„Sich ganz auszuwirken, mit den Kräften des Verstandes und der Seele, mit seiner ganzen Persönlichkeit schöpferisch tätig sein zu können, ist der schönste Inhalt menschlichen Lebens.“
Die Einführungsrede in das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Köln setzte einen vorübergehenden Schlusspunkt des steilen sozialen Aufstiegs und der außergewöhnlichen politischen Laufbahn Konrad Adenauers. Ihren Anfang nahm diese Karriere im Deutschen Kaiserreich, das nach dem Krieg zwischen Preußen und Frankreich 1870/71 hervorgegangen war. In dieser Zeit war Deutschland wirtschaftlich leistungsfähig, besaß militärische Stärke und wurde ständig größer und mächtiger. Jeder Bürger war beispielhaft bereit seinen Beitrag für das ganze zu leisten. Um dabei aber seinen Beitrag als Politiker an der Spitze der Gesellschaft zu erfüllen, waren Beziehungen und die entsprechenden Wurzeln erforderlich. Adenauers Familie entstammte jedoch nicht der elitären Schicht, sondern dem Kleinbürgertum . Gleichzeitig war die Familie katholisch und gehörte somit einer benachteiligten Bevölkerungsminderheit des Kaiserreiches an.
Adenauers Aufstieg erfolgte somit gesellschaftlich vom Rande her. Über verschiedene Beziehungen und den Einfluss einzelner Milieus konnte Konrad Adenauer allerdings diesen Nachteil überwinden und sich in seiner Karriere stetig hocharbeiten. Die zentrale Fragestellung der Arbeit lautet daher: Von welchen Milieus wurde Konrad Adenauer umgeben und welchen Einfluss hatten diese dabei auf seinen politischen und sozialen Aufstieg bis zum Oberbürgermeister der Stadt Köln? Diese unterschiedlichen Milieus sollen im Verlauf der Arbeit einzeln untersucht werden und deren Einfluss auf den Karrieregang des Konrad Adenauers bis zum Oberbürgermeister bestimmt werden. Eine chronologische Betrachtung des Lebenslaufes soll dabei beibehalten werden. Neben der beruflichen und politischen Karriere Konrad Adenauers werden auch die Entwicklungen in seinem Privatleben in der Arbeit beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die frühen Jahre des Konrad Adenauers
2.1. Die Familie Adenauer
2.2. Kindheit und Schule in Köln
2.3. Studium der Rechtswissenschaften
2.4. Ausbildung und Lehre zum Staatsexamen
2.5. Zwischenbetrachtung der frühen Jahre des Konrad Adenauers
3. Die grundlegenden Beziehungen und Verbindungen Konrad Adenauers
3.1. Die Familie Weyer/Wallraf
3.2. Verlobung und Heirat mit Emma Weyer
3.3. Der Rechtsanwalt Hermann Kausen
3.4. Zwischenbetrachtung der grundlegenden Beziehungen und Verbindungen
4. Konrad Adenauer als Beigeordneter der Stadt Köln
4.1. Die Wahl zum Beigeordneten
4.2. Konrad Adenauers Tätigkeit als Beigeordneter
4.3. Max Wallrafs Wahl zum Oberbürgermeister
4.4. Zwischenbetrachtung der Zeit als Beigeordneter
5. Konrad Adenauer als Erster Beigeordneter der Stadt Köln
5.1. Die Wahl zum Ersten Beigeordneten
5.2. Konrad Adenauers Tätigkeit als Erster Beigeordneter
5.3. Adenauer und der Erste Weltkrieg
5.4. Zwischenbetrachtung der Zeit als Erster Beigeordneter
6. Die Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Köln
6.1. Das Aachener Angebot
6.2. Private Rückschläge
6.3. Adenauers Kandidatur und Wahl zum Oberbürgermeister
7. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Sich ganz auszuwirken, mit den Kräften des Verstandes und der Seele, mit seiner ganzen Persönlichkeit schöpferisch tätig sein zu können, ist der schönste Inhalt menschlichen Lebens.“[1]
Die Einführungsrede in das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Köln setzte einen vorübergehenden Schlusspunkt des steilen sozialen Aufstiegs und der außergewöhnlichen politischen Laufbahn Konrad Adenauers. Ihren Anfang nahm diese Karriere im Deutschen Kaiserreich, das nach dem Krieg zwischen Preußen und Frankreich 1870/71 hervorgegangen war. In dieser Zeit war Deutschland wirtschaftlich leistungsfähig, besaß militärische Stärke und wurde ständig größer und mächtiger. Jeder Bürger war beispielhaft bereit seinen Beitrag für das ganze zu leisten.[2] Um dabei aber seinen Beitrag als Politiker an der Spitze der Gesellschaft zu erfüllen, waren Beziehungen und die entsprechenden Wurzeln erforderlich. Adenauers Familie entstammte jedoch nicht der elitären Schicht, sondern dem Kleinbürgertum[3]. Gleichzeitig war die Familie katholisch und gehörte somit einer benachteiligten Bevölkerungsminderheit des Kaiserreiches an.[4]
Adenauers Aufstieg erfolgte somit gesellschaftlich vom Rande her. Über verschiedene Beziehungen und den Einfluss einzelner Milieus konnte Konrad Adenauer allerdings diesen Nachteil überwinden und sich in seiner Karriere stetig hocharbeiten. Die zentrale Fragestellung der Arbeit lautet daher: Von welchen Milieus wurde Konrad Adenauer umgeben und welchen Einfluss hatten diese dabei auf seinen politischen und sozialen Aufstieg bis zum Oberbürgermeister der Stadt Köln? Diese unterschiedlichen Milieus sollen im Verlauf der Arbeit einzeln untersucht werden und deren Einfluss auf den Karrieregang des Konrad Adenauers bis zum Oberbürgermeister bestimmt werden. Eine chronologische Betrachtung des Lebenslaufes soll dabei beibehalten werden. Neben der beruflichen und politischen Karriere Konrad Adenauers werden auch die Entwicklungen in seinem Privatleben in der Arbeit beschrieben.
Für die Bearbeitung wurde Literatur verwendet, die sich mit der Gesamtdarstellung, der Persönlichkeit und dem politischen Wirken Konrad Adenauers vor 1949 beschäftigt. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Studien des Zeithistorikers und Politikwissenschaftlers Hans-Peter Schwarz. Daneben stellt die autorisierte Biografie Konrad Adenauers von Paul Weymar eine wichtige Quelle dar. Des weiteren wurden neben anderen Adenauer-Biografien[5] auch die Erinnerungen der ehemaligen Mitarbeiterin und Vertrauten von Konrad Adenauer Anneliese Poppinga sowie die Veröffentlichungen des Historischen Archivs der Stadt Köln von Hugo Stehkämpfer und Everhard Kleinertz genutzt.
Zum Einstieg in Karriere und Leben des Konrad Adenauers werden im folgenden Kapitel seine Familie, Kindheit und jungen Jahre beleuchtet. Das dritte Kapitel befasst sich dann mit der Untersuchung der einzelnen Beziehungen und Verbindungen Adenauers zu den grundlegenden Milieus. In den darauf folgenden Kapiteln werden diese dann auf Konrad Adenauers Karriere zum Beigeordneten, Ersten Beigeordneten und Oberbürgermeister der Stadt Köln übertragen und gewertet. Bei der Schlussbetrachtung soll dann eine Gesamtwertung des politischen und sozialen Aufstieges Adenauers abgegeben werden.
2. Die frühen Jahre des Konrad Adenauers
2.1. Die Familie Adenauer
Konrad Adenauer stammte väterlicherseits aus einer Bonner Bäckerfamilie. Sein Urgroßvater Jakob Adenauer hatte sich im Alter von 26 Jahren, im Jahr der Französischen Revolution 1789, in Bonn sesshaft gemacht. Die Familiengenerationen davor lebten in Flerzheim, einem kleinen Dorf westlich von Bonn und waren in der Landwirtschaft tätig. Der Name Adenauer war im 18. und 17. Jahrhundert in Münstereifel, Remagen und anderen Orten der Eifel zu finden. Der Ursprung des Familiennamens war vermutlich das kleine Eifelstädtchen Adenau. Der Großvater Konrad Adenauers, Franz Adenauer, wurde 1810 geboren und heiratete früh mit 21 Jahren. In Bonn betrieb er eine kleine Bäckerei und später eine im nahe gelegenen Messdorf. Franz Adenauer hatte drei Kinder, wovon eines davon der 1833 geborene Johann Konrad Adenauers war. 1837 starb die Frau von Franz Adenauer nachdem zuvor eines der drei Kinder verstorben war. Franz Adenauer heiratete zwei Monate später die Witwe eines Maurers und fiel 1840 beim Obstpflücken vom Baum und starb dabei. Durch seinen frühen Tod ließ Franz Adenauer zwei unversorgte Kinder und deren Stiefmutter zurück. Der Vater Konrad Adenauers hatte im Alter von sieben Jahren somit keinen Vater mehr und dadurch kaum Chancen durch Bildung und familiäre Unterstützung in der Gesellschaft aufsteigen. Aus sozialer Sicht begann der junge Adenauer sein Leben somit von ganz unten.[6]
Im Alter von 18 Jahren fasste Johann Konrad Adenauer den Entschluss sich freiwillig als Soldat für den König von Preußen zu melden und eine militärische Laufbahn einzuschlagen.[7] Johann Konrad Adenauer trat am 1. Oktober 1851 in das 2. Rheinische Infanterieregiment Nummer 28 ein. Er wechselte mehrmals die Regimenter und wurde 1860 zum Sergeanten befördert. 1861 erfolgte die Beförderung zum Feldwebel. Zu dieser Zeit diente er im 7. Westfälischen Infanterieregiment Nummer 56, welches 1864 nach Köln verlegt wurde.[8]
Während dieser Kölner Garnisonsjahre lernte Johann Konrad Adenauer seine zukünftige Frau Helene Scharfenberg kennen. Das Mädchen war 15 und 16 Jahre alt und somit 16 Jahre jünger als Adenauer. Ihr Vater war ein Bankbeamten, der aus Bad Sascha im sächsischen Harz als Regimentsmusiker nach Köln gekommen war. Die Familie Scharfenberg hatte somit ebenfalls einen soldatischen Einschlag.[9] Bevor Johann Konrad Adenauer mit seiner Helene Scharfenberg jedoch eine Familie gründen konnte, musste er noch zwei Feldzüge überstehen. Den Krieg 1866 mit Österreich und den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Bei der Schlacht von Königgrätz wurde er schwer verwundet und wegen Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Militär- Ehrenzeichen 2. Klasse ausgezeichnet. Johann Konrad Adenauer wurde daraufhin am 1. Juli 1867 als Ganzinvalide nach Köln entlassen.[10] Sechs Wochen später wurde ihm der Dienstgrad Sekondeleutnant[11] außer Dienst verliehen. Die Ernennung eines Feldwebels zum Leutnant war damals wohl außergewöhnlich, da sie explizit in der Regimentsgeschichte erwähnt wird:[12] „Erwähnt sei noch, daß am 10. August 1867 dem bei Problus[13] schwer verwundeten Feldwebel Adenauer der Charakter als Seconde-Leutnant verliehen wurde.“[14] Als mittelloser Bäckersohn galt Johann Konrad Adenauer im Offizierkorps jedoch als Außenseiter. Um Helene Scharfenberg heiraten zu können, musste Adenauer als Soldat eine hohe Kaution bezahlten. Diese sollte nachweisen, dass das junge Paar trotz des niedrigen Leutnantgehaltes ein standesgemäßes Leben führen konnte. Die erforderliche Kaution konnte Johann Konrad Adenauer sowie auch sein zukünftiger Schwiegervater nicht aufbringen. Somit blieb Adenauer keine Wahl und er schied aus dem Dienst aus.[15] Als es im Jahr 1870/71 zum Krieg zwischen Deutschland und Frankreich kam, wurde er wieder eingezogen und leistete seinen Dienst als Oeconomie-Offizier in der Etappe. Somit wurde er nicht noch einmal direkt an der Front eingesetzt.[16]
Nachdem er nun 17 Jahre als Soldat gediente hatte, versah Johann Konrad Adenauer nach dem Deutsch-Französischen Krieg seine alltägliche Pflichterfüllung als mittlerer Beamter in der Justizverwaltung. Er bezog ein sicheres, jedoch kärgliches Einkommen. Die Ehe mit Helene Scharfenberg wurde am 8. August 1871 beschlossen. Ein dreiviertel Jahr später wurde der erste Sohn geboren, Franz Johann Ludwig August Adenauer. Der zweite Sohn wurde Johannes Franz Richard Adenauer getauft, mit Rufnamen Hans. Das dritte Kind war Konrad Hermann Joseph Adenauer und wurde am 5. Januar 1876 in Köln geboren.[17] Das erste Mädchen, Emilie Helene Marie Louise Adenauer, genannt Lilli, wurde 1879 geboren. 1882 wurde ein fünftes Kind geboren, ein Mädchen, jedoch verstarb dieses ein Viertel Jahr nach der Geburt.[18] Das Gehalt des Vaters reichte nicht weit, um die siebenköpfige Familie zu ernähren. Die Kinder wurden vom Vater im Geiste spartanischer Lebensführung und katholischer Frömmigkeit erzogen.[19] So erinnerte sich Konrad Adenauer: „Wir wohnten in einem Haus in der Balduinstraße. Hier wurden drei meiner Geschwister und ich geboren. Wir wohnten ziemlich beengt, da wir die zweite Etage und die Hälfte der ersten an Untermieter abgegeben hatten. So schliefen wir drei Jungen alle in einem Zimmer, und bis zu meinem 17. Lebensjahr musste ich mein Bett mit meinen Brüdern teilen.“[20] Die ungleiche Verteilung der materiellen Güter zwischen arm und reich wurde von der Familie aus katholisch-christlicher Sicht als Fügung Gottes hingenommen.[21]
2.2. Kindheit und Schule in Köln
Konrad Adenauer war in seiner Jugend weder ein Genie noch eine geborene Führungspersönlichkeit. Er war ein einfacher, frommer und fleißiger Kölner Junge. Der Vater opferte seine freien Sonntage und brachte den Kindern Lesen und Schreiben bei, so dass sie mit der zweiten Klasse eingeschult werden konnten. Alle drei Söhne schafften die Aufnahme zum Apostelgymnasium in Köln. Zwar war dieses ein Gymnasium aller Konfessionen, jedoch prägte der katholischen Charakter die Erziehung in der Schule. Konrad Adenauer erinnerte sich dabei oft an so genannte „Gewaltpädagogen“.[22] Trotz alledem war Adenauer ein guter und fleißiger Schüler. Im Deutsch- und Lateinunterricht erzielte er gute Noten und gehörte immer zu den sechs besten in der Klasse, war jedoch niemals der Primus.[23] Während der Schulzeit begann er sich für die Kunst und Lyrik zu interessieren und schrieb auch selbst Gedichte.
Ein großes Interesse zeigte Konrad Adenauer auch im Fach der Physik, was zu seiner späteren Leidenschaft des Experimentierens führte. Schon während seiner Kindheit ging er dieser Leidenschaft nach und so versuchte er sich schon mit acht Jahren an der Radieschenzucht und ein paar Jahre später an der Kreuzung zwischen Stiefmütterchen und Geranien. Er träumte davon sich in der Botanik einen Namen zu machen mit seiner eigenen Züchtung, die er „Viola tricolor Adenauerensis“ nennen wollte.[24]
Im Frühjahr 1884 legte Konrad Adenauer sein Abitur ab. Er bestand das Abitur mit der Gesamtnote „gut“, obwohl sein Prüfungsaufsatz nur mit „ausreichend“ bewertet wurde. Sein Vater konnte nach dem Abitur der Söhne nur das Studium der beiden älteren finanzieren und so musste Konrad Adenauer widerstrebend eine Lehre zum Bankkaufmann im Bankhaus Seligmann beginnen. Aufgrund eines Stipendiums der „Krämerstiftung“, die begabte Kölner Bürgersöhne unterstütze, konnte er jedoch nach nur zwei Wochen die Bankkaufmannlehre abbrechen und ein Studium beginnen.[25]
2.3. Studium der Rechtswissenschaften
Konrad Adenauer entschied sich für das Studium der Rechtswissenschaften. Viele seiner Freunde der Kölner Gymnasien begannen ihr Studium in Freiburg und so zog es auch ihn dort hin. Damals war es für Rheinländer üblich, das erste Semester dort zu verbringen. Neben dem Studium genoss Adenauer in Freiburg die herrliche Umgebung und lernte den badischen Schwarzwald schätzen. Genauso wichtig wie der akademische Lehrbetrieb war im Breisgau die Korporationen. Konrad Adenauer folgte dabei seinen Freunden und schloss sich dem katholischen Studentenverein Brisgovia an, obwohl er eigentlich keine Neigung zum Farbentragen verspürte. Er begeisterte sich jedoch sehr für die gemeinschaftlichen Abende, den Kneipbetrieb und die gemeinsamen Wanderungen.[26]
Nach Ende des ersten Semesters im Sommer 1885 folgte Adenauer wieder seinen Freunden und setzte sein Studium in München fort. Dort schloss sich Adenauer erneut einer Studentenverbindung an, der Verbindung Saxonia. Neben seinem Studium und dem Verbindungsleben begeisterte er sich in München der zahlreichen Münchner Theater-, Konzert- und Operaufführungen. Gleichzeitig intensivierte er während seiner Münchner Zeit sein Interesse für die bildende Kunst.[27] Die Lebenskosten in München waren damals noch sehr günstig, so dass Adenauer aufgrund seiner Sparsamkeit sich allerhand leisten konnte und das Leben genoss. So unternahm er zahlreiche Reisen an den Wochenenden oder in der vorlesungsfreien Zeit und besuchte die bayrischen Seen, die Alpen, die Schweiz, Böhmen und Italien.[28]
Nach einer sechswöchigen Italienrundreise war sein Vater über den lässigen Lebensstil des jungen Adenauers sehr erbost. Konrad Adenauer konnte sich nicht einmal rechtfertigen und musste sein Studium sofort nach Bonn verlegen. Nicht nur, damit sein Vater ihn wieder unter den Augen hatte, sondern auch weil es in einem Studium der Rechtswissenschaft zwingend war, die letzten Semester an einer preußischen Universität zu absolvieren. Adenauer versprach sich nun mehr ins Zeug zu legen. Er zog nach Bonn und wohnte dort zeitweise bei seinen Verwandten in der Bäckerei seines Großvaters. In Bonn schloss sich Adenauer der Studentenverbindung Arminia an und erfreute sich auch hier dem romantischen Verbindungsleben. Zu dieser Studentenverbindung hielt Adenauer sein Leben lang Kontakt.[29] In Bonn beendete er nach der Mindeststudienzeit von sechs Semestern das Referendarexamen mit der Note „Gut“.[30]
2.4. Ausbildung und Lehre zum Staatsexamen
Konrad Adenauer war nun 21 Jahre alt und begann eine viereinhalbjährige Ausbildung zum Referendar beim Königlichen Landgericht in Köln. Allerdings erhielte er dafür keine Vergütung und war somit weiter vom Vater abhängig. Auch sein ältester Bruder August, der nun schon als Rechtsanwalt tätig war, finanzierte seine Ausbildung mit. Der zweitälteste Bruder Hans erhielt am 10. August 1897 die Priesterweihe. Im Studium noch sein eigener Herr und Meister musste sich Konrad Adenauer nun wieder seinem Vater unterordnen. Auch während seiner Ausbildung blieb er schlicht und bescheiden und erhielt gute dienstliche Beurteilungen. Negativ fiel er während seiner Ausbildung nie auf. Am 28. Mai 1897 legte Adenauer, nach seiner mit der Note „gut“ bestandenen Prüfung, seinen juristischen Eid ablegen.[31]
Seine erste Stelle in der Justizverwaltung begann Adenauer am Amtsgericht Bensberg in Köln. Hier lernte er ein dreiviertel Jahr lang die Geschäfte von Richtern und Gerichtsschreibern kennen.[32] Danach durchlief er unterschiedliche Posten und Stellen in verschiedenen Kammern des Kölner Landgerichts, bei der Staatsanwaltschaft und beim Amtsgericht Köln als sogenannter Vorbereitungsdienst. Im Anwaltsbüro des Rechtsanwaltes Kausen ging Adenauer anschließend in die Lehre.[33] Hermann Kausen war am 11.08.1851 in Neuß geboren, seit 1889 als Rechtsanwalt am Oberlandesgericht in Köln tätig und galt als bester Kölner Anwalt. Die Bekanntschaft zu ihm sollte einen entscheidenden Grundstein für die spätere Karriere Adenauers legen.[34]
Konrad Adenauers Beurteilungen waren durchweg gut, so dass einer Zulassung zum großen Staatsexamen in Berlin möglich war. Jedoch war es in der Verwaltung keine Empfehlung ein „Nichtgedienter“ zu sein. So wurde er am 27. Juni 1898 zum Dienst an der Waffe überwiesen. Aufgrund von Atembeschwerden kam Adenauer allerdings um den Militärdienst herum und wurde dem Landsturm zugeteilt. Der als „gut“ eingestufte Referendar Adenauer bestand im Oktober 1901 in Berlin das Staatsexamen mit der enttäuschenden Note „ausreichend“.[35] Er hatte somit einen schlechten Einstieg in die Justizlaufbahn und musste sich bei der Staatsanwaltschaft Köln von unten hocharbeiten. Doch durch Fleiß und Mühe konnte er sich bewähren und bekam die Vertretungsstelle eines Landesgerichtsrates am Landgericht Köln.[36]
2.5. Zwischenbetrachtung der frühen Jahre des Konrad Adenauers
In diesem Kapitel wird deutlich, aus welchen familiären Verhältnissen Konrad Adenauer kam. Dabei gehörte seine Familie nicht der elitären Schicht des Kaiserreiches an. Der Grundstein für Konrad Adenauers Karriere konnte somit durch familiären Einfluss oder Beziehungen nicht gelegt werden. Gleichzeitig gab es in seiner Jugend und während seiner Studienjahre keine Anzeichen für einen zukünftigen Politiker und Staatsmann. Adenauer war ein durchschnittlicher Schüler und ein gewöhnlicher Student. Durch sein Elternhaus war Adenauer einfach und fromm geprägt. Dabei lehrten ihn seine frühen Jahre jedoch, dass man durch Fleiß und Arbeit im Leben trotzdem seine Ziele erreichen konnte. Das familiäre Milieu der Familie Adenauer legte zwar nicht den Grundstein für Adenauers Karriere, jedoch setzte die Familie eine sehr wichtige Prägung hinsichtlich Fleiß, Arbeit, Pflichtverständnis und Bodenständigkeit.
[...]
[1] Weymar (1955), S. 61.
[2] Vgl. Prittie (1981), S. 8.
[3] Zu dem Kleinbürgertum zählten jene städtischen Bürger, die nur mäßigen Kapital- und Grundbesitz besaßen und ebenso in ihrem Bildungsniveau sowie in ihren politischen Einflussmöglichkeiten reduziert waren, vgl. Reinhold et al. (2000), S.334.
[4] Vgl. Gotto (1988), S. 9 und Berghahn (2006), S. 162ff.
[5] Gotto, Klaus: Konrad Adenauer, Bonn 1988; Koch, Peter: Konrad Adenauer. Eine politische Biographie, Reinbek bei Hamburg 1985; Köhler, Henning: Adenauer. Eine politische Biographie, Frankfurt am Main 1994; Kopp, Otto: Adenauer. Eine biographische und politische Dokumentation, Stuttgart 1961; Williams, Charles: Adenauer. Der Staatsmann, der das demokratische Deutschland formte, Bergisch Gladbach 2000.
[6] Vgl. Schwarz (1986), S. 54ff.
[7] In der Literatur ist durchgehend nicht bekannt, ob Johann Konrad Adenauer eine lebenslange Berufssoldatentätigkeit oder nach Erreichung des höchsten Mannschaftsdienstgrades eine Beamtenstelle anstrebte, vgl. Williams (2000), S. 14 und Schwarz (1986), S. 57.
[8] Vgl. Schwarz (1986), S. 56ff.
[9] Vgl. Williams (2000), S. 14ff.
[10] Vgl. Köhler (1994), S. 27.
[11] Der Rang des Sekondeleutnant entsprach dem heutigen Leutnantsdienstgrad, vgl. Köhler (1994), S.27.
[12] vgl. Schwarz (1986), S. 60.
[13] Problus war ein stark verteidigtes Dorf, dass verlustreich bei der Schlacht von Königgrätz erstürmt wurde, vgl. Williams (2000), S. 15.
[14] Schwarz (1986), S. 60.
[15] Vgl. Frank-Planitz (1975), S. 12.
[16] Vgl. Koch (1985), S. 21.
[17] Vgl. Steimel (1958), S. 25. und Schwarz (1986), S. 63ff.
[18] Vgl. Schwarz (1986), S. 66.
[19] Vgl. Uexküll (1976), S. 14.
[20] Weymar (1955), S. 14.
[21] Vgl. Uexküll (1976), S. 14.
[22] Vgl. Schwarz (1986), S. 78ff.
[23] Vgl. Uexküll (1976), S. 19.
[24] Vgl. Schwarz (1986), S. 81ff.
[25] Vgl. Williams (2000), S. 36ff.
[26] Vgl. Schwarz (1986), S. 93ff.
[27] Vgl. Frank-Planitz (1975), S. 24.
[28] Vgl. Weymar (1955), S. 36.
[29] Vgl. Schwarz (1986), S. 81ff.
[30] Vgl. Köhler (1994), S. 36.
[31] Vgl. Schwarz (1986), S. 101ff.
[32] Vgl. Williams (2000), S. 49.
[33] Vgl. Uexküll (1976), S. 19.
[34] Vgl. Steimel (1958), S. 214.
[35] Vgl. Williams (2000), S. 50.
[36] Vgl. Schwarz (1986), S. 106.
- Arbeit zitieren
- Tobias Müller (Autor:in), 2007, Der Einfluss der Milieus auf den politischen und sozialen Aufstieg Konrad Adenauers bis zum Oberbürgermeister der Stadt Köln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86191
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