Gegenstand dieser Ausarbeitung ist daher die Frage, wie es überhaupt zu einem amerikanischen Engagement in Vietnam kam und welche Ursachen hierfür ausschlaggebend waren. Um einen Einstieg in die komplexe Thematik zu erleichtern, bildet ein kurzer historischer Überblick von der Ausgangssituation in Vietnam im Jahre 1945 den Anfang. Im Hauptteil werden die verschiedenen Phasen des amerikanischen Engagements in den vierziger und fünfziger Jahren näher analysiert. Dabei sollen die amerikanischen Motive und Entscheidungen verdeutlicht werden, die zu der fortschreitenden Verwicklung der USA in dieser Region geführt haben. In der Schlussbetrachtung werden die wesentlichen Erkenntnisse zusammengefasst und einer Bewertung unterzogen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Indochina nach dem II. Weltkrieg
3. Das amerikanische Engagement im Ersten Indochinakrieg
3.1. "Pro-französische Neutralität" (1945-49)
3.2. "Intervention?" 1950-1951
4. Die amerikanische Reaktion auf die Niederlage Frankreichs
4.1. Die Genfer Konferenz
4.2 SEATO
4.3. "Building a Nation"
5. Schlußbetrachtung
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Telford Taylor bezeichnete in seiner Analyse den Vietnamkrieg zu Recht als "eine amerikanische Tragödie".[1] Die Entscheidung jedoch, welche am Krieg beteiligte Partei für die Niederlage der hochtechnisierten Supermacht USA in dem rückständigen Land Vietnam zur Verantwortung zu ziehen ist, erscheint Taylor als außerordentlich schwierig. Er weist daher darauf hin, daß bei dieser Debatte insbesondere die Frage nach der Ausgangssituation bedeutsam ist.[2]
Gegenstand dieser Ausarbeitung ist daher die Frage, wie es überhaupt zu einem amerikanischen Engagement in Vietnam kam und welche Ursachen hierfür ausschlaggebend waren.
Um einen Einstieg in die komplexe Thematik zu erleichtern, bildet ein kurzer historischer Überblick von der Ausgangssituation in Vietnam im Jahre 1945 den Anfang. Im Hauptteil werden die verschiedenen Phasen des amerikanischen Engagements in den vierziger und fünfziger Jahren näher analysiert. Dabei sollen die amerikanischen Motive und Entscheidungen verdeutlicht werden, die zu der fortschreitenden Verwicklung der USA in dieser Region geführt haben. In der Schlußbetrachtung werden die wesentlichen Erkenntnisse zusammengefaßt und einer Bewertung unterzogen.
Das Thema dieser Ausarbeitung ist ausreichend in der englisch- und französischsprachigen Fachliteratur behandelt worden. Die Werke von Paul M. Kattenburg[3] und George C. Herring[4] erwiesen sich als besonders aufschlußreich, da diese Autoren die Ereignisse in einem weitgefaßten historischen Zusammenhang betrachten und trotz der politischen Brisanz des Themas Objektivität wahren. Als Quellengrundlage diente die abgedruckte Dokumentensammlung in dem von Llyod Gardener[5] herausgegebenen Werk aus dem Jahr 1985. Abschließend soll darauf hingewiesen werden, daß dem Verfasser keine Literatur vorlag, die das Thema dieser Arbeit aus vietnamesischer Sicht behandelt, so daß eine gewisse Einseitigkeit der Betrachtung unvermeidlich blieb.
2. Indochina nach dem II. Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg erschütterte die in Asien über Jahrhunderte historisch gewachsene Machtkonstellation bis auf die Grundmauern. Durch die langen Kriegsjahre geschwächt, bemühten sich die Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich, ihren Einflußbereich gegen den verstärkt aufkommenden Nationalismus in Südostasien zu verteidigen.[6] Obgleich sie Mitte des 20. Jahrhunderts bereits ihre Stellung als europäische Großmächte an die Weltmächte USA und Sowjetunion eingebüßt hatten, versuchten sie dennoch im asiatischen Raum an ihren Status der Vorkriegszeit anzuknüpfen.
Insbesondere Frankreich sah Ende 1945 seine Kolonien in Indochina gefährdet. Die Vichy-Regierung hatte sich nach dem Einmarsch japanischer Truppen in Indochina mit dem neuen Machthaber arrangiert, so daß die französische Kolonialverwaltung unter dem Anschein einer eigenen Souveränität bis kurz vor Kriegsende die Geschäfte der Kolonien fortführte, während Japan die geo-strategische Lage Indochinas nutzte, um gegen die Alliierten vorzugehen. In Anbetracht dieses dubiosen Arrangements und im Einklang mit der aus der eigenen Geschichte begründeten Anit-Kolonialen Haltung der USA lehnte Präsident Roosevelt ein erneutes Fußfassen Frankreichs in Indochina grundsätzlich ab.[7]
Darüber hinaus hatten die USA bereits während des Krieges durch ihre Aktivitäten in Indochina die Chancen auf eine erneute französische Kolonialherrschaft nach dem Krieg vermindert. Die Kooperation von Agenten des OSS[8] mit einheimischen Nationalisten in Vietnam unter der Führung von Ho Chi Minh führte u.a. zu verdeckten Operationen gegen den japanischen Gegner. In diesen Jahren konnte sich Ho Chi Minh an der Spitze der Viet Minh[9] zur Leitfigur der vietnamesischen Unabhängigkeitsbewegung entwickeln.
Am Tag der japanischen Kapitulationserklärung rief er die "Demokratische Republik Vietnam" aus und versetzte damit den französischen Kolonialbestrebungen einen Rückschlag.[10]
Die zunächst düsteren Aussichten für Frankreich verbesserten sich jedoch mit dem Tod von Roosevelt. Dieser hatte es nämlich versäumt, eine amerikanische Nachkiegspolitik für Indochina festzulegen. In Anbetracht der turbulenten Lage im Nachkriegseuropa verfolgte die Truman-Administration über die Bestimmungen des Potsdamer Abkommens hinaus, daß die Zweiteilung Vietnams am 16. Breitengrad vorsah[11], zunächst keine konkrete Indochinapolitik. Auf diese Weise gelang es Frankreich unter Zurückdrängung der numerisch und materiell unterlegenen Viet Minh, seine Machtposition in Indochina wieder aufzubauen und das durch den Zweiten Weltkrieg entstandene Machtvakuum schrittweise zu füllen. Als im Dezember 1946 der französische Beschuß des Haiphonger Hafens einsetzte, waren zwar die Machtzentren Vietnams bereits in französischer Hand, doch der Krieg in Indochina hatte für Frankreich gerade erst begonnen.[12]
3. Das amerikanische Engagement im Ersten Indochinakrieg
Frankreichs Machtübernahme in Vietnam nach Abzug der Briten und Chinesen folgte zunächst seitens der USA keine Reaktion. Doch in den folgenden Jahren änderte die Truman Administration die bisher "laisser faire"-Haltung zu Gunsten einer Politik der indirekten Unterstützung Frankreichs, die in der modernen Literatur die Bezeichnung "pro-französische Neutralität" erhielt.[13]
3.1. "Pro-französische Neutralität" (1945-49)
Die Hinwendung der USA zu einer frankreichfreundlichen Indochinapolitik in den Jahren 1945-49 muß in erster Linie im Zusammenhang mit den revolutionären Entwicklungen in Südostasien und der zeitgleichen Eskalation des Kalten Krieges in Europa gesehen werden.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatten Frankreich und Großbritannien mit einem verstärkten Unabhängigkeitsbestreben in ihren Kolonien gerechnet. So führte auch die USA die anfänglichen Unruhen und Aufstände in Malaysien, Birma und Indochina auf einen während des Krieges durch den Widerstand gegen die Japaner angespornten Nationalismus zurück. Als sich jedoch in Europa zunehmend herauskristallisierte, daß sich eine effektive Zusammenarbeit des Westens mit der Sowjetunion nicht vereinbaren ließ und die USA auf Stalins Machtpolitik in Osteuropa mit der Formulierung der Truman-Doktrin antwortete, sah der Westen die 1948 ausbrechenden kommunistischen Rebellionen in Birma, Malysien, Indonesien und Indochina in einem bedrohlichen Licht. Die USA glaubten in den Rebellionen einen weiteren Beweis für sowjetische Expansionsbemühungen zu sehen und befürchteten sogar einen Zusammenbruch Frankreichs in Indochina angesichts seiner schwachen wirtschaftlichen Lage im Heimatland.[14]
Vor diesem Hintergrund verwarf Truman die Bedenken Roosevelts und favorisierte eine Unterstützung Frankreichs bei der Wiederherstellung ihrer Souveränität in Indochina. Er erkannte die Bedeutung Frankreichs als europäisches Gegengewicht zur wachsenden Macht der Sowjetunion und leitete daraus die Notwendigkeit ab, der französischen Regierung in Indochina den Rücken zu stärken.[15]
[...]
[1] Taylor, Telford: Nürnberg und Vietnam. Eine amerikanische Tragödie, München 1971.
[2] Taylor, S.113.
[3] Kattenburg, Paul M.: the Vietnam Trauma in American Foreign Policy 1945-75, New Brunswick & London 1980.
[4] Herring, George C.: The United Staates and Vietnam. America`s longest war. 3. Auflage, New York & St. Louis & San Francisco 1996.
[5] Gardener, Llyod / LaFeber, W. / McCormick, T. / Williams, W.A. (Hrsg.): America in Vietnam. A Documentary in Hystory, Garden City 1985.
[6] Kattenburg, Paul M., S.2-3.
[7] Mit Rücksicht auf die Interessen der Briten in ihren Kolonien (Malaysia, Birma, Indien sowie das heutige Bangladesch und Pakistan) sah sich Roosevelt im Frühjahr 1945 gezwungen, diese Haltung zugunsten einer "Trusteeship"-Regelung mit dem Ziel der Unabhängigkeit Indochinas abzuschwächen. Siehe: Memorandum of Conversation. By the Adviser on Caribean Affairs (Taussig), in: Amerika in vietnam. A Documentary History, S.39-41 und Summers, Harry G. Jr.: Historical Atlas of the Vietnam War, Boston & New York 1995, S.36-38.
[8] (OSS-Office for Strategic Services) Aus dieser Organisation ging später die CIA hervor.
[9] Auf einer Sitzung der Kommunistischen Partei Vietnams am 10. Mai 1941 setzte Ho Chi Minh in seiner Funktion als Vorsitzender die Öffnung der Partei gegenüber allen antikolonialen Gruppierungen in Vietnam durch. Die durch diese Maßnahmen neu entstandene Organisation nannte er "Vietnam Doc Lap Dong Minh" ( Liga für die Unabhängigkeit von Vietnam). Sie wurde in den folgenden Jahren als "Viet Minh" bekannt. Siehe: Summers, Harry G. Jr., S.44.
[10] Herring, George C.: Amerika`s longest war, S.6.
[11] Chiang Kai-shek besetzte mit seinen chinesich-nationalistischen Kräften den Norden mit Hauptquartier Hanoi, während die Briten mit Hauptsitz in Saigon den Süden kontrollierten. Siehe: Palmer, Bruce Jr.: The 25-Year War. America`s Military Role in Vietnam, Lexington 1984, S.5.
[12] Kattenburg, Paul M., S.5.
[13] Herring, George C.: America`s longest war, S.13.
[14] Kattenburg, Paul M., S.9-11.
[15] Die Schlußfolgerungen von Truman, Frankreich angesichts der globalen sowjetischen Bedrohung in Indochina zu unterstützen, blieb nicht unumstritten. Die Frage, ob es nicht ratsamer gewesen wäre, Frankreich zu einem Rückzug aus Vietnam zu drängen, um es anschließend in Europa "sinnvoll" aufzurüsten, kann an dieser Stelle jedoch nicht beantwortet werden und soll deswegen nur angemerkt sein. Siehe: Herring, George C.: America`s longest war, S.10.
- Quote paper
- Dr. Marc Oprach (Author), 1998, Die Anfänge des amerikanischen Engagements in Vietnam, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87808
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.