Empirie und Hermeneutik sind heute gleichermaßen in die Erziehungswissenschaft integriert. Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein konnte davon in Deutschland jedoch keine Rede sein – die Erziehungswissenschaft war größtenteils geisteswissenschaftlich geprägt, also der Hermeneutik verschrieben, obwohl es bereits seit Anfang des Jahrhunderts Versuche empirischer Forschung im Zusammenhang mit Erziehung gab. Da die weniger einflussreichen Vertreter der empirischen Pädagogik jedoch meist eine radikale Position zum Gegenstand der Wissenschaft vertraten, fand eine Annäherung der beiden Lager kaum statt. Erst mit Heinrich Roths „realistischer Wendung“, die er 1962 forderte, konnte die Empirie in der Erziehungswissenschaft tatsächlich Fuß fassen und sich etablieren.
Gegenstand dieser Hausarbeit soll also die Entwicklung der empirischen Erziehungswissenschaft vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur „realistischen Wendung“ in den 1960er Jahren in Deutschland sein. Dabei soll auf die wichtigsten Ideen und die jeweiligen Kritikpunkte an diesen eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die empirische Forschung in der Erziehungswissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
2.1 Experimentelle Pädagogik – Wilhelm August Lay und Ernst Meumann
2.2 Pädagogische Tatsachenforschung – Else und Peter Petersen
2.3 Deskriptive Pädagogik – Aloys Fischer und Rudolf Lochner
3. Die „realistische Wendung“ Heinrich Roths
4. Zusammenfassung
5. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Empirie und Hermeneutik sind heute gleichermaßen in die Erziehungswissenschaft integriert. Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein konnte davon in Deutschland jedoch keine Rede sein – die Erziehungswissenschaft war größtenteils geisteswissenschaftlich geprägt, also der Hermeneutik verschrieben, obwohl es bereits seit Anfang des Jahrhunderts Versuche empirischer Forschung im Zusammenhang mit Erziehung gab. Da die weniger einflussreichen Vertreter der empirischen Pädagogik jedoch meist eine radikale Position zum Gegenstand der Wissenschaft vertraten, fand eine Annäherung der beiden Lager kaum statt. Erst mit Heinrich Roths „realistischer Wendung“, die er 1962 forderte, konnte die Empirie in der Erziehungswissenschaft tatsächlich Fuß fassen und sich etablieren.
Gegenstand dieser Hausarbeit soll also die Entwicklung der empirischen Erziehungswissenschaft vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur „realistischen Wendung“ in den 1960er Jahren in Deutschland sein. Dabei soll auf die wichtigsten Ideen und die jeweiligen Kritikpunkte an diesen eingegangen werden.
2. Die empirische Forschung in der Erziehungswissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
2.1 Experimentelle Pädagogik – Wilhelm August Lay und Ernst Meumann
Empirische Forschungsmethoden wurden erstmals an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert konsequent in der Erziehungswissenschaft angewendet. Die erste Strömung innerhalb der Erziehungswissenschaft, die sich mit diesen, auf der Beobachtung der Realität beruhenden Methoden beschäftigte, war die experimentelle Pädagogik bzw. die experimentelle Didaktik. Als Gründungsväter dieser erziehungswissenschaftlichen Forschungsrichtung und somit der gesamten empirisch-pädagogischen Forschung gelten Ernst Meumann und Wilhelm August Lay.
Bei Wilhelm August Lay finden sich bereits 1896 im „Führer durch den Rechtschreibeunterricht“ und 1898 in „Rechenunterricht der Unterstufe“ erste Versuche, mit Hilfe von Experimenten Unterrichtstechniken zu überprüfen. 1803 promovierte er mit der Arbeit „Experimentelle Didaktik“, die gekürzt und überarbeitet 1908 unter dem Titel „Experimentelle Pädagogik mit besonderer Rücksicht auf die Erziehung durch die Tat“ erschien (vgl. Wulf 1983, S. 67). In dieser Arbeit beschäftigt sich Lay ausführlich mit der experimentellen Pädagogik und empirischen Forschungsmethoden: „Wir werden >theoretisch< und praktisch nachweisen, daß man imstande ist, die experimentelle Forschungsmethode, das Experiment, die Statistik und die umsichtige oder systematische Beobachtung in eigenartiger, den pädagogischen Zwecken entsprechender Gestalt zur Lösung von Fragen des Unterrichts und der Erziehung mit bestem Erfolge zu verwerten“ (Lay 1912, S.1 zit. in: Wulf 1983, S. 67).
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- Herbert Flath (Autor), 2004, Die Entwicklung der empirischen Erziehungswissenschaft in Deutschland vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur "realistischen Wendung", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86398
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