Der Begriff der operationellen Risiken hat innerhalb des Bankensektors zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zum einen trugen markante, realisierte Verluste dazu bei, dass die Thematik in den einzelnen Finanzinstituten und auch bei der Bankenaufsicht verstärkt adressiert wurde. Zum anderen werden operationelle Risiken im Rahmen von Basel II – im Gegensatz zu Basel I - explizit neben dem Kreditrisiko und dem Marktrisiko in der Kalkulation des zu hinterlegenden Eigenkapitals berücksichtigt. Der Umfang des im Kreditinstitut zu verbleibenden Eigenkapitals wird dabei anhand von verschiedenen komplexen Berechnungsschritten unter Einbezug eines internen Modells kalkuliert. Die Verwendung eines solchen Modells ist unter regulatorischen Gesichtspunkten nur dann zulässig, wenn sich das Kreditinstitut innerhalb der quantitativen und qualitativen Rahmenbedingungen bewegt. Beim sog. Advanced Measurement Approach ist es erforderlich, dass das entsprechende Institut eine Szenario-Analyse in Verbindung mit externen Verlustdaten durchführt.
Ziel dieser Arbeit ist es, schwerpunktmäßig den Gegenstand und Ablauf der Szenarioanalyse vorzustellen. Darüber hinaus erfolgt eine grobe Abgrenzung gegenüber der Methode des Self-Assessment und den sogenannten Key Risc Indicators. Desweiteren wird die Delphi-Methode exemplarisch für den Sachverhalt der Expertenbefragung beschrieben und die mit einer Expertenbefragung einhergehenden Grenzen beleuchtet.
Diese Arbeit richtet sich somit an Studenten, die einen Überblick über die Szenarioanalyse im Rahmen der operationellen Risiken erhalten möchten als auch an Bankmitarbeiter, deren Tätigkeitsbereich den genannten Bereich umfasst.
Gliederung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung und Zielsetzung
2. Einordnung der Szenarioanalyse
2.1 Definitorische und historische Einordnung
2.2 Die Szenarioanalyse im regulatorischen Kontext
2.3 Abgrenzung der Szenarioanalyse im Kontext des operationellen Risikos
3. Konzeption und Ablauf einer Szenarioanalyse
3.1 Der Szenariotrichter
3.2 Die Ziele der Szenarioanalyse
3.3 Die Vorgehensweise bei der Szenarioanalyse
3.4 Expertenbefragung und damit verbundene Grenzen
3.5 Near-Miss-Events als Informationsquelle für Szenarioanalysen
4. Schlussbetrachtung
Anhang
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 - Der Szenariotrichter
Abbildung 2 - Die Zwischenfallpyramide
1. Einleitung und Zielsetzung
Der Begriff der operationellen Risiken hat innerhalb des Bankensektors zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zum einen trugen markante, realisierte Verluste[1] dazu bei, dass die Thematik in den einzelnen Finanzinstituten und auch bei der Bankenaufsicht verstärkt adressiert wurde.[2] Zum anderen werden operationelle Risiken im Rahmen von Basel II – im Gegensatz zu Basel I - explizit neben dem Kreditrisiko und dem Marktrisiko in der Kalkulation des zu hinterlegenden Eigenkapitals berücksichtigt. Der Umfang des im Kreditinstitut zu verbleibenden Eigenkapitals wird dabei anhand von verschiedenen komplexen Berechnungsschritten unter Einbezug eines internen Modells kalkuliert. Die Verwendung eines solchen Modells ist unter regulatorischen Gesichtspunkten nur dann zulässig, wenn sich das Kreditinstitut innerhalb der quantitativen und qualitativen Rahmenbedingungen bewegt. Bei einem dieser Modelle ist es erforderlich, dass das entsprechende Institut eine Szenario-Analyse in Verbindung mit externen Verlustdaten durchführt.[3]
Ziel dieser Arbeit ist es, schwerpunktmäßig den Gegenstand und Ablauf der Szenarioanalyse vorzustellen. Darüber hinaus erfolgt eine grobe Abgrenzung gegenüber der Methode des Self-Assessment und den sogenannten Key Risc Indicators. Desweiteren wird die Delphi-Methode exemplarisch für den Sachverhalt der Expertenbefragung beschrieben und die mit einer Expertenbefragung einhergehenden Grenzen beleuchtet.
2. Einordnung der Szenarioanalyse
2.1 Definitorische und historische Einordnung
Eine Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Literatur zeigt auf, dass die Begrifflichkeiten Szenario und Szenarioanalyse aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden können. Unter einem Szenario lässt sich verallgemeinernd die Entwicklung potenzieller Zukunftsbilder basierend auf verschiedenen Annahmen subsumieren. Es handelt sich somit um eine umfängliche Darstellung und Bewertung von zukünftigen Situationen auf Grundlage von tendenziell intuitiven und spekulativen Annahmen.[4] Die Begrifflichkeit Szenario hat ihren Ursprung im altgriechischen und spätlateinischen und ist aus der Theatersprache entlehnt.[5]
Die Szenarioanalyse bedient sich der Szenariotechnik, die „zur Beschreibung und Ausarbeitung sowie Diskussion möglicher zukünftiger Situationen (Szenarien) und der [Aufzeigung des] Weg[es] [von der Gegenwart bis in die Zukunft]“[6] herangezogen wird. Das Vorgehen wurde in den 1950er Jahren von Herman Kahn im Rahmen von strategischen Studien im militärischen Kontext entwickelt. Einzug in das betriebswirtschaftliche Umfeld fand die Szenarioanalyse in den 1970er Jahren u.a. durch Royal Dutch / Shell.[7] Innerhalb des Rahmens operationeller Risiken ist die Anwendung der Szenarioanalyse noch relativ jung und wird erst seit wenigen Jahren eingesetzt.
2.2 Die Szenarioanalyse im regulatorischen Kontext
Die Szenarioanalyse ist ein Bewertungsansatz im Rahmen der Handhabung operationeller Risiken. Während Basel I nur eine Eigenkapitalhinterlegung für Marktpreisrisiken und Kreditrisiken vorsah, wurden operationelle Risiken explizit in Basel II mit einbezogen, da eine Vielzahl von Verlusten im Bankensektor durch diese verursacht wurden. Operationelle Risiken werden gemäß dem zweiten Konsultationspapier wie folgt definiert: „The risk of loss resulting from inadequate or failed internal processes, people and systems or from external events“. Diese Definition umfasst rechtliche Risiken beinhaltet jedoch keine Reputationsrisiken oder strategische Risiken.[8] Zur Bestimmung der Kapitalanforderungen für die Hinterlegung von Eigenkapital für operationelle Risiken sind drei Anätze zu unterscheiden, namentlich der Basic Indicator Approach, Standardised Approach und Advanced Measurement Approach (AMA).[9] Soll letztgenannter Ansatz im Rahmen der Eigenkapitalhinterlegung zum Einsatz kommen, so ist die Verwendung einer Szenarioanalyse obligatorisch. Nach dem Basler Ausschuss für Bankenaufsicht heißt es in der Fassung der internationalen Konvergenz der Eigenkapitalmessung und der Eigenkapitalanforderung: „A bank must use scenario analysis of expert opinion in conjunction with external data to evaluate its exposure to high severity events“[10].
[...]
[1] Zu nennen wäre unter anderem der Niedergang der Barings Bank im Jahr 1995, der auf nicht autorisierten . Zins und Währungsspekulationsgeschäften des Angestellten Nick Leeson zurück ging oder die Fehlspekula tionen des Finanzdirektors Robert Citron ,die dazu führte, dass der landeseigene Investmentfonds des kali- fornischen Landkreises Orange County 1994 einen Verlust von 1,6 Mrd. USD generierte und somit zu einer Zahlungsunfähigkeit führte.
[2] Vgl. Kaiser, Köhne (2007), S. 1
[3] Vgl. Van den Brink (2007), S. 1
[4] Vgl. Wolf et al (2006), S. 2ff.
[5] Vgl. Cancian et al (2003), F. 3
[6] S. Wolf et al (2006), S. 4
[7] Vgl. Cancian et al (2003), F. 5
[8] Vgl. Jörg (2003), S. 6f.
[9] Vgl. Lammers ( 2005), S. 30
[10] S. Basel Committee on Banking Supervision (2004), S. 147
- Quote paper
- Andreas Reschke (Author), 2007, Operational Risk - Szenarioanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87117
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