"Im grossen Schweigen." Mit diesen drei Worten ist der erste Aphorismus des fünften Buches der Morgenröthe betitelt. Im großen Schweigen wähnt sich jedoch auch der Leser, sofern er es nicht versteht, Nietzsche richtig zu lesen. Zwar findet er vordergründige Problemstellungen, mit klassischen Mitteln der abendländischen Philosophie umständlich bearbeitet, die von Albert Einstein geforderte "Ästhetik in der Formel" scheint jedoch zu fehlen. Das Ganze wirkt nicht rund, es macht nicht den Eindruck, ein in sich geschlossenes, vollendetes Werk zu bilden.
Allzu viele Bücher versuchen Anleitung zu sein; oder Hilfestellung zur Interpretation. Doch finden sich die Grundlagen bei Nietzsche selbst. Unter Anderem in der Vorrede zur Morgenröthe. In dem 1886, also mit sechs Jahren Verspätung geschriebenen Vorwort gibt er dem Leser einige Hinweise zur Behandlung seiner Schriften und beschreibt, wie er sich seinen Leser erträumt.
Nietzsche sieht sich als den einsamen Maulwurf, der die Moral untergräbt, ihr das Fundament raubt. "...wie er langsam, besonnen, mit sanfter Unerbittlichkeit vorwärts kommt, ohne dass die Noth sich allzu sehr verriete, welche jede lange Entbehrung von Licht und Luft mit sich bringt; man könnte ihn selbst bei seiner dunklen Arbeit zufrieden nennen." Wo vordergründig Erwartetes ausbleibt, da lohnt es sich zu bohren, kleinsten Spuren zu folgen und den Dingen auf den Grund zu gehen. Wo der Eilfertige einer falschen Fährte auf den Leim geht, da versteckt Nietzsche seine Aussagen.
Er betrachtet die Morgenröthe als seine Metamorphose vom Maulwurf zum Menschen, vom Ankläger zum freien Geist, als ersten Schritt auf dem Wege zur Erlösung von den Knebeln der auferlegten christlichen Moral.
Er wünscht sich "gut" gelesen zu werden, "langsam, tief, rück- und vorsichtig, mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Thüren, mit zarten Fingern und Augen..." Nietzsche erwartet von seinen Lesern nicht nur eine Auseinandersetzung mit dem Text, sondern darüber hinaus ein Gespür für die Person Nietzsche. Für seine Zeit, sein Leben und seine Umwelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biografie
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Zur Entstehung der Morgenröthe
- Mensch — Landschaft - Natur
- Aphorismus 142 — Mitempfindung
- Aphorismus 423 — Im grossen Schweigen
- Aphorismus 426 — Farbenblindheit der Denker
- Aphorismus 468 — Das Reich der Schönheit ist
- Aphorismus 539 — Wisst ihr auch, was ihr wollt?
- Schlussbemerkung
- Anhang
- Zitierweise
- Verzeichnis der Literatur
- Verzeichnis der Bilder und Tabellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Bedeutung der Begriffe Mensch, Landschaft und Natur in Nietzsches Morgenröthe. Sie analysiert die verschiedenen Facetten dieser Begriffe und stellt sie in den Kontext von Nietzsches Biografie, Naturphilosophie und dem Werk seiner Vorbilder und Zeitgenossen, Arthur Schopenhauer und Richard Wagner.
- Nietzsches Naturphilosophie und deren Verhältnis zu den Begriffen Mensch, Landschaft und Natur
- Die Bedeutung von Landschaft und Natur für Nietzsches Selbsterfahrung und Geistesentwicklung
- Die Rolle von Moral und Konventionen in Nietzsches Verständnis von Mensch und Natur
- Die Verbindung von Mensch und Natur in Nietzsches Philosophie und seine Kritik an der Entmenschlichung der Natur
- Die Bedeutung von Trieben und Instinkten für Nietzsches Verständnis von Mensch und Natur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Bedeutung der Begriffe Mensch, Landschaft und Natur in Nietzsches Morgenröthe. Sie stellt den Zusammenhang mit Nietzsches Biografie und seiner Naturphilosophie her. Der Abschnitt "Biografie" gibt einen Überblick über Nietzsches Leben und Werk, wobei der Fokus auf den Einfluss von Schopenhauer und Wagner sowie auf die Entstehung der Morgenröthe liegt.
Der Abschnitt "Mensch — Landschaft - Natur" analysiert ausgewählte Aphorismen aus der Morgenröthe und untersucht, wie Nietzsche die Begriffe Mensch, Landschaft und Natur miteinander verknüpft. In Aphorismus 142 "Mitempfindung" wird die Entwicklung des "Naturgefühls" als Folge der menschlichen Fähigkeit zur Empathie beschrieben. Aphorismus 423 "Im grossen Schweigen" thematisiert die Sehnsucht nach einer Verbindung mit der Natur und die Kritik an der moralischen Verkrüppelung des Menschen. In Aphorismus 426 "Farbenblindheit der Denker" wird die Bedeutung der Farbenwahrnehmung für das Verständnis von Mensch und Natur erörtert. Aphorismus 468 "Das Reich der Schönheit ist grösser" fordert dazu auf, die Schönheit des Menschen, auch in seinen "bösen" Facetten, zu erkennen und zu geniessen. Aphorismus 539 "Wisst ihr auch, was ihr wollt?" beschäftigt sich mit der Frage nach der Möglichkeit objektiver Erkenntnis und dem Verhältnis von Mensch und Gedankendingen.
Die Schlussbemerkung fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt Nietzsches Botschaft in den Kontext seiner Zeit. Sie verdeutlicht, wie er seine Gedanken in ein Labyrinth aus philosophischen Klischees und Anspielungen versteckt, um seine Kritik an der Moral und seine Sehnsucht nach Freiheit und Liebe zu verschleiern.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Begriffe Mensch, Landschaft, Natur, Moral, Triebe, Instinkte, Schönheit, Erkenntnis, Empathie, Naturgefühl, Verkrüppelung, Entmenschlichung, Homosexualität, Freiheit und Liebe. Die Arbeit analysiert Nietzsches Gedanken zum Verhältnis von Mensch und Natur in der Morgenröthe und stellt sie in den Kontext seiner Biografie, Naturphilosophie und dem Werk seiner Vorbilder und Zeitgenossen, Arthur Schopenhauer und Richard Wagner.
- Quote paper
- Marc Seifert (Author), 2001, Die Bedeutung der Begriffe Mensch-Landschaft-Natur in Nietzsches Morgenröthe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8747
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