Obwohl die Kinder heute auf der einen Seite in einer reizintensiven und sensationsreichen Umwelt leben, fehlt ihnen eine ausgeglichene Stimulierung und Entwicklung aller Sinnesbereiche, da nicht die Zeit und Gelegenheit vorhanden ist, um die geraume Menge der Reize zu verarbeiten. Hinsichtlich ihrer körperlich- sinnlichen Erfahrungen wachsen sie aber auf der anderen Seite in einer eher verarmten Lebenswelt auf, die den Kindern viele Anregungen und Erfahrungen vorenthält.
Kinder wollen ihre Umwelt mit allen Sinnen in sich aufnehmen und selbst tätig sein; sie möchten also Farben und Formen sehen, Dinge berühren, anfassen, riechen und schmecken und sich viel bewegen, d.h. klettern, springen, rutschen usw.. Diese Erfahrungen führen zu einer guten und genauen Verarbeitung von Reizen. Bereits in der Antike galten Sinneserfahrungen als Basis jeglichen Lernens, denn schon bei Aristoteles sind Hinweise zu finden, die auf die Bedeutung sinnlicher Wahrnehmungen hinweisen.
Werden diese nicht in der richtigen Art und Weise verarbeitet, können daraus eine Vielzahl von Wahrnehmungsstörungen, wie etwa die taktile Abwehr, auf die später eingegangen wird, resultieren. Es handelt sich hierbei um eine sensorische Integrationsstörung, die aber mit Hilfe von speziellen Therapien behandelt werden kann, so dass eine exakte sensorische Integration wieder möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Bedeutung der sinnlichen Wahrnehmung
2. Was ist sensorische Integration?
2.1 Der Integrationsprozess
2.2 Störungen der SI und mögliche Ursachen
2.3 Frühsymptome
3. Das taktile System
4. Die Haut – unser größtes Organ
4.1 Hautschichten
4.2 Rezeptoren
5. Die taktile Abwehr
5.1 Ursachen der taktilen Abwehr
5.2 Symptome der taktilen Abwehr
6. Die Integrationsförderung
6.1 Therapien bei sensorischer Integrationsstörung
6. 2 Therapie bei taktiler Abwehr
7. Der Weg zum/zur Ergotherapeuten/in
Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Die Bedeutung der sinnlichen Wahrnehmung
Obwohl die Kinder heute auf der einen Seite in einer reizintensiven und sensationsreichen Umwelt leben, fehlt ihnen eine ausgeglichene Stimulierung und Entwicklung aller Sinnes-bereiche, da nicht die Zeit und Gelegenheit vorhanden ist, um die geraume Menge der Reize zu verarbeiten. Hinsichtlich ihrer körperlich- sinnlichen Erfahrungen wachsen sie aber auf der anderen Seite in einer eher verarmten Lebenswelt auf, die den Kindern viele Anregungen und Erfahrungen vorenthält.
Kinder wollen ihre Umwelt mit allen Sinnen in sich aufnehmen und selbst tätig sein; sie möchten also Farben und Formen sehen, Dinge berühren, anfassen, riechen und schmecken und sich viel bewegen, d.h. klettern, springen, rutschen usw.. Diese Erfahrungen führen zu einer guten und genauen Verarbeitung von Reizen. Bereits in der Antike galten Sinneserfah-rungen als Basis jeglichen Lernens, denn schon bei Aristoteles sind Hinweise zu finden, die auf die Bedeutung sinnlicher Wahrnehmungen hinweisen.
Werden diese nicht in der richtigen Art und Weise verarbeitet, können daraus eine Vielzahl von Wahrnehmungsstörungen, wie etwa die taktile Abwehr, auf die später eingegangen wird, resultieren. Es handelt sich hierbei um eine sensorische Integrationsstörung, die aber mit Hilfe von speziellen Therapien behandelt werden kann, so dass eine exakte sensorische Integration wieder möglich ist.
2. Was ist sensorische Integration?
Der Begriff der sensorischen Integration geht auf Jean A. Ayres (1920-1989), einer Psycho- login und Ergotherapeutin, die sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzte zurück. Sie definierte ihn wie folgt:
Sensorische Integration ist der Prozeß des Ordnens und Verarbeitens sinnlicher Ein- drücke (sensorischen Inputs), so daß das Gehirn eine brauchbare Körperreaktion und
und ebenso sinnvolle Wahrnehmungen, Gefühlsreaktionen und Gedanken erzeugen
kann. Die sensorische Integration sortiert, ordnet und vereint alle sinnlichen Eindrücke
des Individuums zu einer vollständigen und umfassenden Hirnfunktion.[1]
Renate Zimmer bezeichnet sie als ein „Zusammenspiel der Sinne“[2].
Die sogenannte SI ist eine in mehreren Schritten bzw. Ebenen verlaufende, äußerst komplexe Leistung des Menschen und stellt die Basis der menschlichen Entwicklung dar. Die Sensorik,
d.h. das Empfindenkönnen von Stimuli (Reizen) dient hierbei als Voraussetzung.
Bei den meisten Menschen geschieht der Prozess der Integration automatisch und unbewußt, so dass im alltäglichen Leben nicht weiter darüber nachgedacht wird. Er ist ein neurologischer Prozess der Wahrnehmung, der sich ständig bei jedem Menschen vollzieht. Die SI ist jedoch, wie J. Ayres meint „...die wichtigste Art und Weise sinnlicher Verarbeitung“[3]. Bereits im Mutterleib findet ein Zusammenspiel der Sinne statt. Das embryonale Gehirn nimmt Bewe-
gungen der Mutter wahr und speziell nach der Geburt ist eine Menge an sensorischer Inte-
gration notwendig, damit das Kind z.B. in der Lage ist zu krabbeln oder aufzustehen. Obwohl
die Fähigkeit zur SI teilweise in den Genen vorhanden ist, muss sie das Kind durch ständige Auseinandersetzung mit der Umwelt und seinem Körper entwickeln. Am effektivsten ge-
schieht diese durch eine sogenannte Anpassungsreaktion (= sinnvolle, zielgerichtete Antwort auf eine sinnliche Erfahrung). Dabei führt jede Anpassungsreaktion zu einer weiteren Inte-
gration von Empfindungen.
Das Prinzip der SI beschreibt nach Kesper/Hottinger „...die Aufnahme von umweltbedingten Informationen und deren adäquaten Verarbeitung im zentralen Nervensystem“[4] und stellt die Grundlage für Sprache, Lernen und Bewegung dar.
2.1 Der Integrationsprozess
Der Integrationsprozess läuft im Wesentlichen folgendermaßen ab: über die Sinnesorgane unseres Körpers nehmen die entsprechenden Rezeptoren Reize (Meldungen und Nachrichten) aus der Außenwelt auf. Die einfallende Energie wird dann von jeweiligen Rezeptoren in Impulse umgewandelt (zum Beispiel empfangen die Rezeptoren für die Augen Lichtwellen).
Die Stimuli werden anschließend über afferente (aufsteigende) Bahnen/sensorische Nerven-
fasern in die entsprechenden sensorischen Zentren des Gehirns und Rückenmarks weiterge-
leitet. Daraufhin werden sie dort sortiert, eingeordnet, gespeichert und mit bisher Wahrge-
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1
Das Gehirn dient hierbei also gewissermaßen als „Verarbeitungsmaschine“ sinnlicher Eindrücke, wie es J. Ayres beschreibt. Maßgeblich am Integrationsprozess beteiligt ist unter anderem die Formatio reticularis. Diese, mitten im Hirnstamm gelegene, netzförmige, komplexe Struktur zieht sich vom verlängerten Rückenmark bis zum Zwischenhirn. Sie enthält sensorische Informationen und ist an deren Verarbeitung und Weiterleitung zum sensorischen Zentrum beteiligt. Desweiteren steuert sie den „Wachheitszustand“ und den Grad der Aufmerksamkeit des ZNS und ist zuständig für die Hemmung bzw. Verstärkung von sensorischen Reizen, die zur Großhirnrinde geleitet werden. Auf diese Art und Weise kann sie das Gehirn vor Reizüberflutung schützen. J. Ayres formuliert es so:
„Ohne ausreichende Hemmung würden sich sensorische Impulse wie ein Steppenbrand durch das Nervensystem ausbreiten“[5]. Sie vergleicht die Bedeutung der Formatio reticularis des-
weiteren mit der Nabe eines Rades: „Sie erhält Einflüsse aus allen Teilen des Gehirns und sendet ihren Einfluß in alle Richtungen“[6].
Über den Thalamus, der sich im Zwischenhirn befindet, werden alle von Sinnen gesendeten Informationen –außer dem Geruchssinn- zum Großhirn geleitet. Ein dritter Bereich, der eben-
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Falls im Zwischenhirn liegt, ist das limbische System. Es ist nicht nur verantwortlich für Gefühle, sondern hier werden auch Informationen des Großhirns mit früher gemachten Erfahrungen verglichen, gewertet und anschließend in andere Bereiche geleitet. Diese drei Bereiche sind Teile des ZNS, welches sich aus dem Gehirn und dem Rückenmark zusammensetzt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2
2.2 Störungen der SI und mögliche Ursachen
Bei einer sensorischen Integrationsstörung sind vor allem die Sinnesorgane betroffen. In diesem Falle ist das ZNS nicht dazu fähig, den Zustrom von sensorischen Impulsen zu ver-
arbeiten, zu ordnen, zu koordinieren, mit bereits vorhandenen Daten zu vergleichen und dadurch eine adaptive Reaktion zu erreichen.
J. Ayres stellt fest, daß das ZNS nicht in der Lage ist „...den Zustrom sensorischer Impulse in einer Weise zu verarbeiten und zu ordnen, die dem betreffenden Individuum eine gute und genaue Information über sich selbst und seine Umwelt ermöglicht“[7]. Ihre Theorie geht davon aus, dass das Kind entweder zuviel (hyper-), zuwenig (hypo-) oder gestört, verwirrt (dys-) auf die Informationen der drei Basissinnessysteme (taktil, propriozeptiv, vestibulär) reagiert.
Solch eine „minimale Hirnfunktionsstörung“ kann der Auslöser für Lernschwierigkeiten, wie das Erlernen des Lesens und des Rechnens, aber auch von Verhaltensstörungen sein. Mög-
liche Ursachen für eine sensorische Integrationsstörung könnten, wie Ärzte vermuten, gene-
tische (angeborene Veranlagung) oder/und chemische (Zunahme von Umweltgiften) Faktoren sein. Desweiteren könnte ein Mangel an sensorischer Stimulation, also Sinnesreizung, wie oft bei Heimkindern zu beobachten ist, sowie eine unregelmäßige Aktivität im Gehirn ein Grund für eine Störung sein.
Ein Kind mit diesen Problemen hat oft Schwierigkeiten mit alltäglichen Anforderungen und Stresssituationen fertig zu werden, wenig Erfolg und Befriedigung und ist auch unzufrieden mit sich selbst.
In Nordamerika sind schätzungsweise 5%-10% (oder sogar mehr) der Kinder von einer sensorischen Integrationsstörung betroffen.
J. Ayres hat eine Klassifizierung von Wahrnehmungsstörungen aufgestellt:
- taktile Abwehr
- Störungen des vestibulären Systems
- Störungen des visuellen Systems, des Hörens und der Sprache
- entwicklungsbedingte Apraxie.
2.3 Frühsymptome
Da die meisten Kinder über eine normale bis überdurchschnittliche Intelligenz verfügen und sich oft bis zu einem gewissen Alter „normal“ verhalten, ist es für Eltern und Ärzte schwierig eine sensorische Integrationsstörung, die keine Krankheit darstellt, festzustellen bzw. zu diagnostizieren. Dennoch sind einige Symptome zu beobachten, die möglicherweise auf eine „minimale Hirnfunktionsstörung“ hinweisen könnten:
Bereits im Säuglingsalter ist zu bemerken, dass sich das Kleinkind nicht drehen, nicht krie- chen, sitzen oder aufstehen kann, so wie es andere in dessen Alter tun. Im fortgeschrittenen Alter könnte es passieren, dass das Kind Probleme damit hat seine Schuhe zu binden, Fahrrad zu fahren oder sich elegant zu bewegen; es ist tollpatschig, fällt und stolpert oft. Desweiteren ist es ungeschickt und hat Schwierigkeiten mit dem Spielen, denn es begreift nicht oder nur langsam, kann nicht adäquat reagieren und berührt sogar bestimmte Spielsachen nicht.
Außerdem ist eine Entwicklungsverzögerung der Sprache festzustellen: das Kind kann z.B. den Mund nicht zu den richtigen Worten formen. Dies ist ein frühzeitiger Hinweis dafür, dass das Gehirn nicht gut genug arbeitet. Bei kleineren Tätigkeiten, wie Puzzles zusammensetzen, Zeichnungen bunt ausmalen oder Ausschneiden fällt es auf, dass dieses Kind solche Dinge schlechter bewerkstelligt als seine gleichaltrigen Kameraden.
Weitere eventuelle Symptome sind Überaktivität, Irritation, leichte Ablenkbarkeit und schulische Schwierigkeiten, wie lesen, schreiben und rechnen.
Doch nicht jedes kleine Problem ist gleich ein Hinweis dafür, dass es sich um eine sensorische Integrationsstörung handelt. Deshalb muss sehr vorsichtig damit umgegangen werden.
[...]
[1] Ayres, J.A. (1984). Bausteine der kindlichen Entwicklung. Berlin. S.37.
[2] Zimmer, R. (1995). Handbuch der Sinneswahrnehmung –Grundlagen einer ganzheitlichen Erziehung-
(2. Aufl.). Freiburg. S. 26.
[3] Ayres, J.A. (1984). Bausteine der kindlichen Entwicklung. Berlin. S.6.
[4] Kesper, G., Hottinger, C. (1993).Mototherapie bei sensorischen Integrationsstörungen. München. S. 42.
[5] Ayres, J.A. (1984). Bausteine der kindlichen Entwicklung. Berlin. S. 64.
[6] Ayres, J.A. (1984). Bausteine der kindlichen Entwicklung. Berlin. S. 71.
[7] Ayres, J.A. (1984). Bausteine der kindlichen Entwicklung. Berlin. S. 71.
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