Film übt seit seiner mittlerweile über 100 Jahre langen Entwicklung eine ungebrochene Faszination auf den Menschen aus. Angesichts der Tatsache, dass das Kino inzwischen als Massenmedium par excellence sein Publikum auf globaler Ebene gefunden hat und mit seiner komplexen Geschichte von Theorie und Praxis die populärste und damit wahrscheinlich auch wichtigste Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts darstellt, ist es mehr denn je notwendig, einzelne Filme, aber auch das "Phänomen Film" im allgemeinen "richtig" zu verstehen. Man könnte meinen, dass jeder halbwegs intelligente Mensch, der sich die Welt erklären kann, auch ihre Abbildung auf der Leinwand versteht. Diese Schlussfolgerung wäre allerdings zu einfach. Gewöhnlicherweise rezipieren wir Film in erster Linie unbewusst und wie von selbst über die visuell-auditive Wahrnehmung, die stark an Emotionen gekoppelt ist. Ein bewusstes Durchschauen filmischer Strukturen dagegen schließt einen intellektuellen Verständnisprozess mit ein. Film ist nicht Realität, sondern ein kreatives Konstrukt mit einer (mehr oder weniger ersichtlichen) erzählenden Instanz, das einen starken Realitätseindruck hinterlässt. "Gerade weil der Film leicht zu verstehen ist, ist er so schwer zu erklären", stellt Christian Metz in seiner "Semiologie des Films" über das Paradoxe seines Objekts fest.
Um "den Film" in aller Gänze zu erfassen, kann die Filmwissenschaft aus einer Vielfalt von Ansätzen heraus schöpfen. Dabei muss sie sich sowohl der praktischen sowie theoretischen Filmgeschichte (bzw. historischen "Filmothek" und Filmtheorie), aus der heraus sie überhaupt erst entstehen konnte, als auch anderer wissenschaftlicher Methoden "von außen" bedienen, um der Komplexität des Objekts "Film" gerecht zu werden. Schließlich ist das Kino eng mit Kultur und Gesellschaft verflochten, abhängig von differenzierten ökonomischen Strukturen, wird von der ihr eigenen Technik der bewegten Bilder bestimmt und besitzt als Kunstform eine spezifische Ästhetik.
Der wesentliche Kern einer Wissenschaft hängt immer von ihrer Fragestellung ab. Wie funktioniert Film? Was macht das "kinematographische Phänomen" aus? Wie kann man den nicht selbstverständlichen intellektuellen Verstehensprozess - die komplexen Rezeptions- als auch Kompositionsprinzipien des Films, seine (aus Sicht einer semiotisch orientierten Medientheorie) kommunikativen Bedeutungsrelationen - verständlich machen?
Inhaltsverzeichnis (Gliederung)
- Einleitung: verschiedene Wege zum filmischen Verstehen
- Christian Metz: Kino als eine Art von Sprache — Die Anfinge der Filmtheorie und ihre trans-linguistische Erweiterung
- „cinéma langage" statt „ciné-langue"
- Das Zeichen im Film als Kurzschluss-Zeichen: signifianl und signifié im Film
- Die Suche nach der kleinsten filmischen Einheit — die Einstellung als aktualisierte Einheit der Rede [parole]
- Das Narrative im Film — Filmische Rede und repräsentische Rede [parole]
- Paradigmatik und Syntagmatik im Film
- Denotation und Konnotation im Film
- Metz' große Syntagmatik des Films
- Ausblick: Metz in der Kritik und Alternativen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Hausarbeit befasst sich mit Christian Metz' „Semiologie des Films", die versucht, das Medium Film als ein komplexes Zeichensystem zu verstehen. Die Arbeit analysiert Metz' Ansatz, indem sie die wichtigsten Elemente seiner Theorie untersucht und gleichzeitig kritisch hinterfragt. Die Arbeit stellt die wichtigsten Ideen von Metz' Werk dar und beleuchtet die Kritik an seiner Theorie, um ein umfassendes Verständnis seiner Bedeutung für die Filmwissenschaft zu ermöglichen.
- Das Kino als eine Art von Sprache
- Die Bedeutung von Zeichen im Film
- Die kleinste Einheit des Films: Die Einstellung
- Die Rolle des Narrativs im Film
- Paradigmatik und Syntagmatik im Film
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die Bedeutung des Films als Massenmedium und die Notwendigkeit, ihn „richtig" zu verstehen. Sie stellt die verschiedenen Ansätze der Filmwissenschaft dar und zeigt, wie Metz' „Semiologie des Films" einen wichtigen Beitrag zu einem wissenschaftlichen Verständnis des Films leistet.
Das zweite Kapitel befasst sich mit Christian Metz' Ansatz, das Kino als eine Art von Sprache zu betrachten. Es analysiert die Anfänge der Filmtheorie und ihre trans-linguistische Erweiterung, wobei es insbesondere auf die Bedeutung von D.W. Griffith's Werk und die Entwicklung des klassischen Montagekinos eingeht. Das Kapitel zeigt, wie Metz' Theorie auf den Grundlagen der Sprachtheorie von Ferdinand de Saussure und der Phänomenologie Husserls basiert.
Das dritte Kapitel untersucht Metz' Konzept der „kinematographischen Sprache". Es zeigt, dass Film nicht als „ciné-langue" im Sinne einer streng kodifizierten Sprache betrachtet werden kann, sondern als „cinéma-langage", ein komplexes Zeichensystem, das sich von der Sprache unterscheidet. Das Kapitel analysiert die Rolle von Zeichen im Film und die Schwierigkeiten, die sich bei der Suche nach der kleinsten filmischen Einheit ergeben.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den Begriffen der Paradigmatik und Syntagmatik im Film. Es zeigt, wie diese Begriffe aus der Literaturwissenschaft übernommen werden können, um filmische Strukturen zu verstehen, und beleuchtet die spezifischen Unterschiede zwischen Film und Literatur. Das Kapitel analysiert die Bedeutung der Montage für die filmische Syntagmatik und die Bedeutung der „großen Syntagmatik" für die Analyse von Filmen.
Das fünfte Kapitel untersucht die Konzepte der Denotation und Konnotation im Film. Es zeigt, wie die Bedeutung im Film sowohl auf der Ebene der wörtlichen Bedeutung (Denotation) als auch auf der Ebene der assoziativen Bedeutung (Konnotation) entsteht. Das Kapitel analysiert die spezifischen Eigenschaften des Films in Bezug auf Denotation und Konnotation und zeigt, wie die Konnotation eine wichtige Rolle für die ästhetische Expressivität des Films spielt.
Das sechste Kapitel befasst sich mit Metz' „großer Syntagmatik" des Films. Es beschreibt, wie Metz ein System von acht Haupttypen von narrativen Elementen im Film entwickelt hat, das auf der Ebene der großen syntagmatischen Einheiten basiert. Das Kapitel analysiert die verschiedenen Arten von Syntagmen, die Metz unterscheidet, und zeigt, wie seine Theorie einen wichtigen Beitrag zu einer Kategorisierung der Film-„Syntax" leistet.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Semiologie des Films, Christian Metz, Filmtheorie, Zeichen, Sprache, Kinematographische Sprache, Paradigmatik, Syntagmatik, Denotation, Konnotation, Filmmontage, Große Syntagmatik, Kritik, Alternativen.
- Citation du texte
- Roman Seda (Auteur), 2002, Der Film als komplexes Zeichensystem. Christian Metz: Semiologie des Kinos, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8758
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