Giacomo Leopardi, einer der bedeutendsten Dichter der italienischen Literaturgeschichte, wurde 1798 als Sohn einer verarmten Adelsfamilie geboren. Leopardi wuchs zurückgezogen von der Welt in der verschlafenen Provinz Recanati in einer durch die Napoleonischen Feldzüge und die Französische Revolution von Unruhen geprägten Zeit auf. Er entpuppte sich schon früh als "Wunderkind", das sich selbst Griechisch und Hebräisch beibrachte und schon mit sechzehn Jahren alle wichtigen klassischen lateinischen und griechischen Texte gelesen hatte. Seine außergewöhnliche Intelligenz, eine leichte Körperbehinderung und die Erziehung durch seinen reaktionären und konservativen Vater grenzten ihn während seiner Jugend stark von seinen Altersgenossen ab. In dieser Umgebung entwickelte Leopardi ein sehr pessimistisches Weltbild, das sich in seinem ganzen Werk niederschlägt und ausdrückt, wie langweilig und sinnlos er das Leben empfand.
Rein zeitlich gesehen kann man Leopardi als Romantiker bezeichnen. Obwohl er einerseits den Rationalismus und die Entmystifizierung der Welt durch die Aufklärung bedauerte, spielt in seinen Werken besonders auch aufklärerisches Gedankengut eine große Rolle. Im Gegensatz zu den Romantikern, die das Mittelalter wiederbeleben wollten, galt ihm die Antike als ideales Vorbild. Sein Werk besteht aus vielen, teilweise unfertigen und unveröffentlichten Dramen, Essays und Gedichten. Seine wichtigsten Werke sind die "Canti", die "Operette morali", seine "Pensieri" und das sehr umfangreiche tagebuchähnliche "Zibaldone".
Leopardi war - soviel lässt sich zumindest sagen - ein hoffnungsloser Pessimist und Nihilist, dessen Werk Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls ist, geprägt von seiner persönlichen Biographie.
Inhalt
1. Einleitung
2. Interpretation des Gedichtes L’Infinito
2.1. Erste formale Analyse und Gliederung des Gedichts
2.2. Idyllische und religiöse Elemente
2.3. Die Unendlichkeit – Furcht oder Trost?
2.4. Der Wind als Stimme
2.5. Die Metapher des Schiffbruchs
2.6. Poesie des Indefinito
3. Leopardi im Vergleich mit Pascal
3.1. Blaise Pascal und seine Philosophie
3.2. Warum ein Vergleich zwischen Leopardi und Pascal?
3.3. Unterschiede und Gemeinsamkeiten
4. Schluß
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Giacomo Leopardi, einer der bedeutendsten Dichter der italienischen Literaturgeschichte, wurde 1798 als Sohn einer verarmten Adelsfamilie geboren. Leopardi wuchs zurückgezogen von der Welt in der verschlafenen Provinz Recanati in einer durch die Napoleonischen Feldzüge und die Französische Revolution von Unruhen geprägten Zeit auf. Er entpuppte sich schon früh als „Wunderkind“, das sich selbst Griechisch und Hebräisch beibrachte und schon mit sechzehn Jahren alle wichtigen klassischen lateinischen und griechischen Texte gelesen hatte. Seine außergewöhnliche Intelligenz, eine leichte Körperbehinderung und die Erziehung durch seinen reaktionären und konservativen Vater grenzten ihn während seiner Jugend stark von seinen Altersgenossen ab. In dieser Umgebung entwickelte Leopardi ein sehr pessimistisches Weltbild, das sich in seinem ganzen Werk niederschlägt und ausdrückt, wie langweilig und sinnlos er das Leben empfand.
Rein zeitlich gesehen kann man Leopardi als Romantiker bezeichnen. Obwohl er einerseits den Rationalismus und die Entmystifizierung der Welt durch die Aufklärung bedauerte, spielt in seinen Werken besonders auch aufklärerisches Gedankengut eine große Rolle. Im Gegensatz zu den Romantikern, die das Mittelalter wiederbeleben wollten, galt ihm die Antike als ideales Vorbild. Sein Werk besteht aus vielen, teilweise unfertigen und unveröffentlichten Dramen, Essays und Gedichten. Seine wichtigsten Werke sind die „Canti“, die „Operette morali“, seine „Pensieri“ und das sehr umfangreiche tagebuchähnliche „Zibaldone“.
Leopardi war - soviel lässt sich zumindest sagen - ein hoffnungsloser Pessimist und Nihilist, dessen Werk Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls ist, geprägt von seiner persönlichen Biographie.
Das Seminar beschäftigte sich mit einer Auswahl der „Canti“ Giacomo Leopardis, darunter auch das Gedicht „L’Infinito“. Im ersten Teil meiner Hausarbeit werde ich die Seminarergebnisse der Analyse und Interpretation des Gedichts wiedergeben und vertiefen. Der zweite Teil wird aus einem Vergleich der Gedanken Blaise Pascals mit denen Leopardis über die Unendlichkeit bestehen, der im Seminar ebenfalls behandelt wurde. Während der erste Teil also eine inhaltlich und formale Analyse des Gedichts sein wird und sich mit verschiedenen Einzel- und Besonderheiten auseinandersetzen wird, wird sich der zweite Teil mit der Philosophie und dem Weltbild Leopardis im Allgemeinen beschäftigen. Der Vergleich mit Pascal soll einerseits herausstellen, wie ähnlich die existentiellen Fragen in Bezug auf Unendlichkeit, Leben und Tod der beiden sind, aber anderseits auch die Außergewöhnlichkeit und Originalität der Gedanken und Schlussfolgerungen Leopardis hervorheben.
2. Interpretation des Gedichtes L’Infinito
L’Infinito
1 Sempre caro mi fu quest’ermo colle,
2 E questa siepe, che da tanta parte
3 Dell’ultimo orizzonte il quardo esclude.
4 Ma sedendo e mirando, interminati
5 Spazi di là da quella, e sovrumani
6 Silenzi, e profondissima quiete
7 io nel pensier mi fingo; ove per poco
8 Il cor non si spaura.║ E come il vento
9 Odo stormir tra queste piante, io quello
10 Infinito silenzio a questa voce
11 Vo comparando: e mi sovvien l’eterno,
12 e le morte stagioni, e la presente
13 E viva, e il suon di lei. Così tra questa
14 Immensità s’annega il pensier mio.
15 E il naufragar m’è dolce in questo mare.
2.1. Erste formale Analyse und Gliederung des Gedichts
Das „L’Infinito“ ist in Form von endecasillabi sciolti verfasst, einer Versform, die dem englischen Blankvers entspricht – also ein fünfhebiger Jambus, der entweder zehn- oder elfsilbige Verse bildet, je nachdem, ob betont oder unbetont anfangend.
Das Gedicht lässt sich in zwei Abschnitte einteilen. Der erste Teil besteht aus den Versen 1 bis zur Mitte von Vers 8 (il cor non si spaura.). Der zweite Teil erstreckt sich von Vers 8 bis zum Schluss. Den letzten Vers könnte man allerdings auch als eigenständigen Teil bezeichnen.
Der erste Teil fängt mit der Ausgangsposition des Ichs auf dem Hügel an. Da die Sicht auf den „letzten Horizont“ durch die Hecke versperrt ist, die sinnliche Wahrnehmung also unzulänglich ist, benutzt das Ich seine Phantasie und driftet ihn ihr ab in die unbegrenzten Räume (interminati spazi), die übermenschliche Stille (sovrumani silenzi) und tiefste Ruhe (profondissima quiete). An dieser Stelle erreicht es den Punkt, an dem es sich zumindest für einen Moment nicht mehr vor der Unendlichkeit fürchtet.
Hier beginnt dann der zweite Teil des Gedichts. Das Ich kehrt zurück zur sinnlichen Wahrnehmung und zu seinem Ausgangspunkt, aber nur um erneut in Gedanken diesen Ort zu verlassen. Ausgehend von dem Geräusch, das der Wind in der Hecke verursacht, vergleicht er die unendliche Stille mit dieser „Stimme“ des Windes – ein sehr außergewöhnlicher Vergleich. Die Hecke stellt sich hier erneut als eine Art Grenze oder ein Hindernis dar, in diesem Fall für den Wind. Dieses Geräusch, das für ihn wie eine Stimme ist, veranlasst ihn erneut sich in seine Gedankenwelt zu vertiefen. Ihm werden die Ewigkeit, die Vergangenheit, die Gegenwart, das Leben, und dessen „Klang“ (suon di lei) bewusst – also die Unendlichkeit einerseits in die Vergangenheit zurückreichend, andererseits in die Zukunft sich ausstreckend und zugleich der immer, bis in alle Ewigkeit, sich vollziehende Moment der Gegenwart. Das Leben jedoch, das sich in dieser Gegenwart vollzieht, verklingt wie ein Ton (e il suon di lei). In dieser Unermesslichkeit versinkt sein Gedanke und der „Schiffbruch“ in diesem Meer der Unendlichkeit bedeutet für ihn Glück (dolce).
In der Mitte dieser beiden Teile, also am Ende des achten Verses und somit sechs Verse entfernt vom ersten und vom letzten Vers, steht der Wind und bildet somit strukturell und topologisch das Zentrum des Gedichts. Er nimmt genau die Mitte zwischen den beiden Extremen Berg und Meer ein und stellt eine Art Bindeglied zwischen ihnen da. (Vgl. Wehle 2000, S.33).
Während der erste Teil sich mit dem Sehen, wenn auch dem Sehen in der Vorstellung, als sinnlicher Wahrnehmung beschäftigt, bildet im zweiten Teil das Hören den thematischen Schwerpunkt. (Mehr zur Bedeutung des Windes als Stimme und zum Hören in Punkt 2.4.).
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