Diese Hausarbeit schreibe ich im Rahmen des Seminars „Pädagogische Kompetenz, Identität und Professionalität“. In diesem Seminar wurden theoretische und praktische Aspekte des pädagogischen Berufsbildes vorgestellt und diskutiert.
Mein Thema umfasst die „Geschlechterfrage“ in der Pädagogik. Unter Geschlechterfrage meine ich konkret, dass rege Interesse, welches hauptsächlich Frauen den sozialen und lehrenden Tätigkeiten entgegenbringen.
In dieser Arbeit möchte ich den Fragen nachgehen, ob es sich dabei um eine natürliche oder eine sozial gemachte Orientierung handelt, warum die objektiven Berufsperspektiven meist nicht überzeugen, ob es sich bei Pädagogik tatsächlich um eine Profession handelt und welche Arbeitsmarktsituation Absolventinnen dieses Studienganges erwartet. Insgesamt werde ich mich also den pädagogische Berufe aus einem feministischen Blickwinkel annähern.
Zuallererst werde ich die wichtigsten feministischen Theorien skizzieren, um sozialstrukturelle Realität verständlich zu machen. Danach werde ich die geschichtlichen Zusammenhänge, die das Soziale zum Weiblichen machten anführen, und dabei auch auf die Rolle der Frauenbewegung zu sprechen kommen. Marginalisierungstendenzen der sozialen Berufe werden durch die immer schnellere Technologisierung extremer, und durch die höhere Bildung der Allgemeinbevölkerung verwischt sich, vor allem im pädagogischen Bereich, leicht die Grenze von Laien zu Professionellen. Was den Begriff einer „Profession“ ausmacht und inwieweit die Pädagogik als solche zu verstehen ist oder verstanden wird, möchte ich im anschließenden Kapitel erläutern.
Bevor ich ein Resümee aus dieser Arbeit ziehe, werde ich noch eine Studie zum Verbleib von Diplom-Pädagoginnen vorstellen. Diese Studie ist in dreifacher Hinsicht interessant für meine Hausarbeit: Erstens haben diese Absolventinnen sich schwerpunktmäßig mit Frauenthemen befasst, zweitens sind sie Absolventinnen der Diplom-Pädagogik und drittens sind es Frauen.
Diese Hausarbeit soll somit sowohl das Berufsbild des Pädagogen/ der Pädagogin im gesamtgesellschaftlichen Kontext einordnen, als auch feministische Sichtweisen näher bringen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Inhalte der Frauenforschung
2.1 Was ist Geschlecht?
2.2 Feministische Argumentationsansätze
2.3 Ungleichheiten der Geschlechter
3. Entstehung der sozialen Arbeit als Frauenberuf
3.1 Die Rolle der Frauenbewegung in der Entstehungsgeschichte sozialer Berufe
3.2 Männer in sozialen Berufen
3.3 Das „weibliche Arbeitsvermögen“
3.4 Soziale Arbeit und ihre Kompensationsfunktion
4. Profession und Professionalisierung
4.1 Der Begriff der „Profession“
4.2 Zur Professionalisierung der Pädagogik
5. Geschlechtergerechtigkeit als Beruf?
5.1 Studie zum beruflichen Verbleib von Diplom-Pädagoginnen
5. 2 Ergebnisse zum Berufseinstieg und zum beruflichen Verbleib
6. Resümee
7. Literaturverzeichnis
Internet:
1. Einleitung
Diese Hausarbeit schreibe ich im Rahmen des Seminars „Pädagogische Kompetenz, Identität und Professionalität“. In diesem Seminar wurden theoretische und praktische Aspekte des pädagogischen Berufsbildes vorgestellt und diskutiert.
Mein Thema umfasst die „Geschlechterfrage“ in der Pädagogik. Unter Geschlechterfrage meine ich konkret, dass rege Interesse, welches hauptsächlich Frauen den sozialen und lehrenden Tätigkeiten entgegenbringen.
In dieser Arbeit möchte ich den Fragen nachgehen, ob es sich dabei um eine natürliche oder eine sozial gemachte Orientierung handelt, warum die objektiven Berufsperspektiven meist nicht überzeugen, ob es sich bei Pädagogik tatsächlich um eine Profession handelt und welche Arbeitsmarktsituation Absolventinnen dieses Studienganges erwartet. Insgesamt werde ich mich also den pädagogische Berufe aus einem feministischen Blickwinkel annähern.
Zuallererst werde ich die wichtigsten feministischen Theorien skizzieren, um sozialstrukturelle Realität verständlich zu machen. Danach werde ich die geschichtlichen Zusammenhänge, die das Soziale zum Weiblichen machten anführen, und dabei auch auf die Rolle der Frauenbewegung zu sprechen kommen. Marginalisierungstendenzen der sozialen Berufe werden durch die immer schnellere Technologisierung extremer, und durch die höhere Bildung der Allgemeinbevölkerung verwischt sich, vor allem im pädagogischen Bereich, leicht die Grenze von Laien zu Professionellen. Was den Begriff einer „Profession“ ausmacht und inwieweit die Pädagogik als solche zu verstehen ist oder verstanden wird, möchte ich im anschließenden Kapitel erläutern.
Bevor ich ein Resümee aus dieser Arbeit ziehe, werde ich noch eine Studie zum Verbleib von Diplom-Pädagoginnen vorstellen. Diese Studie ist in dreifacher Hinsicht interessant für meine Hausarbeit: Erstens haben diese Absolventinnen sich schwerpunktmäßig mit Frauenthemen befasst, zweitens sind sie Absolventinnen der Diplom-Pädagogik und drittens sind es Frauen.
Diese Hausarbeit soll somit sowohl das Berufsbild des Pädagogen/ der Pädagogin im gesamtgesellschaftlichen Kontext einordnen, als auch feministische Sichtweisen näher bringen.
Um diese feministischen Theorien soll es nun im folgenden Kapitel gehen.
2. Inhalte der Frauenforschung
Die Frauenforschung hat es sich zum Ziel gemacht, vom androzentrischen Weltbild der Wissenschaft abzurücken, und durch ihre feministische Wissenschaftskritik eine neue Wissenschaft zu begründen. Diese soll als Wissenschaft über Frauen, von Frauen und im Interesse von Frauen das Geschlechterverhältnis derart hinterfragen, dass die Ungleichverhältnisse festgestellt werden und daraufhin aktiv angegangen werden können.
In den 1970er Jahren stand, laut Kaschuba (2005, 69 f.) vor allem die formale Gleichheit von Männern und Frauen im Vordergrund, während in den 1980ern die Differenz das zentrale Thema der Frauenforschung wurde. Seit Anfang der 1990er Jahre findet dagegen in Deutschland eine zunehmende Diskussion um konstruktivistische und dekonstruktivistische Ansätze – den Prozess des so genannten „doing gender“ – statt.
In diesem Kapitel werde ich zunächst den Geschlechtsbegriff konkretisieren, anschließend die eben erwähnten Theorieansätze beschreiben und abschließend sozialstrukturelle geschlechtspezifische Ungleichheiten benennen.
2.1 Was ist Geschlecht?
Die Frage was Geschlecht eigentlich ist, kann unter zwei Gesichtspunkten betrachtet werden:
Die biologische Kategorie (lat. sexus; engl. sex), unterscheidet primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale. Die primären Geschlechtsmerkmale lassen von Geburt an eine Geschlechtszuweisung zu. Bei den primären Geschlechtsmerkmalen handelt es sich um die eigentlichen Geschlechtsorgane. Dabei kann es zu Schwierigkeiten bei der Geschlechtszuweisung kommen, wenn ein Individuum beiderlei Geschlechtsorgane hat (Zwitter) oder in seltenen Fällen, genotypisch ein anderes Geschlecht festzustellen ist als phänotypisch.
Die sekundären Geschlechtsmerkmale wie Unterschiede in Körpergröße, Knochenbau, Organausprägung und Herz- und Atemtätigkeit werden erst in der Pubertät sichtbar.
Die tertiären Geschlechtsmerkmale benennen das Geschlecht als soziale Kategorie (lat. genus; engl. gender). Darunter sind die psychischen und kulturspezifischen sozialen und sich im Verhalten zeigenden Geschlechtsmerkmale zu verstehen. Die tertiären Geschlechtsmerkmale sind starken kulturellen Unterschieden und Schwankungen unterworfen. Beispiele für tertiäre Geschlechtsmerkmale sind geschlechtsspezifische Kleidung, Familienrollen oder Berufswahl (vgl. Internet: Geschlechtsmerkmale). In diesem Fall spricht man von Geschlechtszuschreibung.
2.2 Feministische Argumentationsansätze
Im Gefolge der neuen Frauenbewegung hat sich seit den 1970er Jahren auch in der Erziehungswissenschaft ein feministischer Diskurs- und Forschungszusammenhang herausgebildet, der seinen Ausgangspunkt bei Frauendiskriminierungen und Ungleichheiten im Sinne hierarchischer gesellschaftlicher Zuweisungen nahm.
Dabei spricht man häufiger von Frauenforschung in der Erziehungswissenschaft, als von feministischer Erziehungswissenschaft. Man unterscheidet dabei zwei divergierende Theorieströmungen empirisch - sozialwissenschaftlich - historische und poststrukturalistisch orientierte Richtungen.
Die sozialwissenschaftlichen feministischen Theorien, lassen sich in mikro- und makroanalytische Ansätze unterteilen.
Die makroanalytischen Ansätze knüpfen an historisch-materialistische Theorietraditionen an, weisen auf die Verbindung von Kapitalismus und Patriarchat oder die Entstehung einer hierarchischen Arbeitsteilung hin (vgl. Krüger 2002, 153 f.).
Die mikroanalytischen Ansätze befassen sich mit der weiblichen Identität, wobei der Schwerpunkt von der radikalen Gleichheit, auf die radikale Differenz verschoben wurde (vgl. Breger 2005, 51). Man spricht von den Benachteiligungssätzen, die eine Gleichstellung von Frauen und Männern fordern, und den Differenztheoretischen Ansätzen, die nach der spezifisch weiblichen Selbstverwirklichung suchen.
Bei den poststrukturalistischen Theorieströmungen wird das Ziel einer Dekonstruktion der binären Aufteilung von Menschen in weiblich und männlich verfolgt. Geschlecht wird als soziale Konstruktion gesehen, d. h. die Zweigeschlechtlichkeit ist ein soziales Konstrukt, das durch Prozesse der Zuschreibung entsteht („doing gender“). Geschlecht wird nicht als Besitz konstruiert, sondern könnte situativ konkretisiert oder auch gewechselt werden (vgl. Krüger 2002, S. 156 f.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1.: Überblick über die feministischen Ansätze in der Erziehungswissenschaft[1]
In einem der wenigen systematischen Theorieentwürfen der feministischen Erziehungswissenschaft, hat Annedore Prengel alle drei vorgestellten Positionen kritisiert und ein Konzept der egalitären Differenz und Vielfalt geschaffen (vgl. Krüger 2002, 157 ff.).
Sie kritisiert, dass mit dem Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern eine Assimilationspädagogik entstehen kann, bei der spezifisch weibliche Kompetenzen ignoriert werden. Die Differenztheoretischen Ansätze dagegen, idealisieren und werten Weiblichkeit höher als Männlichkeit, und bleiben somit in hierarchischen Strukturen von Über- und Unterordnung verhaftet. Auch findet sie, dass die Theorien die Geschlecht als soziale Konstruktion sehen, die gesellschaftliche Bedeutung des symbolischen Systems der Zweigeschlechtlichkeit, sowie die Notwendigkeit einer spezifischen Frauenpolitik übersehen.
Ihr Konzept dagegen verfolgt den Grundsatz des Miteinanders der Verschiedenen, da sowohl die Ungleichbehandlung von Gleichen, als auch die Gleichbehandlung von Ungleichen ungerecht ist (vgl. Krüger 2002, 159).
Im Folgenden geht es um die Ungleichheiten der Geschlechter.
2.3 Ungleichheiten der Geschlechter
Ungleichheiten der Geschlechter treten immer wieder auf: mal als Vorurteil und mal als Realität; Es gibt zum Beispiel eine Zweiteilung in der symbolischen Geschlechterordnung, die beiden Geschlechtern zugewiesen wurde, und die sich bis ins akademische Milieu auswirkt:
„Männlichkeit repräsentiert Geistigkeit und Kultur, während die Natur und der Körper als ‚weiblich’ codiert wurden – eine Zuordnung, die sich bis weit in die Moderne hinein fortgesetzt hat und noch heute prägend bleibt für die Art, wie über ‚weibliche Irrationalität’, Unberechenbarkeit und davon abgeleitet ‚Unwissenschaftlichkeit’ gesprochen wird (…) Die ‚traditionelle’ Dichotomie Kultur versus Natur wurde in der Wissenschaft der Moderne zunehmend durch eine Spaltung in Natur- und Geisteswissenschaften überlagert (…) gelten doch die Naturwissenschaften einerseits als hard sciences andererseits aber auch als vornehmlich ‚männliche Fächer’, während die Geisteswissenschaften gerne als ‚weiblich’ gehandelt werden“ (Braun/ Stephan 2005, 7).
Seit Mädchen und Frauen der Bildungs- und Hochschulzugang uneingeschränkt gewährt wurde, bestehen dennoch die bisherigen Hierarchien weiter. Wie diese Tatsache möglicherweise erklärt werden kann, und was das Ergebnis dieser Entwicklung ist, möchte ich an dieser Stelle ausführen. Dabei werde ich zuerst auf die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern eingehen, die unterschiedlich erklärt wird:
[...]
[1] vgl. Rapold 2004, S. 2
- Citar trabajo
- Ursula Ebenhöh (Autor), 2005, Die "Geschlechterfrage" als ausgewählter Einzelaspekt der pädagogischen Professionalität, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86000
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