„…Daß der Mensch von einer niedrig organisierten Form abstammt, wird für viele ein großes Ärgernis sein…Aber es kann schwerlich ein Zweifel darüber bestehen, daß wir von Barbaren abstammen.“ Mit dieser Erkenntnis schuf Charles Darwin sich bereits zu seiner Zeit Anhänger und Feinde. Auch wenn die Evolutionstheorien Charles Darwins aus naturwissenschaftlicher Sicht heute als Meilenstein für die Wissenschaft angesehen werden, so sorgen diese und ihre Auswirkungen vor allem in der Soziobiologie auch heute noch für Kontroversen und Diskussio-nen. Dies ist hauptsächlich mit den Erfahrungen aus dem Sozialdarwinismus und dessen Ausprä-gungen, wie der Eugenik, zu erklären. Diese werden bis heute mit Darwins Theorien in Verbin-dung gebracht, wenn nicht sogar begründet. In dieser Arbeit möchte ich erörtern, ob und inwie-weit Darwin Grundlagen dafür geschaffen hat.
2. Überblick über das historische Umfeld und das Leben Charles Darwins
Charles Robert Darwin war das fünfte Kind einer wohlhabenden und gebildeten Familie. Er wurde am 12. Februar 1809 in Shrewsburg, Westengland, geboren. Obwohl sein Vater, der ange-sehene Arzt Dr. Robert W. Darwin, seinen Sohn als eher unterdurchschnittlich beurteilt, schickt er ihn 1825 für ein Medizinstudium auf die Universität Edinburgh. Aus Mangel an Interesse brach Charles Darwin dieses zwei Jahre später ab, um Theologie in Cambridge zu studieren, mit dem Ziel, Landpfarrer zu werden. Auch dieses Studium trat Darwin nicht aus Überzeugung an: er betrachtete es lediglich als kleineres Übel.Bereits während seiner Studienzeit zeichnete sich Darwins Leidenschaft für Naturforschung ab. In Cambridge war es auch, wo Darwin zwei für seine Entwicklung besonders ausschlaggebende Personen kennen lernte: den Geologen Adam Sedgwick (1785 – 1873) und seinen Professor der Botanik John Stevens Henslow (1796 – 1861). Besonders Sedgwick führte Darwin in systematisches wissenschaftliches Arbeiten und in geologische Feldarbeit ein. Dies sollte Darwin bei späteren Studien von großem Nutzen sein. Trotzdem muss betont werden, dass Darwin aufgrund der noch fehlenden Professionalisierung der Wissenschaft nie eine formelle Ausbildung zum Wissenschaftler erhalten hat.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Überblick über das historische Umfeld und das Leben Charles Darwins
3. Darstellung der Evolutionstheorien
3.1 Entstehung der Arten
3.2 Die Abstammung des Menschen
3.3 Selektionstheorie
4. Sozialdarwinismus und Eugenik
4.1. Begriffserklärung Sozialdarwinismus
4.2. Die Entwicklung zum Sozialdarwinismus
4.3. Ursprung der Eugenik
4.4. Ausgewählte deutsche Vorläufer und Vertreter der Eugenik
4.4.1. Ernst Haeckel (1834 – 1919)
4.4.2. Alfred Ploetz (1860 – 1940)
4.4.3. Alfred Hoche (1865 – 1943)
4.5. Sozialdarwinismus und Eugenik im Nationalsozialismus
4.6. Moderne Formen der Eugenik
5. Abschließende Betrachtung
5.1. Darwins Position im Sozialdarwinismus
5.2. Persönliches Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„… Daß der Mensch von einer niedrig organisierten Form abstammt, wird für viele ein großes Ärgernis sein…Aber es kann schwerlich ein Zweifel darüber bestehen, daß wir von Barbaren abstammen.“[1] Mit dieser Erkenntnis schuf Charles Darwin sich bereits zu seiner Zeit Anhänger und Feinde. Auch wenn die Evolutionstheorien Charles Darwins aus naturwissenschaftlicher Sicht heute als Meilenstein für die Wissenschaft angesehen werden, so sorgen diese und ihre Auswirkungen vor allem in der Soziobiologie auch heute noch für Kontroversen und Diskussionen. Dies ist hauptsächlich mit den Erfahrungen aus dem Sozialdarwinismus und dessen Ausprägungen, wie der Eugenik, zu erklären. Diese werden bis heute mit Darwins Theorien in Verbindung gebracht, wenn nicht sogar begründet. In dieser Arbeit möchte ich erörtern, ob und inwieweit Darwin Grundlagen dafür geschaffen hat.
2. Überblick über das historische Umfeld und das Leben Charles Darwins
Charles Robert Darwin war das fünfte Kind einer wohlhabenden und gebildeten Familie. Er wurde am 12. Februar 1809 in Shrewsburg, Westengland, geboren. Obwohl sein Vater, der angesehene Arzt Dr. Robert W. Darwin, seinen Sohn als eher unterdurchschnittlich beurteilt, schickt er ihn 1825 für ein Medizinstudium auf die Universität Edinburgh. Aus Mangel an Interesse brach Charles Darwin dieses zwei Jahre später ab, um Theologie in Cambridge zu studieren, mit dem Ziel, Landpfarrer zu werden. Auch dieses Studium trat Darwin nicht aus Überzeugung an: er betrachtete es lediglich als kleineres Übel.[2] Bereits während seiner Studienzeit zeichnete sich Darwins Leidenschaft für Naturforschung ab. In Cambridge war es auch, wo Darwin zwei für seine Entwicklung besonders ausschlaggebende Personen kennen lernte: den Geologen Adam Sedgwick (1785 – 1873) und seinen Professor der Botanik John Stevens Henslow (1796 – 1861). Besonders Sedgwick führte Darwin in systematisches wissenschaftliches Arbeiten und in geologische Feldarbeit ein. Dies sollte Darwin bei späteren Studien von großem Nutzen sein. Trotzdem muss betont werden, dass Darwin aufgrund der noch fehlenden Professionalisierung der Wissenschaft nie eine formelle Ausbildung zum Wissenschaftler erhalten hat.[3] Ein besonderes, freundschaftliches Verhältnis entwickelte Darwin zu John Stevens Henslow. Dieser war es auch, der Darwin für die Teilnahme an der Forschungsreise des königlichen Schiffes MS Beagle vorschlug (1831 – 1836). Diese trat Darwin im Alter von 22 Jahren nach Abschluss seines Theologiestudiums an. Die fünfjährige Reise und die Monate danach ist die ausschlaggebende Zeit, die zur Entwicklung von Darwins Evolutionstheorien führt. Die Forschungsreise erlaubt Darwin, vorhergehende theoretische Entwürfe zur Evolution wie die von Jean-Baptiste Lamarck (1744 - 1829) und Charles Lyell (1797 – 1875) mit eigenen Beobachtungen zu vergleichen und sie neu zu interpretieren. Vor allem Lyells Werk „ Principles of Geology“ (1930 – 1933), in der er die damals vorherrschende Katastrophentheorie abwies, beeinflusste Darwin.
Seine Verknüpfung von Aspekten der Organisation, Existenz und Lebensweisen von Organismen führte zu mehreren Modellen künftiger Theorien.[4] Am bis heute populärsten sind Darwins Beobachtungen der Darwin-Finken, welche er auch als Beweis für die Evolution heranzog.[5] Darwins zahlreiche Aufzeichnungen und Beobachtungen, vor allem die Entdeckung neuer Arten, waren eine große Bereicherung für die Biologie. Auch wird die These vertreten, dass Darwin als einer der ersten Forscher den bisher praktizierten wissenschaftlichen Arbeitsprozess systematisiert hat und seine Studien auf einem damals fortschrittlichen Forschungstyp basieren.[6] Seine Beobachtungen verfestigten Darwins Vorstellung über natürliche Auswahlverfahren und er entfernte sich endgültig vom teleologischen Weltbild und ging über zur naturalistischen Weltsicht.[7]
Im Jahre 1859 veröffentlichte Darwin sein erstes Werk „ On the Origin of Species by Means of Natural Selection“ (Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl). Die Kritik erschien prompt und es entstand eine Kontroverse, deren Auswirkungen bis heute zu spüren sind. Die schärfsten Kritiker Darwins waren die Anhänger des christlichen Glaubens und des Schöpfungsgedankens, dem Darwins Evolutionsgedanke und das dargestellte dynamische Weltbild widersprach. Der Schöpfungsgedanke und das teleologische Weltbild waren zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur beim gläubigen Volk weit verbreitet, sondern auch bei Wissenschaftlern und Forschern die Grundannahme und der Ausgangspunkt aller Forschungsarbeiten. So wendeten sich auch frühere Freunde Darwins von diesem ab, wie beispielsweise Adam Sedgwick, der Darwins Schlussfolgerungen auf die Evolution scharf kritisiert.
Insgesamt konnte Darwin mit „ The Origin of Species“ jedoch einen enormen Erfolg verbuchen. Er gewann zahlreiche Fürsprecher und Anhänger. Manch andere Wissenschaftler verteidigten Darwin, indem sie behaupteten, er würde von Kollegen angegriffen, da nur noch über Darwins Werk gesprochen wurde, und nicht mehr über deren.[8]
Sein zweites Hauptwerk „ The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex “(Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl) veröffentlichte Darwin 1871 . Hiermit schuf er das endgültige Bindeglied zwischen Natur- und Humanwissenschaften, indem er noch unmissverständlicher als in „The Origin of Species“ zeigte, dass sich der Mensch durch natürliche und geschlechtliche Zuchtwahl aus einfachen Lebensformen entwickelt hat und seine Vorfahren im Existenzkampf eine immer höhere Entwicklungsstufe erreicht haben. Er verdeutlichte in diesem Buch Unterschiede, aber vor allem die Gemeinsamkeiten von Mensch und Tier. Die Aussage, die in diesem Werk wohl am meisten Aufregung erzeugte, war die Behauptung, das Moralempfinden sei ebenfalls ein Resultat höherer, aber natürlicher gesellschaftlicher Instinkte, und somit nicht von Gott geschaffen.[9]
Darwin starb infolge jahrelanger Krankheit am 19. April 1882. Seine Theorien jedoch entwickelten sich zum Meilenstein der Wissenschaft und bilden bis heute eine tragfähige Basis für die Erklärung verschiedener Phänomene des Lebens.
3. Darstellung der Evolutionstheorien
3.1 Entstehung der Arten
Grundstein für Darwins Theorien war wie bereits erwähnt seine Forschungsreise mit der MS Beagle. Auf den Galápagos - Inseln beobachtete Darwin die Spezialisierung von Pflanzen und Tieren auf den einzelnen Inseln trotz der engen Verwandtschaft. Die verschiedenen Schnabelformen der „ Darwin-Finken “ waren es schließlich, die ihn zu der Erkenntnis brachten, dass „ eine Spezies genommen und in verschiedenen Richtungen modifiziert wurde “.[10] Die Tatsache, dass die Finken sich im Laufe der Zeit an ihre Umgebung und Lebensbedingungen anpassten war ausschlaggebend für weitere Studien. So entstanden auch Darwins „ Gesetze der Abänderung“, beispielsweise die Vererbung erworbener Eigenschaften. Er folgerte, dass häufig gebrauchte, nützliche Körperteile gestärkt und weitervererbt werden, wenig gebrauchte hingegen geschwächt werden[11], teilweise dahingehend, dass ganze Arten aussterben oder sich neue entwickeln (Variabilität der Arten).
Verknüpft mit diesen Erkenntnissen ist Darwins Postulat des Gradualismus: Er verstand die Welt nicht als statisch, sondern als ständige Entwicklung, in welcher Arten sich verändern, aussterben und neue entstehen, diese also nicht gemeinsam zu einem bestimmten Zeitpunkt entstanden sind. Weiterhin beschrieb er den kontinuierlichen Ablauf der Evolution ohne zusammenhangsloser Sprünge.
Einer der ersten war Darwin mit seinem Postulat der gemeinsamen Abstammung (Deszendenztheorie), das er durch seine Artenstudien erlangte. Er kam zu dem Schluss, dass ähnliche Organismen miteinander verwandt sind und von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen.[12]
3.2 Die Abstammung des Menschen
Darwin schloss den Menschen aus der Theorie der gemeinsamen Abstammung nicht aus. In seinem Werk „ Entstehung der Arten“ legte er die Schlussfolgerung dar, dass „ der Mensch und alle anderen Wirbeltiere nach demselben allgemeinen Modell gebaut sind “[13] Er sah den Menschen als eine Art unter vielen an und sprach ihm, somit die „Sonderstellung“ der göttlichen Schöpfung ab, was eine Entrüstungswelle erzeugte und als Beleidigung der Menschheit aufgefasst wurde.
Darwin zeigte jedoch, dass die Entwicklung des Menschen denselben Mechanismen folgt, wie die Evolution aller Organismen. Er führte auf, dass die Gesetze der Abänderung auch für den Menschen gelten, das heißt, die besten Überlebenschancen haben die Menschen, die die geeignetste Kombination aus Eigenschaften und Fähigkeiten entwickelt, bzw. geerbt haben, um sich in der Umwelt zu behaupten.
[...]
[1] Wuketits, 1987, S.7
[2] vgl. Wuketits, 1987, S.9
[3] vgl. Weber, o. J.
[4] vgl. Bayertz et al., 1982, S.19
[5] vgl. Wuketits, 1987, S. 58
[6] vgl. Bayertz et al., 1982, S.17
[7] vgl. Wuketits, 1987, S. 22
[8] vgl. Schaumann, 2002, S. 49
[9] vgl. Koch, 1973, S. 66 ff.
[10] vgl. Mayr, 1988, S.10
[11] vgl. Schaumann, 2002, S. 71
[12] vgl. Mayr, 1988, S. 10ff
[13] vgl. Wuketits, 1987, S. 76
- Quote paper
- Julia Mattausch (Author), 2007, Darwins Evolutionstheorien - Grundlagen der Eugenik?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88491
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