Arthur Schopenhauer kann, nachdem seine Werke lange Zeit völlig unbeachtet geblieben waren, nicht als Repräsentant einer bestimmten gesellschaftlichen Front betrachtet werden. So muss sich zunächst, wenn seine Philosophie verstanden werden will, mit Schopenhauers Persönlichkeit beschäftigt werden und das nicht nur mit seinem äußeren Lebensweg, sondern vor allem mit seinem Charakter. Denn hier gilt Fichtes Wort, dass die Philosophie, die man betrachtet, davon abhängig ist, was für ein Mensch man ist.
Anschließend wird ausgehend von einigen grundlegenden Erläuterungen zu den wichtigsten Begrifflichkeiten Schopenhauers aus seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ auf die Abhandlung des zweiten Buches „Über den Wahnsinn“ eingegangen, seine Sichtweise näher ausgeführt und Zusammenhänge hergestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Persönlichkeit Schopenhauer
3. Grundlegende Begrifflichkeiten
3. 1. Die Welt als Wille
3.2. Objektität und Objektivation des Willens
3.3. Die Idee
3.4. Die Erkenntnis/ Das Erkennen
4. „Über den Wahnsinn“
5. Das Genie
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur
1. Einleitung
Arthur Schopenhauer kann, nachdem seine Werke lange Zeit völlig unbeachtet geblieben waren, nicht als Repräsentant einer bestimmten gesellschaftlichen Front betrachtet werden. So muss sich zunächst, wenn seine Philosophie verstanden werden will, mit Schopenhauers Persönlichkeit beschäftigt werden und das nicht nur mit seinem äußeren Lebensweg, sondern vor allem mit seinem Charakter. Denn hier gilt Fichtes Wort, dass die Philosophie, die man betrachtet, davon abhängig ist, was für ein Mensch man ist.[1]
Anschließend wird ausgehend von einigen grundlegenden Erläuterungen zu den wichtigsten Begrifflichkeiten Schopenhauers aus seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ auf die Abhandlung des zweiten Buches „Über den Wahnsinn“ eingegangen, seine Sichtweise näher ausgeführt und Zusammenhänge hergestellt.
2. Die Persönlichkeit Schopenhauer
Arthur Schopenhauer wurde im Jahre 1788 in Danzig geboren. Durch längere Reisen durch England und Frankreich machte er sich die betreffenden Sprachen zu eigen. Nach dem Tod seines Vaters begann er 1809 sein Studium der Naturwissenschaften und der Philosophie in Göttingen. 1813 schrieb er die Abhandlung „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“, mit welcher er auch promovierte. 1818 gab Schopenhauer sein Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ heraus. 1820 unternahm er den Versuch Professor zu werden. Jedoch zog sich der höchst selbstbewusste Dozent, der einmal sagte: „Ein Denkmal wird die Nachwelt mir errichten!“[2], schnell von dieser Stellung zurück, da die erwarteten Hörer eher Interesse an dem, zur selben Zeit berühmten, Hegel bekundeten. Die folgenden zehn Jahre verbrachte er ohne zu lesen in Italien, Dresden und Berlin. Als die Cholera ausbrach, flüchtete er nach Frankfurt am Main und starb dort auch im Jahr 1860.
Schopenhauers ererbte Veranlagung und sein Lebensschicksal haben im Zusammenwirken seinen Charakter geprägt, der sich im Grundgedanken und in jeder Einzelheit seines Systems unverkennbar spiegelt. So ist nach Schopenhauers Wort der Charakter vom Vater erblich und die Intelligenz hingegen von der Mutter. Ein starkes Triebleben, ein leidenschaftlicher Wille auf der einen Seite, ein wacher Intellekt verbunden mit einem tiefen Blick für das Schöne der Natur, aber auch für das Leiden der Kreatur andererseits, sind die beiden Hauptelemente von Schopenhauers Charakter, die fortwährend miteinander im Kampf lagen.[3] Wieder zu finden sind diese Elemente in seiner Philosophie, nach welcher die Welt als Wille, blinder Trieb, andererseits Vorstellung, Anschauung, Erkenntnis.
Schopenhauer war ein Genie und wusste es ganz genau: „Was ist denn Bescheidenheit anderes als geheuchelte Demut,…“[4] Leidenschaftliches Verlangen nach Ruhm und Anerkennung lag in ihm ständig im Widerstreit mit Welt- und Menschenverachtung.
Er hatte das Glück, seine Überzeugung von dem unvergänglichen Wert des von ihm Geschaffenen im Alter noch selbst bestätigt zu sehen. Etwa um 1850 wurde das Schweigen um sein Werk gebrochen. Vor allem die Enttäuschung, die auf die missglückte Revolution 1848 folgte, machte die Menschen für Schopenhauers pessimistische Weltanschauung aufnahmebereit. In den folgenden Jahren ging eine Welle des Pessimismus durch die europäische Kunst. So war beispielsweise die frühe Schaffensphase Richard Wagners von Schopenhauers Pessimismus geprägt.
Als er sich gerade in der Sonne der endlich erlangten Anerkennung wärmte, ereilte ihn der Tod im Jahre 1860.[5]
3. Grundlegende Begrifflichkeiten
Arthur Schopenhauers Philosophie in „Die Welt als Wille und Vorstellung“ wird stark durch viele Begrifflichkeiten geprägt. Für ihn ist die Philosophie eine Wissenschaft von Begriffen, welche die lebendige Anschauung des Weltinhalts begrifflich darstellt.[6] Um das Problem des Wahnsinns in sein philosophisches System einordnen zu können, ist es notwendig einzelne Begriffe näher zu betrachten.
3. 1. Die Welt als Wille
Die Welt als Wille beinhaltet die Dinge an sich und bezeichnet das innerste Wesen der Welt. Hier billigt Schopenhauer die Einteilung Kants in Erscheinung und Ding an sich. Jedoch erweitert er diese Einteilung, indem er einräumt, dass „wir“[7] nicht nur auf die Erkenntnis der Erscheinung beschränkt sind, sondern dass uns ebenso die Dinge an sich zugänglich sind. Das heißt, dass diese für uns erlebbar sind.
Schopenhauer sieht den Willen als endloses Streben, einen blinden Drang, welcher keinen Grund besitzt und auch kein Ziel verfolgt.[8] Der Wille ist eine selbständige, freie Kraft, die als das Treibende im Bewusstsein, im Leben und in der Natur betrachtet werden muss.[9] Dieser Voluntarismus schlägt sich bei Schopenhauer dahingehend nieder, dass der Wille als Hauptfaktor des psychischen Geschehens bzw. des Seins agiert und dass er den Intellekt und den Organismus als unmittelbare Erscheinungen des Willens, als dessen Produkte, sieht.[10] Der Wille fungiert als Beherrscher und Ursprung des Intellekts. Er ist demnach metaphysischer Natur. Er verbirgt sich hinter den Assoziationen der Vorstellungen, in welche er eine Einheit bringt.[11]
In Bezug auf den Leib ist der Wille die Selbsterfahrung des eigenen Leibes und so ist der Willensakt genauso ein Leibesakt. Damit hebt Schopenhauer den traditionellen Leib- Seele- Dualismus auf und setzt auf einen seelisch- geistigen Willen, welcher den Körper kommandiert.[12]
Die Basis des Willens bilden Bedürftigkeit, Mangel und Schmerz. Dies führt uns zu der Betrachtung der Verneinung des Willens. Diese tritt ein, wenn ein Mensch sein eigenes Leiden immer mehr und deutlicher erkennt. Dieses Leiden stellt ein Hindernis dar, welches eine Hemmung des Willens hervorruft. Es kommt zur Selbstaufhebung des Willens, er wendet sich gegen sich selbst. Hier wird die Freiheit des Willens unmittelbar deutlich. Die Funktion des Willens als das Streben nach Leben kommt langsam zum Erliegen. Er bejaht das Leben immer schwächer und dies führt zur Verneinung des Lebens.
[...]
[1] Störig 2004, S. 572
[2] Ebd. 2004, S. 573
[3] Störig 2004, S 574
[4] Ebd. 2004, S.575
[5] Ebd. 2004, S. 576
[6] Eisler 2001, Digitale Bibliothek: Schopenhauer
[7] Unter „wir“ versteht Schopenhauer die Subjekte des Erkennens. (Arthur Schopenhauer, „Die Welt als Wille und Vorstellung“ Buch 1, §32)
[8] Eisler 2001, Digitale Bibliothek: Schopenhauer
[9] Ebd. 2001: Wille
[10] Ebd. 2001: Voluntarismus
[11] Eisler 2001, Digitale Bibliothek: Schopenhauer
[12] Safranski 1996, S. 336
- Citation du texte
- Anja Thonig (Auteur), 2007, Arthur Schopenhauers "Über den Wahnsinn" in seinem Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88127
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