Über jugendliche Einzelgänger gibt es noch wenige Untersuchungen. Das mag daran liegen, dass sich diese jugendlichen Einzelgänger eher angepasst und unauffällig verhalten. Zwar wird ihre Randständigkeit innerhalb einer Gruppe bemerkt, ihnen wird jedoch wegen der geringen Störung, die von ihnen ausgeht, nur wenig Beachtung geschenkt. Dabei sind gerade diese stillen, aggressionslosen Einzelgänger sehr gefährdet, einmal im Hinblick auf Suizid, zum anderen in der Weise, dass gerade von ihnen eine plötzliche unvorhergesehene Einzeltat ausgehen kann.
Das Buch „Männliche jugendliche Einzelgänger – eine biographische Studie“ stellt die Biographien dieser Jugendlichen ins Zentrum einer Jugendstudie. Die Studie analysiert anhand zehn biographischer Interviews die Erfahrungen, die Einzelgänger in ihren Familien erleben und untersucht, in welcher Weise diese Erfahrungen ihre Einzelgängerpositionen begünstigen. Außerdem analyisert sie die Konstruktionen der sozialen Settings, die sie wählen, um diese Position zu verstärken, zu verändern oder zu verhindern. Dann geht die Studie in einer diachronen Betrachtung der Frage nach, welche Verlaufskurven und Wandlungen sich für die jugendlichen Einzelgänger ergeben und welche Initiative sie ergreifen, um ihre Lebenssituation zu ändern.
Zuletzt werden in einem pädagogischen Ausblick Interventionsmöglichkeiten vorgestellt, diesen Einzelgängern zu begegnen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemaufriss und Forschungsstand
1.2. Fragestellung
1. 3. Gang der Darstellung
2. Methodischer Ansatz und praktische Durchführung der Studie
2.1. Verortung in der Qualitativen Biographieforschung
2.2. Einzelgängertum als „Prozess-Struktur“ und „Verlaufskurve“ (Schütze)
2.3. Einzelfallrekonstruktion und Typenbildung
2.4. Sample-Bildung
2.5. Interview-Erhebung
2.5.1. Das themenzentrierte, narrative, biographische Interview
2.5.2. Der Interviewverlauf
2.6. Einzelfallrekonstruktion: Auswertung und Interpretationsverfahren
2.6.1. Sequenzanalyse
2.6.2. Strukturelle Beschreibung
2.7. Typenbildung: Fallkontrastierung, Vergleichsdimensionen, Verfahren der Typenbildung, Einzelgänger-Typen
2.7.1. Vom Einzelfall zum Typus: das angewandte Verfahren der Typenbildung
2.7.2. Einzelgänger-Typen
2.8. Das Verfahren der typenübergreifenden Analyse (Generalisierung)
3. Einzelfallrekonstruktionen und Typenbildungen
3.1 Leistungsorientierte Einzelgänger
3.1.1. Julian
3.1.1.1 Kontaktaufnahme und Interviewsituation
3.1.1.2 Biographische Kurzeinführung
3.1.1.3 Strukturelle Inhaltsbeschreibung
3.1.1.4 Biographische Gesamtformung
3.1.2 Arno, 16 Jahre, Gymnasiast
3.1.2.1 Kontaktaufnahme und Interviewsituation
3.1.2.2. Biographische Kurzeinführung
3.1.2.3 Strukturelle Inhaltsbeschreibung
3.1.3. Fabian, 17 Jahre, Hauptschüler
3.1.3.1. Kontaktaufnahme und Interviewsituation
3.1.3.2. Biographische Kurzeinführung
3.1.3.3. Strukturelle Inhaltsbeschreibung zu Fabian
3.1.4 Der Typus des leistungsorientierten Einzelgängers
3.1.4.1. Isoliertes Aufwachsen mit wenig sozialen Kontakten zu Gleichaltrigen
3.1.4.2. Unsicherheit im Umgang mit sozialen Gruppen
3.1.4.3. Rückzug ins Elternhaus
3.1.4.4. Entwicklung negativer Projektionsfiguren
3.1.4.5. Übernahme der elterlichen Werte und Konfliktlösungsstrategien
3.1.4.6. Entwicklung kompensatorischer Leistungsorientierung
3.1.4.7. Schwierigkeiten mit der eigenen Geschlechtsrolle
3.1.4.8. Annahme des eigenen Stigmas
3.1.4.9. Zirkuläre Struktur des Misslingens von sozialen Kontakten
3.2. Typus des oppositionellen Einzelgängers
3.2.1 Interviewsituation Jonas, 14 Jahre, Gymnasiast
3.2.1.1 Kontaktaufnahme und Interviewsituation
3.2.1.2 Biographische Kurzeinführung
3.2.1.3 Strukturelle Inhaltsbeschreibung
3.2.1.4 Biographische Gesamtformung
3.2.2 Matthias, 18 Jahre, Schüler der Höheren Handelsschule
3.2.2.1 Kontaktaufnahme und Interviewsituation
3.2.2.2 Biographische Kurzeinführung
3.2.2.3 Strukturelle Inhaltsanalyse
3.2.3 Stefano, 15 Jahre, Gesamtschüler
3.2.3.1 Kontaktaufnahme und Interviewsituation
3.2.3.2 Biographische Kurzeinführung
3.2.3.3 Strukturelle Inhaltsanalyse
3.2.4 Der Typus des oppositionellen Einzelgängers
3.2.4.1 Kinder mit schwierigen Interaktionsmustern
3.2.4.2 Aufwachsen mit ambivalenten Botschaften
3.2.4.3 Anpassung an polarisierende elterliche Kommunikationsweisen, Grenzziehungen und Bedürfnisse
3.2.4.4 Verlust einer wichtigen Bezugsperson in der Primärsozialisation
3.2.4.5 Körperliche Defizite als Verunsicherung der Identität
3.2.4.6 Wenig Handlungsautonomie durch große Fremdbestimmung innerhalb der Familienstruktur
3.2.4.7 Kommunikationsstörungen durch Tabuisierungen von Problemen
3.2.4.8 Außenseiterpositionen in der Familie
3.2.4.9 Aus der Ohnmacht zur oppositionellen Haltung
3.3 Typus des fluchtorientierten Einzelgängers
3.3.1 Interview mit Tom, 22 Jahre, Sonderschüler, obdachlos
3.3.1.1 Kontaktaufnahme und Interviewsituation
3.3.1.2 Biographische Kurzeinführung
3.3.1.3 Strukturelle Inhaltsbeschreibung
3.3.1.4 Biographische Gesamtformung
3.4 Lukas, 21 Jahre, Hauptschüler
3.4.1 Kontaktaufnahme und Interviewsituation
3.4.2 Biographische Kurzeinführung
3.4.3 Strukturelle Inhaltsangabe
3.5 Sven, 17 Jahre, Schüler einer Berufsförderungsmaßnahme
3.5.1 Kontaktaufnahme und Interviewsituation
3.5.2 Biographische Kurzeinführung
3.5.3 Strukturelle Inhaltsangabe
3.6 Der Typus des fluchtorientierten Einzelgängers
3.6.1 Störanfällige Familienbeziehungen durch schwierige Interaktionsmuster
3.6.2 Frühes Erleben von Isolation und Beziehungslosigkeit in der Familie
3.6.3 Stabilisierung durch Gleichaltrige
3.6.4 Schulversagen
3.6.5 Unsicherheiten im Umgang mit sozialen Gruppen
3.6.6 Handlungsmuster Flucht
3.6.7 Kommunikationsstörungen durch Tabus
3.6.8 Erschwerter Zugang zu den Gefühlen
3.6.9 Frühes Devianzverhalten
3.3.4.9 Übernahme der Verantwortung für das eigene Handeln
3.7. Fallrekonstruktion im Kontrast
3.7.1 Kontrastfall Philipp, 14 Jahre, Gymnasiast
3.7.2 Julian und Tom – ein Vergleich auf der Basis der maximalen Kontrastierung
4. Typenübergreifende Analyse: Ein Generalisierungsversuch
4.1 Merkmale des Einzelgängertums
4.1.1 Irritationen in der Männlichkeit
4.1.1.1 Körperliche Einschränkung durch Krankheit
4.1.1.2 Verunsicherung durch körperliche Normabweichung
4.1.1.4 Kränkungen der Sexualität
4.1.2 Irritationen des Selbstwertgefühls
4.1.2.1 Kränkungen des Selbstwertgefühls in der Familie
4.1.2.1.1 Defizitäres Erleben als Individuum
4.1.2.1.2 Erleben der Schutzlosigkeit in der Familie
4.1.2.3 Kränkungen des Selbstwertgefühls in Institutionen
4.1.2.4 Missachtung durch die Gleichaltrigengruppe
4.1.2.5 Irritationen in der Außenwelt
4.1.3 Irritationen in der Entwicklung von Handlungs- und Orientierungsmustern
4.1.3.1 Irritationen in der Entwicklung von Handlungs- und Wertemustern in der Familie
4.1.3.2 Problembelastete Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen
4.1.3.3.Handlungsmuster in Institutionen
4.1.4 Fazit: Was macht den Einzelgänger zum Einzelgänger?
4.2 Verlaufskurven und Wandlungsprozesse
4.2.1 Der weitere Werdegang der Einzelgänger
4.2.2 Diachrone Prozesse
5. Pädagogischer Ausblick
5.1 Pädagogische Interventionsmöglichkeiten beim Typus des leistungsbezogenen Einzelgängers
5.2 Pädagogische Interventionsmöglichkeiten beim Typus des oppositionellen Einzelgängers
5.3 Pädagogische Interventionsmöglichkeiten beim Typus des fluchtorientierten Einzelgängers
5.4 Typenübergreifende pädagogische Interventionsmöglichkeiten
6. Literaturliste
1. Einleitung
1.1. Problemaufriss und Forschungsstand
Die Kinder- und Jugendforschung beschäftigt sich besonders mit den unterschiedlichen sozialräumlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen von Prozessen der Persönlichkeitsentwicklung im Kindes- und Jugendalter.[1] Dabei untersucht sie einmal die Kindheit und Jugend in kulturvergleichender Perspektive, wie z. B. der Kindheit und Jugend in Ost- und Westdeutschland[2], in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern[3], andere Gebiete der Kinder- und Jugendforschung beziehen sich auf die familialen Lebensbedingungen oder die Erziehung im institutionellen Rahmen. Dabei gehört die Shellstudie zu den bekanntesten Jugendstudien, die das Verhältnis von Jugend und Gesellschaft quantitativ und qualitativ untersucht.[4] Die Bedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche in der Familie aufwachsen, aber auch die Beziehungen zwischen Jugendlichen in und außerhalb von Institutionen sind dabei von besonderem Interesse.[5]
Jugendforschung war bis in die 80 er Jahre hinein in erster Linie eine Jungenforschung. Mädchen wurden lange Zeit in dieser Forschung mitgedacht. Wurden geschlechterspezifische Fragen thematisiert, basierten sie in der Regel auf biologisch begründeten oder kulturell definierten wesensmäßigen Unterschieden von Männern und Frauen.[6]
Mittlerweile hat sich ein weites Feld der Geschlechterforschung aufgetan, das sich mit Geschlechterkonstruktionen[7], Freundschaftsbildungen[8] [9] oder mit der Diskriminierung von Mädchen beschäftigt[10]. In diesen Studien dominierten zunächst die Forschungen über Mädchen. Das Bild über Jungen wurde in dieser Zeit als Koedukationsforschung in Abgrenzung zu den Mädchen realisiert.[11]
Nach den Ergebnissen der Pisa-Studie, die den Jungen einen schlechteren Leistungsstand bescheinigte, wurde zunehmend der Wunsch nach einer eigenständigen Jungenforschung laut, die sich nach und nach mit unterschiedlichen Forschungsperspektiven (Computerkids[12], Jungenfreundschaften[13]) etabliert.
Im Zuge der Individualisierungs- und Vereinzelungsprozesse werden aber auch jugendliche Einzelgänger und Außenseiter ein sozial bedeutsames Phänomen der Jugendforschung. Dabei
wird besonders den Jugendlichen großes Interesse entgegengebracht, die eine problematische Sozialisation aufweisen und die in irgendeiner Weise nicht oder nur schwer zu integrieren sind. Ihre geringe Integrationsfähigkeit ist nicht nur von gesellschaftlichem, sondern auch von wirtschaftlichem Interesse, weil sie sowohl oft aus dem Arbeitsmarkt herausfallen als auch besonders von männlichen Jugendlichen eine Gewaltbereitschaft ausgehen kann. Vor allem wenn Jugendliche kulturelle Muster entwickeln, die mit dissozialen Verhaltenstilen und problematischen Wegen der Ich- und Identitätskonturierung verbunden sind, ist pädagogische Reflexion gefordert. So gibt es eine Reihe von quantitativen und qualitativen, zunehmend auch von biografischen Untersuchungen, die sich mit der Erforschung der Ursachen oder Folgen verschiedener Außenseiterprobleme Jugendlicher beschäftigen. Es existieren beispielsweise eine Vielzahl von Arbeiten über Gewaltkarrieren von Jugendlichen[14], Forschungen über jugendliche Schulversager[15], Analysen über Jugendliche mit Migrationshintergrund[16] oder Untersuchungen von Hooligans, Skinheads und Neonazis[17].
In der Regel sind es auffällige Jugendliche, die durch eine Stigmatisierung, die sie selbst angenommen haben, in eine gesellschaftliche Außenseiterposition gedrängt werden. Ihr Auftreten ist im Zusammenhang mit offensiv-regelverletzenden Verhaltensweisen und als gesellschaftliches Problem im Hinblick auf die Entwicklung von delinquentem und kriminellem Verhalten zu sehen.
Als besonders interessant für meine Arbeit ist die Studie „Jugendliche Außenseiter“ von Helsper, Müller, Nölke und Combe zu nennen, die sich mit der Rekonstruktion gescheiterter Bildungs- und Ausbildungsverläufe beschäftigt[18] und zu dem Zwecke verschiedene Lebensläufe marginalisierter Jugendlicher untersucht, die im methodischen Verfahren der objektiven Hermeneutik und der Biographieanalyse ausgewertet werden. Dabei weisen Helsper u.a. nach, dass Marginalisierung ein komplexer Prozess ist, bei dem verschiedene unglückliche Umstände zusammenwirken. Sie ist nicht allein auf eine problematische Sozialisation der Primärsituation, auf ein Scheitern im Schulverlauf oder auf abweichendes Verhalten von Peergroups zurückzuführen, sondern die Kumulation verschiedener Bedingungen, die aufeinander wirken, bewirken und fördern das Scheitern der Jugendlichen in den Bildungsprozessen.[19]
Viele Jugendliche sind in ihrer Biographie schwierigen dramatischen Familienereignissen ausgesetzt, die einen sozialen Abstieg für die Familie zur Folge haben. Hier zeigten sich Familien, die über geringe soziale Ressourcen verfügten, diese Ereignisse zu bewältigen, als instabile Gruppe, die mit der entstandenen Krise die Marginalisierung der Jugendlichen vorantreiben kann. Auch die Schule ist in entscheidender Weise am Prozess der Marginalisierung beteiligt, einmal in der Weise, dass sie schon früh Selektionsverfahren vornimmt und Jugendliche zur Sonderschule überweist, doch auch die Struktur der Schulinstitution, einzelne paradoxe Lehrerhandlungen, aber auch die allgemeine Struktur der schulischen Sozialisation werden für die Marginalisierung der Jugendlichen verantwortlich gemacht.[20]
Helsper u.a. untersuchen auch die ambivalente Rolle der Peers, die ebenfalls eine große Rolle in Marginalisierungsprozessen spielen. Besonders für Jugendliche aus problematischen Elternhäusern haben die Peers die Rolle der Stützung und Kompensation, eine Rolle, die sie jedoch in der Regel überfordert. Die Peers neigen darum zu regressiven Bewältigungsstrategien wie Drogenkonsum oder erhöhter Kriminalität, um sich materiell die ihnen entgangenen Ressourcen zu beschaffen.
Auch die Auswirkungen des Scheiterns auf die Identitätsentwicklung des einzelnen Jugendlichen werden dargestellt.
Als weitere für meine Arbeit interessante Untersuchung ist die Studie „Gewaltkarrieren - Jugendliche im Kreislauf von Gewalt und Missachtung“ zu nennen, in der anhand narrativer Interviews das Innenleben der jugendlichen Gewalttäter dargestellt wird. Sie erzählen von früher Gewalterfahrung in der Familie, die sich bei ihnen zu einer persönlichen Gewaltkarriere weiterentwickelt. Die Studie analysiert willkürliche Gewalttaten im Jugendalter, die oft rauschartige Formen annehmen, zeigt aber auch die geplante kaltblütige Suche Jugendlicher nach potentiellen Opfern. Da der familiäre Hintergrund und die dort erlebten Ohnmachtserfahrungen analysiert werden, ist es auf diese Weise möglich, die Gewalthandlung der Jugendlichen von innen heraus zu begreifen.[21]
Forschungsdesiderat: Männliche jugendliche Einzelgänger
Es gibt eine lange Geschichte der Jungenbilder, die einerseits generalisierte Fremd- oder Selbstzuschreibungen aufweisen, andererseits bestimmten Männlichkeitstypen zugeordnet werden kann. Dem starken, harten und kämpferischen Jungen, der das dominante Männerbild des 20. Jahrhunderts verkörpert, steht seit den Bildungsstudien der 90er Jahre der vernachlässigte, abgehängte und diskriminierte Junge gegenüber, der gemessen am Bildungserfolg der Mädchen ins Hintertreffen geraten ist.[22] Weitere Bilder vom coolen Jungen, der keine Schwächen kennt, über den leistungsbereiten Jugendlichen, der soziale Verantwortung übernimmt, vom Macho bis zum „eigentlich schwachen Geschlecht“ sind die Bilder, mit denen Jungen konfrontiert werden, mit Stigmatisierungen, aber auch Ideologisierungen verbunden, zu denen sich Jungen in Beziehung setzen müssen.[23] Der Bereich der Forschung der Sozialisation der Jungen bietet also ein weites Feld, das empirisch untersucht werden könnte.
Mich selbst reizte eine Untersuchung im Bereich der männlichen Jugendlichen zunächst einmal aus persönlichen Gründen, weil mir als Mutter dreier Söhne diese Jugendlichen besonders vertraut sind. Aber auch die Tatsache, dass Jungen bei Gewalttaten und Eigentumsdelikten führend sind, dass sie in Förderschulen und Schulen für Erziehungshilfe dominieren, aber auch die tragische Tatsache, dass sie in der Statistik für Suizid an erster Stelle stehen und dabei besonders für die konsequente Form des Suizids bekannt sind, macht sie für die Pädagogik und damit auch für mich als Lehrerin in tragischer Weise interessant.[24]
Der biographische Prozess, der Jugendliche zu Einzelgängern werden lässt, ist bisher in der Forschung weitgehend vernachlässigt worden. Das mag daran liegen, dass sich diese jugendlichen Einzelgänger, so lange sie keine delinquenten Verhaltensweisen entwickeln, eher angepasst verhalten.
Einzelgänger sind zumeist unauffällige Jugendliche, die unattraktive Plätze in sozialen Gruppen einnehmen. Sie fühlen sich in Gruppen nicht geborgen, haben oft nur wenige, manchmal sogar überhaupt keine Freunde. Diese defizitären sozialen Beziehungen werden von Außenstehenden zwar häufig zur Kenntnis genommen, ihnen wird jedoch auf Grund der geringen Störungen, die diese Jugendlichen bereiten, nur wenig Beachtung geschenkt. Dabei sind gerade diese oft sehr aggressionslosen, angepassten und stillen Jugendlichen im Hinblick auf Suizid oder auch auf plötzliche unvorhergesehene gewalttätige Einzeltaten besonders gefährdet.
Für Jungen haben Gruppenbildungen eine andere Funktion als es vergleichsweise Mädchengruppen aufweisen. Jungenfreundschaften und besonders Peergruppen haben in erster Linie die Funktion Männlichkeit zu konstruieren. Die Gestaltung der Beziehung innerhalb einer Jungengruppe hat Auswirkungen auf ihre Beziehung zu Mädchen, die wiederum wichtig für den Stellenwert in der geschlechtshomogenen Gruppe ist. Diese wechselseitige Bezogenheit bestimmt die Konstruktion ihrer Männlichkeit, die sich besonders im Sport oder in Technikgruppen manifestieren[25].
Einzelgänger bleiben von diesen kollektiven Prozessen ausgeschlossen. Auch wenn es darum geht, eigene Lebensperspektiven zu entwickeln, um in einem wichtigen Übungsfeld Perspektivenübernahme und Konfliktlösungsstrategien zu lernen, stehen diese Jugendlichen oft allein beziehungsweise nur mit dem vertrauten und eingeschränkten Beziehungsschema der Ursprungsfamilie da. Die Peers, die einerseits die Loslösung von der Familie begünstigen, aber gleichzeitig ein Bewährungsfeld darstellen, in dem neue kulturelle Stile und soziale Rollen ausprobiert werden können, fehlen ihnen zu ihrer eigenen Identitätsentwicklung. So ist die Zeit der Adoleszenz für die Einzelgänger besonders Krisen behaftet.
Die Untersuchung ihrer Lebensgeschichten und ihrer Leidenserfahrungen zeigt aber, dass es sich bei diesen Persönlichkeiten um Menschen handelt, die in einer Sinnkrise verhaftet bleiben und ein hohes Potential an suizidalen Verhaltensweisen aufweisen oder kriminelle Energien mit sich bringen können.
Tragische Fälle aus der Kriminalgeschichte unterstreichen diese Vermutung.[26]
1.2. Fragestellung
Diese Untersuchung geht von der Vermutung aus, dass jugendliches Einzelgängertum als Resultat biographischer Erfahrungsaufschichtung adäquat gefasst werden kann.
Fragestellung dieser Untersuchung ist es herauszufinden, welche Erfahrungen Einzelgänger in ihrer Biographie machen und in welcher Weise diese biographische Erfahrungen die Einzelgängerposition von Jugendlichen begünstigen. Dabei ist es auch wichtig zu untersuchen, welche sozialen Settings sie in ihrer Position konstituieren und welche Strategien sie eventuell anwenden um diese Positionen zu verstärken oder zu verhindern.
Da die biographische Erfahrungsaufschichtung als der wesentliche Konstitutionsfaktor von Einzelgängertum vermutet werden kann, werden themenzentrierte narrative biographische Interviews mit Jugendlichen durchgeführt und interpretiert, um zu rekonstruieren, welche Erfahrungen sie mit ihrer Familie, mit sozialen Gruppen und Institutionen machen, welche Handlungsmuster sie entwickeln, wie sie sich dazu verhalten und welche Wege sie gehen, um ihre Identität zu entwickeln, zu stabilisieren oder neu zu konstruieren.
1. 3. Gang der Darstellung
In meinem Forschungsvorhaben habe ich zehn Interviews durchgeführt und detailliert interpretiert. Nachdem die Einzelfälle rekonstruiert und miteinander verglichen wurden, konnte eine Typologie entwickelt werden, die drei deutlich unterscheidbare Einzelgängertypen umfasste. Für jeden Typus wurde ein Hauptinterview ausgewählt, dessen Interpretation ausführlicher dargestellt wird als bei den nur in Kurzform dargestellten sechs „Nebeninterviews“ (zwei Fälle pro Typus).
Den Interpretationen der Hauptinterviews werden Informationen über die Kontaktaufnahme sowie den Kontext und den Verlauf des Interviews und eine biographische Einführung vorangestellt. Der anschließenden ausführlichen strukturellen Inhaltsbeschreibung, die sequenziell durchgeführt wurde, wurde zuletzt eine zusammenfassende Darstellung der biographischen Gesamtformung angefügt.
Zu Gunsten der Lesbarkeit (einige Interviewinterpretationen waren 80 Seiten lang) wurden diese Hauptinterviews anschließend gekürzt und unter Berücksichtigung der Fragestellung des Forschungsvorhabens in effektivere Darstellungsweisen zusammengefasst. Dabei wurde oft auf die Wiedergabe längerer Interviewsequenzen verzichtet und es wurden wichtige Aussagen als Zitate in die Interpretation integriert. Auf die Weise bleibt der eigentliche Verlauf des Interviews mit seinen Umwegen und Nebenlinien erhalten, langatmige Wiederholungen der Interviewpartner sind allerdings teilweise gekürzt als Zusammenfassung wiedergegeben.
Die Nebeninterviews habe ich in anderer lesbarer Weise dargestellt. Nach der ausführlichen Interpretation habe ich unter exemplarischen Gesichtspunkten (z.B. Themen wie Beziehung zu den Eltern, Schule, Geschwister) einen längeren Interviewausschnitt zu diesem Thema ausgewählt und ihn ausführlich, aber auch im Hinblick auf die anderen nicht dargestellten Interviewsequenzen zu diesem Thema interpretiert.
Ich verlasse in dieser Darstellung das Prinzip der Sequenzialität. Diese ist jedoch als Arbeitsschritt in den Prozess der Interpretation eingegangen. Da die Nebeninterviews in bereits verdichteter Form dargestellt wurden, verzichtete ich auf eine biographische Gesamtformung.
In neun meiner zehn Interviews berichten die Jugendlichen, unter ihrer Position als Einzelgänger gelitten zu haben.
Im Gegensatz dazu steht Philipp, ein Jugendlicher, der sich zwar als Einzelgänger definierte, aber nicht unter der Situation zu leiden scheint, im Gegenteil manchmal sogar auf Grund seiner Authentizität als Vorbild für die Gleichaltrigengruppe fungierte. Da er als einzelner keine eigene Typusgruppe bilden konnte, sich jedoch von den anderen unterschied, habe ich sein Interview am Ende der Typenbildung den anderen Gruppierungen kontrastiv gegenüber- gestellt.
Ebenso wählte ich zwei kontrastive Interviews (Julian und Tom) aus, um diese Interviews miteinander zu vergleichen bzw. die größtmöglichen Kontraste herauszuarbeiten.
Im vierten Kapitel wurde eine typenübergreifende Generalisierung versucht, in der typen-unabhängige Merkmale herausgearbeitet werden, die die betreffenden Jugendlichen zu Einzelgängern werden ließen.
Nach dieser synchronen Analyse über die drei Typen hinweg fragte ich in diachroner Perspektive nach der Genese der Verlaufskurven und den Möglichkeiten, sich aus ihren Zwängen zu befreien.
Das Schlusskapitel versucht einige Hinweise zu geben, wie die pädagogische Praxis den drei analysierten Einzelgänger-Typen helfen kann ihre „Verlaufskurve der Isolation“ zu überwinden.
2. Methodischer Ansatz und praktische Durchführung der Studie
2.1. Verortung in der Qualitativen Biographieforschung
Für die Untersuchung sozialer Entwicklungen und lebensgeschichtlicher Veränderungen bietet sich eine biographisch orientierte Forschung und eine qualitativ interpretative Vorgehensweise an, denn die qualitative Sozialforschung ist eine Sichtweise der sozialen Realität, die methodische Instrumente für die Analyse von sozialen (und damit auch biographischen) Prozessen, „ihren Erzeugungs- und Entfaltungsbedingungen und ihren Funktionsmechanismen“[27] bereitstellt.
Die Wahl des Erhebungsverfahrens ergibt sich aus der Fragestellung des Forschungsvorhabens. Da meine Studie über männliche jugendliche Einzelgänger auf individuelle Lebensläufe und Erfahrungsaufschichtungen im Modus von Verlaufskurven[28] bezogen ist, es sich also um eine biographische Zugangsweise vor dem Hintergrund verschiedener Sozialisationszusammenhänge handelt, ist das Erhebungsverfahren des biographischen themenzentrierten narrativen Einzelinterviews für mich relevant.
Die Auswertung erfolgt auf der Grundlage der Sequenzanalyse von Fritz Schütze. Dabei wird der transkribierte Text zunächst in Form einer Grobstruktur thematisch gegliedert, anschließend auf Grund erzählanalytischer Aspekte in Sequenzen eingeteilt und feinanalytisch interpretiert.[29] Im Anschluss an die textanalytische Vorgehensweise wird eine fallinterne Feinanalyse erarbeitet, die mit anderen fallübergreifenden Feinanalysen zu einer verallgemeinernden Typenbildung zusammengefasst wird, aus der im Vergleich Kategorien entstehen, die diesen Typus genauer charakterisieren.[30]
Die Typengruppierungen werden miteinander verglichen oder kontrastiv einander gegenüber- gestellt, woraus sich zuletzt der Versuch einer Generalisierung ergibt.
2.2. Einzelgängertum als „Prozess-Struktur“ und „Verlaufskurve“ (Schütze)
Wenn Menschen ihre Biographie erzählen, benutzen sie verschiedene Formen, ihr Leben in einem Gesamtzusammenhang erscheinen zu lassen. Da die Art und Weise, wie biographisches Erzählen strukturiert wird, nicht zufällig ist, sondern Ordnungsmustern folgt, ist es möglich, so die Erkenntnis Fritz Schützes und seiner Mitarbeiter, individuelle Sinn- und Prozessstrukturen aus biographischen Erzählungen zu rekonstruieren. Diese biographischen Erzählungen folgen einerseits Erzählmustern, andererseits sind sie aufgrund der Dynamik der Erfahrungsgeschichte auch Erzählzwängen unterworfen. Dabei betrachtet Schütze die Lebensgeschichte als sequentielle Aufschichtung biographischer Erfahrungen, die größere und kleinere in sich geordneter elementarer Prozessstrukturen einschließen[31] und in jedem Lebenslauf wiederzufinden sind. Schütze versteht somit unter dem Begriff Prozessstrukturen eine Verbindung zwischen den Deutungen und Interpretationen des Biographieträgers mit der von ihm rekonstruierten Lebensgeschichte. Sie verbinden die Objektivität der Lebensgeschichte mit der Subjektivität der Verarbeitung und der Darstellungsform[32].
Das biographische Handlungsschema betrachtet Schütze als eine aktive Haltung. Der Einzelne begreift sich als Gestalter seiner Biographie und seiner Handlungen.
Da die Lebensgeschichte nach Schütze eine sequentielle geordnete Aufschichtung größerer und kleinerer in sich geordneter Prozessstrukturen darstellt, in denen grundlegende Haltungen der Erzähler und ihre persönlichen Erfahrungen zum Ausdruck kommen, lassen sich in ihnen komplexe Binnenstrukturen feststellen, die formal in vier Grundphänomene getrennt werden können:
- institutionelle Ablaufmuster und – erwartungen des Lebenslaufes
- Handlungsschemata von biographischer Relevanz
- Verlaufskurven
- Wandlungskurven und biographische Gesamtformung[33]
Unter institutionellen Ablaufmustern und – erwartungen des Lebenslaufes sind die Lebensphasen zu verstehen, die sich an gesellschaftlichen Vorgaben ausrichten. Der Betroffene orientiert sich an einem gesellschaftlichen Fahrplan für eine „ordnungsgemäße“ Biographie und richtet die Bewältigung seines Lebens daran aus. Dazu gehören Schul- und Ausbildungslaufbahn, Eheschließung und Familiengründung, zu denen sich das Individuum in Distanz oder Anpassung zu verhalten hat.[34] Ein Schritt in die Fremdbestimmung besteht also darin, dass sich der Handelnde zwar Institutionen überlassen muss (Schule, Bundeswehr, Arbeit), andererseits aber Handlungsfreiheiten offen bleiben die Zeit auch individuell zu nutzen. Das institutionelle Ablaufmuster gibt zwar einen Lebensplan vor, ob der Einzelne diese Zeit aber für sich nutzt oder seine Eigenständigkeit verliert, ist individuell verschieden.[35]
Die Jugendlichen meiner Studie, die auf ein bisher relativ kurzes Leben zurückblicken, benennen Kindergärten, Schulkindergärten und Schulen, Tom sogar Heime und soziale Einrichtungen wie Berufsförderungswerk oder Obdachlosenwohngruppe als bisher relevante entscheidende Institutionen für diese Lebensphase.
Das Handlungsschema von biographischer Relevanz beinhaltet Lebenspläne und – entwürfe, die meist intentional gesteuert sind und sich kommunikativ auf einen Interaktionspartner beziehen. Sie verlaufen oft nach einer vorgegebenen Struktur, enthalten eine Ankündigung, eine Durchführung sowie eine Evaluation und Ergebnissicherung[36] und behandeln sowohl episodale Handlungen ohne besondere Bedeutung wie auch Handlungen mit biographischer Relevanz, die eine Veränderung des Selbstkonzeptes beinhalten.
Ein typisches Beispiel für eine Handlung mit biographischer Relevanz bietet Tom, der nach einem Diebstahl, dem er einem Heimkameraden anvertraut, erleben muss, dass dieser seinen Diebstahl an einen Sozialarbeiter verrät. Für Tom ergibt sich daraus die Konsequenz niemandem mehr zu trauen.
Eine weitere wichtige Kategorie, die Schütze benennt, ist die Verlaufskurve. Sie repräsentiert das Prinzip des Getriebenwerdens durch konditionell verdichtete Verkettungen von Ereignissen, auf die der Betroffene nur noch zu reagieren vermag. Eine Verlaufskurve kann sowohl von außen aus der sozialen Welt des Individuums, als auch aus der Innenperspektive des Betroffenen ausgelöst werden. Der Betroffene zeigt in dieser Situation kein intentionales Handeln, sondern erleidet eine Situation. Dabei wird der Biographieträger von Ereignissen überrascht, die er nicht beeinflussen kann. Es gelingt ihm darum nicht, handelnd in das Geschehen einzugreifen.[37] Er hat das Gefühl mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Es stellt sich bei ihm das Gefühl der Dumpfheit, der Erfolglosigkeit und Gelähmtheit ein, die zur vorherrschenden Haltung wird. Dem Betroffenen gelingt es nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt, eine geplante Handlung durchzuführen, eher sieht er sich dazu verdammt nur noch hilflos zu reagieren.[38]
Die klassische Form einer Verlaufskurve beinhaltet die Aufschichtung eines Verlaufskurvenpotentials, das zur Entstabilisierung des Gleichgewichts führt. Der Betroffene gerät ins „Trudeln“, Orientierungszusammenbrüche und Entfremdungen der eigenen Identität können die Folge sein.[39]
Schütze teilt diesen Verlaufskurvenprozess in verschiedene aufeinander bauende Stufen, die aber nicht alle individuell zum Tragen kommen müssen.[40] Jede Komponente, die nun dazu führt, dass sich die biographische Entwicklung nicht den eigentlichen Vorstellungen, seien es die eigenen Intentionen, die biographischen Entwürfen oder die Handlungsschemata entwickeln, sondern im Gegenzug dazu eine eigene Dynamik entwickelt und mit der Gefahr verbunden ist, dass sie eine Verlaufskurve auslösen können, wird als Verlaufskurvenpotential bezeichnet[41].
Es beginnt damit, dass sich ein Verlaufskurvenpotential allmählich aufschichtet. Diese Aufschichtung erfolgt handlungsschematisch oder ereignisbezogen. Dann kommt es in der Regel zu einem herausgehobenen Ereignis, das die Verlaufskurve als sozialen Prozess auslöst.
Der Betroffene gerät nun in eine andere soziale Positionierung, Beziehungen verändern sich.
Er versucht seinen Alltag anderes zu strukturieren und zu organisieren. Es entsteht auf diese Weise eine Diskrepanz zwischen den Ereignissen und der inneren Haltung. Auf die Weise macht der Betroffene erste Erfahrungen mit dem Prozess des inneren Getriebenwerdens. Es gelingt ihm jedoch, ein labiles Gleichgewicht wiederherzustellen, was aber mit viel Mühe und Energie verbunden ist. Die konditionelle Verkettung „äußerer“ Ereignisse[42] ist zunächst aufgehalten, lässt aber den Betroffenen rastlos zwischen seiner inneren Entwicklung und den äußeren Anforderungen zurück.
Ein erneutes Auslöseereignis, und sei es auch noch so klein, bringt die mühsam errichtete Ordnung erneut ins Ungleichgewicht. Der Betroffene gerät ins „Trudeln“[43]. Da die Geschehnisse ihre eigene Dynamik entwickeln, gelingt es ihm nicht mehr sie handlungsschematisch zu kontrollieren. Ein Orientierungszusammenbruch erfolgt.
Dieser Zusammenbruch kann als Chance gesehen werden eine Wandlung herbeizuführen, die zu einer Verarbeitung der Prozesse führt. Die Ursache der Verlaufskurve wird kognitiv erfasst und theoretisch aufgearbeitet. Auf diese Weise wird ein neues Bewusstsein erreicht und so kann eine neue handlungsschematische Bearbeitung erfolgen.[44]
Manchmal ist der Zusammenbruch aber auch der Beginn einer problematischen Prozessierung im Rahmen von Institutionen (Schulen, Kliniken, Heimen u.a.), dem oft keine Wandlung folgt.
Bei Prozessen von psychisch Kranken erfolgt eine Wandlung nur dann, wenn ein Dritter über ein professionelles Mehrwissen verfügt, der die Situation durchdringen und die Ebene des Betroffenen mitdenken kann, und ihn an dieser Ebene teilhaben lassen kann.[45]
[...]
[1] vergl. Krüger, Heinz Hermann, Grunert, Cathleen, (Hrsg), Handbuch Kindheits- und Jugendforschung, Opladen 2002, S. 9.
[2] vergl. Merkens, Hans, Kindheit- und Jugend in Ost- und Westdeutschland. Ansätze und Ergebnisse der Kindheits- und Jugendforschung seit der Wende, in Krüger, Heinz Hermann. Grunert, Cathleen Grunert (Hrsg),Opladen 2002, S. 353.
[3] vergl. du Bois-Reymond, Manuela, Kindheit und Jugend in Europa; vergl. Schäfer, Alfred, Kindheit und Jugend in Afrika, in: Krüger, Heinz Hermann. Grunert, Cathleen Grunert (Hrsg), Opladen 2002, S. 371.
[4] vergl. Deutsche Shell (Hrsg), Jugend 2000, Opladen 2000.
[5] vergl. Ecarius, Jutta, Biographie, Lernen und Gesellschaft. Erziehungswissenschaftliche Überlegungen zu biographischem Lernen in sozialen Kontexten, In: Bohnsack, Ralf, Marotzki, Winfried, (Hrsg), Biographieforschung und Kulturanalyse, Opladen, 1998.
[6] vergl. Hafeneger, Benno, Jungenbilder – eine phänomenologische Skizze, in Sozialextra, Juni 2005, http://www.sozialextra.de/2005-06/2005soz06-hafeneger.pdf. S. 41
[7] vergl. von Felden, Heide, Bildung und Geschlecht zwischen Moderne und Postmoderne, Opladen, 2003.
[8] vergl. Breitenbach, Eva, Mädchenfreundschaften in der Adoleszenz, Eine fallrekonstruktive Untersuchung von Gleichaltrigengruppen, Opladen 2000.
[9] vergl. Jösting, Sabine, Jungenfreundschaften, Zur Konstruktion von Männlichkeit in der Adoleszenz, Wiesbaden 2005.
[10] vergl. Kohler, Frauke, nicht veröffentlichte Interviews mit gewalttätigen Mädchen, Kassel 2003.
[11] vergl. Michalek, Ruth, „Also, wir Jungs sind meistens fies“ – Perspektiven der Jungenforschung, Münster 2006.
[12] vergl. Baerenreiter, Harald, Fuchs-Heinritz, Werner, Kirchner, Rolf, Jugendliche Computerfans: Stubenhocker oder Pioniere, Opladen, 1990.
[13] vergl. Jösting, Sabine, Opladen 2005, a.a.O.
[14] vergl. Sutterlüty, Ferdinand, Gewaltkarrieren, Jugendliche im Kreislauf von Gewalt und Missachtung, Frankfurt 2002.
[15] vergl. Helsper, Hermann, J. Müller, Nölke, Eberhard , Combe, Arno, Jugendliche Außenseiter, Zur Rekonstruktion gescheiterter Bildungs- und Ausbildungsverläufe, Opladen 1991.
[16] vergl. Bohnsack, Ralf, Nohl, Arndt –Michael, Adoleszenz und Migration,- empirische Zugänge einer praxeologisch fundierten Wissenssoziologie, in: Bohnsack, Ralf, Marotzki, Winfried, Biographieforschung und Kulturanalyse, Opladen1998, S. 260.
[17] vergl. Bohnsack, Ralf, Auf der Suche nach habitueller Übereinstimmung. Peer-Groups: Cliquen, Hooligans und Rockgruppen als Gegenstand rekonstruktiver Sozialforschung, in: Krüger, Heinz-Hermann, Marotzki, Winfried, Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung, Opladen 1995.
[18] vergl. Helsper, 1991, a.a.O.
[19] ebenda, S. 261
[20] ebenda, S. 61
[21] vergl. Sutterlüty, 2002, a.a.O.
[22] vergl. Hafeneger, 2005, a.a.O. S. 41 und 42.
[23] ebenda, S. 43.
[24] vergl. Blüml, Walter, Suizid bei Kindern und Jugendlichen, Juli 98, http://pflege.klinikum-grosshadern.de/campus/soziolog/suizid/suizid.html, 25. 10. 06.
[25] vergl. Jösting, 2005, a.a.O. S. 245.
[26] siehe das Täterbild des Jugendlichen Robert Steinhäuser, der am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt 16 Schüler und Lehrer erschoss und anschließend Selbstmord beging. Er galt als unauffälliger Einzelgänger, von dem niemand so eine Tat erwartete. Ebenso der Amoklauf eines ehemaligen Realschülers in Emsdetten, der an der Geschwister-Scholl-Schule einen Amoklauf durchführte, fünf Menschen durch Schüsse verletzte und sich anschließend selbst tötete.
[27] vergl. Schütze, Fritz, Eine sehr persönlich generalisierte Sicht auf qualitative Sozialforschung, IN: Zeitschrift für qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung (ZBBS), Wiesbaden, 6. Jg. 2/2005, S. 215.
[28] Dabei definiere ich die Verlaufskurve nach Fritz Schütze als das Prinzip des Getriebenwerdens durch konditionell verdichtete Verkettungen von Ereignissen, auf die der Betroffene nur noch zu reagieren vermag.
[29] vergl. Lucius-Hoene, Gariele, Deppermann, Arnulf, Rekonstrukrion narrativer Identität, Opladen 2007, S. 317.
[30] vergl. Kluge, Susann, Empirisch begründete Typenbildung, Opladen 1999, S. 15.
[31] vergl. Marotzki, Winfried, Manuskript zur Vorlesung Einführung in die qualitativen erziehungswissenschftlichen Forschungsmethoden, www.uni-magdeburg.de/iew/web/Marotzki/03/Vorlesung/09.pdf, 13. Juni 2003, S. 5.
[32] vergl. Nohl, Arnd-Michael (2005). Dokumentarische Interpretation narrativer Interviews. In: Bildungsforschung, Jahrgang 2, Ausgabe 2, URL: http://www.bildungsforschung.org/Archiv/2005-02/interview/, 18. 3. 2006
[33] vergl. Schütze, Fritz, Prozessstrukturen des Lebenslaufes, in: Matthes, Joachim, Pfeiffenberger, Arno (Hrsg), Biographien in Handlungswissenschaftlichen Perspektiven, Nürnberg 1981, S. 67.
[34] ebenda S. 68.
[35] vergl. Marotzki, 2005, a.a.O. S. 5.
[36] vergl. Schütze, 1981, a.a. O. S. 73.
[37] vergl. Schütze, Fritz, 1995, Verlaufskurve des Erleidens als Forschungsgegenstand der interpretativen Soziologie. In: Krüger, Heinz Hermann, Marotzki, Winfried, (Hrsg). 1995, S. 129.
[38] vergl. Marotzki, 2005, a.a.O, S. 5.
[39] vergl. Glinka, Hans-Jürgen, Das narrative Interview, Weinheim 1998, S. 215.
[40] vergl. Schütze, 1981, S. 98-101.
[41] vergl. Bohnsack, Ralf: Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in die Methodologie und Praxis qualitativer Forschung, Opladen 1991, S. 98.
[42] ebenda S. 98.
[43] ebenda S. 99.
[44] vergl. Schütze, 1981, a.a.O. S. 100.
[45] vergl. Tagungsbericht, Qualitative Forschung im klinischen, psychotherapeutischen und psychoanalytischen Kontext, in der Prof. Dr. Jörg Frommer und Prof. Dr. Fritz Schütze zum Thema Verlaufskurve diskutierten. Frommer arbeitete heraus, dass die therapeutische Transformation nur gelingen kann, wenn der Therapeut über das „professionelle Mehrwissen“ verfügt. Diese therapeutische Kompetenz besteht zu einem wesentlichen Teil auch darin, die Interaktionsangebote des Patienten wahrzunehmen und mit ihm gemeinsam zu reflektieren, sodass sich die Verlaufskurve nicht durchsetzt. Tagung 18. und 19. März 2005 in Zürich, http://www.psychologie.unizh.ch/klipsa/tagung2005/documents/ TagungsberichtEnd.pdf., 15. 8. 2006.
- Quote paper
- Annette Weber (Author), 2008, Männliche jugendliche Einzelgänger. Eine biographische Studie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87452
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