Mafia ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts, aber vor allem in der heutigen Zeit ein geflügeltes Wort. Nicht zuletzt aufgrund der Fantasie der Massenmedien und Filmemacher, die sich gerne dieses Stoffs bedienen, wurden so die abenteuerlichsten Geschichten in die Welt gesetzt. Dabei ist der Begriff oft ein diffus verwendeter Ausdruck für Verbrechen, organisierte Kriminalität und jegliche kriminelle Vereinigung, häufig im Zusammenhang mit Prostitution, Waffen-, Menschen- und Drogenhandel auf der ganzen Welt.
Bei genauerer Betrachtung ist jedoch festzustellen, dass die Mafia nicht nur oberflächlich unter dem Einheitsbgriff kriminelle Organisation gesehen werden kann; vielmehr noch wird sie als italienisches Phänomen wahrgenommen, als ein Mythos, dessen Ursprünge auf Sizilien zu finden sind. Über die Jahrhunderte sollen sich hier besondere Werte und Strukturen der Mafia entwickelt haben, nach und nach hat sie zudem ein Gewicht in Politik und Wirtschaft bekommen und sich als einflussreicher Machtfaktor so tief verwurzelt, dass sie bis heute aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist.
Mafia ist also nicht gleich Mafia. Man kann feststellen, dass es keinen klaren Einheitsbegriff Mafia gibt. Je nach Zeit und Wahrnehmung kann die Mafia eine ganz unterschiedliche Bedeutung haben. Die meist im Zusammenhang mit der Mafia verwendeten Begriffe, wie Phänomen oder Mythos sprechen für sich und zeigen, dass selbst die Wissenschaft bis heute kein einheitliches Bild der Mafia gefunden hat.
Ziel dieser Arbeit ist es, in einem ersten Schritt den speziellen Mythos, die Thematik Mafia anhand der wissenschaftlichen Erkenntnisse herauszuarbeiten und ihre Historie, ihre Strukturen und ihren Einfluss bis heute knapp darzustellen.
In einem zweiten Schritt sollen die gewonnenen Erkenntnisse in literaturwissenschaftlicher Hinsicht auf die Romane Leonardo Sciascias ausgeweitet werden. Es gilt, herauszustellen, wie Sciascia das Bild der Mafia in seinen Detektivromanen umsetzt und warum und wie er sich dabei des Genres des Detektivromans bedient. Hier wird sich Sciascias besondere Stellung in der italienischen und europäischen Kriminalliteratur zeigen.
Abschließend können und sollen, im Vergleich zu den unterschiedlichen Ansätzen der historisch-wissenschaftlichen Betrachtung der Mafia, Erklärungen für Sciascias Umsetzung der Mafia-Thematik in Form seiner fiktiven Detektivromane gegeben werden. Dabei spielen seine Intentionen und seine Art der Leserlenkung eine wichtige Rolle.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung - erste Spurensuche zur Mafia
2 Phänomen Mafia: Interpretationsmöglichkeiten, Aspekte ihrer Historie und Strukturen
2.1 Mafia unter dem Aspekt der traditionellen Kultur
2.2 Mafia als Unternehmen
2.3 Mafia als Organisation und strukturelles System
2.4 Mafia als Rechtsordnung oder Staat im Staat
2.5 Ergebnis, Erkenntnis und aktuelle Betrachtung / Bekämpfung der Mafia
3 Umsetzung der Mafia-Thematik in den Detektivromanen Leonardo Sciascias
3.1 Zur Person Leonardo Sciascia
3.2 Leonardo Sciascia und der etwas andere Detektivroman
3.3 Formaler Vergleich zwischen den Detektivromanen Sciascias und dem Genre des klassischen Detektivromans
3.3.1 Kriterien des klassischen Detektivromans
3.3.2 Formaler Vergleich mit Sciascias Detektivromanen
3.4 Darstellung der Handlung und Protagonisten in Sciascias Mafia-Detektivromanen – unter dem Aspekt der Genreverkehrung
3.4.1 Kriminalhandlung als Ausgangspunkt für die Mafia-Geschichte
3.4.2 Figur des Detektivs als bedeutender Protagonist
3.4.3 Die Protagonisten der Mafia
3.4.4 Schilderung von Macht, Staat und Gesellschaft
3.5 Rezeption Sciascias – ergänzende literarische Aspekte und Einflussfaktoren in seinen Texten
3.6 Intentionen Sciascias: Der realistische Detektivroman und spezieller Gebrauch des Genres als Instrument von Mafia- und Sozialkritik
4 Schlussbetrachtung
5 Bibliographie
1 Einführung - erste Spurensuche zur Mafia
Mafia ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts, aber vor allem in der heutigen Zeit ein geflügeltes Wort. Nicht zuletzt aufgrund der Fantasie der Massenmedien und Filmemacher, die sich gerne dieses Stoffs bedienen, wurden so die abenteuerlichsten Geschichten in die Welt gesetzt. Dabei ist der Begriff oft ein diffus verwendeter Ausdruck für Verbrechen, organisierte Kriminalität und jegliche kriminelle Vereinigung, häufig im Zusammenhang mit Prostitution, Waffen-, Menschen- und Drogenhandel auf der ganzen Welt. Es gibt heute die so genannte Russenmafia, die türkische, die chinesische oder kolumbianische Mafia. Bei genauerer Betrachtung ist jedoch festzustellen, dass die Mafia nicht nur oberflächlich unter dem Einheitsbgriff kriminelle Organisation gesehen werden kann; vielmehr noch wird sie als italienisches Phänomen wahrgenommen, als ein Mythos, dessen Ursprünge auf Sizilien zu finden sind. Über die Jahrhunderte sollen sich hier besondere Werte und Strukturen der Mafia entwickelt haben, nach und nach hat sie zudem ein Gewicht in Politik und Wirtschaft bekommen und sich als einflussreicher Machtfaktor so tief verwurzelt, dass sie bis heute aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist.
Mafia ist also nicht gleich Mafia. Man kann feststellen, dass es keinen klaren Einheitsbegriff Mafia gibt. Je nach Zeit und Wahrnehmung kann die Mafia eine ganz unterschiedliche Bedeutung haben. Und selbst wenn die Literatur einen Konsens über die Ursprünge der Mafia auf Sizilien findet, so ist damit noch nicht die Materie Mafia erklärt, schon allein deshalb nicht, weil bis heute immer noch vieles im Verborgenen liegt und ungeklärt ist. Die meist im Zusammenhang mit der Mafia verwendeten Begriffe, wie Phänomen oder Mythos sprechen für sich und zeigen, dass selbst die Wissenschaft bis heute kein einheitliches Bild der Mafia gefunden hat, nicht zuletzt deshalb, weil es um eine Welt geht, in der „Schein und Wirklichkeit so leicht zu verwechseln sind“1.
„Secondo l’accezione oggi prevalente, mafia corrisponderebbe a criminalità regionale siciliana (…)“2, schreibt der Italiener Salvatore Lupo, der sich viel mit der Geschichte Italiens und der Mafia beschäftigt hat. Diese besondere Kriminalität Siziliens ist es, mit der sich diese Arbeit beschäftigt. Dabei sollen Erklärungen für die Ursprünge und die Entwicklung der Mafia herangezogen werden und so Licht in das Dunkel des Mythos gebracht werden. Warum es zum Beispiel unter dem Titel Mafia verschiedenste Begrifflichkeiten gibt, wie die Cosa Nostra (mit der oft die Mafia in Sizilien gemeint ist oder wie ebenso oft die Mafia in Amerika genannt wird), die Camorra in Neapel oder die ’Ndrangheta in Kalabrien. Oder warum in den Anfängen des Bewusstseins über die Mafia der damals angeklagte Mafioso Mini wahrscheinlich nicht lügt, wenn er auf die Frage, ob er Mitglied der Mafia sei, sagt: „Non so che significa“. Sicherlich kennt er zahlreiche Mafiosi, weil sie sich mafios verhalten und bestimmte mafiose Praktiken an den Tag legen. Mit dem Begriff Mafia als Geheimbund und Organisation kann er dagegen nichts anfangen.3 Oder warum Leoluca Orlando, der ehemalige Bürgermeister Palermos und Mafia-Bekämpfer, in seinem 2002 erschienenen Buch „Ich sollte der nächste sein“ einen „außergewöhnliche(n) Wandel“4 der Mafia auf Sizilien aber auch auf der ganzen Welt erkennt. „In der Vergangenheit galt: Mafia gleich sizilianische Mafia. Die Mafia war Sizilien, Sizilien war die Mafia. Mit der Zeit kam die Erkenntnis, dass die sizilianische Mafia nur eine Spielart der Gattung Mafia ist, neben der russischen, der chinesischen, der kolumbianischen.“5
Es bleibt festzuhalten, dass es unmöglich das einheitliche Bild der Mafia schlechthin geben kann, dass es aber sicherlich Erkenntnisse und Wahrnehmungen gibt, die erklärend herangezogen werden können. Als politisches Phänomen existiert die Mafia bis heute, sie ist anerkannt und wird zugleich problematisiert. Der Wissenschaftler Henner Hess, der als Soziologe Untersuchungen zur Mafia angestellt hat, erkennt in seinem Buch „Mafia. Ursprung, Macht und Mythos“ am Ende seines Vorwortes: „Das Phänomen mafia bleibt nach wie vor von brennender Aktualität“6. Die Forschung setzt sich ebenso mit ihr auseinander, wie die Politik und die Gesellschaft im Allgemeinen. Gleichzeitig sind die Erkenntnisse aber oft noch sehr vage, der Einblick in Struktur und Vorgehen vor allem mangels Quellen und Beweisen sehr schwer. In der Folge sind auch klare Formulierungen und Begriffsbestimmungen schwer auszumachen. Das 1982 formierte Anti-Mafia-Gesetz (Gesetz Nr. 646 des Strafgesetzbuches, codice penale), auch Legge La Torre oder Legge La Torre-Rognoni genannt, definiert die Mafia in Art. 416(-bis) sehr praxisnah: L’associazione è di tipo mafioso quando coloro che ne fanno parte si avvalgono della forza di intimidazione del vincolo associativo e della condizione di assoggettamento e di omertà che ne deriva per commettere delitti, per acquisire in modo diretto o indiretto la gestione o comunque il controllo di attività economiche, di concessioni, di autorizzazioni, appalti e servizi pubblici o per realizzare profitti o vantaggi ingiusti per sé o per altri.7
Das Dilemma der Diskussion über die Mafia ist damit „tutt’altro che neutralmente scientifico, visto che in Italia dal 1982 si possono emanare condanne per ‚associazione mafiosa’“8. Fest steht wohl, das zeigt die einheitliche Darstellung in der Literatur und widerspiegeln aktuelle Ereignisse: Oft als Staat im Staat oder „Para-Staat“9 bezeichnet, dominiert die Mafia die italienische, vor allem die sizilianische Gesellschaft, sie setzt ihre Interessen durch und forciert durch Gewalt, Schutz und Erpressung ihre Stellung. Fest steht aber auch, dass die Reaktionen und der Umgang der Gesellschaft mit dem Phänomen Mafia bis zur heutigen Zeit sehr unterschiedlich sind und von Gleichgültigkeit und Akzeptanz bis hin zum unbeugsamen Protest und Kampf gegen die Mafia reichen; dies wird sich im Verlaufe dieser Arbeit zeigen.
Gerade heute herrscht eine öffentliche Diskussion (wie zuletzt im November 2006 im Zusammenhang mit den Todesfällen und den verbrecherischen Vorfällen der Camorra in Neapel), die vor allem auch durch Intellektuelle und Autoren entfacht wird und wurde, einer davon ist Leonardo Sciascia. Der Sizilianer hat sich in mehreren Romanen, Erzählungen und Essays, seit 1979 sogar als Abgeordneter im Parlament, mit dem Problem der Mafia auseinandergesetzt. Drei seiner zentralen Detektivromane, Il giorno della civetta, A ciascuno il suo und Il contesto sollen in dieser Arbeit Aufschluss auf das Bild der Mafia geben und die Kritik an der gesellschaftlichen Situation Süditaliens darstellen. Dabei wird sich zeigen, dass dem Genre des Detektivromans und seiner Umsetzung bei Sciascia eine besondere Bedeutung zukommt, dies sei hier schon erwähnt.
Ziel dieser Arbeit ist es also, in einem ersten Schritt den speziellen Mythos, die Thematik Mafia anhand der wissenschaftlichen Erkenntnisse herauszuarbeiten und ihre Historie, ihre Strukturen und ihren Einfluss bis heute knapp darzustellen. In einem zweiten Schritt sollen die gewonnenen Erkenntnisse in literaturwissenschaftlicher Hinsicht auf die Romane Leonardo Sciascias ausgeweitet werden. Es gilt, herauszustellen, wie Sciascia das Bild der Mafia in seinen Detektivromanen umsetzt und warum und wie er sich dabei des Genres des Detektivromans bedient. Hier wird sich Sciascias besondere Stellung in der italienischen und europäischen Kriminalliteratur zeigen. Abschließend können und sollen, im Vergleich zu den unterschiedlichen Ansätzen der historisch-wissenschaftlichen Betrachtung der Mafia, Erklärungen für Sciascias Umsetzung der Mafia-Thematik in Form seiner fiktiven Detektivromane gegeben werden. Dabei spielen seine Intentionen und seine Art der Leserlenkung eine wichtige Rolle.
2 Phänomen Mafia: Interpretationsmöglichkeiten, Aspekte ihrer Historie und Strukturen
Wie bereits einführend dargestellt, ist es schwer und kann es auch gar nicht Ziel sein, ein einheitliches und abschließendes Bild der Mafia zu vermitteln. Die Mafia ist ein Phänomen, das je nach Blickwinkel der Betrachtung, je nach Betrachter, je nach Zeit und Umständen zu unterscheiden ist und in ihrer Bedeutung und Erscheinungsweise verschieden bewertet werden kann. Über die Mafia ist auf der ganzen Welt, vor allem aber natürlich „in Italien so viel geschrieben worden, dass es Bibliotheken füllt“10. Vieles ist wissenschaftlich belegt und in vielem sind sich Forschung und Literatur einig. Genauso gibt es aber auch unterschiedliche Anschauungen und Theorien. Dabei muss betont werden, dass jeder historisch-wissenschaftliche Text letztendlich ebenso individuell, subjektiv und wertend ist, wie man es naturbedingt bei fiktiven Texten, wie beispielsweise einem Roman, eben auch bei Leonardo Sciascias Detektivromanen über die Mafia erkennt; hinzu kommt, dass die real geltenden und stattgefundenen Vorkommnisse rund um die Mafia aufgrund ihrer Dramatik und teilweisen Unglaublichkeit an sich schon wie Fiktion erscheinen.
Diesen Gesichtspunkt voraussetzend sollen im Folgenden verschiedene Ansätze und Aspekte bei der Darstellung der Entwicklung und Struktur der Mafia sowie ihrer Bedeutung für Sizilien, die Politik und die Wirtschaft miteinbezogen werden. Dabei geht es nicht darum, einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erfüllen. Vielmehr sollen entscheidende Aspekte und Erkenntnisse herangezogen werden, um ein für diese Arbeit befriedigendes Bild der Mafia geben zu können.
Zur Sondierung und Bestimmung des Phänomens können grobe Interpretationsmöglichkeiten zur Mafia schematisiert werden. Diese liefern gleichzeitig den nötigen und ausreichenden Aufschluss bezüglich der geschichtlichen Entwicklung und den Strukturen und Verwicklungen der Mafia. Die von Salvatore Lupo in seinem Buch „Storia della mafia“ herangezogenen Thesen erscheinen mir hier sehr sinnig und sollen daher für die folgende Einteilung maßgeblich sein. Dabei betont schon Lupo, dass es schwer ist, klare Trennlinien zu ziehen, und dass sich die Interpretationslinien vielmehr häufig miteinander überschneiden, dies sei an dieser Stelle vorausgeschickt.
2.1 Mafia unter dem Aspekt der traditionellen Kultur
In einer ersten Herangehensweise an den Mythos Mafia können die traditionelle Kultur auf Sizilien und das sizilianische Volk an sich erklären, wie es zu dem so genannten Phänomen kam. Pino Arlacchi, der als Italiens führender Mafia- und Drogenforscher gilt und Präsident der International Association for the Study of Organized Crime (IASOC) ist, sieht die Mafia beziehungsweise den Mafioso in einer traditionellen Gesellschaft und betont die „besondere(n) Kultur, in der der Mafioso lebt“11. Von dieser traditionellen Sicht ausgehend, schreibt er: „Die Mafia ist ein Verhalten und eine Macht, nicht eine formale Organisation.“12 Der Aspekt der Mafia als Organisation wird in Kapitel 2.3 näher aufgegriffen werden, so viel sei hier schon erwähnt. Zunächst geht es aber darum, die Mafia und den Mafioso als Spiegel der traditionellen Gesellschaft zu betrachten. Dabei ist es sinnvoll, die historische Entwicklung Siziliens aufzugreifen.
Die Geschichte beschreibt den Süden Italiens des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts als eine halbfeudale Gesellschaft, in der das Feudalsystem allmählich abgeschafft wurde, die alten Formen aber blieben. Man kann sagen, „il diritto a usare della forza, prima nelle mani dell’aristocrazia, si trasferice legalmente allo Stato, però materialmente rimane nelle mani dei privati“13, da der Staat weit weg war. Noch vor der Abschaffung des Feudalwesens waren die eigentlichen Herren auf Sizilien die landbesitzenden Barone, die Großgrundbesitzer. Sie regierten das Land uneingeschränkt, „kümmerte(n) sich kaum um die Politik des jeweiligen Oberherrn“14 und nahmen sich Bauern für die Bestellung der Güter, wobei sie von ihren bewaffneten Feldwächtern, den campieri oder bravi, unterstützt und geschützt wurden. Am Ende des 18. Jahrhunderts zog es die Barone vermehrt in die Städte. Sie verpachteten ihre Ländereien an die so genannten gabellotti, Großpächter, die die Güter verwalteten, durch Bauern bestellen ließen und ihrerseits private Aufseher, bravi oder campieri, zum Schutz einsetzten. Die gabellotti traten somit „das Erbe der Feudalherren an“15, sie verpachteten das Land in kleinen Stücken an die Bauern weiter und entwickelten sich zu den Personen, die „die faktische Macht auf dem Land“16 darstellten.
Die Hierarchien waren so zu sagen festgelegt, als 1812 formal und bis zu den Zeiten der italienischen Nationalstaatsgründung 1861 in der praktischen Umsetzung der Feudalismus auf Sizilien abgeschafft wurde. Leopoldo Franchetti, der sich bereits 1876 mit dem Phänomen der Mafia beschäftigte und daher auch noch in der heutigen Zeit als wegbereitend empfunden wird, schreibt hier von einem „carattere piú democratico“17, den die Gesellschaft bekam. Sämtliche Lehen wurden von da an in Privateigentum umgewandelt, die Leibeigenschaft der Bauern wurde aufgehoben. Doch für die Bauern bedeutete die Abschaffung des Feudalwesens keine Besserung. Auf den Feudal- und Kirchengütern hatten sie noch geringe Weide- und Sammelrechte, die ihnen dann aber weggenommen wurden.18 Sie blieben weiterhin und vermehrt von den Baronen abhängig, sowohl ökonomisch als auch in Hinsicht auf die oft willkürliche Rechtsprechung der Barone.
Hess erkennt hier einen Hinweis, warum sich sowohl bei den Bauern als auch bei den Machthabern „das Bewusstsein der Gleichheit vor dem Gesetz (…) bis heute nicht durchsetzen“19 konnte. Ebenso liege es in der Anlage der Gesellschaft der Sizilianer, dass der Einzelne, so dann auch der Mafioso, durch die Masse der übrigen auf mehr oder weniger passive Weise akzeptiert wurde.20 Es findet sich also hier der Ursprung für die Fähigkeit und die Mentalität des Sizilianers, geschaffene Vorgaben zu akzeptieren. Dabei sei noch erwähnt, dass Hess neben den Baronen auch die damaligen Einrichtungen der familiari dell’Inquisizione und der maestranze als Machtfaktoren hervorhebt. Ihnen kamen unabhängig von der staatlichen Gerichtsbarkeit besondere Befugnisse zu. Ersteren oblag etwa seit 1487 die Überwachung der Gläubigen, sie hatten zahlreiche Ausnahmeregelungen und Privilegien inne, durften beispielsweise Waffen tragen. Bei letzteren, den maestranze, handelte es sich um Handwerkerinnungen, die aufgrund ihrer militärischen Macht zu Konkurrenten der Barone wurden. Für die historische Betrachtung der Mafia im Kontext der traditionellen Kultur ist hier wohl vor allem die Tatsache hervorzuheben, dass es solche Kooperationsstrukturen mit besonderen Machtbefugnissen überhaupt gab, und dass diese ein gemeinsames Vorgehen möglich machten.21 Die Tendenz, Verbindungen zu schaffen und in der Folge über mehr Macht und Einfluss zu verfügen, könnte hier bereits erste Hinweise vor allem auf die späteren mafiosen Vereinigungen geben. Sie zeigt aber auch die Natur des Mafioso, der seinen Vorteil im Zusammenschluss mit anderen durchaus erkennt.
Zunächst ist aber noch mal zu betonen, dass die Bauern durch die Privatisierung von Grund und Boden immer ausgelieferter waren und ärmer wurden. Es kam auch hier zu Vereinigungen in Form von Bauernbewegungen und es entwickelte sich ein Banditentum. „In questo schema, sembra logico pensare che la mafia valga essenzialmente ad assicurare la subordinazione dei contadini alle classi dirigenti (…)”22, schreibt Lupo. Der traditionelle Mafioso entwickelte sich zwischen der agrarischen Macht und den Bauern, als gabellotto wirkte er vermittelnd zwischen den beiden Parteien und gewann so zunehmend an Macht.23 Der gabellotto nutzte die Gunst der Stunde und wusste seine Interessen richtig durchzusetzen. Er behauptete sich zunehmend gegenüber den Bauern und gegenüber den fernen Baronen. Als mächtiger Faktor vor Ort mehrte er seinen Besitz, indem er den Baronen ihre Güter abkaufte. Gleichzeitig nutzte er die Abhängigkeit der Bauern.
Pino Arlacchi betont hier diese traditionell „soziale Mittelstellung“24 des Mafioso, ursprünglich zwischen den fernen ländlichen Baronen und deren arbeitenden Bauern. Gerade durch seine Mittelstellung sieht der Mafioso auf der einen Seite seine Chance auf sozialen Aufstieg, zudem etabliert und funktionalisiert er sich aber vor allem als Vermittler und Schlichter von Streitigkeiten. In diesem Zusammenhang möchte sich der Mafioso Ehre verschaffen, denn der „Erfolg als uomo d’onore (beinhaltet) sehr häufig die Erlangung von Reichtum“25, so der Rückschluss. Hier wird die Mentalität des Mafioso geschaffen: „ein stolzes Bewusstsein des eigenen Ich, der Unabhängigkeit in jeder Beziehung, der Fähigkeit, sich selbst zu helfen und seine eigene Würde um jeden Preis zu verteidigen, und (als) das Bewusstsein der kavalleresken Gebundenheit an die Mitglieder der eigenen Gruppe.“26 So ist die Mafia ein Verhalten und eine Macht. Sich auf mafiose Art zu verhalten heißt, „sich ehrenhaft (onorevole) zu verhalten, und zwar in einer Weise, die den Regeln von Mut, Schlauheit, Grausamkeit und der Anwendung von Raub und Betrug entspricht“27. Arlacchi führt hier die omertà im Kontext der traditionellen Kultur an. Diese Schweigepflicht, auf die in Kapitel 2.4 noch näher eingegangen wird, bedeute, die Fähigkeit zu haben, ein Mann zu sein. Mafios waren also die wahren Ehrenmänner, die sich innerhalb der rauen gesellschaftlichen Situation durchzusetzen vermochten. „Mörder und andere Verbrecher vor der Verfolgung staatlicher Organe zu schützen, galt als edle Handlung, denn ‚nicht die Gerechtigkeit, sondern der Lebende sollte den Toten rächen’“.28
Zunächst verkörpert also der gabellotti das Idealbild des Mafioso. Als durchsetzungsstarker Großpächter schafft er es aufgrund seiner Skrupellosigkeit und Souveränität, zu Macht, Ansehen und Besitz zu kommen. Mit der Zeit hatten dann außerdem die privaten Truppen der bravi eine besondere Machtposition inne, „die sowohl Feldwächter als auch Leibwächter (guarda spalle) des Herrn waren“29. Die staatliche Ordnung war fern, die verarmten und schutzlosen Bauern und Hirten wurden zur Bedrohung, „sia come banditi, sia organizzati in movimenti collettivi“30. Auch die gabellotti, die die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs sahen, erkannten, „da der rein ökonomische Weg und der Bildungsweg verschlossen bleiben, die Lösung der violenza“31. Wie bereits angedeutet, nutzten sie nach und nach ihre Mittelposition zwischen den fernen Großgrundbesitzern und den armen und faktisch immer noch sozial gebundenen Bauern. Das sah so aus, dass die gabellotti im Laufe der Zeit einen immer stärkeren Druck auf die Barone ausübten. Sie zahlten eine immer geringere Pacht an die eigentlichen Eigentümer der Ländereien, die sich in der Folge gezwungen sahen, ihre Güter an die gabellotti zu verkaufen, um ihr Leben in den Städten weiterhin finanzieren zu können.32 Die Landbarone wurden allmählich von den gabellotti entmachtet, diese traten „das Erbe der Feudalherren“33 an, „in ökonomischer als auch in herrschaftlicher Hinsicht“34. Sie übernahmen Polizeiaufgaben und Gerichtsbarkeit, es kam zu „Willkür und Anmaßung“35. So wie vormals die Teilpächter vom Ertrag einen Teil der Naturalien an den Besitzer abgeben mussten, so zwangen die gabellotti nun die Bauern, „ihnen einen Teil der Ernte als Schutzgebühr zu zahlen“36. Dies geschah willkürlich. Wer von den bravi oder campieri Schutz wollte, musste zahlen. „Diese feudalen Rechte, die sich bis ins 20. Jahrhundert erhalten haben, sind die Urformen des mafiosen ‚u pizzu’ (…), der Tributzahlungen gegen Schutzgarantien.“37 So entwickelte sich eine Gesellschaft getrieben von Furcht, Gewalt und Gegengewalt. Doch die sizilianische Bevölkerung gewöhnte sich allmählich an diesen barbarischen Zustand und sah die starken Gruppen als notweniges Übel, mächtiger als die Regierung.
In dieser Situation der allgegenwärtigen Revolte habe in Sizilien nicht Anarchie geherrscht, schreibt Hess, „die Morde und auch die Erpressungen müssen zum großen Teil als Sanktionen eines anderen, subkulturellen Normensystems gesehen werden (…)“38. Lupo bezieht sich hier auf Franchetti, der das Adjektiv mafios nicht nur auf Kriminelle bezieht, sondern auf jedes Individuum, „che voglia ‚fare rispettare i propri diritti (…)’ (…)“39. Gemeint sind vor allem die gabellotti, aber auch die bravi und campieri. Die beachteten Ehrenmänner setzten sich in der Gesellschaft nicht zuletzt aufgrund von Gewalt durch und brachten es somit zu Macht, Ansehen und materiellem Gewinn. Was man heute als asozial, unrecht und anarchisch bezeichnen würde, anerkannte man damals als positive Eigenschaften.
Wie fest verankert diese traditionelle Subkultur war, zeigt Lupo am Beispiel des großen Mafia-Bosses der Zeit nach der italienischen Nationalstaatsgründung, Antonino Giammona, der von seinem Anwalt stolz als Mann der Ordnung beschrieben wurde.40 Der Soziologe und Mafiaforscher Diego Gambetta berichtet außerdem von einem Begräbnis eines großen Mafia-Bosses, Carmelo Colletti in Ribera 1983, an dem zehntausende Menschen teilnahmen. Die große Anzahl der Trauergäste lässt hier den Rückschluss zu, wie anerkannt der Mafioso in der Bevölkerung war und welche Bedeutung er bei den Einwohnern hatte. „Chiaramente, per quante ipotesi pessimistiche si possano fare sull’ingenuità della gente, dei semplici estorsori non riceverebbero mai simili testimonianze di deferenza (…).“41 Kritisch bemerkt Lupo aber auch, dass dieses traditionelle Bild der vor allem durchsetzungsstarken, vermittelnden und fast schon beschützenden ehrenhaften Mafiosi, die von ihrer Umgebung akzeptiert oder gar geschätzt und verehrt wurden, bis in die heutige Zeit ganz bewusst aufrechterhalten wird; um die dunklen Seiten, beispielsweise die Skrupellosigkeit, die zur Erlangung von Ehre und auch Grund und Boden verwendet wurde, zu überdecken. „Dunque, è innanzitutto la mafia a descrivere se stessa come costume e comportamento, come espressione della società tradizionale.”42
2.2 Mafia als Unternehmen
Als anderen Aspekt zu der beschriebenen Mafia im Kontext der traditionellen Kultur sehen Literatur und Forschung das wirtschaftliche Bild der Mafia. Sowohl Pino Arlacchi als vor allem auch der Mafiaforscher Diego Gambetta sehen die Mafia als eine moderne unternehmerische Erscheinung. Arlacchi betont dabei die neue unternehmerische Mafia im Kontrast zum alten Mafioso und fragt: „Come é stata possibile una trasformatione così radicale, che ha portato figure così marcatamente tradizionali, preindustriali, a diventare l’avanguardia del neocapitalismo calabrese degli anni Settanta?“43 Er legt die Ursprünge dieser neuen unternehmerischen Mafia in den 1970er Jahren fest, in einem „Umfeld eines allgemein veränderten Szenario, das von der Tendenz zu ökonomischer und sozialer Desintegration beherrscht wird“44. Die unternehmerische Mafia ist nun interessiert an der kapitalistischen Geldhäufung, an Drogengeschäften, am Profitgewinn. Dabei ergänzen sich „die neue unternehmerische Natur des Mafioso und die Rückkehr seiner primitiven kulturellen Triebe“45. Die typischen Merkmale des traditionellen, ursprünglichen uomo d’onore oder uomo di rispetto, sein Gefallen an riskanten Unternehmen, auch seine im positiven Sinne als Durchsetzungsfähigkeit empfundene Skrupellosigkeit, kommen in der neuen Gestalt des unternehmerischen Mafioso umgewandelt zum Ausdruck und führen zu einem sich verändernden, neuen Phänomen der zu „ökonomischen Operateuren gewordenen Mafiosi“46.47
Salvatore Lupo beschreibt diese neue unternehmerische Mafia als nun unter diesem ökonomischen Format so skrupellos, wie sie davor moderat war.48 Er hält diese konträre Gegenüberstellung und strikte Trennung von altem und neuem Phänomen Mafia jedoch für nicht überzeugend. Seiner Meinung nach waren auch die alten Großpächter, die gabellotti, bereits Unternehmer, wenn auch weniger innovativ.49 Lupo erkennt also keine Entwicklung aus der traditionellen Kultur heraus, in der sich der ursprüngliche onorevole Mafioso seiner typischen Eigenschaften bediente und sich in dieser zweiten Phase die neue Mafia als Unternehmung und der Mafioso als Unternehmer entwickelte. Lupo gibt vielmehr zu bedenken, ob der traditionelle Mafioso, wie ihn Arlacchi charakterisiert, überhaupt fähig ist, im modernen Sinne ein Unternehmen Mafia zu formieren; ob er also überhaupt „possa mostrare capacità imprenditoriali più complesse di quelle necessarie per l’esercizio di una tradizionale azienda agraria, le quali (…) trovano il loro corrispondente attuale nell’edilizia e nel commercio (…)“50.
Die Herangehensweise Diego Gambettas an das Phänomen Mafia als Unternehmen erscheint hier schlüssiger. Er sieht die Mafia nicht als aus der traditionellen Kultur und Gesellschaft entstanden (wie das Arlacchi oder Hess nachvollziehen möchten), sondern erkennt in ihr von Anfang an eine „l’industria della protezione“51, also einen forciert wirtschaftlichen Faktor. Diese Schutzindustrie hat sich somit nicht zufällig und als Konsequenz aus dem traditionellen mafiosen Gebahren herausgebildet, sondern ist ganz bewusst geschichtlich entstanden und zieht sich bis heute durch die Zeit. Gambetta bezieht sich hier auf Leopoldo Franchetti. Auch dieser sah die Mafia „a differenza della maggior parte degli osservatori (…) come un’industria“52.
Ausgehend von der langen Fremdherrschaft auf Sizilien und dem nicht zuletzt daraus entstandenen mangelnden Vertrauen der Bevölkerung in den Staat, entstand eine Nachfrage nach Schutz. Die Abschaffung des Feudalwesens schuf, wie in Kapitel 2.1 bereits beschrieben, zudem den Nährboden für Banditentum, was vermehrt ein Schutzbedürfnis hervorrief und die bravi und campieri wichtiger werden ließ. Bis heute zeigt sich, dass die Mafiosi „si offrono come protettori contro la criminalità“53. Man kann sagen, die Mafiosi erkannten damals diese Marktlücke der Schutzindustrie; in der Folge machten sie ihr Geschäft, sie schützten vor den Banditen, kamen so zu Macht und durch ihre geschäftstüchtigen Kontakte zu den Baronen zu Ländereien. Als Vermittler zwischen den Parteien forcierten sie auf professionelle Weise ihren Einfluss und machten sich unabkömmlich. Heute ist es nicht anders. Sie haben sich um die „servizi vari“54 erweitert; das heißt unter anderem, das Unternehmen Mafia verhilft zu Bauaufträgen, schafft Kontakte in Politik und Wirtschaft und setzt sich als Schlichter von Streitigkeiten ein, wie zum Beispiel zwischen Schuldner und Gläubiger.55
Bleibt zu diskutieren inwieweit die von Gambetta dargestellte Nachfrage nach Schutz tatsächlich als wirtschaftlicher Indikator herangezogen werden kann oder nicht eher der Umkehrschluss gilt. Ob diese Nachfrage nach Schutz also wirklich existiert oder ob sie nicht erst auf erpresserische Weise (von der Mafia selbst) hergestellt wird. Vor allem das heutige Bild der Mafia als Unternehmen, das mit Drogen, Waffen und Prostitution handelt, führt zu einer geeigneten Definition der Mafia als Unternehmen, die Lupo folgendermaßen vornimmt: Er erkennt in der Mafia „un duplice modello di organizzazione“56. Auf der einen Seite finanziert sich das Unternehmen über Schutz beziehungsweise Erpressung. Auf der anderen Seite gibt es ein Netz von weiteren Geschäften von wiederum verschiedenen Organisationen, an dem die Mitglieder oder oft auch so genannte Freunde der Mafia mit ihrem Geld partizipieren können.57 Dabei verschwimmt die Rolle der Mafia innerhalb der wirtschaftlichen Landschaft der sauberen und der korrupten Unternehmen, so dass es oft schwer fällt, die Strukturen nachzuvollziehen. Am Rande sei hier ein Beispiel von Gambetta erwähnt, der vom „groviglio della droga“58 spricht: Wo Mafiosi zunächst die Notwendigkeit der unternehmerischen Vermittlung und des Schutzes aufgrund des kriminellen und oft undurchschaubaren Gewerbes erkannten und diese Leistungen dann ausübten, nahmen sie später zunehmend selbst aktiv den Drogenhandel auf, weil sie den damit verbundenen Profit ausmachten. Der Wandel hin zu dieser neuen unternehmerischen Mafia mit ihren unterschiedlichen Geschäften ist oft von Undurchsichtigkeit und Ungenauigkeit in den Erkenntnissen geprägt, das haben die vorhergehenden Schilderungen gezeigt. Sicher ist in jedem Fall, dass es ihr um Profit geht, wie jedem anderen Unternehmen auch. Die Einsatzmöglichkeiten und Leistungen variieren, wobei festzustellen ist, dass das Unternehmen Mafia zunächst als Schutz-Dienstleister die Furcht der Menschen nutzt und schließlich seinen Vorteil aus einem vor allem traditionell entstandenen Netzwerk zieht.
Gambetta glaubt hier an eine von Anfang an forciert ökonomisch ausgeprägte Mafia, das lässt sich hier noch mal wiederholen. Vor allem Arlacchi macht dagegen einen Prozess aus und sieht die Unternehmung Mafia eher naturbedingt aus der traditionellen Mentalität der Sizilianer heraus gewachsen. Beide Anschauungen zur Unternehmung Mafia sprechen für sich und überschneiden sich im Detail betrachtet sicherlich in gewisser Hinsicht. In jedem Fall lässt aber nicht zuletzt die Tatsache, dass sich die Mafia innerhalb der Interpretationsmöglichkeiten überhaupt als Unternehmen definieren lässt, die Frage nach einer Organisation des Phänomens aufkommen. Hier zeigt sich gleichzeitig eine weitere Möglichkeit zur Interpretation der Mafia.
2.3 Mafia als Organisation und strukturelles System
Gerade die neuen Erkenntnisse über das Phänomen Mafia zeigen diese immer mehr im Lichte der organisierten Kriminalität. Die Aussagen von so genannten pentiti, reuigen Mafiosi, wie beispielsweise Joe Valachi, Nick Gentile oder Tommaso Buscetta in den 1960er bis 1980er Jahren ermöglichten erstmals einen genaueren Einblick in die Organisationsstrukturen der Mafia. Dies war jedoch zu einem Zeitpunkt, in der die neue Mafia längst auch in den USA existierte und internationale Geschäfte, wie der oben beschriebene Drogenhandel, betrieben wurden.
Auch hier ist zu betonen, dass die alte und die neue Mafia durchaus unterschiedlich betrachtet werden müssen, und dass die Bekenntnisse der pentiti in der Folge einen großen Einfluss auf die Forschung und die Debatte über die traditionelle, ursprüngliche, sizilianische Mafia nach sich gezogen haben. Der Soziologe Henner Hess stellt durchaus zur Diskussion, ob „‚die Mafia’ eine sauber gegliederte Organisation, ein Geheimbund mit Initiationsriten (…)“59 ist. Seiner Meinung nach und entsprechend seinen Forschungen spiegelt diese Theorie aber weniger die Realität wider. Es sei erwähnt, dass Hess, ausgehend von zahlreichen Schriften und Dokumenten, der Struktur mafioser Gruppierungen sehr ausführlich auf den Grund geht. In dieser Arbeit sollen nur die wichtigsten Elemente erklärend dargestellt werden.
Dabei ist festzustellen, dass laut Hess die Mafia keine Gruppe, sondern vielmehr eine „Methode“60 ist; sie fällt mit einer Reihe von Einzelbeziehungen zusammen, die „der mafioso (…) mit jeweils voneinander unabhängigen Personen (…) unterhält“61. Die Beziehungen wiederum sind instabil und werden immer wieder neu gebildet, je nach Zweck und Anliegen. Diese Grundeinheit der Organisation wird cosca, seltener auch „sodalizio, fratellanza, famiglia, compagnia, associazione, aggregato, cerchio, paracu“62, genannt.
Pino Arlacchi stimmt hier mit Hess überein. Auch er glaubt an keine „hierarchische und zentralisierte Organisation, die mafia, ’ndrangheta oder ehrenwerte Gesellschaft genannt wird und deren Mitglieder durch Schwüre gegenseitiger Treue und gegenseitigen Beistands miteinander verbunden sind (…)“63. Auch für ihn existiert die cosca, als informelle und unbürokratische Zusammenarbeit einer mehr oder weniger großen Gruppe von Blutsverwandten, Freunden und Verwandten, die sich um das Charisma und das Netzwerk eines Anführers, eines capo, dreht. Vehement verneint Arlacchi die Tatsache, dass es sich um eine unbewegliche Vereinigung von Verschwörern handeln soll und beschreibt sehr anschaulich eine „Gruppe von Freunden und Verwandten, die sich wie jede andere ähnliche Einheit oft zusammenfindet, um Karten zu spielen, um auf die Jagd zu gehen, um eine Geburt oder Hochzeit zu feiern (…)“64.
In ihrem Ergebnis ermöglicht es die Kooperationsverbindung oder cosca, die Machtstellung zu festigen und zu erweitern. Aufgrund der mit ihr verbundenen aus der traditionellen Kultur heraus entstandenen Faktoren Ehre, Macht und Reichtum (Kapitel 2.1) wirkt sie sich positiv auf jeden Einzelnen aus. Henner Hess betont dabei noch mal, dass die Beziehungen, die eine Person an den Mafioso binden, „ganz unterschiedlicher Natur sein (können), die Skala reicht vom sachlichen Tauschverhältnis bis zur Verwandtschaft“65. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass Hess im Besonderen die Beziehung zu Trägern formeller Herrschaft als so genanntes partito herausstellt. Es ist eine spezielle Beziehung, die vor allem den Mafioso vom einfachen Banditen unterscheidet, zunehmend Einfluss schafft und laut Hess charakteristischerweise noch weniger „Gruppencharakter“66 hat.
Salvatore Lupo steht den geschilderten Darstellungen einer eher vagen mafiosen Vereinigung kritisch gegenüber und gibt eine Verharmlosung des Phänomens zu bedenken. Er schildert den Fall, dass der alte Mafiaboss, Paolo Campo, während der Mafiaprozesse sich zwar klar als Mafioso sieht, sich aber auch klar von den verbrecherischen Machenschaften der Mafiosi von heute distanziert. Es entspricht der in Kapitel 2.1 dargestellten Mafia-Interpretation unter traditionellem Aspekt, wenn sich Campo als vermittelnder und helfender, ehrenwerter Mafioso darstellt und auch die Anwälte der Mafiosi wohl immer wieder den traditionellen Mafioso als den Mann des Volkes hervorhoben, der nicht in der Lage sei, eine komplexe Organisation überhaupt ins Leben zu rufen. Auch hier gibt Lupo zu bedenken, dass die Mafiosi sich selbst sicher lieber im Kontext einer solchen unorganisierten und vagen Darstellung der Mafia wiedersehen, als wenn sie „come membri di pericolose associazioni criminali“67 ausgemacht würden.68
Diesem (vor allem von Hess und Arlacchi) eher verharmlosenden Bild der Mafia als instabiler Zusammenschluss mehr oder weniger in der Form von Familienbanden in einer traditionellen Welt stellt Lupo in der Folge vor allem die aktuellen Erkenntnisse der neuen Mafia kritisch entgegen. „In assenza di un pentito disposto a testimoniare in giudizio, la realtà associative della mafia rimane impossibile da dimostrare”69, schreibt Lupo. Dabei hebt er im Besonderen die Aussagen der reumütigen Mafiosi Tommaso Buscetta, Salvatore Contorno, Antonino Calderone aus den 1960er bis 1980er Jahren hervor und vergleicht sie außerdem mit früheren Ermittlungsergebnissen, zum Beispiel des Polizeikriminologen Giuseppe Alongi und des Quästors Ermanno Sangiorgi Ende des 19. Jahrhunderts.70 Es ist festzustellen, „che esiste un coordinamento tra i dirigenti di organizzazioni con la medesima base territoriale a distanza di cent’anni“71.
Bereits bei Sangiorgi ist von Mafia-Kriegen die Rede, damals zwischen den Gruppen Giammona und Siino, was zumindest ein gewisses Maß an Organisation voraussetzt und über einen vagen Zusammenschluss (so wie ihn Hess beschreibt) hinausgehen muss. Zu dieser Zeit formiert und entwickelt sich, was die spätere und heute so genannte neue Mafia ausmacht. Sie darf zwar nicht vereinfachend als ein „Grande e Unico Complotto“72 dargestellt werden, die aktuellen Forschungen erkennen aber eine mafiose Organisation mit hierarchischer Struktur. Es reicht also nicht, die „Mafia ausschließlich als Mentalität oder als handlungsleitende Werte zu interpretieren“73. Es geht um Macht. „Organisation ist insofern ein essentieller Bestandteil lokaler mafioser Herrschaft, als die Machtposition eines Mafiosos von der Summe seiner interindividuellen Machtbeziehungen abhängt, die sich wiederum in der Cosca, seiner Clientel manifestieren.“74 Die Sangiorgi-Berichte zeigen sie als eine Mafia der westlichen Vororte Palermos, die sich durch die Beziehungen zwischen Kleinverbrechern, der Mittelklasse und der Oberschicht organisiert.
Nach dem zweiten Weltkrieg schließlich nimmt das Maß an der klassischen kriminellen Organisation immer mehr zu. „Die ‚große Transformation’ der Nachkriegsjahre trennt die traditionelle Mafia von der heutigen Mafia“75, schreibt Arlacchi. Doch zunächst schafft es der Faschismus, die Mafia zurückzudrängen, so viel sei hier erwähnt. Der sizilianische Polizeipräfekt Cesare Mori, damals vom Duce Benito Mussolini mit dem Kampf gegen die Mafia beauftragt, „wusste durchaus, womit er es zu tun hatte“76. Mit entsprechenden Verordnungen setzte er den Herrschaftsanspruch und das Gewaltmonopol des Staates durch und handelte mit allen Mitteln gegen die Mafia, die aufgrund ihrer organisierten Macht dem faschistischen System natürlich ein Dorn im Auge sein musste. So erklärt sie sich „come vittima del fascismo“77. Dazu mehr in Kapitel 2.4.
Die Tatsache, dass der Faschismus gezielt gegen die Mafia vorgehen konnte, ebenso die Darstellungen der Mafia, die nicht mehr nur an ihrem Platz bleibt, sondern klar über Sizilien und Süditalien hinausgeht und vor allem auch in Amerika zu finden ist, unterstreichen dieses neue Bild der fest organisierten Mafia, die nicht nur eine vage kulturelle Kategorie ist. Verschiedene Auswanderungswellen, die letzte am Ende der faschistischen Zeit, brachten immer mehr Italiener und Mafiosi nach Amerika. „In questa fase (…) si crea un’organizzazione americana (…).“78 In Amerika hoben die italienischen Einwanderer - als ethische Minderheiten suchten sie sich - an Stelle der alten Ehre den Prestige- und Profitgewinn durch Geld und Vermögen hervor. So kam es zur „Expansion der illegalen Märkte“79, illegales Glücksspiel, Prostitution, während der Prohibition von 1920 bis 1933 Alkoholschmuggel, Herstellung oder Import und Vertrieb illegaler Drogen.80 Man kann also sagen, dass der Ort Amerika die Mafia als kriminelle Organisation förderte. Die Tatsache, dass die Mafia in Amerika Fuß fassen konnte, stützt zumindest die These von der Mafia als Organisation.
Gleichzeitig fand in der Zeit der neuen Mafia aber auch auf Sizilien eine Transformation statt, die zur „Trennung der Mafiosi von der eigenen traditionellen Legitimationsbasis“81 führt. Der Organisation Mafia geht es vor allem um Macht und Profit, weshalb sie ihren Einfluss in Politik und Wirtschaft sucht. Es ist die Zeit, in der „Macht und der wirtschaftliche Erfolg als kollektive Ziele an Bedeutung gewinnen, (sowie) die modernen Parteien und Massenbewegungen (…)“82. Nach dieser Anschauung charakterisiert sich Mafia also nicht mehr bloß als ein notwendiges respekteinflößendes natürliches Verhalten eines uomo d’onore, als eine von der Bevölkerung geschätzte Mentalität. Wie auch die Theorie vom Unternehmen Mafia unterstreicht, stellt die neue Mafia vor allem eine strukturelle Organisation dar, die vollkommen bewusst und forciert entsprechend dem größtmöglichen Nutzen und Einfluss handelt. Dabei sind die Faktoren Politik und Wirtschaft ihre wichtigsten Pfeiler.
In wirtschaftlicher Hinsicht versucht die Mafia möglicht beständige Beziehungen zu zahlreichen Unternehmen aufzubauen und diese somit an sich zu binden. Firmen, die mit der Mafia zusammenarbeiten oder Mafiosi gehören, haben gegenüber den Konkurrenten Wettbewerbsvorteile. Sie bietet zunächst Schutz und vermittelt, wobei sie Kartelle und Abkommen zwischen den Firmen organisiert, um sich selbst zu positionieren. Diego Gambetta glaubt hier an eine Vielzahl von Dienstleistungen der Mafia, vor allem seitdem die Märkte für öffentliche Leistungen (zum Beispiel im Bauwesen), EG-Subventionen und die illegalen Märkte (Drogen, Prostitution, Waffen) als Finanzierungsquelle in den Vordergrund getreten sind.
Auch in politischer Hinsicht geht es der Mafia um Machtgewinn. Als Organisation schafft sie es hier, Beziehungen zu knüpfen und Einfluss auf Justiz, Gesetzgebung aber auch auf die Exekutive, beispielsweise bei den Subventions-Verteilungen, zu haben. Dafür bietet sie Schutz und schafft es, einem bestimmten Kandidaten Wählerstimmen zu sichern – vor allem aufgrund der cosche- oder partito-Beziehungen. „Clientelismus, genauer: clientelistischer Tausch zwischen Wähler und Politiker, bestimmt bis in die Gegenwart in erheblichem Maße die Muster des politischen Aufstiegs.“83 Die Mafia, wie die christdemokratische Partei DC (Democrazia Cristiana) machten sich den Clientelismus zu Nutze, „breite Unterstützung für die DC von Einzelnen, Gruppen (…) förderte die Rolle der DC als dominierende Partei“84. Zahlreiche Politiker, darunter unter anderem Giulio Andreotti oder Salvatore Lima, können als herausragende Exponenten der Symbiose von Mafia und Politik angesehen werden. Näheres dazu, vor allem im Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen, in Kapitel 2.4.
An dieser Stelle muss abschließend betont werden, dass auch „i singoli mafiosi, anche autonomamente dalla mafia-organizzazione, dialogano con l’esterno“85, die Mafia als Organisation jedoch voraussetzend. Es ist davon auszugehen, dass all diese Entwicklungen, der Einfluss und die Macht der Mafia, nicht möglich wären ohne die entsprechende Struktur und Organisation. Das erkennt letztendlich auch Henner Hess. Er geht zwar zunächst davon aus, dass sich in der neueren Zeit an den traditionellen, lediglich vagen Strukturen nichts geändert hat, allein die cosche scheinen „größer, z.T. (zum Teil) sogar erheblich größer geworden (zu) sein“86. Die Tatsache, dass es namentlich verschiedene Gruppierungen, wie eben die als ursprünglich anerkannte Mafia auf Sizilien oder die Camorra in Neapel und die ’Ndrangheta in Kalabrien gibt, unterstützen das Bild der Organisierung. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen oder Clans in den bereits genannten Mafia-Kriegen zeigen ebenso, dass in den cosche ein Organisationsgrad über das bloße vage Zusammenfinden hinaus existieren muss. Andernfalls wäre eine Identifizierung der einzelnen Mitglieder mit dem Clan oder der Vereinigung wohl nur schwer möglich.
An dieser Stelle ist zu betonen, dass es bisher nur wenig Einblick in die mafiosen Strukturen gibt, was klare und eindeutig beweisbare Erkenntnisse erschwert. Immerhin können aber die in jüngster Zeit gemachten Aussagen der pentiti, wie beispielsweise die des „Drogen-Capo“87 Tommaso Buscetta, Aufschluss auf klar organisierte Strukturen der Mafia-Familien geben. So kann auch Hess nicht umhin, nicht zuletzt aufgrund der Aussagen der pentiti „mehr organisationelle Formalisierung“88 anzunehmen.
2.4 Mafia als Rechtsordnung oder Staat im Staat
Gewissermaßen als Folge der gerade beschriebenen Organisierung der Mafia hin zu einer kriminellen Organisation sind auch das Phänomen und die These einer Mafia zu erklären, die sich zunehmend als Staat im Staat oder Para-Staat entwickelt. Denn umso mehr sich die Mafia organisiert, desto mehr kann sie tatsächlich auch als Para-Staat existieren. „Die Mafia ist in ihrem Wesen, wenn man genau nachdenkt, nichts anderes als der Ausdruck eines Verlangens nach Ordnung und damit nach Staat“89, zitiert Hess den ehemaligen Richter und Mafia-Bekämpfer Giovanni Falcone.
Geschichtlich betrachtet lässt sich die Entwicklung von der langen Fremdherrschaft auf Sizilien ableiten. Die Insel war „nie das Subjekt seiner Geschichte, sondern ständig kolonial beherrschtes Gebiet, und (…) diese Herrschaft (unterlag) einem häufigen Wechsel“90, schreibt Hess. Im sechsten Jahrhundert kam Sizilien zum Byzantinischen Reich, bevor es im neunten Jahrhundert von den Arabern erobert wurde und bald darauf an die Normannen fiel. Weitere ausländische Mächte auf Sizilien waren unter anderem die Österreicher und die spanischen Bourbonen, bevor sich Sizilien mit der Vereinigung Italiens 1861 als zu dem neuen Königreich zugehörig fühlen konnte. Hier bewertet Lupo die bourbonische Verwaltungsreform zwar positiv, „proponendo per la prima volta un’idea moderna di Stato“91. Die Reform bringt erstmals die Einführung des Berufsrichtertums und einer Polizei; Lupo betont aber auch, dass sich diese öffentliche Ordnung zu dieser Zeit ebenso wenig durchsetzen kann, wie es der Staat später im geeinten Italien schafft. Es fehlt faktisch an einer Ordnungsmacht. Polizeitruppen waren vor allem außerhalb der Städte begrenzt. „Die Regeln des sozialen Lebens, darin auch die der Mafia, waren verbindlicher als die des Staates, die Sanktionen bedrohlicher.“92
Die lange Fremdherrschaft hatte zur Folge, dass die Sizilianer in all den Jahren nie ihre eigene Kultur entwickelten, es gab keine „Identifizierung mit den Herrschaftsträgern“93. Hess führt hier den zweifellos starken Einfluss der verschiedenen Kulturen, wie der alten Römer, der Sarazenen, des Arabischen, auf die Prägung des „Volkscharakters“94, also auf die „Formung des Charakters der Gegend“95 auf. Er findet hier eine Erklärung, weshalb es in Sizilien zu einer „spezifischen Subkultur“96 kommen konnte. Der Staat ist fern, er hat keinen Einfluss und spielt für den Süden Italiens keine Rolle. Die Sizilianer orientieren sich an den von den Mafiosi vorgegebenen (Verhaltens-)Normen und Sanktionen (siehe Kapitel 2.1). Es bildet sich ein neuer Staat oder eine staatliche Institution unter dem eigentlichen italienischen Staat. Auch Arlacchi erkennt die „besondere Kultur, in der der Mafioso lebt“97 und spricht, wie bereits in den vorhergehenden Kapiteln beschrieben, von der Mafia als „Verhalten (oder) Macht, nicht (als) formale Organisation“98.
Lupo führt in diesem Zusammenhang kodifizierte Vorschriften, „rituali e giuramenti“99, an, die für ihn Beweise für eine para-staatliche Organisation, vergleichbar mit der der Freimaurer, liefern. Dazu gehört auch die bereits in Kapitel 2.1 erwähnte omertà, die hier als fest fixierte Norm wahrgenommen wird. All diese Regeln zeigen Werte und Verhaltensnormen innerhalb der mafiosen Kultur und bestimmen somit eine Kultur, einen Staat unter dem Staat. Dabei ist die Existenz solcher Schwüre und Rituale umstritten. Laut Lupo lassen sie sich durch Aussagen der pentiti belegen, Hess hingegen bestreitet die Möglichkeit solcher Rituale oder gar kodifizierten Rechts. Gerade diese Normen widersprechen seiner These von der Verbindung zwischen der Identität der Mafia und der sizilianischen Kultur. Nach Hess lässt sich mafioses Verhalten eben nicht normieren, weil es natürlich gewachsen ist. Wer sich mafios verhält, tut das also nicht aufgrund von Normen, sondern weil er nun mal so ist. In seinem 1993 geschriebenen Nachwort zum erstmals 1970 erschienenen Buch „Mafia. Ursprung, Macht und Mythos“ gesteht Hess dann aber ein, dass es durchaus einen „wechselseitigen Einfluss von Mythos und Realität“100 gebe; nicht alle Vorstellungen über „die Strukturen und das Innenleben“101 der Mafia seien als pure Fantastereien abzutun. Hess glaubt an Gruppierungen, an eine Subkultur und an subkulturelle Normen, allerdings gibt es seiner Meinung nach kein festgelegtes Recht oder fixierte Organisationen, sondern nur die natürlich entwickelte Mentalität und soziale Ordnung. Aus dieser gewachsenen Form heraus kann sich der Para-Staat bilden. Dies scheint die Erklärung zu sein auf die eingangs beschriebene Szene, in der der Angeklagte Mini auf die Frage, ob er ein Mitglied der Mafia sei, antwortet: „Non so che significa.“102 Nach Hess ist er sich keines besonderen Rechts oder eines Regelkodexes bewusst. Er verhält sich so, wie er erzogen wurde und aufgewachsen ist. Eben so, wie es seine Gesellschaft verlangt. Der Begriff Mafia hat für ihn keine Bedeutung.
Weniger in menschlich-gesellschaftlicher Hinsicht als mehr unter wirtschaftlichem Aspekt kann auch Diego Gambettas These von der Mafia als Schutz-Dienstleister für diese para-staatliche Erklärung herangezogen werden. Auch Gambetta gibt der Fremdherrschaft auf Sizilien eine besondere Bedeutung, er setzt sie aber hauptsächlich in Verbindung mit einem daraus entstehenden Mangel an Vertrauen. Er bezieht sich vor allem auf die spanische Kolonialisierung und die „sofferenza del Meridione sotto l’amministrazione inetta e la giustizia arbitraria del governo dell’epoca“103. Erklärend zieht er Indizien heran, die zeigen, dass sich heute faktisch in allen ehemaligen spanischen Kolonien die höchsten Mordraten der Welt aufweisen ließen.104 Aus seiner Sicht ist diese Fremdherrschaft vor allem ein Faktor, der das Vertrauen der Bevölkerung zerstörte, „la ’fede pubblica’, ossia la base stessa di ogni convivenza civile“105. Das mangelnde Vertrauen schuf seiner Meinung nach eine Nachfrage nach Schutz und ebnete somit der „l’industria della protezione“106 den Weg. Diese Nachfrage nach Schutz stellt für Gambetta das entscheidende Element für die Herausbildung der Mafia als einen Dienstleister, der privaten Schutz schafft, fördert und verkauft, dar. Insofern übernimmt die Mafia das Gewaltmonopol des Staates und schafft para-staatliche Konstellationen. Ihre staatliche Funktion besteht darin, Ordnung und Schutz in der Gesellschaft herzustellen. Welche Mittel sie dafür einsetzt, inwieweit Willkür, Gerechtigkeit, Erpressung und Gewalt eine Rolle spielen, ist eine andere Frage.
Die Erklärungsansätze zur Mafia in Literatur und Forschung sind teilweise sehr unterschiedlich, das haben die vorhergehenden Ausführungen gezeigt. Viele Thesen können das Phänomen der Mafia als Staat im Staat erklären. Sowohl die sich nach und nach entwickelnde traditionelle Kultur als auch das Verlangen nach Schutz und der zurückhaltende Staat können Hauptgründe sein. Zusammenfassend ist hier noch mal die Rolle des italienischen Staates für das Aufkommen des Para-Staates zu betonen: „Seit 1860, mit Ausnahme des Faschismus, haben die staatlichen Behörden in beträchtlichem Ausmaß die mafiose Autorität anerkannt.“107 Die ferne Zentralregierung hat mit der mafiosen Macht zusammengearbeitet, um die öffentliche Ordnung im fernen Sizilien mit einem Mindestmaß an Geld, Energie und Einsatz aufrechtzuerhalten. Sie war also ganz froh um die Hilfe der Mafia, die Schutz- und Sicherheitsfunktionen erfüllte. „Das System der mafia hat sich ja nur entwickeln können, weil die protektiven Funktionen von einem defizitären Staat nicht genügend wahrgenommen wurden“108, darüber kann Einigkeit herrschen. Der Autor Werner Raith betont außerdem, was nicht vergessen werden sollte: Dass jeder Mafioso „an einer schwachen Regierung (…) interessiert“109 war. In der Folge kam es zu einer Eigendynamik; das ganze wirtschaftliche und politische Leben ist auf dieses System, von Hess Subkultur genannt, eingestellt. Dabei hat die Mafia als „Para-Staat“110 mit ihren „servizi vari“111 bis heute ihre besondere Stellung in der Gesellschaft.
Lediglich während des Faschismus, das lässt sich heute rückblickend erkennen, konnte die Mafia erfolgreich zurückgedrängt werden. Die Tatsache, dass es dem Faschismus gelungen war, gegen die Mafia vorzugehen, bestätigt dabei genau die These vom Staat im Staat. Mussolini sagte den Mafia-Bossen den Kampf an. Er erkannte die Gefährlichkeit ihrer Macht für seine eigene Machtbasis. Aus diesem Beweggrund heraus wurde der Staat erstmals umfassend aktiv und setzte gezielt alle Mittel ein, um die Mafia zu unterdrücken. Der auf Sizilien eingesetzte Polizeipräfekt Cesare Mori „fungierte als Vollstrecker der faschistischen Maßnahmen gegen die Mafia“112. Er erließ Verordnungen, mit denen er das Gewaltmonopol des Staates durchsetzte. Es wurden zum Beispiel generell Personalpapiere eingeführt und überwacht. Diebstähle mussten unter Strafandrohung der Opfer zur Anzeige gebracht werden. Berufsgruppen, bei denen die Ausübung mafioser Gewalt für typisch erachtet wurde, wurden lizenzfähig gemacht.113 Allein diese Beispiele vermitteln ein Bild davon, welche Macht und welchen Einfluss die Mafia bis dato auf Sizilien hatte. Letztendlich, so scheint es, stellte der faschistische Staat gegenüber der Mafia einen ebenbürtigen Gegner dar. Er eignete sich die Funktionen an, die zuvor die Mafiosi ausgeübt hatten. Er überwachte alles, bot Schutz und regelte das soziale und wirtschaftliche Leben, wobei willkürliche Maßnahmen nicht ausgeschlossen wurden. Der Faschismus bekämpfte die Mafia so zu sagen mit ihren eigenen Mitteln. In der Folge schmälerte sich der Einfluss der Mafiosi. Durch die Abschaffung demokratischer Wahlen konnten zum Beispiel keine partito-Beziehungen mehr geknüpft werden, die zuvor Vorteile verschafft hatten. Die Mafia selbst war machtlos, ebenso schwand der Einfluss der Mafiosi auf das Volk, da dieses im totalitären Staat keine Macht mehr hatte. Das Durchsetzungsvermögen des faschistischen Staates machte die Mafia als Staat im Staat schließlich handlungsunfähig. Das erfolgreiche konsequente Vorgehen des Faschismus, der die Mafia als ernsthafte Bedrohung empfand und systematisch gegen sie vorgegangen ist, kann dabei als Indiz herangezogen werden, dass die Mafia klar strukturell organisiert ist und para-staatliche Ausmaße hat.
2.5 Ergebnis, Erkenntnis und aktuelle Betrachtung / Bekämpfung der Mafia
Die in den vorhergehenden Kapiteln dargestellten Interpretationsmöglichkeiten zeigen, dass das Phänomen Mafia aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und untersucht werden kann. Dabei ist noch mal zu betonen, dass es wenig eindeutige Beweise und Erkenntnisse gibt, was eine abschließende Lösung und einen ultimativen Erkenntnisgewinn zur Problematik Mafia erschwert. Sicherlich gibt es keine eindeutige und einheitliche Interpretation zur Mafia. Vielmehr haben die Ausführungen gezeigt, dass sich die Thesen oftmals überschneiden und somit gerade in der kompletten Darstellung ein aufschlussreiches Bild über das Panorama Mafia geben können.
Es erscheint nachvollziehbar, dass das sizilianische Volk über die Jahre der Fremdherrschaft und aufgrund des fernen Staates eine bestimmte mafiose Mentalität entwickelt hat. Die Möglichkeit eines mafiosen Para-Staates ist vor allem aus der geschichtlichen Herleitung ebenso schlüssig; und auch der Aspekt der unternehmerisch vorgehenden Mafia, die professionell nach Macht und Profit strebt und sich nicht zuletzt deshalb auch organisiert und strukturiert, widerspiegelt eine klare und anschauliche Betrachtungsweise des Phänomens. All die aufgeführten Aspekte zur Mafia erscheinen logisch und sind nachvollziehbar, vor allem im Zusammenhang mit der historischen Entwicklung in Italien betrachtet. In jedem Fall hatte und hat bis heute der Staat eine besondere Bedeutung für die Herausbildung der Mafia, das lässt sich kurz folgendermaßen skizzieren: Die Geschichte zeigt, dass die Mafia anfangs vom Staat ganz bewusst eingesetzt wurde, sie dann unterschätzt wurde und im Faschismus hartnäckig als Gegner bekämpft wurde.
Unter diesem Aspekt lässt sich vor allem in jüngster Zeit nun wieder ein stärkerer Staat erkennen, „a partire da un momento drammatico dell’emergenza mafiosa (1982)“114. Politiker, Richter, vor allem auch intellektuelle Kritiker wollen gegen die Mafia vorgehen und diskutieren das Phänomen. Die Geschichte und die jüngsten Ereignisse zeigen aber auch, dass der Kampf gegen die Mafia schwer ist – was wiederum auf die tiefe Verwurzelung, die festgelegten Strukturen und den Organisationsgrad der Mafia schließen lässt.
Zahlreiche Gegner wurden ermordet. 1893 greift die Mafia erstmals sehr hoch und ermordet den damaligen Bürgermeister von Palermo, Emanuele Notarbartolo. Der Mord wird mit einem Messer ausgeführt, was auf ein Leidenschaftsdelikt schließen soll. „Eppure la ‚voce pubblica’ impotizza un delitto di mafia.“115 Es kommt zu den ersten Mafia-Prozessen. Schon damals zeigt sich, was bis heute das Hauptproblem ist, um die Mafia ernsthaft bekämpfen zu können: Sie ist organisiert und lebt von ihrem Netzwerk. Es gibt zahlreiche Komplizen in entscheidenden Positionen, im Amt, als Polizisten und Richter, die die Mafia unterstützen und kein Interesse daran haben, sie zu Fall zu bringen.
Bis heute gibt es Attentate an Mafia-Gegnern, wie das an dem Ankläger in den Prozessen der 1960er Jahre, Cesare Terranova. Neben den Staatsanwälten Gaetano Costa (1980) und Rocco Chinnici (1983) gehören auch Politiker, wie Pio La Torre (1982), der Regionalsekretär der Kommunisten, nach dem das spätere Anti-Mafia-Gesetz benannt wurde, zu den Opfern. Zuletzt wurden Anschläge an den berühmten Anti-Mafia-Anwälten und Untersuchungsrichtern in den Mafia-Prozessen 1992 Giovanni Falcone und Paolo Borsellino verübt. Sie wurden als unbestechliche Mafia-Jäger zu Idolen in ganz Italien. Es heißt, aufgrund ihrer Ermittlungen hätten sie die Mafia im Innersten bedroht. Lupo hebt hervor, um wen es sich bei den Todgeweihten handelt: „i pochi che danno risposte impegnate e intelligenti.“116 Daher erklärt sich auch, dass es bei den Attentaten inzwischen vor allem um die Einschüchterung der Institutionen und des politischen Systems geht. Lupo möchte gerade aufgrund dieser „linea aggressiva“117 entweder einen zunehmenden Zerfall des italienischen Staates erkennen, der in der Folge das Feld den Geheimorganisationen überlässt und sich gegen deren gewalttätiges Vorgehen nicht zu helfen und zur Wehr zu setzen weiß. Andererseits gibt Lupo zu bedenken, ob nicht gerade diese neue und zunehmend aggressive mafiose Vorgehensweise gegen staatliche Hüter, wie Richter und Polizisten, Aufschluss darüber gibt, dass die Mafia mit den aktuellen Maßnahmen tatsächlich in ihrem Inneren getroffen wird und sich somit - erzwungenermaßen - eben gerade als „antagonistico a quello statale“118 offenbart. Die daraus mögliche Unterscheidung von „sottomondo“119 und „sopramondo“120 kann sich für Lupo in der Folge als eine Möglichkeit der Bekämpfung der Mafia erweisen. Denn so werden die Fronten offensichtlich und öffentlich, es ist klar, wer Gut und wer Böse ist.
Abschließend können der Fortschritt aber auch die Problematik im Umgang mit der heutigen Mafia anhand der Ereignisse aus der jüngsten Zeit kurz skizziert werden. Zunächst ist festzustellen, dass die Mafia tatsächlich zunehmend bangen muss, denn der Staat rückt ihr immer näher auf die Fersen. In den 1960er Jahren kam es zu einem Höhepunkt in der Mafia-Bekämpfung, als die Anti-Mafia-Kommission, eine Einsatztruppe zur intensiven Strafverfolgung mafioser Verbrechen, gegründet wurde. Sie konnte vor allem Mitte der 1980er Jahre große Fahndungserfolge verbuchen, was auch dazu führte, dass pentiti aussagten. Sie „trug (auch) zum Wandel der Beziehungen zwischen politischer Macht und mafioser Macht bei, deren offizieller Charakter und Legalisierung in den sechziger Jahren zu Ende ging (…)“121. Die Verabschiedung des Anti-Mafia-Gesetzes am 13.9.1982, gleich nach dem Mord an dem Carabinieri-General und Präfekten von Palermo, dem bis dato „erfolgreichste(n) Terroristenjäger“122 Carlo Alberto Dalla Chiesa, erhöhte außerdem den Druck. Das Gesetz Nr. 646, Art. 416(-bis) des Strafgesetzbuches (codice penale) regelt die bloße Zugehörigkeit zur Mafia als ausreichenden Straftatbestand, wenn es heißt: L’associazione è di tipo mafioso quando coloro che ne fanno parte si avvalgono della forza di intimidazione del vincolo associativo e della condizione di assoggettamento e di omertà che ne deriva per commettere delitti, per acquisire in modo diretto o indiretto la gestione o comunque il controllo di attività economiche, di concessioni, di autorizzazioni, appalti e servizi pubblici o per realizzare profitti o vantaggi ingiusti per sé o per altri.123
Zusammen mit der Anwendung der so genannten Kronzeugenregelung, bei der ein geständiger Mafioso Strafermäßigung erhält, konnten ab den 1980er Jahren viele Mafia-Prozesse eröffnet werden. Als am spektakulärsten sind dabei die Maxiprozesse hervorzuheben, bei denen - vor allem mit Hilfe des pentito Tommaso Buscetta - „in einer 9000 Seiten starken Anklageschrift gegen anfangs 475 Mitglieder krimineller Vereinigungen mafiosen Typs“124 verhandelt wurde. Zahlreiche Angeklagte wurden als Mafiosi verhaftet, die Entwicklungen wurden als Sieg des Rechtsstaates empfunden, nachdem die Mafia-Bosse lange Zeit juristisch als unangreifbar galten.125
Dennoch lässt vor allem der Einfluss der Mafia in die Politik, wie in Kapitel 2.3 bereits angeschnitten, darauf schließen, dass der Kampf gegen die Mafia noch lange nicht vorbei ist. Giuliano Andreotti, Salvatore Lima, Vito Ciancimino oder Giovanni Gioia sind Beispiele für die Verschmelzung von Politik und Mafia. Im Falle Gioia bestätigte zum „ersten Mal (…) ein Gericht, dass ein Minister von der Mafia unterstützt und gefördert wurde“126. Lima, der von 1959 bis 1964 Bürgermeister von Palermo war, galt als wichtigster Kontaktmann zwischen der Mafia und der hohen Politik. Es erscheint symptomatisch für den dauerhaften Kampf gegen die Mafia, dass man Lima klar Kontakte zur Mafia nachweisen konnte, er aber dennoch keine „konkrete(n) juristische(n) Konsequenzen“127 zu spüren bekam. „Lima ist ein Symbol des mindestens korruptionsnahen politischen Clientelismus.“128 Ciancimino gründete, vor allem als Bürgermeister Palermos (1970), zahlreiche Firmen im Transport- und Bauwesen - in Zusammenarbeit mit Mafiafamilien. Zu betonen ist dabei, dass er, trotz zunehmendem Druck aufgrund der Anti-Mafia-Kommission, die Bürgermeisterwahl durch die (mafiose) Anhängerschaft der DC gewinnen konnte. 1984 wurde er aufgrund der Aussagen Buscettas verhaftet, wobei der Beginn seines Prozesses wohl bewusst von Vertrauten in bestimmten Ämtern in der Verwaltung verhindert oder begrenzt wurde. „Darauf jedenfalls deuten die Tatsachen hin, dass die Vorbereitungen und Ermittlungen für den geplanten Prozess gegen Ciancimino und andere mit erheblichem Aufwand, krimineller Energie und Leistungsfähigkeit behindert und verzögert werden.“129
Gleiches gilt sicherlich für den Fall Andreotti. Als siebenfacher Premierminister und Senator auf Lebenszeit stellt er wohl den schillernsten Politiker nach dem zweiten Weltkrieg dar. Trotz zahlreicher Skandale, darunter viele im Zusammenhang mit Bestechung und illegalen Geschäften, blieb er immer verschont. Noch Ende 2002 wurde er von einem italienischen Gericht wegen des Auftragsmordes an einem Journalisten zu 24 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde im Oktober 2003 vom Obersten Gerichtshof aus Mangel an Beweisen aufgehoben. Auch Andreottis Mafiaprozess endete im Mai 2003 mit einem Freispruch - die Beweise reichten nicht aus. Doch trotz der Rückschläge zeigt sich bis heute, dass die Macht der Mafia zunehmend geschwächt wird. Als Beweis dafür wird beispielsweise die Ermordung des Andreotti-Gefolgsmannes Salvatore Lima 1992 gewertet. Seine Beseitigung durch die Mafia soll eine Warnung an Andreotti gewesen sein. Scheinbar musste die Mafia um die prominente Unterstützung aus der Politik bangen; vor allem, nachdem Andreotti zuletzt immer mehr unter Beschuss geriet. Aufgrund der Mafiaprozesse und der Kronzeugenaussagen war man der Mafia sehr nahe gekommen. Morde an hohen Persönlichkeiten, darunter auch Falcone und Borsellino, sollten der Einschüchterung dienen.
Henner Hess beurteilt die aktuelle Situation folgendermaßen: „Die Geschehnisse der letzten zehn Jahre deuten darauf hin, dass es zunehmend gelungen ist, die Macht der mafiosi zu schwächen.“130 Gambetta sieht das ähnlich. Er schreibt: „In contrasto con l’opinione corrente che vede la mafia sempre piú potente, vi sono segni che oggi i Mafiosi stiano incontrando serie difficoltà.”131 Die dargestellten Interpretationslinien zur Mafia können sicherlich bei der Beurteilung der aktuellen Situation sowie des Phänomens im Allgemeinen gewissen Aufschluss geben. Dabei ist es egal, welche der beschriebenen Theorien zur Mafia herangezogen wird, egal, aus welchem Blickwinkel das Phänomen Mafia also betrachtet wird, egal auch, welcher Betrachter das letztendlich ist. Schlussendlich erkennen wohl alle - das lässt sich zumindest als Resümee aus der Literatur ziehen -, dass man zwar über die Zukunft nur spekulieren könne, dass es aber nach wie vor eines überdurchschnittlichen Engagements bedarf, um die Mafia zurückzudrängen beziehungsweise zu beseitigen. In erster Linie sind hier der Staat, die Justiz und die Politik gefragt. Es sind aber vor allem auch engagierte Journalisten und Intellektuelle, die die Problematik auf den Tisch bringen und ihre Öffentlichkeit und die gerade daraus resultierenden Einflussmöglichkeiten durchaus auch ausspielen sollten. Ein Beispiel hierfür ist Leonardo Sciascia.
3 Umsetzung der Mafia-Thematik in den Detektivromanen Leonardo Sciascias
3.1 Zur Person Leonardo Sciascia
Leonardo Sciascia, am 8. Januar 1921 in Recalmuto auf Sizilien geboren, befasste sich Zeit seines Lebens bis zu seinem Tod am 20. November 1989 immer wieder kritisch mit der Thematik Mafia und den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen seiner Heimat. Bekannt wurde der „unbequeme Schriftsteller“132 mit Romanen, Erzählungen, Publizistik und Essays, in denen er sich kritisch mit der tragischen Vergangenheit Siziliens und aktuellen Problemen wie Machtmissbrauch und Korruption auseinandersetzte. Außerdem engagierte er sich auch als Politiker. 1975 wurde er als unabhängiger Kandidat über die Liste der PCI (Partito Comunista Italiano) in den Stadtrat von Palermo gewählt. Von 1979 bis 1983 war er als Abgeordneter der Partito Redicale Mitglied des Europäischen und Italienischen Parlaments.
Als Mitglied des parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der sich mit der Entführung und Ermordung des Generalsekretärs der Christdemokratischen Partei Aldo Moro durch die Brigate Rosse beschäftigte, legte Sciascia 1978 mit seinem publizistischen Buch L’affaire Moro einen Abschlussbericht vor. Mit seiner Hauptthese, Aldo Moro sei von seinen eigenen Parteifreunden aus politischem Kalkül bewusst geopfert worden, löste er Aufruhr in ganz Italien aus. Hier zeigt sich bereits der Kämpfer und Kritiker Sciascia, der sich unbeugsam für Gerechtigkeit, Vernunft und die moralische Instanz einsetzt. Nicht unerwähnt bleiben sollten außerdem Sciascias historische Romane, wie I consiglio d’Egitto (1963), Morte dell’inquisitore (1964), I pugnalatori (1976) oder La sentanza memorabile (1982), in denen es dem Autor stets um die genaue Dokumentation und Aufklärung geht. Ein weiterer wichtiger und viel beachteter Roman ist Candide ovvero un sogno fatto in Sicilia (1977), bei dem sich Sciascia an Voltaires Candide ou l’optimisme (1759) hält. Auch hier will Sciascia, entsprechend seinem philosophischen Vorbild, auf die Wichtigkeit von Vernunft, Gerechtigkeit und Freiheit hinweisen. So ist an diesem Punkt festzuhalten, dass Sciascia sich in all seinen Werken vor allem der Darstellung der Gesellschaft und der realen Verhältnisse verpflichtet sah, dass er aber gleichzeitig als Rationalist und unabhängiger Intellektueller an den Glauben an Toleranz, Freiheit, Vernunft und Gerechtigkeit appellierte, was sich schließlich in seinem engagierten Schreiben ausdrückt.
Eine besondere Bedeutung bekommen in diesem Zusammenhang Sizilien und Luigi Pirandello, der ein wichtiger Bezugspunkt für Sciascia ist. Über ihn hat er zahlreiche Schriften, wie zum Beispiel Pirandello e il pirandellismo (1953) und Pirandello e la Sicilia (1961) verfasst. Mit ihm verbindet er seine „Erfindung der sicilianità“133, bei der er den besonderen Charakter Siziliens und der sizilianischen Gesellschaft bewusst macht. Zahlreiche Schriften, Essays und Interviews, wie zum Beispiel La Sicilia come metaforo (1979) oder Sicilia e sicilitudine (1969) sind in diesem Zusammenhang von Sciascia entstanden.
Es zeigt sich, dies sei hier bereits betont, dass sich bei der Betrachtung von Sciascias umfangreichem literarischem Werk zahlreiche Einflüsse für sein Schaffen finden, die nicht alle ausführlich in dieser Arbeit beachtet werden sollen und können. Denn zunächst geht es in den folgenden Kapiteln vor allem um die Darstellung und Analyse seiner im sizilianischen Milieu angesiedelten Kriminal- und Detektivromane. Es sind vor allem diese seine Romane, mit denen Sciascia international bekannt wurde, die meisten der Romane wurden von berühmten Regisseuren, wie Damiano Damiani, Francesco Rosi, Elio Petri und Gianni Amelio verfilmt. Von seinen insgesamt sechs Detektivromanen (Il giorno della civetta 1961, A ciascuno il suo 1966, Il contesto 1971, Todo Modo 1974, Il cavaliere e la morte 1988 und Una storia semplice 1989) sollen in dieser Arbeit die ersten drei behandelt werden, weil sie besonderen Aufschluss auf das Bild der Mafia und die gesellschaftliche Situation Siziliens geben und außerdem über die Romane hinweg eine aussagekräftige Entwicklung zu erkennen ist. Es soll dargestellt werden, wie sich Sciascia der Thematik Mafia widmet, inwieweit er sich dabei des Genres des Detektivromans bedient und wie sich die Auseinandersetzung über seine drei ersten zentralen Romane, deren Publikationsjahre einen Zeitraum von zehn Jahren umspannen, entwickelt. Im Bewusstsein der komplexen Mafia-Thematik und der kritischen und sozial engagierten Stellung Sciascias gilt es schließlich zu analysieren, welche Intentionen Sciascia mit seinen Romanen verfolgt und ob und wie ihm das gelingt. Dabei ist die Kommunikation zwischen Autor und Leser von besonderer Bedeutung für Sciascias Sozialkritik, dies sei hier bereits erwähnt. Abschließend muss darauf hingewiesen werden, dass bei der Untersuchung von Sciascias Detektivromanen entsprechend der wissenschaftlichen Auseinandersetzung vor allem die Genrethematik im Vordergrund stehen soll. Dennoch ist festzustellen, dass wichtige weitere Einflussfaktoren in Sciascias Schaffen teilweise auch in den hier zu behandelnden Detektivromanen zum Ausdruck kommen. Diese Einflüsse sollen in Kapitel 3.5 nochmal kurz umrissen und nachvollzogen werden.
3.2 Leonardo Sciascia und der etwas andere Detektivroman
„Sciascia selbst hat sein Gesamtwerk als einen Roman bezeichnet, in dem er das eine Thema Sizilien umkreise (…). Gleiches gilt für seine Detektivliteratur, die - von Sizilien ausgehend - die Aufklärung gegen starke und verbrecherische Machtstrukturen thematisiert und nachdrücklich als politischen und moralischen Imperativ einfordert.“134 Wie bereits erwähnt, sind es vor allem die Detektivromane, die Sciascia auch außerhalb Italiens bekannt gemacht haben. „Neben Gadda und vor Umberto Eco ist er zu dem italienischen Klassiker des Genres geworden.“135 Dabei lässt die Thematik Mafia eine literarische Umsetzung in der Gattung des Detektivromans auf den ersten Blick durchaus logisch erscheinen - es geht um Kriminalität, um Korruption, die Verstrickung von Macht und Verbrechen. An dieser Stelle kann betont werden, dass Sciascia für seine Mafia-Darstellung und seine besondere Sozialkritik ganz bewusst die Fiktion und den Detektivroman nutzt. Bevor in den folgenden Kapiteln näher auf Sciascias Darstellung der Mafia in seinen Romanen eingegangen wird, darf vorweg nicht vergessen werden, seine besondere Umsetzung des Genres des Detektivromans darzustellen. Hierzu ist in Kapitel 3.3 ein knapper formaler Vergleich zwischen den Detektivromanen Sciascias und dem Genre des klassischen Detektivromans nötig.
[...]
1 Stille, Alexander: Die Richter. Der Tod, die Mafia und die italienische Republik, München 1997, 11.
2 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 12.
3 vgl.: Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, V.
4 Orlando, Leoluca: Ich sollte der nächste sein, Freiburg 2002, 236.
5 Orlando, Leoluca: Ich sollte der nächste sein, Freiburg 2002, 236.
6 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, VII.
7 vgl.: Carabba, Enzo Fileno (Hrsg.): Codice penale, Edizioni Laurus, Firenze 1982-83, 516-520.
8 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 12.
9 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, VI.
10 Uesseler, Rolf: Mafia. Mythos, Macht, Moral, Berlin / Bonn 1987, 7.
11 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 29.
12 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 29.
13 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 45.
14 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 19.
15 Freiberg, Konrad / Thamm, Berndt Georg: Das Mafia-Syndrom, Hilden 1992, 41.
16 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 45.
17 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 96.
18 vgl.: Freiberg, Konrad / Thamm, Berndt Georg: Das Mafia-Syndrom, Hilden 1992, 41.
19 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 20.
20 vgl.: Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 21.
21 vgl.: Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 19.
22 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 17.
23 vgl.: Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 17, 18.
24 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 61.
25 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 60.
26 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 11.
27 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 29.
28 Freiberg, Konrad / Thamm, Berndt Georg: Das Mafia-Syndrom, Hilden 1992, 42.
29 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 43.
30 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 104.
31 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 42.
32 vgl.: Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 45.
33 Freiberg, Konrad / Thamm, Berndt Georg: Das Mafia-Syndrom, Hilden 1992, 41.
34 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 42.
35 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 43.
36 Freiberg, Konrad / Thamm, Berndt Georg: Das Mafia-Syndrom, Hilden 1992, 41.
37 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 43, 44.
38 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 27.
39 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 74.
40 vgl.: Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 21.
41 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 348.
42 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 21.
43 Arlacchi, Pino / Geraldi, Pietro / Lamberti, Amato / Nocifora, Enzo / Tessitore, Giovanni: Mafia, ‘Ndrangheta & Camorra, Roma 1984, 38.
44 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 90.
45 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 93.
46 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 94.
47 vgl.: Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 93.
48 vgl.: Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 22.
49 vgl.: Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 22.
50 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 23.
51 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 3.
52 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 96.
53 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 24.
54 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 230.
55 vgl.: Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 232, 233, 234.
56 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 27.
57 vgl.: Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 27, 28.
58 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 330.
59 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 82.
60 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 134.
61 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 83.
62 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 83.
63 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 56.
64 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 58.
65 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 85.
66 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 91.
67 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 32.
68 vgl.: Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 32.
69 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 117.
70 vgl.: Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 116, 117, 118.
71 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 118.
72 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 36.
73 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 133.
74 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 133.
75 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 65.
76 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 154.
77 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 194.
78 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 192.
79 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 167.
80 vgl.: Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 167, 168.
81 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 69.
82 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 69.
83 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 221.
84 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 222.
85 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 36.
86 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 192.
87 Freiberg, Konrad / Thamm, Berndt Georg: Das Mafia-Syndrom, Hilden 1992, 52.
88 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 193.
89 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 200.
90 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 16.
91 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 46.
92 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 167, 134.
93 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 16.
94 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 16.
95 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 17.
96 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 15.
97 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 29.
98 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 29.
99 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 37.
100 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 197.
101 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 198.
102 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, V.
103 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 94.
104 vgl.: Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 93.
105 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 92.
106 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 3.
107 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 52.
108 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 202.
109 Raith, Werner: Die ehrenwerte Firma, Berlin 1983, 71.
110 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 203.
111 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 230.
112 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 154.
113 vgl.: Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 155.
114 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 39.
115 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 103.
116 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 247.
117 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 41.
118 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 41.
119 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 41.
120 Lupo, Salvatore: Storia della mafia dalle origini ai giorni nostri, Roma 1996, 41.
121 Arlacchi, Pino: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1989, 71.
122 Raith, Werner: Die ehrenwerte Firma, Berlin 1983, 149.
123 vgl.: Carabba, Enzo Fileno (Hrsg.): Codice penale, Edizioni Laurus, Firenze 1982-83, 516-520.
124 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 287.
125 vgl.: Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 287, 288.
126 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 253.
127 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 254.
128 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 254.
129 Müller, Peter: Die politische Macht der Mafia, Frankfurt am Main 1991, 257.
130 Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos, Freiburg 1993, 208.
131 Gambetta, Diego: La mafia siciliana, Torino 1992, 357.
132 Moraldo, Sandro M. (Hrsg.): Leonardo Sciascia. Annäherung an sein Werk, Heidelberg 2000, 5.
133 Borek, Johanna: Pirandello – Sciascia – Consolo. Zur Autoreferentialität sizilianischer Literatur. In: Thomas Klinkert / Michael Rössner (Hrsg.): Zentrum und Peripherie: Pirandello zwischen Sizilien, Italien und Europa, Berlin 2006, 90.
134 Vickermann, Gabriele: Der etwas andere Detektivroman, Heidelberg 1998, 172, 173.
135 Baasner, Frank: Sciascias Kriminalromane und ihr literarisches Erbe. In: Sandro Moraldo (Hrsg.): Leonardo Sciascia. Annäherung an sein Werk, Heidelberg 2000, 23.
- Citation du texte
- MA Stefanie Gentner (Auteur), 2007, Die Mafia und ihre literarische Betrachtung in den Detektivromanen Leonardo Sciascias, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89195
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