Die Welt in der wir leben hat sich verändert. Der Geist der Zeit bringt unweigerlich eine Vielzahl grundlegender Neuerungen mit sich, die sich auf verschiedene Bereiche unseres Lebens auswirken und damit unser Denken und Handeln in großem Maße beeinflussen.
Betrachtet man Deutschland, so wird zum Beispiel die wirtschafts- und gesellschaftspolitische Lage von einem Großteil der Bevölkerung als problematisch empfunden. Arbeitslosigkeit bestimmt die Atmosphäre und hat Einfluss auf politische Wahlen. Man macht sich Sorgen über ein geringes Wirtschaftswachstum und beklagt die enormen Wissenslücken der Schulabgänger. Und trotzdem beschränkt sich das Angebot ökonomischer Wissensvermittlung in unserem Bildungssystem bislang noch immer auf ein Minimum. Ist es da überhaupt möglich, dass ökonomische Vorgänge wirklich durchschaut und verstanden werden? Wie umfangreich ist das Wissen unserer Gesellschaft wirklich?
Um diese Fragen beantworten zu können ist es von Nöten, Werte aus dem ökonomischen Bereich heranzuziehen, die mit Hilfe eines objektiven Instruments gewonnen wurden, das wirtschaftliche Grundkenntnisse misst, die jeder Jugendliche und Erwachsene besitzen sollte, um seinen Aufgaben als Konsument, Wähler und Staatsbürger in der modernen Industriegesellschaft zu entsprechen. Im Folgenden sollen daher Messinstrumente zur Erhebung solcher Daten vorgestellt, sowie deren Möglichkeiten und Grenzen untersucht werden, um herauszufinden in wie weit sie für unsere Zwecke, das Messen wirtschaftlicher Grundlagen, wirklich geeignet sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was versteht man unter ökonomischer Bildung?
3. Test of Economic Literacy
3.1 Die Entstehung des TEL
4. Wirtschaftskundlicher Bildungs-Test
4.1 Anwendung des TEL in Deutschland
4.2 Struktur und Aufbau
4.3 Durchführung und Auswertung
5. Qualitätskriterien Abbildungsgüte von Messinstrumenten am Beispiel des WBT
5.1 Objetktivität (Vorurteilslosigkeit)
5.2 Reliabilität (Zuverlässigkeit)
5.3 Validität (Gültigkeit)
6. Möglichkeiten und Grenzen der Messung von Wissen
7. Fazit
LITERATURVERZEICHNIS
1. Einleitung
Die Welt, in der wir leben hat sich verändert. Der Geist der Zeit bringt unweigerlich eine Vielzahl grundlegender Neuerungen mit sich, die sich auf verschiedene Bereiche unseres Lebens auswirken und damit unser Denken und Handeln in großem Maße beeinflussen.
Zunehmende Internationalisierung, stetiges Wirtschaftswachstum, vorandrängende technische Entwicklung der Industrieländer, sowie die wirtschaftliche Globalisierung sind daher Grund genug, nicht nur der allgemeinen Bildung sondern in gleichem Maße ökonomischer Bildung Beachtung zu schenken, da diese sowohl wirtschafts- als auch gesellschaftspolitisch immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Die Grundlagen ökonomischen Wissens werden Kindern und Jugendlichen zwar bereits im frühen Alter meist durch die Elternteile vermittelt, Rituale wie morgendliches Zeitung lesen oder die „18 Uhr-Nachrichten“ werden oft übernommen und weitergeführt, doch reicht dies bei weitem nicht aus, wie man es so oft von hochrangigen Wirtschaftsexperten wie beispielsweise Alan Greenspan zu hören bekommt[1]. Ebenso kann die Förderung ökonomischer Bildung nicht erfolgreich sein, wenn sie auf die Vermittlung einer adäquaten Wissensbasis verzichtet, was jedoch erst nach und nach Anerkennung zu finden scheint. Auch weist die Ausprägung des vorhandenen ökonomischen Grundwissens durch familiäre Strukturen je nach sozialer Schicht doch große Unterschiede auf, weshalb man nicht von einem einheitlichen Wissensstand ausgehen kann.
Betrachtet man Deutschland, so wird zum Beispiel die wirtschafts- und gesellschaftspolitische Lage von einem Großteil der Bevölkerung als problematisch empfunden. Arbeitslosigkeit bestimmt die Atmosphäre und hat Einfluss auf politische Wahlen. Man macht sich Sorgen über ein geringes Wirtschaftswachstum und beklagt die enormen Wissenslücken der Schulabgänger. Und trotzdem beschränkt sich das Angebot ökonomischer Wissensvermittlung in unserem Bildungssystem bislang noch immer auf ein Minimum. Ist es da überhaupt möglich, dass ökonomische Vorgänge wirklich durchschaut und verstanden werden? Wie umfangreich ist das Wissen unserer Gesellschaft wirklich?
Um diese Fragen beantworten zu können ist es von Nöten, Werte aus dem ökonomischen Bereich heranzuziehen, die mit Hilfe eines objektiven Instruments gewonnen wurden, das wirtschaftliche Grundkenntnisse misst, die jeder Jugendliche und Erwachsene besitzen sollte, um seinen Aufgaben als Konsument, Wähler und Staatsbürger in der modernen Industriegesellschaft zu entsprechen.[2] Im Folgenden sollen daher Messinstrumente zur Erhebung solcher Daten vorgestellt, sowie deren Möglichkeiten und Grenzen untersucht werden, um herauszufinden in wie weit sie für unsere Zwecke, das Messen wirtschaftlicher Grundlagen, wirklich geeignet sind.
2. Was versteht man unter ökonomischer Bildung?
Die Kompetenzdimensionen beruflicher Handlungskompetenz „dies wird hier verstanden als die Bereitschaft und Fähigkeit des einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht, sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten, entfaltet sich in den Dimensionen von Fachkompetenz, Personalkompetenz und Sozialkompetenz.“[3] Diese stellen allgemeine und persönliche Kompetenzen dar, die heutzutage bei der Vergabe qualifizierter Arbeitsstellen fast immer vom Arbeitgeber vorausgesetzt und verlangt werden. Jedoch gibt es eine Vielzahl weiterer Kompetenzen die man erwerben und besitzen kann. Eine in unserem Zeitalter ebenfalls besonders wichtige, ist die ökonomische Kompetenz, die so genannte ökonomische Bildung, d.h. „die Befähigung , ökonomische Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Entwicklungen erkennen und erklären zu können“ (vgl. Haussmann 2005).
Ökonomische Kompetenz zielt demnach auf das Verstehen der wirtschaftlichen Zusammenhänge, die Grundlagen und Formen der Wirtschaft, als auch auf ihre Differenzierungen und Wirkungen ab und betrifft somit die eigene Person in ihrem Verhältnis zur gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung (vgl. Haussmann 2005), weshalb sie einen wichtigen Teil unserer Lebenswelt bildet.
3. Test of Economic Literacy
3.1 Die Entstehung des TEL
Bereits in den frühen 60-er Jahren kam in den USA erstes Interesse an ökonomischer Bildung auf. Zahlreiche Organisationen wie die National Council of Education, die American Economic Association oder die National Task Force on Economic Education setzen sich für die Verbreitung ökonomischer Bildung und deren Vermittlung an Schulen ein. Letztere veröffentlichte 1961 ihren Bericht Economic Education in the Schools[4] der die ökonomischen Grundkenntnisse und -fertigkeiten benannte, welche alle Schülerinnen und Schüler in den oberen Klassen der High School zu beherrschen haben sollten und legte damit den Grundstein zur Integration ökonomischer Bildung in das Schulsystem der allgemeinen Bildung.
Hiermit wurde verlangt, dass Schüler nach ihrem Abschluss ein fundiertes Grundwissen besitzen sollten, welches ihnen Transferleistungen im ökonomischen Bereich ermöglicht und sie somit in der Lage sein müssten zumindest einfache ökonomische Vorgänge zu verstehen und diese nachzuvollziehen.[5]
Um Erfolg und Fortschritt der Schüler feststellen zu können entwickelte die Joint Council on Economic Education im Jahre 1964 den „ Test of Economic Understanding“[6] (TEU), und somit den ersten Test zur Messung von ökonomischem Wissen.
Der Test stieß auf enormen Anklang und wurde einige Jahre lang erfolgreich angewendet, bis schließlich im Jahre 1977 durch eine erste Überarbeitung der Richtlinien der National Task Force on Economic Education die so genannten „Basic Concepts: Framework for Teaching Economics “[7] entstanden. In den überarbeiteten Inhalten wurden hauptsächlich die zu erreichenden Ziele der Schüler gemäß dem Wandel der Zeit präzisiert und der Umfang der zu erreichenden Standards um ein vielfaches reduziert. Auch den zu dieser Zeit bereits als „veraltet“ geltenden TEU galt es zu reformieren. Bereits ein Jahr vor Erscheinung der überarbeiteten Richtlinien wurde das Master Curriculum Guide project (MCG) vom National Advisory Committee ins Leben gerufen. Es bestand aus einem Komitee zahlreicher Wirtschaftsexperten wie beispielsweise Phillip Saunders von der Universität Indiana oder G. L. Bach von der Universität Stanford und einigen Lehrern oberer Klassenstufen. Die Zuständigkeit des Projekts galt der ausführlichen Analyse des TEU, bei welcher Anforderungsgrad, Struktur und Inhalt, als auch die Methode an sich in Betrachtung genommen wurden.
Resultat des Projekts war eine neue, erstmals landesweit genormte und standardisierte Testmöglichkeit zur Messung elementaren Wirtschaftswissens mit neu entwickelten Fragen und veränderter Struktur und führte somit zur Entstehung des bis heute existierenden, zwar nochmals überarbeiteten, aber immer noch in den USA angewandten „ Test of Economic Literacy (TEL) “[8]
4. Wirtschaftskundlicher Bildungs-Test
4.1 Anwendung des TEL in Deutschland
Was die Verankerung der ökonomischen Bildung im allgemein bildenden Schulsystem betrifft, so muss man den USA im Vergleich mit Deutschland einen nicht zu vernachlässigenden Vorsprung zugestehen. Erst einige Jahre nach Entstehung des TEL und ersten erschreckenden Ergebnissen, die große Wissenslücken der Schulabgänger zutage brachten, entbrannten auch in Deutschland heiße Diskussionen zum Stand des ökonomischen Wissens deutscher Jugendlicher.
Um international bildungspolitisch bestehen zu können, entschloss man sich die jahrelange Erfahrung und die international standardisierten Inhalte des TEL zu Nutzen zu machen und entwickelte eine deutsche Version des Tests of Economic Literacy den so genannten „Wirtschaftskundlichen Bildungs-Test (WBT)“[9], der 1998 erstmals zum Einsatz kam.
4.2 Struktur und Aufbau
Der WBT ist ein Multiple-Choice-Test, der „kontextualisiert Leistung, die in erster Näherung als „ökonomische Intelligenz“ bezeichnet werden kann“ (Beck & Krumm 1998) zu messen versucht. Durch seinen besonderen Aufbau ergeben sich jedoch unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten, die über eine bloße Lernzielüberprüfung hinausgehen.
Abb.1: Aufbau des WBT in Form A
Quelle: Vgl. Beck, Krumm, 1998, S.18.
Die jeweils 46 Testitems, Multiple-Choice-Fragen mit vier Auswahlantworten, zweier nur gering voneinander abweichender Parallelversionen (Form A und Form B) werden aus den vier Inhaltsbereichen Grundlagen, Mikroökonomie, Makroökonomie und Internationale Beziehungen zusammengestellt und verschiedenen Komplexitätsstufen der „Taxonomy of Educational Objectives (TEO)“[10] zugeordnet (s. Abb.1). Die 15 mit einem "+" versehenen Aufgaben sind so genannte Ankeritems. Sie stellen Fragen dar, die sowohl in Form A als auch in Form B identisch auftreten und zur „Sicherung und Vergleichbarkeit von Messwerten aus beiden Formen“ (Beck & Krumm 1998) beitragen.
Bei Fragen, die der ersten kognitiven Stufe nach Bloom (1972) „Wissen“ zugeteilt sind, geht es allein um die Fähigkeit der Schüler Faktenwissen zu reproduzieren und somit um die einfachste Form der Fragestellung. Die zweite Stufe „Verstehen“ hingegen beschäftigt sich bereits mit dem Verständnis des Gelernten und der Fähigkeit, Informationen und deren Bedeutung sinngemäß, in eigenen Worten zu erklären und begründen zu können. Stufe 3 „Anwendung“ verlangt von den Schülern Transferleistungen zu erbringen, sich mit neuen Situationen auseinander zu setzen und das Gelernte entsprechend anzuwenden. Die Prüfung der Analysefähigkeit erfolgt mittels der vierten kognitiven Stufe. Hierbei sollen einerseits Informationen gedanklich in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt und diese analysiert werden, andererseits Beziehungen zwischen den Einzelteilen und der Gesamtinformation erkannt und nachvollzogen werden, was jedoch nicht selten zu kleineren Problemen bei der Bearbeitung führt. Die Bloomsche Stufe 5 „Synthese“ ist bei diesem Modell zu vernachlässigen, da sie für das Messverfahren nicht von Bedeutung ist. Die 6te und letzte Stufe „Evaluation“ stellt den Maßstab zur Überprüfung der Beurteilungsfähigkeit der Schüler, die sie benötigen um Sachverhalte anhand von Kriterien und Standards zu analysieren und einzuordnen. (vgl. Beck & Krumm 1998)
[...]
[1] Vgl. Greenspan, 2003, S. 70-71.
[2] Beck, Krumm, 1990.
[3] KMK, 2000, S. 9; zit. in: Dilger, 2007.
[4] National Task Force on Economic Education, 1961.
[5] Vgl. Committee for Economic Development, 1961.
[6] Joint Council on Economic Education, 1964.
[7] Vgl. Joint Council on Economic Education, 1977.
[8] Soper, 1979.
[9] Beck, Krumm, 1990.
[10] Vgl. Bloom, 1971.
- Quote paper
- Anna-Lena Walter (Author), 2008, Test of economic literacy (TEL) und Wirtschaftskundlicher Bildungs-Test (WBT) - Messinstrumente ökonomischen Wissens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87400
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