The Virgin Suicides, gedreht 1998 als Erstlingswerk der Regisseurin Sofia Coppola, erzählt eine fiktive Geschichte und lässt sich somit keinesfalls unter den Begrifft des Dokumentarfilms, ein "umfassender, allgemeiner Begriff für alle nichtfiktionalen Filme, die sich der Aufzeichnung von Außenrealität widmen" , einordnen. Allerdings spielt Coppola ganz offensichtlich mit Elementen dieses Filmtyps. Dies wird dem Rezipienten spätestens in der Szene bewusst, in der Trip Fontaine, der jugendliche Teenie-Schwarm, aus der Handlung herausgenommen um Jahre gealtert einem für den Zuschauer unsichtbaren Interviewer über seine vergangene, in der Haupthandlung des Films aktuelle, Liebesbeziehung zu Lux Lisbon berichtet. Dies ist mit Sicherheit die augenscheinlichste Anspielung auf den Dokumentarfilm, doch enthält der Film noch viele weitere, oftmals auch versteckte Elemente dieser Gattung.
The Virgin Suicides ist in erster Linie eine Literaturverfilmung; das Drehbuch, verfasst von der Regisseurin, entstand nach der gleichnamigen Romanvorlage von Jeffrey Eugenides aus dem Jahre 1993. Sofia Coppola hat sich eng an dieser orientiert, wobei der Roman die Richtung einer fiktiven Dokumentation bereits vorgibt. Mit dieser Auffälligkeit möchte ich mich im zweiten Kapitel der Arbeit auseinandersetzen.
In den folgenden Kapiteln werde ich Elemente des Dokumentarfilms herausstellen, untersuchen und der Frage nachgehen, zu welchem Zweck sie eingesetzt werden, was sie bewirken und in was für eine Richtung sie den Film und seinen Betrachter lenken. Merkmale, die ich anführen werde, sind die Einführung der Personen, der Kommentar, Montage, Interviewsituation und sogenannte "Beweismittel". Die Personeneinführung ist auffällig, da sie die Handlung in beinahe allen Fällen unterbricht. Hier spielt auch die Voice-Off eine große Rolle, die die Personen einführt, anstelle, dass sie sich durch Agieren und Reagieren vorstellen. Bezüglich der Montage des Films möchte ich mich mit dem exemplarischen Charakter der einzelnen Szenen auseinandersetzen. Das Vorkommen der Interviewsituation habe ich am Beispiel des gealterten Trip Fontaine bereits vorgestellt. Unter den Begriff "Beweismittel" möchte ich all`das fassen, was im tatsächlichen Dokumentarfilm die Authentizität unterstreichen soll. Es handelt sich dabei um vorgeführte Realita, im Falle dieses Films natürlich um fiktive.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Romanvorlage
- Einführung und Entwicklung der Personen
- Voice-Off
- Montage
- Interviewsituation
- „Beweismittel"
- Fazit
- Zusammenfassung
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Spielfilm "The Virgin Suicides" von Sofia Coppola und untersucht die Verwendung dokumentarischer Elemente in der filmischen Erzählung. Dabei wird die Frage gestellt, inwiefern der Film durch den Einsatz dieser Elemente einen dokumentarischen Charakter erhält und welche Funktion sie in der Gestaltung der Geschichte und der Wahrnehmung der Figuren durch den Zuschauer spielen.
- Die Verbindung von fiktiver Handlung und dokumentarischer Ästhetik
- Die Rolle der Voice-Over und der Interviewsituation in der Erzählstruktur
- Die Verwendung von „Beweismitteln" zur Konstruktion von Authentizität
- Die Distanzierung des Zuschauers von den Figuren und die damit verbundene Rätselhaftigkeit des Geschehens
- Die Verbindung von innerer und äußerer Erzählstruktur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: In der Einleitung wird der Film "The Virgin Suicides" vorgestellt und seine Einordnung in das Genre des Dokumentarfilms diskutiert. Des Weiteren wird die Forschungsfrage formuliert und die Methode der Analyse erläutert.
- Die Romanvorlage: Dieses Kapitel analysiert die Romanvorlage von Jeffrey Eugenides und beleuchtet die bereits in der Literatur vorhandenen dokumentarischen Elemente. Es werden die Erzählstruktur, die Figurenzeichnung und die Verwendung von „Beweismitteln" im Roman untersucht.
- Einführung und Entwicklung der Personen: Dieses Kapitel analysiert die Art und Weise, wie die Figuren im Film vorgestellt und entwickelt werden. Es wird gezeigt, dass die Figuren durch die Erzählerstimme und die Kameraführung auf Distanz gehalten werden und der Zuschauer nur fragmentarische Einblicke in ihre Innenwelt erhält.
- Voice-Off: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Erzählerstimme im Film. Es wird gezeigt, wie die Voice-Over die Handlung kommentiert, Fragen aufwirft und die „Beweismittel" miteinander verknüpft. Die Voice-Over wird als eine Art „Augenzeuge" des Geschehens betrachtet, der dem Zuschauer Einblicke in die Gedankenwelt der Nachbarsjungen gewährt.
- Montage: Dieses Kapitel analysiert die Montage des Films und zeigt, wie die dokumentarischen Elemente durch die Verwendung von kurzen, exemplarischen Szenen verstärkt werden. Es wird gezeigt, dass die Montage dem Zuschauer ein Gefühl von Fragmenthaftigkeit und Rätselhaftigkeit vermittelt.
- Interviewsituation: Dieses Kapitel untersucht die Interviewsituation im Film und zeigt, wie sie die Authentizität des Geschehens unterstreicht. Es wird gezeigt, dass die Interviewsituation dem Zuschauer ein Gefühl von „Wahrheitsanspruch" vermittelt und die Verbindung von innerer und äußerer Erzählstruktur stärkt.
- „Beweismittel": Dieses Kapitel untersucht die Verwendung von „Beweismitteln" im Film. Es wird gezeigt, wie Fotos, Filmmaterial und andere Gegenstände zur Konstruktion von Authentizität beitragen. Die „Beweismittel" werden als ein Mittel betrachtet, um die Vergangenheit zu rekonstruieren und die Rätselhaftigkeit des Geschehens zu verstärken.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Dokumentarfilm, den Spielfilm, die filmische Erzählung, die Authentizität, die Voice-Over, die Interviewsituation, die Montage, die „Beweismittel" und die Verbindung von innerer und äußerer Erzählstruktur. Der Text analysiert den Film "The Virgin Suicides" von Sofia Coppola und untersucht, inwiefern der Film durch den Einsatz dokumentarischer Elemente einen dokumentarischen Charakter erhält und welche Funktion diese Elemente in der Gestaltung der Geschichte und der Wahrnehmung der Figuren durch den Zuschauer spielen.
- Citar trabajo
- Michelle Grothe (Autor), 2002, The Virgin Suicides: Elemente des Dokumentarischen im Spielfilm, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8650
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