In der vorliegenden Arbeit wird eine Kinderzeichnung (6 Jahre) analysiert. Die Analyse des Entwicklungsstandes bezieht sich dabei auf gängige Entwicklungsstufen nach Widlöcher, Lowenfeld usw... Der Soll- und Ist-Zustand werden geklärt und Fördermaßnahmen angeboten.
Gliederung
1. Individuelle Situation des Kindes
2. Thematik des Bildes/ Inhalte
3. Der Soll- Stand der bildnerischen Entwicklung zum Schuleintritt
4. Der Ist- Zustand der bildnerischen Entwicklung von Julia
5. Vergleich
6. Notwendige Fördermaßnahmen
7. Quellenverzeichnis:
Anhang
„Wenn Kinderzeichnungen Gegenstand unserer Neugier sind, dann deshalb, weil es keine Erwachsenenzeichnungen gibt. Der Erwachsene zeichnet nicht, wenn er kein Künstler ist.“
(Widlöcher)
1. Individuelle Situation des Kindes
Die im Anhang vorliegende Kinderzeichnung stammt von Julia (gerade 6 Jahre alt), die ich während meines Hauptpraktikums kennengelernt habe. Julia geht seit 4 Wochen in die erste Klasse einer Berliner Grundschule in Friedrichshain. Ihre Lehrerin wies mich darauf hin, dass Julia im Hort sehr gerne und viele Bilder selbstständig malt. Außerdem wäre sie den anderen Kindern in der bildnerischen Entwicklung wahrscheinlich etwas voraus. Das machte mich neugierig. Körperlich und geistig ist Julia normal entwickelt. Zudem erfuhr ich von der Lehrerin, dass sie in einer intakten Familie mit 2 Kindern lebt. Ihr jüngerer Bruder André geht noch in den Kindergarten. Die Familie unternimmt laut den Eltern viel gemeinsam.
Also unterhielt ich mich mit Julia eingehender, fragte sie nach ihren Bildern und ließ mir einige zeigen. Julia bot mir daraufhin freiwillig an ein Bild für mich zu malen. Den Inhalt konnte ich mir wünschen. Ich bat Julia sich bei einem Ereignis der letzten Zeit zu malen, das sie mit ihrer Familie oder Freunden erlebt hat. So entstand eine völlig willkürliche und lustbetonte Zeichnung mit gelenktem Inhalt, bei der ich Julia zusehen konnte.
2. Thematik des Bildes/ Inhalte
Julia hat sich hinsichtlich der relativ offenen Aufgabenstellung sofort und ohne große Überlegungen für ein Urlaubsbild entschieden. Dieser dargestellte Urlaub nach Fuerteventura fand direkt vor ihrer Einschulung statt. Julia begann eine große grüne Wölbung zu malen, die später eine Insel wurde, indem sie Wasser daneben malte. Julia hat sich direkt danach sehr ausführlich mit den Palmen beschäftigt und dann sich selbst und ihre Mama auf diese Insel gemalt. Julia ist die rechte Person auf dem Bild. Ihre Begründungen dafür erwähne ich später. Links neben die Insel zeichnete Julia den Bruder und den Papa im Wasser. Rechts ist eine weitere Person im Wasser zu sehen, ein fremder Mann. Diese entstand direkt danach. Im Anschluss wählte Julia einen neuen Stift und malte eine Katze, wie sie mir erklärte. Vom darauf gezeichneten blauen Himmel lachte wenig später eine große gelbe Sonne. Julia hat zudem noch Herzen neben die Sonne gemalt, die eine bestimmte Bedeutung haben, auf die ich noch eingehen werde. Nachdem Julia ihren Namen auf die Rückseite des Bildes geschrieben hatte, fing sie erneut an zu malen. Sie bildete ihre Familie (Bruder, Mama und Papa) in einer Tierdarstellung ab und schrieb die ihr bekannten Anfangssilben davor. Die Rückseite ist ebenfalls mit vielen, immer größer werdenden Herzen verziert.
3. Der Soll- Stand der bildnerischen Entwicklung zum Schuleintritt
Kinder in Julias Alter befinden sich kognitiv in der „Präoperationalen Phase“, in der sie intuitiv vorgehen und handeln. Ihr lebhaftes Vorstellungsvermögen und ihre Fantasie beeinflussen ihre Zeichnungen.
Es gibt bis heute unterschiedliche Ansichten über die bildnerische Entwicklung eines Kindes und ihre Einteilung in Phasen. Die meisten Altersangaben sind deswegen nur als Richtwerte zu betrachten. Auch kann eine genaue Zuordnung zu einer der Phasen umständlich sein. Je nach ihrer Kultur, den Anregungen der Umwelt oder den Vorbildern entwickeln sich die Kinder sehr individuell. Dennoch lassen sich allgemeine entwicklungstypische Merkmale festmachen. Da die Kinder noch in ihrer Entwicklung stecken, ist ihre Mitteilungs-, Ausdrucks- und Darstellungsqualität noch nicht komplett ausgeprägt.
Die Entwicklungsphase in der sich Kinder zur Zeit ihres Schuleintritts befinden sollten, wird von verschiedenen Entwicklungspsychologen beschrieben. Nach Widlöcher wird die Phase als „Kindlicher Realismus“[1] bezeichnet. ,Ab hier zeichnet das Kind mit der Absicht etwas darzustellen.’[2],Das Kind zeichnet nach Luquet im „Intellektuellen Realismus“ in diesem Alter alles was es weiß und nicht nur, was es sieht.’[3] So entstehen sogenannte Röntgenbilder oder Transparentbilder, in denen Kinder dieses Alters häufig das Innere eines Hauses oder den Körper unter der Kleidung sichtbar machen. Nach Schuster gibt es mehrere Gründe für diese Darstellungen: ,die Malreihenfolge, sich berührende Gegenstände oder ein spezielles System der Tiefendarstellung.’[4]
Unterschiedliche Psychologen bezeichnen das Ausgangsniveau der bildnerischen Entwicklung zum Schuleintritt als „Schemaphase“. Lowenfeld spricht von einer „vorschematischen Darstellung“, Grözinger vom Schematismus und Richter von der „Schemaphase“. Hiermit wird angedeutet, dass die Kinder Schemata oder Darstellungsformen wählen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem darzustellenden Objekt aufweisen. Die Gegenstände werden hier ebenso schon mit der dazugehörigen Situation in Verbindung gebracht. Schemata müssen jedoch immer wieder verändert und verbessert werden.
[...]
[1] Schuster, Martin (1989): Die Psychologie der Kinderzeichnung. Springer-Verlag, Berlin, S. 12
[2] Schuster, Martin: Die Psychologie der Kinderzeichnung. S. 12
[3] Schuster, Martin: Die Psychologie der Kinderzeichnung. S. 12
[4] Schuster, Martin (1994): Kinderzeichnungen. Wie sie entstehen. Was sie bedeuten. Springer_Verlag, Berlin, S.48
- Citation du texte
- Anja Uhlitzsch (Auteur), 2007, Kinderzeichnung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87489
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