Anhand von ausgewählten Beispielen aus verschiedenen Filmen Stanley Kubricks soll in dieser Arbeit die Thematik der Zeichen und Symbole in seinen Filmen beleuchtet werden. Um die Bedeutung der Begriffe zu klären und abzugrenzen, wird im ersten Teil auf die allgemeine Bedeutung der Zeichen und Symbole eingegangen. In den dann folgenden Kapiteln 3 und 4 wird sich mit einigen Bedeutungsebenen anhand von Beispielen auseinander gesetzt, angefangen mit der Interpretation der Filmtitel bis hin zu der Bedeutung der Symbole und Zeichen innerhalb der Filme. Im Kapitel 5 folgt dann ein kritisches Resümee der Ausführungen.
Inhaltsverzeichnis
1 Ziel der Arbeit
2 Begriffsdefinitionen
2.1 Begriffsdefinition „Zeichen“
2.2 Begriffsdefinition „Symbol“
3. Zeichen und ihre Bedeutung
3.1 Filmtitel
3.2 Sprache, Codes, Namen, Zahlen und Daten
4 Symbolik
4.1 Symbol Doppelgänger
4.2 Eros und Thanatos
4.3 Symbol Phallus
4.4 Symbol Auge und Blick
4.5 Symbol Kreis vs. Viereck
4.6 Symbol Dreieck
4.7 Symbol Badezimmer
4.8 Dualismus Apollon vs. Dionysos
5 Resümee
6 Literaturverzeichnis
1 Ziel der Arbeit
Anhand von ausgewählten Beispielen aus verschiedenen Filmen Stanley Kubricks möchte ich in dieser Arbeit die Thematik der Zeichen und Symbole in seinen Filmen beleuchten. Um die Bedeutung der Begriffe zu klären und abzugrenzen, gehe ich im ersten Teil auf die allgemeine Bedeutung der Zeichen und Symbole ein. In den dann folgenden Kapiteln 3 und 4 setze ich mich mit einigen Bedeutungsebenen anhand von Beispielen auseinander, angefangen mit der Interpretation der Filmtitel bis hin zu der Bedeutung der Symbole und Zeichen innerhalb der Filme. Im Kapitel 5 folgt dann ein kritisches Resümee meiner Ausführungen.
2 Begriffsdefinitionen
2.1 Begriffsdefinition „Zeichen“
„ Zeichen, allg. jede sinnlich wahrnehmbare Gegebenheit, die mit einem bestimmten, vereinbarten Bed.- bzw. Informationsinhalt als Signal (z.B. die Verkehrs-Z.) oder Symbol (z.B. die astronom. Z.) auftritt oder eine andere Gegebenheit (z. B. Phonem, physikal. Größe, mathemat. Variable, techn. Objekt) repräsentiert bzw. diese bezeichnet oder darstellt (z. B. Schrift-Z., Formel-Z., mathemat. Z. oder Schalt-Z.)“[1]
Die Lehre der Zeichentheorie geht auf Aristoteles zurück. Für ihn waren Zeichen Wortbedeutungen und Vorstellungen im Bewusstsein, welche die Realität abbildeten.[2] Da diese Arbeit den Zeichengebrauch in Kubricks Filmen näher beleuchtet, möchte ich an dieser Stelle kurz auf den Bereich der Zeichenlehre eingehen. In der Literatur findet man unterschiedliche Definitionen für den Begriff des Zeichens. Für den Logiker und Semiotiker Charles Peirce ist ein Zeichen etwas, das dazu dient, Wissen über Dinge zu vermitteln. Er unterteilt seine Definition in die Kategorien Erstheit, Zweitheit und Drittheit. Für ihn enthalten Zeichen eine Repräsentations- und eine Erkenntnisfunktion. Es gibt drei Einflussfaktoren: Repräsentamen-, Objekt- und Interpretantenbezug. Diese Faktoren wirken auf einander ein und können nicht getrennt voneinander gesehen werden. Er gibt keine genaue Erklärung für den Begriff der Semiotik an, obwohl er sich lebenslang mit dieser Thematik befasste. Seine Definitionen der Schlüsselbegriffe änderte er mehrmals, stellt Scheibmayr fest.[3] Die strukturalistische Zeichentheorie nach Ferdinand de Saussure definiert ein Zeichen durch die Beziehung zwischen Signifikat und Signifikant, wobei für ihn der Zusammenhang arbiträr ist. Das heißt, wenn eine Kommunikation stattfinden soll, bedingt diese festabgeredete Zeichendefinitionen, da die in dem Zeichen liegende Bedeutung nicht an seine Eigenschaft gebunden ist.[4] Die semiotische Zeichentheorie nach Charles W. Morris[5] hingegen wählt drei Unterteilungskategorien. Ihre sich teilweise überlappenden Bereiche handeln von der Beziehung zwischen dem Zeichen zu einem anderen Zeichen (Syntax), der Beziehung zwischen dem Zeichen und der Bedeutung (Semantik), sowie der Beziehung zwischen dem Zeichen und seinem Benutzer (Pragmatik).
Generell lässt sich festhalten, dass die Lehre der Zeichen, der Zeichensysteme und der Zeichenprozesse in der Linguistik als Semiotik bezeichnet wird. Diese beschreibt den Prozess, bei dem ein Sender eine codierte Nachricht abschickt, die vom Empfänger entschlüsselt werden kann und verschiedenen Beziehungsfaktoren ausgesetzt ist.
2.2 Begriffsdefinition „Symbol“
Ein Symbol ist ein visuell oder sprachlich formuliertes Zeichen, das verbunden ist mit einer Bedeutung oder einem Besitzer. Es verweist auf etwas außerhalb seiner selbst. Fest vorgeschriebene Interpretationen der Symbole gibt es beispielsweise bei den Verkehrszeichen oder Piktogrammen.[6] Aus religiöser, mythischer, kunstbezogener oder philosophischer Perspektive kann ein Symbol hingegen mannigfaltige Bedeutungen haben. Dies führt dazu, das sich ein vollkommenes Ausinterpretieren aufgrund des Bedeutungsüberschusses als schwierig erweist. Im Gegensatz zu der Sichtweise von de Saussure, der in der différence eine Erzeugung der Einheit des Zeichens zwischen signifié und signifiant sieht, prägt der Philosoph Jacques Derrida den Begriff différance. Dieser Begriff beschäftigt sich mit den Möglichkeiten, die dem Sinn vorausgehen.[7] Letzteres verdeutlicht den starken Interpretationscharakter der Zeichen und vor allem der Symbole, und ich verweise auf das Kapitel 2.1, in dem ich die Beziehungen der Zeichen erläuterte. Ähnlich wie in der Religion werden in der Mythologie Symbole verwendet,
welche die Wahrnehmung und die Einbildungskraft überschreiten. Mit dieser Art der Interpretation beschäftigt sich die Tiefenpsychologie von S. Freud und C. G. Jung. In Kapitel 4 zeige ich dies anhand verschiedener Beispiele aus Kubricks Filmen.
3. Zeichen und ihre Bedeutung
3.1 Filmtitel
Das Spiel mit den Zeichen ist signifikant für Kubricks Filme. Dies zeigt sich schon an den Filmtiteln, die viele Interpretationen gleichzeitig zulassen
„...so sehr tragen die Begriffe immer wieder ihren eigenen Widerspruch in sich, bis hin zum paradoxen Titel von EYES WIDE SHUT. Worte sind wie magische Signale, die auf tausendundeine Fährten locken wollen:...“[8]
konstatieren Seeßlen und Jung und fragen, ob ein Full Metal Jacket letztendlich nur ein Vollmantelgeschoss sei, oder andere Bedeutungsebenen erschließe. Ähnliches gilt für den Titel des Romans „A Clockwork Orange“ von Anthony Burgess, der auf den Prozess anspielt, bei dem sich das Mechanische (Uhrwerk) und das Organische (Orange) begegnen.[9] Die Thematik erinnert an die Sichtweise von Schelling/Hölderlin, die besagt, dass der Staat als etwas Mechanisches der freien Selbstbestimmung des Menschen wiederspreche.[10] Der Filmtitel „Eyes Wide Shut“ verrät durch seine Paradoxie, dass es gar nicht möglich ist, die Augen weit geschlossen zu halten. Die Bedeutung bleibt offen. Stellt dieser Titel vorwiegend die Augen in den Vordergrund der Interpretation, das Weite oder das Geschlossene. Eine eindeutige Entschlüsselung ist nicht möglich, und man fragt sich, ob der Titel bedeuten soll, dass man trotz weit geöffneter Augen blind sein kann, oder, dass geschlossene Augen zu einer Öffnung auf anderen Erfahrungsebenen führen können. Wie in Kapitel 1.1 erläutert ist, verdeutlicht besonders die Auslegung dieses Titels, dass die Beziehung des Interpretanten zu dem Zeichen bei der Interpretation eine wesentliche Rolle spielt. Kirchmann[11] sieht in den Filmtiteln „The Killer’s Kiss“, „Dr. Strangelove“ und „Fear and Desire“ einen Verweis auf die Verflechtung von Eros und Thanatos[12]. Anhand meiner Arbeit möchte ich mit ausgewählten
Beispielen unterstreichen:
„Es ist wirklich nicht übertrieben zu sagen, dass in einem Kubrick-Film jedes Detail eine Bedeutung hat.“[13].
[...]
[1] MEYERS Grosses Taschenlexikon, Band 24, 5. überarbeitete Auflage, Mannheim; Leipzig; Wien;
Zürich 1995, S. 217, 218.
[2] Vgl. Ebenda.
[3] Vgl. Scheibmayr: W., N. Luhmanns Systemtheorie und Charles S. Peirces Zeichentheorie, Tübingen 2004,
S. 16ff.
[4] Vgl. Wallmannsberger, J.: In Schanze, H.: Metzler Lexikon Medientheorie, Medienwissenschaften,
Stuttgart; Weimar 2002, S. 327.
[5] Vgl. Morris, C. W.: Grundlagen der Zeichentheorie; Ästhetik und Zeichentheorie, übers. von R. Posner,
München 1972, S. 24, 25.
[6] Vgl. MEYERS Grosses Taschenlexikon, Band 21, 5. überarbeitete Auflage, Mannheim; Leipzig; Wien;
Zürich 1995, S. 257.
[7] Vgl. Roggenbuck, S.: Saussure und Derrida, Linguistik und Philosophie, Tübingen; Basel 1998, S. 17, 18.
[8] Seeßlen, G., Jung, F.: Stanley Kubrick und seine Filme, Marburg 1999, S. 43.
[9] Vgl. Ebenda.
[10] Vgl. Vosskühler, F.: Kunst als Mythos der Moderne, Würzburg 2004, S. 15.
[11] Vgl. Kirchmann, K.: Stanley Kubrick, das Schweigen der Bilder, Marburg 1993, S. 70.
[12] Vgl. Kapitel 4.3.
[13] Thissen, R.: Stanley Kubrick, der Regisseur als Architekt, München 1990, S. 192.
- Arbeit zitieren
- Dipl. Medienwirtin Simone Drott (Autor:in), 2006, Zeichen und Symbole in Stanley Kubricks Filmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87524
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