Vorwort
Die folgende Kurzanalyse bezieht sich auf die Urtext-Ausgabe des Henle-Verlages (Johann Sebastian Bach: Inventionen und Sinfonien. München: G. Henle Verlag 1978).
In seiner Köthener Zeit unterrichtete Johann Sebastian Bach seinen Sohn Wilhelm Friedemann; für diese Unterrichtssituation komponierte er im Jahre 1720 ein Klavierbüchlein, das die Quelle der heutigen Inventionen und Sinfonien darstellt.
Gedacht waren die Inventionen als Klavierübungen, in denen die Unabhängigkeit beider Hände (bei gleichzeitig gesangvollem Spiel) trainiert werden sollte.
Der Tonumfang des zu analysierenden Werks beträgt drei Oktaven (C bis c³) und kann deshalb auch mit üblichen Cembali und Clavichorden gespielt werden.
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Vorwort
Die folgende Kurzanalyse bezieht sich auf die Urtext-Ausgabe des Henle-Verlages (Johann Sebastian Bach: Inventionen und Sinfonien. München: G. Henle Verlag 1978).
In seiner Köthener Zeit unterrichtete Johann Sebastian Bach seinen Sohn Wilhelm Friedemann; für diese Unterrichtssituation komponierte er im Jahre 1720 ein Klavierbüchlein, das die Quelle der heutigen Inventionen und Sinfonien darstellt. Gedacht waren die Inventionen als Klavierübungen, in denen die Unabhängigkeit beider Hände (bei gleichzeitig gesangvollem Spiel) trainiert werden sollte.
Der Tonumfang des zu analysierenden Werks beträgt drei Oktaven (C bis c³) und kann deshalb auch mit üblichen Cembali und Clavichorden gespielt werden.
Analyse
Es ist sinnvoll, die vorliegende Invention in 3 Abschnitte zu unterteilen, da insgesamt drei Kadenzen zu erkennen sind:
1. Takt 6: Kadenz in G-Dur
2. Takt 14: Kadenz in a-Moll
3. Takt 21: Kadenz in C-Dur.
Benutzt man als Einteilungskriterium diese Kadenzen, die übrigens alle vollkommene Ganzschlüsse sind, entstehen folglich drei Abschnitte, die sechs, acht und nochmals acht Takte lang sind.
Abschnitt 1: (Takt 1 bis 6)
Oberstimme:
Hier liegt das allgemeine Hauptgewicht dieses Stückes. Dieser Abschnitt beginnt in C-Dur mit dem Einfall (inventio, Motiv a). Das Anfangsmotiv beinhaltet alle Töne von C-Dur vom Grundton bis zur Quinte und bildet das Ausgangsmaterial für das ganze Stück, durch Sechzehntelnoten findet ein „Aufschwung“ bis zur Quinte statt. Neben dem Sechzehntelmotiv a beinhaltet Takt 1 noch ein weiteres Motiv, nämlich Achtelmotiv b, das einen Kontrapunkt bildet. Zusammen ergeben Motiv a und b das Thema der Invention.
Takt zwei ist nichts anderes als eine Modulation von Takt eins und steht in der Dominant-Tonart G-Dur. Die beiden Anfangsmotive werden hier quasi aufgegriffen und gleichzeitig beantwortet. Das Material der Takte 3 und 4 besteht aus Umkehrungen des Sechzehntelmotivs a, die zunächst fallend sequenziert werden. Diese Umkehrungen werden erst in Takt 5 durch eine Variation des Motivs b unterbrochen, bis die schon in Takt drei begonnende Sequenzierung weitergeführt wird (diesmal jedoch steigend). Abschnitt 1 endet schließlich mit einer G-Dur-Kadenz, die im wesentlichen aus einer gekürzten Umkehrung des Motivs a besteht.
Unterstimme:
Auffallend ist die genaue Imitation des Motivs a im Oktavabstand, und zwar parallel begleitend zum Motiv b der Oberstimme. Diese Imitation wiederholt sich auch in Takt 2 (Dominante), danach besteht die Unterstimme allerdings aus einer kontrapunktischen Achtelbegleitung. Nur am Anfang von Takt fünf wird das Motiv a kurz aufgegriffen.
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- Arbeit zitieren
- Michael Schönfelder (Autor:in), 1999, Kurzanalyse J.S. Bach: Inventio I in C-Dur (BWV 772), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/859