Schlagzeilen und Titel sind entscheidende Faktoren, die den Leser zum Kauf eines Magazins oder einer Zeitung und zum Lesen eines Artikels bewegen. In der aktuellen Informationsgesellschaft mit immer mehr Konkurrenz und schnelllebigen Medien wie dem Internet müssen Informationen vor allem einladend und unterhaltsam vermittelt werden. Die Medien-Macher orientieren sich vermehrt am Anleser anstatt am Durchleser, denn letztere werden immer weniger. Auf dem üppigen Markt von Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen herrscht ein Kampf um den Konsumenten. In der Folge stellt nicht nur die Nachricht an sich, sondern gerade ihre gezielte Präsentation ein wichtiges journalistisches Stilprinzip dar.
Im Folgenden sollen die Titel der deutschen Nachtrichtenmagazine Spiegel und Focus mit denen der italienischen Gazetten L’Espresso und Panorama verglichen werden. Dabei ist die besondere Bedeutung von Nachrichtenmagazinen hervorzuheben. Sie sollen vor allem hintergründig und breit informieren. Außerdem soll der Leser unterhalten und amüsiert werden. Denn im Vergleich zu Tageszeitungen ist die Information in den wöchentlichen Magazinen meist schon alt und überholt.
Gerade kognitive und emotionale Elemente sollen unterhaltend-vergnüglich Wissen vermitteln und zum Lesen animieren. Natürlich ist zunächst der Inhalt der Nachricht beziehungsweise des Titels entscheidend. Wichtige Reizthemen, die beim Leser bekanntermaßen Interesse wecken, sind Religion, Tiere, Sex, Tod oder Promis. Eine entscheidende Rolle spielen aber auch die typographischen und textuell-sprachlichen Gestaltungsmöglichkeiten. Außerdem ist bei oft am bunten und dynamischen Fernsehen orientierten Zeitschriften gerade der spielerische Aspekt der Überschrift entscheidend. Meist geht es um Emotionen, was soweit führt, dass auch harte politische Nachrichten emotional-suggestiv verpackt werden.
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass der Titel immer wichtiger wird. Der Trend, egal in welchem Land, geht klar weg von der informationsorientierten, resümierenden Darstellungsfunktion hin zur emotionalisierten, suggestiven Ausdrucks- und Apellfunktion. Der Leser achtet auf Ästhetik und Text, er will vor allem unterhalten werden – nicht nur informiert. Daraus ergibt sich eine lustvoll gestaltete Zeichengebung, die das konventionelle, von Saussur definierte Verhältnis zwischen signifiant (Bezeichnendes) und signifié (Bezeichnetes) bricht und so Unterhaltung und Spannung erzeugt.
Inhalt
1. Einleitung: Bedeutung von Schlagzeilen in Printmedien
2. Schlagzeilen im Sprachvergleich: L’Espresso, Panorama – Focus, Spiegel
2.1. Theoretische Vorüberlegungen
2.2. Layoutvorgaben und Typologie
2.3. Suggestive Kurztitel
2.4. Personifizierte Titel
2.5. Spielerisch-kreative Titel
2.6. Anspielungstitel
2.7. Gesprächstitel
3. Zusammenfassung: Ergebnisse und Fazit der Untersuchung
Bibliographie
Primärliteratur:
Sekundärliteratur:
1. Einleitung: Bedeutung von Schlagzeilen in Printmedien
Schlagzeilen und Titel sind entscheidende Faktoren, die den Leser zum Kauf eines Magazins oder einer Zeitung und zum Lesen eines Artikels bewegen. “(...) sie verbuchen von allen journalistischen Produkten die höchste Rezipientenzahl (...).” (Held, 1996, 121) Letztendlich geht es um “Infotainment”, schreibt Gudrun Held (Held, 1998, 105). In der aktuellen Informationsgesellschaft mit immer mehr Konkurrenz und schnelllebigen Medien wie dem Internet müssen Informationen vor allem einladend und unterhaltsam vermittelt werden. Die Medien-Macher orientieren sich vermehrt am Anleser anstatt am Durchleser, denn letztere werden immer weniger. Auf dem üppigen Markt von Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen herrscht ein Kampf um den Konsumenten. In der Folge stellt nicht nur die Nachricht an sich, sondern gerade ihre gezielte Präsentation ein wichtiges journalistisches Stilprinzip dar. Denn: “Die Überschrift ist der schwierigste Teil des journalistischen Handwerks” (Schneider/Esslinger, 1993, 7). So gibt es inzwischen sogar schon reine Schlagzeilenschreiber.
Im Folgenden sollen nun die Titel der deutschen Nachtrichtenmagazine Spiegel und Focus mit denen der italienischen Gazetten L’Espresso und Panorama verglichen werden. Dabei ist die besondere Bedeutung von Nachrichtenmagazinen hervorzuheben. Sie sollen vor allem hintergründig und breit informieren. Außerdem soll der Leser unterhalten und amüsiert werden. Denn im Vergleich zu Tageszeitungen ist die Information in den wöchentlichen Magazinen meist schon alt und überholt.
Gerade kognitive und emotionale Elemente sollen unterhaltend-vergnüglich Wissen vermitteln und zum Lesen animieren. Natürlich ist zunächst der Inhalt der Nachricht beziehungsweise des Titels entscheidend. Wichtige Reizthemen, die beim Leser bekanntermaßen Interesse wecken, sind Religion, Tiere, Sex, Tod oder Promis. Eine entscheidende Rolle spielen aber auch die typographischen und textuell-sprachlichen Gestaltungsmöglichkeiten. Außerdem ist bei oft am bunten und dynamischen Fernsehen orientierten Zeitschriften gerade der spielerische Aspekt der Überschrift entscheidend. Meist geht es um Emotionen, was soweit führt, dass auch harte politische Nachrichten emotional-suggestiv verpackt werden.
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass der Titel immer wichtiger wird. Der Trend, egal in welchem Land, geht klar weg von der informationsorientierten, resümierenden Darstellungsfunktion hin zur emotionalisierten, suggestiven Ausdrucks- und Apellfunktion. Der Leser achtet auf Ästhetik und Text, er will vor allem unterhalten werden – nicht nur informiert. Daraus ergibt sich eine lustvoll gestaltete Zeichengebung, die das konventionelle, von Saussur definierte Verhältnis zwischen signifiant (Bezeichnendes) und signifié (Bezeichnetes) bricht und so Unterhaltung und Spannung erzeugt.
2. Schlagzeilen im Sprachvergleich: L’Espresso, Panorama – Focus, Spiegel
2.1. Theoretische Vorüberlegungen
Die emotionale Wirkung, die Titel beim Leser hervorrufen, gehen aber weit über den saussureschen Zeichenbegriff hinaus. Der Genfer Sprachwissenschaftler und Begründer der modernen strukturellen Linguistik, Ferdinand de Saussure, beschränkt sich lediglich auf die Unterscheidung in signifiant (Bezeichnendes) und signifié (Bezeichnetes). Seiner Meinung nach hatte die Bedeutung eines Wortes, also das sprachliche Zeichen, genau zwei Seiten, eben das Bezeichnende und das Bezeichnete, die Vorstellung dahinter. Im Folgenden und für die Gestaltung von Titeln wichtig entwickelten sich Saussures Prinzipien weiter zu modernen Kommunikationsmodellen. Hier sei vor allem das “Organon-Modell” nach Bühler genannt. Es stellt das Zeichen als Werkzeug des Kommunikators dar, dessen Funktionalität sich entweder auf ihn selbst, auf den thematisierten Gegenstand oder auf den Rezipienten, also den Leser, bezieht. So ergeben sich die Ausdrucks-, Darstellungs- und Apellfunktion des Zeichens. Alle drei Funktionen haben gerade bei der Titel-Gestaltung entscheidende Bedeutung. Die Ausdrucksfunktion (emotiv) meint den Bezug zum Kommunikator, also zum Titel-Schreiber beziehungsweise Journalisten, und bringt zum Beispiel dessen Gefühle zum Ausdruck. Die Darstellungsfunktion (referentiell) bezieht sich auf die Gegenstände und Sachverhalte. Bei der Apellfunktion (konativ) geht es vor allem um das Einwirken auf den Rezipienten und um seine Beeinflussung. Klar ist festzustellen, dass der Trend in der aktuellen marktorientierten Textplanung der Medien immer mehr zur Ausdrucks- und Apellfunktion geht.
Noch weiter geht aber Jakobson, nach dessen Vorstellung sprachliche Zeichen auch noch eine metasprachliche, eine phatische und eine poetische Funktion haben. Erstere drückt das Sprechen über das Sprechen oder die Zeichen aus, kann bei der Behandlung von Magazin-Titeln also vernachlässigt werden. Bei zweiterer soll die Kommunikation aufrechterhalten werden. Es geht nicht um Inhalte sondern ums Reden über den Kanal, zum Beispiel die Rückmeldung in Telefongesprächen oder am Handy. Für Titel und Schlagzeilen viel wichtiger ist hingegen die poetische Funktion. “Im Anschluss an Jakobsons Funktionsmodell können Titel daher zusammenfassend als Metatexte angesehen werden, wo heute vorrangig die poetische Form dominiert: Wie die Werbung versteht sie sich nicht mehr als die eklatanteste Form informationsverdichtender Mediensprache, sondern als Einsatzbereich für die verschiedensten rhetorischen Verfahren (...)” (HELD, 1996, 123). Im Sinne eines Apells soll auch hier der Rezipient beziehungsweise Leser erreicht werden. Entscheidend ist dabei der Stil und die Gestaltung und Aufmachung des Textes. Das traditionelle Zeichenverhältnis zwischen signifiant (Bezeichnendem) und signifié (Bezeichnetem) wird entsprechend der poetischen Sprachgestaltung bewusst aufgehoben. Dabei wird mit “Lauten, Affixen, Worten, Phrasen und Texten” (Held, 1996, 123) gearbeitet. In jedem Fall geht es aber darum, den Leser zu erreichen, ihn aufmerksam zu machen, sein Interesse für den nachfolgenden Text zu wecken.
2.2. Layoutvorgaben und Typologie
“Natürlich ist der Anblick einer Überschrift, ihre optische Gliederung alles andere als gleichgültig”, schreibt Wolf Schneider (Schneider/Esslinger, 1993, 109). Entsprechend ist der Journalist bei der Gestaltung seiner Überschrift, abgesehen von rein textlichen und suggestiven Möglichkeiten, auch an äußere Vorgaben gebunden. Jedes Printmedium muss sich auf ein bestimmtes Layout, also eine bestimmte optische Gestaltung, Spaltenanordnung und Bildergröße festlegen. Das fordert den “Titel-Artisten” (Schneider/Esslinger, 1993, 111) im Redakteur; oft genug wird er je nachdem zur Länge oder Kürze gezwungen.
Entsprechend der Größe des Berichts muss sich auch die Überschrift anpassen – je nach Spaltenbreite. Bei mehrspaltigen Überschriften bietet sich meistens die Variante mit einer oder zwei Hauptzeilen und einer Unterzeile an. Außerdem kann auch noch eine Dachzeile über der eigentlichen Überschrift verwendet werden. Hier hat man mehr Platz. Bei kleineren Ein- oder Zweispaltern ist klar, dass der Titel entsprechend kleiner ausfallen muss. Das hat wiederum Einfluss auf die textliche und inhaltliche Gestaltung des Titels. Schriftart und -größe, Spaltenbreiten und andere Einteilungsmöglichkeiten, wie Leerstellen, sind von der Redaktion für das Blatt festgesetzt. Dennoch gibt es hier bessere und schlechtere Varianten. Grundsätzlich sollten “hässliche Löcher” (Schneider, Esslinger, 1993, 110) vermieden werden. Eine mittig angesetzte Überschrift gilt als optisch ansprechender als eine linksbündige. Andererseits können aber auch zu sehr vollgelaufene Zeilen negative Auswirkungen auf die Übersichtlichkeit beim Lesen haben. Der Journalist ist in seiner Titel-Kreativität also insofern eingeschränkt. So kann es passieren, dass ihn die äußeren Umstände zu mehr oder weniger guten Titel-Gestaltungen zwingen. “Ob die Leser davon begeistert sind und im Fall einer Lockerung der Sitten aufheulen würden, bleibt unklar; klar ist, dass trotz aller Mehrarbeit der Redakteure nicht selten Zeilen entstehen, die sprachlich besonders unbefriedigend sind (...). “ (Schneider/Esslinger, 1993, 111) Ob ein Titel also gelungen ist und im Leser Interesse weckt, hängt entscheidend auch von seiner äußeren Form ab. Im schlechtesten Fall kann das soweit führen, dass eine unpassende Spaltenaufteilung Zeilenbrüche und in der Folge letztendlich unleserliche Überschriften fordert. Hier gibt es nach Schneider ein paar Regeln: Ein Substantiv und sein Artikel sollten nie getrennt werden. Ebenso sollte eine Titel-Zeile nicht mit einer Präposition aufhören – und auch die einzelnen Bestandteile eines Eigennamens sollten nicht getrennt werden.
Bereits hier lassen sich kleine Unterschiede bei den untersuchten Magazinen erkennen. Klar ersichtlich haben die beiden deutschen Zeitschriften Spiegel und Focus einheitlich drei Spalten pro Seite. Diese feststehende Optik ändert sich innerhalb der Rubriken nicht. Gleiches gilt für das italienische Panorama. Auch hier hat das Layout durchgängig drei Spalten. Beim L’Espresso hingegen sind die Spalten nicht so übersichtlich aufgeteilt. Ihre Anzahl und Größe variiert, was teilweise ein sehr viel unübersichtlicheres Layout zur Folge hat und auch Einfluss auf die Gestaltung des Titels nimmt.
Die Überschrift ist also vielen Einschränkungen ausgesetzt. Da sind natürlich die äußeren Bedingungen und Platzvorgaben. Entscheidend ist aber auch das Ästhetik-Empfinden des Redakteurs und des Lesers. Im Folgenden sollen nun die Titel der deutschen Nachtrichtenmagazine Spiegel und Focus mit denen der italienischen Gazetten L’Espresso und Panorama verglichen werden. Dabei gilt es nicht, einen Anspruch der Vollständigkeit zu erfüllen. Denn das ist weder im Bezug auf die Anzahl der ausgewählten Zeitschriften noch in der Unterscheidung der Titel-Varianten endgültig möglich und für die Erkenntnisse auch nicht nötig. Vielmehr wurden beispielhaft Überschriften aus wahlweise und zufällig ausgewählten, unterschiedlichen Ausgaben der Magazine gewählt und nach bestimmten Kriterien eingeteilt. Zuvor sollte nochmal erwähnt werden, dass alle vier Magazine wöchentlich erscheinen, was sie, wie oben schon geschildert, zu einem besonderen Forum anspruchsvollen Infotainments macht. Besonders in den italienischen Zeitschriften, dies sei hier schon gesagt, finden sich “vielfältige Formen, die die italienische Titelpolitik als wahres ‘Leseerlebnis’ aufbietet” (Held, 1998, 124).
2.3. Suggestive Kurztitel
Auf eher syntaktischer Ebene betrachtet, lassen sich in den untersuchten Medien zahlreiche Kurztitel finden. Das ist fast zu erwarten; denn immerhin liegt es doch im Wesen des Titels, kurz zu sein. Titel an sich sind ja schon komprimierte Kurztexte, die eine Nachricht knapp auf den Punkt bringen sollen. Und es scheint auch von Nöten. Durch Zeitmangel, Schnelllebigkeit, neue Medien wie das Internet setzen sich die potenziellen Leser gar nicht mehr groß mit der Zeitschrift auseinander. Sie springen, selektieren, was sie interessiert. Der so genannte Durchleser wird immer seltener, dafür gibt es inzwischen immer mehr Anleser. Umso wichtiger ist eine schrille, interessante Schlagzeile, die Neugierde weckt, vielleicht Spannung erzeugt und so zum Blickfang wird. In diesem Zusammenhang weisen Schneider/Esslinger auf eine Problematik hin: “Die Überschrift muss verkürzen. Folglich hat sie die eingebaute Tendenz, die Weltereignisse zu dramatisieren und insoweit zu verfälschen.” (Schneider/Esslinger, 1993, 9) Es sollte bei der Titel-Gestaltung also unbedingt darauf geachtet werden, die Information nicht falsch und irreführend widerzugeben.
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- Citation du texte
- MA Stefanie Gentner (Auteur), 2005, Paralleltextanalyse in der Presse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89197
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