Im Zuge der Gesundheitsforschung der letzten Jahre machte besonders ein
Konzept durch seine Neuartigkeit der Interpretation von Gesundheit auf sich
aufmerksam. Während die World Health Organisation Gesundheit als Zustand
völligen geistigen und körperlichen Wohlbefindens beschreibt, postulierte der
amerikanisch-israelische Medizinsoziologen Aaron Antonovsky ein Kontinuum an
dessen Endpunkten jeweils Gesundheit vs. Krankheit zu finden sind. In der
Realität gibt es keinen absoluten Punkt Gesundheit als geordneten
homöosthatischen Zustand, sondern vielmehr mehr oder weniger schwankende
Zustände von Wohlbefinden und körperlicher Gesundheit.
Das Konzept der Salutogenese sucht die Bedingungen von Gesundheit ausfindig
zu machen und die Faktoren zu identifizieren, die zur Aufrechterhaltung von
Gesundheit beitragen. Die salutogenetische Orientierung hilft den Blick zu
schaffen für eine Betrachtung der gesunden und entwicklungsfähigen Seiten der
zu behandelnden Person.
Inhaltsverzeichnis
1 Das Konzept der Salutogenese
2 Das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
3 Das Kohärenzgefühl
4 Einfluss des Kohärenzgefühls auf die Krankheitsverarbeitung
5 Entwicklung des Kohärenzgefühls
6 Veränderbarkeit des Kohärenzgefühls
7 Einfluss des Kohärenzgefühls auf die Gesundheit
8 Gesundheitliche Kontrollüberzeugungen
1 Das Konzept der Salutogenese
Im Zuge der Gesundheitsforschung der letzten Jahre machte besonders ein Konzept durch seine Neuartigkeit der Interpretation von Gesundheit auf sich aufmerksam. Während die World Health Organisation Gesundheit als Zustand völligen geistigen und körperlichen Wohlbefindens beschreibt, postulierte der amerikanisch-israelische Medizinsoziologen Aaron Antonovsky ein Kontinuum an dessen Endpunkten jeweils Gesundheit vs. Krankheit zu finden sind. In der Realität gibt es keinen absoluten Punkt Gesundheit als geordneten homöosthatischen Zustand, sondern vielmehr mehr oder weniger schwankende Zustände von Wohlbefinden und körperlicher Gesundheit.
Das Konzept der Salutogenese sucht die Bedingungen von Gesundheit ausfindig zu machen und die Faktoren zu identifizieren, die zur Aufrechterhaltung von Gesundheit beitragen. Die salutogenetische Orientierung hilft den Blick zu schaffen für eine Betrachtung der gesunden und entwicklungsfähigen Seiten der zu behandelnden Person. Das von Antonovsky beschriebene Konstrukt Kohärenzgefühl bestimmt die Positionierung eines Menschen auf dem Krankheits – Gesundheitskontinuum: Menschen mit einem hoch ausgeprägten Kohärenzgefühl zeichnen sich durch eine erhöhte Widerstandskraft gegenüber Erkrankungen aus. In der gesundheitswissenschaftlichen Forschung wird deshalb teilweise von einem Paradigmenwechsel gesprochen, der durch Antonovsky eingeleitet worden sein soll: vom "krankheitszentrierten Modell der Pathogenese hin zu einem gesundheitsbezogenen, ressourcenorientierten und präventiv ansetzenden Modell der Salutogenese"[1]. Das Model Antonovskys hat auch aufgrund der sich daraus ergebenden praktischen Implikationen mittlerweile Einzug gehalten in die verschiedensten gesundheitswissenschaftlichen Bereiche; als Beispiele seien hier nur die Gesundheitsförderung und Prävention oder die Rehabilitation genannt.
2 Das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
Antonovsky (1987/1997) verwirft in seinem salutogenetischen Modell die den pathogenetischen Ansätzen inhärente Sichtweise einer Dichotomie zwischen Gesundheit und Krankheit. Stattdessen nimmt er ein Gesundheits-Krankheits-Kontinuum (HEDE-Kontinuum) an, das die beiden Pole Gesundheit/körperliches Wohlbefinden (Health-ease) bzw. Krankheit/körperliches Missempfinden (Dis-ease) hat. Auf diesem Kontinuum kann die Position jedes Individuums eingetragen werden. Völlige Gesundheit und völlige Krankheit sieht Antonovsky als extreme Ausprägungen, die niemand jemals von seiner Geburt bis zum Ende seines Lebens einnehmen kann. „Es gibt Kräfte, die uns in die eine oder andere Richtung drängen, aber aus Sicht dieses Modells sind wir alle teilweise gesund, teilweise krank.“ Die Suche nach einer Antwort auf die Frage:“ Wie erklärt sich eine Bewegung in Richtung des Pols Gesundheit auf dem Gesundheits-/Krankheitskontinuum?“ führt zur Beschäftigung mit Widerstandsressourcen. Ressourcen werden im allgemeinen Konzept Kohärenzgefühl konzeptualisiert. Durch die Positionierung auf dem Krankheits-Gesundheits-Kontinuum ergibt sich, dass jeder Mensch gleichzeitig über kranke als auch gesunde Anteile verfügt. Diese Sichtweise der Relativität von Gesundheit hat den Vorteil, dass Gesundheit nicht mehr als Normalzustand und Krankheit als die Abweichung davon angesehen wird.[2]. Selbst der Tod kann in dieses Konzept der Gesundheit einbezogen werden. Während eine pathogene Sichtweise danach verlangt, Risikofaktoren zu identifizieren und Gebrechen zu diagnostizieren, führt ein Versuch der Ortsbestimmung einer Person auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum zu dem was man „die Geschichte einer Person“ nennt. Und diese besteht eben nicht nur aus Risikofaktoren.
An dieser Stelle sei auf einen Schwachpunkt des Konstrukts der Salutogenese hingewiesen, nämlich auf die Tatsache, dass bei Antonovsky (1987/1997) Gesundheit auf das körperliche Wohlbefinden eingeengt wird. Dies ist umso verwunderlicher, als dass Antonovsky (1985) durchaus einen Zusammenhang zwischen Kohärenzgefühl, physischem Befinden und psychischer Gesundheit annimmt. Warum er Letztere nicht in sein Modell integriert hat, bleibt rätselhaft.
[...]
[1] Bengel, J., Strittmatter, R. & Willmann, H. (2000). Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese – Diskussionsstand und Stellenwert. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, S. 9
[2] vgl. Broda, Dinger-Broda & Bürger, 1996; Zerssen, Türk & Hecht, 1998.
- Citar trabajo
- Diana von Kopp (Autor), 2007, Salutogenese - Konzept und Bedeutung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86025
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