Friedrich Nietzsche
Seine Position zur Organisation der Gesellschaft und des Staates, zum Phänomen des Sozialismus, sowie zur Legitimation von „Kasten“ bzw. Schichten an Hand der Aphorismen 439-446; 451-452 und 456-459 aus „Menschliches, Allzumenschliches“.
Die Wirkungsgeschichte von Nietzsches Werk ist eine Geschichte von vielerlei Missverständnissen und Fehldeutungen, wobei Nietzsche selbst oftmals nicht völlig unschuldig an paradoxen, einseitigen, widersprüchlichen oder gewaltsamen Deutungen ist. Im Nationalsozialismus beispielsweise gab es Bestrebungen, die Philosophie Nietzsches trotz dessen Kritik am Nationalismus und am Antisemitismus für die eigene Ideologie zu vereinnahmen und Gedanken wie die des Übermenschen oder des Willens zur Macht politisch umzudeuten. Auch in den von mir behandelten Aphorismen treten Widersprüche, Ungereimtheiten auf. Was will uns Nietzsche wirklich sagen? Wie sind seine Gedanken einzuordnen? Nietzsches Haltung als Schriftsteller lässt nur selten erkennen, ob er herausfordernd oder zustimmend, mahnend, wohlwollend oder satirisch spricht. Es ist daher oft leicht, ihm alle möglichen Anschauungen und Ideologien anzureden und grade das macht die Nietzsche-Rezeption so interessant und vielfältig.
Friedrich Wilhelm Nietzsche, geboren am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen, verstorben am 25. August 1900 in Weimar, war einer der berühmtesten deutschen Philosophen und klassischer Philologe. Ich möchte mich in meiner Proseminararbeit näher mit seinen Vorstellungen und seinem Denken befassen, wobei die Erklärung und meine eigene Interpretation der Aphorismen 439-446; 451-452 und 456-459 aus „Menschliches, Allzumenschliches“ den Kern meiner Proseminararbeit zum Thema Nietzsche darstellen wird. Ich möchte versuchen, Nietzsches Position zur Organisation der Gesellschaft und des Staates, zum Sozialismus, sowie zur Legitimation von „Kasten“ bzw. Schichten eigenständig herauszuarbeiten.
INHALTSVERZEICHNIS
I. Einleitung
II. „Menschliches, Allzumenschliches“ (1878-1880) – Ein kurzer Überblick
III. Die Aphorismen 439-446; 451-452 und 456-459 aus „Menschliches, Allzumenschliches“
III. 1. Sklaverei und Kastenordnung als Voraussetzung für eine höhere Kultur? – Aphorismen 439, 443, 444, 457, 458, 459
III. 2. Ein neuer Adel muss her! – Aphorismen 440, 441, 442, 445, 446
III. 3. Der Sozialismus: Der Machtwille der Schlechtweggekommenen. – Aphorismen 446, 451, 452
IV. Fazit
V. Literaturverzeichnis
Literatur
Quellen
I. Einleitung
Die Wirkungsgeschichte von Nietzsches Werk ist eine Geschichte von vielerlei Missverständnissen und Fehldeutungen, wobei Nietzsche selbst oftmals nicht völlig unschuldig an paradoxen, einseitigen, widersprüchlichen oder gewaltsamen Deutungen ist. Im Nationalsozialismus beispielsweise gab es Bestrebungen, die Philosophie Nietzsches trotz dessen Kritik am Nationalismus und am Antisemitismus für die eigene Ideologie zu vereinnahmen und Gedanken wie die des Übermenschen oder des Willens zur Macht politisch umzudeuten. Auch in den von mir behandelten Aphorismen treten Widersprüche, Ungereimtheiten auf. Was will uns Nietzsche wirklich sagen? Wie sind seine Gedanken einzuordnen? Nietzsches Haltung als Schriftsteller lässt nur selten erkennen, ob er herausfordernd oder zustimmend, mahnend, wohlwollend oder satirisch spricht. Es ist daher oft leicht, ihm alle möglichen Anschauungen und Ideologien anzureden und grade das macht die Nietzsche-Rezeption so interessant und vielfältig.
Friedrich Wilhelm Nietzsche, geboren am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen, verstorben am 25. August 1900 in Weimar, war einer der berühmtesten deutschen Philosophen und klassischer Philologe. Ich möchte mich in meiner Proseminararbeit näher mit seinen Vorstellungen und seinem Denken befassen, wobei die Erklärung und meine eigene Interpretation der Aphorismen 439-446; 451-452 und 456-459 aus „Menschliches, Allzumenschliches“ den Kern meiner Proseminararbeit zum Thema Nietzsche darstellen wird. Ich möchte versuchen, Nietzsches Position zur Organisation der Gesellschaft und des Staates, zum Sozialismus, sowie zur Legitimation von „Kasten“ bzw. Schichten eigenständig herauszuarbeiten.
II. „Menschliches, Allzumenschliches“ (1878-1880) –
Ein kurzer Überblick
Nietzsches „ Menschliches, Allzumenschliches – Ein Buch für freie Geister “ ist in drei Teilen erschienen. Band I wurde 1878 veröffentlicht, Band II 1879, Band III mit dem Titel „Der Wanderer und sein Schatten“ 1879/80. Es handelt sich bei diesem Werk um eine Sammlung aphoristischer Texte, die an die literarische Tradition der französischen Moralisten wie Michel de Montaigne, François La Rochefoucauld oder Nicolas de Chamfort sowie an die deutsche Frühromantik anknüpfen. Friedrich Nietzsche verfolgte mit diesem Werk das Projekt einer radikal-aufklärerischen Kulturkritik. 1
In „ Menschliches, Allzumenschliches “ werden keine Welten zum Einsturz gebracht. Nietzsche analysiert hier in Form einer Aphorismen- und Essaysammlung mit scharfsinnigen Beobachtungen und Anspielungen den menschlichen Alltag. Er äußert sich in insgesamt zehn Hauptstücken - über die ersten und letzten Dinge, über die Geschichte der moralischen Empfindungen, über das religiöse Leben, über die Seele der Künstler und Schriftsteller, über die Anzeichen höherer und niederer Kultur, über den Menschen im Verkehr (mit anderen Menschen), sowie über das Weib und das Kind. Schließlich wirft er einen Blick auf den Staat und lässt im zehnten Hauptstück den Mensch mit sich allein.
Längere essayistische Betrachtungen, Überlegungen und Notizen wechseln hier mit knappen, sentenziösen Bemerkungen bzw. Aphorismen. 2 Doch was genau ist überhaupt ein Aphorismus? Nietzsche bietet in „Menschliches, Allzumenschliches“ keine zusammenhängende Betrachtung, sondern er teilt seine Gedanken – wie bereits erwähnt - in der Form kurzer, pointierter Sinnsprüche mit. Ein Aphorismus ist also ein kurzer Prosasatz, in dem ein Gedanke, ein Urteil oder eine Lebensweisheit prägnant und knapp zusammengefasst ist. Aphorismen dienen so meist der Einkleidung eines persönlichen Gedankens, Werturteils, oder einer Augenblickserkenntnis mit dem Zweck, den Leser durch überraschende Formulierungen zum Nachdenken zu bewegen.
Stilistisch sind Aphorismen oft in rhetorische Formen wie Antithese, Paradoxon, Emphase und Hyperbel gefasst. Aphorismen fordern vom Leser eine eigene und intensive gedankliche Auseinandersetzung mit dem Text. Die Form des Aphorismus bedeutet damit ein Bezweifeln objektiver Werte und Gegebenheiten. 3
Nietzsche selbst äußert sich in seinem Werk „ Zur Genealogie der Moral“ über den Aphorismus und formuliert treffend: „Ein Aphorismus, rechtschaffen geprägt und ausgegossen, ist damit, dass er abgelesen ist, noch nicht ´entziffert´; vielmehr hat nun erst dessen Auslegung zu beginnen, zu der es einer Kunst der Auslegung bedarf.
[...]
1 http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761572710_2/Nietzsche_Friedrich_Wilhelm.html (12.05.07)
2 http://www.aphorismus.net/beitrag19.html (12.05.07)
3 Sachwörterbuch der Literatur. Hrsg. von Gero von Wilpert. 8. Aufl. Kröner 2001.
- Citar trabajo
- Robert Bliedung (Autor), 2007, Friedrich Nietzsches „Menschliches, Allzumenschliches“, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88543
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