Sprachinselforschung - Hilfsmittel für oder gleichberechtigte Disziplin neben der Sprachkontaktforschung?
In seinem Aufsatz über die Theorie der Sprachinsel vertritt Klaus J. Mattheier den Standpunkt, dass die Sprachinselforschung in ihrer Komplexität sich durchaus von anderen sozio-linguistischen Problemen unterscheidet. Doch ist diese wirklich in der Lage, einen eigenen, gleichberechtigten Platz neben anderen Disziplinen wie etwa der Sprachkontaktforschung einzunehmen und zu beanspruchen? Im Folgenden wird versucht, diese Frage zu beantworten.
Sprachinselforschung - Hilfsmittel für oder gleichberechtigte Disziplin neben der Sprachkontaktforschung?
In seinem Aufsatz über die Theorie der Sprachinsel vertritt Klaus J. Mattheier den Standpunkt, dass die Sprachinselforschung in ihrer Komplexität sich durchaus von anderen soziolinguistischen Problemen unterscheidet. Doch ist diese wirklich in der Lage, einen eigenen, gleichberechtigten Platz neben anderen Disziplinen wie etwa der Sprachkontaktforschung einzunehmen und zu beanspruchen? Im Folgenden wird versucht, diese Frage zu beantworten.
Zunächst muss einmal festgestellt werden, dass sich die Forschung zu Sprachinseln nach Mattheier zu großen Teilen mit Methoden aus der Kontaktlinguistik bedient und somit mit dieser in enger Beziehung steht. Dies zeigt sich zum Beispiel bei Situationsanalysen, für die das klassische Diglossiekonzept häufig eingesetzt wird. Und auch von Milroys Konzept der sozialen Netzwerke wird für eigene Forschungszwecke Gebrauch gemacht. Das gegenseitige Profitieren bzw. diese Symbiose zwischen den beiden Forschungsrichtungen ist in meinen Augen kein Zeichen von Gleichberechtigung, denn in der Hierarchie ist die Kontaktlinguistik immer noch höher anzusiedeln als die Sprachinselforschung.
Darüber hinaus macht Mattheier selbst mehrmals auf die erheblichen Defizite in Bezug auf die eigenen Theorien und Methoden der Sprachinselforschung aufmerksam. So mangelt es beispielsweise an linguistischen Modellen zur Beschreibung der sprachlichen Komplexität in Sprachinselgemeinschaften oder einer „angemessenen Erfassung und Beschreibung der verschiedenen Sprachkontaktphänomene, die charakteristisch sind für alle Sprachinseln“[1]. Im direkten Vergleich mit anderen soziolinguistischen Disziplinen, die in ihrer Entwicklung sowohl ausgereiftere Theorien und Methoden zur Erforschung vorweisen können, kann die Forschung zu Sprachinseln deshalb meiner Meinung nach keinen gleichberechtigten Platz für sich behaupten.
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[1] Mattheier, Klaus J (1994). “Theorie der Sprachinsel - Voraussetzungen und Strukturierungen“, in: Berend, Nina und Mattheier, Klaus (Hgg.): Sprachinselforschung. Frankfurt a. M.: Peter Lang, S. 342.
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- Julia Kleiner (Author), 2007, Sprachinselforschung - Hilfsmittel für oder gleichberechtigte Disziplin neben der Sprachkontaktforschung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89592
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