Schon zu Lebzeiten galt Albrecht Dürer über die Grenzen seiner Heimat Nürnberg hinaus als großer Künstler. So ist es nicht verwunderlich, dass er Aufträge von einer Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten seiner Zeit erhielt. Zu diesen zählten u.a. Friedrich der Weise von Sachsen und sogar Kaiser Maximilian. Einer der Bekanntesten ist jedoch Erasmus von Rotterdam, der als der berühmteste Humanist seiner Zeit gilt. Das Porträt des Erasmus ist der letzte Kupferstich, den Dürer vor seinem Tod am 6. April 1528 anfertigte.
Bis Erasmus jedoch sein Porträt erhielt, sollten einige Jahre vergehen, und auch danach war Dürers Werk, das nicht vollends im Sinne des Gelehrten realisiert worden war, noch oft Gegenstand der Briefe des Erasmus.
Neben der von Dürer sehr ausdrucksstark gestalteten Komposition ist vor allem die in das Porträt eingebundene Inschrift ein für die Interpretation überaus wichtiges und komplexes Element.
In vorliegender Arbeit werden der Humanist Erasmus, seine Lehren und die Entstehung des Werkes kurz skizziert. Zudem wird eine detaillierte Beschreibung des Bildnisses und seiner Komposition geliefert, ergänzt durch eine ausführliche Untersuchung der Inschrift und ihrer Bedeutung für das gesamte Bild Dürers.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Erasmus von Rotterdam
2.1. Leben
2.2. Lehre und Werk
2.3. Kontakt zu Dürer und Entstehung des Druckes
3. Bildbeschreibung
3.1. Allgemeine Informationen
3.2. Komposition
3.3. Licht
3.4. Betrachter
3.5. Deutung
4. Die Inschrift
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis:
1. Einleitung
Schon zu Lebzeiten galt Albrecht Dürer über die Grenzen seiner Heimat Nürnberg hinaus als großer Künstler. So ist es nicht verwunderlich, dass er Aufträge von einer Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten seiner Zeit erhielt. Zu diesen zählten u.a. Friedrich der Weise von Sachsen und sogar Kaiser Maximilian.[1] Einer der Bekanntesten ist jedoch Erasmus von Rotterdam, der als der berühmteste Humanist seiner Zeit gilt. Das Porträt des Erasmus ist der letzte Kupferstich, den Dürer vor seinem Tod am 6. April 1528 anfertigte.[2]
Bis Erasmus jedoch sein Porträt erhielt, sollten einige Jahre vergehen, und auch danach war Dürers Werk, das nicht vollends im Sinne des Gelehrten realisiert worden war, noch oft Gegenstand der Briefe des Erasmus.
Neben der von Dürer sehr ausdrucksstark gestalteten Komposition ist vor allem die in das Porträt eingebundene Inschrift ein für die Interpretation überaus wichtiges und komplexes Element.
Im folgenden sollen der Humanist Erasmus, seine Lehren und die Entstehung des Werkes kurz skizziert werden. Im Anschluss folgt eine Beschreibung des Bildnisses und seiner Komposition. Abschließend soll die Inschrift näher untersucht und ihre Bedeutung für das gesamte Bild Dürers herausgearbeitet werden.
2. Erasmus von Rotterdam
2.1. Leben
Am einem 28. Oktober der Jahre 1466 bis 1469 – das definitive Geburtsjahr ist nicht bekannt – wurde Erasmus, der sich in späteren Jahren Desiderius Erasmus Roterodamus nannte, in Rotterdam geboren. Er war der zweite Sohn des Priesters Gerardus Rogerius und der Tochter eines Arztes. Seine Herkunft aus einer derart unerlaubten Verbindung empfand Erasmus stets als Makel.[3]
Nach dem frühen Tod der Eltern drängten ihn die Verwandten, unter deren Vormund er und sein Bruder nun standen, zum Eintritt in ein Kloster. Schon während dieser Zeit, die er im Kloster Steyn bei Gouda verbrachte, wandte er sich den Gedanken und Prinzipien des Humanismus zu. Seine Priesterweihe wurde ihm 1492 gespendet.[4] In den nächsten Jahren ab 1495 widmete er sich dem Studium der Philosophie, der spätscholastischen Theologie sowie des Griechischen und Hebräischen in Paris. Durch mehrere Aufenthalte in England und Italien sammelte Erasmus weitere Erfahrungen. Seine Promotion zum Doktor der Theologie legte er 1506 in Turin ab, eine Berufung zum Hofrat des späteren Kaisers Karl V in Brüssel erfolgte 1516. Noch im selben Jahr wurde Erasmus von seinem Gelübde entbunden.
Im Juli 1536 starb Erasmus schließlich in Basel an einer Typhus-Erkrankung.[5]
2.2. Lehre und Werk
Schon zu Lebzeiten galt Erasmus als bedeutende Persönlichkeit und anerkannter Gelehrter. Sein Denken und Handeln basierte auf den Lehren im Sinne des Humanismus. Eine große Rolle spielte in Erasmus’ Wirken stets die Forderung nach Frieden zwischen den politischen Mächten wie auch in den Bereichen Kirche und Gesellschaft.[6] Für das Christentum strebte er eine Rückbesinnung auf ursprünglichere Werte an. Zudem war es sein Anliegen, die geistigen Errungenschaften der Antike in das Christentum einfließen zu lassen.[7] Auch postulierte er eine neue Gesinnung der Christenheit. So sollte sich die Gesellschaft in ihrem Handeln mehr an Christus selbst orientieren und ihn zu ihrem Mittelpunkt machen.
Erasmus setzte sich auch für eine Verbindung zwischen Theologie und Humanismus ein.[8] Ihm war daran gelegen, dass die humanistische Bildung gefördert und der vorherrschende Aberglaube gekämpft werde.
Schon vor der Reformationsbewegung Luthers klagte er die Missstände der Kirche an. So kritisierte er ihre Verweltlichung und ihre Geldgier, die sie durch Kirchensteuern zu befriedigen suchte. Daher kann Erasmus auch als Wegbereiter der Reformation gelten. Anfangs noch unterstützte er Luther, jedoch wandte er sich nach dessen Kampfschrift „De captivitate Babylonica Ecclesiae“ von 1520 – und nachdem auf dem Wormser Reichstag die Reichsacht über Luther verhängt wurde – von ihm ab. Erasmus sah, dass seine und Luthers Ansichten des Glaubens und der Reform nicht mehr übereinstimmten. Mit seiner Schrift „De libero arbitrio“ verkündigte Erasmus diese Entscheidung im Jahre 1524 entgültig.
Zu den großen Werken des Erasmus zählen seine satirische Gesellschaftskritik „Lob der Torheit“ und seine 1516 veröffentlichte Ausgabe des Neuen Testaments in griechischer Sprache. Zudem verewigte er seine Gedanken in über 2000 Briefen.
Erasmus gilt heute als der bedeutendste Humanist des 16. Jahrhunderts.[9]
2.3. Kontakt zu Dürer und Entstehung des Druckes
Ein großer Wunsch des Erasmus war es, von Dürer porträtiert zu werden, dessen graphisches Können er sehr schätzte. Auf Albrecht Dürer übte dies einen großen Reiz aus, galt Erasmus doch schon zu Lebzeiten als bedeutendster humanistischer Denker seiner Zeit.[10]
Auf die Fertigstellung des Porträts musste der Gelehrte dennoch aus bislang unbekannten Gründen sechs Jahre warten.[11] Um das Werk anzufertigen, wollte Dürer sich auf Porträtzeichnungen stützen, die er im Jahre 1520, während er sich auf einer Reise durch die Niederlande befand, in Brüssel und Antwerpen angefertigt hatte. Von diesen ist heute jedoch nur noch eine unvollendete Kohlezeichnung erhalten (siehe Abb. 1).[12]
Als Dürer mit dem versprochenen und von Erasmus oft eingeforderten Werk begann, erwiesen sich einige seiner vorhandenen Zeichnungen als unbrauchbar, so dass sich der Künstler neben diesen auch auf eine Medaille stützte, die sich im Besitz seines Freundes Willibald Pirckheimer befand. Diese von Quentin Metsys[13] im Jahre 1519 angefertigte Medaille (siehe Abb. 2) zeigt neben dem Antlitz des Erasmus auch eine Inschrift, die Dürer für seinen Kupferstich leicht abgewandelt übernahm. Dürer entschied sich, den Humanisten schreibend darzustellen, da schon der jüngere Hans Holbein in seinem Porträt aus dem Jahre 1523 (siehe Abb. 3) Erasmus bei dieser Tätigkeit zeigte.[14] Nachdem Erasmus das fertige Werk erhalten hatte, lobte er Dürer zwar für das Bildnis, wies jedoch auf die unzureichende Ähnlichkeit hin, die sein Porträt mit ihm hatte. Dies wäre, so sagte Erasmus, aber nicht verwunderlich, denn er sei nicht mehr die Person, die er vor fünf Jahren, als Dürer ihn skizziert hatte, gewesen sei.[15] Diese Einschätzung Erasmus’ wird durch andere Bildnisse, die ihn zeigen, belegt (siehe Abb. 4 und Abb. 5).[16]
An diesen Reaktionen zeigt sich, dass das von Dürer geschaffene Porträt offenbar nicht den Vorstellungen des Erasmus entsprach. Neben dem Problem der langen Zeitspanne, die zwischen der Anfertigung der Skizzen und der Fertigstellung des Stiches lag, sind auch die an das Werk gestellten Anforderungen des Künstlers und des Auftraggebers vermutlich unterschiedlich gewesen. So erhoffte Erasmus sich eine realistische oder stilisierte Darstellung. Dürer war offenbar jedoch mehr daran gelegen, mit seinem Stich ein Gelehrtenbild zu erschaffen.[17]
[...]
[1] CHRISTIAN KLEMM, Artikel: Dürer, Albrecht, in: Lexikon des Mittelalters, CD-ROM-Ausgabe, Stuttgart 2000
[2] ANNA SCHERBAUM, Erasmus von Rotterdam, 1526, in AK.: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Hrsg.), Albrecht Dürer. 80 Meisterblätter. Holzschnitte, Kupferstiche und Radierungen aus der Sammlung Otto Schäfer, München 2000,
[3] CORNELIS AUGUSTIJN, Erasmus von Rotterdam, in: Hans Freiherr von Campenhausen u.a. (Hrsg.), “Nimm und lies“: christliche Denker von Origenes bis Erasmus von Rotterdam, Stuttgart u.a. 1991, S. 362 und RUDOLF PADBERG, Erasmus von Rotterdam. Seine Spiritualität. Grundlage seines Reformprogramms, Paderborn 1979, S. 12 und FRIEDRICH WILHELM BAUTZ, Artikel: Erasmus von Rotterdam, in: Biografisch-Bibliografisches Kirchenlexikon, online unter http://www.bautz.de/bbkl/e/erasmus_v_r.shtml, aufgerufen am 25.08.2007, 17:28h
[4] FRIEDRICH WILHELM BAUTZ, Artikel: Erasmus von Rotterdam und KARL AUGUST MEISSINGER, Erasmus von Rotterdam, Wien 1942, S. 4 und CORNELIS AUGUSTIJN, Erasmus von Rotterdam,
[5] FRIEDRICH WILHELM BAUTZ, Artikel: Erasmus von Rotterdam und CORNELIS AUGUSTIJN, Erasmus von Rotterdam, S. 385 und OTTO HERDING, Artikel: Erasmus von Rotterdam, in: Lexikon des Mittelalters, CD-ROM-Ausgabe, Stuttgart 2000
[6] OTTO HERDING, Artikel: Erasmus von Rotterdam
[7] FRIEDRICH WILHELM BAUTZ, Artikel: Erasmus von Rotterdam
[8] CORNELIS AUGUSTIJN, Erasmus von Rotterdam, S. 365, 367, 370
[9] FRIEDRICH WILHELM BAUTZ, Artikel: Erasmus von Rotterdam und CORNELIS AUGUSTIJN, Erasmus von Rotterdam, S. 368, 379, 382 und OTTO HERDING, Artikel: Erasmus von Rotterdam
[10] WOLFGANG SCHMID, Dürer als Unternehmer. Kunst, Humanismus und Ökonomie in Nürnberg um 1500, Trier 2003,
[11] ANNA SCHERBAUM, Erasmus von Rotterdam, 1526,
[12] RUDOLF PREIMESBERGER, Albrecht Dürer. Imago und effigies (1526), in: Ders./Hannah Baader/Nicola Suthor (Hrsg.), Porträt, Berlin 1999, S. 228 und ANGELA MATYSSEK, Erasmus von Rotterdam, 1526, in AK.: Gerd Unverfehrt (Hrsg.), Dürers Dinge. Einblattgraphik und Buchillustrationen Albrecht Dürers aus dem Besitz der Georg-August-Universität Göttingen, 1997,
[13] in der Literatur wird für Metsys meist auch der Name Massys angegeben
[14] RUDOLF PREIMESBERGER, Albrecht Dürer. Imago und effigies (1526), S. 228-230 und WOLFGANG SCHMID, Dürer als Unternehmer. Kunst, Humanismus und Ökonomie in Nürnberg um 1500,
[15] ERWIN PANOFSKY, Albrecht Dürer. Volume one, 3. Edition, New Jersey 1948, S. 240 und DAVID HOTCHKISS PRICE, Albrecht Dürer’s Renaissance. Humanism, Reformation and the Art of Faith, The University of Michigan Press 2003,
[16] RUDOLF PREIMESBERGER, Albrecht Dürer. Imago und effigies (1526),
[17] WOLFGANG SCHMID, Dürer als Unternehmer. Kunst, Humanismus und Ökonomie in Nürnberg um 1500,
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