Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Informations- und Kommunikationsmedium entwickelt und einen enormen Zuwachs an Nutzern aufgewiesen. So hatten zum Beispiel in Deutschland im Jahr 2005 laut Statistischem Bundesamt 94% der Unternehmen und 62% der privaten Haushalte einen Internetzugang. 54% aller Personen zwischen 16 und 74 Jahren haben das Internet dabei regelmäßig – das heißt mindestens ein Mal pro Woche – genutzt. Diese Zahlen lassen das Internet für viele Forschungsdisziplinen immer interessanter werden, da Daten so schnell, global und kostengünstig gewonnen werden können. Das Internet als neue Quelle des Informationsgewinns nimmt dabei verschiedene Formen an, die ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringen. Während die Vorteile, wie zum Beispiel die hohen Einsparungen, meist schnell auf der Hand liegen, nimmt sich die Forschung erst allmählich der verschiedenen Probleme und deren möglichen Lösungen an, die das Internet zur Folge hat. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem spezifischen Problem der Antwortverweigerung, der auch als Nonresponse-Fehler bezeichnet wird, und mit den Möglichkeiten seiner Reduktion.
Der erste Teil der Arbeit gibt einen allgemeinen Überblick über das Medium Internet als neue Möglichkeit der Datenerhebung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Realisation von Fragebogenuntersuchungen im Internet und den Vorteilen und Fehlerquellen, die das Internet darbietet. Der zweite Teil greift den Nonresponse-Fehler als besonderes Problem heraus und erläutert dessen Ursachen und Folgen. Im dritten Teil soll dargestellt werden, wie man den Nonresponse-Fehler reduzieren kann. Dies soll anhand von verschiedenen Möglichkeiten und Techniken beschrieben und analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Internet als Datenerhebungsquelle
2.1 Realisation von Fragebogenuntersuchungen im Internet
2.2. Vorteile von internetbasierten Befragungen
2.3 Fehlerquellen
3. Der Non-Response Fehler
3.1 Definition von Nonresponse
3.2 Formen des Nonresponse bei Web-Befragungen
3.3. Gründe für Response
3.4 Gründe für Nonresponse
4. Möglichkeiten zur Reduktion des Nonresponse-Fehlers
4.1 Incentives
4.2. Themenstellung und Personalisierung der Ansprache
4.3. Rekrutierungsstrategien
4.4 Anonymität und Hinweise zum Datenschutz
4.5 Die High-Hurdle Technik
5. Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Informations- und Kommunikationsmedium entwickelt und einen enormen Zuwachs an Nutzern aufgewiesen. So hatten zum Beispiel in Deutschland im Jahr 2005 laut Statistischem Bundesamt 94% der Unternehmen und 62% der privaten Haushalte einen Internetzugang. 54% aller Personen zwischen 16 und 74 Jahren haben das Internet dabei regelmäßig – das heißt mindestens ein Mal pro Woche – genutzt.[1] Diese Zahlen lassen das Internet für viele Forschungsdisziplinen immer interessanter werden, da Daten so schnell, global und kostengünstig gewonnen werden können. Das Internet als neue Quelle des Informationsgewinns nimmt dabei verschiedene Formen an, die ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringen. Während die Vorteile, wie zum Beispiel die hohen Einsparungen, meist schnell auf der Hand liegen, nimmt sich die Forschung erst allmählich der verschiedenen Probleme und deren möglichen Lösungen an, die das Internet zur Folge hat. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem spezifischen Problem der Antwortverweigerung, der auch als Nonresponse-Fehler bezeichnet wird, und mit den Möglichkeiten seiner Reduktion.
Der erste Teil der Arbeit gibt einen allgemeinen Überblick über das Medium Internet als neue Möglichkeit der Datenerhebung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Realisation von Fragebogenuntersuchungen im Internet und den Vorteilen und Fehlerquellen, die das Internet darbietet. Der zweite Teil greift den Nonresponse-Fehler als besonderes Problem heraus und erläutert dessen Ursachen und Folgen. Im dritten Teil soll dargestellt werden, wie man den Nonresponse-Fehler reduzieren kann. Dies soll anhand von verschiedenen Möglichkeiten und Techniken beschrieben und analysiert werden.
2. Das Internet als Datenerhebungsquelle
2.1 Realisation von Fragebogenuntersuchungen im Internet
Nach Batinic lassen sich internetbasierte Datenerhebungsverfahren in reaktive Verfahren und in nicht-reaktive Verfahren untergliedern.[2] Bei den reaktiven Verfahren ist eine aktive Beteiligung des Benutzers notwendig. Bei den nichtreaktiven Verfahren wird das Verhalten der Nutzer auf der Web Site beobachtet. Online-Umfragen gehören gemäß der Kategorisierung zu den reaktiven Verfahren und können weiter in WWW- und E-Mail-Befragungen unterteilt werden. Batinic & Bosnjak beziehen über E-Mail und WWW hinaus auch Newsgroups als dritte Möglichkeit für die Durchführung von Online-Umfragen mit ein. Nicht reaktive Verfahren umfassen Angaben, die sich aus der Analyse der Logfiles[3] und Beobachtungen in virtuellen Welten wie beispielsweise der Internet Relay Chat[4] ergeben. Im Folgenden werden nur die Arten der Online-Umfrage per E-Mail, per NetNews und im World Wide Web genauer beschrieben.
Bei einer E-Mail- Befragung wird ein Fragebogen an ausgewählte E-Mailadressen gesandt. Der Empfänger soll den Fragebogen ausfüllen und dann auch per E-Mail zurücksenden. Ergänzend kann eine Befragung auch erst per E-Mail angekündigt und um Teilnahme gebeten werden. Erst wenn der Empfänger diese beantwortet, wird ihm dann der Fragebogen zugesandt. Bei E-Mail Befragungen muss die Anonymität der Probanden aus datenschutzrechtlichen Gründen gewährleistet sein. Dabei ist darauf zu achten das die angeschriebenen Adressen nicht für alle Teilnehmer sichtbar werden.[5] Diese Art der Befragung zeichnet sich im Vergleich zur postalischen Befragung besonders durch ihre Schnelligkeit und Ökonomie aus. So ist es mittels der Adressenverwaltung von E-Mail-Programmen möglich, einen Fragebogen gleichzeitig an Tausende von E-Mail-Adressen zu senden, der innerhalb weniger Sekunden beim Adressaten im Posteingang erscheint. Dies verspricht im Vergleich zur postalischen Befragung kürzere Feldzeiten.[6] Berücksichtigt werden muss bei E-Mail- Befragungen, dass die E-Mail vom Empfänger unter Umständen als unerwünscht angesehen und gar nicht erst gelesen wird. Zudem kommt es nicht selten vor, dass E-Mail-Adressen veraltet sind und vom Teilnehmer nicht mehr abgerufen werden. So ergibt sich das Problem der Nicht-Erreichbarkeit von ausgewählten Teilnehmern.
Eine weitere Möglichkeit für Online Befragungen sind die Befragungen per NetNews. Als NetNews oder auch Newsgroups werden Diskussionsforen im Internet bezeichnet, in denen jeder Teilnehmer Beiträge veröffentlichen oder in die Beiträge anderer Teilnehmer einsehen kann. Jede NetNews besitzt ein bestimmtes Thema, so dass der Interessierte die für ihn relevanten NetNews beziehen und sich darüber mit anderen unterhalten oder informieren kann. Auf diese Weise können Fragebögen in NetNews veröffentlicht werden, die dann von den Teilnehmern heruntergeladen, ausgefüllt und per E-Mail zurückgesandt werden. Alternativ dazu können in Newsgroups auch nur Hinweise auf eine Befragung im WWW veröffentlicht werden. Hier gelten dieselben Gestaltungsregeln und -einschränkungen von Fragebögen wie sie für reine E-Mail-Befragungen existieren.[7] Da die Publikation eines Fragebogens in nur einer Newsgroup in der Regel zu einem geringen Rücklauf an ausgefüllten Fragebögen führt, ist eine Veröffentlichung in mehreren Gruppen gleichzeitig empfehlenswert.[8] Problematisch bei NetNews ist insbesondere, dass solche News eher von denjenigen bezogen werden, die sich selbst mit Umfragen beschäftigen und daher eine zu selektive Zielgruppe für die meisten Befragungen darstellen.[9] Weitere Verzerrungen im Antwortverhalten können dadurch entstehen, dass es noch vor Ablauf der Erhebungsphase zu öffentlichen Diskussionen über den Fragebogen kommen kann, wodurch die nachfolgenden Teilnehmer unkontrollierbar beeinflusst werden könnten.[10]
Schließlich gibt es noch die Möglichkeit der Fragebogenerhebung über das World Wide Web. Im Vergleich zu Befragungen per E-Mail und Befragungen in Newsgroups bieten Fragebogenerhebungen über das WWW zwar vielfältigere Möglichkeiten in ihrer Gestaltung, Auswertung und Analyse, erfordern aber auch technische Fähigkeiten auf Seiten des Untersuchungsleiters. WWW-Fragebögen werden in der Seitenbeschreibungssprache HTML[11] erstellt und dann zentral auf einem Internet-Server abgelegt und mit einer eindeutigen Adresse, der sogenannten URL[12] verbunden. Über diese Netzadresse können die Teilnehmer dann zu der Fragebogenseite gelangen. In Online-Fragebögen können nicht nur mediale Elemente, wie zum Beispiel Bilder, Grafiken und Sounds eingefügt werden, sondern sie bieten den Befragten durch ihre multimedialen Gestaltungsmöglichkeiten auch Vereinfachungen was ihre Handhabung anbelangt.[13] So ist es zum Beispiel möglich, den Teilnehmern selektierbare Antwortalternativen anzubieten oder durch automatische Filterführungen die für sie irrelevanten Fragen gar nicht erst anzuzeigen. Vereinfachungen auf Seiten der Untersuchungsleitung bietet dieses Verfahren insbesondere durch die automatische Dokumentation der Daten. Die Antwortdaten können ohne manuellen Mehraufwand sofort ausgewertet werden. Die Analyse ermöglicht dem Untersuchungsleiter sowohl einen Überblick über den Ablauf der Teilnahme, als auch eine Bestimmung der Rücklaufquote. Batinic sieht insbesondere im Bezug auf Befragungen im WWW eine Bereicherung für die empirische Forschung.[14] Es gibt jedoch auch Bedenken bezüglich der Qualität der im Internet erhobenen Daten.[15]
2.2. Vorteile von internetbasierten Befragungen
Nach Batinic und Bosnjak erweitert das Internet die Einsatzmöglichkeiten des Computers um den Aspekt der Kommunikationsvermittlung.[16] In Anlehnung an Batinic und Bosnjak lassen sich die Perspektiven und Innovationen für im Internet durchgeführte Fragebogenuntersuchungen anhand sieben wesentlicher Merkmale verdeutlichen:[17]
1.) Bei der Asynchronität sind die Fragebogenuntersuchungen nicht an eine bestimmte Tages- oder Nachtzeit gebunden, da ein Online-Fragebogen sowohl im WWW, als auch per E-Mail zu jeder Zeit abrufbereit ist.[18] Die Probanden können also, ähnlich wie bei schriftlichen Befragungen, den Zeitpunkt der Beantwortung des Fragebogens selbst bestimmen.[19]
2.) Die Alokalität von Online-Befragungen bezeichnet die Unabhängigkeit des Ortes, da über jeden Rechner mit entsprechendem Online-Zugang von jedem Ort dieser Welt eine Verbindung zum Internet möglich ist. Online-Befragungen sind ebenfalls unabhängig vom Ort der Untersuchungsteilnehmer und -leiter durchführbar. Sie ermöglichen eine Rekrutierung der Teilnehmer ohne großen Aufwand.[20]
3.) Durch die Programmierung von Prozessabfolgen und Filtern wird bei der Automatisierbarkeit der Proband ohne weiteres zutun des Untersuchungsleiters durch den internetbasierten Fragebogen geführt. Zudem können die eingegebenen Daten direkt in einer Datenbank gespeichert und dadurch ausgewertet werden.[21] Ebenso vorteilhaft sind Möglichkeiten zur Randomisierung von Reihenfolgen in Antwortlisten.[22]
4.) Ein weiterer Vorteil betrifft die Dokumentation. Darunter ist zu verstehen, dass bei der Durchführung von Online-Umfragen automatisch Meta-Daten über den Bearbeitungsprozess erhoben werden, wie beispielsweise Informationen über den Zeitpunkt der Antwort, Dauer oder Unterbrechungen bei der Bearbeitung des Fragebogens. Diese Meta-Daten werden über das Befragungssystem automatisiert protokolliert. Somit ist der Aufbau gesonderter Dokumentationssysteme überflüssig.[23]
5.) Die Flexibilität zeichnet sich dadurch aus, dass im Vergleich zu klassischen Methoden, wie zum Beispiel Papier und Bleistift- Befragungen, die multimedialen Eigenschaften des Internets die Gestaltungsmöglichkeiten von Fragebogenerhebungen um die Integration verschiedenster Medientypen erweitern.[24] Mit Hilfe von CGI-Skripts[25] können Elemente realisiert werden, die die Nutzerfreundlichkeit erhöhen, wie Drop-Down-Menüs zur Auswahl von Antwortalternativen, automatische Filterführung und Plausibilitätskontrollen. Eingefügte Bilder, Töne, Videos und Anwendungsprogramme bieten zahlreiche Möglichkeiten die Versuchsdurchführung zu erleichtern.
6.) Als Objektivität der Durchführung und Auswertung bezeichnet man die fehlende direkte Interaktion der Teilnehmer mit dem Untersuchungsleiter. Dies hat den besonderen Vorteil, dass Verzerrungen im Antwortverhalten durch Untersuchungsleitereinflüsse wegfallen.[26] Auch werden Eingabefehler, welche Verzerrungen der Daten zur Folge haben könnten, durch automatisierte Speicherungs- und Auswertungsprozesse vermieden.
7.) Ein weiterer Vorteil ist die Effizienz. Weible & Wallace unterscheiden zwischen Zeitaufwand, der benötigt wird, bis die Daten in verwertbarerer Form vorliegen und den Kosten einer Methode.[27] Online-Befragungen sind sowohl in zeitlicher wie auch in finanzieller Hinsicht effizient. Bei Online-Befragungen kann man innerhalb kurzer Zeit sehr viele Personen erreichen und gleichzeitig können schnelle Rücklaufzeiten erwartet werden. Im Vergleich zu schriftlichen Fragebogenerhebungen entfallen hier die Druck- und Versandkosten.[28] Automatisierte Erhebungs-, Speicherungs- und Auswertungsprozesse ersparen nicht nur Personal, sondern auch dessen Schulung.[29] Der Zeit- und Kostenaufwand, der also insgesamt für die Konstruktion und Organisation eines Online-Fragebogens, für seine Lagerung auf einem Server samt anfallender Internetgebühren entsteht, ist vergleichsweise sehr gering und steigt mit zunehmenden Fallzahlen auch nur unwesentlich an. Diese Effizienz stellt in der Regel den attraktivsten Anreiz für eine Internetbefragung dar. Mit Hilfe des Internets können nun auch bislang aus finanziellen Gründen vernachlässigte Vorhaben realisiert werden.[30]
[...]
[1] Vgl. Statistisches Bundesamt, 2006
[2] Vgl. Batinic, 2001
[3] Logfiles sind automatisch generierte Protokolle auf einem Server, welche detaillierte Informationen über die Zugriffe bzw. Hits auf einzelne Internetseiten enthält, wie u. a. Datum und Uhrzeit des Zugriffs, IP-Adresse, Browser-Typ, etc.…
[4] Der Internet Relay Chat bezeichnet ein rein textbasiertes Chat-System
[5] Vgl. Batinic & Bosnjak, 2000
[6] Vgl. Batinic & Bosnjak, 2000
[7] Vgl. Batinic & Bosnjak, 2000
[8] Vgl. Batinic & Bosnjak, 2000
[9] Vgl. Hauptmanns, 1999, S. 24
[10] Vgl. Batinic & Bosnjak, 2000, S. 292
[11] HTML =Hypertext Markup Language. HTML ist eine Sprache bzw. Konvention zur Erstellung des Grundgerüstes von Internetseiten
[12] Uniform Resource Location oder auch eindeutige Darstellung einer Internetadresse
[13] Vgl. Hauptmanns, 1999
[14] Vgl. Batinic, 2001, S. 96
[15] Vgl. Bandilla, 1999
[16] Vgl. Batinic & Bosnjak, 2000, S. 287
[17] Vgl. Batinic & Bosnjak, 2000, S. 311f
[18] Vgl. Gadeib, 1999
[19] Vgl. Batinic, 2001
[20] Vgl. Gadeib, 1999
[21] Vgl. Batinic, 2001
[22] Vgl. Batinic & Bosnjak, 2000
[23] Vgl. Batinic & Bosnjak, 2000
[24] Vgl. Gadeib, 1999
[25] Das CGI Skript ist ein automatisches Programm, das auf dem Internet-Server abläuft und u. a. für die Verarbeitung von Online-Dateneingaben zuständig ist. Es kann dabei in jeder beliebigen Programmiersprache geschrieben sein.
[26] Vgl. Gadeib, 1999
[27] Vgl. Weible & Wallace, 1998
[28] Vgl. Batinic & Bosnjak, 2000
[29] Vgl. Pötschke & Simonson, 2001
[30] Vgl. Bandilla, 1999
- Citar trabajo
- Felix Depner (Autor), 2007, Das Internet als Datenerhebungsquelle: Der Nonresponse-Fehler und Möglichkeiten seiner Reduktion, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87317
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