Für uns als zukünftige Religionslehrer/-innen im beruflichen Schulwesen besitzt das Thema Islam – man denke beispielsweise an den täglichen Umgang mit muslimischen Schüler/-innen und nicht zuletzt wegen den politischen Entwicklungen der letzten Jahre – einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert. Im Sinne eines kulturell-religiösen Dialogs ist es unseres Erachtens nach sehr wichtig, sich mit dieser Religion auseinander zu setzen. Durch das Beispiel einer Hauptschule in Erlangen, die in einer Vorreiterrolle den islamischen Religionsunterricht eingeführt hat, ist uns die Tragweite dieses Themas vor Augen geführt worden.
Im Folgenden sollen die fünf Säulen des Islam näher vorgestellt werden, um einen ersten Anhaltspunkt über diese uns häufig fremdartig erscheinende Religion zu geben. Gleichzeitig ist es unser Anliegen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Christentum anzusprechen, um somit auf Verbindendes sowie auf Problembereiche hinzuweisen. Vor allem das auftretende Konfliktpotential einer strengen Auslegung der islamischen Glaubenspraxis in einer säkularen, westlichen Gesellschaft wird in einigen zentralen Bereichen aufgezeigt.
Die Grundbedeutung des arabischen Begriffs Islam ist die „Unterwerfung unter Gottes Willen“. Dabei könnte die Namensgebung auf den Propheten Muhammad (570-632 n.Chr.) zurückgehen, der in Abraham einen vorbildlichen Muslim sah, der nach dem Willen Gottes bereit war, seinen eigenen Sohn zu opfern (Sure 37,99-113). Im Koran wird kein Prophet vor Abraham als Muslim bezeichnet. Der Begriff Muslim ist das Partizip zu Islam und bedeutet „der sich Unterwerfende“.
Der Islam breitete sich von Mekka und Medina (Wirkungsstätten des Religionsstifters Muhammad) über die arabische Halbinsel vor allem im Nahen und Fernen Osten wie auch in Afrika aus. Weltweit gehören ca. 1,2 Milliarden Menschen dieser Glaubensrichtung an. Nur das Christentum mit etwa 2 Milliarden Anhängern ist zahlenmäßig noch größer. Trotz einer in der Literatur häufig ausgeblendeten Vielfalt der Glaubensrichtungen und -praktiken, lässt sich für den Islam als Einheit die Verbindlichkeit von fünf religiösen Grundpflichten feststellen. Diese sog. fünf Säulen gehen dem Koran zufolge auf ein Bekenntnis Muhammads zurück (Sure 2,177). Sie stellen die Grundpflichten eines Muslims gegenüber Gott und seinen Mitmenschen bzw. der Gemeinschaft der Gläubigen (umma) dar.
Inhaltsverzeichnis
1. Exposee
2. Die Fünf Säulen des Islam
2.1 Allgemeine Bemerkungen
2.2 Das Glaubensbekenntnis (shahada)
2.3 Das Gebet (salat)
2.4 Das Almosen (zakat)
2.5 Das Fasten (saum)
2.6 Die Pilgerreise (hadsch)
3. Resümee
Literaturverzeichnis
1. Exposee
Für uns als zukünftige Religionslehrer/-innen im beruflichen Schulwesen besitzt das Thema Islam – man denke beispielsweise an den täglichen Umgang mit muslimischen Schüler/-innen und nicht zuletzt wegen den politischen Entwicklungen der letzten Jahre – einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert. Im Sinne eines kulturell-religiösen Dialogs ist es unseres Erachtens nach sehr wichtig, sich mit dieser Religion auseinander zu setzen. Durch das Beispiel einer Hauptschule in Erlangen, die in einer Vorreiterrolle den islamischen Religionsunterricht eingeführt hat, ist uns die Tragweite dieses Themas vor Augen geführt worden.
Im Folgenden sollen die fünf Säulen des Islam näher vorgestellt werden, um einen ersten Anhaltspunkt über diese uns häufig fremdartig erscheinende Religion zu geben. Gleichzeitig ist es unser Anliegen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Christentum anzusprechen, um somit auf Verbindendes sowie auf Problembereiche hinzuweisen. Vor allem das auftretende Konfliktpotential einer strengen Auslegung der islamischen Glaubenspraxis in einer säkularen, westlichen Gesellschaft wird in einigen zentralen Bereichen aufgezeigt.
2. Die Fünf Säulen des Islam
2.1 Allgemeine Bemerkungen
Die Grundbedeutung des arabischen Begriffs Islam ist die „Unterwerfung unter Gottes Willen“[1]. Dabei könnte die Namensgebung auf den Propheten Muhammad (570-632 n.Chr.) zurückgehen, der in Abraham einen vorbildlichen Muslim sah, der nach dem Willen Gottes bereit war, seinen eigenen Sohn zu opfern (Sure 37,99-113). Im Koran wird kein Prophet vor Abraham als Muslim bezeichnet.[2] Der Begriff Muslim ist das Partizip zu Islam und bedeutet „der sich Unterwerfende“[3].
Der Islam breitete sich von Mekka und Medina (Wirkungsstätten des Religionsstifters Muhammad) über die arabische Halbinsel vor allem im Nahen und Fernen Osten wie auch in Afrika aus. Weltweit gehören ca. 1,2 Milliarden Menschen dieser Glaubensrichtung an. Nur das Christentum mit etwa 2 Milliarden Anhängern ist zahlenmäßig noch größer.[4]
Trotz einer in der Literatur häufig ausgeblendeten Vielfalt der Glaubensrichtungen und -praktiken, lässt sich für den Islam als Einheit die Verbindlichkeit von fünf religiösen Grundpflichten feststellen.[5] Diese sog. fünf Säulen gehen dem Koran zufolge auf ein Bekenntnis Muhammads zurück (Sure 2,177). Sie stellen die Grundpflichten eines Muslims gegenüber Gott und seinen Mitmenschen bzw. der Gemeinschaft der Gläubigen (umma) dar. Im modernen Arabisch wird umma für „Nation“ gebraucht.[6] Jedoch ist die häufig anzutreffende Bemerkung, im Islam sei Religion und Staat identisch, abzulehnen, da die entstandenen Staaten nach dem Untergang des Osmanischen Reiches mehr oder weniger säkular geprägt sind.[7]
2.2 Das Glaubensbekenntnis (shahada)
Die erste Säule des Islam ist das Glaubensbekenntnis (shahada) mit folgendem Wortlaut: ‚Ich bezeuge, daß es keine Gottheit außer Gott [Allah] gibt und daß Muhammad der Gesandte Gottes ist’.[8] Mit dem Sprechen der shahada vor mindestens zwei Zeugen erfolgt die Aufnahme in die Gemeinschaft des Islam. Es sind auch die ersten Worte, die einem Kind direkt nach der Geburt ins Ohr geflüstert werden; und die letzten Worte, die einem Muslim vor seinem Tod mitgegeben werden. Außerdem betet jeder gläubige Muslim das Bekenntnis im Rahmen des täglichen Gebets (siehe Kap. 2.3).[9]
Das Gottesverständnis im Islam – wie es auch im Bekenntnis zum Ausdruck kommt – unterscheidet sich von dem des Christentums in zentralen Aspekten: Denn es gilt ein absoluter Monotheismus, der Gott als Einheit sieht und keine Teilbarkeit zulässt.[10] Gott ist demnach einzigartig und unvergleichlich.[11] Das besondere Gottesverständnis zeigt sich auch zu Beginn einer jeden Koransure, die mit den Worten „im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen“ beginnt.[12]
Als Gesamtschau der islamischen Gottesvorstellung gilt die auch als Thronvers bekannte Sure 2,255. Das vom Christentum unterschiedliche Gottesbild zeigt sich deutlich bei der Trinitätslehre, die vom Koran abgelehnt wird (Sure 112,1-4). Jesus Christus gilt im Islam als bedeutender Prophet, aber eben nicht als Sohn Gottes (Sure 4,172).[13]
Demgegenüber zeigt sich gerade bei den verehrten Propheten die Nähe des Islam zu Juden- und Christentum. Muhammad als Siegel der Propheten nimmt eine herausgehobene Stellung ein. Aber auch Personen wie Adam, Noah, Mose und vor allem Abraham werden im Koran erwähnt und gelten als Propheten. Abraham – der häufig auch als gemeinsamer Stammvater der semitischen Religionen angeführt wird – findet besondere Verehrung im Islam. Er bzw. sein Sohn Ismael gelten als Erbauer der Kaaba in Mekka (Sure 2,127).[14]
An dieser Stelle halten wir es für angebracht, kurz auf zentrale Aspekte des Koran im Vergleich zur Bibel einzugehen: Der Koran („Lesung“, „Rezitation“) gilt als unverfälschtes Wort Gottes und bedarf daher keiner Interpretation bzw. Auslegung wie es christliche Theologen vornehmen. Das Urexemplar des Korans als Mutter der Schrift wird im Himmel bei Allah verwahrt. Der Koran – durch die mündliche Offenbarung an Muhammad – ist somit das Bindeglied zwischen Gott und Mensch. Außerdem gilt ein exklusiver Anspruch der arabischen Sprache, denn die Schrift ist nur auf arabisch gültig. Jede Übersetzung in eine andere Sprache bedeutet eine Interpretation bzw. Kommentierung des arabischen Urtextes.[15]
2.3 Das Gebet (salat)
Das rituelle islamische Gebet heißt auf arabisch salat. Es ist für jeden Muslim ab dem 12. Lebensjahr verpflichtend.[16] Es geht auf ein Gleichnis Muhammads zurück, der das Baden im Fluss mit äußerlicher Reinheit verbindet und das Gebet als Vorgang der innerlichen Reinigung von den Sünden ansieht.[17]
[...]
[1] Haußig, Hans-Michael, Der Religionsbegriff in den Religionen, Berlin/Bodenheim b. Mainz 1999, S.196.
[2] Vgl. Haußig, 1999, S.197. Vgl. auch Arkoun, Mohammed, Der Islam. Annäherung an eine Religion, Heidelberg 1999, S.35.
[3] Halm, Heinz, Der Islam. Geschichte und Gegenwart, München 42002, S.7.
[4] Länder mit der größten muslimischen Bevölkerung sind Indonesien, Pakistan, Bangladesch und Indien (jeweils über 100 Mio. Anhänger). Vgl. Halm, 2002, S.7.
[5] Die beiden grundsätzlichsten Glaubensrichtungen sind die Sunniten (ca. 90%) und Schiiten (ca. 10%). Vgl. Richter-Bernburg, Lutz, Vielfalt in der Einheit. Der Islam, 2002, in: http://www.uni-tuebingen.de/orientsem/download/lrb.pdf, zugegriffen am: 11.02.2007, S.1.
[6] Vgl. Halm, 2002, S.21.
[7] Vgl. Halm, Heinz, Islamisches Rechts- und Staatsverständnis. Islam und Staatsgewalt, o.J., in: http://www.uni-tuebingen.de/orientsem/download/halm.pdf, zugegriffen am: 11.02.2007, S.4. Paradebeispiel für eine laizistische Staatsauffassung ist die Türkei Kemal Atatürks.
[8] Halm, 2002, S.60.
[9] Vgl. Kerr, David, Der Kult des Islams, in: Metz, Wulf [Hg. u.a.], Handbuch Weltreligionen, Wuppertal 1996, S.321-325, S.321.
[10] Was auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass von dem arabischen Wort „a llah “ keine Pluralform gebildet werden kann.
[11] Vgl. Halm, 2002, S.8-10.
[12] Für diese Arbeit wurde folgende Koranübersetzung verwendet: Khoury, Adel Theodor/Abdullah, Muhammad Salim, Der Koran, Gütersloh 32001.
[13] Vgl. Miehl, Melanie, 99 Fragen zum Islam, Gütersloh 22001, S.14f. Vgl. auch Arkoun, 1999, S.126.
[14] Vgl. Halm, 2002, S.10-13.
[15] Vgl. Halm, 2002, S.13-16. Vgl. auch Struwe, Gerhard, Der Islam. Zwischen Toleranz und Fundamentalismus, Donauwörth 2004, S.14f.
[16] Vgl. Trutwin, Werner, Die Weltreligionen. Islam, Düsseldorf 32003, S.65.
[17] Vgl. Struwe, 2004, S.43.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Hdl. Björn Widmann (Autor:in), Lisa Rebstock (Autor:in), 2007, Die Fünf Säulen des Islam, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87967
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