Der vorliegende Aufsatz versucht, die von der US-Regierung vielfach verbreiteten Gründe für den Einmarsch im Irak argumentativ zu widerlegen und gleichzeitig die wahren Motive dieses Krieges offen zu legen. Im Zentrum steht dabei die Frage: Welche Rolle spielt das irakische Erdöl als Kriegsmotiv der USA? Es gilt zu untersuchen, inwiefern sich die Rolle des Faktors Erdöl als Kriegsmotiv konkretisiert, wenn die Bedrohung, die angeblich zu Kriegsbeginn vom Irak ausging, sich als Scheinvariable erweist.
1. Einleitung
Der im Frühjahr 2003 begonnene Krieg der USA gegen den Irak hat eine weitreichende Diskussion über die vermuteten Kriegsmotive entfacht. Rechtfertigende Rhetorik und tatsächliche Kriegsziele klaffen dabei weit auseinander. Die Motivstruktur der Kriegsbefürworter ist vielfältig: von der weltweiten Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen ist die Rede. Andere sprechen von der Demokratisierung einer Diktatur, und wieder andere sehen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in dem Krieg eine Präventivmaßnahme zur Verhinderung weiterer terroristischer Anschläge. Das Thema „Erdöl“ wird in der kriegsvorbereitenden Rhetorik der Bush-Administration bewusst ausgelassen, schließlich möchte man sich nicht „dem Vorwurf aussetzen, Blut für Öl einsetzen zu wollen“ (Ehrke 2003: 10). Dennoch wurden allerorts Stimmen laut, die eine Auseinandersetzung mit genau dieser Frage forderten: der Frage nach der Rolle des irakischen Erdöls in der Motivstruktur der US-amerikanischen Invasion des Iraks.
Der vorliegende Aufsatz versucht, die von der US-Regierung vielfach verbreiteten Gründe für den Einmarsch im Irak argumentativ zu widerlegen und gleichzeitig die wahren Motive dieses Krieges offen zu legen. Im Zentrum steht dabei die Frage: Welche Rolle spielt das irakische Erdöl als Kriegsmotiv der USA? Es gilt zu untersuchen, inwiefern sich die Rolle des Faktors Erdöl als Kriegsmotiv konkretisiert, wenn die Bedrohung, die angeblich zu Kriegsbeginn vom Irak ausging, sich als Scheinvariable erweist. Die Ausführungen basieren auf den beiden im Jahr 2003 erschienenen Aufsätzen Die friedenspolitische Bedeutung internationaler Verteilungskonflikte um Erdöl für den Vorderen Orient von Dr. Martin Beck und Erdöl und Strategie. Zur politischen Ökonomie eines angekündigten Krieges von Michael Ehrke.
2. Die offizielle Begründung der amerikanischen Regierung
Die amerikanische Regierung hat ihr militärisches Vorgehen im Irak mit drei unterschiedlichen Begründungen versehen, von denen sich zwei schon sehr bald als gegenstandslos erweisen sollten:
Die erste Begründung bezieht sich auf eine Kooperation der irakischen Regierung mit der Terrororganisation Al-Qaida und ihrer Beteiligung an den Terroranschlägen vom 11. September in New York und Washington. Es ist der US-Regierung trotz aller konstruktiven Bemühungen bis zum heutigen Tage nicht gelungen, ihre Behauptung durch Fakten nachzuweisen. Ein Treffen des Terrorpiloten Mohammed Atta mit einem irakischen Agenten in Prag erwies sich als gegenstandslos, und so sah sich die US-Regierung bald gezwungen,
Welche Rolle spielt das irakische Erdöl als Kriegsmotiv der USA? 2
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ihre Behauptung zu modifizieren: der Irak könnte nichtsdestotrotz an künftigen Terroranschlägen beteiligt sein.
Als zweite Begründung werden die Notwenigkeit des Sturzes eines diktatorischen Regimes und eine damit einhergehende Demokratisierung des Irak aufgeführt. Dies könnte unter Umständen zweifellos „einen amerikanisch-irakischen Frieden befördern und […] den Grundstein für eine dauerhafte Befriedung einer notorisch turbulenten Region legen“( Beck 2003: 340). Doch auch diese Begründung ist äußerst fragwürdig angesichts des Umstandes, dass demokratische Wahlen im Irak die Gefahr einer Stärkung anti-amerikanischer Kräfte vor Ort beinhalten könnten, wie es jüngst bei den Wahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten der Fall war. Es ist eher davon auszugehen, dass die USA eine traditionelle Stabilisierungspolitik mit einer autoritären, proamerikanischen Regierung einem Demokratisierungsprozess vorziehen ( Beck 2003: 341).
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- Arbeit zitieren
- Josip Pejic (Autor:in), 2007, Welche Rolle spielt das irakische Erdöl als Kriegsmotiv der USA?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89180
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