Im Folgenden werde ich anhand des von Douglas Adams geschriebenen Roman „The Hitchhikers Guide to the Galaxy“ und einigen Beispielen aus den vier Nachfolgebüchern, die er alle zusammen unter dem in sich schon unstimmigen Namen „The Hitchhiker´s Trilogy“ zusammenfasste, auf drei von David Lodge in seinem Buch „The Art of Fiction“ diskutierten Themen eingehen. Ich werde hierbei untersuchen, wie Adams in seinen Büchern Komik erzeugt und beziehe mich unter Punkt 2. auf Lodges Kapitel 23 „The Comic Novel“. Anschließend werde ich unter Punkt 3. und 4. die Elemente Verfremdung und Zufall untersuchen, die bei Douglas Adams häufig vorkommen und stark zur Komik der Romane beitragen, mit Bezug auf Lodges Kapitel 11 und 33. Ich wählte die „Hitchhiker“ – Reihe von Douglas Adams zur Analyse, da ich in diesen Romanen viele der von Lodge diskutierten Elemente wiedererkannte. Um neben den drei von mir gewählten Hauptpunkten auch Adams Verwendung anderer Techniken aufzuzeigen, werde ich unter Punkt 5 abschließend Beispiele hierfür diskutieren.
Gliederung:
1. Einleitung
2. The Comic Novel
3. Defamilarization
4. Coincidence
5. Weitere Beispiele
6. Quellen
1. Einleitung
Im Folgenden werde ich anhand des von Douglas Adams geschriebenen Roman „The Hitchhikers Guide to the Galaxy“ und einigen Beispielen aus den vier Nachfolgebüchern, die er alle zusammen unter dem in sich schon unstimmigen Namen „The Hitchhiker´s Trilogy“ zusammenfasste, auf drei von David Lodge in seinem Buch „The Art of Fiction“ diskutierten Themen eingehen. Ich werde hierbei untersuchen, wie Adams in seinen Büchern Komik erzeugt und beziehe mich unter Punkt 2. auf Lodges Kapitel 23 „The Comic Novel“. Anschließend werde ich unter Punkt 3. und 4. die Elemente Verfremdung und Zufall untersuchen, die bei Douglas Adams häufig vorkommen und stark zur Komik der Romane beitragen, mit Bezug auf Lodges Kapitel 11 und 33. Ich wählte die „Hitchhiker“ – Reihe von Douglas Adams zur Analyse, da ich in diesen Romanen viele der von Lodge diskutierten Elemente wiedererkannte. Um neben den drei von mir gewählten Hauptpunkten auch Adams Verwendung anderer Techniken aufzuzeigen, werde ich unter Punkt 5 abschließend Beispiele hierfür diskutieren.
2. The Comic Novel
Lodge nennt zwei mögliche Quellen der Komik, die getrennt aber auch gemeinsam auftreten können. Zum einen kann die Situation, die beschrieben wird, an sich komisch sein, wobei hierin auch die Charaktere eingeschlossen sind, da bestimmte Situationen für bestimmte Charaktere komisch sind, für andere hingegen nicht. Zum anderen kann auch bei einer ganz alltäglichen Situation Komik entstehen, wenn sie entsprechend beschrieben wird. Hierbei wird der Stil zum komiktragenden Element. Adams nutzt meist eine Kombination dieser beiden Elemente um in seinen Büchern Komik zu erzeugen.
Das komische Element im Stil ist hierbei recht leicht zu lokalisieren, viele der von Lodge genannten Elemente wie z.B. Übertreibung, Verfremdung und auch innere Monolge werden verwandt und verleihen dem Text seinen typisch komischen Stil.
An welchen Stellen Komik durch die Situationen erzeugt wird, ist weniger einfach zu erkennen, obwohl das Buch gerade durch die Aneinanderreihung von unmöglichen, seltsamen Situationen sehr lustig wirkt. Auch die eigentliche Handlung der Geschichte enthält nur in beschränktem Maße komische Situationen. So wird zu Beginn der Geschichte das Haus von Arthur, der Hauptperson, gegen dessen Willen abgerissen und kurz darauf wird auch noch die Erde von fremden Raumschiffen zerstört, von der er sich nur mit Hilfe eines langjährigen Freundes retten kann, der zufälligerweise ein auf der Erde gestrandeter Feldforscher für den Reiseführer „The Hitchhikers Guide to the Galaxy“ ist. Die Zerstörung der Erde kann sicher nicht als an sich komische Situation angesehen werden, obwohl die Parallele, dass Arthurs Haus für eine Umgehungsstraße und die Erde für eine Hyperraumumgehungsstraße abgerissen wurde, in der Situation schon ein wenig zum Lachen anregt.
Gelingt es dem Text dennoch, den Leser zum Lachen zu bringen, so liegt das sicher zum einen am Stil, doch nicht allein. Auf der Inhaltsebene gewinnt die Geschichte vor allem durch die genaue Beschreibung der Charaktere an Komik. Die Charaktere sind von sich aus lustig. Zu einem Teil sind sie das durch ihre beschränkte Wahrnehmung und ihr begrenztes Wissen. Hier entsteht ein starker Kontrast zum allwissenden Erzähler, welcher die Geschichte von seiner höheren Warte mit größerer Distanz erzählt, wodurch viele der angewandten Verfremdungen erst möglich werden. Dadurch, dass der Erzähler sowohl sehr nahe direkte Eindrücke der Charaktere z.B. durch reported speech oder innere Monologe vermittelt, als auch von einem weit entfernten Standpunkt aus über sie und ihre Vergangenheit berichten und so auch urteilen kann, entsteht beim Leser ein deutliches Bild der Charaktere und die Komik ihrer Gedanken und Handlungen wird erst dadurch deutlich. So wird zum Beispiel Mr. Prosser, der den Auftrag hat, das Haus des Hauptdarstellers einzureißen, folgendermaßen eingeführt.
Mr. L. Prosser was, as they say, only human. In other words he was a carbon-based bipedal life form descended from an ape. More specifically he was forty, fat and shabby and worked for the local council. Curiously enough, though he didn’t know it, he was a direct male descendant of Genghis Kahn, though intervening generations and racial mixing had so juggled his genes that he had no discernible Mongoloid characteristics, and the only vestiges left in Mr. L. Prosser of his mighty ancestry were a pronounced stoutness and predilection for little fur hats.
He was by no means a great warrior; in fact he was a nervous worried man. Today he was particularly nervous and worried because something had gone seriously wrong with his job, which was to see that Arthur Dent´s house got cleared out of the way before the day was out.
Ein Kontrast, der Komik erzeugt, ist hier sicherlich, dass der Charakter, der zu Beginn des Buches die negativste Rolle hat, weil er das Haus des Helden abreißen soll, ausgerechnet der besorgte nervöse dickliche Mann ist, der eigentlich nur seinen Job erledigen will, um keine Schwierigkeiten zu bekommen. Außerdem ist der Charakter von Mr. Prosser auch in sich unstimmig, da man von ihm als direkten Nachfahren Dschingis Kahns eigentlich ein wesentlich aggressiveres und selbstsichereres Verhalten erwarten würde. Dass alles von dieser Verwandtschaft noch Erkennbare lediglich seine Vorliebe von kleinen Fell-Mützen ist, erzeugt ebenfalls Komik.
Ein weiterer Grund für die Komik des Buches sind die Situationen in welche die Charaktere geraten, wobei diese erst aus dem Zusammenwirken der Charaktere und der Situation entsteht. Im Beispiel von Mr. Prosser entsteht eine Diskrepanz zwischen Situation und Charakter aus der Tatsache, dass er das Haus des Helden abreißen wird, also die Rolle des Bösen verkörpert, auf der anderen Seite aber vom Charakter her eher kein großer Bösewicht sondern eher ein unsicherer, nervöser Feigling ist. Gleiches gilt für den Helden der Geschichte, Arthur Dent, der von einer ganz und gar nicht zu ihm passenden Situation in die nächste gestoßen wird, ohne eine Wahl zu haben. Die Strategien, mit denen er versucht diese Situationen, denen er nicht gewachsen ist, zu bewältigen und sich in einer ihm fremden Umgebung anzupassen, sind äußerst lustig. So versucht er die sich seinem Haus am Anfang der Geschichte nähernden Bulldozer aufzuhalten, indem er sich in den Schlamm vor seinem Haus setzt und sie blockiert. Während er mit dieser Taktik noch mehr oder weniger Erfolg hat, bleibt er während der restlichen Geschichte, nachdem er sich mit seinem Freund Ford Prefect per Anhalter auf ein Raumschiff gerettet hat, eher hilflos und seine Handlungen werden von anderen Charakteren eher als rückständig belächelt und haben selten positive Auswirkungen. Die Handlungen der anderen Charaktere sind allerdings keineswegs wesentlich intelligenter, obwohl sie natürlich von weit oben auf den lächerlich unwissenden Affen-Nachfahren herabblicken.
Auch viele andere Charaktere sind schon in sich komisch. Um nur einen zu nennen, wäre da etwa Marvin, der paranoide Androide, der auf dem Schiff „Heart of Gold“ arbeitet, auf das sich Arthur und Ford schließlich durch eine Menge recht merkwürdiger Zufälle retten konnten. Dieser Roboter ist so intelligent, dass er ständig unterfordert ist, sich immerzu langweilt, weil er nur für ihn derart unwürdige Arbeiten gebraucht wird, und von daher alles auf der Welt hasst und sich das ganze Buch über nur über alles Mögliche beschwert und alle wütend macht. Seine Depressivität und die Unterstellung, dass ihn sowieso jeder hassen würde, erzeugt ebenfalls Komik, da sie scheinbar nicht angebracht ist, im Endeffekt aber doch bestätigt wird. Besonders deutlich wird dies am Ende der Geschichte, wo die Gruppe der Helden Arthur, Ford, Zaphod und Trillian in einer Falle sitzen und von Polizisten (die ironischerweise und im Kontrast zu ihrer Handlung, nämlich die Gruppe zu beschießen, behaupten, sehr sensibel und eigentlich zwei ganz nette Kerle zu sein, die sich nach ihren Dienststunden immer bei ihren Freundinnen ausweinen und Romane schreiben) getötet werden sollen, zum Glück aber in letzter Sekunde entkommen können, weil die Lebenserhaltungssysteme der Polizisten, die von deren Raumschiff gesteuert wurden, seltsamerweise explodiert waren. Als sie schließlich das Raumschiff der Polizisten erreichen, treffen sie dort auf Marvin.
Ford stayed, and went to examine the Blagulon ship. As he walked, he nearly tripped over an inert steel figure, lying face down in the cold dust.
“Marvin!” he exclaimed.
“What are you doing ?”
“Don’t feel you have to take any notice of me, please,” came a muffled drone.
“But how are you metalman?” said Ford.
“Very depressed.”
“What’s up?”
“I don’t know, ” said Marvin, “I’ve never been there.”
“Why, ” said Ford squatting down beside him and shivering, “are you lying face down in the dust ?”
“It’s a very effective way of being wretched,” said Marvin. “Don’t pretend you want to talk to me, I know you hate me.”
“No, I don’t.”
“Yes, you do, everybody does. It’s part of the shape of the Universe. I only have to talk to somebody and the begin to hate me. Even robots hate me. If you just ignore me I expect I shall probably go away.”
He jacked himself up to his feet and stood resolutely facing the opposite direction.
“That ship hated me,” he said dejectedly indicating the policecraft.
“That ship?” said Ford in suddenly excitement. “What happened to it? Do you know?”
“It hated me because I talked to it.”
“You talked to it?” exclaimed Ford. “What do you mean you talked to it?”
“Simple. I got very bored and depressed, so I went and plugged myself in to its external computer feed. I talked to the computer at a great length and explained my view of the Universe to it,” said Marvin.
“And what happened?” pressed Ford.
“It committed suicide,” said Marvin, and stalked off back to the Heart of Gold.
Hier ist deutlich zu erkennen, dass die Komik sowohl durch die Situation als auch durch die Charaktere zustande kommt. Die Komik in der Situation entsteht dadurch, dass Marvin, den niemand für irgendetwas gebrauchen kann und dem man schon gar keine Heldentaten zutraut, die Helden der Geschichte rettet, und dies auch noch unfreiwillig tut. Ebenfalls komisch wirkt die Vorstellung, dass das Schiff nur aufgrund der deprimierenden Weltanschauung Marvins Selbstmord begangen hat (wobei die Vorstellung eines Gebrauchsgegenstandes, der Selbstmord begeht an sich schon komisch ist). Dies wird noch verstärkt durch den ohnehin schon komischen Charakter Marvins, der sich über seine Heldentat beschwert und sich durch die Reaktion des Raumschiffes verständlicherweise in seinem Glauben bestätigt fühlt, das ganze Universum hasse ihn. Erwähnenswert ist auch noch, dass die Auflösung, wieso die Helden entkommen konnten erst ganz am Schluss dieses langen Gespräches mit Marvin geliefert wird; durch Marvins übliche Beschwerden wird die Pointe immer weiter herausgeschoben. Der lustige Effekt ist deswegen besonders stark, weil er so kompakt ist. Von den letzten drei Worten Marvins “It committed suicide” wird der Leser schließlich völlig überrascht, und durch diese seltsame Wendung wirkt das Ganze komisch.
In Adams Buch wird auch an anderer Stelle noch Komik erzeugt und zwar in Form von Fakten und Geschichten über das Universum, die entweder vom allwissenden Erzähler einfach eingeworfen werden, weil sie gerade zur Situation der Helden passen oder die die Charaktere selber lesen in einem Reiseführer, für den Ford Prefect als reisender Kundschafter arbeitet, dem “Hitchhikers Guide to the Galaxy”. Die Tatsachen, die hier über das Universum erzählt werden wirken zwar teilweise auch durch den Stil komisch, in dem die Einträge in dem Reiseführer geschrieben sind, was nach Angaben des Erzählers daran liegt, das viele davon von den Editoren einfach von Cornflakes - Packungen abgeschrieben oder von Wildfremden, die das Gebäude des Hithchikers betreten und nichts Besseres zu tun hatten, geschrieben worden sind. Dennoch ist hier eigentlich der Inhalt das, was den Leser zum Lachen bringt. Noch lustiger wirkt das Ganze natürlich dadurch, dass diese Einträge in der Geschichte nicht irgendwelche Hirngespinste sind, sondern der Realität der Geschichte entsprechen und teilweise auch durch die tatsächliche Handlung bestätigt werden. Hierdurch werden die Menschen, mit denen sich der Leser identifiziert als eine furchtbar unterentwickelte Spezies dargestellt, die von all dem was um sie herumgeschieht keine Ahnung hat und die vom allwissenden Erzähler vorgestellt werden als „... ape-descending life forms (that) are so amazingly primitive that they still think digital watches are a pretty neat idea.“. Bevor ich nun unter Punkt 3 anhand des Themas Verfremdung Beispiele für die Komik im Stil und unter Punkt 4 anhand des Themas Zufälle Beispiele für die Komik im Inhalt diskutieren werde, möchte ich noch ein Beispiel für diese Einwürfe geben, in denen dem Leser mehr Informationen über das Universum gegeben wird, in dem die Geschichte spielt. Hier wird die Rasse der Vogonen und im speziellen der Kapitän des Raumschiffes beschrieben, der für die Zerstörung der Erde verantwortlich waren. Somit wird nicht nur der Charakter des Vogonen, der durch seine übertriebene Sturheit und Bosheit schon wieder lustig wirkt, genau beschrieben, bis hin zu der Allgemeinen Entwicklung der Vogonen, es wird gleichzeitigkeit Komik dadurch erzeugt, dass die Geschichte dieser Wesen, die trotz ihrer Dummheit und wegen ihrer Sturheit überlebten beschrieben wird. Adams nutzt viele Gelegenheiten in seinem Buch, um den Leser über Fakten über das Universum zu informieren, die meist höchst amüsant sind.
“Prostnic Cogon Jelz was not a pleasant sight, even for other Vogons. His highly domed nose rose high above a small piggy forehead. His dark green rubbery skin was thick enough for him to play the game of Vogon Civil Service politics, and play it well, and waterproof enough for him to survive indefinitely at sea depths of down to a thousand feet with no ill effects. Not that he ever went swimming of course. His busy schedule would not allow it. He was the way he was because billions of years ago when Vogons had first crawled out the sluggish primeval seas of Vogosphere, and had lain painting and heaving on the planet’s virgin shores ... when the first rays of the bright young Vogsol sun had shone across them that morning, it was as if the forces of evolution had simply given up on them there and then, had turned aside in disgust and written them off as an ugly and unfortunate mistake. They never evolved again: they should never have survived.
The fact that they did is some kind of tribute to the thick-willed slug-brained stubbornness of these creatures. Evolution? they said to themselves, Who needs it? and what nature refused to do for them they simply did without until such time as they were able to rectify the gross anatomical inconveniences with surgery. Meanwhile, the natural forces on the planet Vogosphere had been working overtime to make up for their earlier blunder. They brought forth scintillating jeweled scuttling crabs, which the Vogons ate, smashing their shells with iron mallets; tall aspiring trees of breathtaking slenderness and color which the Vogons cut down and burned the crabmeat with; elegant gazellelike creatures with silken coats and dewy eyes, which the Vogons would catch and sit on. They were no use for transport because their backs would snap instantly, but the Vogons sat on them anyway.
Thus the planet Vogosphere whiled away the unhappy millennia until the Vogons suddenly discovered the principles of interstellar travel. Within a few short Vogon years every last Vogon had migrated to the Megabrantis cluster, the political hub of the Galaxy, and now formed the immensely powerful backbone of the Galactic Civil Service. They have attempted to acquire style and social graces but in mist respects the modern Vogon is little different from his primitive forebears. Every year they import twenty-seven thousand scintillating jeweled scuttling crabs from their native planet and while away a happy drunken night smashing them to bits with iron mallets.
Prostnic Vogon Yeltz was a fairly typical Vogon in that he was thoroughly vile. Also, he did not like hitchhikers.”
3. Defamilarization
Nachdem unter Punkt 2 die Entstehung von Komik zurückgeführt wurde auf sowohl Komik im Stil als auch Komik im Inhalt, wobei Adams auch seine Charaktere stark als Träger der Komik nutzt, werde ich im Folgenden untersuchen, wie durch den Stil Komik erzeugt wird. Adams nutzt hier vielfältige Stilmittel, wie die Übertreibung, verschiedene ungewohnte Blickwinkel und in starkem Maße auch Verfremdung. Lodge bezeichnet in seinem Buch die Verfremdung als Mittel um Dinge aufzuzeigen, die dem gewöhnlichem Betrachter aufgrund von Routine und Angewohnheiten gar nicht mehr auffallen. Das Schwierige hieran für den Schriftsteller ist sicher, wie er die Betrachtungsgewohnheiten des Lesers aufbrechen kann; aus welchem Zusammenhang heraus ein Gegenstand anders als auf die gewöhnliche Art betrachtet werden kann. Zum einen kann die Beschreibung eines Gegenstandes von einem in der Geschichte agierenden Charakter, der eine ungewöhnliche Betrachtungsweise hat, selber vorenommen werden. Dies ist auch in dem von Lodge angeführten Beispiel „Villette“ von Charlotte Brontë (1853) der Fall. Die Heldin sieht in dem von Lodge zitierten Ausschnitt ein Kunstobjekt unter einem gänzlich anderen Blickwinkel als es „normalerweise“ getan wird, und somit wird es dem Leser ermöglicht, sich auch von seiner eigenen festen Wahrnehmung und Vorstellung von Kunstobjekten zu lösen und selber seine Ansichten und Betrachtungsweisen zu erkennen und zu überdenken.
Neben dieser Möglichkeit der Betrachtung eines Gegenstandes durch die Augen eines Charakters in der Geschichte gibt es auch noch die Möglichkeit, die Douglas Adams stark nutzt, den Erzähler einen uns vertraut gewordenen Gegenstand aus einer anderen Perspektive darzustellen. Adams nutzt hierbei die Allwissenheit des Erzählers, er lässt ihn also aus seiner allwissenden Position über Dinge berichten, über die andere nicht alles wissen, weil sie sie nur aus ihrer eingeschränkten Position betrachten. So wird auch der Leser durch den Allwissenden Erzähler über die „wahre“ Natur einiger Dinge und über die eigene Unfähigkeit diese Dinge „richtig“ zu betrachten aufgeklärt. Das Interessante und auch das Lustige hieran ist, dass der Leser von Natur aus darauf vertrauen muss, dass der Erzähler wirklich allwissend ist, und somit seine Betrachtung nicht nur unterschiedlich von der des Lesers, sondern auch die Richtige (zumindest in der Realität der Geschichte) ist. Das der allwissende Erzähler richtig liegt, wird auch im Fortgang der Geschichte immer wieder bestätigt. Obwohl sich Adams so durch seinen allwissenden Erzähler über die Unwissenheit der Leser lustig macht und der Scherz eigentlich auf Kosten der Leser geht, wirkt es für diese lustig, und sie fühlen sich nicht angegriffen, weil diese Angriffe nicht direkt gegen den Leser, sondern gegen menschliches Verhalten allgemein gerichtet sind. Um den Erzähler zu befähigen über menschliches Verhalten und menschliche Betrachtungsweisen zu urteilen, sich sogar darüber lustig zu machen, musste Adams ihn aus großer Distanz berichten lassen. So beginnt auch das Vorwort des Buches recht weit entfernt und nähert sich erst langsam dem Schauplatz des Geschehens:
Far out in the uncharted backwaters of the unfashionable end of the Western Spiral arm of the Galaxy lies a small unregarded yellow sun.
Orbiting this at a distance of roughly ninety-eight million miles is an utterly insignificant little blue-green planet whose ape-descended life forms are so amazingly primitive that they still think digital watches are a pretty neat idea.
This planet has – or rather had – a problem, which was this: most of the people living on it were unhappy for pretty much of the time. Many solutions were suggested for this problem, but most of these were largely concerned with the movements of small green pieces of paper, which is odd because on the whole it wasn´t the small green pieces of paper, that were unhappy.
And so the problem remained; lots of people were mean, and most of them were miserable, even the ones with digital watches.
Many were increasingly of the opinion that they´d all made a big mistake in coming down from the trees in the first place. And some said that even the trees had been a bad move, and that no one should ever have left the oceans.
And then, one Thursday, nearly two thousand years after one man had been nailed to a tree for saying how great it would be to be nice to people for a change, a girl sitting on her own in a small café in Rickmansworth suddenly realize what it was that had been going wrong all this time, and she finally knew how the world could be made a good and happy place. This time it was right, it would work and no one would have to get nailed to anything.
Sadly, however, before she could get a phone to tell anyone about it, a terrible, stupid catastrophe occurred, and the idea was lost for ever.
This is not her story.
But this is the story of that terrible, stupid catastrophe and some of its consequences.
Schon in diesem Vorwort führt Adams seine Leser weit weg von der für sie üblichen Sicht der Dinge. Dadurch, dass er nicht sagt, dass die Geschichte auf der Erde beginnt, sondern den genauen Platz in der Galaxis benennt, erscheint die Geschichte nicht für Menschen erzählt zu sein, der Platz, der allen Lesern bestens bekannt ist, die Erde, wird als unbekannt vorausgesetzt. So wird schon in den ersten eröffnenden Worten des Buches etwas sehr Bekanntes aus einem ungewöhnlichem Blickwinkel betrachtet. Die distanzierte Betrachtung der auf diesem Planeten lebenden Wesen amüsiert den Leser, da er weiß, dass es sich bei diesen seltsamen Lebewesen um Menschen handelt. Der Erzähler stellt sich weit über die Menschen auf der Erde, was er als allwissender Erzähler ja auch tun kann, und amüsiert sich über deren seltsame Eigenart, Digitaluhren als etwas Tolles anzusehen und die seltsame Idee, zur Lösung eines Problems kleine grüne Papierfetzen hin und her zu bewegen. Hier liegt eine Verfremdung in der Betrachtung der gesamten Menschheit und menschlichen Verhaltens vor, dadurch ausgelöst, dass der Erzähler sich aufgrund seiner Allwissenheit von den Menschen an sich distanzieren kann, da Menschen nicht allwissend sind. Adams geht noch weiter mit der Verfremdung und benennt die Zeit, zu der die Geschichte sich zuträgt nicht etwa nach der Jahreszahl, sondern lässt den Erzähler weiter abstrakt und neutral gegenüber menschlichen Gewohnheiten und Betrachtungsweisen bleiben und orientiert sich an der Tatsache, dass die Geschichte geschieht, etwa zweitausend Jahre, nachdem ein Mann wegen seiner Idee an einen Baum genagelt wurde. Ein solch historisches Ereignis wie die Kreuzigung des Begründers des Christentums aus einer derart neutral geschilderten Sichtweise zu sehen, ist einerseits interessant und andererseits einfach lustig. Auch die gesamte Lehre Christi zusammenzufassen in der Aussage „Es wäre doch mal toll, nett zueinander zu sein“ ist etwas, das normalerweise nicht getan wird. Der Nebeneffekt ist sicher neben der Komik auch, dass man sich als Leser erneut Gedanken über diese Dinge macht, die zuvor einfach feststehende Fakten waren. Wir leben im Jahre 2000 und das haben wir akzeptiert und machen uns nur noch selten darüber Gedanken, was diese Zahl eigentlich bedeutet. So wird bereits im Vorwort festes Verhalten und feste Verhaltensweisen durch andere Betrachtungsweisen aufgebrochen und zum eigentlichen Element der Komik gemacht. Als Leser lacht man über das seltsame und oft unlogische Verhalten der Menschen und muss sich doch gleichzeitig eingestehen, dass man über sich selbst lacht.
Neben vielen Verhaltensweisen, die auf diese amüsante Art aufgezeigt und hinterfragt werden, wird Verfremdung aber auch bei ganz alltäglichen Gebrauchsgegenständen angewandt. So hat die besondere Heraushebung eines uns alltäglich und gewöhnlich gewordenen Gegenstandes für uns ebenso etwas Lustiges, wie die eben im Vorwort aufgezeigte Schlechtmachung uns wichtiger technologischer Errungenschaften, wie etwa der Digitaluhren. Ausgehend von der These, dass der Erzähler allwissend ist, also weit über dem Wissen der Menschen steht, weswegen er sich auch über ihre Rückständigkeit lustig machen kann, erscheint es dem Leser seltsam und amüsant, wenn er Dinge, die für uns alltäglich sind und keine weitere Beachtung finden, als überaus wichtig, praktisch und nützlich darstellt. Wie auch in dem Anfangs zitierten Beispiel werden hier durch Verfremdung bestimmte Betrachtungsweisen hinterfragt und neue Perspektiven eröffnet. Nebenbei wirkt diese neue Sichtweise auch äußerst belustigend, aufgrund der Diskrepanz zwischen der normalen Nichtbeachtung und der besonderen Hervorhebung durch den Erzähler (oder im folgenden Fall des Reiseführers, der ebenfalls mit großem Wissen ausgestattet ist). Das folgende Beispiel aus Adams Buch beschäftigt sich mit Handtüchern.
The Hitchhikers Guide to the Galaxy has a few things to say about the topic of towels.
A towel, it says, is about the most massively useful thing an interstellar hitchhiker can have. Partly it has great practical value. You can wrap it around you for warmth as you bound across the moons of Jaglan Beta; you can lie on it on the brilliant marble-sanded beaches of Santraginus V, inhaling the heady sea vapors; you can sleep under it beneath the stars which shine so redly on the dessert world of Kakrofoon; use it to sail a minicraft down the slow River Moth¸ wet it for hand-to-hand combat; wrap it round your head to ward of noxious fumes or avoid the gaze of the Ravenous Bugblatter Beast of Traal (a mind-bogglingly stupid animal, it assumes that if you can’t see it, it can’t see you – daft as a brush, but very, very ravenous); you can wave your towel in emergencies as a distress signal, and of course dry yourself off with it if it still seems to be clean enough.
More importantly, a towel has immense psychological value. For some reason if a strag (strag: nonhitchhiker) discovers that a hitchhiker has his towel with him, he will automatically assume that he is also in possession of a toothbrush, washcloth, soap, tin of biscuits, flask, compass, map, ball of string, gnat spry, wet-weather gear, space suit etc., etc. Furthermore, the strag will then happily lend the hitchhiker any of these or a dozen other items that the hitchhiker might accidentally have “lost.” What the strag will think is that any man who can hitch the length and breadth of the Galaxy, rough it, slum it, struggle against terrible odds, win through and still know where his towel is, is clearly a man to be reckoned with.
Neben der deutlichen Verfremdung des Handtuchs nutzt Adams hier auch wieder die Gelegenheit über den Eintrag im Guide einige Fakten über das Universum zu erzählen, die seltsam und lustig erscheinen. Auch die Aufzählung der Gegenstände die ein strag einem Anhalter unterstellt wird mit zunehmender Länge immer unwahrscheinlicher und lustiger. Dadurch dass Adams vom eventuell noch möglichen (einem Anhalter, der ein Handtuch bei sich trägt unterstellt man schon vielleicht, dass er auch eine Zahnbürste und Waschzeug besitzt) zum immer unwahrscheinlicheren, wie etwa dem Raumanzug schreitet, wird die Komik Stück für Stück aufgebaut.
Die Verfremdung ist ein von Adams in diesem Buch stark verwandtes Stilmittel und ist an sehr vielen Stellen zu erkennen. Auch in dem anfangs zitierten Abschnitt wird Mr. Prosser erst einmal allgemein als nur menschlich beschrieben und kurz darauf wird er von einem ganz anderen Blickwinkel untersucht, von einem Erzähler, dem der Ausdruck menschlich scheinbar unbekannt oder zu unpräzise ist. So wird er schließlich vom streng biologischen und physikalischen Aufbau und seiner evolutionären Abstammung beschrieben, wie ein unbekanntes interessantes Tier. Douglas verwendet noch eine große Anzahl weiterer Stilmittel, wobei schon deren Vielfalt lustig wirkt. Diesen werde ich mich abschließend unter Punkt 5 noch kurz zuwenden.
4. Coincidence
Nachdem nun ein Mittel Adams aufgezeigt wurde, durch welches Komik im Erzählstil erzeugt wird, bleibt die Frage offen, ob und wie auch durch die eigentlichen Geschehnisse Komik erzeugt wurde, da unter Kapitel eins als Quellen der Komik sowohl Stil als auch Inhalt genannt wurden. Schon unter Kapitel eins wurde festgestellt, dass die Charaktere, mit einigen seltsamen Eigenschaften schon für einen großen Teil der Komik sorgen. Betrachtet man sich den Fortgang der Geschichte genauer, wird man schnell feststellen, dass er große Sprünge aufweist. Es scheint unmöglich, die Geschichte hervorzusagen, die Helden werden durch einen Zufall in eine Situation gebracht und kurz darauf durch einen nächsten wieder in eine andere gestoßen.
Wie Lodge schreibt, hat der Schreiber einer Geschichte immer die Schwierigkeit abzuwägen, zwischen der Zufälligkeit des Lebens, die er in seiner Geschichte wiederspiegeln will, und dem Aufbau von Strukturen, die der ganzen Geschichte einen Rahmen geben und dem Leser das Gefühl geben, dass die Geschichte nicht nur ein reines Phantasiegespinnst, sondern auch durchaus möglich sein könnte. Das Aufbauen von Strukturen findet man in Adams Buch kaum; obwohl alles in einer gänzlich normalen Situation beginnt, mit dem Aufstehen von Arthur Dent, der sich anschließend die Zähne putzt und sich rasiert, beginnt die Situation bald zu eskalieren und Dinge, die der Leser einfach nicht voraussehen kann, geschehen. Laut Lodge braucht aber eine Geschichte diesen festen Rahmen aus Strukturen, um nicht gänzlich unglaubwürdig zu werden, wenn auch vom Genre abhängig mehr oder weniger ausgeprägt. In dieser Geschichte wird nicht viel Wert darauf gelegt, dass sie auch wirklich geschehen könnte. Vielmehr ist sie ein hypothetisches Konstrukt, das Fragen stellt, wie etwa was wäre, wenn die Menschen nicht allein im Universum wären? Was wäre, wenn die Erde zerstört würde? was wäre, wenn alles was wir denken zu wissen gar nicht wahr ist? Dass der Leser hier trotz der Tatsache, dass die Geschichte ziemlich unrealistisch ist, doch Spaßam Lesen hat, liegt zum Teil an der durchaus möglichen Ausgangsbasis der Situationen, und dadurch, dass Adams sich langsam über immer Unwahrscheinlicheres schließlich bis zum fast Unmöglichen hinarbeitet. Ähnlich wie bei der Aufzählung der Dinge, die man einem Anhalter unterstellt (siehe 3.), verfährt er auch hier. Aus der alltäglichen Situation des Aufstehens wird plötzlich die Situation in der Athur sein Haus vor Bulldozern verteidigen muss, was man noch einigermaßen akzeptiert; unwahrscheinlich aber noch gut möglich. Kurz darauf wird die Erde zerstört, um einer Hyperraumumgeheungsstraße Platz zu machen, was schon als sehr großer Zufall kaum noch glaubhaft wirkt. Durch die Parallele, dass sich nun die ganze Menschheit in einer stark ähnlichen Situation befindet, wie eben noch Arthur (selbst die Kommentare von Mr. Prosser und dem Vogonen, nach denen genügend Zeit gewesen war, sich beim zuständigen Amt über die Umgehungsstraße zu informieren und umzuziehen, sind ähnlich) wirkt das Ganze allerdings dennoch komisch. Auch Lodge merkt an, dass zwar ein gewisser Halt durch Strukturen gegeben sein sollte, in Komödien aber die Akzeptanz der Leser gegenüber Zufällen wesentlich höher liegt, da diese zugunsten guter Komik auf übertriebene Realistik gerne verzichten. Die Leser Douglas Adams sollten jedenfalls eine große Portion an Zufällen akzeptieren können. Die festen Rahmenstrukturen, die Lodge als Bedingung für Leserakzeptanz nennt, finden sich höchstens in den Charakteren, die zwar teilweise sehr seltsam, aber in ihren Eigenarten doch recht stabil sind. Diese geben dem Leser das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Geschichte, wäre diese feste Struktur nicht gegeben und würden sich auch die Charaktere so schnell ändern wie die Situationen, wäre es sicher kaum ein Vergnügen das Buch zu lesen. Da hier aber ein fester Punkt gegeben ist, so dass sich die Leser mit dem Charakter des Arthur Dent oder anderen identifizieren können, sind die rapiden Wechsel in den Situationen erträglich und sogar komisch. Nachdem die beiden Helden von der explodierenden Erde nur entkommen konnten, weil Arthurs Freund Ford eigentlich Feldforscher für den „Guide“ war und sie per Anhalter von den Köchen der Vogonen mitgenommen wurden, werden sie von den Vogonen als blinde Passagiere aus dem Raumschiff in den sicheren Tod geworfen. Dass die beiden aus dieser Situation gerettet werden, scheint unglaublich unwahrscheinlich, und da sie natürlich gerettet werden, weist der Erzähler noch ausdrücklich auf diese riesige Unwahrscheinlichkeit hin:
The Hitchhikers Guide to the Galaxy says, that if you hold a lungful of air you can survive in the total vacuum of space for about thirty seconds. However, it does go on to say that what with space being the mind-boggling size it is the chances of getting picked up by another ship within those thirty seconds are two to the power of two hundred and seventy-six thousand, seven hundred and nine to one against.
By a totally staggering coincidence, that is also the telephone number of an Islington flat where Arthur once went to a very good party and met a very nice girl whom he totally failed to get off with – she went off with a gate-crasher.
Die Zufälle nehmen in diesem Teil des Buches überhand, so werden nicht nur die beiden gerettet, das Raumschiff, dass sie gerettet hat gehört Zaphod Beeblebrox (nachdem er es auf dessen Jungfernfahrt gestohlen hat), der Fords Jugendfreund ist, und der zufällig einige Monate zuvor auf einer Party auf der Erde war und Trillian (das Mädchen, dass Arthur versucht hatte anzusprechen, und deren Telephonnummer identisch ist mit der erwähnten Unwahrscheinlichkeitsangabe) mit sich genommen hatte. So ergeben sich furchtbar viele Zufälle und viele davon wären nicht einmal nötig, um den Verlauf der Handlung zu gewähren. Adams macht nicht einmal den Versuch diese Zufälle zu erklären und er braucht dieses auch nicht, aufgrund der Tatsache, dass bereits zuvor das Raumschiff mit dem Zaphod und Trillian reisen in seiner Funktionsweise erklärt wurde. Dieses Raumschiff nutzt Adams nicht nur als Erklärung für die seltsamen Zufälle, sondern auch als deren Auslöser. Beschrieben wird es als ein Raumschiff, das riesige interstellare Weiten mithilfe des unendlichen Unwahrscheinlichkeitsantriebs bewältigen kann (wobei Adams natürlich auch wieder eine lustige Geschichte über dessen Entdeckung beisteuern kann), dessen Prinzip darauf beruht, dass er jedes Ereignis eintreten lassen kann, wenn bekannt ist, wie unwahrscheinlich dieses Ereignis ist. Auch an dieses seltsame Instrument nähert er sich erst über mögliche Dinge an, so dass der Übergang zum gänzlich unwahrscheinlichen fließend bleibt. Die Erklärung dafür, dass etwas derart Unwahrscheinliches eintritt, wie die Errettung der beiden Helden zu der genannten Unwahrscheinlichkeit legt Adams dahin, dass das Raumschiff seinen Unwahrscheinlichkeitsantrieb angeschaltet hatte und selber mit einer unglaublich hohen Unwahrscheinlichkeit reiste, wodurch es gleichzeitig jeden Punkt im Universum gleichzeitig durchflog und es also wieder relativ wahrscheinlich wurde, dass die beiden gerettet wurden. Da der Kapitän des Schiffes Zaphod nicht unbedingt interessiert an dieser Erklärung ist und sie ebensowenig begreift, wie manche (oder viele) Leser, wird auch nicht weiter darüber geredet. Das Resultat erscheint jedenfalls, dass sobald der Antrieb dieses Raumschiffes aktiviert wird, um etwas derart Unwahrscheinliches zu bewerkstelligen, wie in Sekundenschnelle von einem Punkt des Universums zu einem am anderen Ende der Galaxis gelegenen Punkt zu springen, immer auch etwas anderes unglaublich unwahrscheinliches geschieht. Der Crew gefällt natürlich die Idee, dass nicht sie selber gehandelt haben, sondern nur durch irgendwelche seltsamen physikalischen Gesetze zusammengebracht wurden, gar nicht:
The Heart of Gold fled on silently through the night of space, now on conventional photon drive. It’s crew of four were ill at ease knowing that they had been brought together not of their own volition or by simple coincidence, but by some curious perversion of physics – as if relationships between people were susceptible to the same laws that governed the relations between atoms and molecules.
So werden all die seltsamen Zufälle nicht mehr als solche angesehen, die Schuld für die Häufung derart unwahrscheinlicher Ereignisse wird einzig und alleine dem Raumschiffantrieb gegeben, durch den Gesetze der Physik so genutzt und verdreht werden, dass schließlich alles möglich (und sogar wahrscheinlich) ist. Sicher wäre das gesamte Kapitel noch amüsanter zu lesen, wenn man ein wenig mehr Ahnung von Physik und Wahrscheinlichkeitsberechnung hätte, doch auch so fühlt man sich als Leser schon an die Mathematikstunden erinnert, in denen man berechnen musste, wie unwahrscheinlich oder wahrscheinlich das Eintreten eines bestimmten Ereignisses sei.
Im fünften Teil der Hitchhiker Reihe geschehen wieder einmal die seltsamsten Dinge, die für den Leser erst einmal wie reine Zufälle wirken. Das Erstaunliche hieran ist, dass Adams am Ende des Buches deutlich werden lässt, dass all diese Ereignisse keineswegs zufällig waren, sondern gänzlich determiniert waren, so dass sie unweigerlich zu dem Ende kommen mussten, mit dem das Buch (und wohl auch endgültig die eigentlich als Trilogie geplante ganze Reihe) endet. Auch hier werden Zufälle durch die Einführung eines Instruments als geplante Abfolge von Ereignissen dargestellt, die nur zu dem einen Schluss führen konnten. Hierbei handelt es sich um einen Vogonen, der um endgültig die Erde und alle Lebewesen darauf zu zerstören mit Hilfe eines High-tech Instruments, das in allen Dimensionen und Zeiten gleichzeitig existieren kann, die Vergangenheit derart ändert, dass alles schließlich auf den einen Punkt zuläuft, an dem die Erde zerstört wird. So muss er nicht mal mehr etwas dabei tun. Die Geschichte ist besonders dadurch auch interessant zu lesen, dass Adams nicht nur vom Blickwinkel eines Charakters zum anderen springt, die Handlung nicht nur abwechselnd an verschiedenen Orten und Zeiten im Universum spielen lässt, sondern zudem auch noch zwischen verschiedenen Dimensionen also alternativen Universen bzw. Möglichkeitsdimensionen hin und her springt. So gibt es zum Beispiel auf der einen Möglichkeitsebene die Trillian, die mit Zaphod Beeblebrox mitgegangen ist und nun als Reporterin im Weltraum herumreist, und auf einer anderen die Trillian, die auf der Erde geblieben ist und das Gefühl nicht loswird, irgendetwas Wichtiges in ihrem Leben verpasst zu haben. In diesem Roman jedenfalls schließt Adams so etwas wie Zufall gänzlich aus, alles greift schließlich ineinander und führt zu dem unvermeidlichen Ende. Dies wirkt dadurch besonders lustig, dass man als Leser die Vorgänge, die dazu führen nicht direkt versteht und alles zuerst einmal wieder furchtbar zufällig erscheint.
5. Sonstige Beispiele
Ich wollte das Buch The Hitchhikers Guide besonders deswegen analysieren, weil mir während des Lesens von Lodges Buch und während der Vorlesung dazu immer wieder auffiel, wie viele der von ihm genannten Mittel in Adams Buch zu finden sind. Daher halte ich es für wichtig, wenigstens noch einige dieser Stilmittel aufzuzeigen.
Die häufigen Sprünge zwischen den einzelnen Blickwinkeln im letzten Buch der Anhalter „Trilogie“ wurden bereits im letzten Kapitel erwähnt. Hier muss sich der Leser fast in jedem Kapitel wieder neu an einen anderen Charakter gewöhnen, aus dessen Sicht die geschehenden Dinge beschrieben werden. Der allwissende Erzähler bleibt dabei zwar stets anwesend und steuert amüsante Geschichten über das Universum bei, doch wird sein Vokabular, seine Einstellung und seine Betrachtungsweise von der des Charakters gefärbt, wenn er beschreibt, was dieser grade erlebt oder sieht. Ebenfalls in diesem (aber auch schon im zweiten und dritten) Teil der Romanreihe nutzt Adams die Möglichkeit des von Lodge unter Kapitel 16 diskutierten Time-shifts, wobei hier noch erschwerend hinzu kommt, dass wie bereits erwähnt der Erzähler nicht nur auf Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ereignissen auf der Zeitachse eingeht, sondern auch noch auf der Achse der verschiedenen Möglichkeitsdimensionen wandert. Dadurch, dass die verschiedenen Charaktere auch selber die Möglichkeit zur Zeitreise haben, entstehen noch interessante Verwicklungen und Verwirrungen.
Im ersten Teil der Reihe wechselt Adams an einer Stelle in die Erzählform des inneren Monologes (Lodge Kapitel 10) über. Die Helden konnten sich hier in letzter Sekunde vor zwei auf sie zufliegenden Raketen retten, indem sie den Unwahrscheinlichkeitsdrive des Schiffes auf gut Glück anschalteten, wodurch alles Mögliche hätte passieren können. Zu ihrem Glück bewirkt diese Aktion, dass sich die Innendekoration des Raumschiffes ein wenig verändert und dass sich die zwei Raketen lustigerweise in einen Topf Petunien und einen Pottwal verwandelten, die auf den Planeten fallen, von dem ursprünglich die Raketen gestartet wurden. Adams schildert hier die ersten und somit auch die letzten Sekunden des Wales aus dessen Sicht, in Form eines inneren Monologes:
Ah...! What’s happening? it thought.
Er, excuse me, who am I?
Hello?
Why am I here? What’s my purpose in life?
What do I mean by who am I?
Calm down, get a grip now...oh! this is an interesting sensation, what is it? It’s a sort of ... yawning tingling sensation in my ... my... well, I suppose I’d better start finding names for things if I want to make any headway in what for the sake of what I shall call an argument I shall call the world, so let’s call it my stomach.
Good. Ooooh, it’s getting quite strong. And hey, what about this whistling roaring sound going past what I’m suddenly going to call my head? Perhaps I call that ... wind! Is that a good name? It’ll do ... perhaps I can find a better name for it later when I’ve found out what it’s for. It must be something very important because there certainly seems to be a hell of a lot of it. Hey! What’s this thing? This ... let’s call it a tail – yea, tail. Hey! I can really trash it about pretty good, can’t I? Wow! Wow! That feels great! Doesn’t seem to achieve very much, but I’ll probably find out what it’s for later on. Now, have I built a up a coherent picture of things yet?
No.
Never mind, hey this is really exciting, so much to find out about, so much to look forward to, I’m quite dizzy with anticipation ...
Or is it the wind?
There really is a lot of that now, isn‘t there?
And wow! Hey! What’s that thing suddenly coming toward me very fast? Very, Very fast. So big and flat and round, it needs a big wide-sounding name like ... ow ... ound ... round ... ground! That’s it! That’s a good name – ground!
I wonder, if it will be friends with me?
And the rest, after a sudden wet thud was silence.
Die Komik wird hier durch den Kontrast des Wissen des Lesers und dem absolut bei Null beginnenden Wales erzeugt. Erstens ist es sicherlich komisch, die Gedanken eines Wales zu lesen, aber der weitaus größere Teil der Komik entsteht dadurch, dass diese Gedanken versuchen die furchtbar vielen Eindrücke der Welt um ihn zu ordnen und Begriffe dafür zu finden. Ein weiteres komiktragendes Element ist sicher die unschuldige letzte Frage des Wales, ob der Boden wohl sein Freund werden wird, die der Leser recht eindeutig beantworten kann, und die anschließend auch der allwissende Erzähler recht trocken beantwortet.
Selbstverständlich kann man auch Aspekte von Lodges Kapitel 29 „Imagining the Future“ in sämtlichen Teile der Anhalter Reihe finden, schließlich handelt es sich um eine Science-Fiction Geschichte. Interessant ist hierbei, dass die Außerirdischen die Menschen zwar als sehr rückständig und unentwickelt betrachten, und es viele Geräte und Instrumente gibt, die uns phantastisch und futuristisch vorkommen, dass aber bei näherer Betrachtung diese Wesen genau so seltsam handeln, ähnlich verrückte Dinge tun und kaum intelligenter scheinen, als die Menschen, über deren Eigenartigkeit sich bereits im Vorwort lustig gemacht wurde. Schließlich finden sich viele Parallelen, wie etwa die zwischen den Vogonen und der Gemeindeverwaltung, der Regierung der Galaxis und menschlichen Regierungsformen, im dritten Teil der Trilogie auch zwischen dem Militär oder Militarismus allgemein und einer furchtbar brutalen Rasse die sich „the Silastic Armorfiends of Striterax“ nannte, und welche in diesem Teil der Reihe für die beinahe Vernichtung des gesamten Universums verantwortlich ist. Die Ähnlichkeiten werden deutlich, doch Adams nutzt auch die Möglichkeit die Entsprechungen außerhalb der Erde um ein Wesentliches zu verschärfen: So sind die Vogonen noch sturer und bürokratischer als jeder irdischer Verwaltungsapparat, die Regierungsformen noch unverständlicher, und auch keinesfalls von den Wesen regiert, die gerade an der Macht zu sein scheinen und die Rasse kriegerischer Außerirdischer noch viel brutaler, kriegerischer und kurzsichtiger (sie bauten eine Bombe, die durch eine riesige Supernova das gesamte Universum vernichten sollte) als jedes Militär der Erde. In Adams Büchern finden sich noch viele weitere derartige Andeutungen, die durchaus direkt auf menschliches Verhalten übertragen werden können und dieses teils stark kritisieren.
Zu sagen, dass die Bücher Adams trivial seien, käme ihnen meiner Meinung aufgrund all dieser feinen Techniken, mit denen Adams arbeitet und sowohl Komik erzeugt, als auch auf Verschiedenes hinweist und kritisiert, nicht annähernd gerecht. Zu sagen, dass sie furchtbar lustig sind und von Vielen mit Freude gelesen werden können, ist etwas, dem ich mich durchaus anschließen kann.
Quellen:
Adams, Douglas: „ The Hitchhikers Guide through the Galaxy“ (Harmony Books 1980)
„The Restaurant at the End of the Universe“ (Pan Books 1980)
„Life, the Universe and Everything“ (Pan Books 1982)
„So long and Thanks for all the Fish“ (Pan Books 1984)
„Mostly Harmless“ (William Heinemann Limited 1992)
Brontë, Charlotte: „Vilette“ (pb Penguin 1854)
Lodge, David: „The Art of Fiction“ (Penguin Books 1992)
- Citar trabajo
- Oliver Brunotte (Autor), 2000, Analyse des Buches 'The Hitchhikers Guide to the Galaxy' von Douglas Adams, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8845
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