1. Einleitung
Das Thema „Texttypologie“ ist nicht neu. Ganz im Gegenteil, in den letzten zwei Jahrzehnten wurde darüber intensiv diskutiert und eine hohe Anzahl an bis jetzt vorgelegten Vorschlägen zur Texttypologie lässt eine erneute Thematisierung zunächst wenig Erfolg versprechend erscheinen, um diese Problematik zu lösen.
Seit die Linguistik den Text als Gegenstand der Forschung in den Blick nahm, gibt es viele Versuche, eine linguistisch fundierte Texttypologie zu erarbeiten, jedoch konnte bisher kein Ansatz als allgemeinverbindlich gelten, da die Problematik der Texttypologie so vielschichtig ist, dass die einzelnen Vorschläge nur jeweils einen Ausschnitt thematisieren können.
[...]
Beispielsweise beherrschen die meisten Sprachteilnehmer die Kompetenz zur Unterscheidung zwischen Texttypen wie die Gebrauchsanweisung, die Reportage oder den privaten Brief.
Eine wissenschaftliche Typologisierung unterscheidet sich von der gerade erläuterten intuitiven zunächst durch ihre Explizitheit.
Des Weiteren ist sie systematisch und versucht demnach durch Klassenbildung eine einheitliche und gleichmäßige Texttypologie zu ermöglichen. Grundlage dafür sind einheitliche Typologisierungsbasen, um die einzelnen Typen vergleichen zu können. Daher ist Homogenität eine wichtige Bedingung.
Brinker als auch Bronckart legen ihrer Texttypologie eine Basis zugrunde, auf welche ich im Laufe der Arbeit eingehen werde.
Eine wissenschaftliche Typologie muss in jedem Fall mit der intuitiven Typologie gemeinsam haben, dass ihre Ergebnisse in konkreten Situationen der Kommunikation anwendbar sein sollten.
Es ist nicht leicht, bestimmte Texte aus der Alltagswelt zu klassifizieren, da diese, wie bereits erwähnt, Eigenschaften mehrerer Texttypen aufweisen können oder aber keiner Klasse einfach zuzuordnen sind.
In dieser Arbeit möchte ich die Texttypologien der Linguisten Klaus Brinker und Jean-Paul Bronckart miteinander vergleichen, an einem Textbeispiel erläutern und schlussfolgern, welche der beiden Theorien linguistisch besser geeignet ist, Texte zu diskriminieren.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Texttypologie Brinkers vs. „La typologie énonciative“ Bronckarts
3. Ein Beispiel der Texttypologie nach Bronckart
3.1. La base socio-langagière
3.1.1. Le lieu social
3.1.2. L’énonciateur et le destinataire
3.1.3. Le but langagier
3.1.4. Le genre du discours de Bakhtine
3.2. Die Einordnung in die vier „architypes discursifs“
4. Ein Beispiel der Texttypologie nach Brinker
4.1. Textfunktion
4.2. Kommunikationsform und Handlungsbereich
4.3. Lokale und temporale Orientierung des Themas
4.4. Grundform der thematischen Entfaltung und Realisationsform
4.5. Textsortenspezifische sprachliche und ggf. nichtsprachliche Mittel
5. Zusammenfassung
6. Bibliographie
7. Textbeispiel
1. Einleitung
Das Thema „Texttypologie“ ist nicht neu. Ganz im Gegenteil, in den letzten zwei Jahrzehnten wurde darüber intensiv diskutiert und eine hohe Anzahl an bis jetzt vorgelegten Vorschlägen zur Texttypologie lässt eine erneute Thematisierung zunächst wenig Erfolg versprechend erscheinen, um diese Problematik zu lösen.
Seit die Linguistik den Text als Gegenstand der Forschung in den Blick nahm, gibt es viele Versuche, eine linguistisch fundierte Texttypologie zu erarbeiten, jedoch konnte bisher kein Ansatz als allgemeinverbindlich gelten, da die Problematik der Texttypologie so vielschichtig ist, dass die einzelnen Vorschläge nur jeweils einen Ausschnitt thematisieren können.
Beispielsweise zeigt die Texttypologieforschung eine verwirrende Vielfalt von Termini, die häufig von Autoren synonym für ein Phänomen verwendet werden. Dadurch kommt es dazu, dass verschiedene Phänomene in eins gesetzt werden und der Textsortenbegriff unscharf wird.
Einige etablierte Textsorten können nach ihrer Funktion definiert werden, d.h. nach dem Beitrag der Texte zur Interaktion. Dementsprechend kann man einige Dominanzen identifizieren, jedoch ist es nicht möglich, eine strikte Kategorisierung für jedes denkbare Beispiel zu erhalten. In vielen Texten findet man eine Mischung von z.B. deskriptiven, narrativen und argumentativen Funktionen.
Die Kompetenz zur Unterscheidung von Texttypen ist teils als allgemein menschliche Fähigkeit, teils als Umgangserfahrung anzusehen.[1] Dies bedeutet, dass der Mensch einer derart starke Differenzierung von Texttypen durchführen kann, wie es seine Umgebung erlaubt und wie es für seine eigenen Handlungsbedürfnisse von Nöten ist. Dies wiederum lässt den Schluss zu, dass ein Sprachteilnehmer, der mit vielen unterschiedlichen Texten gewohnt ist umzugehen, eine größere Kompetent zur Typologisierung hat als ein Sprachteilnehmer, welcher nur mit einer kleinen Menge von Texttypen umgeht. Beispielsweise beherrschen die meisten Sprachteilnehmer die Kompetenz zur Unterscheidung zwischen Texttypen wie die Gebrauchsanweisung, die Reportage oder den privaten Brief.
Eine wissenschaftliche Typologisierung unterscheidet sich von der gerade erläuterten intuitiven zunächst durch ihre Explizitheit.
Des Weiteren ist sie systematisch und versucht demnach durch Klassenbildung eine einheitliche und gleichmäßige Texttypologie zu ermöglichen. Grundlage dafür sind einheitliche Typologisierungsbasen, um die einzelnen Typen vergleichen zu können. Daher ist Homogenität eine wichtige Bedingung.
Brinker als auch Bronckart legen ihrer Texttypologie eine Basis zugrunde, auf welche ich im Laufe der Arbeit eingehen werde.
Eine wissenschaftliche Typologie muss in jedem Fall mit der intuitiven Typologie gemeinsam haben, dass ihre Ergebnisse in konkreten Situationen der Kommunikation anwendbar sein sollten.
Es ist nicht leicht, bestimmte Texte aus der Alltagswelt zu klassifizieren, da diese, wie bereits erwähnt, Eigenschaften mehrerer Texttypen aufweisen können oder aber keiner Klasse einfach zuzuordnen sind.
In dieser Arbeit möchte ich die Texttypologien der Linguisten Klaus Brinker und Jean-Paul Bronckart miteinander vergleichen, an einem Textbeispiel erläutern und schlussfolgern, welche der beiden Theorien linguistisch besser geeignet ist, Texte zu diskriminieren.
2. Die Texttypologie Brinkers vs. „La typologie énonciative“ Bronckarts
Brinker, der als einer der führenden Vertreter der pragmatischen Textlinguistik gilt, führt zur näheren Bestimmung von Textsorten kontextuelle, funktionale und strukturelle Kriterien ein.
Dabei betont er, dass Textfunktionen als Hauptkriterium für die Unterscheidung von Textsortenklassen angesehen werden, also als eine Kategorie aufgefasst werden muss, die mehrere Textsorten beinhaltet. Die Textfunktion bezeichnet demnach den Zweck, die dem Text dient, d.h. die Kommunikationsabsichten, die im Text ausgedrückt werden.
Nach diesem Kriterium unterscheidet Brinker fünf Großklassen[2]:
- Informationstexte (Nachricht, Bericht, Sachbuch, Rezension…)
(textes informatifs = producteur du texte communique les faits X au destinataire)[3]
- Appelltexte (Werbeanzeige, Kommentar, Gesetz, Antrag…)
(textes d’appel = producteur du texte invite le destinataire à adopter l’avis/le comportement X ou à exécuter l’action X)[4]
- Obligationstexte (Vertrag, Garantieschein, Gelöbnis…)
(textes d’obligation = producteur du texte s’engage vers le destinataire à exécuter un acte X)[5]
- Kontakttexte (Kondolenzschreiben, Danksagung, Ansichtskarte…)
(textes de contact = producteur du texte fait le destinataire savoir qu’il a intérêt d’installer ou de maintenir un bon contact ou qu’il a de la compassion pour lui)[6]
- Deklarationstexte (Testament, Ernennungsurkunde…)
(textes déclaratifs = producteur du texte fait autorité que désormais X vaille/passe pour Y)[7]
Bronckarts „Typologie énonciative“ baut sich wie die Typologie Brinkers auf einer Typologisierungsbasis auf, der sog. „base socio-langagière“. Diese Basis ist zu verstehen als eine soziale Verankerung, „ancrage social“, die jedem Text zugrunde liegt. Bronckart beruft sich dabei auf die Erkenntnisse von Vygotsky[8], der den Terminus Text als ein soziales Objekt definiert, das im Zusammenhang mit einer Geschichte, Kultur oder einem Individuum entstanden ist. Dabei spezifiziert die „situation socio-langagière der Textgenese, in welcher Interaktion, zu welchem Zweck und zu welchem Einsatz der Text produziert wird.[9]
Bronckart unterscheidet vier Aspekte dieser Basis:
-Le lieu social
-L’énonciateur et le destinataire
-Le but langagier
-Le genre du discours de M. Bakhtine[10]
Der Aspekt des „but langagier“, also das Kommunikationsziel ist der Kategorie der Textfunktion bei Brinker sehr ähnlich. Bronckart klassifiziert folgende „genres textuels“[11]:
-1. faire connaître, exposer (des faits, des connaissances)
-2. faire comprendre, expliquer (donc commenter, reformuler de diverses facons)
-3. faire penser/agir (donc convaincre de, argumenter logiquement)
-4. raconter pour distraire
Des Weiteren weist er darauf hin, dass diese Unterscheidung lediglich die Dominanten eines Genres darstellen, nicht jedoch als definitive Charakterisierungen zu betrachten sind[12], da das reale Ziel eines Textes durchaus gut hinter einem oberflächlichen Ziel verborgen werden kann.
[...]
[1] Vgl. Kron, Olaf: Probleme der Texttypologie, Frankfurt am Main: Europäischer Verlag der Wissenschaften 2002, S. 89.
[2] Vgl. Brinker, Klaus: Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden, 5. Aufl., Berlin: Erich Schmidt Verlag GmbH&Co. 2001, S. 136.
[3] Vgl. Fuchs, V./ Meleuc, S.: Linguistique francaise: francais langue étrangère. Vol. II : Syntaxe, lexique, textualité, Frankfurt am Main : Europäischer Verlag der Wissenschaften 2004,S. 197.
[4] Vgl. Fuchs/Meleuc, S. 197.
[5] Vgl. Fuchs/Meleuc, S. 197.
[6] Vgl. Fuchs/Meleuc, S. 197.
[7] Vgl. Fuchs/Meleuc, S. 197.
[8] Weiterführende Literatur: Vygotsky, L.S. (1934, trad. 1985): Pensée et langage, Paris, Editions sociales. bzw. Vygotsky, L.S. (1982), Thought and Language, Cambridge, M.I.T. press.
[9] Vgl. Fuchs/Meleuc, S. 199.
[10] Weiterführende Literatur: M. Bakhtine, Les genres du discours, 1984, S. 265-308.
[11] Vgl. Fuchs/Meleuc, S. 200, Bronckart, Jean-Paul: Le Fonctionnement des discours. Un modèle psychologique et une méthode d’analyse, Paris: Delachaux&Niestlé S.A. 1994, S.34.
[12] vgl. Bronckart, S.34.
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