Im Zuge einer drastischen Veränderung der Altersstruktur unserer Gesellschaft, welche durch eine Ausdünnung der jüngeren Bevölkerungsschicht und einen wachsenden Anteil an älteren und alten Menschen gekennzeichnet ist, wurde von den Trägern der Sozialen Arbeit zunehmend die Notwendigkeit erkannt, die Aufgaben und Handlungsfelder in der Sozialen Arbeit dieser demografischen Entwicklung anzupassen. Auch das Bild der Öffentlichkeit im Hinblick auf das 3. und 4. Lebensalter hat sich deutlich geändert. Die Vorstellung vom gebrechlichen, pflegebedürftigen Greis hat einer neuen Sichtweise Platz gemacht, welche Senioren als aktiv, selbstbestimmt und kreativ wahrnimmt. Davon zeugen die tiefgreifenden Umstrukturierungen in der Altenhilfe in den vergangenen Jahren. Die häufig auf Pflege reduzierten, defizitorientierten Ansätze der Altenhilfe haben sich um vielfältige Angebote erweitert, welche dem neu erwachten Selbstbewusstsein älterer Menschen Rechnung tragen und deren wertvolle Ressourcen an Zeit, Wissen und Erfahrung aufgreifen.
Die Gemeinwesenarbeit hat sich als eine besonders geeignete Methode in der Sozialen Arbeit erwiesen, um dem Engagement und Gestaltungswillen älterer Menschen Raum zu geben und sie bei der Umsetzung ihrer Anliegen professionell zu unterstützen.
Im Folgenden werde ich zunächst die Grundzüge von Gemeinwesenarbeit als Methode in der Sozialen Arbeit darlegen. Nach der Darstellung von Zielen und Rahmenbedingungen in der Altenhilfe werde ich auf Aspekte in der gemeinwesenorientierten Altenhilfe eingehen. Als Beispiel für eine gelungene Umsetzung gemeinwesenorientierter Handlungsansätze in der Seniorenarbeit stelle ich im zweiten Teil meiner Hausarbeit ein Projekt vor, welches vom Stadtteilprojekt für gemeinwesenorientierte Altenarbeit in Castrop-Rauxel zusammen mit älteren Mitbürger/innen durchgeführt wurde.
Gliederung
1. Einleitung
2. Kurzdarstellung der Gemeinwesenarbeit als Methode in der Sozialen Arbeit
3. Altenhilfe: Definition, Grundprinzipien und Ziele
4. Aspekte gemeinwesenorientierter Altenarbeit
5. Vorstellung des Projekts „Wir holen uns den Bus ins Dorf“, durchgeführt vom Stadtteilprojekt für gemeinwesenorientierte Altenarbeit in Castrop-Rauxel
5.1. Kurzbeschreibung des Projektträgers
5.2. Darstellung der Problemlage
5.3. Interessenanalyse
5.4. Aufgaben des Sozialarbeiters bei der Durchführung des Projekts
5.5. Projektverlauf
5.6. Ergebnis
6. Schlussreflexion
7. Literatur
1. Einleitung
Im Zuge einer drastischen Veränderung der Altersstruktur unserer Gesellschaft, welche durch eine Ausdünnung der jüngeren Bevölkerungsschicht und einen wachsenden Anteil an älteren und alten Menschen gekennzeichnet ist, wurde von den Trägern der Sozialen Arbeit zunehmend die Notwendigkeit erkannt, die Aufgaben und Handlungsfelder in der Sozialen Arbeit dieser demografischen Entwicklung anzupassen. Auch das Bild der Öffentlichkeit im Hinblick auf das 3. und 4. Lebensalter hat sich deutlich geändert. Die Vorstellung vom gebrechlichen, pflegebedürftigen Greis hat einer neuen Sichtweise Platz gemacht, welche Senioren als aktiv, selbstbestimmt und kreativ wahrnimmt. Davon zeugen die tiefgreifenden Umstrukturierungen in der Altenhilfe in den vergangenen Jahren. Die häufig auf Pflege reduzierten, defizitorientierten Ansätze der Altenhilfe haben sich um vielfältige Angebote erweitert, welche dem neu erwachten Selbstbewusstsein älterer Menschen Rechnung tragen und deren wertvolle Ressourcen an Zeit, Wissen und Erfahrung aufgreifen.
Die Gemeinwesenarbeit hat sich als eine besonders geeignete Methode in der Sozialen Arbeit erwiesen, um dem Engagement und Gestaltungswillen älterer Menschen Raum zu geben und sie bei der Umsetzung ihrer Anliegen professionell zu unterstützen.
Im Folgenden werde ich zunächst die Grundzüge von Gemeinwesenarbeit als Methode in der Sozialen Arbeit darlegen. Nach der Darstellung von Zielen und Rahmenbedingungen in der Altenhilfe werde ich auf Aspekte in der gemeinwesenorientierten Altenhilfe eingehen. Als Beispiel für eine gelungene Umsetzung gemeinwesenorientierter Handlungsansätze in der Seniorenarbeit stelle ich im zweiten Teil meiner Hausarbeit ein Projekt vor, welches vom Stadtteilprojekt für gemeinwesenorientierte Altenarbeit in Castrop-Rauxel zusammen mit älteren Mitbürger/innen durchgeführt wurde.
2. Kurzdarstellung der Gemeinwesenarbeit als Methode in der Sozialen Arbeit
Die Wurzeln der Gemeinwesenarbeit entstammen der anglo-amerikanischen Tradition Sozialer Arbeit. Im Zeitalter der Industrialisierung und der Sozialen Frage wurden engagierte Bürger/innen aktiv, um die dramatischen Notlagen in den Arbeitervierten in englischen Großstädten zu bekämpfen: „Fehlende staatliche Unterstützung führte zur damaligen Einsicht in bürgerlichen Kreisen, dass in Elendsquartieren die Notwendigkeit gemeinschaftlichen Handelns bestehe.“ (s. Dittrich 57). Ursprünglich konzipiert als Unterstützung für Bedürftige , wandelte sich das Gesicht der Gemeinwesenarbeit zunehmend in eine Arbeit gemeinsam mit den Betroffenen. Dies beinhaltete natürlich ein erhebliches Potenzial an politischer Brisanz, welches bis heute seinen Ausdruck in der Koordination und Unterstützung von Bürgerinitiativen, Selbsthilfegruppen und anderer Interessensvertretungen findet. Die Bewegung der Gemeinwesenarbeit, die auch in den Immigrationsgebieten der USA stark vertreten war, verbreitete sich zunächst in den Niederlanden (Opbouwwerk), bevor sie sich in den 60er Jahren auch in der BRD etablierte (vgl. Dittrich 58). In der Sozialen Arbeit hat sich die Gemeinwesenarbeit als neue, dritte Methode mit einem methodisch-integrativen Ansatz entwickelt. Als Merkmal der gemeinwesenorientierten Sozialarbeit lässt sich feststellen, dass es sich um eine professionelle und institutionalisierte Tätigkeit handelt, deren Eingrenzung nach territorialen oder funktionalen Kriterien erfolgt. Soziale Probleme werden nicht nur individuell, sondern in gesellschaftlichen Zusammenhängen gesehen. Ziel ist es, sowohl die Lebensverhältnisse der Betroffenen zu verbessern, als auch die Adressaten zu aktivieren, deren eigene Ressourcen zu aktivieren. Alle am Problem Beteiligten sollen mit einbezogen werden, um Lösungswege zu ermöglichen. Verschiedene Methoden der Sozialen Arbeit lassen sich in die Gemeinwesenarbeit integrieren. Beispiele hierfür sind: Projektarbeit, Gruppenarbeit, Öffentlichkeitsarbeit etc.. Gemeinwesenorientierte Sozialarbeit beinhaltet auch politische Aspekte, da sie in der Regel im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Auseinandersetzungen auf lokaler Ebene stattfindet (vgl. Mohrlock 62).
Folgende Forderungen lassen sich für die Vorgehensweise der Sozialen Arbeit im Gemeinwesen formulieren:
- Die Hilfe muss sich an den Bedürfnissen der Bewohner orientieren, die selbst entscheiden, wofür sie professionelle Hilfe benötigen.
- Basis für die Arbeit ist die Analyse des Stadtteils und der Bewohner, auf deren Grundlage die Schwerpunkte für die Aktivitäten heraus gefiltert werden. Die Ressourcen der Bewohner werden in die Arbeit mit einbezogen.
- Im Vordergrund der Arbeit steht die Förderung der Selbsthilfekräfte und Eigenaktivität der Betroffenen. Professionelle Hilfe sollte nur bei Bedarf geleistet werden.
- Gemeinwesenorientierte Soziale Arbeit wird zielgruppenübergreifend geleistet.
- Die Kooperation regionaler, sozialer Dienste und anderer kommunaler, sozialer und wirtschaftlicher Institutionen ist ein wichtiger Grundsatz der Gemeinwesenarbeit (vgl. Hinte/ Karas 33ff).
Zusammenfassend lässt sich für die gemeinwesenorientierte Soziale Arbeit feststellen, dass sie mit politisch unterstütztem Auftrag gemeinsam mit den Bürgern Veränderungen für gemeinsame Problemlagen anstrebt. Dem Sozialarbeiter kommt dabei die Rolle des professionellen Experten zu, der auf der Grundlage einer Analyse des Stadtteils den Interessen und Problemen der Bewohner Raum gibt und diese bündelt. Außerdem unterstützt er die Betroffenen bei der Umsetzung ihrer Anliegen, stellt notwendige Kontakte zu anderen Einrichtungen her und fördert entsprechende Kooperationen.
3. Altenhilfe: Definition, Grundprinzipien und Ziele
Eine mögliche Definition von Altenhilfe besteht in der „Gesamtheit der Veranstaltungen, Einrichtungen und Leistungen für alte Menschen ..., die sich nicht aus der Versorgung im Sinne der Sozial- bzw. der Rentenversicherung herleiten lassen“ (s. Dittrich S. 27). Diese Eingrenzung macht deutlich, dass dem Bereich der Altenhilfe ein breites Spektrum an Hilfeleistungen zuzurechnen sind, da die spezifischen Probleme älterer Menschen nur zu einem sehr begrenzten Teil durch Leistungen aus der Sozialversicherung gelöst werden können.
Die bis in die 60ger Jahre des vergangenen Jahrhunderts Konzentration auf den stationären Bereich der Altenhilfe wurde vom Grundprinzip abgelöst, dass ambulante Hilfen den stationären vorgezogen werden sollen und Prävention und Rehabilitation Vorrang vor Pflege haben.
Die Altersphase hat in den vergangenen Jahrzehnten tiefgreifende Veränderungen erfahren. Hauptmerkmale dieser Entwicklung sind die zunehmende Ausweitung und Ausdifferenzierung dieses Lebensabschnitts. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung und dem immer früheren Ausscheiden aus dem Erwerbsleben macht sie mittlerweile bei den meisten Menschen ca. 1/3 der gesamten Lebenszeit aus (vgl. Dittrich 24). Ein weiteres Phänomen stellt der als „Verjüngung“ des Alters bezeichnete Altersstrukturwandel dar. Die Veränderung der Selbsteinschätzung von über 60-jährigen zugunsten eines aktiven und vitalen Lebensgefühls als positivem Aspekt ist gepaart mit der problematischen Entwicklung, dass im Arbeitsleben heute schon z.T. 35-jährige als alt gelten. Aufgrund der Verlängerung der Altersphase kann man heute von mehreren „Altersgenerationen“ sprechen: den „jungen“ Alten, den „mittleren“ Alten und den „Hochbetagten“. Diese Erweiterung des Altersbegriffs beinhaltet eine Vielfalt an Lebensstilen und Lebenslagen, die ihre jeweils eigene Problematik mit sich bringen. Die abnehmenden familiären Netzwerke können diese spezifischen Probleme nicht mehr selbstständig auffangen und müssen deshalb durch andere Hilfen ergänzt werden. Die zunehmende Individualisierung unserer Gesellschaft stellt die Leistungserbringer Sozialer Arbeit vor neue Herausforderungen, welche die o.g. Entwicklung berücksichtigen und neue Zielsetzungen definieren müssen (vgl. Dittrich 26).
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- Quote paper
- Birgitta Bernhardt (Author), 2004, Gemeinwesenarbeit mit Senioren am Beispiel des Stadtteilprojekts für gemeinwesenorientierte Altenarbeit in Castrop-Rauxel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87623
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