Von allen psychischen Erkrankungen im Alter stellen die Demenzerkrankungen die häufigsten und hinsichtlich des Verlusts an Selbstständigkeit und Lebensqualität sicher die folgenschwersten Leiden im höheren Lebensalter dar. Da bei Erkrankungen aus diesem Formenkreis neben den medizinischen Faktoren immer auch psychische und soziale Aspekte von großer Bedeutung für den Betroffenen und sein Umfeld sind, ist das Thema der demenziellen Erkrankungen mit ihren Folgen auch für das Handlungsfeld der Sozialen Arbeit relevant. Der Kunsttherapie kommt innerhalb der breiten Palette an Interventionsmöglichkeiten die Aufgabe zu, mit Hilfe von bildnerischen bzw. gestaltenden Übungen, durch die Erkrankung verloren gegangene sensorische, motorische und psychosoziale Kompetenzen zu restituieren und zu kompensieren.
In der folgenden Arbeit werde ich zunächst den Begriff der „Demenz“ sowie einige epidemiologische Faktoren klären. Des weiteren werde ich erläutern, welche spezifischen Probleme sich aus demenziellen Erkrankungen für den Betroffenen ergeben und welche Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Frage, welche spezifischen Ziele die Kunsttherapie bei der Behandlung demenziell erkrankter Menschen verfolgt, welcher Methoden sie sich dabei bedient und warum sie sich für die Förderung von Demenzpatienten besonders gut eignet, ist Inhalt des sich anschließenden Abschnitts. Dabei werde ich stets auch auf eigene Erfahrungen verweisen, die ich im Rahmen meines Praxissemesters in der Neurologischen Klinik Elzach im Zusammenhang mit diesem Handlungsfeld gewonnen habe.
Gliederung
1. Einleitung
2. Überblick über das Krankheitsbild “Demenz“
3. Bedeutung und spezifische Probleme der demenziellen Erkrankungen für die Betroffenen
4. Interventionsmöglichkeiten
5. Aspekte der Kunsttherapie als Beitrag zu einem ganzheitlichen Behandlungskonzept für Patienten mit Demenzerkrankungen
Bindungsqualität im Alter
Validation
Biografiearbeit
Das Realitätsorientierungstraining ROT
Ästhetische Basale Stimulation
6. Schlussreflexion
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Von allen psychischen Erkrankungen im Alter stellen die Demenzerkrankungen die häufigsten und hinsichtlich des Verlusts an Selbstständigkeit und Lebensqualität sicher die folgenschwersten Leiden im höheren Lebensalter dar. Da bei Erkrankungen aus diesem Formenkreis neben den medizinischen Faktoren immer auch psychische und soziale Aspekte von großer Bedeutung für den Betroffenen und sein Umfeld sind, ist das Thema der demenziellen Erkrankungen mit ihren Folgen auch für das Handlungsfeld der Sozialen Arbeit relevant. Der Kunsttherapie kommt innerhalb der breiten Palette an Interventionsmöglichkeiten die Aufgabe zu, mit Hilfe von bildnerischen bzw. gestaltenden Übungen, durch die Erkrankung verloren gegangene sensorische, motorische und psychosoziale Kompetenzen zu restituieren und zu kompensieren.
In der folgenden Arbeit werde ich zunächst den Begriff der „Demenz“ sowie einige epidemiologische Faktoren klären. Des weiteren werde ich erläutern, welche spezifischen Probleme sich aus demenziellen Erkrankungen für den Betroffenen ergeben und welche Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Frage, welche spezifischen Ziele die Kunsttherapie bei der Behandlung demenziell erkrankter Menschen verfolgt, welcher Methoden sie sich dabei bedient und warum sie sich für die Förderung von Demenzpatienten besonders gut eignet, ist Inhalt des sich anschließenden Abschnitts. Dabei werde ich stets auch auf eigene Erfahrungen verweisen, die ich im Rahmen meines Praxissemesters in der Neurologischen Klinik Elzach im Zusammenhang mit diesem Handlungsfeld gewonnen habe.
2. Überblick über das Krankheitsbild “Demenz“
Die Bezeichnung “Demenz“, der Fachausdruck für Hirnleistungsstörung, kommt von dem lateinischen Wort „Dementia“ und bedeutet wörtlich übersetzt „Entgeistung“. Die WHO definiert die Erkrankung „Demenz“ als „eine erworbene, globale Beeinträchtigung der höheren Hirnleistungsfunktionen einschließlich des Gedächtnisses, der Fähigkeit, Alltagsprobleme zu lösen, der Ausführung sensomotorischer und sozialer Fertigkeiten der Sprache und Kommunikation, sowie der Kontrolle emotionaler Reaktionen ohne ausgeprägte Bewusstseinsstörungen“ (Sozialministerium Baden-Württemberg 7)
In Deutschland leben derzeit nach einer Schätzung, wenn man die leichteren Stadien der Erkrankung berücksichtigt, ca. 1,2 – 1,5 Millionen an Demenz Erkrankte (vgl. Wojnar 1997, 66). Von den 65-jährigen leiden ca. 2,5% an einer Demenzerkrankung, während es von den 70-jährigen schon ca. 5% sind. Unter den 80-jährigen findet man sogar 20% Erkrankte und von den über 90-jährigen gut 30% Betroffene. Aufgrund dieser evidenten Korrelation von Erkrankungshäufigkeit und Lebensalter ist wegen der steigenden Lebenserwartung und der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft in den kommenden Jahren mit einem weiteren Anstieg der demenziellen Erkrankungen zu rechnen. (vgl. Bachmann 2001, 3).
Man unterscheidet verschiedene Formen der Demenz. Die häufigste Form ist die Alzheimersche Krankheit, die nach dem deutschen Arzt Alois Alzheimer benannt ist, der 1906 als erster das Krankheitsbild beschrieb. Die Alzheimersche Krankheit liegt entweder isoliert oder in Kombination mit anderen Demenzformen bei mindestens 70% aller dementen Personen vor. Ca. 10-20% der Betroffenen leiden unter einer Multiinfarktdemenz, bei der das Gehirn aufgrund vieler kleiner Infarkte durch Sauerstoffmangel geschädigt ist. 10% der Demenzen haben andere Ursachen, wie z.B. Parkinsonsche Krankheit, Huntingtonsche Krankheit. etc. (vgl. Buijssen 1994, 3). In Bezug auf den Krankheitsverlauf lassen sich drei verschiedene Stadien der Demenz differenzieren:
- Das Stadium der Vergesslichkeit
- Das Stadium der Verwirrtheit
- Das Stadium der schweren Demenz
Die Ätiologie der Demenz des Alzheimertyps, bei welcher Fibrineinlagerungen in den Gehirnzellen die Funktion des Gehirns zerstören, ist bislang weitgehend noch ungeklärt. Im Gespräch sind Faktoren wie z.B. genetische Disposition, Virusinfektionen, immunologische Einflüsse, toxische Faktoren etc.. Auch persönliche Dispositionen wie die konfliktvermeidende, sich unterordnende Persönlichkeit werden diskutiert. Die eine Demenz verursachenden Faktoren führen auf unterschiedliche Weise zu einer Zerstörung der Nervenzellen und deren Verbindungen untereinander. Aus diesen progredienten Veränderungen des Gehirns resultieren zunehmende Einschränkungen der Gedächtnisfunktionen und der allmähliche Verlust von erworbenem Wissen und Lebenserfahrungen. Dieser Verlust macht es den betroffenen Menschen zunehmend unmöglich, ihr Leben selbstständig zu bewältigen.
3. Bedeutung und spezifische Probleme der demenziellen Erkrankungen für die Betroffenen
Zentrales Leitsymptom einer demenziellen Erkrankung ist die zunehmende Störung der Merkfähigkeit, die insbesondere beim Kurzzeitgedächtnis deutlich wird.
Im Stadium der Vergesslichkeit weisen Zerstreutheit, Konzentrationsstörungen, Erinnerungsprobleme und Wortfindungsstörungen auf ein beginnendes Krankheitsgeschehen hin. Besonders zu Beginn der Erkrankung, wenn die Betroffenen sich allmählich bewusst werden, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, werden die demenzbedingten Veränderungen von ihnen als sehr bedrohlich und belastend erlebt. Diese Symptome werden vom Betroffenen häufig überspielt bzw. verdrängt. Viele Patienten reagieren auch mit depressiven Reaktionen und sozialem Rückzug auf die für sie extrem beunruhigende Situation.
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- Birgitta Bernhardt (Author), 2004, Kunsttherapeutische Aspekte in der Arbeit mit demenziell erkrankten Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87619
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