Die ökumenische Bewegung kann, je nach Verständnis, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Mit der Evangelischen Allianz, die bereits 1846 in London mit dem Ziel gegründet wurde Gläubige zusammenzuführen, wurde erstmals der Wunsch nach Einheit sichtbar. Für die moderne ökumenische Bewegung gilt die Internationale Missionskonferenz von 1910 in Edinburgh als Beginn. Die Bedeutung der Ökumene als ein Zusammenwirken der christlichen Kirchen und Konfessionen mit dem Ziel der Einigung in religiösen Fragen und einer stärkeren gemeinsamen Arbeit ist spätestens mit dem Zweiten Weltkrieg deutlich geworden, in dessen Folge die Bemühungen der christlichen Kirchen umeinander erneut erstarkten. In neuster Zeit traten die Konfessionen erneut mittels eines selbstverpflichtenden Abkommens aufeinander zu: Der Charta Oekumenica. Dieser Prozess markiert eine neue Ernsthaftigkeit im Bemühen der christlichen Kirchen umeinander und soll aus diesem Grund in der vorliegenden Seminararbeit thematisiert werden. Die Charta Oecumenica ist – trotz der geringen Resonanz der Öffentlichkeit – ein wichtiges Dokument unserer Tage. Erst im Mai diesen Jahres auf Landesebene unterzeichnet beschäftigt sie derzeit Geistliche aller christlichen Kirchen. In dieser Seminararbeit soll die Charta vorgestellt und in ihrer Grundidee skizziert werden. Zudem möchte ich mit einer Darstellung der Geschichte einerseits sowie zukunftsweisenden Herausforderungen andererseits den Weg aus der Vergangenheit und in die Zukunft deutlich werden lassen. In jedem dieser Kapitel erschließt sich uns bereits die Bedeutung des Dokumentes, ist sie doch den Aufgaben und Selbstverpflichtungen immanent. Darüber hinaus wird sich das letzte Kapitel noch einmal explizit mit der Deutung der Charta beschäftigen und differenzieren zwischen der Wichtigkeit für den sakralen und den säkularen Sektor. Leider kann aus Gründen des Raummangels nicht vertiefend auf die einzelnen Punkte der Charta eingegangen werden.
Ich persönlich bin beeindruckt von dem Wunsch nach Zusammenarbeit, dessen Stärke sich in einem sehr schnellen Zusammenfinden ob der Größe der Verpflichtungen ausdrückt. Dies bestätigt für mich den Eindruck, dass der christliche Glaube auf einem guten Weg in eine neue Zeit ist, in der Grenzen fallen und Gemeinsames zueinander findet.
Inhalt
Einleitung
1. Was ist die Charta Oecumenica?
2. Warum Charta Oecumenica?
3. Entstehung und Auftrag
4. Europaweite und nationale Rezeption
4.1 Die Rezeption auf europäischer Ebene
4.2 Rezeption auf nationaler Ebene
5. Perspektiven und Herausforderungen
6. Bedeutung
6.1 Bedeutung für die geistliche Welt
6.2 Umsetzung auf säkularer Ebene
Schlussbemerkung
Literatur- und Quellenangabe
Einleitung
Die ökumenische Bewegung kann, je nach Verständnis, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Mit der Evangelischen Allianz, die bereits 1846 in London mit dem Ziel gegründet wurde Gläubige zusammenzuführen, wurde erstmals der Wunsch nach Einheit sichtbar. Für die moderne ökumenische Bewegung gilt die Internationale Missionskonferenz von 1910 in Edinburgh als Beginn.[1] Die Bedeutung der Ökumene als ein Zusammenwirken der christlichen Kirchen und Konfessionen mit dem Ziel der Einigung in religiösen Fragen und einer stärkeren gemeinsamen Arbeit ist spätestens mit dem Zweiten Weltkrieg deutlich geworden, in dessen Folge die Bemühungen der christlichen Kirchen umeinander erneut erstarkten. In neuster Zeit traten die Konfessionen erneut mittels eines selbstverpflichtenden Abkommens aufeinander zu: Der Charta Oekumenica. Dieser Prozess markiert eine neue Ernsthaftigkeit im Bemühen der christlichen Kirchen umeinander und soll aus diesem Grund in der vorliegenden Seminararbeit thematisiert werden.
Die Charta Oecumenica ist – trotz der geringen Resonanz der Öffentlichkeit – ein wichtiges Dokument unserer Tage. Erst im Mai diesen Jahres auf Landesebene unterzeichnet beschäftigt sie derzeit Geistliche aller christlichen Kirchen. In dieser Seminararbeit soll die Charta vorgestellt und in ihrer Grundidee skizziert werden. Zudem möchte ich mit einer Darstellung der Geschichte einerseits sowie zukunftsweisenden Herausforderungen andererseits den Weg aus der Vergangenheit und in die Zukunft deutlich werden lassen. In jedem dieser Kapitel erschließt sich uns bereits die Bedeutung des Dokumentes, ist sie doch den Aufgaben und Selbstverpflichtungen immanent. Darüber hinaus wird sich das letzte Kapitel noch einmal explizit mit der Deutung der Charta beschäftigen und differenzieren zwischen der Wichtigkeit für den sakralen und den säkularen Sektor. Leider kann aus Gründen des Raummangels nicht vertiefend auf die einzelnen Punkte der Charta eingegangen werden.
Ich persönlich bin beeindruckt von dem Wunsch nach Zusammenarbeit, dessen Stärke sich in einem sehr schnellen Zusammenfinden ob der Größe der Verpflichtungen ausdrückt. Dies bestätigt für mich den Eindruck, dass der christliche Glaube auf einem guten Weg in eine neue Zeit ist, in der Grenzen fallen und Gemeinsames zueinander findet.
1. Was ist die Charta Oecumenica?
Die Charta Oecumenica als ‚Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa’ ist eine Urkunde des „allgemeine[n] Zusammenwirken[s] der christlichen Kirchen und Konfessionen zur Einigung in Fragen des Glaubens und der religiösen Arbeit“[2]. Das von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (Consilium Conferentiarum Episcoporum Europae = CCEE) gemeinsam erarbeitete Dokument ist ein selbstverpflichtendes Abkommen zwischen den meisten orthodoxen, reformatorischen, anglikanischen, freikirchlichen und altkatholischen Kirchen Europas sowie der römisch-katholischen Bischofskonferenz.[3] Die Charta stellt die gemeinsamen Aufgaben der Kirchen in Europa dar und weist im Sinne des Bonhoefferschen Rufs nach einem Weltprozess des Friedens unter den drei Schwerpunkten Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung den Weg. Die teilnehmenden Kirchen vereinbaren in diesem Schreiben, den Weg in eine Zukunft zu beschreiten, die stärker von der gemeinsamen Arbeit in den Gemeinden, dem gemeinsamen Handeln und Beten geprägt ist und sie verpflichten sich zum Fortführen der einenden Dialoge. Da das Dokument weder lehramtlich-dogmatischen Charakter besitzt noch kirchenrechtlich-gesetzlicher Natur ist, binden sich die Konfessionsträger allein durch ihr Wort an die Verpflichtungen zugunsten einer gemeinsamen Zukunft.[4]
Die Charta ist nach Oberkirchenrätin Antje Heider-Rottwilm ein „Basistext, der allen Kirchen und Bischofskonferenzen von Europa zur Annahme und Anpassung in ihrem jeweiligen Kontext empfohlen wird.“[5] Dies unterstreicht die Anerkennung der jeweils eigenen Situationen, in denen sich die Kirchen befinden, und die Forderungen des Dokumentes, aus diesen Einzelsituationen heraus aufeinander zuzugehen. Die aus zwölf „Verpflichtungen“ bestehende Urkunde gliedert sich in drei Abschnitte, die die Gemeinsamkeiten und Ziele der Kirchen beschreiben:
I. Wir glauben „Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“.
II. Auf dem Weg zur sichtbaren Gemeinschaft der Kirchen in Europa
III. Unsere gemeinsame Verantwortung in Europa
Dadurch entsteht eine Dreiteilung, die zunächst die gemeinsame Basis beschreibt, dann die Stationen des gemeinschaftlichen Pfades festlegt und schließlich den einenden Auftrag definiert.
2. Warum Charta Oecumenica?
Die Charta Oecumenica ist das Produkt der Versammlungen christlicher Kirchen sowie verschiedenster Treffen und Überlegungen, wie christliche Zukunft im Glauben gestaltet werden kann. Doch braucht Europa eine Einigung der Kirchen, einen Konsens der Christusnachfolger? Ist es nicht vielmehr ein Ausdruck der Pluralität, der wir überall in der Sache Europa begegnen und somit nur ein Spiegel der Vielfalt auf anderen Ebenen? Oder eint die Zusammenlegung, das Konsens-Finden der Kirchen auch ihre Anhänger und ist gerade deshalb ein großer und wichtiger Schritt?
Um diese Frage zu beantworten, ist es zunächst sinnvoll zu fragen, welcher Art das Neue ist, das entsteht. Meines Erachtens kann diese Frage in zwei Etappen beantwortet werden: Zuerst einmal geschieht eine enorme Stärkung der Kirchen, ein Synergieeffekt dadurch, dass Fragen im Konsens entschieden werden, dass einzelne Entscheidungen gemeinschaftlich gefällt und der Glaube neuen Schwung und Auftrieb erhält. Neue Erkenntnisse und Ergebnisse im Engagement um Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung können nun aus ganz Europa genutzt, Wissen aus Erfahrung, vielleicht experimentell eruierte Handlungskompetenzen und neue Modelle des Zusammenlebens und ~betens können im großen Raum genutzt und ausgetauscht werden.[6] Überall gibt es zudem schon seit geraumer Zeit ökumenische Bemühungen und christliches Engagement. Es ist an der Zeit, diese als Etappenziele zu formulieren und so gemeinsam einen Weg zu beschreiten, der Fortschritte mit sich bringt und eine Transparenz in der Richtung aufweist.
Ein Zusammenschluss der Kirchen, eine Einigung in wichtigen Punkten jedoch brächte noch mehr mit sich: Es entstünde etwas völlig Neues. Eine Zusammenarbeit der Kirchen Europas ließe so etwas wie einen vereinten Kirchen corpus entstehen, der einer völlig neuen Definition bedürfte. Der Zuwachs an Kraft und Stärke ginge einher mit mehr Einfluss auf Entscheidungen verschiedenster Ebenen. So hätte ein geschlossenes Auftreten der Kirchen beispielsweise in moralisch-ethischen Fragen eine stärkere Aussagekraft als die Stellungnahmen einzelner Glaubensgemeinschaften. Die interkirchlichen Konflikte und Abgrenzungen voneinander beanspruchen die Kräfte, die im Fall engerer Zusammenarbeit zum Beispiel zur verbesserten Positionierung des Glaubens im Leben der Menschen genutzt werden könnten. Mit diesem neuen Einfluss geht jedoch auch ein erhöhtes Maß an Verantwortung einher, nicht nur kirchenintern im ständigen Umgang mit der Frage, wie viel Aufeinanderzugehen die Basis des eigenen Glaubens erlaubt, sondern auch das Bewusstwerden eines höheren Einflusses durch eine in wesentlichen Fragen einheitliche Präsenz. Dies bedeutet einen aufmerksamen und behutsamen Umgang mit aktuellen Entwicklungen wie beispielsweise einer neuen Art von Sinnsuche im Leben des Einzelnen. Antje Heider-Rottwilm führt dies wie folgt in ihren Thesen zur ökumenischen Situation aus: „Die Kirchen Europas sehen sich mit scheinbar widersprüchlichen Entwicklungen konfrontiert. Die Mehrzahl der Menschen scheint ihr alltägliches Leben immer weniger auszurichten an dem, was über den Tod hinaus trägt. Zugleich gibt es ein Bedürfnis nach Religion [Hervorhebung im Original] nach Ritualen, nach heiligen Räumen, nach Tiefe – aber auch nach einfachen Antworten auf die Verunsicherungen angesichts einer immer komplexer scheinenden Welt.“[7] Finden hier die Kirchen zu einem einheitlichen Vorgehen, beispielsweise im Punkt Öffentlichkeitsarbeit zusammen, so kann dies einer lebendigen Zukunft auch der einzelnen Glaubensgemeinschaften nur zuträglich sein.
[...]
[1] H. Kerber ,http://www.kerber-net.de/religion/reformation/oekumen1.htm, 09.12.2007, 15. 15 Uhr.
[2] Definition des Begriffs >ökumenisch< im DUDEN, Das Fremdwörterbuch.
[3] Pastor M. Riedel-Schneider, http://www.oekumene3.eu/charta_einleitung.php, 02. 06. 2007, 17.09 Uhr.
[4] Vgl. Gemeindemagazin der Südstadt-Gemeinden Hannovers Paulus, Nazareth, Athanasius, Nr. 54, 2007, S. 1.
[5] A. Heider-Rottwilm, Charta Oecumenica – Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa, Vortrag vor der Mitgliederversammlung der ACK am 13. März 2002, S. 4 unter http://www.ekd.de/ausland_oekumene/heider-rottwilm_020320.html, 02.06.2007, 17.16 Uhr.
[6] Vgl. A. Heider-Rottwilm, Wozu brauchen wir eine EÖV3? Thesen zur ökumenischen Situation in Europa, S. 1, unter http://www.oekumene3.eu/oekumene3_images/Thesen_zur_oekumenischen_Situation_in_Europa.doc, 02.06.2007, 18.20 Uhr.
[7] A. Heider-R., Thesen, S. 1.
- Arbeit zitieren
- Carolin Althaus (Autor:in), 2007, Die Charta Oecumenica und ihre Bedeutung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86950
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