„Die Familie ist die Keimzelle des Staates.“ Diese bekannte These weist darauf hin, dass der Bereich Familienpolitik im Kontext der Sozialpolitik eine wichtige Position einnimmt. Allerdings ist dieses Statement aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen im Sozialgefüge von Familien in den letzten Jahren zunehmend in Frage gestellt worden. Worin diese Veränderungen der Familienstrukturen bestehen und wie sie sich auf die Funktion der Familie als soziale Ressource auswirken, sind die Ausgangsfragen meiner Hausarbeit. Im nächsten Schritt gehe ich auf die Frage ein, wie sich Erwerbstätigkeit und Familienarbeit besser miteinander kombinieren lassen, um dieser Rolle als soziale Ressource innerhalb unseres Sozialstaates noch gerecht werden zu können. Dabei werde ich auch auf bislang noch visionäre Lösungskonzepte eingehen. Abschließen werde ich mit einer persönlichen Stellungnahme, welche auch auf meine eigene Involvierung in das Thema hinweist.
Gliederung
Hauptteil
1. Klärung des Begriffs „Familie“
2. Die Funktion der Familie als soziale Ressource
3. Veränderungen im Sozialgefüge der modernen Familie
4. Auswirkungen auf die Funktion der Familie innerhalb des Sozialstaats
5. Die Familie im Spannungsfeld von Familienarbeit und Erwerbstätigkeit
5.1. Existierende Lösungsangebote
5.1.1. Staatliche Konzepte
5.1.2. Kommunale Konzepte
5.1.3. Private Initiativen
5.2. Visionen zur Optimierung der herkömmlichen Konzepte
6. Persönliche Stellungsnahme
Schluss:
Bibliographie
Einleitung
„Die Familie ist die Keimzelle des Staates.“ Diese bekannte These weist darauf hin, dass der Bereich Familienpolitik im Kontext der Sozialpolitik eine wichtige Position einnimmt. Allerdings ist dieses Statement aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen im Sozialgefüge von Familien in den letzten Jahren zunehmend in Frage gestellt worden. Worin diese Veränderungen der Familienstrukturen bestehen und wie sie sich auf die Funktion der Familie als soziale Ressource auswirken, sind die Ausgangsfragen meiner Hausarbeit. Im nächsten Schritt gehe ich auf die Frage ein, wie sich Erwerbstätigkeit und Familienarbeit besser miteinander kombinieren lassen, um dieser Rolle als soziale Ressource innerhalb unseres Sozialstaates noch gerecht werden zu können. Dabei werde ich auch auf bislang noch visionäre Lösungskonzepte eingehen. Abschließen werde ich mit einer persönlichen Stellungnahme, welche auch auf meine eigene Involvierung in das Thema hinweist.
Hauptteil
1. Klärung des Begriffs „Familie“
„In einer sehr weiten Bedeutung wird unter Familie eine Gruppe von Menschen verstanden, die miteinander verwandt, verschwägert oder verheiratet sind.“(Lampert/Althammer,2001, S.334). Unter dem Begriff „Kernfamilie“ fasst derselbe Autor eine soziale Gruppe zusammen, „die aus einem Elternpaar oder einem Elternteil und einem oder mehreren (auch adoptierte) Kindern besteht. Dieser Familienbegriff lässt sich noch präzisieren auf die „Kernfamilie, die in einem gemeinsamen Haushalt lebt und mit dem Auszug der erwachsenen Kinder auseinandergeht. Alleinlebende oder auch Ehepaare oder eheähnliche Gemeinschaften ohne Kinder bilden insofern keine familiären Lebensformen.“ (Bäcker/Bispinck u.a.,2000, S. 153)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Voraussetzung des Begriffs „Familie“ eine Lebensgemeinschaft ist, in welcher Erwachsene mit Kindern innerhalb eines Haushalts leben.
2. Die Funktion der Familie als soziale Ressource
Für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist die Familiengründung nach wie vor ein favorisiertes Lebensziel. Allen Befragungsergebnissen zufolge „gilt die Familie neben der Gesundheit als wichtigster Lebensbereich, als Grundelement eines erfüllten LebensDas dauerhafte Alleinleben als Single ohne stabile Partnerschaft und ohne Kinder entspricht nicht den Lebenswünschen der meisten Menschen:“ (Bäcker/Bispinck, 2000, S.157).
Neben der fundamentalen Bedeutung der Familie für den Einzelnen, stellt die Institution „Familie“ auch für den modernen Sozialstaat eine elementare Basis dar.
Folgende Funktionen können als Beispiele für die tragende Rolle der Familie innerhalb unseres Staatsgefüges genannt werden:
- Sicherung des Nachwuchses (Reproduktionsfunktion)
- Erziehung und Ausbildung der Kinder (Sozialisationsfunktion)
- Sicherung der für den Fortbestand der Gesellschaft notwendigen Solidarität zwischen den Generationen (Solidaritätsfunktion)
- Erholungsmöglichkeiten in der Familie und Versorgung der Familienmitglieder(Regenerationsfunktion)
(Lampert/Althammer, 2001, S. 334-335)
Über die Jahrhunderte hinweg wurden diese für die Gesellschaft elementaren Aufgaben verlässlich durch die Familie erfüllt. Erst die tiefgreifenden Veränderungen innerhalb der Familienstrukturen, deren erste Wurzeln schon im Aufkommen der Industrialisierung zu finden sind, setzten diesem Selbstverständnis der „Institution Familie“ ein Ende.
3. Veränderungen im Sozialgefüge der modernen Familie
Die Unterteilung der Funktionen innerhalb einer Familie in die männliche Rolle des Ernährers und Beschützers sowie in die weibliche Rolle, welcher die Zuständigkeit für Hauswirtschaft und Kindererziehung zugeordnet war, erwies sich über die Jahrhunderte hinweg als stabil. Ebenso war für den größten Teil der Bevölkerung das Lebensmodell, welches Heirat und Kindererziehung als Leitbild beinhaltete, eine Selbstverständlichkeit.
Die Trennung der beiden Lebensbereiche „Arbeit“ und „Familie“ mit Aufkommen der Industrialisierung und der daraus resultierenden materiellen Not zwangen viele Frauen erstmals zur Aufnahme einer außerhäuslichen Erwerbstätigkeit. Die damit verbundenen Schwierigkeiten der Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familienarbeit tangierten jedoch damals noch nicht die Angehörigen der Mittelschicht.
Erst mit dem Aufkommen der Frauenbewegung, welche sich im vergangenen Jahrhundert formierte, und den damit verbundenen Veränderungen der Lebensentwürfen von Frauen, setzte auch hier ein tiefgreifender Wandel ein: „Frauen sehen ihre Lebenserfüllung nicht mehr allein in der Familie, die Berufstätigkeit ist zu einem festen Bestandteil ihrer biographischen Grundorientierung geworden.“ (Bäcker/Bispinck u.a., 2000, S. 157).
Der Verlust des Leitbildcharakters der Ehe, die zunehmende finanzielle Autonomie der Frau, sowie nicht zuletzt Veränderungen im Scheidungsrecht, haben zur Folge, dass Familien sich zunehmend aus alleinerziehenden Müttern bzw. Vätern und ihren Kindern zusammensetzen.
Eine weitere drastische Veränderung die moderne Familie betreffend besteht im deutlichen Rückgang der Geburtenziffer innerhalb der letzten 25 - 30 Jahre. Infolge neuer Formen der Empfängnisverhütung, welche die Entkoppelung von Sexualität und Fortpflanzung ermöglichten, war ein deutlicher Trend weg von der kinderreichen Großfamilie in Richtung „Ein - Kind“ – bzw. „Zwei – Kind -Familie“ erkennbar. „Die Geburtenziffer (in den alten Bundesländern) liegt 1996 bei 1,4 Kindern je Frau. 1970 lag der Wert noch bei 2,0.“(Bäcker/Bispinck u.a., 2000, S. 163)
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- Citation du texte
- Birgitta Bernhardt (Auteur), 2004, Spannungsfeld Erwerbstätigkeit und Familienarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87621
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