Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit durch Innovationen, also durch die Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen und Produktionsverfahren, ist nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern auch für Regionen und Volkswirtschaften von zentraler Bedeutung. Innovationen haben einen starken Einfluss auf die gesellschaftliche Wohlfahrt, da sie die entscheidenden Voraussetzungen sowohl für einzel- als auch für gesamtwirtschaftliches Wachstum sind. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Entwicklung von der Industrie- hin zur Wissensgesellschaft und der damit verbundenen zunehmenden Bedeutung des Faktors Wissen wird die Innovationsfähigkeit wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Systeme sowohl auf der regionalen als auch auf der nationalen und internationalen Ebene immer wichtiger und die Beseitigung von Innovationshemmnissen ist ein erklärtes Anliegen der deutschen Regierung im Rahmen ihrer Innovationspolitik.
Um die Innovationspolitik des Landes Mecklenburg-Vorpommern bewerten zu können, untersucht die vorliegende Seminararbeit das Ausmaß und die Strukturen innovationsfördernder Maßnahmen des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen seiner Landespolitik sowie Hemmnisfaktoren, die Innovationen in diesem Bundesland behindern oder für Verzögerungen im Innovationsprozess sorgen
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen zur Beurteilung der Innovationsfähigkeit eines Landes
2.1 Definition des Begriffs Innovation
2.2 Theoretische Grundlagen der Innovationsökonomie
2.3 Die Innovationsfähigkeit von Unternehmen und das nationale Innovationssystem
2.3.1 Innovationsinput Forschung und Entwicklung (FuE)
2.3.2 Innovationsinput Bildung
2.3.3 Innovationsinput Finanzierung
2.3.4 Vernetzung der Akteure
2.3.5 Innovationshemmnisse und Innovationsoutput
2.4 Das resultierende Innovationsmodell
3. Analyse der Innovationspolitik Mecklenburg-Vorpommerns
3.1 Das Land Mecklenburg-Vorpommern
3.2 Ziele der Innovationspolitik Mecklenburg-Vorpommerns
3.3 Programme zur Innovationsförderung in Mecklenburg-Vorpommern
3.3.1 Fördermaßnahmen des Bundeslandes
3.3.2 Fördermaßnahmen des Bundes
3.4 Untersuchung der Innovationsfähigkeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern anhand empirischer Daten
3.4.1 Förderung und Finanzierung von Forschung und Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern
3.4.2 Universitätsforschung, Wissenstransfer und Clusterbildung in Mecklenburg-Vorpommern
3.4.4 Der Innovationsoutput Mecklenburg-Vorpommerns
4. Fazit
Literaturverzeichnis:
1. Einleitung
Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit durch Innovationen, also durch die Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen und Produktionsverfahren, ist nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern auch für Regionen und Volkswirtschaften von zentraler Bedeutung (vgl. Ahn, 2002). Innovationen haben einen starken Einfluss auf die gesellschaftliche Wohlfahrt, da sie die entscheidenden Voraussetzungen sowohl für einzel- als auch für gesamtwirtschaftliches Wachstum sind (vgl. Schmalholz/Penzkofer, 2005). Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Entwicklung von der Industrie- hin zur Wissensgesellschaft und der damit verbundenen zunehmenden Bedeutung des Faktors Wissen wird die Innovationsfähigkeit wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Systeme sowohl auf der regionalen als auch auf der nationalen und internationalen Ebene immer wichtiger (vgl. Strotmann/Mattes, 2005) und die Beseitigung von Innovationshemmnissen ist ein erklärtes Anliegen der deutschen Regierung im Rahmen ihrer Innovationspolitik (BMBF, 2006a).
Um die Innovationspolitik des Landes Mecklenburg-Vorpommern bewerten zu können, untersucht die vorliegende Seminararbeit das Ausmaß und die Strukturen innovationsfördernder Maßnahmen des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen seiner Landespolitik sowie Hemmnisfaktoren, die Innovationen in diesem Bundesland behindern oder für Verzögerungen im Innovationsprozess sorgen
In Kapitel 2 werden zunächst die theoretischen Grundlagen der Innovationsökonomie dargelegt und die verwendeten Begrifflichkeiten definiert. Anschließend dargelegt, welche Faktoren die Innovationsfähigkeit eines Landes beeinflussen (2.3) und daraus ein Innovationsmodell abgeleitet (2.4). In Kapitel 3 werde ich zunächst das hinsichtlich seiner Innovationspolitik zu untersuchende Land Mecklenburg-Vorpommern kurz vorstellen (3.1) und darlegen, welche Ziele das Land mit seiner Innovationspolitik verfolgt (3.2), bevor ich auf die Programme zur Innovationsförderung in Mecklenburg-Vorpommern eingehen (3.3) und anschließend anhand von empirischen Daten untersuchen werde, wie die Innovationsfähigkeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu bewerten ist (3.4) und in Kapitel 4 ein Fazit ziehen werde.
2. Theoretische Grundlagen zur Beurteilung der Innovationsfähigkeit eines Landes
Im folgenden möchte ich zunächst kurz auf die Definition der Begriffs Innovation eingehen, bevor ich darauf aufbauend im Kapitel 2.2 auf ausgewählte theoretische Grundlagen der Innovationsökonomie zu sprechen komme.
2.1 Definition des Begriffs Innovation
Die Europäische Union definiert Innovationen als „die Einführung, Aneignung und erfolgreiche Verwendung einer Neuerung in Wirtschaft und Gesellschaft“ (vgl. EU, 2003). Der Begriff Innovation leitet sich von dem lateinischen „novare“ (bzw. novus = neu) ab, was wörtlich übersetzt soviel bedeutet wie „erneuern“ oder „verändern“(vgl. Weyrich, 1999, S. 62). Eine Innovation ist also zunächst einfach eine Neuerung, etwas, das es vorher noch nicht gab. Gemeinhin stellt man sich unter einer Innovation eine neue Technologie oder ein spektakuläres neues Produkt vor, eine Innovation kann jedoch auch in einer neuartigen Dienstleistung, einem verbesserten Produktionsverfahren oder einer fortschrittlichen Gestaltung betrieblicher Abläufe bestehen. Im wirtschaftlich-technischen Bereich unterscheidet man deswegen zwischen Produktinnovationen, also der Entwicklung neuer Produkte, und Prozessinnovationen, wenn Veränderung bzw. Verbesserung von Verfahren bei der Herstellung oder der Vermarktung bekannter Produkte entwickelt werden (vgl. Herden, 1992, S.23). Häufig liegt zwischen der ersten Idee und dem fertigen Produkt ein langer, arbeits- und kostenintensiver Prozess des Forschens und Entwickelns (vgl. DIW Berlin, 2005).
2.2 Theoretische Grundlagen der Innovationsökonomie
Der österreichische Ökonom Joseph Alois Schumpeter (1883 – 1950) gilt als der Pionier der Innovationspolitik und seine Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung stellt den Ausgangspunkt der Innovationsforschung dar, obwohl er selbst den Begriff der Innovation nicht verwendete (vgl. Brockhoff, 2001, S. 17), sondern diese als „die Durchsetzung neuer Kombinationen“ (vgl. Schumpeter, 1931, S.100 ff.) charakterisierte und folgende fünf Fälle als Ergebnis neuartiger Kombinationen deklarierte:
1. Herstellung eines neuen Gutes oder einer neuen Qualität eines Gutes
2. Einführung einer neuen Produktionsmethode
3. Erschließung eines neuen Absatzmarktes
4. Eroberung einer neuen Bezugsquelle von Rohstoffen oder Halbfabrikaten
5. Durchführung einer Neuorganisation, wie z. B. die Schaffung einer Monopolstellung
(vgl. Schumpeter, 1931, S. 100 ff.).
Laut Schumpeter tragen solche Innovationen zum Wachstum von Produktivität und Wohlstand in einer Volkswirtschaft bei, wenn sie sich in der Produktion und auf dem Markt durchsetzen und entstehen durch das Streben des Unternehmers nach Profit. Schumpeter unterscheidet grundsätzlich zwischen dynamischen „Unternehmern“ und “Wirten“. Er geht davon aus, dass dynamische Unternehmer Inventionen aufgreifen und als Innovationen (in seiner Notation: „neue Kombinationen“) auf dem Markt etablieren, da die Einführung von Innovationen dem Unternehmer eine kurzfristige Monopolstellung und damit verbunden höhere Gewinne aufgrund der Monopolrente sichert. Nachdem die anfänglichen Hürden für das Einführen der Innovation überwunden sind, kommen zunehmend die Wirte zum Zug, also Unternehmer, die sich imitativ verhalten, und es kommt zu einer Diffusion der Innovation und zu einer Auflösung der Monopolstellung durch den sich einstellenden Wettbewerb. Um wieder höhere Gewinne zu erlangen, muss ein Unternehmer nun wiederum neue Innovationen einführen. (vgl. Schumpeter, 1942)
Der US-amerikanische Ökonom Robert Merton Solow (*1924) postulierte in seinem 1956 veröffentlichten Aufsatz „ A Contribution to the Theory of Economic Growth“, dass das langfristiges Wachstum in einer Volkswirtschaft wesentlich durch den technischen Fortschritt bestimmt wird (vgl. Solow, 1956). Ein Jahr später bewies er seine Theorie anhand empirischer Daten. Er wies nach, dass das Wirtschaftswachstum der USA in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts zu rund sieben Achteln auf den technischen Fortschritt und die Innovationstätigkeit zurückzuführen sind (vgl. Solow, 1957, S.312-320). Auch wenn neuere Studien den Beitrag von Innovationen zum Wachstum einer Volkswirtschaft mit etwa einem Drittel geringer beziffern, gilt es als gesichert, dass Innovationen einen entscheidenden Faktor für das Wirtschaftswachstum darstellen (vgl. Cameron, 1998) und dadurch auch einen starken Einfluss auf die Beschäftigungslage und die gesellschaftliche Wohlfahrt einer Volkswirtschaft haben (vgl. Schmalholz/Penzkofer, 2005). Unter diesen Gesichtspunkten ist es daher wünschenswert, wenn die Unternehmen einer Volkswirtschaft oder einer Region in der Lage sind, viele Innovationen hervorzubringen und die Wirtschaftspolitik eines Landes sollte darauf ausgerichtet sein, die Unternehmen bei der Entwicklung von Innovationen zu unterstützen und unnötige Innovationshemmnisse abbauen.
Eine solche Innovationen fördernde Politik ist gerade auch vor dem Hintergrund der Globalisierung und der Entwicklung zur Wissensgesellschaft wichtig. Im Zuge der Globalisierung sehen sich die europäischen Industrienationen auf einmal im Wettbewerb mit Ländern in Osteuropa oder Asien, in denen Arbeiter für einen viel geringeren Lohn die gleichen Tätigkeiten verrichten. Aufgrund der revolutionären Entwicklungen im Bereich der Telekommunikation und der Mikroprozessortechnologie sind die Kosten für eine Verlagerung standardisierter Arbeitsprozesse in so genannte Billiglohnländer auf einen Bruchteil gesunken: „A sonsequence of globalization ist that the comparative advantage of high-wage countries is no longer compatible with routinized economic activity, which can be easily transferred to lowercost regions outside Western Europe.“ (Audretsch/Thurik, 2001). Wie bei Audretsch und Thurik (2001) beschrieben, verschiebt sich der Wettbewerbsvorteil in den OECD Ländern. Lag dieser Wettbewerbsvorteil bislang immer darin, dass die Inputfaktoren der klassischen Produktionsfunktion Arbeit, Land und Kapital vorhanden waren, so spielt jetzt im Wandel der Industrie- zur Wissensgesellschaft der Faktor Wissen die entscheidende Rolle. Um weiterhin das hohe Lohnniveau aufrechterhalten zu können, ist es notwendig, Arbeitsplätze zu schaffen, die hohe Ansprüche an das Wissen der Angestellten stellen und auf die Generierung von Innovationen angelegt sind, so dass eine Verlagerung in Billiglohnländer, wie dies bei der Herstellung von Massenprodukten auf der Grundlage bekannter Technologien geschieht, nicht möglich ist. Deswegen sind gerade für die OECD Länder innovative, zukunftsorientierte Unternehmen wichtig, die neue, anspruchsvolle Arbeitsplätze schaffen. Denn nur dann ist es möglich, ein hohes Lohnniveau und eine niedrige Arbeitslosenquote zu erreichen (vgl. Audretsch/Thurik, 2001).
Es stellt sich nun die Frage, welche Faktoren die Innovationsfähigkeit von Unternehmen beeinflussen und welche Rolle die Innovationspolitik eines Landes bzw. das nationale Innovationssystem eines Landes spielen. Hierauf werde ich im folgenden Kapitel 2.3 näher eingehen.
2.3 Die Innovationsfähigkeit von Unternehmen und das nationale Innovationssystem
Die Fähigkeit von Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen eines Landes oder einer Region, in einem sich verändernden Marktumfeld und unter immer neuen Produktionsbedingungen im zeitlichen Verlauf nachhaltig Innovationen hervorzubringen, wird allgemein als Innovationsfähigkeit bezeichnet. Diese Innovationsfähigkeit der Unternehmen wird jedoch nicht allein durch die eigene Ideenvielfalt bestimmt, sondern ist auch abhängig von der Innovationspolitik eines Landes bzw. vom nationalen Innovationssystem. Dieses definiert sich über die institutionellen Akteursbedingungen zwischen dem Staat, den Bürgern und den Unternehmen sowie über eine Reihe von national unterschiedlich gestalteten Rahmenbedingungen und hat einen starken Einfluss auf die Innovationsfähigkeit der Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtung (vgl. Lundvall 1992 und Nelson/Rosenberg 1992) bzw. auf die Innovationskraft einer Volkswirtschaft oder einer Region. Im Einzelnen lassen sich die für den Innovationsprozess folgenden wichtigen Rahmenbedingungen des Innovationssystems unterschiedlichen Bereichen zuordnen, auf die ich noch genauer eingehen werde:
- Forschung und Entwicklung (siehe 2.3.1)
- Bildung (siehe 2.3.2)
- Finanzierung von Innovationen (siehe 2.3.3)
- Vernetzung der Akteure (siehe 2.3.4)
(vgl. Werwatz/Belitz/Kirm/Schmidt-Ehmke/Voßkamp, 2005).
Für die empirische Bewertung der Innovationsfähigkeit eines Landes und zur Identifikation von möglichen Innovationshemmnissen ist es von wesentlicher Bedeutung, wie sich diese Innovationsfähigkeit konkret messen lässt. Simon Kuznets stellte bereits 1962 in seinem Aufsatz „Inventive Activity: Problems of Definition and Measurement“ fest, das größte Hemmnis für das Verständnis der Bedeutung von Innovationen in ökonomischen Prozessen bestehe darin, dass Innovationstätigkeiten schwer zu messen und zu bewerten sind (vgl. Kuznets, 1962). Dies gilt leider auch heute noch. Versucht man dennoch, die Innovationstätigkeit eines Landes empirisch zu messen, so kann man dabei grundsätzlich die Inputseite oder die Outputseite des Innovationsprozesses betrachten. „Auf der Inputseite werden beispielsweise die Anstrengungen im Bereich der Forschung und Entwicklung, gemessen als finanzieller oder personeller Einsatz, als proxy für Innovationen verwendet“ (Strotmann/Mattes, 2005), wohingegen auf der Outputseite oftmals die Zahl der Patentanmeldungen als Indikator für die Innovationsfähigkeit verwendet wird (vgl. Weinmann, 2004). Hierauf werde ich in Abschnitt 2.3.1 noch genauer eingehen, grundsätzlich bleibt jedoch anzumerken, dass sowohl die Messung der Innovationsfähigkeit durch die Betrachtung der Inputfaktoren als auch durch die Betrachtung des Outputs mit Problemen verbunden sind. So liefert die Betrachtung des Inputs zwar Informationen über die Bemühungen eines Landes, sagt aber nichts über den tatsächlichen Erfolg dieser Anstrengungen aus. Um ein möglichst genaues Bild der Innovationsfähigkeit eines Landes zu bekommen, sollten deshalb sowohl die Anstrengungen eines Landes zur Förderung von Innovationen als auch der Innovationsoutput betrachtet werden. Im Folgenden werde ich deshalb zunächst darlegen, welche Inputfaktoren die Innovationstätigkeit eines Landes oder einer Region beeinflussen (Kapitel 2.3.1 bis 2.3.4), bevor ich näher darauf eingehe, wie sich der Innovationsoutput eines Landes messen lässt (Kapitel 2.3.5)
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- Diplom-Kauffrau Eva Koscher (Author), 2006, Die Innovationspolitik des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86856
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