulminationsphasen errichtete Nürnberg ein Pestlazarett, verabschiedete komplexe Pestordnungen, etablierte Pestbehörden und trieb die Isolierung Kranker voran.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.2. Quellen
1.3. Forschungsstand
2. Nürnberg und Venedig – Berührungspunkte und Kulturträger
2.1. Kulturträger
3. Die Pest in Nürnberg
4. Die aktive Pestpolitik N ürnbergs unter venezianischem Einfluss
4.1. Die Pestordnung von 1520 nach venezianischem Vorbild?
4.2 Das Beerdigungswesen in Pestzeiten
5. Das Lazarettwesen: Isolierung und Quarant äne nach venezianischem Vorbild
6. Venezianische Elemente in der Medizinal- und Apothekengesetzgebung
7. Einf ührung des Rochuskultes in Nürnberg
8. Schlussbetrachtungen und Fazit
9. Bibliographie
9.1. Quellen
9.2. Darstellungen
1 . Einleitung
„Der wirtschaftliche Austausch mit der Serenissima beeinflusste überdies die soziale Entwicklung an der Pegnitz. Er hatte Auswir-kungen auf den Aufstieg einzelner Familien, auf die vermögensbe-zogene Verschiebung unter den Geschlechtern, die Verflechtung von Kaufmannschaft und Stadtregiment und damit auf dessen po-litisches Agieren“.1
Mit diesen Worten fasst Bettina Pfotenhauer die Auswirkungen zusammen, die auf die Reichsstadt Nürnberg und das dort regierende Fernhandelspatriziat durch den Aus-tausch mit Venedig einwirkten. Beide Städte bildeten bis in die frühe Neuzeit hinein die Grenzen des transalpinen Handels, der den orientalischen Mittelmeerraum sowie Gebiete in Nord- und Osteuropa einschloss. Zwischen diesen beiden Metropolen ent-wickelte sich ein dichtes Kommunikationsnetz sowie ein Transfer an Kulturgütern, der sich im Geistesleben und der Architektur der Noris bis heute widerspiegelt.2 Gleich-zeitig verband beide Städte ein Schicksal, das gerade bevölkerungsreiche Handelsmet-ropolen Europas bis ins 18. Jahrhundert vor große Herausforderungen stellte. Die Pest lenkte in regelmäßigen Abständen das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen in beiden Städten und stellte eine existentielle Bedrohung für ihre öffentliche Ordnung und Wirtschaft dar. Vor diesem Hintergrund ist der Forschungsstand bemerkenswert, dass beide Städte, Nürnberg für das südliche Reichsgebiet und Venedig für die Städte Norditaliens, die Rolle eines Vorreiters in der politisch gelenkten Pestbekämpfung ein-nahmen. Vor ihren eigentlichen Kulminationsphasen errichtete Nürnberg ein Pestla-zarett, verabschiedete komplexe Pestordnungen, etablierte Pestbehörden und trieb die Isolierung Kranker voran.3
Auch Venedig bildet für Italien einen Vorreiter z.B. im Bau von Pestspitälern. Während der bauliche Schwerpunkt zwischen 1450 und 1470 lag, errichtete man in Venedig bereits 1424 das erste Lazarett. Ihren institutionellen Höhepunkt erreichte ihre staatliche Pestpolitik mit der Etablierung des „Magistrato della sanitá“ im Jahr 1485. Diese Behörde wurde für Jahrhunderte Vorbild für andere europäische Gebiete, dazu vgl. Bergdolt, K.: Pest, Stadt, Wissenschaft – Wechselwirkungen in oberitalienischen Städten vom 14. bis 17. Jahrhundert, Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 15 (1992), S.201–211, hier S. 203; Deshalb wird für die Arbeit die These aufgestellt, dass aufgrund der politischen und wirt-schaftlichen Berührungspunkte einerseits und der gemeinsamen Katastrophenerfahrun-gen andererseits ein spezieller Kulturtransfer von Venedig nach Nürnberg stattfand, der sich in ähnlichen – wenn auch zeitlich versetzten – Maßnahmen zur Bekämpfung oder Bewältigung der Pest ausdrückte. Anknüpfend an Pfotenhauer umfasst Kulturtransfer nicht nur den „Transfer zwischen Kulturen, sondern des Kulturellen“.4 Ganz im Sinne der Kulturtransferforschung sollen die „Übertragung und Aneignung von Praktiken, Diskur-sen und Objekten“ und den dahinterstehenden Vermittlungsinstanzen untersucht werden.5 Während bei der Betrachtung dieser Austauschprozesse die kulturelle Dominanz Italiens gegenüber dem Reich zunehmend in Kritik geraten ist und sich für das 15. Jahrhundert zunehmend eine Parallelität konstatieren lässt, waren die Städte Oberitaliens aufgrund ihrer ausgeprägten Verwaltungsstruktur und dadurch, dass sie als erste von der Pest ge-troffen worden waren, in ihrer Seuchenabwehr den Städten nördlich der Alpen voraus.6 Somit verläuft die Übertragung kultureller Inhalte eher einseitig von einer Ausgangkultur über Vermittlungsinstanzen, hier soziale Gruppen, in einen Resonanzraum, wobei er aber in einen kulturellen Austauschprozess eingebettet ist.7
Dieser Kulturtransfer wurde maßgeblich von Fernhändlern als Kulturträger herbeige-führt. In ihrem Berufsleben waren sie einerseits in die Gesellschaft und Kultur Venedigs eingebunden, gleichzeitig bestand eine intensive Rückbindung an die Herkunftsstadt, so-dass von ihnen fremde Kulturgüter in ihre Herkunftskultur transferiert wurden.8 Doch lassen sich gerade vor dem Hintergrund der Pestpolitik noch weitere Vermittler anführen. So stellte beispielsweise die venezianische Staatsuniversität Padua das Referenzzentrum Rodenwaldt, E., Die Gesundheitsgesetzgebung des Magistrato della sanitá 1486 – 1500, Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Math. – naturwiss. Klasse Jahrgang 1956/57, 1. Abhand-lung, Heidelberg 1956, S. 4-122.
Venedigs in der aktiven Pestpolitik dar,9 und war für viele fränkische Studenten der Me-dizin und Juristerei der wichtigste Anlaufpunkt unter den italienischen Hochschulen.10 Beide Gruppen, besonders aber die Fernhändler, stiegen im 15. Jahrhundert zunehmend in die städtische Führungsschicht Nürnbergs auf. Diese schalteten sich dann in die Pest-bekämpfung ein, etablierten spezielle Behörden und erließen umfassende Maßnahmen mit dem Ziel, die Stadt und ihre Bevölkerung vor der Pest zu beschützen.11
Für die vorliegende Arbeit wurde der Behandlungszeitraum zwischen 1483 und 1534 ge-wählt. Eingebettet zwischen zwei Pestausbrüchen lässt sich diese Festlegung mit zwei Entwicklungslinien begründen. Zum einen erreichte in dieser Zeit der ideelle und kultu-relle Austausch der beiden Städte einen Höhepunkt.12 Nürnberg und Venedig fungierten im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit als Handels- und Kommunikationszentren sowie „als intellektuelle und künstlerische Relaisstationen“.13 Die Seerepublik Venedig avancierte im ausgehenden Mittelalter zu einem der bedeutendsten Handelszentren Euro-pas, während sich Nürnberg zu einem der stärksten Wirtschafts- und Handelszentren nördlich der Alpen entwickelte. Günstig beeinflusst wurde diese Entwicklung unter an-derem durch zahlreiche Privilegien, die Nürnberg für den Handel nach Italien gewährt wurden. Getragen wurde dieser Fernhandel durch Kaufmänner der Nürnberger Oberschicht, die im 14. Jahrhundert die beherrschende Händlergruppe aus dem Norden in der Seerepublik darstellten.14
Daran knüpft die zweite Entwicklungslinie an, die die Festlegung des Behandlungszeit-raums legitimiert. Nürnberg entwickelte gegen Ende des 15. Jahrhunderts mit Venedig vergleichbare komplexe administrative Strukturen aus spezialisiertem Pestpersonal. Ernst Mummenhoff kommentiert treffend dazu, dass erst die Aufzeichnungen des 16. Jahr-hunderts ein klares Bild einer systematischen Pestbekämpfung in Nürnberg erkennen las-sen, nachdem der Rat mit direkten seuchenpolizeilichen Maßnahmen begann, der Pest als ein wiederkehrendes Phänomen entgegenzutreten.15 Am Anfang standen vereinzelte Vor-kehrungen und Verordnungen zur Seuchenhygiene sowie der Bau eines Pestlazaretts im Jahr 1490. Im Laufe mehrerer Seuchenzüge etablierten sich feste Handlungsmuster und ab 1519/20 sogar komplexe Gesetzeskataloge, die fortlaufend optimiert wurden und ver-suchten, die Strafe Gottes als Ausnahmezustand zu verrechtlichen und in Gesetze zu fas-sen. Mit der Reformation im Jahre 1525 intensivierten sich die gesetzgeberischen Ambi-tionen in Nürnberg, denen die Stadt ihre „nachmalige Vormachtstellung im kommunalen Gesundheitswesen der alten Reichsstädte verdankt“.16
Vor diesem Hintergrund leitet sich das Forschungsdesiderat der vorliegenden explorati-ven Arbeit ab. Es gilt zu untersuchen, welche Maßnahmen der obrigkeitlichen Pestbe-kämpfung Nürnbergs Parallelen zu der Pestpolitik Venedigs aufweisen und wie es zu sol-chen Nachahmungen gekommen ist. Dabei muss danach gefragt werden, auf welchem Weg und dank welcher sozialen Gruppen bestimmte Pestabwehrmaßnehmen aus Venedig in der Form kultureller Transferleistungen in die Reichsstadt gekommen sein könnten und wie sie dort umgesetzt wurden, sodass Nürnberg eine Vorreiterrolle einnehmen konnte. Diese Forschungsfrage schränkt den Fokus mit Ausnahme des Rochuskults auf „staatli-che“ Hygiene- und Isolierungsmaßnahmen ein, die besonders wegen des epidemischen Charakters der Pest eine zentrale Rolle in der weiteren Pestbekämpfung der Neuzeit spielten.17 So interessant theologische Erklärungsmuster der Pest als Strafe Gottes sind und Bittprozessionen und Gottesdienste psychologisch zur Aufrechterhaltung der öffent-lichen Ordnung beigetragen haben dürften, widmet sich diese Arbeit vordergründig dem Zusammenspiel zwischen Obrigkeit und Klerus nur insofern, als dass sich behördliche Maßnahmen gegen den Willen der Kirche z.B. im Bestattungswesen durchgesetzt ha-ben.18 Die Eingrenzung auf die obrigkeitliche Pestbekämpfung vereinfacht den länder-übergreifenden Vergleich der Akteure hinter den Maßnahmen und im Fall von Venedig und Nürnberg ihr Verhältnis zueinander. Dinges führt in seinem europäischen Vergleich der Pestbekämpfung an, dass in der Pestforschung länderübergreifende Arbeiten weitest-gehend fehlen. Richtig konzediert er dabei, dass Maßnahmen zur Pestbekämpfung im späten Mittelalter sich selektiv und unter langen Verzögerungen in Europa verbreiteten und allein die strukturellen und geographischen Unterschiede einzelner Regionen einen Vergleich erschweren.19 Während die Einführung des Rochuskults in Nürnberg sicher auf die Beziehungen der Familie Imhoff nach Venedig zurückzuführen ist und auch die Me-dizinal- und Apothekengesetzgebung Nürnbergs sehr wahrscheinlich nach dem Vorbild Venedigs entstand, stellt es ein risikobehaftetes Unterfangen dar, weitere Maßnahmen der Pestbekämpfung in Nürnberg auf venezianische Einflüsse zurückzuführen, wenn sie le-diglich in ihrer Ausführung Überschneidungen aufweisen. Deshalb muss z.B. auch ge-prüft werden, welche Beziehung die Akteure hinter der nürnbergischen Pestpolitik nach Venedig besaßen oder welche Maßnahmen zeitgleich auch in anderen Städten angewandt wurden und somit lediglich den zeitgenössischen Kenntnisstand widerspiegeln könnten.20
Bei der Arbeit gilt es wie folgt vorzugehen. Nach einem Überblick über die wichtigsten Quellen und den aktuellen Forschungsstand wird im darauf folgenden Kapitel eine Über-sicht über die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Städten geliefert sowie über die beiden wichtigsten Kulturträger, die Fernhändler und Studenten.21 Am Beispiel der Fa-milie Imhoff wird die enge Verflechtung zwischen der Wirtschaftselite und der politi-schen Elite der Noris exemplifiziert. Anschließend werden die Pesterwähnungen in Nürn-berg in chronologischer Ordnung vorgestellt, sodass die Entstehung der Pestpolitik immer vor dem Hintergrund der einzelnen Epidemien betrachtet werden kann. Dem schließt sich eine Darstellung der Stadtverwaltung Nürnbergs und der daraus entstandenen Pestbehör-den sowie der Kooperation mit der Ärzteschaft an, um Parallelen zu den venezianischen Pestadministrationen aufzuzeigen. Anschließend wird die erste komplexe Pestordnung 1519/20 in ihrem Inhalt und Konzeptionen umrissen und venezianischen Ordnungen und deren Abwehrmaßnahmen gegenübergestellt. Einen Schwerpunkt bildet dabei das Beer-digungswesen. Die nächsten drei Kapitel behandeln das Lazarettwesen, die Apotheken-reformen und die Einführung des Rochuskultes und den venezianischen Einfluss auf diese drei Bereiche.
Den Schluss bildet eine kritische Zusammenfassung der Ergebnisse und die Frage danach, welche Maßnahmen sicher oder zumindest sehr wahrscheinlich auf einen Kulturtransfer zurückzuführen und nicht Ausdruck lokaler Parallelerfindungen sind. Schließlich müssen die Ergebnisse im überregionalen „Säurebad des Vergleichs“22 unter Vorbehalt betrachtet werden und laden abschließend zu Nachforschungen darüber ein, inwiefern sich in der gemeinsamen Pestbekämpfung Nürnbergs und Venedigs Kennzeichen eines Lernprozes-ses widerspiegeln.23
1.2. Quellen
Die Quellenrecherche gestaltete sich außerordentlich kompliziert, da die wichtigsten Quellen für die Pestpolitik Nürnbergs sich unveröffentlicht im dortigen Stadt- und Staatsarchiv befinden.24 Im Stadtarchiv informieren die Akten der Deputation zu den Sterbsl äuften über die offizielle Ratspolitik samt ihre Gutachten zur Seuchenpolitik. In ihnen befindet sich auch der Abschnitt, aus dem hervorgeht, dass die Lazarettordnung nach venezianischem Vorbild gestaltet werden sollte. Ebenso wichtig sind die Akten des Bürgermeisteramtes, die in einem Codex Auskunft über die Deputierten einzelner Ämter des Stadtregiments geben sowie die „Totenbücher“, in denen die Ratsbeschlüsse, die Ord-nungen und die Mandate zu den einzelnen Pestläufen gesammelt sind. Sehr ergiebig für die Fragestellung sind außerdem die Ämterbücher, die Namenslisten der Ratsherren und aller Beamten seit dem 14. Jahrhundert aufführen sowie das Stiftungsbuch zum Sebasti-anlazarett.25
Im Staatsarchiv Nürnberg lag der Fokus auf den Ratsverlässen und den Ratsbüchern. Da-von stellen die Ratsverlässe des Inneren Rates die wichtigsten Dokumente über die Ab-wehrmaßnahmen gegen die Pest dar. Diese wurden für die Jahre 1483-1534/35 im Staats-archiv als Mikrofilm eingesehen. Ebenso wurden für den Behandlungszeitraum die Rats-bücher der Stadt eingesehen, von denen besonders der elfte Band 11. sehr ertragreich war. Die Blätter 255 bis 338 dokumentieren die Entstehung und die Nachträge zu der ersten Pestordnung von 1519, die in ihren Bestimmungen sämtliche Bereiche der Pestpolitik umfassen und z.B. von großen Belang waren für seuchenprophylaktischen Überlegungen im Bestattungswesen. Weitere relevante Quellen stammen aus dem Petsjahr 1562. In den amtlichen Provenienzen findet sich eine Ratsverordnung, in der die Schickung der vene-zianischen Lazarettordnung veranlasst wurde. Ebenso findet sich in den Amts- und Stand-büchern der Jahre 1561 eine Lazarettordnung, die Aufschluss über vorangegangende Ord-nungen gibt.26 Die wichtigste herangezogene Chronik, die sich durch hohe Authentizität und Detailgenauigkeit auszeichnet, sind die Annalen der Reichsstadt Nürnberg (1623) von Johannes Müllner, die 2003 vom Stadtarchiv Nürnberg herausgegeben worden sind. Die Chronik des Ratsschreibers Müllner zeichnet sich dadurch aus, dass sie als außerordentlich zuverlässig gilt und weitere Quellen des Mittelalters, wie den Stiftungs-brief des Pestlazaretts oder auch humanistische Geschichtsschreibung, darin eingearbeitet wurden und für stadtgeschichtliche Themen verlorene Originalarchivalien beinhaltet.27
Für den Vergleich des Apotheken- und Medizinalwesen wurde das Capitolare de Spetia-libus von 1258 aus Venedig und die Nürnberger Apothekenordnungen aus den Jahren 1442 und 1529 herangezogen. Für das Capitolare de spetialibus wurde die Edition von Giovanni Monticulo benutzt.28 Die Nürnberger Apothekerpflicht ist in zwei Abschriften von 1552 und 1555 im Nürnberger Staatsarchiv erhalten. Für diese Arbeit wurde die Version aus dem Anhang bei Egon Philipp herangezogen. Bei ihm ist der Wortlaut eines Briefes des Nürnberger Rates an Ingolstadt aus dem Jahr 1484 abgedruckt, in dem die Apothekerpflicht angefordert wurde. Die Apothekenordnung von 1529 ist als eine Ergän-zung zu der Pflicht von 1442 aufzufassen. Ergänzt wurde die Pflicht um Regeln der Arz-neimittelzubereitungen. Andere wichtige Punkte, wie das Kooperationsverbot zwischen Medizinern und Apothekern, sind in dieser Ordnung nicht aufgeführt. Als Quelle wurde wieder die Zitation bei Philipp verwendet. In seinem Anhang befindet sich der Wortlaut der Apothekerpflicht aus dem Jahre 1529 aus dem Amts- und Standbuch Nr. 100.29
1.3. Forschungsstand
Die aktuelle Forschung zu den Beziehungen der beiden Städte fokussiert sich auf so-zial- und kulturgeschichtliche Fragestellungen und thematisiert die soziale, berufliche und institutionelle Integration der Deutschen in Venedig.30 Die Rückwirkungen der transalpinen Beziehungen für die Herkunftsräume der Träger sind bisher nur wenig erforscht worden. Dabei hat die Forschung kulturelle Transferleistungen nur aus-schnittweise berücksichtigt und einen besonderen Fokus auf die Renaissance und die Adaption künstlerischer und humanistischer Inhalte gelegt.31 Maßgeblich für die vor-liegende Arbeit war deshalb die Doktorarbeit Pfotenhauers, die als Schwerpunkt die Mechanismen hinter dem wirtschaftlichen, kommunikativen und intellektuellen Aus-tausch und deren Rückwirkungen auf die Reichsstadt hat. Ferner liefern die Dissertation von Helga Jahnel zu der Fernhandelsfamilie Imhoff und die Einzelarbeiten von Peter Fleischmann zum Nürnberger Rat und Patriziat zahlreiche Informationen über die Vernetzungen zwischen Wirtschaft und Politik.32
Die Dissertation von Bauer informiert ausführlich über die Studenten Nürnbergs in Padua und deren spätere Karrieren. Für die Pest in Nürnberg greift die Arbeit auf vor-wiegend grundlegende und ältere Forschungsberichte zurück. Für einen Überblick über das Gesundheitswesen und seine Krankenanstalten dienen die Aufsätze Ernst Mummenhoffs aus der Zeit um 1900.33 Aus den achtziger Jahren stammen spezielle Untersuchungen zu Nürnberg und der Pest von Amalie FÖßEL und Charlotte Bühl. Ein zentrales und aktuelles Werk, das auf Quellenstudien fußt und weite Bereiche um-fasst, ist die Doktorarbeit von Caroline Porzelt aus dem Jahr 2000. Weitere relevante Beiträge, die die Geschichte der Pest unter sozialgeschichtlichen oder vergleichenden Aspekten behandeln, stammen von Wolfgang Eckart, Martin Dinges, Neithard Bulst, Robert Jütte und Klaus Bergdolt.
Relativ gut sind seit den 70er Jahren das Eindringen venezianischer Elemente in die nürnbergische Apotheken- und Medizinalgesetzgebung im Angesicht der Pest er-forscht worden. Diese Erkenntnisse gehen auf die akribischen Quellenstudien in den Werken von Karl Heinz Bartels und Rudolf Schmitz zurück. Für einen allgemeinen Überblick über das nürnbergische Apothekenwesen wurde die Monographie von Egon Philipp herangezogen.34 Eine sehr detaillierte rechtsgeschichtliche Untersuchung des Beerdigungswesens in Nürnberg, die gleichzeitig mit vielen abgedruckten Ratsverläs-sen und -beschlüssen sowie Leichenordnungen aufwartet, stellt die Dissertation von Fleischmann, P., Rat und Patriziat in Nürnberg. Die Herrschaft der Ratsgeschlechter vom 13. bis zum 18. Jahrhundert, Nürnberger Forschungen 31/2: Ratsherren und Ratsgeschlechter, Neustadt an der Aisch 2009. Ders., Rat und Patriziat in Nürnberg. Die Herrschaft der Ratsgeschlechter vom 13. bis zum 18. Jahrhundert, Nürnberger Forschungen 31/3: Ratsgänge (1318/23 bis 1806/08) Register und Verzeichnisse, Neustadt an der Aisch 2009. Gerade dieses Werk, das die einzelnen Mitglieder des Kleineren Rates samt ihrer Ämter auf der Grund der Amts- und Standbücher auflistet, half sehr dabei, die Bedeutung einzelner Familien in der Pestpolitik hervorzuheben.
Ders. Die öffentliche Gesundheits- und Krankenpflege im alten Nürnberg, in: Festschrift zur Eröffnung des neuen Krankenhauses der Stadt Nürnberg, Nürnberg 1898, S. 1-122 (ND Neustadt / A. 1986).
Hubert Mattausch dar.35 Für die Einführung des Rochuskultes aus Venedig nach Nürnberg durch die Familie Imhoff wurden die Dissertation von Marie-Theres Schmitz-Eichhoff sowie die beiden Aufsätze Heinrich Dormeiers konsultiert.36 Die wichtigsten Referenztexte auf venezianischer Seite sind neben den bereits erwähn-ten Werken die beiden Aufsätze Mario Brunettis „Venezia durante la peste del 1348“ aufgrund ihrer Bezüge in die frühe Neuzeit und den darin abgedruckten Quellen, der Ausstellungskatalog „Venezia e la peste“ von 1979, die Aufsätze zur der Magistrato della sanitá von Ernst Rodenwaldt aus den 50ern sowie die umfassende Dissertation Palmers zur oberitalienischen Pestpolitik.37
2. Nürnberg und Venedig – Berührungspunkte und Kulturträger
Dieses Kapitel umreist die Berührungspunkte zwischen den beiden Städten und die Ak-teure hinter dem kulturellen und wissenschaftlichen Transfer.
Im Spätmittelalter zählte die Reichsstadt Nürnberg zu den bevölkerungsreichsten und wichtigsten Handelszentren des Reichs, da sie in der Mitte lag und ihre Fernhandelsrouten sich über fast ganz Europa erstreckten. In ihr kreuzte sich der Verkehr vom Mittelrhein zur Donau mit dem aus Böhmen und dem Thüringer Wald. Von Italien aus gelangte der Warenstrom aus dem Orient und dem östlichen Mittelmeer nach Venedig, ging von dort über die Ostalpenpässe nach Regensburg, in der die nach Osten führende Donau die Land-straße kreuzte, die nördlich über Augsburg nach Nürnberg führte.38 In Venedig war Nürn-berg lange die am stärksten repräsentierte Reichsstadt.39 Ein wichtiger Grund dafür war, dass die Kaufleute beider Städte im 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf die gut ausgebaute Infrastruktur der Alpenpässe zurückgreifen konnten, um in die jeweils andere Dormeier, H., Venedig als Zentrum des Rochuskultes, in: V. Kapp - F.R. Hausmann (Hrsg.), Nürnberg und Italien. Begegnungen, Einflüsse und Ideen, Tübingen 1991 (Erlanger Romanistische Dokumente und Arbeiten 6).
Ders., St. Rochus, die Pest und die Imhoffs in Nürnberg vor und während der Reformation, in: G. Bott (Hrsg.), Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1985, S. 7-72.
Stadt zu gelangen.40 Quellen deuten schon im 15. Jahrhundert auf eine fortwährende Stei-gerung der kulturellen, ökonomischen und sozialen Integration der beiden Räume hin.41 Die intensive Korrespondenz zwischen den Regierungen der beiden Handelsmetropolen unterstreicht das enge Verhältnis.42 Nürnberg wurde im 15. und 16. Jahrhundert zum wichtigsten Nachrichtenumschlagplatz im Reich. Neben Informationen, die die Kaufleute inoffiziell über den Gesundheitszustand in Nürnberg übermitteln als auch über Venedig einholten sollten, unterhielt die Stadt zu Venedig sogar eine Eilpost.43
Warum ist das für die Arbeit relevant? Die wirtschaftliche Führungsschicht Nürnbergs zeichnete sich neben ihren Anteilen an öffentlichen und privaten Vermögen auch durch politischen und gesellschaftlichen Einfluss aus. Für die Ratsgeschlechter der Reichsstadt, besonders die Frager (Bürgermeister), die „Ältesten Herren“ (Septemvir) und die „Lo-sunger“, stellte überdurchschnittlicher Reichtum das zentrale Distinktionsmerkmal dar, um überhaupt „ratsfähig“ sein zu können.44 Nach Niederschlagung des Zunftaufruhrs von 1348/49 befand sich die politische Herrschaft in den Händen des Groß- und Fernhan-delspatriziats.45 Nach Stromer waren im Inneren Rat vor dem Tanzstatut 1521 kaum Familien vertreten, die nicht zu dieser Gruppe gehörten.46 Die wirtschaftliche und politi-sche Spitzengruppe stellten bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts patrizische Fa-milien von alten und jungen Geschlechtern.47 Fragt man nach kulturellen Transferleistungen im Bereich der Seuchenpolitik, die aus Venedig nach Nürnberg ge-kommen waren, müssen zwei Gruppen besondere Aufmerksamkeit erfahren. Das Fern-handelspatriziat, das in ständiger Kooperation mit den politischen und wirtschaftlichen Eliten Venedigs interagierte und in Nürnberg selbst die wichtigsten politischen Ämter bekleidete und die Mediziner, die meist in Padua studiert hatten und dem Rat in ihrer Seuchenpolitik beratend zur Seite standen.
2.1. Kulturtr äger
Im Folgenden sollen diejenigen Akteure der Fernhandels und Medizin vorgestellt werden, durch die kulturelle Transferleistungen von Venedig nach Nürnberg gekommen sein und Eingang in die Pestpolitik gefunden haben könnten. Den Anfang macht ein Beispiel aus dem Fernhandelspatriziat.
Seit dem Spätmittelalter war es üblich, dass die großen Handelsfamilien ihre Söhne zur Ausbildung ins Ausland schickten. Eine herausragende Stellung nahm ab dem Spätmit-telalter die Familie Imhoff ein. Diese Familie, die erstmals am 4. Juli 1340 in den Neu-bürgerlisten erwähnt wird, spielte eine große Rolle für die Vernetzung zwischen Nürn-berg und Venedig und dem kulturellen Transfer. Obgleich sie im Spätmittelalter erst über-regional mit ihren Niederlassungen in den Niederlanden und Italien an europäischer Be-deutung gewannen, hat sich die Forschung nur wenig mit ihnen beschäftigt.48 Die Han-delskontakte mit Venedig lassen sich bereits für Hans II. (gest. 1389) belegen. Dieser wurde 1369 als Genannter des Großen Rates aufgenommen. Einer seiner Söhne, Niko-laus, wurde 1378 Genannter und später als erster und für lange Zeit letzter in den Inneren Rat aufgenommen. Während dessen komplette Linie Nürnberg verließ, blieb die Linie seines Bruders, Konrad I., in Nürnberg. Dieser starb auf einer Handelsreise nach Venedig. Sein mittlerer Sohn, Konrad II, führte und erweiterte die Familiengeschäfte. Unter seiner Regie erwarb die Familie in Venedig 1441 erst eine halbe, später eine ganze Kammer im Fondaco dei Tedeschi.49 Mit dem Tod Konrads II. 1449 besaß die Familie Imhoff als Fernhändler großen Reichtum und sechs Niederlassungen in Europa. In Venedig gehörten die Imhoffs zu den bedeutendsten Handelshäusern und knüpften mit den wichtigsten Handelshäusern Beziehungen. Konrad III. und Hans IV. führten das Geschäft weiter, während die übrigen Familienmitglieder den Außendienst in den europäischen Niederlas-sungen übernahmen. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stellten die Imhoffs schließlich aufgrund ihres Dauerbesitzes einer Kammer in der Fondaco dei Tedeschi mit Andreas I. bald den „führenden Finanzmann“ der Stadt.50 Das Ansehen, das die Familie in Venedig genoss, zeigt sich in den verliehenen Privilegien und den an sie vergebenen Ämtern.51 Diese Stellung behielt die Familie auch im 16. Jahrhundert, nachdem Venedig an Bedeutung durch die Verlagerung des Gewürzhandels verloren hatte. Gerade der Ab-zug von Konkurrenz und der bestehende Transithandel machten die Geschäfte weiterhin lukrativ.52 Mit dem wirtschaftlichen kam auch der soziale Aufstieg. Die Imhoffs wurden unter Hans IV. dauerhaft ratsfähig. Mit seiner Wahl zum jüngeren Bürgermeister 1459 gehörte er fast 40 Jahre dem Rat an. 1479 stieg er zum Älteren Bürgermeister auf. Sein jüngerer Bruder Paul, der die Handelsgesellschaft vornehmlich in Venedig vertrat, wurde kurze Zeit danach zum Älteren Genannten gewählt und wurde somit Mitglied des Rates. Insgesamt folgten drei Söhne Hans IV. in den Rat. Besonders Konrad IV. übernahm als versierter Händler zahlreiche Ämter wie das des Jüngeren und später das eines Älterern Bürgermeisters. Durch seine enge Beziehung zur Pfarrkirche St. Lorenz stiftete Konrad im Jahr 1518 auf dem neuen Gottesacker eine Kapelle, die dem Heiligen Rochus gewid-met war. Dieser Kult kam aus Venedig und wurde über die Familie Imhoff in Nürnberg eingeführt. Im Jahre 1513 wurde Hans V. erst zum Alten Genannten und 1519, nach dem Tod Konrad IV., zum Älteren Bürgermeister bestimmt. Im Jahre 1523 wurde der mittlere Sohn Hans IV., Andreas I., der in Venedig ausgebildet worden war, zum Jüngeren Bür-germeister ernannt. 1529 wurde er Älterer Bürgermeister, bevor er im Jahre 1531/32 durch den Tod zweier Älterer Herren an die Spitze der Obrigkeit gelangte. Die Imhoffs waren somit permanent in der politischen Obrigkeit vertreten. Gleichzeitig waren sie als Fernhandelspatriziat in Venedig exzellent vernetzt, schickten ihre Söhne als Lehrlinge in die Serenissima und betrieben in Nürnberg mit anderen Handelsfamilien eine intensive Heiratspolitik. Diese Faktoren lassen sich auf adere Familien wie den Hallern oder den Stromern übertragen. Es ist deshalb sehr gut vorstellbar, dass venezianisches Wissen und Handeln in der Pestbekämpfung über diese Akteure in die Seuchenpolitik Nürnbergs übernommen wurde.53 Die hohe Schule der süddeutschen Städte war Venedig. Deshalb sollen als weitere Übermittler für einen Kulturtransfer – hier für akademisches Wissen um Medizin und Pestbekämpfung – die Studenten der Universität Padua vorgestellt wer-den.54
Auf der juristischen Ebene existierten bereits weitreichende Verflechtungen zwischen Nürnberg und Venedig, sodass Nürnberg als Umschlagplatz für römisches Recht und Rechtspraxis galt.55 Als Handelsstadt besaß Nürnberg eine herausragende Gesetzgebung, die ihren Kaufleuten eine Rechtsstellung bot, die von der gesamten Diözese begehrt wurde.56 Elementar für moderne Medizinalgesetzgebungen waren ein juristisches und be-sonders ein medizinisches Studium. Mit ihnen etablierte sich in Nürnberg sowohl im Rechtswesen als auch im Medizinalwesen die Gattung der komplexen Consilia.57 Nachdem Padua 1405 venezianisch geworden war, erfreute sich die Universität großer Beliebtheit bei den Studenten Nürnbergs. Neben Juristen wählten auch Mediziner für ihre „ Peregrinatio academica “ Padua als Lieblingsziel, an dem sich im 16. Jahrhundert die systematische Methode der unvoreingenommenen Beobachtung durchgesetzt hatte und in der geistliche Behörden gegenüber invasiven Eingriffen und dem Sezieren eine höhere Toleranz zeigten.58 Fast sämtliche Mediziner, die sich mit dem Medizinal- und Apothe-kenwesen in Nürnberg im behandelten Zeitraum auseinandersetzten, haben in Padua stu-diert.59 Die Reichsstadt nahm für den gesamten deutschsprachigen Raum hinsichtlich der Studentenanzahl in Padua im 15. Jahrhundert mit 60 Personen eine Sonderstellung ein. Neben der bereits erwähnten günstigen Infrastruktur zwischen den beiden Städten und den intensiven Handelsbeziehungen, wurde es zunehmend eine Frage des Prestiges, dass reiche Nürnberger Familien ihren filius zum Studium nach Padua schickten.60 Da die Stu-dienrichtungen Medizin und Jura elitär, das Studium selbst kostspielig und die Studenten mobil sein mussten, gehörten die Studenten zum Adel, besaßen eine patrizische Herkunft oder gehörten zum aufstrebenden Stadtbürgertum.61 Der politische Stadtadel Nürnbergs gehörte zum Patriziat und stellte aufgrund ihres hohen Bildungsniveaus und ihrer wirt-schaftlichen Verflechtungen mit Venedig die absolute Mehrheit der fränkischen Studen-ten in Padua.62 Der überwiegende Teil der Nürnberger Studenten kommt somit aus einem Milieu, das sowohl die politische als auch die wirtschaftliche Führungsschicht stellte.63 Die Lebenswege und Karrieren ihrer Mediziner fanden oft nur wenig Niederschlag in den Quellen.64 Neben dem Patrizier Willibald Pirckheimer, als geistiges Haupt der Humanis-ten Nürnbergs, und dem Astronom Regiomontanus sind die Mediziner Georg Palma, Joachim Camerarius, Volcher Coiter, Melchior Ayrer, Johann Kramer, Stefan Schütz, Lorenz Vetter und die beiden Schedels, die allesamt in Nürnberg im 15. und 16. Jahrhun-dert als selbstständige Ärzte niedergelassen waren, für die kulturellen Transferleistungen hinsichtlich der Pestbekämpfung und -wahrnehmung erwähnenswert.65 Besonders be-merkenswert ist Johann Kramer, der 1483 zusammen mit Hermann und Hartmann Sche-del sowie Hieronymus Münzer die Pestconsilia contra pestem für den Inneren Rat ver-fasste.66 Die meisten ehemaligen Medizinstudenten aus Franken traten eine Stelle als Stadtarzt in Nürnberg an.67 Der Herkunftsraum vieler fränkischer Mediziner wurde nach dem Studium somit auch als Arbeitsplatz favorisiert. Innerhalb der städtischen Gesell-schaft nahmen Mediziner eine herausragende Stellung ein, was sich in Nürnberg darin widerspiegelt, dass Hartmann Schedel 1482 und Sebald Pusch 1509 Genannte des Grö-ßeren Rates wurden.68 Dieses Kapitel hat verdeutlicht, dass im Nürnberg des ausgehenden Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit die wichtigsten Repräsentanten der Wirtschaft und der Medizin gleichzeitig die wichtigsten Entscheidungsträger in der Politik sein konnten oder großen Einfluss auf diese hatten. Diese enge Verflechtung bietet Grund ge-nug zur Annahme, dass venezianische Formen der Seuchenpolitik über diese nach Nürn-berg transferiert und abgewandelt umgesetzt worden sind.
3. Die Pest in N ürnberg
Über die Frage, ob Franken und somit Nürnberg vom Schwarzen Tod betroffen waren, wurde in der modernen Geschichtswissenschaft lange gestritten.69 Im 19. Jahrhundert ver-traten Robert Hoeniger, Emil Werunsky und Sigmund von Riezlers die Position, dass Franken, Böhmen und Polen von dieser verschont geblieben sind. Eine Kehrtwende die-ser Ansicht setzte mit Georg Sticker zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein, wonach der Schwarze Tod von Thüringen nach Franken kam.70 Heut kann als sicher angenommen werden, dass die großen Reichsstädte Würzburg und Nürnberg zwischen 1349 und 1350 wie Prag vom Schwarzen Tod verschont blieben.71 FÖßEL bemerkt nachvollziehbar, dass Müllner, hätte der Schwarze Tod in Nürnberg gewütet, diesen in seiner Historiographie Johann Kramer wird in den Rechnungsbüchern allerdings nicht als Stadtarzt gelistet und praktizierte wohl als selbstständiger Arzt. Dazu vgl. StAN, Rep. 54, Reichsstadt Nürnberg, Nürnberger; Stadtrechnungen Nr. 19a (1483/84), fol. 130v und 135v; Bauer, Padua und ihre fränkischen Besucher (2012) S. 180. aufgenommen hätte, da er akribisch seine Verbreitung an anderen Orten, seine Ursachen und seine wirtschaftlichen Folgen behandelt.72 Deshalb muss man annehmen, dass Mit-telfranken und Nürnberg vom Schwarzen Tod verschont blieben.
Die beiden wichtigsten Quellen, um den ersten Ausbruch der Pest grob verorten zu kön-nen, stellen die Historiographie des Ulman Stromer und die Annalen des Johannes Müllner dar. Stroman behandelt in seinem Werk vordergründig allgemeine Ereignisse, die entweder die Stadt, die Reichspolitik oder seine Familie betreffen. Den ersten Pestaus-bruch erlebte Nürnberg erst zehn Jahre nach dem Schwarzen Tod, als 1359 „ ein großer Sterb zu Nürnberg “ sich erhob, der 18 Wochen andauerte und viele Todesopfer forderte.73 In den Annalen lassen sich für die Jahre 1377 und 1379 weitere Ausbrüche feststellen.74 Ab September/Oktober 1395 führt Stromer in seinen genealogischen Abschnitten erst-mals expressis verbis die „ pestelencie “ als Todesursache für Angehörige des Patriziats an.75 Bis 1406/07 stieg die Anzahl der Opfer rasant auf namentlich 26 Patrizier sowie neun Mitglieder seiner Familie. Zuletzt starb er selbst.76 Die hohe Mortalität, die Hetero-genität der Opfer hinsichtlich ihres Alters und die Tatsache, dass oft enge Familienange-hörige zeitnah zueinander starben, spricht dafür, dass es sich um die Pest gehandelt haben könnte.77 Müllner bestärkt diese Vermutung, indem er für 1395 datiert, dass in Nürn-berg 7000 Menschen an der Pest gestorben sein sollen. Für das Jahr 1399 führt er das Es folgten 1405 mit Heinz Ungestum und der Enkelin von Eberhart von Holfeld zwei weitere Opfer der „ pestelencie “, ebd. S. 96. nächste großes Sterben an.78 Zu einem signifikanten Bevölkerungseinbruch in Nürnberg führte wohl erst der Pestausbruch von 1407. Ebenfalls berichtet Müllner etwas ausführ-licher vom Tod von 18 Mitgliedern der Familie Stromer in diesem Jahr. Starkes Indiz für die hohe und schnelle Mortalität der Pest ist die Erwähnung, dass Ulrich Stromer mit seiner Frau und dem gesamten Hausgesindel von zwölf Personen innerhalb von zwei Ta-gen starben.79 Dem folgten 1410 und 1419 weitere Pestausbrüche mit einer hohen Sterb-lichkeit.80
Im Folgenden werden nicht mehr alle Erwähnungen bei Müllner berücksichtigt, die von einem großen Sterben berichten. Einerseits kann, wie oben erwähnt, nicht gewährleistet werden, dass jedes Sterben einen Pestausbruch bedeutet, andererseits soll der Fokus auf den zu behandelnden Zeitraum Ende des 15. Jahrhunderts und die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts gelegt werden.81 Bemerkenswert ist das große Sterben aus dem Jahr 1427, das „ dermaßen überhand genommen, daß man den Kirchhof zum Heiligen Grab, oder zu S. Johannis, müssen zu Hülf nehmen, welcher damals erst gebauet und geweihet worden sein soll “.82 Müllner fügt allerdings hinzu, dass „ etliche Chroniken “ dieses Sterben und den neuen Kirchhof erst für das Jahr 1437 anführen. Dem hält er entgegen, dass die „ pes-tilenzische Seuch zu Nürnberg “ in beiden Jahren grassierte und benennt als Ursache den vergangenen warmen und faulen Winter aus dem Jahr 1426.83 Die Pestschilderung von 1437 dokumentiert zehn Jahr später in Anschluss an ungünstige Witterung und damit ein-hergehende Missernten ein „ pestilenzische Seuch und Sterben “, das am 1. September ein-setzte und erst um Weihnachten endete und das mehrere Tausend Todesopfer forderte. Zu dieser Zeit wurde vermutlich der St. Johannis Kirchhof ebenso gebaut wie ein neuer In der Tat berichtet Müllner für 1326, dass „ den ganzen Winter durch gar kein Kält gespüret worden “ und von einer darauf einsetzenden „ geschwinde Pestilentz “, ebd. S. 256.
Kirchhof für das Spital. Für 1446 setzte die nächste „ Pestilenzische Seuch “ ein, die „ etli-che Wochen regiert “.84
Für den Zeitraum zwischen 1449 und 1543 lassen sich für Nürnberg ungefähr neun Pest-gänge feststellen, die eine Periodizität von 10,3 Jahren aufweisen. Der erste Pestgang wütete 1452 in Nürnberg so sehr, „ daß vieltausend Menschen an solcher Seuch sind ge-storben “ und hielt bis in das Jahr 1453 an.85 1462 lässt Müllner sogar von Juli 1462 bis Februar 1463 ein „ Welt-Sterben “ sich erheben. Er führt die Totenzahl von 10 000 Men-schen an, die auf Schätzungen von Totengräbern und Messnern zurückgehen. Auch wer-den erste Maßnahmen der Stadt geschildert, wonach keine Toten, die außerhalb der Stadt gestorben sind, in die Stadt geführt werden dürfen. Ebenso müssen Zöllner und Torwäch-ter alle einfahrenden Wagen durchsuchen.86 Im Juni des Jahres 1473 brauch die nächste „ pestilentzische Seuch zu Nürnberg “ aus und wütete bis Februar 1474.87 Ausführlicher berichtet Müllner unter Berufung auf andere Quellen von dem Pestausbruch 1483/84. Er zitiert dabei die nürnbergischen Chroniken, die für die Seebalder Pfarrei 2188 Tote und für die Lorenzer Pfarrei 2300 Tote aufführt. Deutlich hebt Müllner die ungewöhn-lich hohe Mortalität und die Spannweite im Alter der Opfer hervor.88 Den nächsten Aus-bruch verzeichnet er für die Jahre 1493/94. Eindrücklich wird berichtet, wie mit den To-ten das Sterben in die Klöster drang und im Heiligen Egidienkloster 15 Mönche verstar-ben.89 Im Jahr 1505 folgte auf einen warmen Winter das nächste große Sterben, das sich bis zum nächsten Jahr hielt.90
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1 Pfotenhauer, B., Nürnberg und Venedig im Austausch. Menschen, Güter und Wissen an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, Regensburg 2016 (Schriftenreihe des deutschen Studienzentrums in Venedig XIV.), S. 420.
2 Anm. d. Autors: Beispielsweise ist die Fleischbrücke der Rialtobrücke nachgebaut worden.
3 Porzelt, C., Die Pest in Nürnberg. Leben und Herrschen in Pestzeiten in der Reichsstadt Nürnberg (1562-1713), St. Ottilien 2000 (Forschungen zur Landes- und Regionalgeschichte), S. 175-77; Dinges, M., Süd-Nord-Gefälle in der Pestbekämpfung. Italien, Deutschland und England im Vergleich, in: W., Eckart, – R., Jütte (Hrsg.): Das europäische Gesundheitssystem, Stuttgart 1994 (Medizin, Gesellschaft und Geschichte 3), S. 19-51, hier S. 28-47.
4 Vgl. Pfotenhauer, Nürnberg und Venedig (2016) S. 36f. Dabei gebraucht sie einen Begriff von Kultur, der intellektuelle Inhalte, gesellschaftliche Ideen, mentale Strukturen und Wahrnehmungsmuster, Symbole und Praktiken umfasst.
5 Landwehr/Stockhorst listen als Kulturgüter, neben Wissenschaften und Sachgütern, Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmuster auf. Daher ist es legitim, die aktive Pestpolitik, die von der politischen Ob-rigkeit über spezielle Behörden gelenkt und auf der Grundlage empirischer Beobachtungen über die Anste-ckungswege pragmatisch umgesetzt wurde, sowie die Rochusverehrung darunter zu fassen, vgl. ders., Ein-führung in die europäische Kulturgeschichte, Paderborn 2004, S. 287-90, hier S. 289.
6 Vgl. Pfotenhauer, Nürnberg und Venedig (2016) S. 38.
7 Kulturtransfer als ein dynamischer Prozess zwischen einer Ausgangskultur, Vermittlerinstanzen und einer Zielkultur, in dem Objekte, Texte und Praktiken transferiert und verändert übernommen werden, vgl. Schmale, W., Das Konzept „Kulturtransfer“ und das 16. Jahrhundert: Einige theoretische Grundlagen, in: ders. (Hrsg.), Kulturtransfer. Kulturelle Praxis im 16. Jahrhundert, Wien 2003 (Wiener Schriften zur Ge-schichte der Neuzeit 2), S. 41-62, hier S. S. 43.
8 Vgl. Pfotenhauer, Nürnberg und Venedig [(2016) vollständiger Titel vgl. Anm. 1] S. 36.
9 So beauftragte der Doge von Venedig 1435 den venezianischen Professor Bartolomeo di Santa Sofia mit der Anfertigung eines Pestconsilium. Der Ärztestand in Italien war eine politisch einflussreiche Institution und die Universitäten Prestigeobjekte ihrer jeweiligen Stadt. Dieses Verhältnis spiegelt sich in der engen Zusammenarbeit zwischen Medizinern und städtischen Gesundheitsbehörden wider, wenn auch letztere zunehmend auf empirische Beobachtungen und Pragmatismus setzten und weniger auf antike Autoritäten, vgl. Bergdolt, Pest, Stadt, Wissenschaft [(1992) vollständiger Titel vgl. Anm. 3] S. 201-211.
10 Neben dem Studium der Rechte und Medizin machten die neuen Strömungen der studia humanitatis Padua reizvoll für berühmte Mediziner wie Hartmann und Hermann Schedel, die beide als Stadtärzte in Nürnberg praktizierten. Hermann Schedel praktizierte nach einer langen Karriere von 1467 bis zu seinem Tod 1484 als Stadtarzt in Nürnberg. Hartmann Schedel, auf dessen Erziehung früh Hermann Schedel gro-ßen Einfluss nahm, praktizierte von den Anfängen der achtziger Jahre bis 1514 in Nürnberg. Beide verfass-ten zahlreiche Pesttraktate für den Inneren Rat. Auch waren beide, wie der berühmte Nürnberger Arzt Hie-ronymus Münzer, zeitweise in Venedig. Vgl. Schnell, B., Arzt und Literat. Zum Anteil der Ärzte im spätmittelalterlichen Literaturbetrieb (Sudhoffs Archiv 75.1), 1991, S. 44-57; Pfotenhauer, Nürnberg und Venedig (2016) S. 345, 476-479.
11 Somit ist eine wichtige Voraussetzung für einen Transfer erfüllt, nämlich „die Bereitschaft oder das Be-dürfnis der empfangenen Kultur für die Aufnahme neuer Kulturgüter in den eigenen Kontext aufgrund eines mehr oder weniger stark empfundenen Mangels“, vgl. Bauer, M., Die Universität Padua und ihre fränki-schen Besucher im 15. Jahrhundert. Eine prosopographisch-personengeschichtliche Untersuchung, Neu-stadt an der Aisch 2012 (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 70), S. 13.
12 Nach dem Höhepunkt im Zusammenspiel wirtschaftlicher und politischer Interessen im ausgehenden 15. Jahrhundert und zu Beginn des 16. Jahrhundert setzte mit dem Tod der berühmtesten Protagonisten, Alb-recht Dürer 1528 und Willibald Prickheimer 1530, und zunehmenden reformatorischen Tendenzen sowie einer politisch soziale Entwicklung im Reich, die sich über die Reichsstädte hinwegsetzte, ein Rückgang in der Beziehung zwischen Nürnberg und Venedig ein, dazu vgl. Pfotenhauer, Nürnberg und Venedig (2016) S. 20f.
13 Ebd. S. 144.
14 Braunstein, P., Wirtschaftliche Beziehungen zwischen Nürnberg und Italien im Spätmittelalter, in: Stadtarchiv Nürnberg (Hrsg.), Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs, Bd.1, Nürnberg 1967 (Bei-träge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 11), S. 377-406, hier S. 381.
15 Mummenhof, E., Krankenanstalten und Krankenpflege. Zur Geschichte der Seuchenhäuser, in: Festschrift der Stadt Nürnberg, Nürnberg 1892, S. 222-246; Porzelt, Nürnberg und die Pest [(2000) vollstän-diger Titel vgl. Anm. 3] S. 171f.
16 Aus den Ämterbüchern lässt sich so ab dieser Zeit eine immer enger werdende Zusammenarbeit ableiten zwischen den Medizinern aus dem Humanistenkreis Willibald Perckheimers einerseits und bestimmten Ratsherren Nürnbergs andererseits, die als Pestabgeordnete Maßnahmen zur Pestbekämpfung koordinier-ten, dazu vgl. Nachrodt, H. W., Gut ist, was hilft. Lehrreiches, Lustiges und Legendäres aus der Ge-schichte der fränkischen Heilkunde, Hof 1988, S. 130f., hier S. 130.
17 Die internationalen Abstimmungen zwischen Städten und Territorien über Quarantänemaßnahmen und die Bannisierungen gegenüber betroffenen Gebieten stellten einen zentralen Faktor für das Verschwinden der Pest aus Westeuropa im 18. Jahrhundert dar, vgl. Porzelt, Nürnberg und die Pest (2000) S. 174f.
18 Bühl, C., Die Pestepidemien des ausgehenden Mittelalters und der Frühen Neuzeit in Nürnberg (1483/84 bis 1533/34), in: R. Endres (Hrsg.), Nürnberg und Bern. Zwei Reichsstädte und ihre Landgebiete, Erlangen 1990 (Erlanger Forschungen 46), S. 121-168, hier S. 134.
19 Vgl. Dinges, Süd-Nord-Gefälle [(1994) vollständiger Titel vgl. Anm. 3] S. 20-22.
20 Allerdings sei an dieser Stelle schon darauf hingewiesen, dass auch Bartels in seiner Analyse der Apo-thekengesetzgebungen die Ansicht vertritt, dass, obgleich „weder in den Ratsverlässen und Ratsbüchern noch in den Vorbereitungsschriften oder Vorworten der reichsstädtischen Apothekengesetze“ deutliche Hinweise für eine Orientierung an dem venezianischen Apothekenwesen finden lassen, doch der persönli-che Kontakt im Handelswesen und die Lehrzeit Nürnberger Kaufleute oder Studenten in Venedig von evi-denter Bedeutung sei und ein solches Vorgehen legitimieren würde. Gleichwohl schränkt auch er ein, dass länderübergreifende Fortschritte in der Medizin und der Pharmazie nicht unbedingt auf Kooperation oder Nachahmung zurückzuführen sind. Antike allgemein anerkannte Koryphäen wie Albertus Magnus und die Pest als europäischer Notstand dürften ebenso Ursache und Anlass für die Einführungen von Medizinal-ordnungen seien und gleichlautende Bestimmungen beweisen nicht zwangsläufig den Einfluss einer Ord-nung auf eine andere, vgl. Bartels, K. H., Drogenhandel und apothekenrechtliche Beziehungen zwischen Venedig und Nürnberg. Das Eindringen italienischer Elemente in die deutsche Apothekergesetzgebung als Folge des Drogenhandels u.a. zwischen Venedig und Nürnberg, Frankfurt 1966 (Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie 8), S. 137-140.
21 Freilich bildeten auch Handwerker, Künstler und Jerusalempilger wichtige Gruppen, die zu einem kultu-rellen Austausch beigetragen haben. Allerdings ist ihr Beitrag zur Medizin an dieser Stelle nur von gerin-gem Interesse. Diese Ansicht teilen auch Schmitz und Bartels, vgl. Ders., Venezianische Elemente in der deutschen, besonders nürnbergischen Apotheken- und Medizinalgesetzgebung, Archivalische Zeit-schrift 63 (1967), S. 11-45, hier 12. Für einen anregenden Überblick über diese Gruppen siehe Pfoten-hauer, Nürnberg und Venedig (2016) S. 47-62.
22 Vgl. Dinges, M, Pest und Staat. Von der Institutionsgeschichte zur sozialen Konstruktion? in: M. Dinges, M. – T. Schlich (Hrsg.), Neue Wege in die Seuchengeschicht, Stuttgart 1995 (Medizin, Gesellschaft und Geschichte, Beiheft 6), S. 71-104, hier S. 98.
23 Vgl. Dinges, Süd-Nord-Gefälle (1994) S. 23.
24 Die Angaben bei Porzelt waren sehr hilfreich, vgl. ders. Nürnberg und die Pest (2000) S. 19ff.
25 Ebd. S. 60.
26 Anm. d. Autors: Die Lazarettordnungen aus dem Jahr 1517 und 1520 konnten leider nicht eingesehen werden.
27 Vgl. FÖßEL, A., Der „Schwarze Tod“ in Franken, MVGN 74 (1987), S. 1-77, hier S. 12. Der Vollstän-digkeit wegen sei auf die Chronik von Hans Starck (1611) verwiesen, in der sehr detalliert die Pestausbrü-che geschildert werden. Diese konnte vom Autor leider nicht eingesehen werden.
28 Manticulo, G., I Capitolari delle arti Veneziane, Fonti par lastoria d´Italia vol. I, Rom 1896, S. 159-169.
29 NSta, A. St. B. Nr. 100 und 101 zit. nach Philipp, E., Das Medizinal- und Apothekenrecht in Nürnberg. Zu seiner Kenntnis von den Anfängen bis zur Gründung des Collegium pharmaceuticum, in: R. Schmitz (Hrsg.) Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie, Bd. III, Frankfurt am Main 1962, S. 110f; BStA, Nbg., Rep. 52b, fol. 11 zit. nach ebd. S. 111f.
30 Vgl. Pfotenhauer, Nürnberg und Venedig (2016) S. 22f. Dabei geht es nicht nur um die Wirtschafts-geschichte wie die Kontrollmechanismen der Fondaco dei Tedeschi sondern zunehmend auch um kultur-und mentalitätsgeschichtliche Fragestellungen wie der Frage nach der Existenz einer Kollektividentität. Dazu siehe Braunstein, P., Erscheinungsformen einer Kollektividentität. Die Bewohner des Fondaco dei Tedeschi in Venedig (12.-17. Jahrhundert), in: U. Bestmann u.a. (Hrsg.), Hochfinanz – Wirtschaftsräume – Innovationen. FS für Wolfgang v. Stromer I, Trier 1987, S. 411-420.
31 So hat Caroline Wirtz die Rückwirkungen der transalpinen Beziehungen zwischen Köln und Venedig anhand eines beruflich heterogenen Personenkreises untersucht, vgl. WIRTZ, C., Köln und Venedig. Wirt-schaftliche und kulturelle Beziehungen im 15. Und 16. Jahrhundert, Köln – Weimar – Wien 2006 (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 57).
32 Jahnel, H., Die Imhoff, eine Nürnberger Patrizier- und Grosskauffamilie, eine Studie zur reichsstädti-schen Wirtschaftspolitik und Kulturgeschichte an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit (1351-1579), Diss. phil. Würzburg 1950.
33 Mummenhof, Krankenanstalten und Krankenpflege [(1892) vollständiger Titel vgl. Anm. 15] S. 222-246.
34 Vgl. Anm. 29.
35 Mattausch, H., Das Beerdigungswesen der Freien Reichsstadt Nürnberg (1219 bis 1806). Eine recht-geschichtliche Untersuchung an Hand der Ratsverlässe und der vom Rat erlassenen Leichenordnungen, Diss. jur. München 1970.
36 Schmitz-Eichhoff, M. T., St. Rochus. Ikonographische und medizin-historische Studien, Inaugural-Diss., Köln 1977.
37 Palmer, R. J., The Control of Plague in Venice and Northern Italy 1348 - 1600, Diss. Canterbury 1978.
38 Leiser, W., Die Rezeption des römischen Rechts in den süddeutschen Städten, in: V. Kapp - F. R. Haus-mann (Hrsg.), Nürnberg und Italien. Begegnungen, Einflüsse und Ideen, Tübingen 1991, S. 26.
39 Schulte, A., Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien mit Ausschluss von Venedig, Neudruck der ersten Auflage von 1900, Berlin 1966, S. 659.
40 Vgl. Pfotenhauer, Nürnberg und Venedig (2016) S. 244.
41 Schwarzer, O. - Denzel, M. A.: Wirtschaftsräume und die Entstehung von Grenzen. Versuch eines historischen-systematischen Ansatzes, Sowj 20 (1991/3) S. 172-178. Integration bezeichnet hier eine wirt-schaftliche und kulturelle Verschmelzung durch Schrift, Sprache und Handel im Spätmittelalter. Herausra-gende Belege dafür ist die Fondaco dei Tedeschi, den Händlern aus Ober- und Niederdeutschland sowie aus Polen, Ungarn und Böhmen als Kontor und sozialer Anker diente sowie der Sebaldaltar in der Kirche von San Bartolomeo als religiöser und sozialer Treffpunkt. An beiden Orten genossen die Nürnberger Kauf-leute eine gesonderte Stellung, dazu vgl. Pfotenhauer, Nürnberg und Venedig (2016) S. 202-232.
42 So lassen sich in den Registerbüchern über die Schreiben des Inneren Rates zwischen den Jahren 1406 und 1437 39 Briefe finden, die an den Dogen und den Senat von Venedig gerichtet sind. Keine andere außerdeutsche Stadt oder Staat hat nur annährend so viele Briefe im gleichen Zeitraumerhalten, vgl. Bar-tels, Drogenhandel und apothekenrechtliche Beziehungen (1966) S. 114f.
43 So war die regelmäßige Übermittlung aller relevanten politischen und wirtschaftlichen Nachrichten an die Zentrale der Imhoffs in Nürnberg eine der zentralen Aufgaben ihrer Faktoren in Venedig. Vgl. Jahnel, Die Imhoff (1950) S. 110.
44 von Stromer, W., Die wirtschaftlichen Führungsschichten in Nürnberg 1368-1648, in: H. Helbig (Hrsg.), Führungskräfte in Mittelalter und Neuzeit 1350-1850, Limburg-Lahn 1973 (Deutsche Führungs-schichten in der Neuzeit Bd. 6), S. 1-50, hier S. 2f.
45 Stromer von, W., Die Nürnberger Handelsgesellschaft Gruber-Podmer-Stromer im 15. Jahrhundert, in: Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg (Hrsg.), Nürnberger Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte, Nürnberg 1963, S. 4f.
46 Ebd. 4
47 Gilomen führt den Übergang von einer ständischen Führungselite zu einer Funktionselite in Würzburg und Köln auf die gestiegene Anwesenheit von Handelsgeschlechtern im Patriziat einer Stadt zurück. In Nürnberg schrumpfte die durch wirtschaftliches Engagement ökonomische Elite im Rat durch den Aufstieg einzelner Mitglieder in den Adel um 1600 auf gerade fünf Ratsfamilien, vgl. Gilomen, H. J., Wirtschaftliche Eliten im spätmittelalterlichen Reich, HZ. Beihefte 40: Europa im späten Mittelalter. Politik – Gesellschaft – Kultur (2006), S. 357-384, hier S. 375-383.
48 Neben der Dissertation von Helga Jahnel aus dem Jahr 1950 und der Familiendarstellungen Christoph von Imhoff 1971 bietet das Archiv des Germanischen Nationalmuseums eine große Auswahl an Quellen, vgl. Fleischmann, Ratsherren und Ratsgeschlechter [(2009) vollständiger Artikel vgl. Anm. 32] S. 601.
49 Die Imhoffs importierten Gewürze, Seide und Wein gegen Erze aus Sachsen und Kleinwaren aus Nürn-berg. Sehr ausführlich behandelt bei Jahnel, Die Imhoff (1950) S. 75f.
50 Vgl. Jahnel, Die Imhoff (1950) S. 13f., 19. Die Imhoffs fallen um 1500 durch sieben als Einrösser veranlagte Familienangehörige auf, die im Rat vertreten waren. Einrösser bezeichnen eine Vermögens-klasse, die danach gestaffelt ist, wie viele Kriegspferde jemand finanziell tragen konnte. Siehe dazu auch die Vermögensschätzung und die datierten Ratsränge durch Christof Scheuerl, nach denen Cunz Imhof „Junger Bürgermeister“ (1499,1500,1501) und mit Ludwig Imhof „Alter Bürgermeister“ war (Cunz von 1505-1518 und Ludwig 1518-1522), dazu vgl. ebd. 34f.
51 Die Imhoffs erhielten das ius primarium et expeditum und sämtliche Söhne Hans III. bekleideten das Amt eines Konsuln, ebd. S. 76.
52 Ebd. S. 116-20 Auch der seit 1508 geführte Krieg des Kaisers mit Venedig beendete die wirtschaftlichen Beziehungen nicht, versorgten doch die Imhoffs den Kaiser mit zinslosen Krediten.
53 Vgl. Fleischmann, Ratsherren und Ratsgeschlechter (2009) S. 601-12; Jahnel, Die Imhoff (1950) S. 53-130.
54 Zu dieser Zeit herrschte Konsens darüber, dass derjenige, der „ vellet studere in facultate medicinali, que non vigeret in Alemania “, seine Ausbildung an italienischen Universitäten beginnen muss. Vgl. Acta facult art. Heidelberg. F 57, zit. nach Goldschmidt, E. P.: Hieronymus Münzer und seine Bibliothek, London 1938 (Studies of the Warburg Institute IV), S. 19. Ferner vgl. Porzelt, Nürnberg und die Pest (2006) S. 141; Bauer, Padua und ihre fränkischen Besucher (2012) S. 232f.
55 Vgl. Bartels, Drogenhandel und apothekenrechtliche Beziehungen (1966) S. 178.
56 Vgl. Bartels, Drogenhandel und apothekenrechtliche Beziehungen (1966) S. 177.
57 Das Erstellen von Konsilia gehörte zu der gängigen Arbeitsweise an Universitäten, ebd. S. 231.
58 Goldschmidt, E.P., Hieronymus Münzer und seine Bibliothek [(1938) vollständiger Titel vgl. Anm. 54] S. 19.
59 Die Studenten in Padua lernten in erster Linie die venezianischen Gesetzte, Bräuche und Institutionen besonders im Rechtsleben und Gesundheitswesen kennen, da Venedig nah an Padua war, sodass die Stu-denten auf die institutionellen und sozialen Strukturen ihrer Landsleute in Venedig zurückgreifen und dar-über mit ihren Familien in Nürnberg kommunizieren konnten, vgl. Pfotenhauer, Nürnberg und Venedig (2016) S. 347.
60 Das sind 46,9% aller fränkischen Studenten in Padua. Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts nahm der Anteil fränkischer Studenten an der Hochschule der Serenissima durch deren zunehmende Kontrolle ab, vgl. Bauer, Padua und ihre fränkischen Besucher (2012) S. 82f.
61 Da die Studenten für Medizin erst ein artes -Studium nördlich der Alpen absolviert haben musste, ist Padua meist ihre zweite Hochschule. Vgl. Bauer, Padua und ihre fränkischen Besucher (2012) S. 86.
62 Obgleich Graduierten mit akademischem Titel der Zugang zum Rat verwehrt war, legte die Oberschicht Nürnbergs viel Wert auf Bildung. Gleichzeitig schlossen viele Nürnberger Studenten ihr Studium ohne Abschluss ab. Ebd. S. 90
63 Fränkische Studenten, die zum städtischen Bürgertum gehörten, machten ca. 60% des Gesamtanteils fränkischer Studenten in Padua aus. Allerdings sind die beiden Fakultäten, Medizin und Jura, gleich stark vertreten, vgl. von Stromer, Reichtum und Ratswürde (1973) S. 1-50; Bauer, Padua und ihre fränkischen Besucher (2012) S. 92f.
64 An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass nur drei Vertreter des Patriziats das Medizinstu-dium im 15. Jahrhundert abgeschlossen haben, vgl. Bauer, Padua und ihre fränkischen Besucher (2012) S. 90f.
65 Am Rande sei hier auf die Rezeption des Dekamerone von Boccacio erwähnt, dessen Beschreibungen über die Pest und ihren Verlauf in fränkischen Quellen übernommen oder gar zitiert wurden, vgl. Nach-rodt, Gut ist, was hilft [(1988) vollständiger Titel vgl. Anm. 16] S. 119-22.
66 Gemeint ist hier das Regimen praeservativum a pestilencia ad peticionem consulatus Nurenberge aus 1483, das von Hermann, Hartmann Schedel sowie Hieronymus Müntzer und Johannes Kramer auf Antrag des Rates erstellt wurde: „ Es hat ein erbar rat von den nach geschriben doctoren der artzney begeret, etlich bezaichnus und ratschlag zu machen […] mochten bewaren vor der kranckheit der pestilentz “, vgl. codex. lat. 441 Bl. 51 und 54, abgedruckt bei Sudhoff, K., Aus der Frühgeschichte der Syphilis. Handschriften-und Inkunabelstudien epidemiologische Untersuchung und kritische Gänge, in: ders. (Hrsg.), Studien zur Geschichte der Medizin 9, Leipzig 1912, S. 25.
67 Vgl. Bauer, Padua und ihre fränkischen Besucher (2012) 182f.
68 Vgl. Roth, J. F., Verzeichnis aller Genannten des größeren Raths von den ältesten bis auf den neuesten Zeiten mit historischen Nachrichten, Nürnberg 1802, S. 44 und 55, zitiert nach Bauer, Padua und ihre fränkischen Besucher (2012) S. 185.
69 Siehe Hoeniger, R., Der Schwarze Tod in Deutschland, Berlin 1882 (ND Schaan 1981); Werunsky E., Geschichte Kaiser Karls IV. und seiner Zeit, Bd. 2, Innsbruck 1882 (ND New York 1961) S. 307; von Riezler, S. Geschichte Bayerns, Bd. 3, Gotha 1989 (ND Aalen 1964) S. 21.
70 Vgl. Sticker, G, Abhandlungen aus der Seuchengeschichte und Seuchenlehre, Bd. I, Gießen 1908, S. 67. Ebenso wies Erwin Hermann 60 Jahre später den Schwarzen Tod in Franken nach, vgl. ders.: Soziales und wirtschaftliches Gefüge, in: E. Roth (Hrsg.), Oberfranken im Spätmittelalter und zu Beginn der Neu-zeit, Bayreuth 1979, S. 53-130, hier S. 69, 93.
71 FÖßEL entkräftet das Argument Stickers als eine falsche zeitliche Einordnung, der sich auf die Chronik des Benediktiners Sigmund von Meisterlein stützt, der die Einweihung des Friedhofs bei der Johannes-Kapelle in diese Zeit setzt. Ebenso wenig belegt das Pesttraktat des Konrad von Merseberg ein Auftreten des Schwarzen Todes in Nürnberg. Darin exkulpiert er die Juden von ihrer Mitschuld an der Seuche, da sie unter ihr ebenso zu leiden hätten, doch kann das als „ eine an der Peripherie der eigentlichen Beweisführung liegende kurze Exemplifizierung gewertet werden “, vgl. FÖßEL, Der Schwarze Tod in Franken (1989) S. 16f.
72 Ebd. S. 14.
73 Vgl. Müllner, Annalen II (1984) S. 26: „ Es erhub sich dies Jahr ein großer Sterb zu Nürnberg, währet 18 Wochen lang und sturben seher viel Leut. Und es ist dies Jahr ein warmer Winter gewest, wie es umb Michaelis pflegt zu sein, ist auch gar kein Schnee gefallen “. Da Müllner in seinen Annalen die meisten Seuchen mit einer hohen Mortalität als „ Sterb “ umschreibt, kann nicht jede Erwähnung aus dem zu behan-delnden Zeitraum sicher als Pest deklariert werden, vgl. FÖßEL, Der Schwarze Tod in Franken (1989) S. 13.
74 Vgl. Müllner, Annalen II (1984) S. 70: „ Es ist dies Jahr (1377) ein großer Sterb zu Nürnberg gewest, daß oft an einem Tag hundertzehn Leich begraben worden, die allein in der Ringmauer gestorben, und haben sich solche Sterbsläuft anno 1379 wieder ereignet,“ und für 1379 S. 73: „ Es hat dieser Zeit die Pestilentz zu Nürnberg wieder sehr überhand genommen, also, daß oft auf einen Tag neunzig Menschen gestorben “.
75 „ Albrecht Peheymlein starb anno 95 mensis augusto am pestelencie“ und „Pernolt Kromer starb pestelencie anno 95 mensis septembris “, vgl. Stromer, U., Püchel vom mein geslecht und von aben-tewr1349-1407, in: Durch die historische Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaft von C. Hegel (Hrsg.), Chroniken der deutschen Städte vom 14. Bis 16. Jahrhundert, Bd.I, Stuttgart ²1961 (ND Leipzig 1862) S. 88, 94.
76 Vgl. Stromer, Püchel (1961) S. 85: „ Item Ulmann Stromer der alt ist todt der diß puch macht, der starb am suntag nach ostern anno 1407 jor do mein vater starb “. Der Eintrag stammt von seinem Sohn Jörg Stromer.
77 Um nur einige Beispiele zu nennen: „ Zu den selben Zeiten (1406) was ein sterb hie, da starb Mertin Stromer meines bruders sun, und desselben sun Peter Stromer und Hainrich Stromer, und dem Sigmuns Stromer ain sun, und dem Francz Stromer ein sun […] Und mein sun Ulman Stromer starb auch an pesti-lencie (S. 85, Z. 4-9) und „ Fricz Peheym starb an pestilencie 1400 sexto und sein sun “ (S. 88, Z. 30). Vgl. ebd. S. 85–88.
78 Vgl. Müllner, Annalen II (1984) S. 139: „ sollen zu Nürnberg über 7000 Menschen an der Pest gestor-ben sein “. Für das Sterben 1399 vgl. S. 156: „ Es soll dies Jahr umb S. Margrethentag ein großer Sterb zu Nürnberg sich erhebt haben.“ Auffällig ist an dieser so wie in anderen Erwähnungen eines großen Sterbens, dass Müllner mit der Verwendung des Hilfsverbs „sollen“ offenbar Zurückhaltung bei manchen Ereignis-sen ausdrücken möchte. Dass es sich hier zum Beispiel um die Pest handelt ist fraglich.
79 Vgl. Müllner, Annalen II (1984) S. 199: „ Der Sterb ist zu Nürnberg so groß gewest, daß von keinem größern Sterben zur selben Zeit gewußt hat, sein in demselben gestorben 18 Stromer Geschlechts […] Unter denen ist gewest Ulrich Stromer, der ist sambt seinem Weib und ganzen Hausgesind bei 12 Personen in zweien Tagen gestorben.“
80 Vgl. Müllner, Annalen II (1984) S. 206: „ Es ist dies Jahr (1410) ein großer Sterb zu Nürnberg gewest, daß man auf einen Tag oft 20 Leich begraben “ und für 1419 „ Umb Michaelis ist ein Sterb zu Nürnberg gewest “.
81 Im Herbst 1420 verzeichnet Müllner zum Beispiel mit wenigen Worten die nächste „ Pestilenz “ sowie für 1422 ein auf einen dürren Sommer folgender „ Sterb “, vgl. Müllner, Annalen II (1984) S. 233, 238.
82 Ebd. 267.
83 Vgl. Müllner, Annalen II (1984) S. 256, 267.
84 Vgl. Müllner II (1984) S. 327. Bemerkenswert ist an diesen Schilderungen, dass Müllner objektiv die Totenzahl verschiedener Pfarreien miteinander vergleicht und die niedrigere Zahl aus den Egidier Bü-chern als glaublicher einstuft. Ferner siehe S. 384-388.
85 Ebd. 384.
86 Vgl. Müllner II (1984) S. 550: „ Es hat sich dies Jahr ein gemeiner Welt-Sterben erhebt, welcher vom Margarethentag bis umb Lichtmeß des folgenden Jahrs gewähret […] es haben die Messner und Totengrä-ber in der Stadt geschätzt, daß über 10 000 Menschen in der Ringmauer gestorben […] keinen Toten, der außerhalb der Stadt gestorben, in die Stadt zu führen […] alle Kärren und Wägen zu besuchen “.
87 Vgl. Müllner, Annalen III (2003) S. 24. Sie forderte angeblich 2456 Opfer.
88 Vgl. Müllner, Annalen III (2003) S. 64: „ Es hat dis Jahr zu Nürnberg ein geferliche pestilentzische Seuch regirt […] Die nurnbergischen Chroniken melden, es seyen in einem halben Jahr uber viertausent Menschen gestorben […] doch sein kaum der dritte Thail betagte Leut gewest “.
89 Vgl. Müllner, Annalen III (2003) S. 138: Es sein dis Jahr gefehrliche Sterbsleufft gewest, welche im abgewichenen Jahr angefangen und dis Jahr immerdar gewert. Man hat viel Leuth in die Clöster begraben, daraus erfolgt, das auch der Sterb in die Clöster kummen “.
90 Ebd. 380: „ Zu eingang diß Jahrs ist ein sehr warmer Winter gewest […] Davon hat sich ein großer Sterb erhoben, der das Jahr hinaus geweret biß auff Nicolai “:
- Arbeit zitieren
- Jan Niklas Weinhagen (Autor:in), 2018, Die Pestpolitik und das Lazarettwesen in Nürnberg und Venedig (1483-1534). Berührungspunkte und der venezianische Einfluss auf Nürnberg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/899382
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