Im Zuge der voranschreitenden Globalisierung in ihrer Auswirkung auf die Unternehmen und ganze Volkswirtschaften hat die Bedeutung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zugenommen. Traditionelle Erklärungsmuster aus der Betriebswirtschaftslehre oder aus der Volkswirtschaftslehre reichten nicht mehr aus, um als theoretische Grundlagen für wirtschaftpolitische Maßnahmen eine ausreichende Fundierung zu geben. Seit Anfang der 90er Jahre wurden daher komplexere Modelle entwickelt, die die nationalen Wettbewerbsvorteile aus mehreren Deter¬minanten eindeutiger herleiten. Der Cluster-Ansatz von M.E. Porter bietet eine praktische Orientierung für den Einsatz von wirtschaftspolitischen Instrumenten.
In den Transformationsländern ist die traditionelle planwirtschaftliche Industrie¬politik überholt. In Bosnien und Herzegowina waren es nach dem Krieg nicht nur von den westlichen Staaten vorgebrachte ordnungspolitische Bedenken, sondern herkömmliche Maßnahmen zur Kapazitätsausweitung und –auslastung sind einfach nicht mehr finanzierbar. Ein wichtiges Instrument zur Steigerung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit kann die Cluster-Förderung sein.
Die offizielle Gründung des Automobilclusters von Bosnien und Herzegowina (AC BiH) liegt etwas mehr als zwei Jahre zurück und schon ist dieses Cluster ein wichtiger Faktor im Wirtschaftsleben des Landes geworden. Neben beitragszahlenden Firmenmitgliedern sind die staatliche Investitionsförderagentur (FIPA) und die öffentlichen Universität von Sarajewo und Tuzla als zahlende Mitglieder beigetreten. Lokale und auch internationale Institutionen sind im Beirat vertreten. Nur die Ministerien haben bisher noch eine wohlwollende Beobachterposition eingenommen.
In dieser Arbeit wird die Clusterförderung als aktive Maßnahme der Wirtschafts¬politik beschrieben. Nach einer wirtschaftspolitischen Einordnung wird das Cluster-Konzept von Michael Porter vorgestellt und diskutiert. Die konkreten Maßnahmen der Clusterförderung werden zunächst theoretisch und anschließend am Beispiel des Automobilzulieferclusters in Bosnien und Herzegowina dargestellt.
Die ökonomische Globalisierung führt in den Staaten, Regionen und Kommunen zu einem verstärkten Anpassungsdruck der vorhandenen Strukturen. Die Internationalisierung betrifft die Absatzmärkte, Beschaffungsmärkte für Vorleistungen, Arbeitsmärkte und Direktinvestitionen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Wirtschaftsförderung als Aufgabe der Wirtschaftspolitik
2.1 Wirtschaftspolitik – Eingriff in den Markt
2.2 Träger und Instrumente der Wirtschaftspolitik
2.3 Wirtschaftsförderung: Ebenen und Organisation
3. Das Cluster-Konzept: Förderung der Wettbewerbsfähigkeit
3.1 Cluster- Begriff
3.2 Das Clusterkonzept in der regionalökonomischen Diskussion
3.3 Methoden der Identifizierung und Abgrenzung von Clustern
3.4 Vorteile und Gefährdung der Clusterbildung
3.5 Clusterunterstützung als strategisches Instrument der Wirtschaftsförderung
4. Automobilzulieferer-Cluster in Bosnien und Herzegowina
4.1 Rahmenbedingungen
4.2 Identifizierung eines Clusterpotenzials
4.3 Eingrenzung des Clusters und Organisation
4.4 Profilierung und gemeinsamer Marktauftritt
4.5 Know-how Transfer
4.6 Intensivierung der Vernetzung
5. Schlussfolgerungen
Literatur- / Quellenverzeichnis
Bücher und Zeitschriftenaufsätze
Sonstige Quellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Im Zuge der voranschreitenden Globalisierung in ihrer Auswirkung auf die Unternehmen und ganze Volkswirtschaften hat die Bedeutung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zugenommen. Traditionelle Erklärungsmuster aus der Betriebswirtschaftslehre oder aus der Volkswirtschaftslehre reichten nicht mehr aus, um als theoretische Grundlagen für wirtschaftpolitische Maßnahmen eine ausreichende Fundierung zu geben. Seit Anfang der 90er Jahre wurden daher komplexere Modelle entwickelt, die die nationalen Wettbewerbsvorteile aus mehreren Determinanten eindeutiger herleiten. Der Cluster-Ansatz von M.E. Porter bietet eine praktische Orientierung für den Einsatz von wirtschaftspolitischen Instrumenten.
In den Transformationsländern ist die traditionelle planwirtschaftliche Industriepolitik überholt. In Bosnien und Herzegowina waren es nach dem Krieg nicht nur von den westlichen Staaten vorgebrachte ordnungspolitische Bedenken, sondern herkömmliche Maßnahmen zur Kapazitätsausweitung und –auslastung sind einfach nicht mehr finanzierbar. Ein wichtiges Instrument zur Steigerung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit kann die Cluster-Förderung sein.
Die offizielle Gründung des Automobilclusters von Bosnien und Herzegowina (AC BiH) liegt etwas mehr als zwei Jahre zurück und schon ist dieses Cluster ein wichtiger Faktor im Wirtschaftsleben des Landes geworden. Neben beitragszahlenden Firmenmitgliedern sind die staatliche Investitionsförderagentur (FIPA) und die öffentlichen Universität von Sarajewo und Tuzla als zahlende Mitglieder beigetreten. Lokale und auch internationale Institutionen sind im Beirat vertreten. Nur die Ministerien haben bisher noch eine wohlwollende Beobachterposition eingenommen.
In dieser Arbeit wird die Clusterförderung als aktive Maßnahme der Wirtschaftspolitik beschrieben. Nach einer wirtschaftspolitischen Einordnung wird das Cluster-Konzept von Michael Porter vorgestellt und diskutiert. Die konkreten Maßnahmen der Clusterförderung werden zunächst theoretisch und anschließend am Beispiel des Automobilzulieferclusters in Bosnien und Herzegowina dargestellt.
2. Wirtschaftsförderung als Aufgabe der Wirtschaftspolitik
2.1 Wirtschaftspolitik – Eingriff in den Markt
Die ökonomische Globalisierung führt in den Staaten, Regionen und Kommunen zu einem verstärkten Anpassungsdruck der vorhandenen Strukturen. Die Internationalisierung betrifft die Absatzmärkte, Beschaffungsmärkte für Vorleistungen, Arbeitsmärkte und Direktinvestitionen. Dabei führt sie weltweit zu einer verstärkten Integration der Märkte mit Tendenzen zur Preisangleichung auf Güter- und Faktormärkten so wie nivellierende Wirkungen auf Lohn- und Einkommensniveau.[1] Dieser Strukturwandel, der von vielen als Bedrohung empfunden wird, liefert die Begründung für und gegen einen größeren Staatseinfluss.
„Einerseits wird gesagt, dass es nur einem einflussreichen Staat gelinge, den Strukturwandel, in eine gesellschaftspolitisch akzeptierte Richtung zu lenken. Dagegen steht die Auffassung, dass ein Zurückschrauben des Staatseinflusses durch Deregulierung und Privatisierung sowie Stärkung des Wettbewerbs die besten Garanten für einen sinnvollen Strukturwandel seien."[2]
Damit ist schon die Rolle des Staates in einer Marktwirtschaft angesprochen: wie weit geht die Kompetenz, in den Markt mit seinen Anpassungsmechanismen einzugreifen und schafft der Staatseingriff eine Wohlstandsmehrung oder -verringerung. Der Oberbegriff von Interventionen und Marktbeeinflussung ist Wirtschaftspolitik. "Wirtschaftspolitik erstreckt sich auf die Durchführung von Maßnahmen, mit denen bestimmte ökonomische und soziale Ziele verwirklicht werden sollen.“[3] Die Begründung von Wirtschaftspolitik liegt in einer Marktwirtschaft in dem tatsächlichen oder vermuteten Versagen des Marktes. Dieses Marktversagen kann darin bestehen, dass Ressourcen nicht effizient eingesetzt werden oder dass die Leistungsfähigkeit durch staatliche Interventionen verbessert werden kann. In der Wirtschaftstheorie werden im allgemeinen sechs Typen von Marktversagen aufgeführt[4]:
(1) Konjunkturschwankungen
(2) Öffentliche Güter
(3) Externe Effekte
(4) Informationsprobleme (z.B. mangelnde Marktübersicht oder –transparenz)
(5) Monopole oder Marktmacht
(6) Einkommensverteilung und meritorische Güter
Es ist aber nicht sicher, dass der Staat über die erforderliche Informationen verfügt, um eine effizientere Lösung als der Marktprozess zu erreichen.
Die Ziele folgen in einem Wirtschaftssystem einem gewissen Grundkonsens. In der sozialen Marktwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland können folgende Ziele aufgezählt werden[5]:
Vorwiegend kurzfristig (konjunkturell)
1. Vollbeschäftigung
2. Preisstabilität
3. Verbesserung der Zahlungsbilanz
Vorwiegend langfristige (strukturell)
Vorrangige Ziele
4. Wirtschaftswachstum
5. Rationaler Einsatz der Produktionsfaktoren
6. Befriedigung von Kollektivbedürfnissen (Allgemeine Verwaltung; Verteidigung; Internationale Angelegenheiten, Erziehung, Kultur und Wissenschaft; öffentliches Gesundheitswesen)
7. Verbesserung der Einkommens- und Vermögensverteilung
8. anpassenden und zukunftsgerichteten Strukturwandel
Nachrangige Ziele
9. Veränderung der privaten Konsumstruktur
10. Sicherstellung der Versorgung
11. Veränderung der Bevölkerungsgröße und -struktur
12. Arbeitszeitverkürzung
13. Umweltschutz
Differenzen treten dann auf, wenn die inhaltliche Konkretisierung der Ziele festgelegt werden sollen, und es darum geht, individuellen Rechte einzuräumen oder Pflichten aufzuerlegen.[6] Die Formulierung der konkreten wirtschaftspolitischen Ziele erfolgt im Zuge der politischen Willensbildung: Dabei kann das zu realisierende wirtschaftspolitische Zielsystem „nicht objektiv ermittelt werden, sondern hängt von subjektiven, normativen Wertvorstellungen ab.“[7]
Für das politische und ökonomische System der westlichen Demokratien sind folgende Entscheidungsverfahren von konstituierender Bedeutung:
- das Mehrheitsprinzip,
- der Markt-(preis-) mechanismus,
- die Bürokratie,
- die Verhandlung."[8]
2.2 Träger und Instrumente der Wirtschaftspolitik
In unserem System gibt es nicht nur einen Träger der Wirtschaftspolitik, auch wenn wir häufig nur vom Staat sprechen. Der Staat gliedert sich in Bundes-, Länder- und Gemeindeebene. Die parafiskalische Institutionen (Sozialversicherungsträger, Kirchen, Bundesbank, berufsständische Kammern, Technischen Überwachungsvereine u.v.a.) verfolgen öffentliche Zwecke, verwalten sich selbst, verschaffen sich ihre Einnahmen durch Zwangsbeiträge, Gebühren oder Steuern, verfolgen aber keine Gewinnziele. Dazu kommen noch der Internationaler Währungsfonds, die Europäische Union, die Sozialpartner (Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände) sowie die Interessenverbände.
Heute wird in das Wachstumsziel in der Regel das Streben nach sektoraler und regionaler Ausgewogenheit einbezogen ."Die Strukturpolitik ist neben der Ordnungs- und der Konjunkturpolitik der dritte Parameter staatlichen Handels in marktwirtschaftlich orientierten Systemen. Üblicherweise unterscheidet man zwischen sektoraler und regionaler Strukturpolitik. Während die sektorale Strukturpolitik auf die Wirtschaftszweige gerichtet ist und hauptsächlich deren intra- und intersektoralen Strukturwandel zu beeinflussen versucht, ist die regionale Strukturpolitik auf die Regionen gerichtet und konzentriert sich auf deren ökonomische und infrastrukturelle Entwicklung. Sektorale und regionale Strukturpolitik weisen manchmal enge Verzahnungen auf.“[9]
Das Bestreben der sektoralen Strukturpolitik ist es, den Wirtschaftszweige die Anpassung an unumgängliche Strukturwandlungen zu erleichtern sowie dafür zu sorgen, dass für den gesamtwirtschaftlichen Fortschritt wichtige zukunftssichernde Produktionen entwickelt werden (Zukunftssicherung). "Die Überlegung, mit staatlichen Eingriffen die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu erhöhen, ist nicht neu. Zahlreiche historische Beispiele legen jedoch ein beredtes Zeugnis dafür ab, daß diesem Unterfangen selten der gewünschte Erfolg zuteil wurde.“[10]
2.3 Wirtschaftsförderung: Ebenen und Organisation
Die staatliche Wirtschaftsförderung spielt neben den Marktfaktoren eine wesentliche Rolle für die Entwicklung von Regionen. Regionalpolitik wird auf allen Ebenen (EU, Bund, Länder und Gemeinden) betrieben. Die EU unterhält einen Strukturfonds, der für die wirtschaftliche Förderung strukturschwacher Gebiete vorgesehen ist. Auch auf Bundesebene gibt es Förderprogramme, aber die Hauptlast tragen die Länder und Kommunen. Im Grundgesetz ist kommunale Selbstverwaltung als Grundlage für kommunale Wirtschaftsförderung verankert. Die Organisationsformen der Wirtschaftsförderung kann in den Gemeinden völlig anders gestaltet sein. So gibt es in Deutschland die Organisation[11]
- Wirtschaftsförderungsamt
- GmbH
- Kombination von Amt und GmbH
Es nicht die eine optimale Lösung. Die Organisationsform ist zumeist an die Bedingungen in der jeweiligen Gemeinde angepasst.
Die Erfolgsfaktoren der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung sind[12]:
- Potentiale ("Menschen, Betriebe und Ideen vor Ort, am Standort")
- Fokussierung
- organisatorische Bündelung
- Entgrenzung der benachbarten Aufgabenbereiche
- Sektorales und regionales Prozessmanagement
Clusterinitiativen werden zumeist auf regionaler oder kommunaler Ebene verfolgt.
3. Das Cluster-Konzept: Förderung der Wettbewerbsfähigkeit
In traditionellen wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Ansätzen wurde die Wettbewerbsfähigkeit entweder aus betriebswirtschaftlicher Sicht oder aus gesamtstaatlicher Sicht betrachtet. Die Betriebswirtschaft stellte die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens als Funktion seiner individuellen Produktionsbedingungen, seiner Forschungsleistungen und seiner Marketing-Strategien dar. Die Wettbewerbsfähigkeit einer Branche oder eines Staates ergab sich daher aus der Kombination einzelbetrieblicher Ergebnisse. Die gesamtstaatliche Wirtschaftspolitik argumentierte von den komparativen Kostenvorteilen durch die natürliche Faktorausstattung oder durch staatliche Planungseingriffe in den Wirtschaftsprozess her.
[...]
[1] vgl. Buscher, Herbert/Dornau, Robert/Heinemann, Friedrich et al. (2000): S. 221
[2] ebenda, S. 112
[3] Altmann, Jörn (2000), S. 4.
[4] Begg, David/Fischer, Stanley/Dornbusch, Rüdiger (2000), S. 46 ff.
[5] siehe Kirschen, Étienne S. u.a. (1966): S. 237 ff.; „Protektionismus“ wurde ersetzt durch „anpassenden und zukunftsgerichteten Strukturwandel“, hinzugefügt wurde Umweltschutz
[6] Teichmann, Ulrich (1989), S. 47
[7] Altmann, Jörn (2000), S. 5
[8] Teichmann, Ulrich (1989), S. 142 f.
[9] Peters, Hans-Rudolf (1988), S. 13.
[10] Oberender, Peter/Daumann, Frank (1995), S. 1.
[11] Dallmann, Bernd (2006), o.S. (19).
[12] Küpper, Utz Ingo (2000), S 33 ff.
- Citation du texte
- Wulf H. Goretzky (Auteur), 2007, Cluster als Konzept für die Wirtschaftsförderung am Beispiel des Automobilzulieferer-Clusters in Bosnien und Herzegowina, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86436
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