Inhalt
Einleitung.....................................................................................1
A)Familienpolitik
1. Definition von Familienpolitik...........................................3
2. Historische Entwicklung der Familienpolitik...................4
3. Demographische Auswirkungen......................................5
4. Vereinbarkeit von Familie und Beruf................................7
5. Europäische Beispielländer..............................................8
6. Familienpolitische Maßnahmen........................................9
B)Bildungspolitik
1. Die Rolle der Familie in der Bildung...............................10
2. Der Faktor Eltern in der Bildungspolitik.........................13
3. Möglichkeiten und Organisation von Elternarbeit.........15
4. Die schulische Kooperation mit den Eltern am
Beispiel des des zweifachen PISA-Siegerlandes Finnland.............................................................................17
C)Ergebnis..................................................................................19
Literaturverzeichnis...................................................................20
Inhalt
Einleitung
Familienpolitik
Definition von Familienpolitik
Historische Entwicklung der Familienpolitik
Demographische Auswirkungen
Vereinbarkeit von Familien und Beruf
Europäische Beispielländer
Familienpolitische Maßnahmen
Bildungspolitik
Die Rolle der Familie in der Bildung
Der Faktor „Eltern“ in der Bildungspolitik
Möglichkeiten und Organisation von Elternarbeit
Die schulische Kooperation mit den Eltern am Beispiel des zweifachen PISA-Siegerlandes Finnland
Ergebnis
Literaturverzeichnis
Einleitung
Aufgrund des unerwartet schlechten Abschneidens der deutschen Schulen bei internationalen Vergleichsstudien zur Qualität der Schulbildung – unter ihnen die berühmteste PISA-Studie – treten Überlegungen und Erörterungen zur Bildungspolitik heute in großer Menge und sogar in den populistischen Medien auf. Ähnlich verhält es sich mit Familienpolitik, deren Aufgabe es unter anderem ist, das offensichtlich gewordene Problem des Kindermangels in Deutschland und dessen Auswirkungen auf unser Rentenvorsorgesystem anzugehen. Aufgrund der Verschränkungen von Einflüssen verschiedener Politikbereiche ist die Gefahr groß, dass das eigentliche Interesse der Bildungs- und Familienpolitik aus den Augen verloren wird, weil z.B. die Wirtschaft, die in nicht geringem Maße von den erwähnten Veränderungen betroffen ist, über eine stärkere Lobby verfügt. Ziel erfolgreicher Bildungs- und Familienpolitik muss immer sein, mit Blick auf das Wohl des Kindes zu handeln. Hieraus ergibt sich der direkte Bezug auf das Seminarthema „Elternarbeit“. Elternarbeit soll die Optimierung der Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen und Familien sichern, damit die Kinder die bestmögliche Erziehung genießen können. Es ist wichtig, dass sich der Beitrag der Familie und der der Bildungseinrichtungen zur Erziehung des Nachwuchses sinnvoll ergänzen und nicht etwa gegenseitig stören.
Ziel dieser Seminarsarbeit wird sein, darzulegen, inwiefern Bildungs- und Familienpolitik versuchen, den Eltern die Möglichkeit zu verschaffen, sich bei der Mitgestaltung der institutionalisierten Erziehung ihrer Kinder zu engagieren. Auf der anderen Seite wird hier gezeigt, welche Funktionen die Familie als erzieherische Instanz insbesondere in der Bildungspolitik innehat. Dazu wird nach einer Definition des Begriffs „Familienpolitik“ ein Überblick der historischen Entwicklung dieses Politikzweiges gegeben. Dargestellt wird der Wandel in der Sichtweise der deutschen Gesellschaft auf die Verantwortung für Familie und Erziehung von einer individuellen Angelegenheit hin zur Verantwortlichkeit des Staates und der Gesellschaft. Mit der gegenwärtig verbreiteten Forderung nach mehr Zusammenarbeit zwischen Eltern und Bildungsinstanzen findet sich wieder eine gegenläufige Tendenz hin zu mehr Verantwortung der Familie für Erziehung, jedoch in enger Anbindung an die staatlichen Einrichtungen.
Im Bereich Bildungspolitik wird untersucht, inwieweit Familie, bzw. Eltern in Bildung und deren Politik Funktionen übernehmen und übernehmen sollten um das Wohl des Kindes zu verfolgen. Warum funktioniert z.B. die Zusammenarbeit von Pädagogen, Eltern und Kindern in den PISA-Siegerländern in Skandinavien so gut, dass sich hieraus sogar positive Konsequenzen für Chancengleichheit und Integration ergeben? Darauf soll hier eingegangen werden, um aus auswärtigen Impulsen möglicherweise Verbesserungswege für die unzufriedenstellende Lage in der heutigen Bundesrepublik zu zeigen.
Familienpolitik
Definition von Familienpolitik
Um den Begriff Familienpolitik zu erklären muss zunächst die Frage gestellt werden, was Familie bedeutet. Familie ist eine historisch bedingte Sozialform, die sowohl hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und internen Beziehungs- und Funktionsstruktur, als auch im Verhältnis zu der sie umgebenden Gesellschaft im Zusammenhang des sozialen Wandels höchst variabel ist.[1] Heute werden weithin unter „Familie“ nicht nur Ehepaare wie nichteheliche Lebensgemeinschaften, sondern auch Alleinerziehende mit Kindern verstanden.[2]
Familienpolitik ist ein Teilbereich der Sozialpolitik, der historisch vergleichsweise spät entstand[3] und sich in mancher Hinsicht mit anderen Zweigen der Politik, wie z.B. Ordnungs-[4], Wirtschafts- und Arbeits- und natürlich Bildungspolitik überschneidet, weshalb häufiger von ihr als „Querschnittspolitik“[5] die Rede ist. Maßgeblich für die Abgrenzung ist schlichtweg, dass familienpolitische Maßnahmen auf das System der Familien abzielen.[6]
Daher lässt sich der Begriff Familienpolitik gut definieren als „Einwirken auf die rechtliche, wirtschaftliche und soziale Lage von Familien nach Zielen, auf ihre Strukturen und Funktionen, auf die Gestaltung der Lebensbedingungen von Familien mit den entsprechenden Rahmenbedingungen durch öffentliche oder freie bzw. private Träger“[7].
Historische Entwicklung der Familienpolitik
Erstmals 1870 sah die SPD Pläne für Familienpolitik und insbesondere für kostenlose Kindergartenplätze vor. 1919 wurden mit dem Wochenhilfe- und Wochenfürsorgegesetz[8] erste familienpolitische Schritte durchgeführt. Nach dem zweiten Weltkrieg war die Existenz der traditionellen Familie in Deutschland gefährdet. Die BRD sah sich daher veranlasst – und sie tut dies bis heute - Ehe und Familie in Art. 6 Grundgesetz zu schützen und zu fördern.[9] 1953 errichtete sie das Bundesministerium für Familienfragen.[10] Zwischen 1969 und 1982 erfolgte ein Wechsel in der Wahrnehmung von Familienpolitik hin zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe.[11]
In der damaligen DDR fand man bereits ein anderes Bild von „Familie“. Es gab dort einen erheblich höheren Anteil an Alleinerziehenden, sowie ein umfangreiches Netz an Einrichtungen zur Kinderbetreuung. Weibliche Vollerwerbstätigkeit war dort die Norm, ebenso Familiengründung ohne Ehe. Obwohl es kein Familienministerium gab, war Familienpolitik ein wichtiger Zweig im politischen System der ehemaligen DDR. Seit 1972 wurde Familienförderungspolitik verstärkt angegangen.[12]
Insbesondere durch die institutionelle Kinderbetreuung wurden in der ehemaligen DDR viele erzieherische und sozialisatorische Funktionen nicht mehr wahrgenommen und nicht einmal mehr als elterliche Aufgaben reflektiert.[13] Die Rückverlagerung in die Familie nach der Wiedervereinigung bedeutete auch, dass Eltern wieder mehr Verantwortung für die Definition von Erziehungszielen und ihre Verwirklichung erhielten.[14] Heute sind wir jedoch wieder soweit, dass die Schulen den Eltern mangelnde Ausführung ihrer erzieherischen Aufgaben und Kooperation mit der Schule beklagen.
Demographische Auswirkungen
Die demographische Struktur einer Bevölkerung ist ein Spiegel des funktionellen Bezuges von Familien und deren gesellschaftlichen Erträgen. Dementsprechend gefährdet möglicherweise z.B. ein zu schnelles oder aber ein zu geringes Bevölkerungswachstum den Bestand der Gesellschaft bzw. das Funktionieren ihrer Institutionen. Demographisch wirksame Entscheidungen bündeln sich in Familien in Abhängigkeit von hygienischen, ökonomischen sowie verhütungstechnischen Bedingungen, aber heute vor allem auch vor dem Hintergrund individualisierter Lebensplanungskonzepte und deren Kollisionspotential mit den strukturellen Voraussetzungen des Bildungs- und Erwerbssystems.[15]
Seit den späten 70er Jahren sinkt in Deutschland die Geburtenrate, während das Alter schwangerer Frauen steigt.[16] Seit dem 20. Jahrhundert ist ausschlaggebend für die sinkende Geburtenrate nicht etwa die Anzahl der geborenen Kinder pro Frau, sondern der hohe Anteil von kinderlosen Frauen, insbesondere Akademikerinnen, in Deutschland.[17] Dieses Phänomen ist in ganz Europa verbreitet, jedoch in Deutschland besonders stark.[18] Ost- und Westdeutschland unterscheiden sich heute noch im Hinblick auf den Familienstand von Elternpaaren. In den Ländern der ehemaligen DDR ist ca. die Hälfte der Kinder unehelich, während sich in den alten Bundesländern der relativ niedrige Prozentsatz von 15 % niederschlägt.[19] Der Vergleich von europäischen Ländern untereinander zeigt keinen einheitlichen Trend, sondern eher eine gebietsweise Polarisierung.[20] Nach 1975 ist das Erstheiratsalter in allen Staaten der EU gestiegen und die Zahl der Nichtverheirateten ebenfalls.[21] Auch hier ist der Anteil der Ledigen bei Akademikern und Akademikerinnen höher. Aufgrund der Zunahme von Scheidungen seit Mitte der 60er Jahre wächst auch die Anzahl von Zweiteheschließungen tendenziell weiter.[22] Von Scheidungen sind mittlerweile immer mehr Kinder betroffen. Zu ca. 56% aller 1998 geschiedenen Eltern gehören Kinder unter 18 Jahren. 1991 waren noch in nur 49,3% der Fälle Kinder betroffen.[23] Seit langem steigt die Zahl von kinderlosen Haushalten und zwar zugunsten von Einpersonenhaushalten.[24] Zusammengefasst kann man sagen, dass die deutsche Bevölkerung zunehmend polarisiert wird in einen „Familiensektor“, der derzeit ca. 2/3 ausmacht, und einen „Nicht-Familiensektor“ mit einem Anteil von 1/3.[25]
[...]
[1] Gerlach, S. 37.
[2] Gerlach, S. 38; Genaueres zu Funktion und Struktur der Familie ebd (u. ff.) ausführliche Diskussion auch in Bernöster, S. 164-171.
[3] 1976 schaffte die Reform des Ehe- und Scheidungsrechtes die Grundlagen für die endgültige Übertragung des Gleichbehandlungsgebotes nach Art. 3 GG auf das Ehe- und Familienrecht und damit die Realisierung der Freiheitsrechte der Moderne v.a. auch für Frauen (Gerlach, S. 32).
[4] Dazu ausgiebig: Bernöster, S. 259-373, 452-460.
[5] Z.B. Wingen, S. 8.
[6] Bernöster, S. 172.
[7] Bernöster, S. 175.
[8] Das WoHG und das WoFG sicherte erwerbstätigen Frauen eine finanzielle Hilfe zu, sah Stillzeiten vor und gewährte vor, während und nach der Schwangerschaft Kündigungsschutz. (Dienel, S. 25f.)
[9] wie auch schon in Art. 119 bis 121 WRV, denen allerdings keine normative Geltung innewohnte (Gerlach, S. 30.).
[10] Dienel, S. 27.
[11] Dienel, S.29.
[12] Dienel, S. 30 f.
[13] Dienel, S. 34.
[14] Dienel, S. 34.
[15] Gerlach, S. 48.
[16] Dazu ausführlich: Gerlach, S. 48-55.
[17] Bei den 1965 geborenen Frauen 40 % der Akademikerinnen im Vergleich zu 21 % der Frauen mit Hauptschulabschluss (Gerlach, S. 56).
[18] Bei den in den 50er Jahren geborenen Frauen in Nordeuropa ca. 20 %, in Südeuropa ca. 10 % (Gerlach, S. 57).
[19] 1998: in Westdeutschland 15 %, in Ostdeutschland 47% (Gerlach, S. 55).
[20] Dazu ausführlich: Gerlach, S. 55.
[21] Gerlach, S. 57-58.
[22] 1998: berechnet bis zu einer Ehedauer von 25 Jahren 26,1 %; damit gehört Deutschland zu den Staaten mit den höchsten Scheidungsziffern in Europa (Gerlach, S. 58).
[23] Gerlach, S. 58.
[24] Zwischen 1972 und 1996 hat sich der Anteil von Einpersonenhaushalten von 9,8 % auf 16,6 % erhöht. Auch die kinderlosen Haushalte wuchsen in derselben Zeitspanne um 7,7% auf 25,4% (Gerlach, S. 59).
[25] Gerlach, S. 60; tabellarische Übersicht ebd.
- Arbeit zitieren
- Linda Raible (Autor:in), 2006, Die Bildungs- und Familienpolitik in Bezug auf Elternarbeit an Schulen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87642
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