Im Süden der Mainzer Altstadt liegt zwischen der Rheinstraße und der Kapuzinerstraße das St. Ignaz-Viertel, welches im Mittelalter, bis in die frühe Neuzeit hinein, ein Arbeiter- und Handwerkerquartier war. Aufgrund der Nähe zum Rhein waren hier zahlreiche Schiffer, Fischer und Fährleute angesiedelt. Gegenüber dem 1618 gegründeten Kapuzinerkloster befand sich schon damals die St. Ignaz-Kirche. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Nachfrage nach einem Neubau immer lauter. Dieser wurde notwendig, da die alte mittelalterliche Kirche baufällig geworden war.
1760 wurde mit dem Abriss der mittelalterlichen Kirche begonnen, welcher bis auf die Fundamente durchgeführt wurde. Einen den hohen Ansprüchen des Kurfürsten Johann Friedrich Carl von Ostein genügenden Entwurf lieferte der bis dahin noch wenig bekannte Stuckateur Johann Peter Jäger, welcher einen Bau mit frühklassizistischer Fassade vorschlug. Jägers Plan einer Kirche an der Grenze zwischen Barock und Klassizismus bekam den Zuschlag von Osteins. Der Kurfürst mochte die monumentale und prunkvolle Erscheinung von Jägers Kirche, welche durch die engen umliegenden Gassen mit den deutlich kleineren und niedrigeren Arbeiterhäusern noch herausragender zur Geltung kommen sollte.
Inhaltsverzeichnis
1 Baugeschichte
2 Baubeschreibung
2.1 Außenraum
2.2 Innenraum
2.3 Ausstattung
3 Besonderheiten
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Baugeschichte
Im Süden der Mainzer Altstadt liegt zwischen der Rheinstraße und der Kapuzinerstraße das St. Ignaz-Viertel, welches im Mittelalter, bis in die frühe Neuzeit hinein, ein Arbeiter- und Handwerkerquartier war. Aufgrund der Nähe zum Rhein waren hier zahlreiche Schiffer, Fischer und Fährleute angesiedelt.1
Gegenüber dem 1618 gegründeten Kapuzinerkloster befand sich schon damals die St. Ignaz-Kirche.2
In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Nachfrage nach einem Neubau immer lauter. Dieser wurde notwendig, da die alte mittelalterliche Kirche baufällig geworden war.3
1760 wurde mit dem Abriss der mittelalterlichen Kirche begonnen, welcher bis auf die Fundamente durchgeführt wurde.4
Einen den hohen Ansprüchen des Kurfürsten Johann Friedrich Carl von Ostein genügenden Entwurf lieferte der bis dahin noch wenig bekannte Stuckateur Johann Peter Jäger, welcher einen Bau mit frühklassizistischer Fassade vorschlug. Jägers Plan einer Kirche an der Grenze zwischen Barock und Klassizismus bekam den Zuschlag von Osteins.5 Der Kurfürst mochte die monumentale und prunkvolle Erscheinung von Jägers Kirche, welche durch die engen umliegenden Gassen mit den deutlich kleineren und niedrigeren Arbeiterhäusern noch herausragender zur Geltung kommen sollte.6
So entstand also im Süden der Altstadt nach der Augustinerkirche in der Altstadt, der später wieder zurückgebauten Jesuitenkirche am Gutenbergplatz und St. Peter nahe dem Rhein, der vierte große Kirchenbau des 18. Jahrhunderts in Mainz.7 Die Grundsteinlegung des Neubaus erfolgte am 03.12.17638 unter dem neuernannten Bauherrn Johann Peter Jäger.9
Als Baudirektor für St. Ignaz wurde Hofmarschall und Architekt Anselm Franz von Ritter zu Groenesteyn beauftragt.10 Jener war es auch, der erste Bedenken an Jägers kostspieligen Plänen äußerte. Dies führte zu zahlreichen Uneinigkeiten in den zwölf Jahren Bauzeit.11 Jäger schlug nämlich vor, ein Gewölbe aus Holz anstatt aus schwerem Tuffstein zu bauen, was das schwache Fundament entlasten sollte. Groenesteyn jedoch lehnte dies ab, was Jäger wiederum veranlasste, sein Amt als Baudirektor niederzulegen.
Als sein Nachfolger wurde der Mainzer Architekt Johann Valentin Thomann bestimmt, dessen Arbeit mit der weitgehenden Vollendung der Kirche 1774 zu Ende ging. Von da an übernahm Jäger wieder die Bauleitung in St. Ignaz und beerbte den mittlerweile auch schon fast 80-jährigen Thomann.12
Für die stetige finanzielle Unterstützung bezüglich der Materialbeschaffung sorgten in erster Linie die Kurfürsten, wobei diese auch teilweise über Schenkungen abgewickelt wurde.13
Die Fertigstellung der Kirche erfolgte 1778 unter Kurfürst Friedrich Carl Joseph von Erthal.14
In den Folgejahren wurde der Bau weiterhin ergänzt, so etwa im Jahre 1790 als der Fassade vier Figuren hinzugefügt wurden.15 Außerdem war der Bau eines Turms nach Jägers Plänen vorgesehen, welcher jedoch nie fertiggestellt wurde.16
2 Baubeschreibung
Als Vorbilder für die Fassade der Mainzer St. Ignaz-Kirche werden unter anderem Giacomo della Portas Il Gesù in Rom und vor allem Salomon de Brosses St-Gervais-St-Protais in Paris genannt.17 Daher wird die 58,73 Meter lange und 22,63 Meter breite18 Kirche meist dem Barock zugeordnet, obwohl viele Quellen auch von einer klassizistischen Kirche mit Rokokoelementen sprechen.19
Die dreigeschossige Westfassade mit Kolossalordnung ähnelt ihren Barockvorbildern, ist jedoch nicht so geschwungen wie die klassischen Vertreter dieses Baustils.20
Die Innenausstattung, speziell die Seitenaltäre und das Chorgestühl, weisen stark klassizistische Züge auf.21
Es handelt sich bei St. Ignaz um eine kreuzförmige Saalkirche mit Rundchor und Hochaltar, mehreren Seitenaltären und einer Gruftanlage, in welcher mehrere mit dem Bau befasste Personen bestattet wurden.22
2.1 Außenraum
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Nordfassade Abb. 2: Westfassade Abb. 3: Der Gute Hirte
Wenn er die Kapuzinerstraße betritt und den „mächtigen Block“23 sieht, fällt dem Betrachter direkt die aus rotem Mainsandstein gefertigte Westfassade auf.24 Im Vergleich zu den übrigen Fassaden, welche eher schlicht ausfallen, ist die sogenannte Schaugiebelfassade25 stark gegliedert.26 Die Fassade ist demnach sehr repräsentativ und eindrucksvoll gestaltet und vor den sonst sehr zurückhaltenden Baukörper gesetzt.
Drei Geschosse werden durch verkröpfte Gesimse geteilt und von einer jeweils doppelten Säulen- und Pilastergliederung dominiert, wobei die Doppelsäulen die Mittelachse rahmen. Diese vertikale Gliederung wird dabei von hohen Postamenten unterstrichen. Die Säulen und Pilaster weisen die sogenannte klassische Ordnung auf, das Erdgeschoss besitzt somit ein dorisches, das erste Geschoss ein ionisches und das obere Geschoss ein korinthisches Kapitell.27
Zwischen den Säulen und Pilastern befinden sich halbrunde Figurennischen mit unterschiedlichen Motiven. So werden der „Gute Hirte“, der Erzengel Michael, die „Immaculata“ sowie Johannes der Täufer rechts und links der Mittelachse dargestellt.28
In der Mitte befindet sich das Hauptportal mit einem Dreiecksgiebel, über welchem eine Statue des Namenspatrons der Kirche, des Heiligen Ignatius von Antiochien, mit zwei Löwen zu seinen Füßen das Zentrum der Fassade bildet. Die Torflügel des Portals sind Originale aus der Zeit des Baus im 18. Jahrhundert.29 Über dem Portal, unterhalb des Giebels befindet sich ein Flachrelief mit einer Abendmahlsdarstellung in einem Bogenfeld.30
Nach oben begrenzt wird das Erdgeschoss von einem Triglyphenfries.
Der Giebel der Fassade ist ganz wie es im barocken Baustil üblich war, geschwungen gestaltet und weist Voluten an den Seiten auf. Zwischen den oberen Doppelsäulen ist ein ovales Fenster zu erkennen.
Den oberen Abschluss der Fassade bildet schließlich ein kupferbeschlagenes Holzkreuz.31
Für die Gestaltung dieser Fassade verantwortlich war der Steinmetz Johann Georg Schrantz.32
Mit weißer Farbgebung hervorgehoben werden sowohl die Statuen, welche ursprünglich dieselbe Materialität aufweisen wie alle anderen Fassadenelemente, als auch Kapitelle und Reliefs.
Die Außenwände weisen einen hohen Sockel auf, der sich ebenso wie Pilaster, welche vom Boden bis ans Dach reichen und die Fassadenfläche gliedern, farblich von den Wandflächen abgrenzt.
An der Ostseite der Kirche fällt ein für einen Turmbau angelegter Unterbau ins Auge, welcher ohne Funktion zu sein scheint.33
[...]
1 Joachim Glatz, Ulrike Glatz, Florian Monheim, St. Ignaz in Mainz, München, Berlin 2005, S. 2–3
2 Ebd.
3 Joachim Glatz, Tina Frühauf, Georg Peter Karn, Mainz. Ein Blick - viele Ansichten ; Katalogbuch zur Ausstellung im Landesmuseum Mainz, Worms 2015, S. 78
4 Elisabeth Darapsky, Mainz, die kurfürstliche Residenzstadt. 1648 - 1792, Mainz 1995, S. 261–262
5 Johannes Bernhardt, Die St. Ignazkirche in Mainz 1939
6 Glatz, Frühauf, Karn, S. 78
7 Ebd.
8 Darapsky, S. 261–262
9 Bernhardt
10 Ullrich Hellmann, Architekt ohne Werk. Das Bauwesen im Kurfürstentum Mainz unter Johann Jakob Laurentius Schneider (1734-1805), Mainz 2015, S. 199–200
11 Darapsky, S. 261–262
12 Glatz, Glatz, Monheim, S. 6
13 Hans Fritzen, Die Baugeschichte der St.-Ignazkirche in Mainz, Mainz 1974, S. 92
14 Bernhardt
15 Darapsky, S. 261–262
16 Hellmann, S. 262
17 Franz Dumont, Mainz - Menschen, Bauten, Ereignisse. Eine Stadtgeschichte, Mainz 2010, S. 295
18 Glatz, Glatz, Monheim, S. 8
19 Bernhardt
20 Eckhard Bieger, Kirchenbau im Zeitalter der Vernunft. In der Reihe "Architektur & Glaube": die klassizistische Kirche St. Ignaz in Mainz, in: Glaube und Leben, H. 30 2001, S. 5
21 Dumont, S. 295
22 Glatz, Frühauf, Karn, S. 78
23 Fritzen, S. 15
24 Glatz, Glatz, Monheim, S. 8
25 Hellmann, S. 199
26 Glatz, Glatz, Monheim, S. 8
27 Ebd., S. 10–12
28 Ebd.
29 Ebd.
30 Ebd.
31 Ebd.
32 Hellmann, S. 199–200
33 Ebd., S. 255
- Citation du texte
- Robinson Michel (Auteur), 2018, Die St. Ignaz-Kirche Mainz. Baugeschichte, Beschreibung und Besonderheiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/889264
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