Die Grundlagen des christlich geprägten Martyriums wurden in den ersten drei Jahrhunderten während der Christenverfolgung im römischen Reich geschaffen. Sie basierten auf zahlreichen Leidens- und Verfolgungsgeschichten von Christen jener Zeit. Auch Thascius Caecilius Cyprianus, Bischof von Karthago, gehörte zu jenen, die ihren Glauben mit dem Tode bezahlten. Sein Ende finden wir gut dokumentiert in der Acta Proconsularia Sancti Cypriani, der Prokonsularischen Akte des heiligen Cyprians. Diese Quelle bildet die Grundlage der vorliegenden Arbeit, um so exemplarisch den Topos des Märtyrerkultes in Form der Märtyrerliteratur zu untersuchen.
Bevor es jedoch media in res geht, zuvor in Kapitel 2, einen kurzen Abriss des historischen Kontexts der Quelle, der Christenverfolgung unter Kaiser Decius und Kaiser Valerian, sodann eine Einordnung des literarischen Genus der vorliegenden Quelle im Speziellen bzw. der Märtyrerberichte im Allgemeinen. In Kapitel 3 folgt dann eine grundsätzliche formal-strukturelle und inhaltliche Analyse der Quelle in der ebenfalls Intension und Wirkung der Quelle eruiert wird. Abschließend folgt in Kapitel 4 ein knappes Fazit.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Historischer und literarischer Kontext der Quelle
2.1 Christenverfolgung unter Kaiser Decius und Kaiser Valerian
2.2 Literarisches Genus der Märtyrerberichte
3. Acta Proconsularia Sancti Cypriani
3.1 Zum Leben Cyprians von Karthago
3.2 Formeller Aufbau der Acta Proconsularia Sancti Cypriani
3.3 Inhaltliche Analyse der Acta Proconsularia Sancti Cypriani
4. Fazit
5. Literatur
1. Einleitung
Spätestens seit den Geschehnissen des 11. Septembers 2001, noch mehr aber aufgrund aktueller Ereignisse im Nahen Osten, ist der Begriff des Märtyrertums in der gegenwärtigen postsäkularen Gesellschaft wieder verstärkt präsent. Die Selbstwahrnehmung der Selbstmordattentäter des 11. Septembers, aber auch jener z.B. im Irak, die sich als Märtyrer bezeichnen, wird dabei häufig unreflektiert übernommen und die historischen – vor allem christlich geprägten - Wurzeln des Märtyrertums außer acht gelassen. Keiner der freiwillig für seinen Glauben in den Tod geht und dabei versucht unschuldige Menschen zu töten ist ein Märtyrer. Es gilt vielmehr fein zu unterscheiden zwischen den facettenreichen Märtyrerkulturen, speziell zwischen jener des Islam und der des Christentums. Im Christentum hat die Vorstellung des Märtyrertodes seinen eigentlichen Ursprung in der Kreuzigung Jesus Christus, der damit gleichzeitig das prominenteste Beispiel von Märtyrertum bildet. Märtyrer (griech. martys - der Zeuge) sind im Allgemeinen Menschen die für eine Idee, zunächst gleich religiöser oder weltlicher Art, Verfolgung, Folter und Tod erleiden und so zu Märtyrern werden (Baumeister 1997: 1436-1467). Dabei ist insbesondere in den Anfängen des Christentums das Märtyrertum stark verwurzelt und findet dort seinen eigentlichen Ursprung.
Die Grundlagen des christlich geprägten Martyriums wurden in den ersten drei Jahrhunderten während der Christenverfolgung im römischen Reich geschaffen. Sie basierten auf zahlreichen Leidens- und Verfolgungsgeschichten von Christen jener Zeit. Auch Thascius Caecilius Cyprianus, Bischof von Karthago, gehörte zu jenen, die ihren Glauben mit dem Tode bezahlten. Sein Ende finden wir gut dokumentiert in der Acta Proconsularia Sancti Cypriani, der Prokonsularischen Akte des heiligen Cyprians. Diese Quelle bildet die Grundlage der vorliegenden Arbeit, um so exemplarisch den Topos des Märtyrerkultes in Form der Märtyrerliteratur zu untersuchen.
Bevor es jedoch media in res geht, zuvor in Kapitel 2, einen kurzen Abriss des historischen Kontexts der Quelle, der Christenverfolgung unter Kaiser Decius und Kaiser Valerian, sodann eine Einordnung des literarischen Genus der vorliegenden Quelle im Speziellen bzw. der Märtyrerberichte im Allgemeinen. In Kapitel 3 folgt dann eine grundsätzliche formal-strukturelle und inhaltliche Analyse der Quelle in der ebenfalls Intension und Wirkung der Quelle eruiert wird. Abschließend folgt in Kapitel 4 ein knappes Fazit.
2. Historischer und literarischer Kontext
2.1 Christenverfolgung unter Kaiser Decius und Kaiser Valerian
Um eine kritische Auseinandersetzung mit einer kirchengeschichtlichen Quelle zu gewährleisten, ist der historische Kontext, die Entstehungszeit der Quelle immanent. In diesem Fall schreiben wir das Jahr 249 n. Chr.. Gaius Messius Quintus Traianus Decius (ca. 190- 251) wird durch seine Soldaten zum Kaiser ausgerufen und betreibt angesichts der sowohl staatlichen als auch gesellschaftlichen Krise des römischen Reiches eine Restaurationspolitik. Im Rahmen dieser, „änderte sich Inhalt, Struktur und Absicht der christenfeindlichen Maßnahmen.“ (Gottlieb 1991: 103). Abgesehen von Nero, lässt sich erst mit der Kaiserkrönung Decius von einer reichsweiten, auf kaiserlichen Befehl gestützten Verfolgung von Christen sprechen. „Vorher hat es nur Gelegentliche, auf einzelne Städte oder Provinzen beschränkte Übergriffe gegeben, denen Christen zum Opfer fielen.“ (ebd. 1991: 103-104). Zu diesem Zeitpunkt konnte sich das in über 200 Jahren gewachsene und entwickelte Christentum auf eine starke, streng und gut organisierte Kirche verlassen, die in jeder größeren Stadt des römischen Imperiums, untereinander vernetzte Gemeinden mit mehreren tausend Christen unterhielten (ebd. 1991: 79). Decius Politik zielte auf eine sowohl gesellschaftliche, militärische als auch religiöse Restauration des römischen Reiches ab. Im Kontext dieser, ist auch die im Jahre 250 n. Chr. angeordnete Supplicatio – ein allgemeines Opfergebot aller Untertanen – als Loyalitätsbekundung zu Kaiser und römischen Götter zu verstehen. Christliche Mitbürger brachte dieses Opfergebot naturgemäß in moralische Schwierigkeiten, wiedersprach die Huldigung von Kaiser und heidnischen Göttern doch ihrem Glaubensbekenntnis. Andererseits bedeutete ein Widersetzen oder die Missachtung der Supplicatio Strafen bis hin zur Verbannung (ebd. 1991: 104). Auch Cyprian, bereits seit 248 n. Chr. Bischof von Karthago, brachte die Supplicatio in Bedrängnis, doch löste er dieses Problem auf seine Art – nämlich durch Flucht. Fortan haftete zwar der Makel des Lapsi – des Abgefallenen – an ihm, doch gelang es ihm, aus seinem Exil heraus, seine Gemeinde weiter zu leiten. Diejenigen, die sich aller erdenklichen Gewaltmaßnahmen zum Trotz dennoch als Christen bekannten, wurden als Bekenner, als Confessoren tituliert. Mit dem Tode Decius im Jahre 251 endete die Verfolgung der christlichen Gemeinden zunächst und auch Cyprian konnte nach Karthago zurückkehren.
Im Jahre 253 wird Publius Licinius Valerianus (ca. 190-260), ebenfalls durch seine Soldaten zum Kaiser ausgerufen und angesichts seines bereits hohen Alters, dessen Sohn Publius Licinius Egnatius Gallienus (218-268) zum Mitkaiser bestimmt. Unter Valerian wurde die decische Verfolgung wiederbelebt, zum Teil in verschärfter Form. 257 n. Chr. erlies Kaiser Valerian ein Edikt in dem er den Klerus aufforderte: „…sich an das von Natur Gegebene zu halten und die Götter zu ehren, welche ihr (der Kaiser) Reich beschützen.“ (Gottlieb 1991: 104). In den prokonsularischen Akten heißt es dazu: „ Sacratissimi Imperatores Valerianus et Gallienus, litteras ad me dare dignati sunt, quibus praeceperunt eos qui Romanam religionem non colunt, debere Romanas ceremonias recognoscere.” (ActCypr. 1,4-10). Missachtung dieser Order führte zur Verbannung. Außerdem wurden kirchliche Versammlungen mit Kapitalstrafen belegt. Auch Cyprian fiel diesem Edikt, wie die prokonsularischen Akten belegen, zum Opfer und wurde zunächst festgesetzt. „Poteris ergo secundum praeceptum Valeriani et Gallieni, exsul ad urbem Curubitanam proficisci?”, heißt es dazu in den Acta Cypriani (ebd. 1,19-21). Bereits ein Jahr später, 258 n. Chr., erlies Valerian ein zweites, verschärftes Edikt, in dem die Hinrichtung des Klerus und die Enteignung der christlichen Oberschicht angeordnet wurde (Gottlieb 1991: 105-106). Beide Edikte werden in den Prokonsularischen Akten des heiligen Cyprians thematisiert und dargestellt.
2.2 Literarischer Genus der Märtyrerberichte
Mitte des zweiten Jahrhunderts rückt die Darstellung von Martyrien in den Mittelpunkt christlicher Autoren und wird sowohl Anlass, als auch Ausgangspunkt derer Werke. Diese frühchristlichen Darstellungen von Martyrien werden häufig als Märtyrerakten zusammengefasst, wobei fälschlicherweise suggeriert wird, dass die Aktenform dominiere. Tatsächlich lassen sich, trotz erschwerter Klassifizierung der Texte, die keineswegs in homogener oder kohärenter Form literarisch tradiert sind, drei Hauptkategorien der sogenannten Märtyrerliteratur feststellen: enzyklischen Schreiben, Prozessprotokolle sowie Märtyrererzählung (Baumeister 1997: 1436-1467). Alle drei Kategorien weisen in ihrer Form grundsätzlich verschiedene Ansätze auf. Während die enzyklischen Schreiben Erlebnisberichte in Briefform, zu deren bekanntestes Werk das Martyrium Polycarpi zählt, kategorisieren, bezeichnen die Prozessprotokolle, die A cta, tatsächliche römische Prozessprotokolle, in aller Regel mit fiktiven Elementen angereichert, wie das dieser Hausarbeit zu Grunde liegende Acta Proconsularia Sancti Cypriani, während die Märtyrererzählungen, entsprechend bearbeitete Tagebuchaufzeichnungen oder Erzählungen sind und somit, wie das enzyklische Schreiben, zu den narrativen Überlieferungen gehört. Eines der prominentesten Werke der Märtyrererzählungen ist die Passio Perpetuae et Felicitatis (Wlosok 1997: S. 420).
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- Arbeit zitieren
- Alexander Boettcher (Autor:in), 2007, Acta Proconsularia Sancti Cypriani - Die prokonsularischen Akten des Hl. Cyprian, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86306
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