Hörfunk bedeutet heute sich zwischen der täglichen anspruchslosen Beschallung aktueller Chartmusik und Comedy und reinen Kultur- oder Inforadios zu entscheiden. Letztere haben wenig unterhaltenden Charakter und üben geringen Reiz auf eine junge Hörerschaft aus. Der in Berlin und Brandenburg übertragene Radiosender Fritz wird häufig als ein Beispiel dafür genannt, dass es einen Mittelweg dieser beiden Formen gibt, bei dem sowohl ein bildungspolitischer und kultureller Anspruch gewahrt ist, als auch attraktive Unterhaltung zielgruppengerecht geboten wird. Der These, dass auf diese Art erfolgreich Hörfunk gemacht werden kann, geht die vorliegende Arbeit nach.
Im zweiten Abschnitt wird beginnend ein historischer Überblick über das Massenmedium Hörfunk und seinen Bedeutungswandel gegeben. Hierbei wird insbesondere auf Nutzungsstrukturen, Zielgruppen und rechtliche Gegebenheiten eingegangen. Da es sich bei dem Sender Fritz um einen im Raum Berlin-Brandenburg ausgestrahlten Sender handelt, wird im daraufhin die Radiolandschaft dieser Region in Bezug auf Hörfunkangebot und -inhalt, genauer charakterisiert.
Der dritte Abschnitt dieser Arbeit befasst sich anschließend mit der genauen Programmstruktur und -Inhalten von Fritz. Hierbei wird auf einige selbsternannte Grundsätze von Fritz vergleichend eingegangen. Zunächst wird der Wortanteil, wie er beispielsweise in Moderation und Gesprächen zu finden ist, quantitativ betrachtet. Dem qualitativen Aspekt liegt die Untersuchung zugrunde, inwiefern ein wirklicher Hörerbezug hergestellt wird beziehungsweise ob und wie mit dem Hörer interagiert wird. Daraufhin werden der musikalische Anteil nach Art und Häufigkeit der gespielten Musik oder Musikrichtung betrachtet und es werden Kultur vermittelnde Aspekte beleuchtet.
Den Fragen ob, inwiefern und warum sich Fritz im Laufe seiner Geschichte verändert hat und inwiefern es Einfluss auf andere Radiostationen ausgeübt hat wird im vierten Abschnitt nachgegangen.
Inhalt
1 Einleitung
2 Radio als Mainstream-Medium
2.1 Charakteristika, Funktionen und Zielgruppen gestern und heute
2.2 Radiolandschaft Berlin-Brandenburg
3 Radio Fritz als Beispiel für alternative Programmgestaltung
3.1 Entstehung, Ideen und Anspruch
3.2 Differenzierung von der Masse an ausgewählten Programminhalten
3.2.1 Hoher Wortanteil und reale Partizipation des Hörers
3.2.2 Musikauswahl zur Haupt- und Nebensendezeit
3.2.3 Kulturelles und regionales Engagement
4 Einflüsse auf und durch die regionale und nationale Radiolandschaft
5 Zusammenfassung und Ausblick
Literatur
1 Einleitung
Hörfunk bedeutet heute sich zwischen der täglichen anspruchslosen Beschallung aktueller Chartmusik und Comedy und reinen Kultur- oder Inforadios zu entscheiden. Letztere haben wenig unterhaltenden Charakter und üben geringen Reiz auf eine junge Hörerschaft aus. Der in Berlin und Brandenburg übertragene Radiosender Fritz wird häufig als ein Beispiel dafür genannt, dass es einen Mittelweg dieser beiden Formen gibt, bei dem sowohl ein bildungspolitischer und kultureller Anspruch gewahrt ist, als auch attraktive Unterhaltung zielgruppengerecht geboten wird.[1] Der These, dass auf diese Art erfolgreich Hörfunk gemacht werden kann, geht die vorliegende Arbeit nach.
Im zweiten Abschnitt wird beginnend ein historischer Überblick über das Massenmedium Hörfunk und seinen Bedeutungswandel gegeben. Hierbei wird insbesondere auf Nutzungsstrukturen, Zielgruppen und rechtliche Gegebenheiten eingegangen. Da es sich bei dem Sender Fritz um einen im Raum Berlin-Brandenburg ausgestrahlten Sender handelt, wird im daraufhin die Radiolandschaft dieser Region in Bezug auf Hörfunkangebot und -inhalt, genauer charakterisiert.
Der dritte Abschnitt dieser Arbeit befasst sich anschließend mit der genauen Programmstruktur und -Inhalten von Fritz. Hierbei wird auf einige selbsternannte Grundsätze von Fritz[2] vergleichend eingegangen. Zunächst wird der Wortanteil, wie er beispielsweise in Moderation und Gesprächen zu finden ist, quantitativ betrachtet. Dem qualitativen Aspekt liegt die Untersuchung zugrunde, inwiefern ein wirklicher Hörerbezug hergestellt wird beziehungsweise ob und wie mit dem Hörer interagiert wird. Daraufhin werden der musikalische Anteil nach Art und Häufigkeit der gespielten Musik oder Musikrichtung betrachtet und es werden Kultur vermittelnde Aspekte beleuchtet.
Den Fragen ob, inwiefern und warum sich Fritz im Laufe seiner Geschichte verändert hat und inwiefern es Einfluss auf andere Radiostationen ausgeübt hat wird im vierten Abschnitt nachgegangen.
2 Radio als Mainstream-Medium
Beim Betrachten vieler Medien, die einen massenmedialen Status erreicht haben, ist zu erkennen, dass sie eine Veränderung im Laufe ihrer Geschichte vollzogen haben, sich fortwährend verändern und ihr Wandel nicht unabhängig von der Entwicklung neuerer Medien ist. In den folgenden Abschnitten wird ein kurzer Überblick über die Entwicklung des Hörfunks vom primären Medium zum Hintergrundmedium[3] gegeben sowie auf Merkmale eingegangen, die das Radio heute charakterisieren. Daraufhin wird die Radiolandschaft Berlin-Brandenburgs etwas genauer untersucht und Besonderheiten zu anderen Regionen Deutschlands aufgezeigt.
2.1 Charakteristika, Funktionen und Zielgruppen gestern und heute
Das Medium Radio konnte schon bei seiner Einführung in Deutschland 1923, spätestens jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg, als Einschaltmedium bezeichnet werden. Diverse Sendungen wurden in zeitlicher Abfolge für verschiedene Zielgruppen gesendet, sodass ein oder wenige Sender etwas für jeden radiohörenden Menschen bot, das unterhaltsam, ablenkend, informativ und kulturell bildend war[4].
Mit der Etablierung des Fernsehens als audio-visuelles Massenmedium wurden die Funktionen der Information und Unterhaltung zunehmend auch von diesem erfüllt und durch Bilder ergänzt. Dies führte zu einer Verdrängung der Nutzung des Radios in Randzeiten, in denen entweder die Hauptaufmerksamkeit des Hörers bei einer anderen Tätigkeit liegt, wie bei der Hausarbeit oder dem Autofahren, oder sonst auf das visuelle „Zubrot“ verzichtet werden kann, wie beim morgendlichen Aufstehen.[5] Somit kann Radio heute eher als Begleitmedium bezeichnet werden, das einen beschallenden, Stille überbrückenden und entspannenden Charakter hat. Nach Hickethier hat das Radio die Funktion ähnlich eines Sedativum, das sich beruhigend und Konflikt vermeidend auf die Gesellschaft auswirken kann.[6] Diese Nutzungsweise steht in absolutem Kontrast zu der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in dem es eben um die volle Aufmerksamkeit des Hörers ging. Noch immer sind die Vermittlung von Information, Bildung und Unterhaltung, was auch als Grundversorgung bezeichnet wird,[7] in den Programmen deutscher Radiostationen zu finden, doch haben sowohl das Fernsehen als auch rechtliche und marktseitige Veränderungen zu einer Umstrukturierung des Mediums geführt.
Als Hauptunterscheidungskriterium zwischen Hörfunkanbietern in Deutschland gilt deren Zugehörigkeit zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunkstationen, wie WDR, NDR oder RBB, oder zu den vielen privaten Anbietern. Seit Anfang der 1980er-Jahre dürfen auch private Stationen in der Bundesrepublik senden und seit 1984 der erste private Sender auf Sendung gegangen ist, hat sich die Radiolandschaft in Deutschland nachhaltig verändert. Ein Argument für Privatanbieter war die größere Vielfalt an verschiedenartigen Angeboten, aus denen der Hörer dann wählen konnte.[8] Während die öffentlich-rechtlichen Stationen die Grundversorgung bereitstellen müssen und ihnen finanzielle Unterstützung zur Verfügung gestellt wird, bleibt den privaten Stationen mehr Freiraum in Bezug auf Inhalt und Gestaltung ihres Programms, wobei sie sich fast vollständig aus Werbeeinnahmen finanzieren müssen.[9]
Der durch die zunehmende Zahl an Radiostationen bei ähnlich bleibenden Hörerzahlen steigende Wettbewerbsdruck führte zu Diversifizierungsstrategien der Sender und zugleich zu einer Fokussierung auf eine bestimmte Zielgruppe.[10] Es bildeten sich so genannte Formatradios, die eine klar definierte und gleich bleibende Programmstruktur, eine Hörer- und dementsprechende Musikfokussierung und weitere Merkmale wie Slogans und Jingles, die der eindeutigen Wiedererkennung dienen, aufweisen. Hickethier argumentiert in diesem Zusammenhang, dass durch diese Ausdifferenzierung eine Art Milieubildung zustande kommen kann, die eine ganz bestimmte Gruppe von Menschen, die nicht nur anhand ihres Alters charakterisiert wird, anspricht, und ihr eine Richtung und Identität sowie Gruppenzugehörigkeit vermittelt.[11]
Da gerade bei Privaten Hörfunkanbietern die Werbeeinnahmen essenziell für den wirtschaftlichen Erfolg sind und sich die Werbepreise an den Hörerzahlen orientieren, wird versucht, einen möglichst breiten Hörerkreis durch ein konventionelles Chart- und Mainstreammusikprogramm mit leichten journalistischen Beiträgen zu erhalten. Sich daher an das zu halten was die Masse der Hörer ohne abzuschalten akzeptiert[12] ist zur gängigen Praxis geworden, was allerdings untrennbar mit einer Angleichung dieser Sender aneinander verbunden ist. Auch öffentlich-rechtliche Sender, die nicht so sehr auf Werbeeinnahmen angewiesen sind, warten meist mit einem ähnlich undifferenzierten Programm auf, weil dies eben der Erfahrung nach zu den meisten Hörern führt und dadurch die Daseins- und Finanzierungsberechtigung des Senders bestehen bleibt. Würde das Programm gemäß einer strengen Auslegung des Grundversorgungsauftrags zu sehr auf Kultur und Information basieren, würde dies zu Lasten der Quote gehen, weil diese Bereiche nicht mehr so stark nachgefragt werden, wie zu Beginn des Radiozeitalters.
Die kontinuierliche Veränderung des Hörfunks hat zu einer Vereinheitlichung des Angebots und einer Orientierung hin zu eher breiter gefassten Zielgruppen geführt, anstatt zu der erhofften großen Vielfalt durch zahlreiche Privatsender. Fast 60 Prozent der 211 privaten Anbieter in Deutschland haben sich auf das Format AC, Adult Contemporary, festgelegt, das sich an eine Hörerschaft zwischen 25 und 49 Jahren richtet und das sowohl „Die Megahits der Achtziger, Neunziger und das Beste von heute“ als auch Gewinnspiele, Comedy und Nachrichten, Wetter und Verkehr zur halben oder vollen Stunde sendet. Weitere fünfzehn Prozent entfallen auf CHR, Contemporary Hit Radio, bei dem primär aktuelle Chart-Titel mit hoher Wiederholungshäufigkeit in Verbindung mit peppigem und knappem Informations- und Moderationsanteil für 14 bis 24jährige Hörer gesendet wird.[13] Auch unter den öffentlich-rechtlichen Anbietern sind sehr häufig ähnliche Formate zu erkennen, doch hier sind zudem Kultur-, Informations- oder Schlagersender zu finden, die sich an eine ältere bzw. eher intellektuell orientierte und interessierte Hörerschaft richtet. Allerdings sind es gerade die Hörer jüngeren und mittleren Alters, bei denen sowohl die Reichweite, als auch die Hördauer in den letzten Jahren gesunken ist, wohingegen die älteren Hörer zunehmendes Potenzial bilden.[14] Ein Grund für den besonders starken Rückgang der Hörer zwischen 14 und 19 Jahren liegt (noch) weniger an den Alternativen Internet und MP3 Player, sondern an einem gewissen Sättigungsgefühl gegenüber dem Einheitsbrei aus dem Radio.[15]
Trotz Allem ist der Hörfunk das Medium, dem mit 221 Minuten die meiste Zeit an der täglichen Mediennutzung gewidmet wird, kurz vor dem Fernsehen mit 220 Minuten und noch weit vor dem Internet, das täglich im Durchschnitt 44 Minuten lang genutzt wird.[16] Damit dieses Verhältnis nicht von den Hörerrückgängen negativ beeinflusst wird, gibt es seit einigen Jahren Bestrebungen neue Strömungen in die Radiolandschaft einfließen zu lassen um den Puls der Zeit zu nutzen.
[...]
[1] Vgl. Stock, U. (2005), S. 9.
[2] Vgl. Galenza, R. (2003), S. 6ff.
[3] Vgl. Busch, M. (2006), S. 42.
[4] Vgl. Kerlen, D. (2003), S. 206; Vgl. Busch, M. (2006), S. 40.
[5] Vgl. Busch, M. (2006), S. 40ff.
[6] Vgl. Hickethier, K. (1997), S. 5.
[7] Vgl. Kopper, G. G. (2006), S.204f.
[8] Vgl. Busch, M. (2006), S. 33.
[9] Vgl. Busch, M. (2006), S. 42.
[10] Vgl. Busch, M. (2006), S. 44.
[11] Vgl. Hickethier, K. (1997), S. 9.
[12] Vgl. Stock, U. (2005), S. 7.
[13] Vgl. Branchenreport Radio 2006, S. 22ff. online.
[14] Vgl. Klingler, W/ Müller, D. (2005), S. 466.
[15] Vgl. Klingler, W/ Müller, D. (2005), S. 466f.
[16] Vgl. Branchenreport Radio 2006, S. 4. online.
- Citar trabajo
- Stephanie Peiker (Autor), 2007, Weg von der Masse und trotzdem erfolgreich - oder gerade deswegen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86917
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