Erwin Piscator war einer der wichtigsten Theaterregisseure der Weimarer Republik. Er machte politisches Theater mit dem Ziel der ‚Wirkung auf den Zuschauer’. Um diesen politisch zu aktivieren montierte Piscator in seinen Inszenierungen verschiedenste technische und theatralische Mittel mit der Schauspielkunst. So revolutionierte er in Deutschland die Bühnentechnik und war maßgebend an der Bildung des epischen Theaters beteiligt. Besonders im Deutschland der 1920er Jahre hatte er auch großen Einfluss auf Bertolt Brecht, mit dem er zeitweise zusammenarbeitete. Er etablierte außerdem die Verwendung von Filmen auf der Theaterbühne in Deutschland.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Piscators Stil der Montage und konzentriert sich dabei auf seine Inszenierung von Ernst Tollers Stück 'Hoppla, wir leben!', mit dem 1927 das Theater am Nollendorfplatz (die erste Piscator-Bühne) eröffnet wurde.
In dem Stück verbringt ein revolutionärer Arbeiter acht Jahre inhaftiert in einer Anstalt und verpasst so die zeitgeschichtlichen Ereignisse in Deutschland von 1919 bis 1927. Diese werden in einem Querschnitt deutscher Geschichte durch technische Medien wie Filme und Projektionen dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Piscators Weg zum epischen Theater. Die Entwicklung seines Montage-Stils
3. Die Inszenierung von Hoppla, wir leben!
4. Resümee
5. Abbildungsverzeichnis
6. Bibliographie
1. Einleitung
„Spätere Kunsthistoriker werden den ‚Stil’ feststellen. Wir wollen uns mit der Wirkung begnügen.“, meint Piscator 1929.[1]
Mit diesem Zitat will ich gleich zu Beginn meiner Arbeit den Mittelpunkt von Erwin Piscators Theaterschaffen hervorheben. Meiner Meinung nach war für ihn die Wirkung der Kunst, die Veränderung die sie bewirken kann, das Wichtigste am Theater. Die Kunst soll also nützen, dem Publikum helfen. So machte er politisches Theater mit dem Ziel der ‚Wirkung auf den Zuschauer’. Um ihn politisch zu aktivieren montierte Piscator in seinen Inszenierungen verschiedenste technische und theatralische Mittel mit der Schauspielkunst. So revolutionierte er in Deutschland die Bühnentechnik und war maßgebend an der Bildung des epischen Theaters beteiligt. Besonders im Deutschland der 1920er Jahre hatte er auch großen Einfluss auf Bertolt Brecht, mit dem er zeitweise zusammenarbeitete. Er etablierte auch die Verwendung von Filmen auf der Theaterbühne in Deutschland.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Piscators Stil der Montage und konzentriert sich dabei auf seine Inszenierung von Ernst Tollers Stück Hoppla, wir leben !, mit dem 1927 das Theater am Nollendorfplatz (die erste Piscator-Bühne) eröffnet wurde.
In dem Stück verbringt ein revolutionärer Arbeiter acht Jahre inhaftiert in einer Anstalt und verpasst so die zeitgeschichtlichen Ereignisse in Deutschland von 1919 bis 1927. Diese werden in einem Querschnitt deutscher Geschichte durch technische Medien wie Filme und Projektionen dargestellt.
Das erste Kapitel beschäftigt sich kurz mit den bibliographischen Hintergründen, die Piscator zum epischen Theater und zu seinem typischen Stil der Montage, bei dem besonders die (Bühnen-)Technik eine große Rolle spielt, führten. Außerdem soll ein Überblick über die Intention und die Ideologie von Piscators proletarischem Theater angeführt werden.
Im zweiten Kapitel geht es um die Inszenierung von Hoppla, wir leben!, ein politisches Theaterstück, bei dem Film, Projektionen, Geräuschen und Bühnentechnik wichtige epische Darstellungsmittel sind. Diese werden durch Montage mit der Schauspielkunst kombiniert, um auf das Publikum zu wirken.
2. Piscators Weg zum epischen Theater. Die Entwicklung seines Montage-Stils
In diesem Kapitel soll der bibliographische Hintergrund zu Erwin Piscators Inszenierungsstil und den Anfängen des epischen Theaters kurz umrissen werden. „Episches Theater sollte komplexe historische, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge analysieren, darstellen und erklären.“[2] meint Erika Fischer-Lichte in dem Text Politisches Theater als (kultur-) revolutionäre Aktion.
Prägend für Piscators Theaterschaffen sind vor allem die Fronterlebnisse des Ersten Weltkrieges. So wandte er sich schon früh gegen das herkömmliche, bürgerlich geprägte Theater, das nur eine Scheinwelt, eine Illusion erzeugen würde. Piscator will „wirkliches Leben auf die Bühne bringen“[3] und eine Kunst erzeugen, die „stark genug sei, uns zu helfen“.[4] Schon früh beginnt er, mit seinen Inszenierungen für Widerspruch in der bürgerlichen Öffentlichkeit zu sorgen. Piscator tritt für ein ‚revolutionäres Theater’ ein, welches dem Publikum ein politisches Bewusstsein verschaffen soll. Ähnlich wie die russische Avantgarde oder Brecht traut Piscator dem Theater große politische Wirksamkeit zu. Sein Theater lässt sich auch als antinaturalistisch, antiillusionistisch und vor allem antibürgerlich beschreiben. Er sieht das Theater nicht nur als ‚bloße Unterhaltung’ an, sondern verlangt von ihm sogar die Veränderung der Gesellschaft. Piscator sagt der bürgerlichen Kultur den Kampf an, indem er ihr die proletarische Kultur entgegenstellt. Mit seinem politischen Theater will er die ‚Kluft zwischen Kunst und Leben’ aufheben. Weg vom bürgerlichen - zu einem völlig neuen Kunstverständnis will Piscator die politische Aktivierung des Zuschauers durch das Theater. Dazu verwendet er theatralische Mittel wie Projektionen, Film und Bühnentechnik, die er nach dem Prinzip der Montage nebeneinander oder nacheinander einsetzt.
Als frühe Einflüsse spielen der Dadaismus und der Expressionismus eine Rolle, von dem Piscator sich aber später abwendet.
An den vielen Bühnen, an denen Piscator inszeniert (in den 1920ern in Berlin unter anderem am Proletarischen Theater, dem Centraltheater und der Berliner Volksbühne) kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten mit Behörden, Finanzen und Öffentlichkeit oder zu internen Konflikten. Seine sozialkritischen, meist von sozialistischer Ideologie geprägten Aufführen lösen stetig Kontroversen aus.
Mit seiner Anstellung an der Berliner Volksbühne 1924, eröffnen sich Piscator vor allem was technische Mittel anlangt viele neue Möglichkeiten.
[...]
[1] Piscator, Erwin: 1968, S.48.
[2] Fischer-Lichte, Erika: 1993, S.105.
[3] Vgl. Piscator, Erwin: 1968, S.159.
[4] Vgl. ebd.: S.158.
- Quote paper
- Angelika Kreitner (Author), 2005, Erwin Piscators Montagestil anhand seiner Inszenierung von 'Hoppla, wir leben!', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88176
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