Pop ist etwas „das sich eher auf Dinge wie Samples Verlassen kann, auf das Zitieren, das Montieren von Dingen, die man nicht aus seinem tiefsten Inneren herausleiert.“ Diese Äußerung von Thomas Meinecke zielt unter anderem auf dessen Roman Tomboy ab, in dem „Odenwald, die BASF und Betty Barclay, die US Army und die RAF, das Nibelungenlied, das Techno-Label Source, Judith Butler, Otto Weininger und Ernst Bloch, US-Westküsten-Frauenbands, der Playboy und die FAZ, D.H. Lawrence und Lacan miteinander verstrickt und zu einem mehrspurigen Track abgemischt“ sind.
Der DJ, Musiker und Schriftsteller Meinecke sieht also eine zentrale Eigenschaft von Pop im Aufgreifen von Gegebenen. Dieses praktiziert er nicht nur in der Musik, sondern er wendet diese Methode auch auf Texte an. Kann man also auf dem Feld der Literatur durch Samples ein sinnvolles Ganzes schaffen und kann ein solches Ganzes ästhetisch und inhaltlich ansprechend sein? Und wie verträgt sich die Technik des Zitierens und Montierens mit der ebenfalls von Meinecke gestellten Forderung nach dem „Sich-Verlassen auf die Gegenwart“ ? Wird Meinecke selbst seinen Vorstellungen gerecht?
Gestalt und Anspruch -
Die Sampletechnik in Meineckes Tomboy und die Problematik der Gegenwartsvergegenwärtigung.
Vorspiel
Pop ist etwas „das sich eher auf Dinge wie Samples Verlassen kann, auf das Zitieren, das Montieren von Dingen, die man nicht aus seinem tiefsten Inneren herausleiert.“[1] Diese Äußerung von Thomas Meinecke zielt unter anderem auf dessen Roman Tomboy ab, in dem „Odenwald, die BASF und Betty Barclay, die US Army und die RAF, das Nibelungenlied, das Techno-Label Source, Judith Butler, Otto Weininger und Ernst Bloch, US-Westküsten-Frauenbands, der Playboy und die FAZ, D.H. Lawrence und Lacan miteinander verstrickt und zu einem mehrspurigen Track abgemischt“[2] sind.
Der DJ, Musiker und Schriftsteller Meinecke sieht also eine zentrale Eigenschaft von Pop im Aufgreifen von Gegebenen. Dieses praktiziert er nicht nur in der Musik, sondern er wendet diese Methode auch auf Texte an. Kann man also auf dem Feld der Literatur durch Samples ein sinnvolles Ganzes schaffen und kann ein solches Ganzes ästhetisch und inhaltlich ansprechend sein? Und wie verträgt sich die Technik des Zitierens und Montierens mit der ebenfalls von Meinecke gestellten Forderung nach dem „Sich-Verlassen auf die Gegenwart“[3] ? Wird Meinecke selbst seinen Vorstellungen gerecht?
In der Musik funktionieren Samples in etwa so, dass verschiedene Tonspuren übereinandergelegt, mit einem Rhythmus versehen und durch eigene Elemente, zum Beispiel Gesang ergänzt werden. Der Musiker Meinecke bedient sich beim Schreiben eben dieser Technik. Welche „Tonspuren“ im Roman Tomboy übereinandergelegt wurden, geht aus dem oben genannten Zitat hervor. Das Eigene sind die Episoden um Vivian Atkinson und ihren Freunden und Bekannten. Der Rhythmus als das alles verknüpfende Element ist die Problematik der Geschlechtsidentität. Parallelen zur Musik sind also leicht auszumachen.
Streiten lässt sich über das Ergebnis einer solchen Vorgehensweise. Greift ein abgemischter Song ein bekanntes Motiv auf, kann es passieren, dass dieses Motiv dem ein oder anderen nicht gefällt. Es kann aber auch passieren, dass ein solches Motiv erstens gänzlich unbekannt ist, zweitens in einer unverständlichen Form seine Attraktivität verliert oder dass es sich drittens in das gesamte Stück nicht gut einfügt. Der Genuss eines Musikstückes kann so ziemlich geschmälert werden. Auch Tomboy kämpft mit solchen Problemen. Während die Gestaltung als Textmix durchaus einen gewissen Reiz hat – man möchte sagen, das Stück klinge gut – offenbart es von einem anderen Gesichtspunkt Schwächen. Meinecke, der eigentlich die Gegenwart festhalten will, präsentiert uns in Tomboy – um bei der Musik zu bleiben – nicht einen Mix aktueller populärer Songs sondern eher ein Potpourri aus Avantgardemusik des gesamten 20. Jahrhunderts.
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[1] Thomas Meinecke u. Eckhard Schumacher: Pop, Literatur. Ein Interview mit Thomas Meinecke. In: Kritische Ausgabe 1 (2000), S. 19f. Hier S. 19.
[2] Thomas Meine>
[3] Pop, Literatur, S. 19.
- Arbeit zitieren
- Matthias Rouwen (Autor:in), 2006, Gestalt und Anspruch. Die Sampletechnik in Meineckes Tomboy und die Problematik der Gegenwartsvergegenwärtigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87253
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