Diese Hausarbeit trägt zum Ziele, die reichen Facetten der Selbstdarstellung des Kurt Weill-Fests, das sich als Kleinod in der Festivallandschaft Deutschlands hervortut, darzulegen. Wie schafft man es, auf Basis der beiden Grundelemente Leitidee und Zielgruppe das Festival umfassend in seiner Philosophie zu präsentieren? Inwiefern versteht sich die Kulturinstitution Fest als Verbindung zwischen Publikum und KünstlerInnen und in welcher Art und Weise äußert sich dieses? Anhand dieser Basisüberlegungen soll dann der Weg hin zu einer gelungenen Marketingkonzeption erläutert werden. Die Analyse äußerer Darstellungswege (zum Beispiel in Form von Plakatwerbung) trifft dabei auf die innere Struktur und Ausgestaltung des Fests anhand gestalterischer Fragen, z.B. des Architekturraumes.
Da die Selbstdarstellung immer verbunden ist mit der Philosophie des Festivals und ein Fest als Kulturinstitution neben dem Erlebnisraum auch Institution der Wissensvermittlung ist, sollen die Thesen „Wissen durch Erleben“, aber zugleich „Erleben durch Wissen“ als Leitmotiv der Untersuchung dienen und auf das komplexe, bedeutungstiefe Feld der Selbstdarstellung verweisen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Kurt Weill Fest – Eine Einleitende Vorstellung
3. Die Selbstdarstellung
3.1. Bezugspunkte für das Marketing
3.1.1. Die Leitidee
3.1.2. Die Zielgruppe
3.1.3. Customer Relations
4. Marketingstrategien – Emotionalisierung und Wissensvermittlung
4.1. Internetauftritt
4.1.1. Gestaltung des Internetauftritts
4.2. Logo – Individuelle Signatur der Kulturinstitution
4.3. Plakat
4.4. Weitere Druckmittel – „Erleben durch Wissen“
4.5. Pressearbeit
4.6. Architektur – Raum und Bühne – „Wissen Durch Erleben“
5. Fazit
6. Bibliographie
1. Einleitung
Diese Hausarbeit trägt zum Ziele, die reichen Facetten der Selbstdarstellung des Kurt Weill-Fests, das sich als Kleinod in der Festivallandschaft Deutschlands hervortut, darzulegen. Wie schafft man es, auf Basis der beiden Grundelemente Leitidee und Zielgruppe das Festival umfassend in seiner Philosophie zu präsentieren? Inwiefern versteht sich die Kulturinstitution Fest als Verbindung zwischen Publikum und KünstlerInnen und in welcher Art und Weise äußert sich dieses? Anhand dieser Basisüberlegungen soll dann der Weg hin zu einer gelungenen Marketingkonzeption erläutert werden. Die Analyse äußerer Darstellungswege (zum Beispiel in Form von Plakatwerbung) trifft dabei auf die innere Struktur und Ausgestaltung des Fests anhand gestalterischer Fragen, z.B. des Architekturraumes.
Da die Selbstdarstellung immer verbunden ist mit der Philosophie des Festivals und ein Fest als Kulturinstitution neben dem Erlebnisraum auch Institution der Wissensvermittlung ist, sollen die Thesen „Wissen durch Erleben“, aber zugleich „Erleben durch Wissen“[1] als Leitmotiv der Untersuchung dienen und auf das komplexe, bedeutungstiefe Feld der Selbstdarstellung verweisen.
2. Das Kurt Weill Fest – Eine Einleitende Vorstellung
Das Kurt-Weill-Fest widmet sich als einziges Festival in Deutschland thematisch einem Komponisten der klassischen Moderne, seinem Namenspatron Kurt Weill.
Im Jahre 2007 fand das 10-tägige Fest bereits zum 15. Mal in Dessau, der Geburts-stadt Weills, statt und feierte damit ein kleines Jubiläum. Mittlerweile gehört es zu einem der wichtigsten Festivals für Musik des 20. Jahrhunderts in Deutschland.
Gegründet wurde das Festival 1993 auf Initiative der Kurt-Weill-Gesellschaft e.V., die neben dem Fest auch das Kurt-Weill-Zentrum betreibt und sich zur Aufgabe gemacht hat, „das Andenken Kurt Weills in seiner Geburtsstadt auf jede geeignete Weise zu erhalten“.[2]
Das Festival verschreibt sich einer umfassenden Werkschau Kurt Weills. Eine Betrachtung, die sowohl populäre als auch unbekannte Wesenszüge der Werke behandelt und dem Publikum in individuellen Interpretationen darbietet. In ca. 30 - 40 Aufführungen werden so jedes Jahr Aspekte der E- und U-Musik präsentiert, in einem Dialog unterschiedlicher Darbietungsformen, die von Tanz bis Kammerkonzert reichen, während das thematische Leitmotiv jährlich wechselt. Auch das Künstler-konzept ist auf Vielfalt bedacht, so treffen hier Stars auf junge KünstlerInnen und lassen das Festival auch in einer Diversität von Stilmustern erscheinen. Ein durchdachtes Festivalkonzept, das allein schon durch seinen Facettenreichtum in der Programmgestaltung einen avantgardistischen Charme versprüht.
Jahr für Jahr verzeichnet man steigende Besucherzahlen, eine Kumulation die auf den Zuspruch und den Erfolg des modernen Festivalkonzepts bei den Besuchern hinweist. Zuletzt waren es im Jahre 2007 11.000 nationale sowie internationale Besucher.[3] Dabei wird großer Wert auf ein Zusammenspiel des Dreiergespanns Publikum – Kulturinstitution – KünstlerInnen gelegt.
3. Die Selbstdarstellung
3.1. Bezugspunkte für das Marketing
3.1.1. Die Leitidee
Die Leitidee aktiviert die anvisierte Zielgruppe mit der Botschaft das Werk Kurt Weills nach außen zu tragen. Man hat eine Nische innerhalb der Festivallandschaft gefunden, die man erfolgreich besetzt. Das Werk Kurt Weills wird brückenschlagend dargeboten. Man setzt den Künstler in unterschiedliche Kontexte, um die einzelnen Werke in Ursprung, Einfluss und Inspiration verstehen zu können und Interpretations-möglichkeiten darzubieten. Verbindungen zu barocker Musik zeigt man beispiels- weise, um die historische Dimension der Dreigroschenoper zu vergegenwärtigen.
Gleichzeitig aber erklingen auch Komponisten der Klassischen Moderne, etwa der 20er Jahre, um Weill den direkten Kontext zu setzen. Amerikanische Kompositionen zeigen das Klangspektrum und die Bandbreite Weills. Vor allem aber präsentiert man Komponisten, die in Klangbild und Philosophie in der Tradition Kurt Weills stehen. Durch diesen Reichtum der Darstellungsweisen, charakterisiert man den Künstler in seiner Vielfalt und negiert Wertunterscheidungen zwischen E- und U-Musik bewusst, denn Weill selbst verwehrte sich einer Unterscheidung dieser musikalischen Phänomene im Sinne von schlechter oder guter Musik.[4]
3.1.2. Die Zielgruppe
Die Zielgruppe könne nur aus Mutmaßungen und Beobachtungen definiert werden, so Clemens Birnbaum, Intendant des Kurt Weill Festivals seit 2002.[5] Repräsentative Besucherbefragungen lässt das Festival hingegen aus.
Ca. 50% der Besucher sind lokaler Herkunft, sie kommen aus Dessau und Umgebung. Die weiteren 50% teilen sich auf in landes- und deutschlandweite Besucher. Ein geringer Teil der Gäste sind international. Dennoch verzeichnete man im Laufe der Jahre eine beträchtliche Steigerung der überregionalen Aufmerksamkeit. Der Großteil der Besucher sind Individuell-Reisende. Diese haben eine längere Verweildauer und können spontan auf mögliche Zusatzprogramme reagieren. Clemens Birnbaum spricht hier wohlwollend von „Festivaljunkies“.[6] Dies sind Personen, die dem Festival längere Zeit über beiwohnen und gleich mehrere Veranstaltungen besuchen.
Ist die Zielgruppe definiert, so ist es effektiv auch das Marketing und die Festival- gestaltung an deren Bedürfnisse anzupassen. Ab diesem Zeitpunkt steht der Besucher schon als Prosument[7] mit dem Festival in einem Interaktionsprozess, gestaltet das Festival in Programmgestaltung und Selbstdarstellung aktiv durch seine Bedürfnisse und sein Wirken mit. Dieser prosumtive Prozess spiegelt sich schließlich in Programm, Ausgestaltung, Gastronomie etc., wider.
Dabei geht man von einem gebildeten Publikum aus, von dem angenommen wird, dass es auch für Ausdrucksqualitäten der Gestaltung sensibilisiert ist. Wie dies in die Selbstdarstellung einbezogen wird soll Thema des Abschnitts der Marketingstrategien werden (siehe Kapitel 4).
3.1.3. Customer Relations
Ebenso ist die Frage der Distanz zwischen Kulturinstitution und Besucher wichtiger Punkt innerhalb der Selbstdarstellung. Das Kurt Weill-Fest versteht sich als Mittler zwischen Publikum und Kunst und erklärt damit den direkten Kontakt der Organisation zum Publikum als essentiell. Das Einbeziehen des Publikums intensiviert das Gefühl des Erlebens und fördert somit die Wissensvermittlung (Wissen durch Erleben). Zudem fördert es auch die Bindung der Menschen zum Fest, präsentiert das Fest in intimerem Rahmen und bietet so Möglichkeiten der direkten Information, zum Beispiel durch das persönliche Gespräch.
Schon im Ursprung ist das Fest sehr publikumsbezogen, schließlich ist die Kurt-Weill-Gesellschaft Träger der Festtage. Sie zählt fast 200 Mitglieder und bezieht diese durch Vereinsinformationen, -sitzungen und spezielle Feste in die Arbeit der Organisatoren direkt mit ein. So überwindet man die Distanz zwischen Kunden und Fest und lässt auch den Zuschauer als Prosument an der Konzeption teilhaben bzw. auf diese direkt wirken. Doch dies ist nur eine Seite der Prosumtion. Die zweite Ebene bildet die Erlebnissituation selbst, in der das Publikum durch sein situatives Handeln ein konstitutives Moment bewirkt. Etwa bei einer direkten Verbindung von Künstler und Publikum, wenn zum Beispiel Hakan Huber das Publikum dazu auffordert, Mackie Messer zu singen.[8] Durch solch temporäre Aktionen können einzigartige, fürs Publikum und auch den Künstler sicher unvergessliche Momente entstehen. Eine weitere Möglichkeit des Einbezugs besteht in der Kinder- und Jugendarbeit. So ließ man den “Jasager” und den “Neinsager”, beides ja ursprünglich Schulopern, von Dessauer Schülern inszenieren. Auch Verbindungen zur Universitäten, zum Beispiel der TU Berlin, ging man ein und fand hier innovative Ideen im Bereich des Corporate Design. Das Grundgerüst des Internetauftritts stammt beispielsweise von Studenten der Universität.
[...]
[1] Vgl.: Lenders (1995), S.66
[2] Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. (Hrsg.) (2007), S.74
[3] Kurt-Weill-Gesellschaft e.V. (Internetpräsenz), letzter Zugriff 15.10.2007
[4] Telefoninterview (2007)
[5] ebda., S.15
[6] ebda., S.16
[7] Verschmelzung aus 'Produzent' und 'Konsument'. (Vgl.: Holch (1995), S.29)
[8] Telefoninterview (2007)
- Arbeit zitieren
- Ann-Kristin Röhrs (Autor:in), 2007, Die Selbstdarstellung des Kurt-Weill-Fests, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86131
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