Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewinnen in Deutschland kollektive Publikationsformen immer mehr an Bedeutung, denn gerade die unterschiedlichen literarischen und politischen Strömungen dieser Zeit finden in diesen Medien ihr Gehör. So verwundert es nicht, dass „ein Grossteil der expressionistischen und anarchistischen Debatten in den mehr als einhundert Zeitschriften, die diese Epoche hervorbrachte, ihr Forum (fand).“
In einigen dieser Zeitschriften trifft man gegen Ende des Jahres 1913 bis zum Frühling des Folgejahres auf mehrere Beiträge über einen gewissen „Dr. Otto Gross“ und einem, mit dieser Person verbundenen, publizierten Skandal über den »Fall Gross«.
Wer war dieser Dr. Otto Gross?
Und warum kam es zu einem Skandal?
In Otto Gross Persönlichkeit vereinigen sich Charaktere und Eigenschaften, die eigentlich für mehrere Menschen reichen.
So war er Psychoanalytiker, Arzt, Kulturwissenschaftler, Intellektueller, Reformer, Anarchist, Drogensüchtiger, Revolutionär und Sohn.
Und er sorgte mit seinen Texten über die Psychoanalyse, seiner soziologisch-psychoanalytischen Kulturanalyse, seinen anarchistisch-revolutionären Ideen und dem öffentlich ausgetragenen Vater-Sohn-Konflikt für einigen Wirbel.
Ziel dieser Arbeit ist, die zwei zuvor gestellten Fragen ausreichend zu beantworten, dementsprechend liegen die thematischen Schwerpunkte dieser Arbeit auf Otto Gross’ außergewöhnlicher Lebensführung, dem Spagat zwischen Bürgertum und Bohème, seinen psychoanalytisch-kulturellen Texten und der Pressekampagne für die Befreiung des Internierten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eine Einführung – Das Leben von Otto Gross als Teil der intellektuellen Utopievorstellungen
- Otto Gross und seine Kulturanalyse – Textlicher Auszug
- „Zur Überwindung der kulturellen Krise“
- „Die Einwirkung der Allgemeinheit auf das Individuum“
- „Anmerkungen zu einer neuen Ethik“
- „Zur funktionellen Geistesbildung des Revolutionärs“
- „Orientierung der Geistigen“
- Der Fall »Otto Gross«. Seine Bedeutung für, sowie seine Wirkung auf die intellektuellen Kreise und die Gesellschaft
- Die Hintergründe der Festnahme von Otto Gross
- Vorbemerkung zur Kampagne
- Die Kampagne und ihre Argumentation wie Intention für die Freilassung von Otto Gross
- Der Vorwurf des Wahnsinns.
- Der Vorwurf des lästigen und drogenabhängigen Ausländers.
- Der Vorwurf des Kurpfuschers und der Euthanasie
- Der Vorwurf des Anarchisten.
- Otto Gross - der Sohn eines Kriminalprofessors.
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Leben und Wirken von Otto Gross, einem kontroversen Psychoanalytiker, Kulturrevolutionär und Anarchisten, im Kontext der deutschen intellektuellen und gesellschaftlichen Debatten des frühen 20. Jahrhunderts. Sie beleuchtet seine kulturrevolutionären Texte und die Pressekampagne, die zur Freilassung von Gross aus der Zwangsinternierung durch seinen Vater, Professor Hans Gross, geführt hat.
- Otto Gross' Lebensführung im Spannungsfeld zwischen Bürgertum und Bohème
- Analyse von Otto Gross' kultur- und sozialkritischen Texten
- Die Pressekampagne für die Freilassung von Otto Gross und ihre Argumente
- Der Einfluss von Otto Gross auf die intellektuellen und anarchistisch-expressionistischen Kreise seiner Zeit
- Der Skandal um Otto Gross und die Hintergründe seiner Internierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Bedeutung von Otto Gross für die intellektuelle und literarische Debatte des frühen 20. Jahrhunderts dar und führt die zentralen Fragen der Arbeit ein. Sie erläutert den Kontext der Pressekampagne, die um Gross' Freilassung geführt wurde, und beschreibt die wachsende Aufmerksamkeit, die seiner Person und seinem Leben in den letzten Jahrzehnten zuteil geworden ist.
- Das zweite Kapitel beleuchtet Otto Gross' Lebensführung, seinen Spagat zwischen bürgerlicher Herkunft und Bohème-Existenz, und verdeutlicht seine Auseinandersetzung mit den damaligen Utopievorstellungen, insbesondere im Kontext von Anarchismus und Kommunismus.
- Im dritten Kapitel werden fünf kultur- und sozialkritische Texte von Otto Gross analysiert, die seine Ideen und Inhalte sowie seine Auseinandersetzung mit der Kulturkrise seiner Zeit beleuchten. Die Texte repräsentieren Otto Gross' spezifische Sicht auf die Einwirkung der Gesellschaft auf das Individuum, seine anarchistischen und revolutionären Ideen sowie seine kritische Analyse von gesellschaftlichen Strukturen und Normen.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Fall »Otto Gross«, seiner Festnahme, den Hintergründen der Internierung und der anschließenden Pressekampagne. Es beleuchtet die Argumente, die in der Kampagne für Gross' Freilassung vorgebracht wurden, und stellt die Intentionen der beteiligten Intellektuellen dar.
Schlüsselwörter
Otto Gross, Psychoanalyse, Kulturanalyse, Anarchismus, Expressionismus, Pressekampagne, Intellektuelle, Skandal, Internierung, Bohème, Bürgertum, Vater-Sohn-Konflikt, Lebensreform, wilhelminische Gesellschaft, kulturelle Krise, Soziologie, Revolution.
- Arbeit zitieren
- Magistra Artium Andrea Böhle (Autor:in), 2005, "Otto Gross": Ein vergessener Kulturrevolutionär? , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88484